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  #1  
Alt 08.10.2005, 19:12
ARTI ARTI ist offline
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Registriert seit: 08.10.2005
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Standard Versteckspiel vor der Wirklichkeit

Hallo!
Mein Papa (58) hat seit 11 Monaten lungenkrebs. Es war von anfang an klar, daß er inoperabel ist. Chemo hat auch nichts bewirkt, Metastasen haben auch schon die Leber angegriffen. Das Atmen fällt ihm bereits so schwer, daß er ständig Erstickungsängste hat. Dennoch denkt er nicht daran, uns reinen Wein einzuschenken. Obwohl er weiß, daß er in absehbarer Zeit sterben wird, tut er so, als würde er nächstes Jahr wieder Bäume ausreißen. Ich weiß, das ist ein Schutzmechanismus. Das Problem ist nur er hat einmal die Erlaubnis erteilt, daß ich mit dem Arzt spreche. Dieser hat mir dann gesagt, daß es nur einige Wochen bis wenige Monate sind, die Papa noch zu leben hat. Heilung ausgeschlossen. Nun, Papa weiß laut Auskunft des Arztes, was Sache ist. Und er weiß auch, daß ich weiß, wie es um ihn steht. Trotzdem habe ich keine Chance auch nur irgendwie an dieses Thema ranzukommen. Er blockt immer mit dem Satz ab: "Jetzt schaun wir erst mal weiter!" Außerdem läßt er kein einziges Gespräch mehr zu, in dem er irgendwelche Gefühle zeigen muß. Ich kann ihm ja nicht einmal sagen, daß ich ihn gerne habe, ohne ihn in die Enge zu drücken. Das ganze ist für mich doppelt so hart, weil ich übe eine Stunde Anfahrtsweg habe um ihn besuchen zu können. Vielleicht ist irgendjemand da draußen, der dasselbe schon einmal durchgemacht hat oder weiß, wie ich mich Papa gegenüber verhalten soll. Danke
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  #2  
Alt 09.10.2005, 01:15
Benutzerbild von Jutta F.
Jutta F. Jutta F. ist offline
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Registriert seit: 15.08.2005
Beiträge: 1.632
Standard AW: Versteckspiel vor der Wirklichkeit

Hallo Arti,

Fühl Dich mal erst ganz lieb umarmt und gedrückt. So wirklich helfen kann ich Dir glaube ich nicht, aber ich wollte Dir wenigstens schreiben und Dir ein bißchen Mut machen.
Mein Mann ist so alt wie Dein Vater und bei ihm wurde Anfang Juni 05 ein Plattenephitelkarzinom in der Lunge diagnostiziert. Es war mit 3x7 cm recht groß und man konnte ihn nicht operieren, jetzt, nach 3 Chemo-Zyklen und 41 Bestrahlungen sieht die Sache hoffentlich anders aus. Der Tumor hat sich verkleinert und wir hoffen auf ein Gespräch mit dem Doc am kommenden Donnerstag, erst dann werden wir sehen, wie es weitergeht.
Auch mein Mann hat lange gebraucht um über das Thema Krebs zu reden. Er hatte enorme Stimmungsschwankungen und war manchmal sehr ungehalten, aber ich wusste: Das ist sein Krebs und seine innere Zerissenheit. Ganz langsam hat es dann angefangen, ein beiläufiger Satz oder ein paar hingestreute Worte, aber danach konnten wir endlich zusammen reden. Dieses Schweigen ist glaube ich irgendwie Angst sich der Wahrheit zu stellen und jeder Mensch verarbeitet diese Sch..... Krankheit anders.
Vielleicht hilfst Du ihm, wenn Du ganz normal bist und mit ihm mal etwas unternimmst, ein gemeinsamer Spaziergang oder Ähnliches. Wenn Du kannst, dann verwöhne ihn ein bißchen, er wird dadurch Deine Liebe spüren und vielleicht kann er dann mit Dir reden. Lebt Dein Vater alleine oder hat er ausser Dir noch jemanden zum reden ? Manchmal ist es leichter für die Betroffenen mit Aussenstehenden seine Probleme zu bereden, denen kann man nicht so weh tun !!
Ich hoffe für Dich, daß Ihr bald zusammen alles besprechen könnt, danach geht es Euch beiden sicher besser!!!
Schicke Euch viele liebe Grüße und hoffe Du meldest Dich mal wieder.
Jutta F.
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  #3  
Alt 09.10.2005, 05:59
Gaby_2003 Gaby_2003 ist offline
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Beiträge: 156
Standard AW: Versteckspiel vor der Wirklichkeit

Hallo Arti,

ich verstehe Deine Gefuehle sehr gut und ich glaube auch, dass es fuer euch beide wichtig waere darueber zu reden.

Hast du schon mal versucht von dir aus zu reden, sag doch einfach, ohne auf seine Antwort zu warten, wie es dir geht, sprich ueber deine Aengste und Befuerchtungen, vielleicht spricht er dann auch ueber sich.

Ich wuensche dir viel Glueck, lass dich mal feste druecken und melde dich wieder ok

Alles Liebe

Gaby
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  #4  
Alt 09.10.2005, 13:42
Stina Stina ist offline
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Registriert seit: 17.07.2004
Ort: Saarland
Beiträge: 212
Standard AW: Versteckspiel vor der Wirklichkeit

Auch mein Vater hatte Lungenkrebs, imoperabel, keine Chemo, keine Bestrahlung möglich. Er hatte nach Diagnosestellung leider nur noch 3 Monate, auch Atemnot, Stimmungsschwankungen und hat bis zu seinem Todestage niemals etwas über die Krankheit gesagt. Er hat sehr viel geschlafen und alles "mit sich selbst ausgemacht"....
Ich wünsche Dir viel Kraft
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  #5  
Alt 10.10.2005, 19:45
Monika H. Monika H. ist offline
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Registriert seit: 29.08.2005
Ort: 60435 Frankfurt
Beiträge: 21
Standard AW: Versteckspiel vor der Wirklichkeit

Lieber ARTI, genau dasselbe Problem habe ich mit meinem Mann. Er blockte die erste Zeit nach der Diagnose alles ab.(sept. 2004). Wir haben einen langen beschwerlichen Weg hinter uns. Wir dachten letztes Jahr schon, dass er es nicht packen würde, aber durch die palliative Chemo hat er sich doch wieder aufgerappelt und wir waren sogar im Mai diesen Jahres 14 Tage an der Nordsee. Leider ging danach wieder abwärts und eine erneute Chemotherapie bewirkte bei ihm wieder Besserung. Aber der Tumor ist wieter gewachsen, dann kam Thrombose dazu und eine Lungenembolie. Nach 5 Wochen Krankenhausaufenthalt habe ich ihn wieder zu Hause. Zwar ist er jetzt geschwächt aber trotzdem kämpft er gegen den Krebs. Er spricht auch nicht darüber, was ist wenn. Er weint viel, er ist manchmal launig, dann lacht er wieder. Es ist ein ständiges auf und nieder. Meine Nerven als Pflegende sind dadurch auch angegriffen und trotzdem kämpfen wir zu zweit gegen den Krebs und ich versuche ihm alles nur mögliche Schöne zu geben. Man braucht viel Kraft und Veständnis für den Kranken. Aber ich glaube auch Du schaffst das und ich schicke Dir hiermit ein bißchen Kraft. Alles Gute von Monika aus Frankfurt
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  #6  
Alt 10.10.2005, 21:04
ARTI ARTI ist offline
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Registriert seit: 08.10.2005
Beiträge: 2
Standard Papa wird gerade am Herzen operiert

Vielen Dank für die netten Worte. Ich habe es noch ein letztes Mal versucht, an ihn ranzukommen. Er hat wieder total abgeblockt. Jetzt weiß ich, daß er selber damit fertig werden will. Ich habe ihm gesagt, wie es mir geht. Das hat mir wenigstens ein wenig geholfen.
Papa konnte bis heute nur noch sitzend - und das ohne anlehnen!!! - atmen. Das heißt schlafen gab es schon seit Tagen nicht, weil er dann vom Bett gefallen wäre. Die Füße sind so voll Wasser, daß sie aussehen, als wären Sie Gummihandschuhe, die man aufgeblasen hat.
Leider ist das Wasser jetzt auch im Herzen mehr geworden und nach einem Herzsono heute mittag haben sie ihn jetzt um 18:00 Uhr in den OP geholt um ihm ein Fenster zu machen, damit das Wasser ablaufen kann. Ich weiß gar nicht mehr, was besser ist. Einschlafen oder Weiterleiden. Weinen kann ich im Moment garnicht. Außerdem bin ich im Moment total ruhig. Das kommt mir echt komisch vor. Muß man nicht normalerweise völlig fertig herumlaufen?
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  #7  
Alt 10.10.2005, 23:21
Benutzerbild von Jutta F.
Jutta F. Jutta F. ist offline
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Registriert seit: 15.08.2005
Beiträge: 1.632
Standard AW: Versteckspiel vor der Wirklichkeit

Hallo Arti,

Es tut mir so leid, daß es so schlecht um Deinen Vater steht! Ich hoffe für Dich, daß die Operation Erfolg hat und Deinem Vater Erleichterung verschafft.
Mach Dir mal keine Gedanken, daß Du nicht völlig fertig herum läufst, jeder, auch ein Angehöriger, verarbeitet diese Krankheit anders. Auch das " Weinen " kommt schon noch früh genug und wenn " die Dämme " brechen, ist es auch oft eine Erlösung !!!
Trotz der momentanen, schwierigen Situation wünsche ich Dir und Deinem Vater das Allerbeste und hoffe, daß es Deinem Vater bald wieder besser geht !
Liebe Grüße
Jutta F.
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