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  #1  
Alt 25.06.2011, 19:12
jenney88 jenney88 ist offline
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Registriert seit: 25.06.2011
Beiträge: 4
Standard Ich fühle mich so schlecht.....

Hallo, ich bin Jenny, 23 Jahre alt.
Ich muss direkt zu Anfang sagen das meine Großeltern das wichtigste auf dieser Welt für mich sind!
Ich bin ausgelernte Krankenschwester, studiere nun Medizin Management, arbeitete während meiner Ausbildung lange auf einer Onkologie und kenne mich dadurch etwas aus.
Vor knapp einem Jahr wurde mein Opa plötzlich krank, alles Begann aus heiterem Himmel mit einem Epileptischen Anfall, dies war uns bei ihm vorher nicht bekannt. Er kam auf eine Neurologische Station und da man keine Anhaltspunkte fand, wurde er mit einem Standard Medikament entlassen.
Er hatte eine starke Schwindelsymptomatik und verlor einen Teil seiner Lebensqualität, seine Hausärztin senkte daraufhin die Dosis etwas ab.
Viele Monate hatten wir ruhe, doch dann platzte ihm plötzlich eine Krampfader am Fuß und er krampfte erneut.
Wieder kam er ins KH und bekam ein neues Medikament verordnet.
Kurze Zeit später erlitt er eine Synkope ( Bewusstlosigkeit ), ich dachte sofort daran das es durch den hohen Blutverlust gekommen wäre...
Man stellte Herzrhythmusstörungen fest, verschrieb ihm Tabletten ( wie immer! ) Und er kam nach hause... Meine Eltern und ich entschieden uns nun dazu meine Großeltern zu uns zu nehmen, da meine Oma seit 2 Jahren an Demenz leidet, bedingt durch einen Schlaganfall. Nun häuften sich diese Synkopen immer und immer mehr. Ständig mussten wir den Notarzt rufen und dachten ihn nicht mehr retten zu können. Letzten Montag war ich mit Oma & Opa alleine, wie aus dem nichts bekam er wieder einen Anfall. Diesmal hatte ich echt keine Hoffnung mehr, ich dachte er würde sterben. Doch wiedereinmal konnte ich ihn mit letzter Kraft hier halten.Er wurde auf eine Kardiologische Station gebracht, in dem selben Haus wo meine Mutter arbeitet, ebenfalls als Krankenschwester.
Aus neugier sprachen wir den Oberarzt an, der mit meiner Mutter auf einer Station arbeitet, beide sind gut befreundet. Er öffnete sofort über den PC die Akte meines Opa´s, und verstummte. Das Röntgenbild sah verändert aus, ich sah sofort einen Tumor, und las als Diagnose " V.a. Bronchialkarzinom".... Meine Panik war nun, das mein Opa es erfahren würde, denn durch seine plötzlich stark eingetretende Arthrose verlor er seine Lebenslust, er saß das letzte Jahr im Rollstuhl, und gab sich bereits fast auf.
Meine Mutter und Ich entschieden uns am nächsten Tag die Ärztin der Kardiologie anzusprechen, wir fragten ob sie den Verdacht bereits gesehen hätten, die Frau flippte fast aus und wollte ohne meinen Opa nicht mit uns sprechen, da wir aber eine Gesundheitsvollmacht haben musste sie es.
Sie wollte Opa informieren... Bis heute passierte aber nichts...
Mein Opa schwebt also im ungewissen. Gestern lief das CT, leider erst nur von der Lunge, auch das CT sieht schwer nach einem Karzinom aus.
Ich bin mir zu 98 % sicher das es ein Karzinom ist, die Symptomatik passt total, veränderter Raucherhusten, zeitweise blutiges Sputum etc.
Desweiteren denke ich drüber nach ob die Krampfanfälle nicht ggf. Hirnmetastasen seien könnten... Es hört sich grausam an, was ich alles denke, aber mir hilft es vorzudenken und zu planen...
Montag will ich mal wieder die Ärztin abfangen und sie bitten meinem Opa erstmal nichts zu sagen, er ist 82 Jahre alt, und ich weiss das er sich ganz aufgibt und nicht mehr lange bei mir ist wenn er erfährt was los ist!
Natürlich habe ich auch ein schlechtes Gewissen ihm alles zu verheimlichen, aber was soll ich tun? Eine OP ist bereits ausgeschlossen, da er inoperabel gilt. Die einzige Möglichkeit wäre eine Bestrahlung, aber uns wurde gesagt das wir damit nur 3 Monate das Leben verlängern werden.
Ich überlege nichts mehr machen zu lassen, um ihm die letzte Zeit so angenehm wie möglich zu machen, denn die Strahlen Pat. die ich kannte klagen über Schwäche, Schmerzen etc.
Meine Frage an euch, was haltet ihr für besser, ihm was sagen? Oder eher nicht? Was habt ihr für Erfahrungen mit Bestrahlung? Ich danke euch jetzt schon sehr für eure Antworten! Lg, Jenny
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  #2  
Alt 25.06.2011, 20:21
Rosinchen Rosinchen ist offline
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Registriert seit: 23.06.2011
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Beiträge: 122
Standard AW: Neu hier

hallo, Jenny
schön das du deine Großeltern so liebst. Tue alles für sie, den es bleibt nicht mehr viel Zeit.
Ich kann nur von meinen Erfahrungen mit der Wahrheit sagen erzählen, dass es nicht immer richtig ist, alles zu sagen. Meine Mutter hatte ihr lebenlang Angst vor Krebs gehabt, weil alle ihre und die von meinem Vater Angehörigen an Krebs gestorben sind, außerdem hatte sie im Krieg eine infektiöse Gelbsucht und hatte immer schlechte Leberwerte. Kurz und gut, sie erkrankte an Leberkrebs und als es entdeckt wurde, war nichts mehr zu machen. ich bat die Ärzte im KH nichts meiner Mutter zu sagen, wie schlimm es ist und das es Krebs ist und was taten sie....... sie sagten es ihr und damit endete ihr Leben. Sie hatte sich völlig aufgegeben und starb 3 Monate später, weil sie sich auch nicht mehr behandeln lassen wollte.

So ist das liebe jenny mit der Wahrheit, du musst entscheiden, was besser für deinen Opa ist
ich wünsche dir viel, viel Kraft
würde mich freuen, wenn du mal wieder schreiben würdest, hilft dir vielleicht auch ein bisschen
Rosi
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  #3  
Alt 25.06.2011, 20:57
jenney88 jenney88 ist offline
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Registriert seit: 25.06.2011
Beiträge: 4
Standard AW: Neu hier

Ja, so ist es leider, das deutsche Gesundheitssystem, die Ärztin sagte mir das man es nicht verheimlichen könne, es wäre ja schließlich sein Recht zu erfahren wie krank er ist. Damit hat sie natürlich einerseits recht, aber macht sie sich keine Gedanken darüber das sie wenn sie ihm das vor den Kopf knallt sein Leben enorm verkürzt? Sie wird es ihm sagen, ich habe das Gefühl das Montag der schlimme Tag kommen wird, sie wird es ihm vor den Kopf knallen und dann das Zimmer verlassen, 2 Min., dann wird alles an mir hängen bleiben, ich überlege seitdem ich weiss das mein Opa schwer krank ist, wie ich reagieren soll, soll ich mit ihm weinen? Soll ich stark bleiben und alles schön reden? Was soll ich tun? Ich hätte wirklich niemals gedacht das mein Opa so krank wird... Das schlimme was noch hinzu kommt ist das der Mann meiner Patentante vor zwei Jahren an Lungenkrebs verstorben ist, mit gerademal 50 Jahren! Mein Opa weiss also wie die Krankheit verläuft und was für Qualen bevor stehen!
Mir graut es vor der nächsten Zeit! Mein Studium hab ich in Gedanken erstmal auf Eis gelegt...

@ Rosi: Danke für deine schnelle Antwort und für deinen Rat, so weiss ich das ich ggf. nicht ganz falsch liege mit dem Gedanken lieber nichts zu sagen... Ich wünsche dir ganz viel Kraft und den Kampfgeist durchzuhalten und wenigstens einen Teil deines alten Lebens zurück zu gewinnen! Ich habe meinem Opa in den letzten Tagen immer gesagt das man das beste aus allem machen muss, es ist wahrscheinlich kein Trost und es baut ggf. nicht richtig auf, aber man muss sich immer vor Augen halten das es doch noch Menschen gibt, denen es schlechter geht. Mein anderer Opa ist mit 46 Jahren verstorben, vielleicht muss man dankbar sein für die Zeit die man mit einem Menschen hatte oder die man erleben durfte, auch wenn dann so eine schwere Zeit mit so einer schlimmen Krankheit folgt... Lieben Gruß, Jenny

PS: Ich hoffe das ich den richtigen Bereich für meinen Beitrag gewählt habe, ansonsten Entschuldige ich mich hiermit und bitte um Verschiebung?! Kann durchaus verstehen wenn sich jemand durch Beiträge von "Hinterbliebenen" gestört fühlt... Sorry!

Geändert von jenney88 (25.06.2011 um 21:44 Uhr) Grund: Das "PS" fehlte...
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  #4  
Alt 25.06.2011, 23:06
undine undine ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.11.2010
Ort: Elmshorn
Beiträge: 910
Standard AW: Neu hier

Liebe Rosi,

ich hoffe, dass du hier Menschen finden wirst, mit denen du "quatschen" kannst. Und vielleicht sogar auch wieder lachen.

Ich bin zwar Angehörige, aber selbst seit Kindheitstagen extremst Krankheits-erfahren. Die Befangenheit "der Gesunden" ist manchmal schwierig zu ertragen, auch wenn sie seltenst böse gemeint ist.
Ich bin damit immer sehr offensiv umgegangen und meine Ma tut es auch. Viele ziehen sich zurück, aber es bleiben Menschen - ob "live" oder "virtuell" im Internet, bei denen man ich selbst sein kann.
Durch deinen Beruf hast du eine klar definierte Identität gehabt, und ich kann mir vorstellen, wie schwierig es ist, eine neue zu finden, die sich auch nicht nur darauf beschränkt, "die Kranke" zu sein, zumal dich Menschen, die dich länger kennen, an deiner vorherigen Identität messen werden.

Aber das spielt keine Rolle! Auch wenn du jetzt nicht lachen kannst, so bist du die Rosi, die so stark ist, dass sie das alles ertragen hat bis hierhin, die hilfsbereit und warmherzig ist, denn du hast jetzt, in deinem Thread, jemand anderen deine Hilfe und deine Aufmerksamkeit gegeben, und die vor allem versucht, sich einen Weg zu suchen, ihr Leben wieder zu finden.
Sonst hättest du hier nicht geschrieben.

Ganz liebe Grüße, Undine
__________________
_________________________

Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
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  #5  
Alt 26.06.2011, 23:08
Reinhard Reinhard ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 03.02.2009
Beiträge: 834
Standard AW: Ich fühle mich so schlecht.....

liebe jenny.

ich finde, prognosen sollten nur auf fragen verbreitet werden.

diese 3 monate sind ja auch nur ein erfahrungsmittelwert, der 3 wochen oder auch 3 jahre bedeuten kann.

meiner erfahrung nach, zieren sich die ärzte sehr, solche prognosen zu ergeben und reden sich eher damit heraus, dass das eben bei jedem anders sei.

schönreden ist sicher genauso falsch wie schwarzmalen, nur noch über schmmerz und tod reden genauso falsch wie das thema ignorieren.

ob bestrahlungen sinnvoll sind, musst du mit dem arzt und dem patienten besprechen.

es ist wahrscheinlich auch ein psychologisches moment, ob er sich nicht abgeschrieben fühlt, wenn keine therapie mehr gemacht wird.

die gehirnbesirahlung empfand ich als nicht so belastend.

wie es ohne gewesen wäre, kann ich nicht sagen.

liebe grüße reinhard

Geändert von Reinhard (26.06.2011 um 23:46 Uhr)
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  #6  
Alt 05.07.2011, 23:10
jenney88 jenney88 ist offline
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Registriert seit: 25.06.2011
Beiträge: 4
Standard AW: Ich fühle mich so schlecht.....

Danke Reinhard für deine Antwort! Heute war der grausame Tag, die Ärztin hat meinem Opa gesagt das was in der Lunge ist was evtl. ein Tumor ist... Es ist ja eigentlich schon klar das es sich um einen Tumor handelt... Na ja ich glaube mein Opa hat nicht wirklich verstanden was Sache ist, ich wollte es aber nicht in klare Worte fassen und es ihm erklären...
Morgen findet eine Untersuchung in Vollnarkose statt, bei dem der Lymphknoten punktiert wird, da dieser auch vergrößert ist...
Vollnarkose! Mir graut es wirklich davor, die Sorge ob alles gut geht...
Aber Morgen oder spätestens Übermorgen weiss ich dann ob Kleinzeller oder nicht - kleinzeller....
Euch allen alles Liebe & Gute!
Gruß Jenny
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  #7  
Alt 05.07.2011, 23:12
jenney88 jenney88 ist offline
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Registriert seit: 25.06.2011
Beiträge: 4
Daumen hoch AW: Ich fühle mich so schlecht.....

:....Mittlerweile weiss ich schon das sich im Körper keine Metastasen befinden! Immerhin etwas gutes!
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