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  #1  
Alt 28.12.2003, 14:49
Andrea21
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Standard 6 Monate sind viel zu kurz!

Mein Vater ist 62 Jahre alt geworden, er verstarb am 20. Dezember 2003.
Im Juni ging mein Vater zum Arzt wegen Durchfall und Blut im Stuhl, sein Ärztin konnte nix feststellen. Da mein Vater 03/98 und 03/03 eine Beinvenenthrombose hatte, kontrollierte die Ärztin auch sein Blut, da stellte sich heraus das sein Quick-Wert (Gerinnung des Blutes) bei 9 lag. Ein gesunder Mensch hat einen Quick-Wert von 90-100, da kann man sich mal vorstellen, das mein Vater hätte auch verbluten können. Er kam gleich ins Krankenhaus, sie machten viele Untersuchungen. Die erste Diagnose war, das er eine Gastritis (Magenentzündung) hat, nach vielem hin und her, haben sie dann noch eine Coloskopie (Darmspiegelung) gemacht, dabei stellte sich heraus das mein Vater Colonkarzinom hat also Dickdarmkrebs. Für unsere Familie war es ein Schock, ich selber bin in der Ausbildung zur Kinderkrankenschwester und stehe kurz vor dem Examen, für mich brach eine Welt zusammen.
Von da an ging alles ganz schnell. Am 02. 07. 2003 wurde mein Vater operiert er bekam eine Helikolektomie (Name der OP). Er lag dann noch drei Tage auf der Intensivstation und es war eine bange Zeit, denn es war eine sehr grosse OP.
Nach der OP lag mein Vater noch ca. 1 ½ Wochen auf Normalstation (Chirurgie). Kurz darauf, also Ende Juli bekam mein Vater auch schon die erste Chemotherapie.
Für uns alle war klar, das er die OP gut verkraftet hatte, aber an der Chemotherapie zweifelten wir alle, ob er das auch schafft. Vor allem hatte ich erfahren das es in Deutschland so eine Art Standart gibt, und mein Vater hätte gar keine Chemo bekommen brauchen, eine genaue Begründung warum jetzt eine Chemo stattfindet stand nie in einem Arztbrief drin!
Sechs Chemo’s hatten sie gesagt muss er durchstehen. Die erste war ok, nach der zweiten wollte er schon abbrechen, weil er nichts mehr essen konnte, doch wir alle haben gesagt lass dich nicht hängen, ziehe durch! Mein Vater hat nie Tabletten bekommen damit er etwas essen konnte, da sich ja in seiner Mundschleimhaut ein Pilz gebildet hatte. Ich musste mich kundig machen was Krebspatienten für Medi’s bekommen und habe dann drauf bestanden das mein Vater Amphomoronal® (Suspension für den Mund damit er besser essen kann) einnehmen soll. Diese Suspension hat er nicht bekommen aber Tabletten, immerhin.
Die zog sich über die gesamten Chemoblöcke, es war immer ein riesen auf und ab gewesen, während der Chemo ging es ihm gut und dann als er entlassen wurde (Chemo fand stationär statt, eine Woche) ging es ihm fort an dreckig, er hatte in den drei Wochen dazwischen immer Gewichtsschwankungen von knapp 10 kg. Da ist es klar das das der Körper auf die Dauer nicht aushält.
Am 12. Dezember 2003 hatte er den letzten Tag seiner gesamten Chemo. Wir alle waren so unheimlich froh gewesen. Da ich selber ca. 700km weit weg von meinen Eltern die Ausbildung mache, habe ich mich um so mehr gefreut mit ihm dieses Jahr Weihnachten zu verbringen, doch es kam alles anders.
Am 18. Dezember 2003 ging es meinem Vater nicht sehr gut, er verbrachte fast die ganze Zeit im Bett. Meiner Mutter viel auf das er ganz komisch atmete, sie rief dann in den frühen Morgenstunden des 19. Dezember 2003 den Notarzt, mein Vater wurde gleich ins Krankenhaus gebracht. Dort eröffneten die Ärzte meiner Mutter das mein Vater sterben wird, er hat wohl auch schon damit angefangen. Meine Mutter rief mich in meiner Klinik an und ich machte mich sofort auf den Heimweg. Abends waren wir dann alle (meine Schwester mit Mann und Kind und meine Mutter) noch einmal bei unserem Vater. Er erkannte uns alle, drückte auch die Hand. Als wir uns verabschiedeten meinte ich noch er soll sich zusammen reissen, ich wollte ihn Weihnachten überraschen und mit ihm gemeinsam feiern! Gegen Mittag des 20. Dezember 2003 sind wir wieder in die Klinik, meine Mutter und ich, er war noch am Leben, hat uns auch erkannt, aber dann verdrehte er mit einmal die Augen und begann seinen letzten Teil des Sterbens in unseren Armen. Wir waren dabei gewesen und es tat uns sehr gut. Wir wussten er war nicht allein gewesen als er von uns gegangen ist.
Am 23. Dezember 2003 fand die Beerdigung meines Vaters statt.
6 Monate sind viel zu kurz bei dieser Krankheit, er hatte ja noch nicht mal Metastasen. Ich kann es nicht begreifen!
glaschick-andrea@web.de
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  #2  
Alt 28.12.2003, 18:40
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Standard 6 Monate sind viel zu kurz!

du hast recht es erscheint unglaublich. es tut mir sehr leid für dich und deine familie - zu begreifen ist das nicht. ist es ein trost wenn du dir vorstellst schlimmeres leid ist deinem vater erspart geblieben? vielleicht nicht heute - aber morgen kannst du trost darin finden. es ist eine schlimme erkrankung , bei der man nie weiß was sich wie enwickeln wird - jeden tag ist man aufs neue gefaßt - so geht es uns - seit 16 monaten darmkrebs und filialen überall - aber eine vorhandene lebensqualität dank guter ärzte - aber immer die frage : was ist morgen ? ich weiß nicht was besser ist ..
ihr konntet abschied nehmen und das ist gut so und vielleicht das wertvollste - obwohl damit umzugehen wüßte ich auch nicht - fühle aber ganz große nähe zu eurem schmerz und

sonst fehlen mir die worte.
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  #3  
Alt 29.12.2003, 01:38
Andrea21
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Standard 6 Monate sind viel zu kurz!

Ich kann es nicht begreifen, das mein Dad nicht mehr bei uns ist. Es ist jetzt eine Woche her als mein Vater starb, aber je weiter die Zeit zieht, desto unwahrscheinlicher wird es das ich meinen Dad nie wieder sehen werde. Mein Dad hat sich so sehr einen Partner an meiner Seite gewünscht, nur dies konnte ich ihm nicht bieten. Auch tut es mir in der Seele weh, das mein Dad meine späteren Kinder nie sehen wird, auch wird er nie bei meiner Hochzeit dabei sein. Daran darf ich gar nicht denken, es tut so unwahrscheinlich weh!
Mein Elternhaus liegt genau neben dem Friedhof auf dem mein Vater jetzt beerdigt wurde. Ich kriege Horrorvorstellung wenn ich daran denke wie mein Vater in der Erde "vergammelt" und wir sitzen noch nicht mal 20m weiter in unserem Haus. Klar er ist in unserer Nähe nur kann ich es einfach nicht begreifen.
Warum nur musste es so schnell gehen. Mit der Krankheit konnten wir gut leben, aber das jetzt alles wird mir zu viel.
Sein grösster Wunsch war es das ich meine Ausbildung erfolgreich beenden werde (mein Examen ist im Sommer 2004), doch habe ich solche Angst ihm diesen Wunsch nicht erfüllen zu können!
Krebs ist eine Heimtückische Krankheit!
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  #4  
Alt 08.01.2004, 09:45
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Standard 6 Monate sind viel zu kurz!

Andrea:
Erlaubst Du mir die Frage, in
welchem Stadium (1-4) der Krebs
zum Zeitpunkt der Diagnose war ?
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  #5  
Alt 08.01.2004, 13:22
Andrea21
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Standard 6 Monate sind viel zu kurz!

Hi,

sein Stadium war T3, N0, M0 sie konnten aber alles entfernen!
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  #6  
Alt 08.01.2004, 21:20
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Standard 6 Monate sind viel zu kurz!

Mir fehlen auch die Wort nach dem Lesen
dieser Geschichte. Ich kann Dir nur mein
Beileid aussprechen.
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  #7  
Alt 09.01.2004, 17:49
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Standard 6 Monate sind viel zu kurz!

Danke für dein Beileid,
es ist nicht einfach gewesen das alles zu erleben, aber mir persönlich geht es jetzt richtig gut. Ich brauch mir keine Sorgen mehr machen um meinen Dad. Ich weiss das es ihm jetzt so mehr so schlecht geht wie vor oder während dem halben Jahr was wir alle gemeinsam durchgemacht haben.
Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit.
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  #8  
Alt 10.01.2004, 18:09
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Standard 6 Monate sind viel zu kurz!

Nichts zu danken.
Trotz allem wünsche ich Dir das Beste
für das Examen.
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  #9  
Alt 11.01.2004, 01:54
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Standard 6 Monate sind viel zu kurz!

Vielen Dank von dir! Das werde ich gut gebrauchen können.
Ab Montag geht der Alltag wieder los bei mir, ich werde mich bemühen alles so gut es geht zu regeln!
Liebe Grüsse Andrea
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  #10  
Alt 11.01.2004, 16:18
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Standard 6 Monate sind viel zu kurz!

Alles Gute!
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  #11  
Alt 11.01.2004, 22:46
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Standard 6 Monate sind viel zu kurz!

Liebe Andrea, ich kann dich mehr als gut verstehen. Vor zwei Tagen habe ich meinen Vater wegen Darmkrebs verloren, er blieb ihm von der Diagnose und Operation bis zu seinem Tod gerade einmal gute neun Monate, kaum mehr als Deinem Vater. Nun ist er erlöst von all den Qualen, wir haben furchtbare Wochen hinter uns, und ich weiß noch gar nicht, was noch alles auf uns zukommen wird. Noch ist ja alles ganz frisch und das Leben quasi im Stillstand und die Gefühle wie betäubt, aber morgen ist die Beerdigung und danach wird bald wieder das "normale" Leben weitergehen müssen, und davor habe ich große Angst. Irgendwie ging es uns ähnlich wie Deiner Familie. Er sollte am 19. Dezember aus der Klinik entlassen werden nach 7 Wochen Strahlen- und Chemotherapie. Er war zwar etwas schwach, aber das schoben wir auf die Behandlungen zurück und waren uns sicher, dass wir ihn zuhause aufpäppeln würden und uns wenigstens noch ein paar schöne Monate bleiben würden. Aber alles kam anders, er mußte noch bis zum 23. in der Klinik bleiben wegen Fiebers. Dann würde er zwar ohne Fieber entlassen, aber es kam sofort am ersten Abend wieder, und dann auch alle darauffolgenden Abende. Aber wir wollten nicht wahrhaben, dass das der Anfang vom Ende war. Auch mein Vater starb in unseren Armen, aber es war ein sehr qualvolles und verzweifeltes Sterben. All diese Gefühle trage ich nun in mir, Entsetzen, Schmerz, Trauer, Wut auf die Ärzte (der Tumor hätte 9 Monate füher entdeckt und somit möglicherweise viel günstiger behandelt werden können, denn mein Vater bat den Internisten um eine Darmspiegelung wegen seiner Beschwerden, aber der Arzt lehnte diese ab...), Angst vor der Zukunft...
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  #12  
Alt 15.01.2004, 19:30
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Standard 6 Monate sind viel zu kurz!

Hallo Annette,
vielen Dank das du geschrieben hast. Ich verstehe dich super gut. Seit Montag bin ich wieder arbeiten und das ist echt hart. Viele begreifen nicht warum du nicht so gut drauf bist und so. Da ich jetzt kurz vor meinem Examen stehe ist echt echt schwer. Im Unterricht wird oft von Krebs und Chemo berichtet, es ist wirklich hart. Im März haben wir dann ein Sterbeseminar und das wird auch noch mal richtig hart.
WÜrd mich freuen wenn du mir mal eine Email schreiben würdest. L
Ich wünsche dir und deiner Familie viel kraft.
Liebe Grüsse Andrea
glaschick-andrea@web.de
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  #13  
Alt 16.01.2004, 21:20
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Standard 6 Monate sind viel zu kurz!

Hallo Annette, ich kann dich auch sehr gut verstehen. Habe meinen Vater vor 4 Jahren wegen Darmkrebs verloren. Ich bin lange nicht darüber weggekommen. Er hat allerdings länger kämpfen "müssen" als deiner. Mein Freund hat jetzt die gleiche Diagnose wie dein Vater (darf ich dich fragen welches Stadium dein Vater hatte?). Ich hoffe bei ihm kommt die Hilfe noch nicht zu spät! Wünsche dir, dass du in der nächsten Zeit viel Kraft erfährst und über
deine Trauer etwas hinweg kommst. Gerne darfst du mir auch eine E-Mail schicken!
Liebe Grüße Patricia[email]tauperlitz@gmx.de
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