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  #1  
Alt 24.08.2006, 18:32
Xeniia Xeniia ist offline
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Registriert seit: 24.08.2006
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Unglücklich Warum kann ich nicht trauern?

Hallo,

am letzten Sonntag Abend ist mein Vater nach 15 monatigem Kampf an Lungenkrebs verstorben. Ich und meine Mutter waren bis zum Schluss bei ihm. Ich habe geweint als er entgültig die Augen geschlossen hat, doch nichtmal 10 min. später konnte ich nicht mehr Weinen. Ich war nicht traurig.

Wir wussten das dieser Tag irgendwann kommen würde und alleine diese Vorstellung trieb mir jedesmal die Tränen in die Augen. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und fange schnell an zu weinen, doch seit Sonntag liefen mir höchstens 3-4 mal kurz die Tränen. Ich verstehe das einfach nicht. Ich bin viel zu gut gelaunt, dass macht mir irgendwie Angst. Ich schaue mir alte Fotos an, doch nichts passiert. Gestern war ich sogar in der Kapelle und habe mich noch ein letztes mal von ihm verabschiedet, da morgen die Beerdigung ist. Aber wieder waren es nur einige Tränen.

Ich weis nicht, ob es einigen von euch auch so ergangen ist. Aber ein komisches Gefühl ist es schon. Ich befürchte nur, dass dann in ein paar Wochen der große Knall kommt. Ich fühle mich auch irgendwie schuldig, dass ich im Moment einfach so weiterlebe wie bisher, nur mit dem Unterschied das ich täglich schwarz trage.

Ich weis genau, dass es meinem Vater jetzt besser geht und das er keine Schmerzen mehr erleiden muss, vielleicht bin ich deswegen nicht so traurig. Wir hatten eine enge Beziehung und ich weis das er bei mir ist. Gestern wurde meine jüngere Schwester 18 Jahre alt. Doch selbst sie hat nicht geweint, weil wie diesen Tag ohne unseren Vatern verbringen mussten.

Es ist alles so unreal, ich fühle mich oft wie in einem langen Traum und warte nur darauf aufzuwachen. Wäre schön mal von euren Erfahrungen zu hören und wie ihr kurz nach solch einer Situation damit klar gekommen seit.

Gruß Xeniia
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  #2  
Alt 24.08.2006, 19:05
Benutzerbild von Loui
Loui Loui ist offline
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Standard AW: Warum kann ich nicht trauern?

Hallo Xeniia,

zuerst mal möchte ich dir mein Beileid aussprechen.

Das ist alles viel zu frisch und du musste es erstmal verabeiten. Tränen oder weinen hat nichts mit der Trauer zu tun. Ebensowenig wie schwarze Kleidung. Du trauerst ja nicht nur wenn du weinst. Mein Papa starb vor einem halben Jahr und ich konnte bzw. ich kann auch jetzt sehr selten weinen. In mir ist einfach ein tiefer Schmerz. An manchen Tagen geht´s mir gut und ich kann lachen und an manchen Tagen bin ich einfach nur unendlich traurig. Richtig weinen kann ich nur wenn ich auf den Friedhof gehe und seinen Namen lese, mir bewusst wird er kommt nie mehr.

Ich mache mir auch bewusst dass es ihm jetzt besser geht und er nicht mehr leiden muss. Dort wo er ist ist er nicht alleine, seine Eltern sind da und auch ein paar Freunde die auch schon sehr jung gehen mussten. Das tröstet mich ein wenig. Ich glaube auch daran dass ich meinen Papa eines Tages wiedersehen werde und daraus schöpfe ich Kraft.

Als mein Papa beerdigt wurde und ich vor dem Sarg stand mit den Blumen und den vielen Kerzen sagte ich zu meinem Mann : ist das schön. Im nächsten Augenblick dachte ich dann: spinnst du, wie kann ein Sarg geziert mit Blumen und Kerzen schön sein? Ich konnte keine Träne vergiesen auf der Beerdigung, war wie in Trance. Der Heulkrampf mit dem Bewusstwerden er kommt nicht mehr kam etwa 7-10 Tage nach Papa´s tot. Ich hatte es realisiert.

Die Zeit während Papa´s Krankheit hab ich viel mehr geweint, bin zu Hause und an Papa´s Krankenbett zusammengebrochen, ich konnte einfach nicht mehr. Weisst du, und mein Papa hat dann zu mir gesagt: Sylvia, hör auf zu weinen meine Zeit ist gekommen. Aus diesem einen Satz schöpfe ich Kraft weil ich weiß dass Papa mich lachen sehen will und ich mir sicher bin, er sieht es auch.

Liebe Xennia, setz dich nicht unter Druck, der Schmerz kommt wenn dein Kopf anfängt es zu bergreifen und deine Seele beginnt zu verarbeiten.

ich dich mal und wünsche dir alles Liebe, Sylvia
__________________
PAPA (+26.02.2006 ) die Hoffnung dich wiederzusehen gibt mir die Kraft zu leben, in Liebe, deine Tochter Sylvia
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  #3  
Alt 24.08.2006, 19:07
disaffected disaffected ist offline
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Standard AW: Warum kann ich nicht trauern?

Hallo Xeniia,

mir geht es ähnlich (vgl. den Thread "Der Tod meiner Mutter" ) - gut gelaunt bin ich zwar nicht unbedingt, aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass es für mich momentan weitergeht, als ob nichts gewesen wäre. Und das obwohl meine Mutter wirklich mein "Ein und Alles" ist/war. Wenn ich anfange darüber nachzudenken , warum das so ist, kommen mir eigentlich hauptsächlich 2 Gedanken. Zum einen habe ich jetzt ein Praktikum angefangen, das für mich sehr interessant ist und viele neue Eindrücke vermittelt und mich somit ablenkt und zum anderen glaube ich auch, dass ich das Ganze noch nicht wirklich realisiert habe und irgendwann dann der Einbruch kommt.
Ich versuche mir außerdem einzureden, dass meine Mutter auch nicht gewollt hätte, dass ich dauerhaft betrübt bin.
Im Normalfall wirst du bei der Beerdigung schon weinen, da hat es mich auch ziemlich getroffen.

Wünsche dir das Beste !

Liebe Grüße aus München

Geändert von disaffected (24.08.2006 um 19:11 Uhr)
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  #4  
Alt 24.08.2006, 20:50
Wolke Wolke ist offline
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Standard AW: Warum kann ich nicht trauern?

Liebe Xeniia,

setzt dich nicht unter Druck.

In dem Thread auf den meine Vorschreiberin verwiesen hat, hab ich auch schon geschrieben, dass es mir ähnlich geht. Versuch dich nicht unter Druck zu setzen. Ich hatte anfangs auch Angst vor dem ganz großen Absturz, aber bislang ist er noch ausgeblieben *auf Holz klopfe*

Das heißt aber nicht, dass ich nicht trauer.

Warum ist es dir so wichtig zu weinen? Warum trägt man schwarz? Doch im Grunde hauptsächlich, weil man der Meinung ist es wird von einem erwartet. Jeder Mensch ist anders und jeder geht auch anders damit um. Es ist bei dir nun auch noch ganz frisch.

Dein Engel wird froh sein, dich nicht ganz unten im Trauerloch vorzufinden.

Nimm es als eine Art Abschiedsgeschenk an. Denn vielleicht hält dein Vater eine schützende Hand vor das Loch, damit du nicht reinfällst.

Ich schicke dir ganz liebe Grüße

Wolke
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  #5  
Alt 24.08.2006, 21:56
Mippi Mippi ist offline
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Standard AW: Warum kann ich nicht trauern?

Liebe Xenia,

mein Paps ist vor vier Wochen gestorben, er hat drei Monate gegen Prostatakrebs gekämpft und letztendlich verloren. Meine drei Geschwister und meine Ma und ich, wir waren bis zum Ende bei ihm. Er ist ganz ruhig (durch Medikamente) eingeschlafen. Als er da so lag, da haben wir alle sehr geweint, aber wie Du beschrieben hast, kurze Zeit später, als wir noch bei ihm am Bett saßen, da fühlte ich nichts, also ich meine total leer.

Die Beerdigung war sehr schwer, aber da habe ich mich schon allein für meinen Sohn zusammenreißen müssen, er ist 10 und hat seinen opa über alles geliebt. Aber jetzt, ich stehe vor Papas Grab, lese seinen Namen und es geschieht nichts. Ich kann auch nicht wirklich weinen, alles läuft so verteufelt normal, ich begreife es einfach nicht. Am Anfang habe ich gedacht, der Knall und kommt, wenn das begreifen einsetzt, aber jetzt sind schon vier Wochen vergangen und es ist wie Du sagst, erschreckend normal alles. Ich für mich habe es glaube ich noch nicht wirklich begriffen, vermissen tue ich meinen Papa sehr, ich rede viel mit ihm und weiß (glaube fest), daß wir uns wiedersehen werden.

Ich wünsche Dir viel Kraft und Stärke für die kommende Zeit, alles Liebe Andrea
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  #6  
Alt 24.08.2006, 21:58
babs61 babs61 ist offline
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Standard AW: Warum kann ich nicht trauern?

Liebe Xeniia,
Deine Gefühle kann ich, wie alle anderen Schreiber hier, sehr gut nachempfinden. Mein Mann hat uns am 15. Juni verlassen, endgültig.
Auch ich durfte bis zum bitteren Ende bei ihm sein, seine Hand streicheln, bei ihm kuscheln ..... einfach da sein. Ich glaube ganz fest daran, dass er beruhigt eingeschlafen ist, weil ich bei ihm war und er auf seinem geliebten Sofa zu Hause liegen durfte.
Nach seinen letzten Atemzügen brach ich in Tränen aus und wußte nicht genau, was ich fühlen oder denken sollte ..... alles war so unwirklich. Doch schon nach kurzer Zeit wußte ich genau, was ich zu tun hatte: Bruder, Schwester und Eltern anrufen ..... Pastor.... aufräumen ... Stühle hinstellen .... Getränke aus dem Keller holen ..... Taschentücher zurecht legen ... Sogar angezogen hatte ich ihn, ohne eine einzige Träne zu vergießen. Als man ihn dann aus dem Haus trug, brach ich zusammen ..... doch schon nach kurzer Zeit, riß ich mich wieder zusammen.
Als ich endlich um 3 Uhr morgens allein war, schrieb ich noch die Anzeige für die Tageszeitung und schrieb alles auf, was ich am nächsten Tag so zu erledigen hatte .....
Die Verabschiedung am offenen Sarg, dort wo er lag, als schlief er ..... mit entspanntem Gesicht und in dem Anzug, den er an unserer standesamtlichen Hochzeit trug ..... vor fast 25 Jahren..... der ihm jetzt viel zu groß war...... , die viel mir schwer, sehr schwer, da ich lauter weinende und schluchzende Menschen um mich hatte, Schwiegereltern die zitterten und sich selbst kaum auf den Beinen halten konnten, das tat einfach nur weh .........
Den Tag der Beerdigung hatte ich mit meinem Bruder super gut organisiert und lief einfach prima, alles nach Plan.
Ich denke sehr oft an mein "Dickerchen" und vermisse ihn ......
In den darauffolgenden Wochen lief fast alles seinen "gewohnten Gang", weinen? Keine Spur von Tränen in meinem Gesicht ......
Erst beim 6-Wochen-Amt, als die aus Verwandten und Freunden extra für diesen Tag zusammengestellte Blaskapelle die Kirchenlieder spielte, packte es mich derart, dass ich am liebsten im Erdboden hätte versinken wollen..... mein Glück, dass durch die laute Musik meine Heulerei nicht so arg auffiel ....
Liebes, es es ganz normal, nicht immer zu weinen, zu schluchzen oder mit einem traurigem Gesicht herumzulaufen .... Auch du wirst wie ich Momente durchleben, die du nicht in den Griff bekommst und drauflosheulst und genau so werden Tage vergehen, an denen du keine einzige Träne vergießt.
Es wird Tage geben, an denen du dich lieber in eine Ecke verkriechen möchtest ...... dann tu es auch!
Es wird Tage geben, an denen du nur heulen willst ..... dann tu es auch!
Es wird Momente geben, in denen du herzhaft lachen möchtest ..... dann tu es auch!
Tu was du willst, und nicht was andere von dir verlangen ..... das ist das allerwichtigste ....
Ich habe meinen Mann verloren, mit dem ich über die Hälfte meines eigenen Lebens zusammengelebt, gestritten, gegessen, getrunken, geschlafen, gearbeitet und geliebt habe ..... wir verstanden uns fast wortlos ...... er ist nicht mehr da .....
Trauer bedeutet nicht, dass man nur mit schwarzen Klamotten und mit verheultem Gesicht herumläuft ......
Ich sags mal mit meinen Worten: Trauer ist ein nicht zu bestimmender Zeitraum, in dem Hinterbliebene verstehen müssen, einen geliebten Menschen nicht mehr bei sich haben .... lernen müssen, damit umzugehen, dass eine Lücke da ist. Und jeder, wirklich jeder trauert anders.
Eine freie Sprecherin bei einer Trauerrede hat dies so umschrieben:
Eine Familie ist wie ein Lied, jedes Mitglied ist eine Note dieses Liedes. Die Melodie klingt harmonisch. Stirbt ein Mensch, so fehlt eine Note dieses Liedes. Die Melodie hört sich zunächst sehr ungewöhnlich an. Nach einer gewissen Zeit gewöhnt man sich an diese Melodie und findet sie wieder harmonisch.
(Es ist jetzt nur die Kurzform)


Babs
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  #7  
Alt 25.08.2006, 12:15
Benutzerbild von Blauerschmetterling
Blauerschmetterling Blauerschmetterling ist offline
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Standard AW: Warum kann ich nicht trauern?

Liebe Xeniia,
mach Dir keine Gedanken über die Art Deiner Trauer. Jeder trauert auf seine Weise. Du kannst Tränen vergießen, weil er gegangen ist. Oder Du kannst lächeln, weil er gelebt hat. Du kannst die Augen schließen und beten, dass er wiederkehrt. Oder Du kannst die Augen öffnen und all das sehen, was er hinterlassen hat. Das kostbarste Vermächtnis eines Menschen ist die Spur, die seine Liebe in unserem Herzen zurückgelassen hat und dennoch, das schlimme am Tod ist nicht die Tatsache, dass er uns einen geliebten Menschen nimmt, sondern vielmehr, dass er uns mit seinen Erinnerungen allein lässt.
Liebe Grüße und viel Kraft

Blauerschmetterling
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  #8  
Alt 01.09.2006, 21:10
Xeniia Xeniia ist offline
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Standard AW: Warum kann ich nicht trauern?

Hallo zusammen,

ich freue mich zu hören, dass es vielen genauso geht wie mir . Jetzt sind schon 2 Wochen vergangen. Ich dachte erst die Beerdigung wird die Hölle für mich, doch es kam anders. Als wir vor der Trauerfeier in der kleinen Kapelle saßen und ich auf den Sarg schaute merkte ich, wie mir ab und zu ein ganz leichtes lächeln über die Lippen kam. Für die anderen wohl nicht wahrzunehmen, aber irgendwie fühlte ich mich gut. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, nicht richtig freude, sondern eher so eine tiefe innere Ruhe. Kurzzeitig fühlte ich mich sogar unwohl, wenn mir die anderen Trauernden ihr Beileid aussprachen und ich in diese traurigen Gesichter schauen musste. Das kam mir wie eine fremde Welt vor.

Mein Herz und mein Kopf wissen das es ihm nun "körperlich" besser geht, was mir ein beruhigendes Gefühl gibt. Nunja das Leben muss ja weiter gehen. Klappt bisher auch ganz gut. Ich weis ja das mein Papa immer bei mir ist

Ich möchte euch allen nochmal für eure netten Worte danken. Ich wünsche allen die so einen Schicksalschlag erleben mussten viel Kraft und alles Gute.

Liebe Grüße Xeniia
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  #9  
Alt 12.09.2006, 13:33
schirmchen schirmchen ist offline
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Standard AW: Warum kann ich nicht trauern?

Hallo zusammen,

ich habe am 03.09. meine Mum verloren......der Magenkrebs war leider stärker als sie.....

Und auch ich habe das Problem nicht trauern zu können.....ich hielt mich schon für "unnormal" bis ich auf diesen Thread stiess.....

Mein Vater, mein Mann, die Schwestern und der Neffe meiner Mum und ich waren bis zum letzten Atemzug bei ihr....
Ich hielte ihre Hand (sie lag bereits im Koma) und ich habe ihr hinterher die Augen geschlossen.....ich hab sehr lange einfach nur da gesessen und ihre Hand gehalten.....ich hab eigentlich immer drauf gewartet, dass sie weiter atmet......aber dieser Atemzug kam nicht

Meine Tante sagte, dass sie irgendwann dachte ich würde losschreien, da man wohl sehen konnte wie ich langsam immer wütender wurde....so im nachhinein weiss ich, dass es nur die Wut auf den Tumor war.....ich habe immer nur ihren "aufgeblähten" Bauch gesehen und war so wütend das dieses Dingen mir meine Mum genommen hat......
Ich habe natürlich auch geweint...aber das war auch nur ein kurzer Moment.....

Und die ganze restliche Zeit wollte ich nur die Beerdigung nach ihren Vorstellungen regeln und war immer irgendwie auf Achse...auch da von Trauer weit und breit keine Spur....
Dann dachte ich....ok bei oder nach der Beerdigung wird es wohl kommen...diese schwarze Loch von dem alle reden......kein schwarzes Loch.....

Ich hab ein so schlechtes Gewissen...ich hab meine Mum über alles geliebt und bin jetzt nicht in der Lage Trauer zu empfinden....ich bin in mir einfach leer.....

Vielleicht ist es auch falsch auf irgendein furchtbares schwarzes Loch - auf unendlichen Schmerz zu warten....ich weiss es halt nicht....

Aber eins weiss ich gewiß.......vergessen werd ich sie nie...sie ist tief in meinem Herzen und wird dort auch immer bleiben

Schirmchen - Bianca
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  #10  
Alt 12.09.2006, 13:51
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Blauerschmetterling Blauerschmetterling ist offline
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Standard AW: Warum kann ich nicht trauern?

Hallo Schirmchen,
zuerst möchte ich Dir mein Beileid aussprechen.
Du trauerst doch, Du bist leer. Auch das ist eine Art von Trauer, keine Empfindungen zu haben. Jeder trauert anders, auf seine Weise. Im Moment empfindest Du die Leere, was nicht heißt, dass es so bleibt. Der Schmerz, den Du erwartest kann viel später kommen, oder auch ausbleiben. Du hast ein Recht auf Deine Tränen, auf Dein Schweigen, auf Deine Ratlosigkeit, auf Deine innere und äußere Abwesenheit. Du darfst Dich Deinem Verlust widmen, musst nicht verdrängen, was Dich beschwert. Dir bleibt die Erinnerung. Sie ist unsterblich und gibt Dir Trost und Kraft. Der Tod ordnet die Welt neu, scheinbar hat sich nichts verändert, und doch ist die Welt für Dich ganz anders geworden.
Das Schönste, was ein Mensch hinterlassen kann, ist ein Lächeln im Gesicht derjenigen, die an ihn denken.

Liebe Grüße und viel Kraft
Blauerschmetterling
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  #11  
Alt 13.09.2006, 08:32
AndreaM AndreaM ist offline
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Standard AW: Warum kann ich nicht trauern?

Liebes Schirmchen, liebe Xeniia,

zuerst mein herzliches Beileid - es ist so schlimm die Eltern zu verlieren.

Die Trauer, die kommt und geht und macht mit jedem von uns was sie will.

Ich dachte nach dem Tod meiner Mutter immer, ich habe ja alles im Griff. Ich habe mein Leben weitergelebt und hatte teilweise sogar ein schlechtes Gewissen deswegen. Und nach vielen Wochen sagt meine Schwägerin zu mir, sie war kurz davor mich doch zu einer psychologischen Beratung überreden zu wollen - denn sie hat gesehen, dass eigentlich garnichts mit mir stimmte.

Bald ist es ein Jahr her - und noch heute kommen ganz plötzlich Erinnerungen und damit der Schmerz und die Tränen.

Es gibt kein "richtiges" oder "falsches" Trauern - es gibt nur für jeden einen eigenen, individuellen Weg mit dem Verlust fertig zu werden.

Ich wünsche Euch beiden viel Kraft auf den vor Euch liegenden Wegen.
Andrea
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  #12  
Alt 13.09.2006, 11:17
Benutzerbild von Rudolf
Rudolf Rudolf ist offline
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Beiträge: 1.751
Standard AW: Warum kann ich nicht trauern?

Hallo Xeniia,
Du hast viele schöne Antworten bekommen. Trotzdem möchte ich ein wenig anfügen.
Was heißt denn trauern? Trauern heißt Abschiednehmen. Da hat jeder seinen eigenen Weg, und Tränen sind nicht zwangsläufig oder ausschließlich Ausdruck der Trauer.

15 Monate lang hast Du Deinen Vater begleitet. Und irgendwann wurde klar, wie Sylvias Vater es sagte, "meine Zeit ist gekommen". Da war sehr viel Zeit zum langsamen Abschiednehmen. Du hast, denke ich, Abschied genommen, als Dein Vater noch lebte. Da gibt einem das Schicksal Zeit, sich ganz langsam vom geliebten Menschen zu lösen, seinen Weg anzunehmen. Dann kann und muß kein Abschiedsschock als "tiefes Loch" mehr kommen. Ein Verlustschock kommt, meine ich, beim plötzlichen, unerwarteten Tod eines geliebten Menschen.

Als vor vielen Jahren meine Schwiegermutter 3 Monate nach der Diagnose Lungenkrebs starb, hatte meine Frau sie fast täglich im Krankenhaus besucht. In dem Bewußtsein, daß Heilung nicht möglich war, war es ein langsames Abschiednehmen. Und als der Tod schließlich eingetreten war, konnte meine Frau nicht mehr weinen, waren Tränen nicht mehr möglich. Das war ihr sehr bewußt, sie hat es so genommen und auch nicht bedauert.

Es sollte auch niemand meinen, jemand, der keine Tränen zeigt, habe den Verstorbenen nicht geliebt.
Seit ich auf der anderen Seite die unehrlichen Tränen einer Frau bei der Aussegnung ihres Mannes gesehen habe, weiß ich, wie wenig Tränen über das Gefühl eines Menschen aussagen.
Und es geht niemanden etwas an, wann und wo ich Trauer empfinde, mit oder ohne Tränen.

Sei gewiß, daß Dein Vater sich freut, wenn Du Dein Leben wieder unbeschwert leben kannst, jetzt oder später.
Liebe Grüße
Rudolf
__________________
Ich habe Krebs - aber ich bin gesund!
(Nieren-Op. Nov. 2000, Mistel seit Sept. 2001, anfangs >15 Lungenmetastasen, seit 2003 noch eine, seit 2006 ruhend, 2018 operativ entfernt)

Ich kämpfe nicht gegen den Krebs, sondern für das Leben.
Nein, ich kämpfe nicht, ich lebe!
Mein Krebs ist nicht mein Feind, er ist Teil meines Körpers. Ich will ihn verstehen.
Angst ist Gift für den Körper . . . . . und noch mehr für die Seele.
Entscheiden Sie sich für das Leben, sagte eine Psychologin . . .
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  #13  
Alt 13.09.2006, 20:55
Xeniia Xeniia ist offline
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Standard AW: Warum kann ich nicht trauern?

Hallo Heide,

das tut mir wirklich leid mit deinem Mann. Ich habe mich auch immer mit dem Gedanken getröstet, dass es ja ein Abschied auf Zeit war und nicht so plötzlich und unerwartet eingetroffen ist. Ich war der Meinung so würde es leichter fallen Abschied zu nehmen und die zur Zeit kaum vorhandene Trauer würde daher rühren. Nun schilderst du, dass es dir genauso ergeht wie vielen von uns, wobei du genau das Gegenteil erlebt hast, nämlich das du dich nicht verabschieden konntest und für dich und deine Familie alles überraschend kam.

Bei mir sind nun fast 4 Wochen vergangen und ich denke oft über alles nach. Ich bin der Meinung das der Körper, das Gehirn oder sogar die Seele einen eigenen Schutzmechanismus entwickelt, um zu verhindern das man in ein tiefes Loch fällt. Man kann nichts dagegen tun.....man lebt einfach weiter....nur das einer fehlt. Ich wünsche dir noch viel Kraft und alles Gute.

Liebe Güße
Xeniia
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  #14  
Alt 18.09.2006, 14:26
schirmchen schirmchen ist offline
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Standard AW: Warum kann ich nicht trauern?

Hallo Ihr Lieben

Ich hoffe das ich "meinen" Weg zum trauern finden werde.....

Momentan hab ich glaub ich nur viel mit meinem schlechten Gewissen zu kämpfen.....es will mir halt nicht in den Kopf, dass ich keinen "Schmerz" über diesen grossen Verlust in mir fühle....

Meine Mum war mein ein und alles.....war halt immer für alles da.....meine freundin der ich immer alles sofort erzählen musste.......und jetzt fehlt dieser riesige Teil........und trotzdem TUT ES NICHT WEH.....DAS KANN DOCH NICHT SEIN

Und das Leben geht einfach so weiter....ich geh wieder arbeiten....alles ok...vielleicht ein bisken unaufmerksam aber eigentlich alles normal.....geh zu freunden und kann einen schönen abend verbringen.....kann lachen hab meinen spass....und irgendwann kommt wieder die Frage: "Wie kannst du so sein...wo ist die Trauer?"

Vielleicht mach ich mir einfach zu viele Gedanken......vielleicht sollte ich es als gegeben hinnehmen und mich einfach nur mit Freude an Mum erinnern....das sollte ich jez nur noch meinem Unterbewußtsein klar machen

Schirmchen - Bianca
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  #15  
Alt 19.09.2006, 08:42
Wolke Wolke ist offline
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Standard AW: Warum kann ich nicht trauern?

@ Schirmchen, ich freue mich, dass es dir genauso geht wie mir. Da sieht man mal wieder, dass man nicht alleine so ist und es ist auch nicht total unnormal.

Ich glaube unsere Mütter passen ganz besonders auf uns auf und darum machen wir einen Bogen um das Trauerloch. Wir sollten uns darüber freuen, statt zu grübeln.

Wolke
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