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  #1  
Alt 24.12.2004, 00:39
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Standard Tschau Papa

Für uns alle unfassbar, ist mein Vater am 21.12.2004, um 19.35 Uhr, gestorben. Innerhalb von drei Wochen, hat man ihn 3x schwersten Darmoperationen unterzogen, die letzte am 19.12.04.
Danach gab es nur noch ein qualvolles Sterben. Nach der letzten OP, als ich ihn auf der Intensivstation sah, wimmerte er und sagte, dass man ihm jetzt alle Organe genommen hätte. Am 20.12.04 war er bei vollem Bewusstsein und spuckte ständig Blut, in dieser Situation kam eine Ärztin in das Zimmer und sagte zu meiner Mutter, sie sollte ihre Telefonnummer hinterlassen, da man davon ausgeht, dass er die Nacht nicht überleben wird. Mein Vater erwiderte darauf, dass die Telefonnummer doch in seinen Krankenunterlagen stehen würde.
Ausserdem wollte man, dass wir nach Hause fahren. Am 21.12.04 waren wir schon früh morgens im Krankenhaus; mein Vater war mit Morphinen völlig vollgepumpt. Nach zwei Stunden, die wir dort waren, wurde er dann auf ein Einzelzimmer verlegt. Ohne noch einmal wach zu werden, starb er. Ich hoffe aber trotzdem, dass er wusste, dass wir bis zu seinem letzten Atemzug bei ihm waren.
Nun hoffe ich, dass es ihm besser geht und kein Arzt mehr an ihm rumschneiden kann. Mein Vater hatte zwar vor vier Jahren Magenkrebs, aber noch bei der letzten Untersuchung Ende Oktober 04 waren alle Werte (ob CEA-Wert, Leuko. oder andere) völlig in Ordnung.

Am 28.12.04 werden wir ihn auf seinen letzten Weg begleiten.

In Liebe
Deine Tochter
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  #2  
Alt 03.01.2005, 01:03
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Standard Tschau Papa

Liebe....,
du hast mein vollstes Mitgefühl. Mein Opa ist am 6.11.2004 gestorben an seiner verfluchten Leukämie. Ihm konnte man nicht mehr helfen, seine Lungenentzündung war zu schlimm. Er hat auch vor seinem Tod Morphin bekommen, die Schmerzen waren einfach zu gross. Ich glaube fest, dass dein Vater merkte, ihr wart bei ihm. Ich kann deine Trauer sehr gut nachempfinden. Weihnachten war schlimm, aber man hat das Gefühl, als wäre die geliebte Person um einen. In manchen Situationen glaubt man dies wirklich, ob dies nur Einbildung, oder der tiefe Wunsch danach ist...ich weiss es nicht.
Auf jeden Fall wünsche ich euch viel Kraft. Wir halten alle stark zusammen. Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht von Oppa sprechen. Die vielen Erinnerungen machen eine Person, nein halten sie lebendig. Ich finde dies sehr wichtig.
Dein vater schaut nun von oben nach dem Rechten und begleitet dich auf deinen Wegen.
Alles Liebe, Helli
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  #3  
Alt 10.01.2005, 15:13
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Standard Tschau Papa

Liebe Helli,
vielen Dank für Deine tröstenden Worte. Ich hoffe, dass mein Vater in irgendeiner Weise noch bei uns ist. Fast jeden Tag besuche ich ihn mit meiner Mutter auf dem Friedhof und kann es immer noch nicht glauben, dass ich ihn in diesem Leben nicht mehr wiedersehe.
Trauer, Verzweifelung, aber auch Wut (auf die behandelnden Ärzte im Krankenhaus - eine Erklärung, ob mein Vater an den Folgen der Darmkrebs-OP, an inneren Blutungen oder anderen Komplikationen gestorben ist, haben wir bis heute nicht) sind im Moment meine Begleiter.
Andererseits muss ich auf meine Mutter aufpassen, die ebenfalls vor vier Jahren an Darmkrebs erkrankte und nach OP und Chemo, momentan keinen Sinn in den Nachsorgeuntersuchungen mehr sieht, da wie erwähnt, bei meinem Vater Ende Oktober 04 angeblich noch alles in Ordnung gewesen sein soll.
Liebe Grüsse
Nina
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  #4  
Alt 10.01.2005, 17:38
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Standard Tschau Papa

Liebe Nina,
bei meinem Opa soll auch alles in Ordnung gewesen sein: Blutuntersuchung beim Hausarzt ("Blutanämie,wir wissen nicht,wo ihr Blut abgeblieben ist, paar Blutkonserven, dann ist alles wieder gut", einen Monat später Untersuchung bei Vertretung,"sofort ins Krankenhaus"), im Krankenhaus (Plasmozytom, damit können sie 100 Jahre alt werden, bekommen wir in den Griff),entlassen, eine Woche zu Hause gewesen, dann in die Uniklinik Essen eingeliefert worden (AML-sofort Chemo), da war es schon zu spät-verschleppte Lungenentzündung-keine Chemo mehr, keine Hilfe-nur noch eine Morphinspritze, damit er besser atmen kann und die Schmerzen nicht mehr wahrnimmt-Tod.

Das alles in etwa 5 Wochen. Fehldiagnose, schlechte Versorgung, keiner hat ihm geholfen. Er musste so versterben, wie die Krankheit laut Lehrbuch im schlimmsten Fall verläuft.
Es trifft immer die Falschen,immer.

Im Krankenhaus diese verachtende Behandlung ( Frau H.(79 J.!), sie müssen ihrem Mann ein Urinal-Kondom besorgen, gehen sie da und da hin, wir haben keine mehr vorrätig, alles in seinem und dem unserem Beisein; natürlich haben wir dies erledigt, wer schickt schon eine fast blinde Frau im Dunkeln zur Apotheke?), das Personal war das allerletzte!

Als mein Opa tot war, wollten wir uns alle in Ruhe von ihm verabschieden, da sind wir rausgeschickt worden vom Personal, wir müssen ihn jetzt fertig machen,sie haben im nachhinein die alten Lacken im Wäschewagen vor unserer Nase hingestellt. Später wollte noch ne Putzfrau ins Zimmer, da meinten die Schwestern nur, ne, im Moment geht es nicht. Während er im sterben lag war diese bereits im Zimmer, hat an seinem Kopf vorbei Staub gewischt und Lärm gemacht, bis Oma sie darauf aufmerksam gemacht hat, dass ihr Mann gerade verstirbt und sie dies bitte später machen solle.

Einzig der Chefarzt war freundlich, hatte sich von Opa verabschiedet und wirkte betroffen, hat sein Beileid ausgesprochen, von den Schwestern kam weder ein Hallo, noch wurde konduliert-Hammer. Ich fand das alles so entwürdigend und verachtend, auch uns gegenüber. Positiv zu vermerken ist, dass man uns mit Kaffee und Getränken versorgt hat, schließlich war die gesamte Familie anwesend.

Wie kann man nur so kalt sein? Denke bitte nicht, dass ich egoistisch bin, weil ich nur von mir schreibe, aber ich wollte dir ein wenig meine Gefühle und meine Wut schildern (im place of memory habe ich auch einen Brief verfasst, ebenso meine Schwester- Verweis: Danke für alles, Opa).

Man fühlt sich hilflos, einfach nur hilflos.....er fehlt so sehr. Ich fand es so schlimm als meine Oma am letzten Abend meinte, redet bitte nicht darüber, er weiss noch nicht, dass er gehen muss...schließlich ist er doch Omas Augenlicht! Diese verdammte Hilflosigkeit und Verzweiflung (gut, andere werden sagen: ihr habt ihn lange gehabt, er hat ein schönes Alter erreicht-sterben-ja, aber nicht an so einer besch... Krankheit!)

Ich muss gestehen, dass ich seit der Beisetzung nicht an seinem Grab gewesen bin, ich kann das einfach nicht. Wenn ich Abstand davon halte geht es mir besser. Nur um unsere Oma kümmern wir uns sehr.Jetzt bereut man, dass man im "Alter" nicht öfter Besuche gemacht hat-wegen Arbeit, Prüfungen, privaten Dingen...

Ich glaube fest daran, dass die Toten unter uns verweilen und ab und zu nach dem Rechten sehen-ob Aberglaube, Wunsch-ich hoffe es einfach.
Nochmals viel Kraft wünsche ich dir. Pass auf deine Mama auf, sie wird es dir danken...

Liebe Grüsse, Helena
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  #5  
Alt 13.01.2005, 17:56
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Standard Tschau Papa

Liebe Helena, lieber "Gast", auch mein Vater ist am 19.10.04 im Krankenhaus verstorben. In einem Dreibettzimmer, unter 2 "munteren" Patienten, keine Trennwand dazwischen. Im Beisein des Sterbenden zu erwähnen, daß die Frau die Telefonnummer dalassen soll, da es sein könnte, das es zu Ende geht ist wirklich eine Frechheit. Ich habe nach Papas Tod etliche Briefe an die beiden Krnakenhäuser geschickt und auch 2 persönliche Gespräche mit den Krankenhausleitungen erhalten. Dies mußte sein!
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  #6  
Alt 18.01.2005, 16:52
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Standard Tschau Papa

Liebe Stina,
vielen Dank für Deine Anteilnahme. Deinen Rat, sich noch mal schriftlich an die Krankenhausleitung zu wenden, haben wir auf Anraten unseres Hausarztes noch nicht gemacht. Unser Arzt meint, wir sollten erst einmal den Bericht vom Krankenhaus abwarten (das kann aber bis zu 6 Wochen dauern). Andererseits wird einem immer schmerzlich bewusst, dass mein Vater auch dadurch nicht mehr wieder kommen wird. Dass man die Zeit nicht zu einem Punkt zurück drehen kann, wo es ihm noch gut ging. Wahrscheinlich geht es Dir da nicht anders.
Auch haben wir im Krankenhaus erlebt, dass Beschwerden, die wir hinsichtlich der Pflege schon vorher mal angebracht hatten, weder vom Chef- noch vom Oberarzt in irgendeiner Form geahndet wurden. (Eine Krähe hackt der anderen Krähe kein Auge aus!)
Liebe Stina ich wünsch Dir alles Gute.
Nina
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  #7  
Alt 18.01.2005, 16:55
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Standard Tschau Papa

Liebe Nina, mir hatte dies alles zu lange gedauert. Wollte nicht so lange warten. Hatte zwei wirklich GUTE Gespräche in den zwei Kliniken und seitdem geht es mir "besser". Dir alles Liebe!
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  #8  
Alt 21.01.2005, 14:53
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Standard Tschau Papa

Lieber Papa,
jetzt bist Du seit einem Monat tot und wir vermissen Dich schmerzlich. Du fehlst uns so sehr. Oft habe ich das Gefühl,
dass Du gleich zur Tür hereinkommen wirst - und dann bin ich wieder der Meinung, ich bin in einem schlechten Traum und wenn ich aufwache ist alles so, wie vor ein paar Wochen, als Du noch zu Hause warst und es Dir gut ging (ohne Schmerzen, ohne eine Ahnung, dass bei Dir der Krebs wieder ausgebrochen ist).
Gleich werde ich Dich an Deinem Grab besuchen.
In Liebe
Deine Tochter
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