Meine Frau ist von mir gegangen

[Uwe Rehkopf]

Ich weiß nicht mehr weiter. Ich habe heute meine Frau verloren.
Und niemand weiß, warum.

Sollte ich einer Obduktion zustimmen?

[selenio]

Lieber Uwe Rehkopf,

Ich spreche Dir mein Beileid aus zum Tod Deiner Frau.

Keiner kann jetzt so tun, als würde er etwas von Deinem Zustand und Deinen
Gefühlen verstehen. Dennoch, ich selbst habe so einen Todestag erlebt, man ist leer, leer, leer, man glaubt es nicht, man kann nicht glauben, daß es so geschehen sein soll.

Aus dem, was Du schreibst, gewinne ich den Eindruck, daß Du nicht weißt , was die Todesursache wirklich gewesen ist. Vielleicht hat man deshalb vor Dir von einer Obduktion gesprochen und Dich nach Deiner Zustimmung gefragt.

Ich denke, daß man über einen Tod eines Menschen, den man sehr liebt und an dem das eigene Leben hängt, wirklich verzweifeln kann, gerade wenn man gar keine Klarheit und Vorstellung hat über die Tatsachen und über das, was eigentlich geschehen ist. Ich meine, Du solltest
einer Obduktion zustimmen.

Ich wünsche Dir Gottes Hilfe

selenio

Hallo Uwe,
es tut mir schrecklich Leid, dass Du Deine Frau verloren hast. Vielleicht hast Du liebe Menschen um Dich,die Dich auffangen. Wenn nicht,- hier findet sich immer jemand, der einem zuhört und ein wenig Trost spendet. Man ist so schrecklich alleine in dieser Situation.
Einer Obduktion würde ich zustimmen, wenn ich die Todesursache unbedingt wissen wollen würde. Ansonsten ist es vielleicht besser, den Frieden Deiner Frau nicht weiter zu stören und sie unversehrt zu lassen. Sofern nicht von med. Seite auf eine Obduktion gedrungen wird, musst Du diese Entscheidung wohl mit Dir abmachen.
WARUM ist mit 55 schon Schluss? Dieses WARUM fragen wir alle, alle, die einen geliebten Menschen verloren haben. Ich wünschte, ich könnte es Dir beantworten. Ich kann es nicht, ich suche selbst eine Antwort!
Ich wünsche Dir den inneren Frieden, den Du jetzt brauchst, um diese Zeit zu überstehen. Und mit der Hilfe von anderen Menschen wirst Du sie überstehen!
Alles Liebe, Nadine

Lieber Uwe,
lasse Dich ganz sehr umarmen und verbunden sein mit dem unsagbaren Schmerz, den Du jetzt spürst.

Wir alle, die Dir hier schreiben, können das nachvollziehen, es ist unfassbar, einen geliebten Menschen zu verlieren.

Dennoch, auf Deine Frage in diesen schweren Stunden zu antworten:
Wenn Deine Frau in keinster Weise krank war, und aus medizinischer Sicht eine Obduktion für notwendig erachtet werden sollte, dann soll es so sein, bzw. ich weiß nicht, ob man auch das ablehnen könnte, wenn man das als Ehepartner nicht möchte. Anderenfalls aber, wenn sie wirklich krank war, lasse Deiner Frau einfach ihre Ruhe, ihren Frieden. Du änderst nichts daran, dass sie Dich verlassen "mußte", denn gewollt hat sie es sicherlich nicht. Und die Frage nach dem "WARUM" bleibt immer.

Ich wünsche Dir erst mal die notwendige Kraft, ich trauere mit Dir

Helga

Lieber Uwe,
ich würde dir gern ein paar tröstliche Worte sagen. Aber ich weiß, daß Worte dich im Moment nicht trösten können. Auch ich hoffe, daß du zumindest einen lieben Menschen hast, der dir in dieser schweren Situation zur Seite steht.
Vielleicht möchtest du ja auch ein bißchen mehr von dir/euch schreiben?
Was die Obduktion betrifft, kann ich nur meine subjektive Meinung beitragen: nachdem ich bei einigen Obduktionen dabei war (sein mußte) würde ich das für jemanden der mir nahe stand ablehnen. Aber nur du kannst entscheiden, wie wichtig es für dich persönlich ist, die genaue Todesursache zu wissen. Diese kann jedoch nicht in jedem Fall eindeutig geklärt werden.

Liebe Grüsse und viel Kraft für die kommenden schweren Tage!

Lieber Uwe,
es tut mir sehr leid, daß Deine Frau so früh gehen müßte. Mein Pa mußte im Januar gehen. Er starb nach einer Lungen OP. Auch wir wurden damals gefragt, ob wir mit einer Obduktion einverstanden wären. Wir haben es abgelehnt, da wir ihm das nicht antun wollten. Aber es sind auch viele Fragen offen geblieben. Dennoch hätte ich es nicht ertragen, wenn man ihm noch mehr Schaden zugefügt hätte. An der Tatsache hätte es ja nichts mehr ändern können. Mit den offenen Fragen muß ich jetzt leben, aber lieber leide ich, als daß man meinen Pa noch mehr Leid zugefügt hätte. Aber diese Entscheidung kannst Du nur für Dich alleine treffen. Ich wünsche Dir viel Kraft für die jetzt kommende, schwere Zeit.

Liebe Grüße und eine stille Umarmung
Marion

Liebe Uwe, mein Beileid zu dem "Heimgang" Deiner Frau. Ob Du einer Obduktion zustimmst oder nicht, mußt Du leider ALLEINE entscheiden oder entscheide so, wie DEINE Frau es im umgekehrten Falle gemacht hätte. Weißt Du überhaupt nicht, an "WAS" Deine Frau verstorben ist, kam es plötzlich? Hier ist immer jemand für Dich da. Ich selbst arbeite in der Pathologie und weiß, wie schwer die Entscheidung für Angehörige ist, wäre es auch für mich.

[Petra11]

Lieber Uwe,

mein Mitgefühl zum Tod deiner Frau.
Mein Papa starb am 26.10.2004 nach 3-wöchiger Leidenszeit an Krebs. Welcher Krebs es genau war, wissen wir nicht. Zum Zeitpunkt seines Todes, habe ich es nie in Erwägung gezogen, ihn obduzieren zu lassen. Ich glaube ich hätte es nicht geschafft. Jetzt würde ich "gerne" genaueres wissen und es ist zu spät. Es ist zwar auch ok für mich, aber...die Fragen bleiben.


Viel Kraft für dich!
Petra

Ich danke euch allen für euer Mitgefühl.

Es ist so, daß es Metastasierungen in der Lunge und im Rückenmark gab. Aber jeder Arzt sagte im aboluten Frühstadium und das die Chancen sehr gut seien. Aber der Thrombozythen-Wert war so schlecht, daß man erst dahingehend behandelt hat im Krankenhaus. Schließlich hat man sich dann für eine Chemo-Therapie mit 75 % entschieden.

Und einen Tag nach der Chemo-Therapie ist meine Frau gestorben. Selbst die Ärzte sind völlig überrascht von dem Verlauf.
Ich habe jetzt einer Obduktion zugestimmt.

Hallo Uwe,
wenn Du von Metastasen in der Lunge und Rückenmmark weisst, kann die Erkrankung (muss dann wohl Krebs gewesen sein) nicht im Frühstadium sein. Metastasen bedeutet eine bereits fortgeschrittene Erkrankung und dann ist eine Heilung normalerweise nicht möglich, denn die Zellen haben sich in Blut-und Lymphbahn bereits verbreitet.Insofern war es zwar ein Schock für Dich, Deine Frau so schnell zu verlieren, aber ihr blieb dadurch sicherlich einiges erspart. Vielleicht könntest Du mit dem Gedanken leben, dass ihr weitere Qualen erspart geblieben sind.
Alles Gute, Nadine

[Uwe Rehkopf]

Hallo Nadine,

das kann irgendwie alles nicht sein. Dann hätten ja alle Ärzte gelogen. Und die Frauenärztin meiner Frau würde sie nicht anlügen, das weiß ich sicher.

Meine Frau hatte in 2000 Brustkrebs. Die OP verlief gut. Kurz vor Ostern war sie noch bei dem turnusmäßigen Checkup. Da waren noch alle Werte bestens und nichts auffällig.

Gruß von Uwe

[selenio]

Lieber Uwe Rehkopf,

bei Deinem ersten Schreiben habe ich überlegt, in welche Richtung Deine Frage geht: möchtest Du einfach, daß die genaue Todesursache nachgewiesen wird oder war Dir etwas
völlig unerklärlich. Du schilderst in Deinem zweiten Schreiben einen dramatischen Verlauf und einen so nicht erwartbaren Todeseintritt Deiner Frau. Es ist richtig, daß du hier Klarheit in die Geschehnisse bringen willst!

In Mitgefühl
selenio

[Uwe Rehkopf]

Danke selenio.

Ich glaube und hoffe, daß es auch im Sinne meiner Frau ist.
Sie war immer sehr gradlinig und offen heraus und hat nie etwas einfach so als gegeben hingenommen.

Ich habe sie sehr dafür bewundert und ich denke, daß sie es umgekehrt auch so gemacht hätte.

Mir kommen gerade die Tränen beim Tippen, aber das muß wohl so.

Gruß Uwe

[selenio]

Lieber Uwe Rehkopf,

Ich kann mir vorstellen, daß Deine Frau sehr gradlinig war und offen heraus – und Du bist es auch.
Mir fiel gerade ein Bericht aus dem Magazin von zdf
heute. de ein. Ein Artikel vom 09.04.2005 mit dem Titel "Tödliche Schlamperei in Krankenhäusern":
http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/...286206,00.html
So etwas ist erschreckend.

Lieber Uwe,
für Ärzte ist es oft schwierig, die Wahrheit zu sagen. Damit meine ich nicht lügen, sondern über das schweigen, was der Patient nicht wissen will. Patienten signalisieren meist sehr wohl, wieviel sie wissen wollen. Mehr zu sagen würde ihnen die Hoffnung nehmen. Ich weiß nicht, wie es bei euch war. Aber es ist durchaus richtig, was Nadine sagt: Metastasen hat man nicht in einem Frühstadium einer Krebserkrankung. Vielleicht haben der behandelnde Arzt/die behandelnden Ärzte eher gemeint, daß es ein Frühstadium der Metastasierung ist. Viele Brustkrebspatientinnen leben jahrelang mit Metastasen, teilweise sogar sehr gut. Andere nicht. Es ist sehr traurig, daß deine Frau nicht zu denen gehört hat, denen noch mehr Zeit vergönnt ist. Und dir Zeit mit deiner Frau.