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  #1  
Alt 04.01.2009, 21:04
Walter Richter Walter Richter ist offline
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Registriert seit: 28.12.2008
Beiträge: 5
Standard Die Angst ist bei mir angekommen

Ich muß zum Arzt, ich hoffe, daß es bei einem Routinecheck bleiben wird. Die Angst, die ich habe, könnt ihr Euch vielleicht vorstellen, ich habe meine Mutter fünf Jahre durch den Krebs begleitet.

Ich könnte fast verrückt werden vor lauter Sorge, daß ich das Geleiche, oder noch Schlimmeres vor mir haben könnte, als wie das, was ich jahrelang erleben mußte.

Ich hoffe so sehr, daß ich gesund bin, mehr nicht, alles andere ist mir egal, nur gesund will ich sein.

Schreibt mir was aufmunterndes, ich freu mich
Christoph
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  #2  
Alt 04.01.2009, 21:48
Polyglotte Polyglotte ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.09.2008
Beiträge: 346
Standard AW: Die Angst ist bei mir angekommen

Lieber Christoph,
ich habe Deinen letzten Thread gelesen, wollte Dir auch antworten, aber hätte vermutlich viel zu weit ausgeholt und habe es daher erstmal gelassen. Mal sehen, ob es mir hier in etwas kürzerer Form gelingt.

Zunächst: Es ist schwer, ich weiß, aber versuche Dich nicht jetzt schon verrückt zu machen. Gerade wenn man so viel gesehen und durchgemacht hat wie Du, malt man sich natürlich auch aus, wie es einem selbst in einer solchen Lage ergehen könnte. Aber vielleicht gelangt man auch gerade, wenn man einen geliebten Menschen durch Krebs verloren hat, sehr schnell zu dem Schluss, dass man selbst auch daran leiden könnte. Ich kenne Deine momentane Symptomatik nicht (Wenn es eine gibt, Du schreibst, es sei ein Routinecheck), möchte Dir auch in keinster Weise unterstellen, dass Du Dich in etwas hineinsteigerst, aber im Moment weißt Du eben noch nichts und die Angst vor dem, was sein könnte, ist lähmend. Ich habe einen lieben Freund, bei dem man vor einigen Monaten einen Tumor im Kopf entdeckt hat. Man hat ihm gesagt, der Tumor streue zur Zeit nicht, aber er solle nächstes Jahr (!) wiederkommen, damit man sehen könne, wie schnell er wachse. Als ich ihn vor ein paar Tagen gesehen habe, sagte er mir, er habe sich fest vorgenommen, sich bis zu der Untersuchung im März keine Sorgen zu machen. Er könne momentan ehe nichts daran ändern. Ich ziehe meinen Hut vor ihm. Ob ich eine solche Einstellung bewahren könnte, bezweifle ich. Aber er ist nicht nur mutig, sondern auch weise, denn er hat recht. Im Moment weiß er nichts Genaues und sich von der Angst zerfressen zu lassen, würde ihm alles andere als gut tun.

Ich habe vor ein paar Wochen eine gute Freundin durch Lungenkrebs verloren. Deswegen schreibe ich hier. Es gibt keinen Augenblick des Tages an dem der Gedanke an Krebs nicht auch bei mir präsent ist. Du hast recht mit dem was Du in Deinem anderen Thread über die Entartung der Zellen beim Menschen geschrieben hast. Es ist ein Wunder, dass so viele von uns so lange so gesund leben. Aber: Wenn ich an meine Freundin zurückdenke, möchte ich nicht, dass das mein bleibender Gedanke ist. Sie war und ist so viel mehr, als das, was eine Entartung einer Zelle bei ihr zur Folge gehabt hat. Ich denke an sie und erinnere mich an ihren Humor, ihre funkelnden Augen, ihre Liebe zur Literatur, zur Musik, zum Leben. Das ist es doch, was die Menschen, die wir lieben ausmacht, viel mehr als das Physische, was leider endlich ist.

Ich habe mit Sicherheit nicht das gesehen, was Du gesehen hast und habe wirklich großen Respekt davor wie Du Deine Mutter begleitet hast. Aber ich möchte Dir einfach das weitergeben, was eine Freundin neulich zu mir gesagt hat: Lass nicht zu, dass der Krebs Dir auch Dein Leben nimmt.

Nun ist es doch wieder sehr lang geworden...

Lieber Christoph, ich wünsche Dir alles erdenklich Gute für die anstehenden Untersuchungen, drücke ganz fest die Daumen, dass alles gut verläuft und die Ärzte Dich beruhigen können.

Pass gut auf Dich auf,
Deine Sarah
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  #3  
Alt 05.01.2009, 00:14
Walter Richter Walter Richter ist offline
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Registriert seit: 28.12.2008
Beiträge: 5
Standard AW: Die Angst ist bei mir angekommen

Liebe Sarah,

ich danke Dir vielmal für Deine lieben Worte, sie haben so gut getan. Und ich muß gleich einwenden, daß der Brief gewiß nicht sehr lang war, er war genau richtig, so wie er ist.
Nun, egal, wie es ausgehen wird, so oder so, werde ich wohl ein anderer Mensch werden.
Ich habe nur für mich, also vor mir im Fall meiner Mutter einen entscheidenden Fehler gemacht: Ich habe damals eine Hoffnung aufgebaut, die so hoch war, daß sich der Mond über die Belästigung ihrer Hutspitze schon geärgert hat, und die ist mir dann über dem Kopf zusammengebrochen, und das hat einen Schmerz verursacht, den ich erst jetzt zu spüren anfange.

Ich habe beschlossen die Hoffnungslosigkeit zu pflegen, obwohl die wie ein Kellerloch ist, so tief wie die Hoffnung ehedem hoch, von der einen bin ich erschlagen worden, in die andere kann ich nur abstürzen.

Ich baue mir eine Fundament aus Hoffnung, eines, das nur einen Fuß hoch ist, aber viel aushält. Ich hoffe, daß ich es mir bauen kann, und zum Errichten die Kraft finde.

Ganz liebe Grüße
Christoph
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  #4  
Alt 05.01.2009, 00:49
Benutzerbild von Chrigissi
Chrigissi Chrigissi ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.11.2008
Ort: Berlin
Beiträge: 1.067
Standard AW: Die Angst ist bei mir angekommen

Hey Christph!
Wir hatten auch die niederschmetternde Diagnose!
Es war am1.6.2007.
Plemorphes Weichteilsarkom li.OS. Es folgten 5 Hochgradige Chemos mit Hyperthermie. Nach der 5. wurde abgebrochen, Nierenversagen.Sarkom zwar etwas kleiner geworden, aber kein gesundes Gewebe zum Becken. Beinamputation einschließlich Becken. Am 27.12.07 .
Im Februar 2008 zur Reha, bis 9.4.08.
Am 16.4. CT und MRT: Lungenmetastasen. Bis heute noch mal
24 Chemos, zur zeit Pause bis 21.01.09.
Ich bin nur Angehörig und pflege sie, aber diese Erfahrung hast Du ja durch.
Nun beginnt sich das Ungewisse wieder auf die Seele zu legen, die Angst ist wieder da und ich weiß nicht mehr wie ich damit umgehen soll.
Bin seit 2 Monaten im Forum, habe auch schon geschrieben.
Weiß aber oftmals nicht wie ich beginnen soll. Gelesen habe ich fast alles.
Ich hoffe, ich habe nicht das Thema verfehlt.
Dir persönlich wünsche ich Glück und Kraft!
Lieben Gruß Christine
__________________
Wirklich trösten kann nur,
Wer selbst durch Leid gebeugt wurde.
Annegret Kronenberg
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  #5  
Alt 05.01.2009, 01:25
Walter Richter Walter Richter ist offline
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Registriert seit: 28.12.2008
Beiträge: 5
Standard AW: Die Angst ist bei mir angekommen

Hallo Christine,

das was Du da mitmachst, ist das Schlimmste, was ein Mensch neben dem Krieg an einer leichenschwangeren Front mitmachen kann. Ich beschönige es nicht mehr, Krebs ist eine widerliche Materialschlacht, es ist eigentlich schlimmer als der Krieg, weil der Gegner so perfide ist, wie kein solcher im Kriege.
Ich lebe seit bald vier Jahren mit Schlafstörungen und seit zweien mit Erinnerungschüben, die zunehmen. Wenn Du also Angstsymptome hast, die Dich fast um den Verstand bringen, so ist das für Deine Lage vollkommen normal.

Ich kann Dir aus meiner Erfahrung nur den Rat mitgeben, Dich auf alles gefaßt zu machen, spiele es im Kopf solange durch, bis es Dir geläufig ist, so verliert es an Stärke, und die Angst sinkt vielleicht etwas.

Ich hoffe für Dich, daß Du Menschen um Dich hast, die Dich unterstützen, ich hatte die nicht.

Ich schicke Dir alles Liebe, was man einem Menschen in Deiner Lage zukommen lassen kann.

Christoph
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