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  #1  
Alt 03.07.2016, 21:29
Natti79 Natti79 ist offline
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Beiträge: 12
Standard Beide Elternteile innerhalb eines Monats verloren

Hallo,

nun bin ich leider auch hier im Hinterbliebenen Forum gelandet.

Ich habe in den letzten Jahren hier im Forum Geschichte gelesen, die mich bewegt haben, traurig gemacht haben, aber auch Hoffnung gespendet haben.

Im Februar ist es nun leider soweit gewesen, zuerst habe ich meine Mama verloren, innerhalb weniger Wochen danach auch meinen Vater. Sie hatten beide Krebs und wir wussten alle, dass sie den Kampf verlieren würden. Aber wenn es dann soweit ist, trifft es einen wie ein Schalg ins Gesicht.

Ich bin in den letzten Monaten mit meiner Familie bei ihnen gewesen, wir haben im selben Haus gewohnt und werden nun auch hier bleiben.

Die beiden haben uns immer gesagt, wie sie gerne die Dinge geregelt haben möchten, wir haben uns den Freidhof zusammen angeschaut und auch das Hospiz.

Auf einen Hospizplatz haben wir leider bei beiden vergelblich gewartet...als jeweils einer frei wurde, war es leider zu spät.

Das Palliativteam hat uns bei beiden abgeraten, den Transport dorthin in ihrer letzen Lebensphase zu machen und es war die richtige Empfehlung. Also sind sie beide hier bei uns zuhause gestorben. Wir konnten sie in aller Ruhe in den letzten Tagen begleiten.

Bei meiner Mama hatten mein Bruder und ich große Unterstützung durch ihre Mutter, den Bruder und liebe Freunde. So konnte ich ich auch gelegentlich aus der Situation rausnehmen und ausruhen, so weit das überhaupt ging.

Sie war die letzten beiden Tage nicht mehr ansprechbar, ich konnte ihr mit Hilfe des Palliativteams medikamentös von ihren Schmerten befreien, damit sie nicht leiden musste. Das Palliativteam hat uns sehr unterstützt, sie kamen Tag und Nacht und ich persönlich habe ganz viel Nähe und Empahtie fühlen können.

Der Zustand meines Vaters hat sich innerhalb von 12 Stunden dramatisch verschlechtert, er war aber auch wesentlich wacher, da er weniger Morphium bekommen hat. Bei ihm war ich mit meinem Bruder auch weitestgehend alleine , das hat mir damals Angest gemacht. J

Einen Menschen in den Tod begleiten, wenn man das 4 Wochen vorher schon mal erleben musste, ist extrem beängstigend.

In den Tagen/Wochen danach funktioniert man nur, man muss die Trauerfeiern und Beerdigungen organisieren.

Ich habe mich in diesen Wochen immer wieder gefragt, ob ich alles mir mögliche für die beiden auf ihrem letzen Weg getan habe. das hat mich wirklich sehr beschäftigt. Ich habe mir auch während der letzten Stunden der beiden vorgestellt, dass ich auch mal, wenn ich alt und krank bin bei den Menschen sein möchte, die ich liebe. Die Vorstellung beim Sterben alleine zu sein, fand ich unerträglich.

Meinem Mama und ich hatten ein freundschaftliches Verhältnis, ich konnte immer zu ihr kommen und mit ihr sprechen. Wir haben uns blind verstanden.

Sie hat besonders meine Kinder sehr geleibt und bis fast zum Schluss Zeit mit ihnen verbracht, sie hatte viel Liebe zu geben. Sie hat mit während ihrer Krankheit immer wieder gesagt, dass sie nicht sterben möchte und ihe Enkelkinder aufwachsen sehen möchte.

Ein paar Tage vor ihrem Tod saß ich bei ihr auf der Couch, sie hat meine Hand genommen und mir gesagt, dass sie nun bereit wäre zu gehen und ihren Frieden damit gemacht hätte. Das war für mich so ein Schock, ich habe bitterlich geweint und sie in den Arm genommen, ihr gesagt, dass ich sie sehr lieb habe und sie nicht gehen lassen will. Das war das letze Mal, dass wir beide uns fest umarmt haben, danach lag sie nur noch im Bett.

Ich würde alles geben, die beiden noch einmal umarmen zu können, einfach zu spüren.

Wenn ich zurückblicke denke ich, dass sie beide ihren letzten Weg in Frieden gehen konnten und uns jetzt zuschauen. Das gibt mir Trost.

da ich selbst zwei kleine Kinder habe, fehlt mir manchmal die Zeit meine Gefühlen freien Lauf zu lassen. Deshalb fahre ich alleine auf den Friedhof oder höre die Lieder von den Trauerfeiern...dann kann ich viel weinen.

Ich merke einfach wie die Traurigkeit im Moment immer öfter in mir hochkriecht, sich ihren Weg sucht und ich möchte das nicht unterdrücken.

Ich weiß, dass sich die beiden Sorgen gemacht haben, wie ich mit der Situation klar kommen würde. Ich denke, sie wären stolz auf mich.

Egal wie alt man ist, Eltern sind immer der sichere Hafen oder zumindest sollten sie es sein. Und sie fehlen mir schrecklich, die Sicherheit und Geborgenheit.

So, nun hab ich mir einiges von der Seele geschrieben und es hat gut getan.

Ich wünsche jedem einzelnen hier von Herzen alles Gute.

Liebe Grüße

Natti
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  #2  
Alt 05.07.2016, 10:59
man_dala man_dala ist offline
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Standard AW: Beide Elternteile innerhalb eines Monats verloren

Hallo Natti,

mein tiefes Beileid. Ich habe meine Mama vor vor 11 Tagen verloren. Meine Kinder haben ihre liebste Oma verloren. Sie hatte Bauchfellkrebs und gerade eine zweite OP erfolgreich hinter sich mit einer guten Prognose. Ich habe drei Stunden vor ihrem Bewusstseinsverlust noch mit ihr telefoniert. Sie war gut drauf, ihr ging es soweit gut... Ich kann das nicht begreifen. Sie bekam eine leichte Lungenentzündung, danach hüllen sich die Ärzte in Schweigen. Wahrscheinlich hat sie durch das Husten Magensäure in die Luftwege bekommen. Innerhalb von wenigen Stunden kam ein septischer Schock. 20 Stunden später war sie tot. Der Arzt hat uns erst danach angerufen, wir durften nicht bei ihr sein. Das bedrückt mich sehr.

66 Jahre, zuversichtlich und hoffnungsvoll. Sie war schwer krank, und trotzdem sind wir alle unter Schock. Wir hätten so gerne mehr Lebenszeit mit ihr verbracht.

Du biste wirklich eine starke Frau. Mutter und Vater in den Tod zu begleiten ist eine Grenzerfahrung. Bitte achte auf dich und suche dir Hilfe, wenn du das Gefühl hast, es überrollt dich.

Liebe Grüße

man_dala
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  #3  
Alt 06.07.2016, 21:58
Jusy Jusy ist offline
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Standard AW: Beide Elternteile innerhalb eines Monats verloren

Beide Elternteile zu verlieren ist sicher sehr sehr schwierig. Bei mir sind meine Mutter und meine geliebte Schwiegermutter gleichzeitig an Krebs erkrankt letzten Herbst und ich hatte damals das Gefühl, dass alles zusammenbricht. Die Diagnosen habe ich innerhalb zwei Tagen erfahren. Meine Schwiegermama hatte bsdk und ist Ende jänner eingeschlafen. Meiner mami geht es so naja.
Ich würde dir gerne tröstende worte sagen, aber in meiner eigenen Trauer habe ich erlebt, dass man oft schwer die Worte findet. Mir hilft vor allem die Dankbarkeit und die Liebe zu meiner geliebten Schwiegermama und ich sag mir oft danke für jeden Augenblick den ich mit ihr hatte.
Und lass die Gefühle zu! Ich habe vor ein paar Tagen das erste mal auch folgendes Gefühl zugelassen: es ist ungerecht!! Ich hab sie geliebt und jetzt kann ich nicht mehr mit ihr/bei ihr sein. Für kein Gefühl sollte man sich schämen oder etwas unterdrücken. Alles ist ok. Ich habe mir auch erst jetzt Hilfe für meine Tochter geholt, weil ich immer den Anspruch hatte alles alleine zu machen.
Nimm dir was du brauchst und lass zu was notwendig ist!
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  #4  
Alt 11.07.2016, 11:03
Manu50 Manu50 ist offline
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Standard AW: Beide Elternteile innerhalb eines Monats verloren

Oh Netti, das tut mir so leid!!! Beide Elternteil so zu verlieren ist grausam. Mein Mann ist auch zu Hause verstorben. Er wollte es so und wir haben ihm diesen Wunsch erfüllt. Die Kinder und ich waren an seiner Seite. Diesen Schmerz gleich doppelt ertragen zu müssen, ist wirklich grausam. Ich wünsche dir und deiner Familie ganz viel Kraft !!
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  #5  
Alt 14.07.2016, 20:36
Natti79 Natti79 ist offline
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Standard AW: Beide Elternteile innerhalb eines Monats verloren

Hallo,

vielen Dank für eure lieben Beiträge

Jeder einzelne hier hat seine Geschichte und muss den Weg nun ohne einen geliebten Menschen weitergehen.

Am Anfang hab ich gedacht, dass ich das nicht schaffe....ohne die beiden.

Aber jetzt weiß ich, dass es so sein wird und muss. Und das man das trauern erst "lernen" muss, dafür gibt es keine Anleitung oder ein Patentrezept. Jeder geht anders mit dem Kummer um...

Es gibt Tage, da gibt es viele Momente, an denen ich sie unheimlich vermisse...manchmal gibt es Tage, an denen ich weniger drüber nachdenke. Aber es ist seitdem kein Tag vergangen, an dem ich nicht an sie gedacht habe.

Ich war mitlerweile beim Arzt und nehme im Moment ein ganz leichtes Depressiva...habe mich lange dagegen gesträubt, aber gemerkt, dass meine Grundstimmung immer mehr in den Keller sauste. Ich möchte meinen Kindern ihren Alltag so schön wie möglich gestalten, sie können nichts dafür und verstehen nicht, warum ihre Mama oft so traurig ist.

Ich werde jetzt mal sehen, wie ich mit dem Medikament klar komme. Trotz allem stelle ich mich meinen Gefühlen, ich glaube alles andere wäre Quatsch und holt mich irgendwann doch ein.

Mein größter Trost ist, dass wir eine schöne zeit zusammen hatten, auch wenn sie noch viel länger hätte sein müssen.

Liebe Grüße

Natti
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  #6  
Alt 15.07.2016, 13:14
vintage vintage ist offline
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Standard AW: Beide Elternteile innerhalb eines Monats verloren

liebe natti,

du hast geschrieben: das man trauern bzw. trauer erst (kennen)lernen muss. ja, das stimmt.
und man erfährt vieles über sich selbst und über andere.

liebe gruesse!!
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #7  
Alt 06.09.2016, 16:58
Natti79 Natti79 ist offline
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Standard AW: Beide Elternteile innerhalb eines Monats verloren

Hallo,

nun sind es fast 7 Monate ohne meine Eltern. Es ist genau wie der Palliativmediziner mir gesagt hat. Am Anfang funktioniert man und hat viele Dinge zu regeln und dann kann es kommen das tiefe Loch.
Und nun sitze ich mitten drin in diesem Loch. Mein Leben ist einfach nicht mehr so wie es einmal war. Kann nur schwer losgelöst sein, einfach mal herzlich lachen oder Scherze machen. Irgendwie holt mich die Erinnerung an die beiden gleich wieder ein. Auch wenn beide nicht wollten, dass mich das so bedrückt...es ist trotzdem so.
War mittlerweile auch beim Psychiater und haben zwei verschiedene Anti-Depressiva ausprobiert...beide haben mir nicht gut getan, es eigentlich nur verschlimmert. Ich habe mir fest vorgenommen es ohne Medikamente zu schaffen. Ich möchte nur einen Weg gehen in der Trauer, momentan habe ich eher das Gefühl stehen geblieben zu sein. Wer kennt dieses Problem?

Die Gefühle ändern sich nicht, sie bleiben seit Monaten gleich. Es ist nur ein Vermissen und Verzweiflung. Es ist keine Wut dabei oder aber auch Hofnung.

Mich würde interessieren wie ihr euren Weg der Trauer empfunden habt und ob das, was ich momentan erlebe auch "normal" ist.

Viele Grüße

Natti
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  #8  
Alt 06.09.2016, 17:23
vintage vintage ist offline
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Standard AW: Beide Elternteile innerhalb eines Monats verloren

hallo natti,

alles normale trauererscheinungen bei dir, wenn das deine frage war.

psychopharmaka würde ich auch nicht nehmen.
du kannst bachblüten probieren, es gibt eine sorte, die bei trauer unterstützend ist.

zur trauer gehört vor allem eines: geduld.
du hast schon schritte geschafft, siehst es vielleicht nur gerade nicht.

und wenn in einem loch: dann wieder raus. rein und... raus.
man muss es geschehen lassen und so annehmen.
du hast deine eltern geliebt und sie waren es "wert",
das du um sie trauerst.


__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #9  
Alt 06.09.2016, 17:51
Elisabethh.1900 Elisabethh.1900 ist offline
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Standard AW: Beide Elternteile innerhalb eines Monats verloren

Liebe Natti,hast du einmal an eine Gesprächstherapie bei einem Psychologen gedacht?

Die Krankenkassen bezahlen in Deutschland Therapien beim Psychotherapeuten. Ist meistens nicht so einfach,jemanden zu finden, der freie Termine zur Verfügung hat.
Man kann ohne Überweisung in die Psychotherapie gehen.

Herzliche Grüße,
Elisabethh.
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  #10  
Alt 06.09.2016, 22:28
man_dala man_dala ist offline
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Standard AW: Beide Elternteile innerhalb eines Monats verloren

Liebe Natti,

ich habe meine Mama auch Ende Juni verloren... plötzlich nach einer OP. Die ersten Wochen habe ich wie in Trance erlebt. Ich musste ständig weinen, wenn ich an sie erinnert wurde, über sie gesprochen habe... Letztes Wochenende war ich wieder bei meinem Vater, da war es ganz schwierig, das Bett zu sehen, ihre Medikamente. Ich war auf dem Friedhof, tieftraurig. Ich konnte nicht weggehen. Ich rede manchmal in Gedanken mit ihr... Es gibt Tage, da kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass sie nie mehr wiederkommt.

Ich weiß nicht, ob du dir nach dem Tod deiner Eltern eine Auszeit genommen hast. Ich war 9 Wochen zu Hause. Das hat mir geholfen. Ich möchte dir ans Herz legen, dich jetzt um dich zu kümmern. Du hast wirklich übermenschliches geleistet in der letzten Zeit. Suche dir Hilfe bei einem Psychotherapeuten, Psychiater machen in der Regel nur die Medikation. Eventuell kommt auch eine psychosomatische Kur für dich in Frage. Vielleicht gibt es in deiner Nähe eine Selbsthilfegruppe für Trauernde. Ich denke, auch der Austausch mit Menschen, die ähnliches erlebt haben, kann helfen.

Eine Freundin, die ihre Mama ganz früh verloren hat, sagte mir, dass es lange dauert, bis man wieder ein "normales" Leben führt. Das erste Jahr ist das schlimmste. Und ich kann für mich sagen, es wird niemals wie früher werden. Die Mama, der Papa kann nicht ersetzt werden. Damit müssen wir leider leben. Ich bin aber überzeugt, dass wir uns eines Tages wieder sehen werden.

Lass deine Trauer zu, sie sucht sich ihre Wege.

Alles Liebe
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  #11  
Alt 13.10.2016, 22:12
Natti79 Natti79 ist offline
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Standard AW: Beide Elternteile innerhalb eines Monats verloren

Hallo,

ich wollte mich mal wieder melden. Im Monet bin ich wieder etwas ruhiger als noch vor einigen Wochen. Da hatte ich eine echt schwere Phase, habe auch zwei verschiedene Anti-Depressiva ausprobiert, die mir aber nicht gut getan haben.
Gestern Abend im Bett hatte ich plötzlich das riesige Verlangen beide in den Arm zu nehmen, einfach körperlich zu spüren. War ganz seltsam, so ein Gefühl hatte ich noch nie...so einen starken Drang sie wieder zu sehen, mit Ihnen zu lachen und einfach nur zu quatschen.

Ich habe wirklich bitterlic geweint und mit Ihnen gesprochen und es hat gut getan. Ich muss diesen Gefühlen freien Lauf lassen wenn sie kommen, sonst habe ich das Gefühl zu ersticken.

Ich schaue mir nun auch öfter Bilder von früher an, "konfrontiere" mich mit dem Vergangenen, mit dem, was ich so sehr vermisse.

Ich denke, dass ich irgendwie den Verlust der beiden irgendwie noch gar nicht richtig realisiere und nur gelegentlich, so wie gestern Abend, einen wirklichen "flash" kriege.

Ist vielleicht für meine Psyche der richtige Weg um mich langsam ranzutasten an die Verarbeitung der letzten Jahre. Ich habe mir soviele Sorgen gemacht und mit ihnen gelitten...sie beide bis in den Tod zu Hause alleine mit meinem Bruder begleitet.

Ich denke, dass ich nie ganz darüber hinweg kommen werde. Einen geliebten Menschen, in meinem Fall zwei Menschen, sterben zu sehen, lässt einen nie los. Die Bilder kommen immer wieder hoch...gerade die der letzten Stunden.

Ich dachte früher immer, dass man sich hauptsächlich an die schönen Momente erinnert, aber die Bilder des Sterbens, die nicht nur freidlich waren, sind bei mir sehr präsent.

Viele Grüße

Natti
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  #12  
Alt 14.10.2016, 00:06
Manu50 Manu50 ist offline
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Standard AW: Beide Elternteile innerhalb eines Monats verloren

Liebe Netti, ich kann dich gut verstehen, wie viele hier.
Die letzten Stunden waren unerträglich, auch für mich, als mein Mann von uns gegangen ist. Auch meine Kinder waren dabei und werden diese Bilder nie wieder vergessen.
Ich hoffe sie können es irgendwie verarbeiten.
Beide Elternteile zu verlieren, auf so grausamer Weise, ist noch viel schlimmer.
Es tut mir von Herzen leid!!
Fühle dich ganz fest umarmt!
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  #13  
Alt 14.10.2016, 10:13
Adlumia Adlumia ist offline
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Standard AW: Beide Elternteile innerhalb eines Monats verloren

Du hast wirklich schreckliches und prägendes durchgemacht, Natti.
Es wird bestimmt noch eine sehr lange Zeit dauern, bis vielleicht eher die schönen Bilder vor dein geistiges Auge ziehen und die anderen Bilder etwas verblassen lassen. Diese Narben werden immer bleiben, ein Teil von dir sein und du machst es gut, dass du deinen Gefühlen freien Lauf lässt. Ich hoffe, dass du ein Umfeld hast, was dich in deiner schweren Zeit auch stützt. Ich habe leider die Erfahrung machen müssen, dass es für die meisten einfach schnell vorbei sein soll mit der Trauer, man soll weiter machen aber wenn man soetwas erlebt hat wie du, dann geht es nicht einfach so weiter - du bist ein anderer Mensch geworden. Empfindest du das auch so?

Fühl dich gedrückt
Adlumia
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  #14  
Alt 20.10.2016, 11:45
Natti79 Natti79 ist offline
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Standard AW: Beide Elternteile innerhalb eines Monats verloren

Liebe Adlumia,

ja...man ist nicht mehr die Selbe...es fehlt einfach etwas. Eigentlich waren die letzten 8 Monate gefühlsmäßig in Ordnung...klar man hatte gute und weniger gute Tage. Manchmal fällt mir der Alltag leichter und manchmal bin ich einfach schnell erschöpft. Ich dachte ja auch, dass ein Psychopharmaka ein bisschen helfen könnte gegen diese schnelle Erschöpfung, ist aber nicht mein Ding. Ich möchte mich nicht medikamentös abhängig machen und das Problem nur "verschieben". In den letzten Tagen, mag auch am Wetter liegen, kommen andere Gefühle hoch. Zum einen eine tiefe Traurigkeit, die auch in Weinkrämpfen endet wenn ich alleine bin. Und auch das Gefühl der Wut auf Gott und Menschen in meinem Umfeld, die gesund sind und keinen Spaß am Leben haben können. Meine Eltern wollten beide leben, sie haben das immer wieder gesagt. Vor allem meine Mutter hatte keine leichte Kindheit und hat sich trotzdem mit soviel Optimismus und Freude ihr Leben gelebt, hat beruflich andere gepflegt und immer viel gegeben. Und dann wird sie krank und muss sterben? Mit nicht mal 60 Jahren? Ich bin wütend, dass wir nicht alle mehr Zeit gemeinsam hatten. Ich bin sauer, dass meine Kinder ihre Oma und ihren Opa nicht mehr umarmen können, mit ihnen lachen können. Ich bin einfach enttäuscht, dass ihnen dies verwährt wurde. Ich weiß, dass es Menschen gibt, die viel jünger sind und auch an diesem Krebs sterben müssen, ich bewerte auch nur meine eigene Situation.

Ih wohne nun im Haus meiner Eltern mit meiner Familie, alles erinnert mich an sie. Wir sind gerade dabei zu renovieren, und ein paar Dinge optisch zu verändern. Ich spreche mit meinem Mann nicht oft über die Beiden, will das Thema auch vor den Kindern nicht zu oft ansprechen. Ich denke, dass all meine Gefühle normal sind und zum Trauerprozess dazugehören. Aber es tut unglaublich weh.

Ich bin glücklich und stolz, dass ich beide bis zum Schluss fast rund um die Uhr begleiten konnte, ich hoffe sie haben bis zum Schluss gespürt, dass ich bei ihnen bin und sie liebe.

Viele Grüße

Natti
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