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  #16  
Alt 12.08.2010, 17:59
JeanineK JeanineK ist offline
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Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Hallo zusammen,

das kann nicht wahr sein. Ich habe jetzt ca. eine halbe STunde an Euch alle geschrieben..... und nun ist mein Text einfach weg.
Ich muss jetzt los.
Ich melde mich wieder.
Wünsche Euch viel Kraft.

Liebe Grüße
Jeanine
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  #17  
Alt 12.08.2010, 20:20
Nicole Schumann Nicole Schumann ist offline
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Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Hallo Heike,

wenn du meinst deine Mama damit zu ehren dann tu es.
Mein Mann hatte die idee mit den Raketen und ich fand die super. Mein dad weint auch immer mal wieder. Er besucht meine Mama sooft wie es bei ihm geht.Er kann gaaanz schlecht laufen.Aber das ändert sich bald wieder.Mein Dad ist gestern an der Hüfte operiert worden. Ich hoffe es wird bald mal besser.Das mit dem kümmern kenne ich auch.Ist sehr schwer das alles unter einem Hut zu bekommen. Weil ich das versuche und irgendwie nicht hinbekomme alles unter einem Hut zu bekommen,wollte ich schon aufgeben.Aber mittlerweile bekomme ich wieder mut.Die seite macht mir mut das ich nicht alleine damit bin und es andere auch so geht.Kannst mich immer anschreiben wenn du reden willst.Lass den kopf nicht hängen und schaue weiter geradeaus.Schön sich mit dir auszutauschen.


Lg:Nicole
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  #18  
Alt 12.08.2010, 20:59
Heike 82 Heike 82 ist offline
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Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Hallo Nicole,

ja das werde ich bestimmt tun.

Mit deinem Papa wird bestimmt wieder, hab da ganz gute Erfahrungen auf dem Gebiet-bin Masseurin und med Bademeisterin und hab täglich mit Hüft-und Knie operierten Leuten zu tun-und die Chance das er wieder gut laufen kann ist sehr hoch.

Wenn du irgendwelche Fragen hast kannst jederzeit schreiben hab immer nen offenes Ohr, Ist gut zu wissen auch für mich das ich mich immer bei dir melden kann-Danke dafür!!!

Vlg Heike
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  #19  
Alt 13.08.2010, 08:42
JeanineK JeanineK ist offline
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Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Guten Morgen zusammen,

jetzt probiere ich nochmal mein Glück.
Ich versuche mal der Reihe nach auf Eure Fragen/Geschriebenes einzugehen.

Markus:
Ich kann Dich sehr gut verstehen. Bei Deiner Mama war die Zeit zwischen der Diagnose und ihrem Tod auch sehr schnell. Das war ja gerade der Schock. Für uns ist es schwer zu begreifen, dass die liebste Person in unserem Leben schon nach ein paar Monaten nicht mehr da ist.
Meine Mama kam am 11.04.2010 ins Krankenhaus, und der Tumor auf der Niere wurde per Ultraschall entdeckt. Für uns ist eine Welt zusammen gebrochen,weil fast alle in der Familie Krebs hatten und es leider nicht geschafft haben.
Von Nierenkrebs hatte ich noch nie was gehört. Als ich aus dem Krankenhaus kam, habe ich einen Heulkrampf bekommen. Mein Freund wusste gar nicht damit umzugehen und wusste nicht was los ist, weil er daran geglaubt hat, dass Mama wieder gesund wird und ich sie noch Jahre habe. Ich hatte allerdins angst, weil es bei meiner Oma (ihrer Mutter) sehr schnell ging. Sie kam ins Krankenhaus und innerhalb einer Woche ist sie gestorben. Ich hatte immer angst habe die Hoffnung aber nicht aufgegeben. Und gerade dann, wenn es ihr gut geht, wie bei Deiner Mutter, dass die Bestrahlung half, ist der nächste Tiefschlag ein fester. Meine Mutter ist richtig aufgeblüht. Sie hat gegessen, im Pflegeheim sogar Bier und Wein getrunken. Sie war richtig in Feierlaune und wurde richtig eitel. Sie sagte mir, was für Kleidung und was für Cremes ich ihr mitbringen soll.
Dann der neue Schock. Neue Tumore. 7 oder 8. Der größte größer als der Hauptherd. Der Onkologe machte uns Hoffnung. Er könnte es hinauszögern. Er redet nicht nur von Wochen, er redet von Monaten.
Erst hatte ich angst, dass meine Mutter ihren 80. Geburtstag im Februar nicht erlebt (hatte ich doch die Bilder von ihrem 79. auf der Kamera, wo wir noch nichts von der Krankheit ahnten), dann hatte ich angst, dass ich sie nur noch ein paar Wochen habe. Und... zwei Wochen nach dem Gespräch ist sie gestorben.
Ich tröste mich jetzt damit, dass sie nicht mehr so lange leiden musste. Obwohl ich mir immer wieder sage: Warum dann die OP? Warum die ganzen Schmerzen?....

Nicole:

Das mit der Hautfarbe kann ich Dir leider auch nicht beantworten. Aber das kann Dein Hausarzt. Frag ihn einfach mal. Das mit dem Aufgedunsenen waren vielleicht Wasseransammlungen. Mamas Hand war am letzten Tag auch dicker. Ich war nach ihrem Tod nur noch ca. 15 Minuten bei ihr. Sie wurde nicht blau oder gelb. Sie wurde aber schon kalt. Ich kann mir vorstellen, dass Du das Bild nicht aus dem Kopf bekommst. Aber sag Dir immer wieder, dass sie jetzt gut aussieht und das nur ihr Körper war. Ich bekomme das Bild nicht aus dem Kopf, wie meine Mutter gestorben ist. Mein Freund sagt mir immer wieder, dass sie nichts mitbekommen hat. Aber ich fand es sehr schlimm, wie sie immer wieder aufhörte zu atmen und wieder anfing. Meine Therapeutin sagte mir auch, dass der Körper Morphine ausschüttet, dass sie das nicht merkte und dass nacheinander alle Organe versagen. Und das wäre halt das Atemzentrum und der Kopf hat schon nichts mehr gemerkt.
Das mit der Krankenschwester ist die Härte. Habe das gestern meinem Freund erzählt. Er meinte, er wäre der sicher an den Hals gesprungen. Aber ich denke mal, dass wir in so Situationen erst mal wie vor den Kopf geschlagen sind und nicht fähig sind, irgendwas zu erwidern. Außerdem hattest Du ja ganz andere Sorgen. Stempel es als Dummheit ab. Und versuch Dich nicht drüber aufzuregen. Es bringt nichts. Das sind alles Kräfte, die Du Dir sparen kannst. Diese Kräfte brauchst Du für Dich.
Außerdem: Du kannst ihr immer sagen, dass Du sie liebst. Sie hört Dich. Und sie wird es auch zu Lebzeiten gewusst haben.
Ich habe gehört, dass viele gehen, wenn keiner dabei ist. Dass sie es so wollen. Ich weiß von meiner Mama, dass meine Oma ihre Hand weggeschoben hat, als sie starb. Und die Ärztin im Krankenhaus sagte mir, nachdem ich die erste Nacht bei ihr geblieben bin, dass ich ruhig nach Hause fahren könnte, dass die meisten gehen, wenn man kurz raus ist. Ich sagte ihr, dass ich das so entscheiden muss, wie ich es in dem Moment fühle. Und am letzten Morgen hatte ich angst, sie beim sterben zu sehen. Und ich dachte mir, sie hätte das nicht gewollt. Sie hat mich immer vorm Tod ferngehalten. Aber auch diese Entscheidung hat sie mir abgenommen.
Ich hatte von einer Freundin auch schon mal gehört, dass die Wartezeiten für eine Therapie so lange sind. Ich hatte Glück, weil ich bei dieser Therapeutin schon mal vor 3 Jahren (kurze Depression aus Liebeskummer, was ich heute nicht mehr verstehen kann) war. Ich habe mir einen Termin geben lassen, als Mama noch lebte. Ich war einfach mit den ganzen Sorgen überfordert. Diesen Termin musste ich absagen, weil Mama im Sterben lag. Die Therapeuin meinte, ich solle trotzdem kommen, sie könnte mir was sagen, wohl zur Trauerbewältigung.
Geh mal zu Deinem Hausarzt und sag ihm, wie dringend Du eine Therapie benötigst. Er soll mal seine Kollegen anrufen und auf die Dringlichkeit pochen.
Was nützt eine Therapie wenn man so lange warten muss und es alleine schwer schafft?
Das mit Deiner Oma kann ich gut verstehen. Sie braucht jetzt Deine volle Aufmerksamkeit, weil ich mal gehört habe, es wäre sehr schlimm, wenn ein Kind vor einem geht. Aber Du tust ja alles. Du kannst aber nur soviel tun, dass Du selber noch leben kannst. Mach Dich nicht kaputt. Ich kenne das GEfühl. Ich opfere mich auch gerne für andere auf. Und gerade für meine Oma und meine Mama habe ich alles getan.
Aber auch ich habe immer gesagt, dass Mama nie ins Heim kommt. Als ich Hilfe brauchte, sagte sie mir, dass sie nicht ins Heim will und auch nicht wolle, dass ich Sonderurlaub nehme. Ich war fix und fertig. Ich habe dann für mich beschlossen, eine Polin zu organisieren. Ich wusste noch nicht, wie ich das bezahlen soll noch wie ich das schaffen sollte Aber als mein Entschluss feststand, ging es mir besser. Meine Mama war dann mit 4 Wochen Kurzzeitpflege einverstanden, damit ich alles organisieren konnte und sie versorgt war, als sie entlassen wurde. Sie ist richtig aufgeblüht in diesem Heim. Erst sagte sie noch allen, dass sie nicht für immer da sei, nur kurz. Nach ein paar Tagen meinte sie, dass sie irgendwann in ein paar Jahren, wenn sie nicht mehr für sich alleine sorgen könnte, gerne ins Heim ginge und noch ein paar Tage später meinte sie, ich könne bald ihre Wohnung kündigen.
Ist Deine Oma krank? Kann sie sich selber helfen?
Wenn nicht, erkundige Dich nach einer Kurzzeitpflege. Vielleicht gefällt es ihr und Du hast mal Zeit für Dich. Du kannst ja auch im Heim für sie da sein.
Ich weiß ja nicht, ob sie schon eine Pflegestufe hat?
Meine Mama war auch der Mittelpunkt der Familie. Ich war jeden Tag bei ihr und wir haben mehrmals telefoniert.
Als ich den ersten Tag wieder arbeiten ging, ging ich nachmittags in die Tiefgarage und bekam einen Heulkrampf. Ich dachte, wieviele tausende Male ich nach der ARbeit in die Garage bin, und dann zu Mama gefahren bin. Dass sie immer nachmittags anrief, ob ich schon gegessen habe, ob sie was kochen soll. Ich fuhr jeden Abend zu ihr. Entweder haben wir zusammen gegessen oder einen Kaffee getrunken. Wir wohnten nur 2 km auseinander. Und richtig ausgezogen bin ich erst 2003. Es steht immer noch mein Jugendzimmer in ihrer Wohnung. Und mir fällt es so schwer, alles auszuräumen. Ich muss die Wohnung ende des Monats übergeben.
Mama war alles für mich. Sie war meine wichtigste Person. Und wir haben den engsten Kontakt gehabt. Sie wusste, wann ich anrufe oder komme und ich wusste das bei ihr auch.
Aber wir haben unsere Erinnerungen. Auch wenn es so weh tut.

Heike:
Ich fand das auch so schrecklich, meine Mama so hilflos zu sehen. Sie war immer die Starke, sie hat doch immer alles gemeistert. Und jetzt war sie so krank.
Meine Mama hat bis zum Schluss ihren Humor nicht verloren. Sie haben mich Dienstags angerufen, dass es besser ist, wenn ich komme. Und Sonntags hat sie mich noch verbessert und meinen Freund ausgelacht, der sich den Kopf gestoßen hatte.
Ich habe im Krankenhaus gekämpft. Ich habe sie in ein kühleres Zimmer bringen lassen, ich wollte Wadenwickel, als sie Fieber hatte. Der Pfleger hat mich angeguckt, als ob ich spinne. Ich habe ihm gesagt, dass er mich sicher für bekloppt erklärt, aber so lange meine Mama kämpft, werde ich mit ihr kämpfen. Sie haben dort alles gemacht, was ich wollte.

Heike und Nicole:

Ich weiß das auch nicht mit dem Rauchen. Aber ich verstehe das nicht ganz, was ihr mit Versuchskanninchen meint. Weil eine Behandlung nach der anderen kam? Vielleicht stehe ich im Moment auf der Leitung. Könnt ihr mir das nochmal erklären? Und bitte ganz langsam schreiben, bin blondgefärbt ;-)

Heike:
Es tut mir leid, dass Du Dir so Sorgen um einen Papa machst. Aber lass ihn ruhig weinen. Er muss es auch rauslassen.

Heike und Nicole:
Ich beneide Euch. Ihr habt Kinder. Ihr könnt alles an sie weitergeben und ihr habt Euren Halt.
Ich komme mir manchmal vor, als ob ich jetzt die Nächste sei. Meine Mama hat das damals auch gesagt, als Oma starb. Sie meinte, ihre Familie wäre weg und sie sei die Nächste. So geht es mir jetzt. Ich habe zwar Schwestern. Aber MEINE Familie war Mama. Sie konnte mir bei allem helfen. Gab es irgendwas, rief ich sie an und sie wußte Rat.
Ich ertappe mich schon dabei, wie ich Nachthemden in den Schrank räume, wenn ich mal ins Krankenhaus müsste. Das hat sie immer gemacht.
Mein Freund (wir sind 1 Jahr zusammen) hält sehr zu mir. Als Mama krank wurde, klebte ich regelrecht an ihm. Und er war bei uns, als Mama ging.
Er kann nur mit meinem Weinen nicht umgehen. Er kann mich nicht leiden sehen und selber nichts machen. Ich erkläre ihm immer wieder, dass er mir hilft, wo es nur geht. Aber dass er nicht meine Mutter ersetzen kann. Mutterliebe ist bedingungslose Liebe und keiner kennt einen besser als die eigene Mama.
Aber ich glaube, Mama war beruhigt, dass ich ihn habe. Ich muss auch ehrlich zugeben, dass ich nicht weiß, ob ich es alleine schaffen würde. Ich bin immer eine große Familie gewohnt... und wenn ich mir vorstelle, ich käme heim und wäre alleine? Ich glaube ich wäre durchgedreht. Es ist komisch, an Mamas Wohnung vorbeizufahren. Dort saß sie immer am Fenster und hat auf mich gewartet und mir gewunken. Stattdessen fahre ich nun auf den Friedhof.

Wir wollen am Samstag für ein paar Tage nach HOlland fahren. Einfach mal abschalten.
Habe schon angst, wenn ich nicht auf den Friedhof kann.
Ich war nach ihrem Tod mal am Wochenende weg auf einem Turnier. Tagsüber war ich abgelenkt... aber zwischendurch, wenn ich aufs Zimmer bin, wollte ich sie anrufen und ihr sagen, wie schön das Hotel ist. Das habe ich doch immer so gemacht.... war das komisch. Ich habe dann die Nummer meiner Schwester gewählt. Aber sie war nicht da....

Ich wünsche Euch allen alles Liebe und Kraft.
Ich finde es auch gut, dass es dieses Forum gibt.
Es kommen Tage, an denen es geht, andere sind ganz schlimm.
Aber wenn wir uns dann hier schreiben, geht es bestimmt wieder besser.
Also Kopf hoch. Wir sind nicht alleine.
Werde wohl keinen Pc mit nach Holland nehmen.
Aber ich melde mich dann wieder.

Liebe Grüße
Jeanine
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  #20  
Alt 13.08.2010, 09:42
Heike 82 Heike 82 ist offline
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Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Guten Morgen Jeanine,
erstmal vielen Dank für deine lieben Worte.
Meine Mutsch war auch die ganze Zeit noch sehr gut gelaunt-trotz der Schmerzen und Qualen die sie erleiden mußte,am meisten hat sie aufrecht erhalten das wir jeden!!! Tag bei ihr waren,auch mit unser kleinen,die hat sie über alles geliebt und dadurch wurde sie abgelenkt-das tat ihr immer sehr gut sagte sie mal zu mir als es schon dem Ende entgegen ging.
Hast du mit deiner Mama mal über den Tod bzw das Sterben was bevor steht gesprochen???
Ich habe das 2 mal mit meiner Mutsch. Das 1. Mal war so Mitte April als wir erfahren haben das ein neuer Tumor gewachsen ist-da hab ich sie gefragt ob sie Angst vorm Tod hat-da meinte sie-nee meine Kleene vorm Tod ni aber vorm Sterben- was sich dann ja leiden bestätigt hat,da sie so gelitten hat dieses halbe Jahr. Das 2.Mal war ca anderthalb Woche bevor sie eingeschlafen ist,da hab ich vom Doc erfahren das es nur noch um Tage geht und da haben wir dann zu Hause mal kurz geredet das sie noch nicht gehen will aber nur noch ein bißchen Kraft hat um bei uns zu bleiben-3 Tage später war es soweit.
Sie lag da auf der Couch und alle waren noch einmal da,ihre Schwester hat sie sich gewünscht sollte noch mal kommen, also hab ich sie angerufen und sie kam noch am selben Tag aus Stuttgart ( ca 550km von uns entfernt), meine Mutsch hat sie noch erkannt und man hat ihr angesehen wie sie sich gefreut hat-2 Stunden danach war es soweit. Wir sagen immer sie hat noch auf ihre "Bini" gewartet dann hatte sie ihren Frieden.

Das ist jetzt schon fast 2 Jahre her und es tut noch soooooo sehr weh,hoffe sehr das es mal besser wird-das man lernt besser damit zurecht zu kommen.
Du sagtest dein Freund kann nicht so richtig mit deinem Weinen umgehen. Das kenn ich auch, mein Mann ist immer für mich da ( sind jetzt 13 Jahre zusammen)aber auch er kann damit nicht richtig umgehen. Als es passiert ist hat er auch mit geweint aber wenn ich heut mal so ne Phase habe wo es mir nicht gut geht wegen Mutsch, töstet er mich und ist lieb zu mir aber es wirkt immer irgendwie ein wenig unbeholfen.

Wie alt bist du eigentlich und wo kommst du her?
Ich werde am kommenden Sonntag (22.8.) 28 und wohne in Struppen das ist ca 30 km von Dresden entfernt.

Wünsch euch ein paar erholsame Tage in Holland und viel Kraft für die Kommende Zeit.

Vlg Heike
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  #21  
Alt 13.08.2010, 11:09
JeanineK JeanineK ist offline
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Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Hallo Heike,

nein, ich habe mit meiner Mama nicht über das Sterben gesprochen. Sie wollte mir immer ihre Sterbeversicherungen zeigen. Ich wollte davon nichts wissen. Sie hat dann mit meiner Schwester darüber geredet und hat ihr gesagt, dass sie mit mir nicht darüber reden kann.
Ich wollte nie davon reden, weil ich immer anst davor hatte. Außerdem dachte ich, dass sie große Angst davor hat und wollte sie nicht beunruhigen.
Als sie dienstags Morphium bekommen hat, war sie nicht mehr ansprechbar. Freitags ist sie dann gestorben. Die Ärzte haben mir gesagt, dass sie alles mitbekommt, was wir sagen. Diskussionen sollten wir besser woanders führen.
Meine Schwester und ich hatten viel über das Sterben an ihrem Bett gesprochen und ich hatte angst, dass sie es mitbekommen hat und hatte angst, dass sie angst hat. Aber meine Therapeutin hat mir gesagt, dass dies nicht so sei.
Ich wollte sie nicht beunruhigen.
Jetzt bin ich so verunsichert und weiß nicht, was ich denken soll. Aber eigentlich kenne ich meine Mama ja. Ich denke mal, sie hat wie ich gefühlt.

Ja, Peter ist auch immer für mich da. Manchmal, wenn ich weine und er mich in den Arm nimmt, habe ich das Gefühl, dass ich ihn nerve oder es ihm zu viel wird.... aber das stimmt nicht. Ich habe ihn darauf angesprochen. Er weiß nicht, was er machen soll.
Einmal, ich hatte richtige Magenkrämpfe, bin ich nur schnell vor ihm her nach Hause gegangen, weil mir so schlecht war. Als ich mich auf mein Bett geworfen hatte konnte ich endlich heulen. Und es löste sich langsam der Krampf. Er saß die ganze Zeit bei mir. Als es mir besser ging, war er weg. Ich suchte ihn. ER war in einem anderen Zimmer.. Ich solle ihn mal kurz alleine lassen. Ich wieder zu ihm, ob ich was falsches gesagt hätte. Nein, es tut ihm so leid, wenn ich so fertig bin und er mir in meinem Schmerz nicht helfen kann.

Ich bin am 03.08. 42 Jahre alt geworden. Meine Mama hat mich mit 37 bekommen und war immer für mich da.
Ich wohne im Westerwald, zwischen Koblenz und Köln. Ich arbeite in Bonn. DAs sind 39 km von mir.

DAnke, ichhoffe, dass ich die freien Tage ein wenig genießen kann. Aber ich glaube, ich werde sie so sehr vermissen.....

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende.

Liebe Grüße
Jeanine
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  #22  
Alt 13.08.2010, 11:11
JeanineK JeanineK ist offline
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Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Heute ist meine Mama 6 Wochen tot.
Das ist die längste Zeit in meinem ganzen Leben gewesen, wo ich sie nicht gesehen habe... das war vor 3 Jahren, ich war krank, meine Schwester wohnte mit Mann und Tochter bei ihr. Meine Nichte war noch ein Säugling und meine Schwester hatte angst, dass ich Mama anstecken könnte. Da haben wir uns 6 Wochen nicht gesehen....... aber wir konnten doch jeden Tag telefonieren.
ABer jetzt.... 6 Wochen ohne sie. Und wie soll ich das weiter schaffen?

Meine Schwester meinte mal, jetzt wäre sie lange genug weg und könnte endlich wiederkommen.

Sie fehlt mir so sehr!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
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  #23  
Alt 13.08.2010, 23:43
Nicole Schumann Nicole Schumann ist offline
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Unglücklich AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Hallo Jeanine,

das ist richtig das ich Kinder habe. Meine Kids leben leider beim Vater. Meine Tochter sehe ich garnicht und mein Sohn nur alle 14 tage. Da will ich mein Sohn nicht noch das Wochenende verderben mit meiner Trauer oder so. Hier soll er spass mit seinem Stiefvater haben und mit mir.

Das mit dem anrufen oder so kenne ich auch. Meine Mama & ich haben fast jeden morgen mit einander telefoniert. Dies fehlt mir auch sehr.Wenn ich sorgen hatte war Mama da. Ich konnte Sie anrufen ihr es erzählen und sie hat mich getröstet. Als Sie immer schwächer wurde, konnte sie nicht mehr telefonieren. Einfach ihre Stimme zuhören und sagen ich habe dich lieb ging nicht mehr seit April. Als ich am 7.6 geburtstag hatte, haben meine Eltern das vergesssen das es mein tag war. Ich war nicht sauer. Nachmittags rief meine Mama an und sagte gaaaanz traurig zu mir:,,Entschuldige bitte das ich dein geburtstag vergessen habe.´´ Da tat das mir so weh das sie sich so angestrengt hat mir diese worte zu sagen. Das war das vorletzte mal das ich mit meiner Mama gesprochen habe. Am 20.6 sprach ich das letzte mal und widmete ihr mein gerade erschossenen (bin im Schützenverein) Schützenkönigintitel. Ich wurde die erste Schützenkönigin in unserem Verein nach 111 Jahren. Meine Mama sagte das sie stolz auf mich wäre. Das war das letzte mal das meine Mama mich wahr nahm und mit mir sprach. Am 25.6.2010 hat mein Dad meine Mama in krankenhaus gebracht, auf die Palleativstation. Meine Mama durfte immer nur 2 mal am Tag besuch haben. Morgens mein Dad und Nachmittags kam die eine Schwester von ihr. Am nächsten Tag wurde Ihre Mama zu ihr gebracht um Abschied zu nehmen. Montag war ich Nachmittags dran und sie starb 3 Minuten vorher.Ich konnte kein Abschied nehmen.Das macht mich kaputt das ich ihr nicht mehr sagen konnte das ich sie liebe. Ich hoffe das sie weis das ich bei ihr sein wollte und sie nicht allein sein sollte. Hoffe drauf das mir mein Hausarzt bald mal helfen kann. Werde da am Montag hingehen.


Jetzt zu deiner frage wie wir das meinen,das meine Mama als Versuchskaninchen missbraucht wurde.

Meine Mama bekam 10 bestrahlungen und bei der letzten bestrahlung auch die 1te Chemo. Ich habe gelesen das man nicht mehr rauchen sollte damit man erfolg hat.Aber dies durfte meine Mama weiter machen. Das ist doch komisch???? Nach der 5ten Chemo hieß es das die Metastasen verkapselt sind und eingeschrumpt sind. Der Arzt in der Klinik meinte das sie noch 10 weitere braucht um eine 100% erfolg zuhaben. Meiner Mama ging es da schon seeeeeeeeeeeeeeehr schlecht. Ich habe die Vermutung das die Ärzte testen wollte wie lange der geschwächte Körper das noch aushält. Hinzu kommt das meine Mama ihre Ergebnisse erst 4 Wochen nach der gewebeprobe erfahren hat. Das geht doch normalerweise schneller? Vielleicht wollter die ja testen wie meine Mama es schafft wenn man verspätet mit allem anfängt und die dosis langsam erhöht. Es ist alles einwenig komisch wie es da gelaufen war. Vielleicht irre ich mich ja auch.Aber soviele sachen auf mal????? Naja Mama ist erlöst von ihren Qualen aber fehlen tut sie an allen ecken und kanten.Ich hoffe das ich dir jetzt die frage beantwortet habe.



Wenn du noch fragen hast melde dich.


Lg. Nicole

Geändert von Nicole Schumann (14.08.2010 um 12:10 Uhr)
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  #24  
Alt 14.08.2010, 01:09
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Nicole ...

Zitat:
Ich konnte meiner Mama nicht sagen das ich sie liebe.
Das wußte sie auch so - ganz ganz sicher!

Und ich bin überzeugt davon, dass sie Dich auch jetzt hören und sehen kann,
ich glaube an Wiedergeburt.

So viele Menschen habe ich begleitet auf ihrem Weg in "ein neues Leben" - und man sah es ihrem Körper an, wenn die Seelen aus ihren Hüllen geschlüpft sind.

Ich glaube ganz fest, die Menschen bleiben, nur können wir sie nicht mehr sehen weil sie ihre kranken Körper verlassen haben ...

... noch 1 Stunde bevor Heike starb habe ich zu ihr gesagt:
" Wenn Du nicht mehr kannst und magst, lass deinen kranken Körper einfach liegen und flieg los - flieg in die Freiheit ..." und:

Genau in dem Augenblick, bevor sie ihre Reise angetreten hat, hat sie mich angeschaut - direkt in meine Augen - und ihr Blick sagte mir: ich geh dann jetzt. Ein Atemzug noch und sie war fort.

Die Menschen wohnen in den Herzen derer die sie lieben und da bleiben sie für immer. Und sie kommen auch zurück - nicht als unsere Mütter oder Kinder - aber sie kommen zurück ...

Liebe Gedanken schickt Dir
Angie
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!
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  #25  
Alt 14.08.2010, 12:26
Nicole Schumann Nicole Schumann ist offline
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Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Hallo HeikesFreundin,


erst mal danke für die lieben Worte.

Ich glaube auch daran das meine Mama das weis.Hätte es ihr blos gern nochmal gesagt was Sie mir bedeutet hat. Ich fühle mich aber so schlecht, das Sie alleine war als sie ging.Hätte gern Ihre Hand gehalten und ihr damit gezeigt du bist nicht alleine.Wir sind da.Meine Mama ist bei mir im Herzen und wird sie immer bleiben.Aber vermissen tue ich sie trotzdem ganz doll.



Lg.Nicole
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  #26  
Alt 14.08.2010, 12:44
Heike 82 Heike 82 ist offline
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Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Hallo Nicole,
deine Mama wußte und weiß bestimmt das sie über alles liebst-Mütter haben sowas an sich hat meine Mutsch immer gesagt. Auch wenn sie jetzt nicht da sein können und uns beistehen so wissen sie doch genau was wir tun und vieleicht lenken sie auch ein wenig unser Handeln. Manchmal denk ich so für mich, das sie mich beobachtet und wenn etas nicht so läuft bzw zu laufen scheint dann lenkt sie ein wenig, so das es wieder hin haut.

Das du am Montag zum Doc gehen willst, ist ne gute Entscheidung, wichtig is das du ihm genau sagst was dich bedrückt und wie du dich fühlst auch deine Tränen darfst du nicht zurück halten wenn dir danach ist,so sieht er gleich wie es mit dir beschaffen ist und vieleicht sagst du auch gleich was du dir von ihm erhoffst. So hab ich damals auch gemacht,daraufhin war ich 6 Wochen krank geschrieben und eine Zeit später als ich merkte bzw dachte, ich pack ni allein hat er mir glei Adressen von Therapeuten gegeben.
Ich drück dir die Daumen und wünsch dir das es so verläuft wie du es dir vorstellst.

vlg Heike
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  #27  
Alt 14.08.2010, 13:19
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Wenn ich Dir dazu noch was sagen darf:
Zitat:
Ich fühle mich aber so schlecht, das Sie alleine war als sie ging.Hätte gern Ihre Hand gehalten und ihr damit gezeigt du bist nicht alleine.Wir sind da.
So, wie Du Dich diesbezüglich fühlst, fühlen sich ganz viele Angehörige ...
Es ist aber so, dass erfahrungsgemäß fast ALLE Menschen erst dann sterben, wenn sie allein im Raum sind - bei Heike war es entgegen aller Erfahrungen anders und eher eine Ausnahme.

Wenn ein Mensch im Sterben liegt gibt es immer Angehörige oder manchmal ganze Verwandtschaften, die am liebsten diesen Menschen begleiten möchten
(was einerseits auch verständlich ist). Ich habe es sogar erlebt, dass beinahe 10 Personen kamen, als wir des Nachts den Sohn anriefen und Bescheid gaben, dass der Patient sich "wohl auf den Weg macht".
Auch wenn es barsch klingt: aber auf einer "Bühne" stirbt es sich schlecht ... Stelle Dir das für Dich selbst mal vor - Du würdest dort in Deinem Bett liegen und rundherum sitzen 3-6 Leute, die Dich angucken und ganz doll drauf achten ob Du jetzt doch nochmal atmest oder nicht ???
Ist das nicht eine schreckliche Vorstellung in einem solch sehr intimen Moment?

... manchmal muss man Menschen vor ihrer eigenen Fürsorglichkeit schützen, wenn man merkt, sie tut dem anderen nicht gut.

Was ich Dir sagen möchte:
Auch wenn Du Deine Mama aus Deiner Sicht nicht allein lassen wolltest und in dem sehr schweren Moment bei ihr sein: Wahrscheinlich aber wäre es Deiner Mama viel schwerer gefallen "loszulassen", wenn Du - ihr Kind - ihre Hand gehalten hättest ... denn welche Mutter möchte ihre Kinder allein lassen?

Ganz ganz oft habe ich erlebt, dass Mann/Frau/erwachsenes Kind ununterbrochen für 20 Stunden am Bett des Sterbenden waren, um ja in dem Moment auch für den Sterbenden da zu sein ....
Fast genau so oft habe ich erlebt, dass der Mensch dann "los ließ", wenn der Besucher kurz zur Toilette ging oder sich tatsächlich mal einen Kaffee holte ...
-> ein "Schlupfloch", dass der Sterbende nutze um gehen zu können.

Mach Dir bitte also keine Vorwürfe oder Schuldgefühle - Du hast sie nicht allein gelassen, denn in Gedanken und im Herzen warst Du bei ihr und hast ihr durch Deine Abwesenheit die Chance gegeben leichter loslassen zu können.

Einen Satz noch, denn auch das ist wichtig zu sagen:
Sterbende haben ganz oft gar nicht mehr die Angst, die wir als Angehörige in sie hineininterpretieren. Viele Menschen haben die Sterbephasen und somit die Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Tod durchlebt und blicken dem eigenen Tod, wenn es wirklich soweit kommt, oft entspannter entgegen als wir es denken.

Alles Liebe und viel Kraft!
Angie
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  #28  
Alt 14.08.2010, 13:26
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Ich habe Dir mal etwas von meiner Homepage herkopiert - es ist die Geschichte eines Mannes (und mir). Dort siehst Du vielleicht was ich meine. Sterben ist und "geht" oft so anders als man denkt.


Zitat:
Gedankenschleifen ...


Es begann damit, dass sie tief in
meine Gedanken in die Liebe
abtauchten,
in meine Sehnsucht zu dem Menschen,
den ich so sehr liebe und
der mir sehr fehlt ...
in die Zukunft und den Augenblick -
gefolgt von
Bildern aus der Vergangenheit ...
an all meine lieben Freunde,
die im Laufe unserer Freundschaft
das Rennen gegen den Krebs nicht
gewonnen haben ...
und ganz plötzlich waren
in mir die Bilder
eines Mannes,
den ich in meiner Zeit im Hospiz
ca 2 Monate
pflegen und begleiten durfte.

Ich möchte die Erinnerung an
ihn gerne hier aufschreiben -
denn sie ist so
lebendig.

Dieser Mann lag in dem
ersten Zimmer,
dass ich an meinem ersten Tag
dort im Hospiz als erstes
betreten mußte/durfte.
Ich weiß dass ich
einen kleinen Kloß im Hals hatte,
weil ich nicht wußte, was mich
hinter dieser Tür genau erwarten
würde -
ich sollte einen Kaffee
dort hineinbringen.

Mit dem Ellbogen des rechten
Armes drückte ich die Klinke
vorsichtig runter, weil ich
die Hände voll hatte und nichts
verschütten wollte.

Die Tür war dann einen Spalt
geöffnet und ich mußte nochmal
durchatmen ...
als eine geschwächte Stimme

leise rief:
" Nun kommen Sie mal rein,
sonst ist der Kaffee ja bald
kalt!"

Ich ging rein und vor mir
in seinem Bett saß ein Mann,
knapp 80,
mit großen strahlenden
blauen Kulleraugen
und einem ganz breiten
und
lieben Lächeln -
sein Gesicht vom Tod bereits
gezeichnet.
Es war ganz eingefallen.

Ich stellte ihm den Kaffee hin
und er nahm seine Bettdecke etwas
zur Seite,
damit ich mich zu ihm auf die
Bettkante setzen konnte,
was ich dann auch tat.
Wir kannten uns gar nicht.

Er nahm meine beiden Hände
in seine und sagte:
"Mädchen -
bist Du nicht viel zu jung,
um Dich mit dem Tod zu
beschäftigen?"

Wir schauten uns in die Augen
und uns beiden liefen ganz still die
Tränen,
während wir versuchten zu lächeln.
"Nein - der kann ja auch mich
jederzeit treffen.
Das ist doch nicht abhängig vom Alter."
Dann habe ich mich erstmal
vorgestellt bei ihm.

Er hat so gerne gebadet -
immer freitags
... mit Musik und vielen
vielen Kerzen um sich herum
... und manchmal bestellte er sich eine
Cocktail-Tomate mit einer
Scheibe Salatgurke dazu.

Das wurde immer
sehr schön zurecht gemacht -
ein Schlitz in die kleine Tomate,
die Gurkenscheibe halbiert
und mit den Schnittkanten nach
unten in die Tomate gesteckt
(fast wie 2 Flügel)
- in die Mitte kam ein kleines
"Blümchen" Petersilie.
Das ganze wurde auf eine
Untertasse -
mit einem kleinen
Serviettchen versehen -
gelegt und
serviert.

Manchmal schaffte er nicht
mal dieses kleine Häppchen ...

Von Woche zu Woche fiel ihm
das Baden schwerer -
er war ca 1,90 groß
und eines freitags schaffte er
vom Bad den Weg nicht mehr
zu seinem Zimmer zurück -
er war so schwach,
aber das Baden war für ihn zu
schön ...
und wir wußten ja nie,
ob er es noch erleben würde,
wenn wir es
verschieben würden auf
den nächsten Tag ?

Ich schob ihm seinen Rollator
unter den Po und ließ ihn
sich setzen.
Er lehnte sich -
auf dem Rollator sitzend -
mit seinem Rücken an mich.
Die Füße schaffte er noch etwas
in die Höhe zu halten und
so schob
ich ihn ganz langsam zurück ins
Zimmer.

Ich sollte oft auf seiner
Bettkante sitzen - und lange.
Wir brauchten uns eigentlich
nichts zu sagen,
wir verstanden uns von Anfang an
auch ohne
Worte.

An einem Nachmittag zeigte er
mir Fotos von seinem
wunderschönen
großen Holzhaus mit Veranda,
einem riesengroßen kunterbunt
blühenden Garten rundherum,
mit Vogelhäuschen -
auch an den Bäumen,
einem Teich ...
und er war soooo stolz -
das alles hatte er selbst
gebaut für seine Frau und sich,
mit seinen eigenen Händen
das alles über Jahre
erschaffen.

Jeden Strauch, jeden Baum,
jede Blume
selbst gepflanzt - wie ein Paradies.
Nur hatte er eine Dusche
eingebaut zuhause -
aber hätte er
früher gewußt, wie schön doch
Baden ist ...
sagte er.

Eines Nachmittags,
als ich Dienst hatte,
lag er tapfer in seinem
Bett mit einem Aktenordner auf dem
Schoß,
den Telefonhörer in der Hand.
Er hatte noch alle Versicherungen
geregelt und noch
sein Auto
verkauft,
sagte er - seine Frau würde
man eh
"bescheissen",
weil sie sich mit Autos
doch gar nicht
auskennt.

Nun müsse er nur noch einen
Gärtner finden
(es war Anfang April),
der den Garten für seine
Frau macht,
weil sie das alleine nicht
schaffen könnte -
sie sei ja auch so alt
wie er.
Draußen lag Schnee
und ich holte ihm etwas rein
und wir bauten einen
klitzkleinen Schneemann ...
der Schnee taute in
seinen Händen
und die Tränen liefen wieder.

"Ist wohl mein letzter Schnee",
sagte er
"aber er fühlt sich schön an".

Er wollte die Vorhänge und
die Gardine immer ganz zur
Seite haben,
damit ihm die Sonne ins
Gesicht scheinen kann,
wenn sie denn
endlich mal scheinen würde ...
und immer wieder
sagte er:

"Wenn der liebe Gott
mich doch nur noch bis
Mai leben
läßt -
nur ein Mal möchte ich
noch erleben dürfen
wie der Frühling
erwacht
und alles grünt ...
nur ein einziges Mal noch.
Ob er mich nun
ausgerechnet einen Monat
füher oder später holt,
kann dem ja wohl
egal sein -
weil er kriegt mich ja
doch".

Wir sprachen viel über die
Angst vor dem Sterben und
wie es
wohl sein würde, wie es sich
wohl anfühlt ...
Ob es weh tut?
Uns was uns wohl alle
erwartet danach.
Wir trösteten uns beide
mit dem Gedanken,
dass da ja nun jeder
durch müßte und wir hier
in Deutschland ja das Glück
haben dass es
Möglichkeiten zur
Schmerztherapie gibt -
im Gegensatz zu manchen
anderen Ländern,
wo es nicht mal einen
erreichbaren Arzt gäbe.
Und er war so dankbar,
dass es Menschen gibt,
die ihn nicht alleine lassen ...
jetzt.

Eines Tages kam ich zur Arbeit,
ich glaube es war der
18. April und
ich ging zu ihm um ihn zu fragen
ob ich ihm beim Waschen
helfen solle.
Bis dahin war er immer noch
die 3-4 Meter bis zum
Waschbecken am
Rollator gegangen -
an diesem Tag konnte er
nicht mehr aufstehen,
er fühlte sich zu
schwach dazu.

Aber er strahlte mich an
und sagte:
"Angela, heute nacht dachte ich,
es ist soweit und sie holen mich."
"Und?" fragte ich.
"Na, dann hätte ich Sie ja
heute nicht mehr sehen können!"
Er war so ein beeindruckender Mensch
... und so entwaffnend ehrlich
und humorvoll bis
zuletzt.

Ich fragte:
"War es denn schlimm?"
"Nee" - mehr sagte er nicht
und zuckte dabei mit den Schultern.
"Naja" sagte ich -
"vielleicht haben Sie noch etwas
vergessen,
irgendetwas was Sie noch regeln
möchten.
Oder müssen Sie vielleicht
noch jemanden anrufen,
dem Sie noch etwas sagen möchten.
Oder vielleicht
möchten Sie sich bei Ihrer Frau
noch bedanken für
all die schönen
gemeinsamen Jahre, ihr nochmal
sagen wie sehr Sie sie
lieben?"

Er fragte mich:
"Versprechen Sie mir was?"
"Wenn ich es dann auch halten kann",
sagte ich.
"Wenn ich es bis Mai nicht mehr
schaffe -
versprechen Sie mir,
dass Sie den Frühling von mir
grüßen und
manchmal an mich denken?"

Ich versprachs ...
"Wie könnte ich Sie jemals
vergessen,
Sie Charmeur ..."
Und unsere Tränen kullerten
wieder.
Dann brauchte er Zeit
zum Nachdenken, sagte er.

Als ich ihm zur Kaffeezeit
dann einen Milch-Shake reinbrachte,
bat er mich wie immer,
mich mal eben zu ihm
auf die Bettkante zu
setzen.

Wie sooft nahm er meine Hände
in seine und sagte:
" Ich habe nachgedacht und:
Angela, das ist es -
was Sie mit meiner Frau
gesagt haben.
Sie kommt heute
um 17 Uhr
zu Besuch und dann muss
ich ihr das unbedingt sagen -
fast 60 Jahre sind wir
verheiratet und dann wirds ja
wohl mal
endlich Zeit dazu, sie hat mich ja
schließlich die ganzen
Jahre ertragen müssen"
und er lächelte mich an.

Ob ich ihm nicht noch
schnell ein paar Blumen
besorgen könnte -
rote Rosen wenn es geht.
Natürlich tat ich das -
mit einem
Herzchen-Blumenstecker,
Bear-Gras und etwas
Schleierkraut
drin.

Ich brachte den Strauß zu ihm
und er freute sich sehr.
Ich hatte längst Feierabend
und wir verabschiedeten uns
bis zum hoffentlich nächsten
Tag.
"Da wird sich Ihre Frau aber
sicher freuen",
sagte ich noch
"aber das Küssen nicht vergessen",
zwinkerte ich ihm noch zu ...
er lachte.


Am nächsten Morgen dann:

Ich kam zum Dienst und sah
schon das kleine
Kreuzchen aus grünem
Rattan mit blau-weißen Blümchen
in der Mitte an
Tür 105
hängen.
Die Kollegin sagte:
"Geh mal ruhig zu ihm rein,
er wartet schon auf
dich -
wir haben ihn extra noch in
seinem Zimmer gelassen für
dich."
Er war ganz friedlich
eingeschlafen mit einem so
glücklichen
Lächeln im Gesicht ...
kurz bevor es
Mai
wurde.

*
*
*

- in liebevoller Erinnerung an Herrn P.,
den ich SICHER NIEMALS
vergessen werde -



~ © Angela ~
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!
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  #29  
Alt 14.08.2010, 15:03
Nicole Schumann Nicole Schumann ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.08.2010
Ort: Delmenhorst
Beiträge: 34
Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Hallo Heike & HeikesFreundin,

danke für die lieben Worte. Ich hoffe das mein Arzt mir helfen kann. Merke es von Tag zu Tag mehr das ich hilfe brauche. Ich fühle mich total allein gelassen. An Schlafen ist nicht zu denken. Ich glaube das ich zuviel grübeln tue. Werde gleich mich hinlegen und versuchen zu schlafen.



wünsche euch allen ein tolles Wochenende.



LG.Nicole
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  #30  
Alt 16.08.2010, 12:55
Heike 82 Heike 82 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.08.2010
Beiträge: 133
Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Hallo Nicole,

na wie da Wochenende, konntest du dich ein wenig erholen? Wie hat denn dein Doc reagiert?
Hoffe sehr für dich das er dir ein wenig helfen konnte.

Wenn du noch fragen hast oder etwas wissen möchtest denn meld dich einfach.

Vlg Heike
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