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Alt 17.11.2002, 18:40
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Standard Bauchfellkrebs

Guten Tag Marion,
zunächst drücke ich Ihnen und Ihrer Familie mein ehrliches Mitgefühl über Ihren schmerzlichen Verlust aus.
Natürlich bin ich mit einigen Fragen, die sich Ihnen im Zusammenhang mit dem Krankheitsverlauf Ihres Vaters auftun, absolut überfragt, weil ich kein Arzt bin.
Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, kann ein Krebsbefall des Bauchfells viele Ursachen haben (im Sinne von Fortscheiten anderer Tumorerkrankungen). Da kann es sich um Tumoren handeln, die hochmaligne (sehr bösartig) sind, die dann auch relativ schnell entfernte Metastasen in anderen Organen bilden und diese durch ihr Wachstum zerstören. Das ist dann natürlich hinsichtlich einer Therapie mit einigermaßen guter Prognose eine schlechte Ausgangsposition.
Wenn aber, wie auch bei Ihrem Vater, ganz klar ein pseudomyxoma peritonei diagnostiziert wurde und bei den Gewebeproben während seiner langen OP keine Probe zu einem anderen Ergebnis geführt hat, handelte es sich um einen niedrig-malignen Tumor, bei dem die Gefahr der Metastasierung an entfernten Regionen des Körpers gering oder gar nicht gegeben ist. Die Gefahr geht bei dieser Art Tumor von seinem örtlichen Wachstum und der damit verbundenen Verdrängung und Komprimierung der Organe im Bauchraum aus, was letztendlich auch zum Tode führt.
Meine Diagnose lautete in der Zeit vor meiner ersten OP auch Appendix-CA, bis sich herausstellte, dass es sich um ein pseudom. peritonei handelte.
Der Verlauf eines pseudom. peritoneis ist in der Regel folgender: Zunächst wächst an oder im Appendix eine entartete Schleimzelle ungehindert und bildet einen Tumor, der über lange Zeit wie eine Blase in sich geschlossen größer wird. Blase deshalb, weil die Zellen ihrer Bestimmung folgend immer weiter Schleim bilden. Würde ein Chirurg dieses Gebilde in diesem Stadium sauber ohne es zu zerstören herausoperieren, wäre die Geschichte für den Patienten überstanden. Das Fatale an der Sache ist, dass der Patient nichts merkt. Irgendwann perforiert diese "Blase" und ergießt ihren Inhalt in den Bauchraum. Dann beginnt ein unkontrolliertes Wachstum der ausgeschütteten Zellen am Bauchfell. Da das Bauchfell alle im Bauch befindlichen Organe und die Bauchhöhle umschließt bzw. auskleidet, wächst der Tumor überall - ohne allerdings in die Organe einzuwachsen.
Betroffene Patienten haben in fortgeschrittenem Stadium erheblich Aszites (Bauchwasser), der allerdings nicht leicht punktierbar ist, weil die Konsistenz gallertartig ist.
Bei einem derartigen Krankheitsbild hilft lediglich noch ein chirurgischer Eingriff, um den Patienten zu retten. Und da ist es natürlich ganz wichtig, dass man an einen Chirurgen gerät, der Erfahrung mit derartigen Eingriffen hat.
Zur Zeit meiner OP (1995) gab es ausschließlich Dr. Sugarbaker, der dieses Krankheitsbild mit einigem Erfolg operieren konnte.
Ich hatte unheimliches Glück, durch Zufall von diesem Arzt gehört zu haben. Seine Methode und seine Möglichkeiten waren weder den mich behandelnden Ärzten noch dem Krebsinformationsdienst in Heidelberg bekannt.
Aber - liebe Marion - auch bei der OP durch Dr. Sugarbaker gab es, wie bei jeder anderen OP, etliche Komplikationsmöglichkeiten, die man als Patient akzeptieren musste. Glück für den, der ohne Komplikationen da durch kam. Außerdem war auch der überstandene Eingriff selbst keine Garantie für eine Heilung von dieser Krankheit. Bei der Entfernung von ausgeprägten Tumormassen, bei denen es gut um zig Liter gehen kann, darf keine einzige mikroskopisch kleine Zelle zurückgelassen werden. Denn die würde wieder anfangen sich zu teilen und einen neuen Tumor bilden.
Dr. Sugarbaker hat bei meiner OP 60 cm Dickdarm, die Milz und die Gallenblase entfernt. Später erfuhr ich, dass das nötig war, weil der Tumor sich über das Bauchfell derart mit diesen Organen oder -teilen verbunden hatte, dass ein sicheres Entfernen anders nicht mehr möglich war. Ich denke, dass bei der Entfernung des Leberteils etc. Ihres Vaters derselbe Grund vorlag. Und dann ist auch erklärlich, warum das auf den CT-Bildern nicht klar ersichtlich war: Ein pseudomyxoma peritonei im fortgeschrittenen Stadium zeigt auf den CT-Bildern lediglich eine diffuse Masse im Bauchraum. Das ist anders als bei einem Leber-CA, wo die Bilder Herde im Organ aufzeigen.
Ja, Marion, das ist es eigentlich, was ich Ihnen so aus meiner Erfahrung sagen kann. Es wird Ihnen angesichts des Verlaufes der Krankheit Ihres Vaters nicht viel helfen - tut mir leid.
Ich wünsche Ihnen viel Kraft bei der Verarbeitung Ihrer Erlebnisse und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Joachim Eden
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