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  #31  
Alt 11.09.2002, 19:54
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Standard reaktive Depression

Liebe Petra und andere Betroffene

Ich bin auch Krebspatientin, allerdings habe ich nicht Brustkrebs. Aber ich möchte doch etwas zu diesem Thema hier beitragen, denn obwohl ich allgemein nach aussen meistens munter und zufrieden wirke, kenne ich diese Traurigkeit auch , und das Drängen von nicht betroffenen und zum Teil auch Ärzten, dieser doch mit Chemie zu begegnen. Ich habe mich intensiv damit auseinandergesetzt, ob ich Stimmungsaufheller nehmen will oder nicht und meine Gedanken dazu in einem Gedicht verarbeitet. Das möchte ich hiermit weitergeben:

Entscheidung gegen die Glückspille
°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°
Inmitten von Gefühlen des unbeschreiblichen, innerlichen Glücks,
überfällt mich wieder die Traurigkeit
und reisst mich mit sich in die Tiefe.
Und wieder steht die Frage im Raum:
" Wollen Sie jetzt nicht doch Stimmungsaufheller nehmen? "
Die meisten raten mir dazu,( wohl mehr zur eigenen Erleichterung),
doch ich habe Angst,
meine Persönlichkeit dabei zu verlieren,
ebenso meine Fähigkeit zum Schreiben, auch über Schweres,
und ich schüttle den Kopf und sage: NEIN.
Nein zu einer Tablette,
die auf ewig Sonnenschein in mein Gemüt brächte,
und nein auch zum Fortbestand von Kontakten zu Menschen,
die mich nur fröhlich sehen möchten.
Gleichzeitig mit dem `Nein zur Tablette
sage ich JA zum Leben mit der Krankheit.
Zum ganzen Leben mit der Krankheit,
zu dem gerade solche Stimmungen mit dazu gehören,
weil sie eine Auseinandersetzung fordern
und gelebt werden möchten.

Gelebt werden MÜSSEN
um wirklich zu vergehn....

Ladina, im September 1998

Zur Vervollständigung muss ich aber auch sagen, dass ich in der Zwischenzeit zweimal vorübergehend auf die Hilfe von einem Stimmungaufheller angewiesen war. Ich habe viele negative Vorbehalte dagegen gehabt zu Beginn der Behandlung ( Jarsin 300 ), doch die Erfahrung war um vieles positiver und sie hat mir geholfen etwas Lebenskraft neu aufzubauen, die die Traurigkeit so schwer angegriffen und beinahe zerstört hat.
Ich habe auch über diese Erfahrung ein Gedicht geschrieben, doch es ist sehr lang.

Ich werde es zu gegebener Zeit dann auf meine spezielle Gedichteseite hier im Krebs-Kompass einbauen lassen. Vielleicht mögt Ihr mich da mal "besuchen" unter: www.krebs-kompass.de/gedankenundgedichte.html

Ganz liebe Grüsse sendet Euch allen
Ladina
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  #32  
Alt 12.09.2002, 08:47
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard reaktive Depression

Hallo zusammen,
irgendwie stört es mich, dass jeder Psychopharmaka mit einem "Glücklichmacher" in Verbindung bringt.
Natürlich geht es nicht darum, für die anderen fröhlich lachend durch die Welt zu gehen und selbstverständlich soll und muss man sich mit seinen Problemen auseinandersetzen. Dies soll doch auch gar nicht verhindert werden.
Ich kann hier natürlich nur von mir sprechen und ich musste mich in der Zeit meiner Depressionen von Seiten kennenlernen, die ich nie für möglich gehalten habe. Ich hatte zum Teil richtiggehende Angst vor mir selbst und meinen Gedanken. Wie gesagt, auch der Gedanke an Selbstmord war da. Und dabei haben sich meine Gedanken nicht nur um das Thema Krebs gedreht. Eigentlich hatte ich oft das Gefühl, nicht ich kontrolliere meine Gedanken, sondern meine Gedanken und Gefühle beherrschen mich. Und in solcher Situation kann man sich nicht mit sich auseinandersetzen !!
Jetzt mit den Tabletten, die ich ja auch nur eine begrenzte Zeit nehmen werde, bin ich keineswegs fröhlich und lustig. Ich bin einfach nur "normal", dass heißt genauso, wie ich auch vor der OP war. Trotzdem spüre ich Trauer und auch Angst und Überforderung. Aber nicht mehr so, dass es mich ins Bodenlose reisst.Und dafür bin ich dankbar und will hier nur Mut machen, dass man sich den Weg, mit der Kranheit leben zu lernen, erleichtert.
Liebe Grüße aus Berlin von Petra
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  #33  
Alt 12.09.2002, 09:04
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Standard reaktive Depression

Liebe Ute,
als erstes möchte ich Dir einen Tip für heute abend geben:

heute abend um ca. 23.00 Uhr
im ZDF in der
Johannes B. Kerner Show u.a.
Annette Rexrodt von Fircks,
eine etwa 40jährige Brustkrebspatientin

zur Diskussion eingeladen. Sie hat ihre Geschichte in einem Buch niedergeschrieben (...und flüstere mir vom Leben - Wie ich den Krebs überwand) und ist damit gerade auf einer Lesereise unterwegs. Vielleicht hast Du Lust und Gelegenheit, Dir das anzusehen oder aufzunehmen.
Was einen Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe angeht möchte ich Dir sagen, Daß Du Dich damit meiner Meinung und auch meiner eigenen Erfahrung nach nicht ins Abseits drängst. Du bist und bleibst doch Du selbst und mußt Dich mit dieser Gruppe - vorausgesetzt, die Leute dort und das, was sie machen gefällt Dir - nicht verheiraten. I.d.R. kann jeder sich frei entscheiden, wann, wie oft und ob er überhaupt an den Gruppenabenden teilnehmen möchte. Die meisten Gruppen treffen sich ohnehin nur 1x im Monat, manche auch öfter. Jede Gruppe gestaltet die Treffen inhaltlich auch anders, eben so, wie es die TeilnehmerInnen für wichtig/richtig halten. Schnupper einfach mal rein und wenn es Dir nicht gefällt oder guttut, dann gehst Du eben einfach nicht wieder hin. Der Kontakt zu solch einer Gruppe ist für manche Betroffene auch einfach nur eine kurze Phase ihres Lebens, ein Abschnitt, in dem man sich gezielte Unterstützung, 'Lebens-Beispiele' und Zuwendung holen kann. In jedem Fall ist es ein Versuch wert. Ich bin seit Jahren 'meiner' Gruppe als gesundes, Erfahrung-weiterreichendes Mitglied erhalten geblieben, fühle mich den alten, wie den neuen Mitgliedern verbunden und stehe trotzdem schon lange wieder im Leben. Die Leute in der Gruppe haben aufgrund ihrer eigenen Betroffenheit keine Berührungsängste, was im sozialen Umfeld Betroffener nach der Diagnose schon manchmal etwas schwieriger ist. Allein schon das hat viel Aufbauendes. Hier kann man lernen/erfahren, 'normal' mit sich und/trotz der Erkrankung umzugehen und sich so irgendwann auch wieder 'normal' und vor allem souverän unter Nicht-Betroffenen zu bewegen.
Dies ist nur einer der Schritte auf Deinem Weg - hab´ Mut und probier´ ihn einfach mal aus.
liebe Grüße von Robie
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  #34  
Alt 12.09.2002, 14:33
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Standard reaktive Depression

Liebe Robie,
Danke für den Hinweis, ich werde mir die Sendung auf alle Fälle ansehen. Ich denke, daß ich zu einer Selbsthilfegruppe gehen werde, allein aus dem Virsatz heraus, nichts unversucht zu lassen. Heute geht es mir schon sehr viel besser, ich habe gestern einen langen Spaziergang ganz allein unternommen und Natur in mich aufgesaugt. Es gab mir sehr viel Ruhe und Gelassenheit. Ich werde es öfter tun. Heute hatte ich Termin bei meinem Frauenarzt, der mir von einer AHB in einer Klinik mit Krebspatienten total abgeraten hat. Aus allen Berichten der anderen Betroffenen in diesem Forum habe ich entnommen, daß man seinen eigenen Gefühlen folgen soll und nicht unbedingt auf den Rat der Ärzte hören soll. Ich möchte eine AHB und ich denke, ich werde sie mit den Ärzten der Strahlenklinik auch durchsetzen. Ich muß und will einfach weit weg. Ist das falsch?

Lieben Gruß von Ute
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  #35  
Alt 12.09.2002, 15:19
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Beiträge: n/a
Standard reaktive Depression

Liebe Ute,

warum soll das denn falsch sein? Ich denke, dass du am besten weißt, was gut für dich ist und wenn das bedeut für eine gewisse Zeit weit weg von der gewohnten Umgebung zu sein, dann ist das meiner Meinung nach völlig in Ordnung. Eine AHB steht dir zu und wenn du sie machen willst, dann mache sie.
Ich habe vor drei Jahren das Vorurteil gehabt, dass ich dort nur auf kranke Menschen treffe, die von nichts anderem als ihrer Krankheit reden. Mittlerweile weiß ich aber, durch einige andere Frauen, dass dem nicht so ist und man dort sehr viel Kraft erfahren kann. Ich wünsche dir viel Kraft und alles Liebe und Gute.

Chris
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  #36  
Alt 12.09.2002, 15:31
Gast
 
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Standard reaktive Depression

Liebe Chris,

Danke für Deine Unterstützung. Es hilft mir ungemein, wenn ich von Euch "Betroffenen" eine Zustimmung erhalte und ich meine Meinung bestätigt sehe. Ich danke Dir
Ute
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  #37  
Alt 19.09.2002, 10:47
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Standard reaktive Depression

Hallo,
lese gerade über dein Problem. Mit Depressionen habe ich mich auch herumgeplagt. Mit Tamoxifen sind die noch viel viel stärker geworden, dass ich sogar in Selbstmord gedacht habe. Mit meinem Doc habe ich dann auf Aromatasehemmer umdisponiert, auch auch hier das gleiche Problem.
Wir haben jetzt die Hormontherapie total abgesetzt und seither geht es mir gut.
Frage mal deinen Arzt was er dazu mein.
Ich wünsche dir alles Gute.
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