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Alt 01.09.2011, 22:36
Grandpa's Girl Grandpa's Girl ist offline
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Registriert seit: 01.09.2011
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Standard Zweites Tumorgeschehen pulmonal bei metastasiertem Prostatakarzinom?

Guten Abend liebe Forumsmitglieder,

ich wende mich an Euch bezüglich meines Opas, der an fortgeschrittenem Prostatakarzinom erkrankt ist. Bisher erfolgten Diagnosestellung, Einleitung einer Hormontherapie sowie Ausbreitungsdiagnostik. Im Moment soll das weitere Procedere festgelegt werden.

Die Krankengeschichte bis heute:

Wegen Appetitlosigkeit, gehäuftem Aufstoßen sowie ständig bitterem Geschmack im Mund suchte mein Opa den Allgemeinmediziner auf. Dieser erteilte eine Überweisung zum Internisten mit Bitte um Durchführung einer Magenspiegelung sowie Anfertigung einer Abdomensonografie. In Bezug auf die Indikationsstellung blieben die Untersuchungen ohne Befund, jedoch wurde bei der Sonografie eine deutlich vergrößerte Prostata festgestellt, weshalb mein Opa sich einen Termin beim Urologen holte.

Nach initialer Untersuchung wurde Tamsublock 0,4 mg verordnet und Blut abgenommen - zur PSA-Wert-Prüfung. Und da kam der erste Schock. Der Wert lag bei 620 ng/ml. Er wurde zur Prostatastanzbiopsie eingewiesen. Die Diagnose war wie zu erwarten: Adenokarzinom der Prostata (6 von 12 Stanzzylindern betroffen, nur rechter Seitenlappen).

Es wurde eine Hormontherapie eingeleitet (GnRH-Analogon). Zur Ausbreitungsdiagnostik erfolgten eine Ganzkörperskelettszintigrafie sowie ein CT Thorax und Abdomen. In der Szintigrafie fand sich eine ausgedehnte Skelettmetastasierung (osteoblastisch) vor allem im Brustwirbel 12 sowie Lendenwirbel 1 mit Verdacht auf eine mögliche pathologische Fraktur in näherer Zukunft. Das CT ergab eine generalisierte intrapulmonale Metastasierung, eine große mediastinale Raumforderung sowie Lymphome hilär und iliacal. Das Prostatakarzinom wurde als infiltrierend in Blasenhinterwand sowie Samenblasen beschrieben.

Nach Besprechung des Falls in der Tumorkonferenz wurde eine stationäre Einweisung zur Einleitung einer onkologischen Therapie empfohlen. Hier erfolgte bisher (fast) nur Diagnostik. Einzig eine Infusion mit Bisphosphonaten (Zometa 4 mg) wurde gegeben.

Ansonsten wurde zuerst ein Schädel-CT durchgeführt (unauffällig bis auf ein Meningeom parafalzin links frontal - ohne therapeutische Konsequenz wie ich annehme).

Größere Sorge bereitete aber die mediastinale Raumforderung. Versucht wurde eine Bronchoskopie, die jedoch keinen Tumornachweis, dafür aber sekundäre Tumorzeichen mittlere/untere Trachea ergab. Danach sollte zur genaueren Bestimmung eine Mediastinoskopie durchgeführt werden, die aber - wegen zu hohem Risiko - wieder verworfen wurde. Stattdessen erfolgte eine CT-gestützte Punktion einer Raumforderung der linken Lunge. Doch auch hier konnte keine Malignität festgestellt werden. Nun ist eine erneute Punktion der Lunge geplant zur Klärung Metastase/zweites Tumorgeschehen (Bronchialkarzinom?).

Das Problem ist allerdings (und hiermit kommen wir nun auch zur Fragestellung): Selbst wenn die zweite Lungenpunktion einen eindeutigen Nachweis bringt, muss die mediastinale Raumforderung doch nicht zwangsläufig mit den Rundherden der Lunge zusammenhängen?

Noch kurz zum Patienten an sich: Mein Opa ist 68 Jahre, hat bis auf die tumorbedingte Blasenentleerungsstörung und mäßig-starke, tagesabhängige Rückenschmerzen keine größeren Beschwerden, ist alles in allem ziemlich fit und geistig rege. Er hat allerdings schon seit jungen Jahren Atemnot, früher bei Belastung, seit einigen Jahren auch in Ruhe, mit der er aber umzugehen gelernt hat.
Selbstverständlich ist er seit Beginn der Erkankung ruhebedürftiger, erschöpfter und müder geworden, braucht längere Erholungsphasen.

Bisheriges Staging:

Tumorklassifikation: cT4 Nx M1 (Os sacrum, Pulmo) G2
Gleason score: 7=3+4 (40%)
PSA total: 970
Metastasenlokalisation: BWK 12, LWK 1, LWK 2, Os sacrum, Os ilii beidseits, mediastinale und hiläre Lymphknotenvergrößerung, Pulmo


Ich weiß das die Prognose nicht besonders gut ist. Ich hoffe aber dass hier im Forum vielleicht eine Diskussion über die möglichen Zusammenhänge der einzelnen Befunde entstehen kann.

Vielen Dank für das Lesen meines Beitrags.
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  #2  
Alt 02.09.2011, 04:30
SelmaM SelmaM ist offline
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Registriert seit: 14.03.2008
Beiträge: 42
Standard AW: Zweites Tumorgeschehen pulmonal bei metastasiertem Prostatakarzinom?

moin moin

1. verständlich ist die Sorge um geliebte Angehörige, umso schlimmer die Ohnmacht, die man ob einer solchen Diagnose empfindet
2. aus eigener Erfahrung kann ich nur dazu raten, NIE zu schwarz zu sehen und immer auf Lebensqualität zu achten, so gut das geht
3. auch hier im Forum finden sich z.T. üble Tumorformeln und Diagnosen, wo Betroffene aber dennoch gut damit leben oder man ihnen helfen konnte durch OP,
Bestrahlung, Chemo usw., es ist meist nie so aussichtslos, wie man es im ersten Moment vermutet, wenn man Diagnosen und Prognosen hört und vergleicht
4. allerdings sollte man gerade ältere Menschen auch nicht "kaputt-therapieren", deshalb ist das Gespräch mit den Ärzten immer und immer wieder auch so immens wichtig
5. Metastasen, so schrecklich das Wort auch klingt, sind (wenn sie sich nicht gerade im Hirn befinden) oft besser zu behandeln, als Primärtumore und hier leistet die moderne Medizin schon Beachtliches
6. alle guten Wünsche für Sie und Ihren Opa

Grüsse in die Nacht
__________________
~ Dummheit geht oft Hand in Hand mit Bosheit. ~ [Heinrich Heine]

Geändert von SelmaM (02.09.2011 um 04:31 Uhr) Grund: Grammatikfehler :-)
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  #3  
Alt 14.09.2011, 16:35
Grandpa's Girl Grandpa's Girl ist offline
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Registriert seit: 01.09.2011
Beiträge: 4
Standard AW: Zweites Tumorgeschehen pulmonal bei metastasiertem Prostatakarzinom?

Hallo!

Vielen Dank für Ihre Antwort. Nun komme ich nach längerer Zeit mal wieder dazu etwas zu schreiben.

Ich bedanke mich für den Trost und die guten Wünsche. Sie haben völlig Recht, im ersten Moment der Diagnosestellung habe ich schwarz gesehen. Die Zeit danach war höllisch. Jedoch muss ich sagen, das der erste Schock überwunden scheint. Was vielleicht auch daran liegt, das die nervenzerreißende Diagnostik überstanden und mein Opa wieder daheim ist.

Dazu gleich ein kleines Update:
Die Hormontherapie scheint anzuschlagen. Nach der ersten Injektion ist der PSA-Wert von 970 auf 319 ng/ml gesunken (was natürlich immer noch ein schrecklicher Befund, in diesem Fall aber wirklich gut ist).

Bei der zweiten CT-gestützten Biopsie des Lungenherdes ergab die histologische Untersuchung Anteile eines mäßig differenzierten Adenokarzinoms, der Befund ist vereinbar mit einer Metastase des bekannten Prostatakarzinoms. Was eigentlich nicht der schlechteste Fall ist, da damit zumindest ein zweites Tumorgeschehen (Bronchialkarzinom) ausgeschlossen ist.

Weiterhin unklar ist die mediastinale Raumforderung, die durch ihre Lage nicht/nicht ohne hohes Risiko biopsiert werden kann. Der ganze Fall wird allerdings in 3 Wochen noch einmal in der interdisziplinären Tumorkonferenz besprochen, wo entschieden wird ob dieses Areal eventuell noch bestrahlt werden soll. Falls nicht werden wir nur engmaschig kontrollieren können ob der Herd weiterwächst oder nicht.

Zur Zeit greift als alleinige Therapie also die Hormontherapie, zusätzlich bekommt mein Opa monatlich die Zometa-Infusion. Er ist sehr glücklich damit das ihm vorerst die Chemo erspart bleibt und vor allem freut es ihn wieder zu Hause zu sein.
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Stichworte
lungenkrebs, lungenmetastasen, metastasen, prostatakrebs


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