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Alt 01.12.2008, 17:35
Daywalker_82 Daywalker_82 ist offline
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Standard Die Verschiebung von Prioritäten/ Kämpfen lohnt sich!

Hallo zusammen!

Ich habe schon seit langer Zeit dieses Forum verfolgt, um die Geschichten anderer Leute zu lesen, mitzufühlen und mich zu informieren. Ich selber bin 26 Jahre alt und seit ca. einem Jahr an Hodenkrebs (Stadium 3c) erkrankt.

Alles begann letztes Jahr im November auf einem Lehrgang im wunderschönen Sigmaringen. Ich hatte schon seit drei Wochen eine angebliche Magenschleimhautentzündung. Anfangs halfen die entsprechenden Tabletten, doch nach einiger Zeit war ich mir sicher, dass es die Magenschleimhaut alleine nicht sein kann, da ich auch mittlerweile auch 10 kilo verloren hatte. Hinzu kamen furchtbare Rückenschmerzen, da meine Wirbel ständig raussprangen. Ein Phenomen, was ich in meiner bisherigen Sportlerkarriere noch nie geschafft hatte. Ich besuchte verschiedene Ärzte und bekam, wie es meistens so ist, verschiedene Diagnosen.
Bei einer anschließenden Magenspiegelung und Blutentnahme stellten sich sehr schlechte Bauchspeicheldrüsenwerte heraus und ich wurde sofort in Krankenhaus in Sigmaringen eingeliefert. Im Krankenhaus wurde nach drei Stunden Ultraschall Lyphmdrüsenkrebs festgestellt. Ich hatte vergrößerte Lymphdrüsen im Bauchraum (ca. 6x8cm pro Knoten), Metastasen im restlichen Körper und der Lunge. Die Knoten im Bauchraum zerdrückten meine Bauchspeicheldrüse derart, dass die Verdauung gestört wurde und so die schlechten Werte zustande kamen. Nach den Voruntersuchungen in Sigmaringen (nach Abschluss stellte sich heraus, dass ich Hodenkrebs habe) wurde ich zur Behandlung bzw. Therapie, die schleunigst erfolgen sollte in Anbetracht des Stadiums, in die Heimat verlegt. Bevor ich mit der Therapie starten konnte, wurde mir eine Samenspende emfohlen. Die Angst, Tage zu verschwenden und der Krebs sich weiter ausbreiten könnte, machten mich fertig.

Ich bekam 5x eine PEB-Therapie die pro Therapie 5 Tage dauerte (14 Tage Pause). Anschließend bekam ich eine Spritze mit Bleomecin am 15. Tag. Im großen und ganzen habe ich die Thearpie sehr gut vertragen. Mir war nie schlecht, habe sogar weiterhin Sport gemacht und war ab und zu arbeiten. Allerdings benötigte ich drei bis vier Tage nach dem Krankenhaus um wieder auf die Beine zu kommen. Nach den 5 Zyklen hatte ich eine Pause, da man die Wirkung der Therapie kontrollieren wollte. In dieser Zeit erholte ich mich sehr gut. Die Haare kamen wieder und ich lief sogar wieder einen Halbmarathon. Anschließend wurde in einer Operation der Hoden und die Lymphknoten im Bauchraum entfernt. Die Op dauerte 9,5 Std. Von der Operation erholte ich mich sehr schnell und konnte nach drei Wochen das erste Lauftraining wieder starten

Durch die Operation verlor ich meine Ejakulationsfähigkeit, eine häufige Nebenwirkung einer solchen Operation. Weitere Nebenwirkungen sind plötzlicher Tod und Verlust der Erektionsfähigkeit. Also hatte ich hier zur Abwechslung auch mal Glück gehabt. Zum Glück hatte ich ja was eingefroren, da man ja auch nie sicher sein kann, das man nach einer Chemo überhaupt noch zeugungsfähig sein kann.

Leider war nach dem 5. Zyklus nicht Schluß. Schlechte Diagnose...Ich dachte ich hätte es geschafft, das Licht am Ende des Tunnels gesehen, den Krebs besiegt. Ein derber Rückschlag auch für meine Familie, Freunde, Kollegen und meine Freundin, die mit mir gekämpft haben und weiterhin mit mir kämpfen. Ich bekam weitere 6 Zyklen á 7 Tage (14 Tage Pause) von einer Hochdosischemotheraphie. Auch diese vertrug ich, bis auf Knieschmerzen, sehr gut. Erst nach der letzen wurde mir ab und zu schlecht. Problematisch war nur, das das Immunsystem zerstört war und ich nach der Entlassung direkt wieder starkes Fieber bekam und wieder ins Krankenhaus musste. Für jemanden der immmer sehr fit war und nie zu einem Arzt musste ein harter Schlag.
Die letzten 6 Monate verbrachte ich nur im Krankenhaus, was mich mehr psychisch als physisch mitnahm. Jetzt konnte ich keinen Sport mehr machen und war froh, wenn ich ein paar Treppenstufen laufen konnte, ohne das mir schwarz vor Augen wurde. Zur Zeit befinde ich mich wieder in einer Erholungsphase, in der ich wieder eine vielzahl an Kontrollen über mich ergehen lassen muss. Warscheinlich, ich bete zu Gott, war es die letzte Chemotherapie. Jetzt folgt nur noch eine Operation. Zwischen meine Lungen befindet sich im Mediastinum noch ein Lymphknoten, der gewandert ist. Da man nicht einschätzen kann, ob er tot ist oder lebt wird er raus genommen...dann habe ich wenigstens eine durchgehende Narbe von oben, bis ganz unten, da sie mich öffnen müssen, wie ein Brathähnchen.

Vielleicht ist es dann überstanden und ich bekomme mein Leben zurück. Mir fehlt der Sport, der Urlaub und auch die Arbeit. Ein Jahr Zwangsurlaub ist nicht für mich. Auch freue ich mich wieder Zeit mit meiner Freundin zu verbringen, da unsere Beziehung auch stark während meiner Krankeit gelitten hat. Krankheit verändert einen Menschen, vor allem dann, wenn er selber mit sich unzufrieden ist, keinen Ausgleich und manchmal den Mut verloren hat.

Warum ich hier schreibe kann ich selber nicht erklären. Vielleicht um es mir von der Seele zu reden, aber vielleicht um Leuten zu helfen, so wie dieses Forum mir geholfen hat, mit dem Thema umzugehen. Ich bin damit immer offen umgegangen und hatte Verständnis für die Leute gegegenüber und Ihre Fragen. Ich kann diese Einstellung nur empfehlen. Eine positive Einstellung hilft und das ist nicht nur ein dummer Spruch. Ich hätte sonst weitaus früher aufgegeben...! Leider wurde bei meinem besten Kumpel während meiner Therapie auch Hodenkrebs festgestellt, eigendlich unglaublich, bei einer so geringen Wahrscheinlichkeit an dieser Krankeit zu erkranken.

Ein positiver Nebenaspekt ist die Erfahrung die man mit dieser Krankheit macht. Durch diese Krankheit habe ich viel gelernt, auch wenn ich nicht scharf darauf war es auf diese Weise zu erfahren. Man lernt viel über die Menschen um einen herum, über sich selbst und macht sich Gedanken, die man sich mit 26 Jahren noch nie gemacht hat. Aber Kämpfen lohnt sich, auch wenn man oft den Mut verliert. Wichtig ist nur als Gewinner aus diesem Kampf rauszugehen, auch wenn es manchmal hoffnungslos scheint.

Sich mit dem Thema "was ist wenn" auseinanderzusetzen und wie die Zukunft aussehen könnte führt zu einer Verschiebung der Prioritäten. Vorher war mir wichtig, dass ist sportlich fit bin und meinen Körper zu trainieren, damit er optisch gut aussieht. Gesundheit steht jetzt auf jeden Fall auf Platz eins und dann kommt lange nichts.
Aus diesem Grund wünsche ich euch allen eine schöne Weihnachtszeit mit euren Lieben und vor allem viel GESUNDHEIT!

Für Fragen stehe natürlich gerne zur Verfügung

Geändert von Daywalker_82 (01.12.2008 um 22:10 Uhr)
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  #2  
Alt 01.12.2008, 18:40
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macg macg ist offline
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Standard AW: Die Verschiebung von Prioritäten/ Kämpfen lohnt sich!

hi, nun das hört sich natürlich sehr heftig an das ganze. aber anscheinend bist du ja ein kämpfer und steckst es sehr gut weg das ganze!

ich wünsche dir viel kraft und glück um das ganze positiv abzuschliessen.

was mich jedoch verwundert hat. warum st der hoden erst nach der chemo so spät entfernt worden? oder war der primärtumor wo anderst? weil normal ruck zck raus mit dem primärtumor um weitere streuung zu verhindern.

ahja ebenfalls ein schönes fest
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LG Peter (eineiiger Zwilling)
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  #3  
Alt 01.12.2008, 20:33
enekin enekin ist offline
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Standard AW: Die Verschiebung von Prioritäten/ Kämpfen lohnt sich!

Abend

Mensch ich muste grad einbischen Schlucken,haste ja ne Menge mitgemacht.Ich wünsche dir alles erdenglich gute u deine positive Einstellung wird dich im Leben noch ganz weit bringen.
Dir auch ein schönes Weinachtsfest

LG niki
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  #4  
Alt 01.12.2008, 22:07
Daywalker_82 Daywalker_82 ist offline
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Standard AW: Die Verschiebung von Prioritäten/ Kämpfen lohnt sich!

Nein, der Hoden war Ausgangspunkt. Er hatte schon im Körper getreut und ist selber danach inaktiv geworden. Von ihm ging also keine Gefahr mehr aus weitere Impulse für Metastasen im Körper zu geben...So wurde es mir jedenfalls erzählt

Ich kannte auch nur die Variante, das er erst raus muss, aber da ich sowieso Endstadium (3c) bin, war es wahrschenlich so oder so zu spät.
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  #5  
Alt 01.12.2008, 22:18
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macg macg ist offline
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Standard AW: Die Verschiebung von Prioritäten/ Kämpfen lohnt sich!

aha interessant, diese variante/vorgehensweise kannte ich auch nicht bw. wusste ich nicht das ein tumor auch mal "inaktiv" sein kann.

aber schau, wichtig ist das du darüber reden oder auch schreiben kannst, dem ganzen positiv entgegenschaust, und nicht alles in dich reinfrisst. also mir hat es sehr geholfen dem thema offen zu begegnen.
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