Warum kann ich nicht trauern?

[annett.cossengrün]

Ich bin erleichtert zu hören, dass es vielen so geht wie mir. Meine Mutti hatte über 7 Jahre Brustkrebs. Es war ein ständiges auf und ab. Ständig neu Metastasen, neue OP's und Chemons. Ständige Angst bei Kontrolluntersuchungen. Ich wußte, dass es irgenwann zuviel für meine Mutti wird, habe es aber weggewdrängt und versucht, ihr gegenüber Optimismus zu verstreuen. Als ich mich dem Unausweichlichen endlich stellen mußte, weinte ich im KH tagelang. Als meine Mutti starb, war ich bei ihr. Und plötzlich - keine Träne mehr. Freunde kamen und weinten. Ich saß daneben und konnte nicht weinen. Ich schämte mich entsetzlich, was denken nur die Leute von mir.

Ich mußte doch funktionieren. Ich musste die Beerdigung ausrichten, ich mußte mich um die Übernachtungsgäste kümmern. Und am Tag nach der Beerdigung, wurde mein Sohn eingeschult. Er sollte ja trotz der schlimmen Umstände einen schönen Tag haben.

Nun ist es ca. 6 Wochen und es zieht mir fast den Boden unter den Füßen weg. Wenn die Kinder in der Schule sind, gehe ich hoch in die Wohnung meiner Eltern und es wird real. Meine Mutti liegt nicht mehr auf den Sofa und wartet auf mich. Es ist alles so still. Untragbar. Nun fließen die Tränen und hören nicht mehr auf.

Ich glaube, wir solten uns nicht so viel Gedanken darüber machen, ob wir uns falsch verhalten. Wir wissen, wie sehr wir unsere Mütter oder Väter geliebt haben und sie wußten es auch. Wie wir trauern, ist unsere Sache und wir dürfen uns einfach kein schlechtes Gewissen einreden lassen.

[vanitas02]

hallo,

ich möchte gerne diesen thread noch mal hochholen. war wirklich froh, dass ich ihn gefunden habe, denn genau so geht es mir auch ...

es ist nicht so, dass ich nicht trauere. sie fehlt mir schon. mal mehr, mal weniger. aber ich hätte es mir schlimmer vorgestellt. es tut mir weh, wenn ich dran denke, dass ich sie nie wieder sehe und es tut mir weh, wenn ich an ihre letzten tage im krankenhaus denke, etc..

aber bei der organisation der aussegnung war ich erstaunlich ruhig. mir war es da nur wichtig, das richtige für sie zu finden. bei der überführung und der aussegnung dann das selbe. ich fand es "schön". fast ein bisschen wie ein stilleben - der sarg und die blumen, etc. und ich bin mir sicher, es hätte / hat ihr "gefallen" ...

ich weiß nicht, ob das große schwarze loch noch kommt. bisher war ich die meiste zeit beschäftigt. und ihren schrank müssen wir auch noch ausräumen.

wie gesagt, sie fehlt mir durchaus. aber ich kann anscheinend doch trotzdem ganz normal weiterleben. bin zwar unmotiviert und habe grade an nichts meinen spaß. aber es geht. dabei war sie der liebste mensch auf dieser erde für mich *seufz* ...

[bonbon17]

Liebe Vanitas

Aber ist das den nicht schon trauer wenn du traurig bist wenn du an sie denkst..Und nur weil du bei der Aussegnung das schönste für sie wolltest ..Ich war auch ziemlich gefasst bei der BEerdigung..Es gibt halt so momente..Und mein leben weiter leben tue ich auch..Würde ich es nicht tuen..Naja es würde mir meinen VAter leider auch nicht mehr zurück bringen...Deien Mami ist immer bei dir sicherlich winkt sie dir gearde von einer Wolke aus dem Regenbogenland zu

[vanitas02]

doch, natürlich ist das schon trauer. aber ich habe so das gefühl, dass ich es noch nicht so ganz begriffen habe. das meine mutter nie mehr wieder kommt, meine ich. klar, theoretisch weiß ich das. aber so richtig begriffen hab ich es noch nicht. aber ich bin sowieso nicht so der typ, der seine gefühle vor anderen menschen zeigt. an sich wirke ich nach außen hin immer eher kalt und gefühllos und hart ... aber deswegen habe ich meine mutter nicht weniger geliebt ... *seufz*