Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 10.06.2004, 04:56
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Zum Sterben nach Hause geschickt

Hallo, Ihr Lieben,

ich habe viele Eurer Einträge gelesen und mich schon ein paar Mal ins Forum eingetragen, da mein Vater (64) auch an Leberkrebs erkrankt ist.
Seine Geschichte in Kurzform
- Diagnose: 8 cm Tumor mit vielen Metastasen (März 04)
- Ärzte der Uni Leipzig: wir können nichts mehr tun
- nach langer Suche hab ich einen Professor der Berliner Charite erreicht, der eine lokale Chemo (über Port) eingeleitet hat
- nach der 2. Chemo Komplikationen: Wasser im Bauch, wieder KH

Gestern erhielten wir die Nachricht, die Chemo wird abgebrochen, da die Leber zu sehr belastet wird (er ist auch unheimlich gelb und abgemagert), außerdem hat der Tumor nicht darauf angesprochen.
Heute wird er nach Hause geschickt.

Meine Frage an Euch: was kann ich für ihn tun?
Welche Präperate (naturheilkundliche?) könnt Ihr empfehlen?
Wer weiß von sinnvollen Kuren oder Therapien in solchen aussichtslosen Fällen?
Gibt es irgendetwas, das seinen Alltag noch erleichern kann?

Ich will nicht akzeptieren, daß wir untätig zusehen müssen, wie er stirbt.

Viele Grüße,
Holger
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 10.06.2004, 19:37
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Zum Sterben nach Hause geschickt

Lieber Holger,

mit facherlicher Auskunft kann ich leider nicht helfen. Dein Satz, was kann ich für ihn tun, hat mich bewegt, Dir zu schreiben. Bei meiner Mama hat man Darmkrebs mit Leber- u. Bauchhöhlenmetastasen festgestellt und kann medizinisch nichts mehr für Sie tun. Auch sie kehrte "zum Sterben" nach Hause zurück. Z. Zt. lerne ich, dass das, was ich als Gesunde für richtig halte, und ich habe Stunde um Stunde hier gelesen, um zu lernen, bei Ihr auf taube Ohren stößt. Sie als Betroffene hat ein ganz anderes Empfinden. Es fällt mir sehr schwer, Ihre Entscheidungen zu respektieren. Ich versuche nun, Ihr mit viel Liebe und Pflege über den letzten Lebensabschnitt zu helfen. Doch glaube mir, es ist sehr, sehr hart. Man muß lernen, die Würde des Erkrankten nach dessen Maßstab und nicht nach eigenem Denken zu sehen. Vieles, was ich in der täglichen Pflege für wichtig halte, ist Mama vollkommen egal. Oft empfinde ich mich selber als ungerecht, wenn ich meine, es müsse Ihr etwas bedeuten, ob sie frische Wäsche trägt, sauber gewaschen ist und vielleicht nochmal für einige Minuten am Tisch sitzen kann, ob dieses oder jenes den Hunger anregt oder welches Schmerzmittel wirklich helfen könnte usw., statt im Bett zu liegen und auf das erlösende Sterben zu warten. Dann wieder meine ich, es liegt an mir, irgendetwas zu finden, dass sie dazu ermuntert, die letzten Monate so zu kämpfen wie sie es eigentlich ihr ganzes Leben lang getan hat. Ich würde gerne glauben, dass sie die Stärkte hat, die sie nach aussen zeigt, und kann es nicht. Ständig zweifle ich an mir und meine, ich finde nur nicht die richtigen Worte, um an Ihren wahren Gedanken teilhaben zu dürfen.

Ich wünsche Dir, dass Du (wie ich mittlerweile) erkennst, wichtig ist, was Dein Vater akzeptiert..und das müssen wir Gesunden dann akzeptieren. Trotzdem werde ich nicht aufgeben, nach Wegen zu suchen, die meiner Ma ihr Leben erleichtern könnten und von denen ich sie überzeugen kann.

Ich wünsche Dir und Deinem Vater die Kraft, die Ihr in der kommenden Zeit braucht und einen guten gemeinsamen Weg.
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 12.06.2004, 17:25
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Zum Sterben nach Hause geschickt

Hallo Bigi ; hallo Holger,

in der selben Sitution wie Ihr befinde ich mich - nur uns sagt keiner : zu sterben nach Hause geschickt. Mein Vater ( Magen - Darm - Leber und Metas in Bauchfell ) nimmt keine Nahrung mehr auf und keine Flüssigkeit : Aber niemand sagt uns was los ist.
Ich denke -träume - jede Minute davon und finde Deine Erkenntnis Biggi zwar schmerzvoll - aber höchst sensibel. Wie können wir wissen was in solchen Momenten wichtig ist für den Betroffenen ??
Es tut so weh und keiner kann einem Sagen was die richtige weise des Umgangs ist.
Eine Umarmung - und das Wissen wir sind nicht alleine mit unserer Hilflosigkeit und Betroffenheit

ade04
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 14.06.2004, 15:13
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Zum Sterben nach Hause geschickt

hallo zusammen,

ich habe dass, was ihr zu zeit erlebt mit meiner mutter seit juni letzen jahres durchgemacht. ich weis wie ohnmächtig man sich fühlt, wenn kein mensch dir hoffnung geben kann. meine mutter ist im mai diesen jahres verstorebn und ich kann im nachgang sagen, dass wichtigste ist, dass der geliebte mensch nicht alleine ist und in würde abschied nehmen kann. bei leberkrebs ist medizinisch in den meisten fällen leider nichts zu machen. meine mutter hatte glücklicherweise keinen langen leidesweg und war die meiste zeit schmerzfrei. in den letzten wochen ihres lebens war es ihr nur wichtig einen lieben menschen um sich zu haben. ich kann nur die empfehlung geben, diese möglich zu machen. ich bin dankbar, dass ich in ihren letzten stunden so nah bei ihr sein durfte.
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 15.06.2004, 20:48
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Zum Sterben nach Hause geschickt

Hallo, Ade,

vor 3 Jahren wurde meine Ma operiert. Damals hat sie "alles alleine geregelt". Und ich glaube, wir waren unbewusst ganz froh und haben den Kopf in den Sand gesteckt. Jetzt bin ich hart aufgewacht und habe pausenlos nach dem Arzt und den Untersuchungsergebnissen gefragt. Ich hatte Glück im Unglück, er sprach sehr offen mit mir und fragte auch, wie ehrlich er mit meiner Ma sprechen kann. Es ist zwar unerträglich schmerzlich, aber wir wissen, woran wir sind. Bedingt dadurch können wir uns Beide auf das vorbereiten, was unweigerlich kommt. Die schönen Momente, die wir erleben, geniessen wir noch intensiver. Wenn niemand mehr helfen kann, sollte glaube ich, nur noch der Kranke entscheiden, was für ihn zählt. Aber bei dem kleinsten Fünkchen Hoffnung, würde ich kämpfen, um meiner Ma neuen Lebensmut zu vermitteln.

Dir und Deinem Vater wünsche ich die nötige Kraft und alles erdenklich Gute

Liebe Grüße Biggi

@Petra

Vielen lieben Dank für Deine Zeilen. Ich denke auch, dass die Nähe sehr sehr wichtig ist. Leider bin ich berufstätig und sehe Ma nur abends. Aber diese zeit koste ich aus. Zum Glück steht meine Familie da voll hinter mir.

Es tröstet mich, zu wissen, dass wir kein Einzelfall sind, und das, was andere geschafft haben, packen wir auch.

Liebe Grüße

Biggi
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 23.06.2004, 22:08
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Zum Sterben nach Hause geschickt

Hallo, Ihr Alle,

bin auch in so einer Situation. Fahre am Wochenende wieder zu meinem Bruder. Er hat Leberkrebs im Endstadium. Er schläft total viel und ist manchmal scho ein bisschen durcheinander.Er ist sehr schwach. Das schlimmste ist, dass er nicht über seine Krankheit mit uns sprechen will. Naja,da müssen wir durch!(:-(
Aber es ist schön, dass er zu Hause sein kann! Die ganze Atmosphäre ist besser als im KH.

Liebe Grüße, Petra
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 25.06.2004, 13:47
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Zum Sterben nach Hause geschickt

Hallo Ihr alle,

vorgestern Abend ist mein Vater friedlich im KH eingeschlafen, wir waren dabei und konnten uns verabschieden.
Es ist vorbei.
Und ich möchte mich zunächst von diesem Forum verabschieden.
Vielen Dank für Eure Antworten und die tröstenden Worte.
Es ist gut, daß es das Forum gibt.

Holger
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 05:15 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55