Bedeutet Hospiz immer dass jemand bald stirbt? - Krebs-Kompass-Forum seit 1997

peppermint1976 · #1 03.03.2006, 07:28

Guten morgen,
ich bin neu hier. Ich bin auf diese Seite gestoßen, weil meine Schwiegermutter Krebs hat. Es fing im Sommer 2003 mit Gebährmutterkrebs an. Nach Totaloperation und Bestrahlung war es ein ganzes Jahr gut. Dann fand man bei einer Kontrolluntersuchung 4 Tumore an verschiedenen Organen: Einen im Dickdarm, ein männerhandgroßes Weichteilkarzinom unter der Bauchdecke, einen an der Bauchspeicheldrüse und einen an der Leber. Der Tumor im Darm und das WEichteilkarzinom wurden in einer OP entfernt. Nach einer Taxol-Chemotherapie war der Tumor an der Bauchspeicheldrüse zwar eingekapselt, aber der an der Leber doppelt so groß wie vorher. Es folgte eine neue Chemotherapie (wie die heißt weiß ich nicht). Auch erfolglos. An der Leber der Tumor ist jetzt faustgroß (kurz vor Weihnachten) und dann wurden noch zwei Tumore in den Nieren gefunden (jede Niere einen). Seit Anfang des Jahres ist sie in SChmerztherapie und bekommt gegen den Krebs die Megestat Tabletten. Nun kam gestern eine nette Schwester vom Hospiz und stellte sich vor: "ich betreue schwerkranke Menschen und Menschen die im sterben liegen". Meiner Schwiegermutter gehts jetzt gar nicht mehr gut. Sie muss täglich 6 Tabletten mit Morphium nehmen und die helfen schon nicht mehr wirklich. Da von meinen Schwiegereltern nicht viel Information kommt, weil sie nicht gern über das Thema reden und meinen Mann auch schützen wollen, versuche ich die Informationen hier zu bekommen. Ich wüsste gerne was in naher Zukunft auf uns zukommt, weil ich bestmöglich für meinen Mann und seinen Papa da sein will. Ich habe ein sehr schlechtes Gefühl und befürchte, dass meine Schwiegermama vielleicht schon bis Ostern nicht mehr bei uns ist.

Hat da jemand Erfahrung? Ihr dürft ruhig offen sein, ich verkrafte das schon, ich setzt mich nun schon sehr lange damit auseinander und bin mittlerweile der Ansicht, dass es für sie eine Erlösung wäre...
Ich hoffe, man versteht mich?! Wurde sehr lang. DAnke fürs zulesen.
Peppermint

Brooklyn · #2 03.03.2006, 07:52

Hallo Peppermint!
Erstmal wünsche ich euch ganz viel Kraft!
Als man mir vorschlug mich nach einem Hospiz umzusehen, war klar das mein Vater nicht mehr lange zu leben hat. Da werden schwerkranke Menschen sehr gut betreut bis zu ihrem tode. Habe damals, wo ich mich mit sowas nicht auseinandersetzen musste immer gesagt, das ists die sterbestation. Jetzt erst weis ich was die Mitarbeiter tolles da leisten und finde es sehr schön, das es sowas gibt. Das was ich mir ausgesucht hatte, hat nicht nur einen sehr guten Ruf, auch die Leute sind dort sehr nett und sorgen gut für die ihnen anvertrauten. Leider hat mein Vater es nicht mehr geschafft und ist im Krankenhaus verstorben. Es wäre vielleicht wirklich eine Errlösung für deinen Schwiegermutter, auch wenn es sehr hart klingt und ist. Für meinen Dad war es auch eine Erlösung, denn da wo er jetzt ist, geht es ihm besser.
Ich wünsche euch alles gute und ganz viel Kraft

shalom · #3 03.03.2006, 08:06

Hallo Peppermint,

auch ich wünsche Dir viel Kraft.

Meine im Jahr 2000 verstorbene Frau kam zwei Tage vor ihrem Tod in ein kleines Hospiz und wurde dort rund um die Uhr liebevoll betreut. Was ich erst am Abend ihres Todes erfuhr: Es waren ehrenamtliche Helfer, die am Bett meiner Frau saßen und ihre Hände hielten, das tat ihr wie mir sehr gut. Sie blieben so lange, bis ich an das Bett meiner Frau trat. Ich durfte sie bis zu ihrem Tod begleiten.

Ja, es ist so, ein Hospiz ist ein Haus mit "Gästen", die zum Sterben gekommen sind. Dort können sie individueller und würdevoller in ihren letzten Lebenstagen begleitet werden als das vielleicht in einem großen Krankenhausbetrieb möglich ist.

Zuhause zu sterben ist auch nicht in jedem individuellen Falle möglich, weil man die zeitliche Länge der letzten Wegstrecke eines Todkranken leider nicht vorhersagen kann. Es mag auch in Einzelfällen eine seelische und körperliche Überforderung der Angehörigen bedeuten, den sich hinziehenden Sterbeprozess zuhause zu erleben.

LG
Shalom

peppermint1976 · #4 03.03.2006, 09:37

Vielen Dank für Eure schnellen Antworten. Meine Schwiegermutter hat das Glück, zu Hause betreut zu werden. Ihr Mann ist noch ziemlich fit und wir sind ja auch noch da... Es ist sehr traurig zu sehen, wie schnell jetzt alles geht. Vor 2,5 Jahren war die Welt noch in Ordnung. Dann bestand ihr Leben nur noch aus Chemos, Krankenhaus, Angst und Hoffnung. Und seit einem halben Jahr geht es Schlag auf Schlag abwärts. Sie wird immer unselbständiger und durch die vielen Schmerzmittel ist sie zu nichts mehr fähig. Bis vor kurzem hat sie einmal pro Woche für einen halben Tag meinen Sohn (1 Jahr) betreut. Sie wollte das so und ihr Mann half ihr ja auch. Aber vor 2 Wochen hat sie unter Tränen gesagt, dass sie das jetzt nicht mehr kann. Ich glaube, das hat ihr auch immer Kraft gegeben. Sie ist jetzt auch voll Wasser und die Entwässerungstabletten schlagen nicht richtig an. Ich habe Angst vor der Zukunft und mittlerweile habe ich Angst, ich könnte "es" auch kriegen. Bei jeder Kleinigkeit habe ich die Befürchtung es könnte Krebs sein...

Naja, man sollte sich nicht verrückt machen.
Danke nochmals für die lieben Antworten!!!
Peppermint

Brooklyn · #5 03.03.2006, 09:44

Hallo!
Bitte mache dich jetzt nicht verrückt. Es ist schlimm das so mitzuerleben und zu wissen das man nichts tuen kann, außer für die Menschen da zu sein. Bei meinem Dad hat es nur 6 Monate gedauert. Dann hat er in 4 Wochen so rapiede abgebaut, das es alles so plötzlich kam. Jedoch sehe ich es als erlösung an für ihn. Seit froh das ihr noch die Zeit genossen habt und das ihr noch was zeit mtieinander verbringen könnt. Genießt die Zeit und bereite ihr schöne Stunden. Ich konnte es nicht mehr. *leider

Ich wünsche dir viel Kraft und alles Liebe sowie Gute
Auch für deine Schwiegermutter und Familie

FridaB · #6 03.03.2006, 12:29

Hallo Peppermint,

meine Mutter ist vor vier Jahren auf ihren Wunsch hin bei uns zu Hause gestorben. Sie hatte auch Gebärmutterkrebs. Es ist möglich, aber man sollte sich nicht scheuen jede Hilfe anzunehmen, die Angeboten wird. Auf keinen Fall sollte man sich nur auf einen Hausarzt verlassen, der seine Patienten in der Praxis betreut und nur zu bestimmten Zeiten kommen kann. Der Zustand deiner Schwiegermutter kann sich ganz schnell ändern, darauf kann der Arzt nicht angemessen reagieren.

Es gibt auch Hospiz-Vereine und Einrichtungen, die Menschen zu Hause betreuen. Ich würde euch dringend raten solche Angebote in Anspruch zu nehmen. Es sind meist ehrenamtliche Helfer, die eine spezielle Ausbildung erhalten haben und vor allem viel Erfahrung mitbringen. Die meisten Ärzte und Pflegedienste haben diese Erfahrungen nicht, da sie in entscheidenen Augenblicken nicht vor Ort sind. Es wäre für deine ganze Familie eine große Erleichterung solche Ansprechpartner zu haben. Auch wenn, deine Schwiegermutter vielleicht keine "fremden" mehr im Haus haben möchte, sind Hospizhelfer auch für Angehörige da. Beantworten fragen und helfen beim Beantragen von Pflegemitteln bei der Krankenkasse usw.

Es ist also sehr gut, das die Schwester schon bei euch war. Es wird für euch eine Erleichterung sein, wenn ihr euch mit allem an sie wendet. Ihr selbst habt dann mehr Kraft, um für deine Schwiegermutter da zu sein.

Ich wünsche dir viel Kraft.

Lieben Gruß

FridaB

ela68 · #7 03.03.2006, 12:30

Hallo Pepermint,

erkundige Dich doch bei eurem Hospiz ob es auch nach Hause kommt?
Mein Papa wollte auch zu Hause bleiben und wir hatten das Glück das unser Hospiz auch ins Haus kommt.

Mein Vater war insgesamt 8 Wochen zu Hause bis er starb,auch wenn dein Schwiegervater noch fit ist,ist es besser wenn ihr noch Hilfe von außen bekommt,allein ist man schnell ziemlich überfordert,sie haben sich nicht nur um meinen Vater wunderbar gekümmert sondern auch um uns.sie stellen sie genau auf den Pat.ein,mein Vater wollte vom sterben nichts wissen und sie gaben ihm nie das Gefühl das er bald sterben muß.Er durfte zu Hause in Würde sterben im beisein seiner Kinder und dem Hospizpfleger und wenn man von einem schönen Tod reden kann oder darf,dann hatte er ihn.
Dank dieser Einrichtung

Wünsche euch für die kommende Zeit viel Kraft

Alles Liebe
Ela

teufelchen_26 · #8 03.03.2006, 16:49

Hallo Peppermint,

meine Mum ist vor kurzen an Gebärmutterhalskrebs gestorben. Sie hatte auch zum Schluß überall Wasser. Sie wurde auch zu Hause gepflegt bis auf die letzten 3 Tage war sie im Krankenhaus. Dort haben wir sie bis zum Schluß begleitet. Leider gab es kein Hospitz in der Nähe.

Wenn sie so stark Wasser hat wird es leider nicht mehr lange dauern. Bei meiner Mutter ging es innerhalb von 2 Wochen rapide abwärts. Nutze die Zeit, die dir gegeben wurde um dich ganz langsam zu verabschieden. Leider kann man diesen Prozeßnicht aufhalten. Es kommt wie es kommen muß.

Einen Trost hat man, dass derjenige dann nicht mehr leiden muß.

Liebe Grüße
das teufelchen

peppermint1976 · #9 04.03.2006, 08:22

Gestern abend wurden wir alle darauf hingewiesen, dass dies nun das Ende des langen Prozesses sei und wir das alle wissen sollten und das so auch den Verwanden sagen, so dass es am SChluss nicht überraschend kommt. Wie lange es noch dauert, kann man natürlich nicht sagen. Wir sollen alle zusammenrücken und füreinander da sein. Meine SChwiegermutter nimmt jetzt soviel Morphium, dass sie wärend sie spricht einschläft... Sie ist verwirrt und konnte z. B. plötzlich die Badewanne nicht mehr sehen... Schlimm das alles. Danke für die lieben Antworten!!!
Peppermint

SabineR · #10 05.03.2006, 12:07

Hallo Peppermint,

meine Mutter ist letztes Jahr an Eierstockkrebs gestorben. Auch sie bekam erstes Tabletten, danach folgten Morfiumlutscher in Verbindung mit Schmerzpflaster. Dies half hinterher auch alles nichts mehr. Da haben wir uns dazu entschlossen das sie Morfium gespritzt bekommt. Von da an konnten wir zwar nicht mehr mit ihr sprechen aber wir waren endlich sicher das sie keine Schmerzen mehr hat. Meine Mutter ist auch bei mir Zuhause gestorben und wir hatten 2 Wochen vorher immer wieder Besuch vom Hospiz meistens so 2-3 Stunden am Tag damit wir auch mal Luft schnappen konnten.
Die letzten 4 Tage war das Hospiz 24 Stunden im Haus und es war einfach klasse zu wissen das jemand da ist wenn man mal schlafen muss oder sich einfach nur mal hinsetzen will um einen Kaffee zu trinken. Besonders man ist dann mit seinen Ängsten nicht allein. Solltet ihr auch die Möglichkeit bekommen das das Hospitz zu Euch kommen kann, nimmt das ja an es tut echt gut

Für Euch ganz viel Kraft
Sabine

Katinka1981 · #11 08.03.2006, 19:30

Hallo Peppermint,

meine Ma hat auch Eierstock- und Gebärmutterkrebs, leider nicht mehr therapierbar (aber damit möchte ich euch jetzt nicht vollquatschen). Sie lag seit Januar (mit kurzen Unterbrechungen) im Krankenhaus. Seit letzter Woche Dienstag ist sie in einem Hospiz. Es ist sehr sehr schön dort und die Menschen kümmern sich rührend um sie. Wie meine Ma so schön gesagt hat: "Es ist die vorletzte Reise, die sie angetreten hat, die letzte Reise ist der Weg in den Himmel". Leider ist es in den meisten Fällen so, dass die Menschen dort sterben... Aber ich würde jedem nur dazu raten. Mir ist es leider nicht möglich, meine Ma zuhause zu pflegen, da ich voll berufstätig bin und meine Mama nicht mehr aufstehen kann, somit auch nicht alleine sein kann. Dazu kommt, dass es aus medizinischer Sicht zu riskant wäre, sie mit nachhause zu nehmen. Ich habe ihr von der Idee mit dem Hospiz erzählt und sie fand es schön (so schön man es in der Situation eben finden kann). Sie hat zwar sehr daran zu knabbern, dass sie ihr Zuhause niemals wiedersehen wird, aber sie fühlt sich dort sehr gut aufgehoben... Wie es wirklich für sie ist, kann ich mir nicht annähernd vorstellen. es raubt mir den atem, wenn ich mir vorstelle, ich liege im bett und "warte" nur darauf zu sterben... dafür fehlt mir die vorstellungskraft...

wollt einfach nur mal meine meinung zum hospiz kundtun und würde jedem dazu raten :-)

ganz liebe grüße und fühlt euch von mir gedrückt...
katharina

peppermint1976 · #12 10.03.2006, 15:22

Hallo,
es ist schlimm, meine SChwiegermutter so zu sehen. Sie liegt den ganzen Tag auf der Couch, der Mund steht offen und sie rasselt beim Atmen. Selbst wenn Sie redet, dann hat sie die Augen geschlossen. Ihre Stimme ist gar nicht mehr stark. Sie war immer die Starke in der Familie, die Macherin. Ich vermisse sie schon jetzt, weil die Schwiegermama die ich kannte, eigentlich schon nicht mehr da ist... Ich erinnere mich an sie eher so: SChon morgens um 5:00 Uhr, wenn ich aufstand (ich habe damals, bevor mein Mann und ich zusammen zogen quasi dort gewohnt) in der Küche am Tisch saß, aus ihrer blauen Tasse Kaffee trank und den Einkaufszettel schrieb. Meist waren sogar schon die Kartoffeln fürs Mittagsessen geputzt und die Brote für Ihren Mann geschmiert. So war sie... Jetzt ist sie ein Häufchen Elend, ist zu nichts mehr fähig, kann nicht mehr aufstehen und wartet auf den Tag X!!! ES IST NICHT FAIR!!! DAS HAT SIE NICHT VERDIENT!!! Und ihre Familie auch nicht! Sie ist/war eine Super Mama, Super Oma und die beste Schwiegermutter die man sich vorstellen kann. Ich habe soviel Wut in mir!!! Ich möchte dieser Zellwucherung (TSCHULDIGUNG) in die Fresse schlagen! Tut mir leid wenn ich so schreibe, aber ich fühle mich so ohnmächtig. Ich kann mich noch nicht damit trösten, dass sie es bald geschafft hat und keine Schmerzen mehr hat. Ich bin noch in dem Stadium in dem ich denke, es hätte ihr einfach nicht passieren dürfen. Sie ist noch zu jung, wollte ihre Enkelkinder aufwachsen sehen, mit Ihrem Mann alt werden... Es ist nicht fair!
Liebe Grüße, und danke fürs zuhören
Peppermint

Brooklyn · #13 15.03.2006, 11:34

Hallo Pepermint!
Kann gut verstehen das du dich Ohnmächtig fühlst. Bei meinem Dad war auch viel zu früh! Er war grad mal 55 Jahre alt. (am 01.12.05 geworden) Er hat noch nicht mal die Chance gehabt es zu schaffen. Ebenso habe ich nicht die Chance auf eine Familie mit Opa oder Oma da beide nicht mehr da sind. Wäre überglücklich wenn es möglich gewesen wäre ihm zu helfen oder ich ihm Enkel hätte schenken können. Doch sehe ich es wie die meisten hier, das es ihm jetzt so viel besser geht. Er hat keine Schmerzen mehr und ist von seinen Qualen erlöst! Zudem ist er immer bei mir, da ich ihn im Herzen trage. Lasse aber deine Wut und Verzweiflung raus. MAche nicht den Fehler und friss es in dich rein. Dadurch wird es nur noch schlimmer. Genieße die Zeit die ihr noch zusammen habt! Es ist immer schlimm und irgendwie unfair warum es grad einen geliebten Menschen trifft, doch leider können wir es nicht beeinflussen.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft für den Weg der noch vor euch liegt!

alles liebe und gute für dich
alexandra

peppermint1976 · #14 22.03.2006, 16:38

Hallo,
in der Nacht zum 20.3.06 um 0.30 Uhr ist meine Schwiegermutter nach einem richtigen Kampf eingeschlafen. Abends hat sie noch gesagt "ich will und kann nicht mehr, jetzt nimm mich endlich". Heute abend um 18:00 Uhr beten wir den Rosenkranz und morgen ist die Beerdigung. Melde mich wieder, mein Sohn wird gerade wach...
Gruß, Peppermint

teufelchen_26 · #15 22.03.2006, 23:35

peppermint fühl dich erstmal gedrückt... es tut mir so leid... sie muss nun endlich nicht mehr leiden... ich wünsche dir und deinem mann sehr viel kraft in der nächsten zeit

liebe grüße
das teufelchen

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)