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  #1  
Alt 19.01.2005, 22:05
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Standard Des Alleinseins müde

Hallo liebe Freunde, ich muss mal um Rat bitten:
Meine Mutter ist am 3.11.2004 von uns gegangen nach einem langen Kampf gegen den Krebs. Sie hinterläßt ihren Mann, dem es mit 62 Jahre doch sehr schwer fällt allein zu sein. Heute habe ich erfahren, dass er sich nach einer anderen Partnerin "umsieht", weil er sich so alleine fühlt und das Leben nicht in den Griff bekommt. Ich war total geschockt. Nach 2,5 Monaten! Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll. Er hat sicher (wie ich auch) viel durchgemacht, aber nach so einer kurzen Zeit. Ich empfinde es wie Verrat an meiner Mutter.

mihoyer@gmx.net
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  #2  
Alt 19.01.2005, 23:44
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Standard Des Alleinseins müde

Hallo Michael, lies dazu mal im Hinterbliebenenforum auf Seite 3
"7 Monate und......" habs dir den Link hier reinkopiert
http://www.krebs-kompass.org/Forum/s....php3?id=11909.
Ich kann mir gut vorstellen, was in dir vorgeht. Hab aber schon öfter auch hier im Dorf erlebt, daß (ältere) Männer nach dem Tod ihrer Frauen relativ schnell wieder in festen Händen waren.........sieh es nicht als Verrat.
Sie hat nach wie vor in seinem Herzen ihren festen Platz.
Liebe Grüße Beate
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  #3  
Alt 20.01.2005, 07:09
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Standard Des Alleinseins müde

Danke Beate für die Nachricht. Ich habe ja kein Problem generell damit. Nach einem halben Jahr ist das doch ok, ich bin sicherlich ein moderner Mensch, aber nach 2,5 Monaten? Ich habe noch nicht einmal angefangen ihr Tagebuch weiterzuschreiben und nun das.

mihoyer@gmx.net
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  #4  
Alt 20.01.2005, 10:42
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
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Beiträge: 3.328
Standard Des Alleinseins müde

Hallo Michael,

Es ist für die Kinder, egal wie alt, sehr schwer nachzuvollziehen, daß sich der verwitwete Partner realtiv schnell nach jemand Neuem umschaut.

Aus meinen persönlichen Erfahrungen heraus sind es überwiegend die männlichen Partner, die sich bald wieder umschauen oder binden. Diese Gedanken kommen sehr oft schon während der Begleitung (nach der Diagnose) auf, sie nehmen in dieser Zeit schon Abschied und können sich ein Leben alleine danach nicht vorstellen. Sie brauchen einen Menschen um sich, ertragen die Einsamkeit nicht. Kommen schwer damit klar ihren Alltag alleine zu gestalten, mit ganz simplen Dingen wie kochen, waschen usw. sind sie überfordert.
All diese Gedanken haben nichts mit ihrer direkten Gefühlswelt, dem Bezug zum verstorbenen Partner zu tun. Für die meisten Männer besteht da eine sehr klare und deutliche Trennung. Eine neue Partnerin kann so manches Mal sehr hilfreich bei der Trauerarbeit sein.

Ich wünsche Dir, daß Dir die Partnersuche Deines Vaters micht zusätzliche Schmerzen bereitet. Wenn du kannst, freue Dich mit ihm, wenn er jemanden findet, der den leeren Platz an seiner Seite füllt und er wieder zum Leben zurück findet. Deine Mutter wird ihren Platz in seinem Herzen dadurch nicht verlieren, und sie wäre bestimmt froh zu sehen, daß es ihm wieder wohl ergeht.

Liebe Grüße
Jutta
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  #5  
Alt 20.01.2005, 16:52
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Standard Des Alleinseins müde

Hallo Jutta, woher rühren deine persönlichen Erfahrungen (gern per Mail). Ich komme nur nicht mit dem Zeitfenster klar.mihoyer@gmx.net
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  #6  
Alt 20.01.2005, 17:09
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Standard Des Alleinseins müde

Hallo Michael,

aus persönlicher Erfahrung kann ich nichts dazu sagen, aber ich habe damals, als meine Freundin im Sterben lag, mitbekommen, dass sie sich selbst Gedanken darüber gemacht hat, dass ihr Mann nicht alleine bleiben sollte (sie hatten zwei kleine Kinder). Weißt Du vielleicht, wie Deine Mutter gedacht hat oder darüber denken würde?
Zum anderen sagst Du, Du hast "erfahren", dass Dein Vater sich umsehen würde. Ist die Quelle aus der Du es erfahren hast denn zuverlässig oder kann es nicht auch sein, dass Dein Vater "nur" menschlichen Kontakt sucht, um den Schmerz besser zu verarbeiten?
Nur nebenbei: ich hätte mit dem Zeitfenster auch Probleme.

LG
Marion
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  #7  
Alt 21.01.2005, 11:48
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Standard Des Alleinseins müde

Hallo Michael,


Sicherlich fühlst du "deine Mutter" verraten einerseits, aber andererseits ist es gut wenn ihr Mann (dein Vater?) wieder jemanden an seiner Seite hat.
Wäre es dir lieber wenn er ab jetzt nur noch trauern würde und
sein Leben nicht für sich wieder in den Griff bekommt?
Ich spreche aus sehr persönlicher Erfahrung, auch mein Freund hat seine Frau an Krebs verloren, kurz bevor wir uns kennenlernten. Ich weiss um seine Gefühle für sie und ich akzeptiere diese auch absolut. Auch ich habe ein Vorleben welches er akzeptiert. Ich weiss aber auch um wieviel es ihm besser geht seit er nicht mehr alleine ist und sei es nur das jemand da ist mit dem man jederzeit sprechen kann.
Einsamkeit ist schlimm, wenn man dann noch dazu Trauerarbeit zu leisten hat ist das furchtbar.

Versuche also die positiven Seiten zu sehen, freue dich für ihn das er wieder am "Leben teilnimmt", bin sicher das er deine Mutter nie vergessen wird. Rede mit ihm darüber, lasse dir seine "Beweggründe" erklären, seine Gefühle für deine Mutter mitteilen..........vielleicht kannst du ihn ja dann besser verstehen :-)

lg
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  #8  
Alt 23.01.2005, 00:57
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Standard Des Alleinseins müde

Hallo Michael,

mein Vater hatte nach fünf Monaten eine neue Freundin. Ich hatte damit größte Probleme. Nicht das ich ihm die neue Beziehung nicht gegönnt hätte, gegen die Frau hatte ich auch nichts. Der Zeitpunkt war nur denkbar schlecht.

Ich empfand es als Verrat an meiner Mutter, er war nicht sehr geduldig mit ihr während der Krankheit. Sie war tot und er machte einfach mit einer anderen Frau weiter.
Er hat dabei keine Rücksicht auf die Trauer seiner Kinder genommen. Eine Partnerin kann man ersetzten, eine Mutter nicht.
Im ersten Jahr hatten wir sehr viel Streit. Er wollte mit seiner Freundin Weihnachten feiern, wir wollten uns an unsere Mutter erinnern und uns erst an den leeren Platz gewöhnen. Ich hatte das Gefühl, das er mich durch den ganzen Streit von meiner eigentlichen Trauer"arbeit" abhielt. Ich konnte den Anblick der Frau einfach nicht ertragen, dabei versuchte sie nur nett zu sein. Aber es ging nicht, es tat mir zu sehr weh. Am Anfang war meine Mutter noch sehr nah bei mir, in meinen Gedanken und Gefühlen. Das wollte ich mir nicht nehmen lassen. Ich wollte nicht so tun, als ob alles in Ordnung wäre und heile Welt spielen. Meine Welt lag noch in Trümmern.

Inzwischen sind drei Jahre vergangen, das Verhältnis ist immernoch gespannt, aber es wird besser. Weihnachten verbringt mein Vater inzwischen bei seiner Partnerin und ihren Kindern. Er hat jetzt eine neue Familie.

Es ist so wie Jutta es beschrieben hat. Die meisten Männer suchen sich sehr schnell wieder eine Partnerin, um nicht allein zu sein.

Ich wünsche dir, dass dein Vater etwas tagtvoller vorgeht.

Lieben Gruß
Tanja

http://www.elternlos.de
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  #9  
Alt 23.01.2005, 02:58
Bettin
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Standard Des Alleinseins müde

Hallo Michael,
meine Frau ist im Juli 2003 an Krebs gestorben. Jeder ist nach diesem Desaster einsam und fühlt sich verlassen. Ich kenne Eure
Verhältnisse nicht und kann nur aus eigener Erfahreung sprechen.
Nach 30 Jahren Ehe kann ich meine Frau nicht vergessen und hadere
oft mit meinem Schiksal. Jeder sollte für sich entscheiden wann sein Schiksal beendet ist und nicht daran bemessen werden was Rücksichtnahme und andere Leute denken.
Ich bin sehr kontaktfreudig aber einen neuen Partner zu finden
zu finden dürfte schwer werden, da viel verglichen wird und auch
die unfreiwillige Freiheit nicht aufgeben werden möchte.
Ich beneide Deinen Vater.
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