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  #1  
Alt 13.02.2011, 12:17
Matthias31 Matthias31 ist offline
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Registriert seit: 13.02.2011
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Standard kann einfach nicht mehr

Hallo,

ich muss dies einfach mal alles "los" werden.
Meine Mum (56) lag acht Monate in der Psychatrischen, wobei dann Lungenkrebs der Metastasen streut entdeckt wurde. Ziemlich Endstadium.
Ich besuchte Sie jeden Tag, redete mit Ärzten und soweiter.
Sie bekam umgehend eine Chemo im Krankenhaus und wurde dann entlassen mit der Option, dass ich sie pflegen kann. Ambulant wird die Chemo weitergeführt,die Lebenserwartung wird auf wenige Monate eingeschätzt.
Ich wollte dies ja auch,dass sie zu Hause gepflegt wird, da ich immer dachte "meine Mum kommt mir in kein Heim oder dergleichen".
Sie ist wirklich schwerstpflegebedürftig, dass hatte ich unterschätzt und mache mir Riesenvorwürfe. Große Hilfe aus der Familie ist nicht zu erwarten und eine Pflegestufe zwar beantragt usw., aber ich stehe relativ alleine da und brenne immer mehr aus. Von morgens um 6 bis manchmal Nachts bin ich nur am rödeln, Haushalt, kochen, einkaufen, waschen, sie baden, mehrmals Medikamente geben,Arzttermine organisieren usw.

Ich kann einfach nicht mehr, habe mittleweile akuteste Schlafstörungen und meine eigene Psyche geht immer mehr den Keller runter. Ich komme mir vor wie ein Hamster der im selbstgezimmerten Rad sitzt und rennen muss ohne Pause. Mittleweile bin ich völlig fertig.

Ich glaube ich habe seit einigen Tagen innerlich den Entschluss gefasst, dass sie entweder Pflegedienste zu Hause betreuen (was ich mir praktisch nicht vorstellen kann, da man sie auf Schritt und Tritt begleiten muss, da sie oft schwankt oder sonst stürzt) oder sie in ein Pflegeheim gehen muss.

Ich glaube, dass ich Abstand zu den Dingen brauche, da ich dass Gefühl habe, als Mensch selber gar nicht mehr zu existieren.

Ich komme mir vor wie ein Versager,da denke ich dann:
"Andere schaffen dass doch auch", aber ich komme immer wieder an dem Punkt, wo ich gar nicht mehr kann und davon hat praktisch gesehen niemand etwas.

Ich weiß da einfach nicht mehr weiter.

Gruß
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  #2  
Alt 13.02.2011, 13:01
irmchen irmchen ist offline
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Standard AW: kann einfach nicht mehr

Hi Matthias, nein Du bist kein Versager. Stecke gerade in der gleichen Situation. Es gibt 2 Möglichkeiten: Pflegedienst (xtra spezialisiert auf Krebspatienten, bekommst Du beim Onkologen) oder Hospiz. Du willst doch Zeit mit deiner Mutter verbringen, laß andere Leute sich um die "medizinischen" Dinge kümmern. Wenn Du ausgebrannt bist hat keiner etwas davon, deine Mum am allerwenigsten. Und um sie geht es, nur um sie. Ich war in einem Hospiz, der Gang fiel mir schwer, um mich beraten zu lassen Die haben mir dort auch wertvolle Tipps für die Pflege zu Hause gegeben. Und man kann auch Hospizdienste in Anspruch nehmen (geschulte Kräfte kommen neben dem Pflegedienst zu deiner Mum, beaufsichtigen sie und du kannst einkaufen gehen, oder umgekehrt). Vereinbare doch mal einen Beratungstermin, du wirst sehen, das hilft enorm.
Ich weiß man zerreist innerlich. Ich habe die Situation erst seit 4 Wochen, seit einer ist mein Vater zu Hause. Und bald ist es vorbei. Es ist Horror.
Viel Kraft und lg von Irmchen
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  #3  
Alt 13.02.2011, 14:37
undine undine ist offline
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Standard AW: kann einfach nicht mehr

Lieber Matthias,

bin auf dem Sprung, habe aber eben noch deinen Beitrag gelesen und wollte einfach gleich einen Gruß da lassen.

Du bist kein Versager, absolut nicht und ich denke, dazu gehört sehr viel Mut und Vernunft, sich selbst einzugestehen, dass man mit der Pflege überfordert ist.
Ich schließe mich Irmchen an: hole dir bitte Beratung und Hilfe!! Was nützt deiner Ma ein ausgebrannter Sohn? Es ist doch schöner, wenn du bei ihr sein kannst, dich emotional auf ihren Abschied einstellen kannst, ohne die total eBelastungen einer Pflegesituation.
Ich habe am Anfang auch gedacht, dass ein Hospitz beispielsweise überhaupt nicht in Frage kommt von meiner Ma. Aber viele hier im Forum, die solche Situationen schon durchlebt haben, meinten, dass dort eine optimale Versorgung statt findet und, ganz wichtig, die richtige Schmerztherapie.
Wenn du weißt, dass deine Ma bald sterben wird, ist es sicherlich für sie und auch für dich wichtig, dass du nicht total körperlich und emotional überlastet bist. Deshalb ist es richtig und wichtig, sich HILFE zu holen! Und es ehrt dich, dass du es versucht hast und es ehrt dich um so mehr, wenn du erkennst, dass du deine Grenzen erreicht hast.

Zur Zeit ist mein Vater rund um die Uhr für meine Ma da und ich versuche ich so gut ich kann zu unterstützen. Aber ich weiß auch, dass irgendwann der Zeitpunkt da sein wird, wo wir Hilfe brauchen werden und die werden wir dann auch annehmen.
__________________
_________________________

Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet.
Sie starb Weihnachten 2011.
Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten.
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  #4  
Alt 13.02.2011, 16:53
tischlerin tischlerin ist offline
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Standard AW: kann einfach nicht mehr

Lieber Matthias!

Erstmal Hochachtung, was Du leistest! Das ist unglaublich. Ich habe meinen Bruder, der vor 10 Monaten starb, begleitet. Als es letztendlich nicht mehr ging, haben meine Geschwister und ich beraten, was zu tun ist: nach Hause holen oder in ein Hospiz oder auf die Palliativstation. Als er von der Normalstation auf die Palliativstation kam, haben wir recht schnell bemerkt, das dies die optimale Lösung war ohne ein schlechtes Gewissen. Das Zimmer war wunderschön und glich nicht einem Krankenzimmer. Wir konnten Tag und Nacht bei ihm sein, haben bei ihm übernachtet, es gab einen Ruheraum und einen Aufenthaltsraum, wir konnten dort essen und uns immer, auch zu mehrt aufhalten. Seine Freunde konnten sogar dort seinen Segelstammtisch abhalten, als mein Bruder nicht mehr in der Lage war aufzustehen. Er war palliativ optimal versorgt, musste wenig bis gar keine Schmerzen leiden. Wir mussten uns um Wäsche, Verpflegung und diese alltäglichen Dinge keine Sorgen machen und konnten uns auf das WEsentliche - das DASEIN - für unseren Bruder beschränken. Als es zu Ende ging, konnten wir alle bei ihm sein und als er starb hatten wir einen ganzen Tag um uns in Ruhe endgültig vom ihm zu verabschieden. Die ÄrtzInnen und PflergerInnen waren einerseits hochkompetent und andereseits von so einer Herzenswärme, dass es fast unglaublich war. Jederzeit wurden unsere Fragen beantwortet und unsere Wünsche und vorallem die Wünsche meines Bruder respektiert. Er konnte in aller menschlichen Würde sterben.

ich will Dir damit sagen: hab kein schlechtes Gewissen, du "schiebst" Deine Mum nicht ab, Du gibst ihr nur Lebensqualität auf ihrem letzen Weg und Du gibst Dir selber Lebensqualität. In solch einer Situation ist es manchmal einfach besser, Fachkräfte ans Werk zu lassen und sich selbst einfach die Zeit für die erkrankte und sterbende Person zu nehmen.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und dass Du ein Hospiz oder eine Palliativstation findest, wo Deine Mum in Ruhe und Würde sterben kann und Du sie in Ruhe und Würde begleiten kannst!

Liebe Grüße
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  #5  
Alt 13.02.2011, 18:30
Daggi1 Daggi1 ist offline
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Standard AW: kann einfach nicht mehr

Lieber Matthias,
rede Dir bloß nicht ein das Du versagst, das ist Quatsch.
Meine Schwester ist vor fast 2 Jahren an Bauschspeicheldrüsenkrebs verstorben. Wir wollten sie Zuhause pflegen, aber es ging alles nicht. Sie hat sich dann für ein Hospiz entschieden und ich muß heute sagen es war die beste Entscheidung. Sie wurde dort sofort auf Medikamente eingestellt, es wurde was gegen die Atemnot gemacht, sie wurde gepflegt, umsorgt. Wir Angehörigen konnten immer da sein, oder auch mal zum "Luft holen und Kraft sammeln" eine Pause machen. Meine Schwester wurde dort optimal versorgt und gepflegt und auch für uns Angehörigen war immer jemand da. Die Ruhe und Herzlichkeit, die Wärme der Pflegepersonen und Ärzte hat meiner Schwester sehr gut getan. Sie war im Krankenhaus unruhig, hatte Atemnot. Im Hospiz wurden die Medikamente neu verordnet und meine Schwester schlief ruhig, ohne Atemnot.
Du schiebst Deine Mutter nicht ab, sondern Du erleichterst ihr ihre Zeit die sie noch hat, es wird ihr dort besser gehen, meine Schwester hat sich dort zufrieden gefühlt. Und auch wir Angehörigen hatte die Gewißheit das sie dort gut umsorgt wird.
Viel Kraft,
liebe Grüße
Daggi
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  #6  
Alt 13.02.2011, 18:45
Matthias31 Matthias31 ist offline
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Standard AW: kann einfach nicht mehr

Hallo,

ich muss ehrlich sagen, dass mir gleich die Tränen rausgeschossen sind, als ich Eure Antworten und Eure Anteilnahme gelesen hatte. Dies zeigt mir, dass Ihr da "eigentlich" richtig liegt.

Also, ich sage mal: Ganz herzlichen Dank!
Ich fühle mich hier mal echt verstanden und komme mir vor wie ein "Jammerlappen". Manchmal wie ein Versager, der dies alles nicht mehr wirklich packt.

Ich bin studierter Theologe, zur Zeit arbeitslos, habe zehn Jahre mich um Randgruppen gekümmert (Prostituierte, Drogenabhängige usw.),hatte die letzten drei Jahre einige persönliche Schicksalschläge abbekommen und nun die Krebserkrankung meiner Mum.

Sie ist sehr schwach, schläft die meiste Zeit und nimmt kaum noch Nahrung zu sich,hat Schmerzen (wobei diese mehr psychische Verspannungen sind, statt Tumorschmerzen. Sie verkrampft oft wegen psychischer Anspannung die Schulter - und Rückenmuskulatur, ist kaum mobil und die Muskulatur bildet sich stark zurück.Sie nimmt Valeron 32mg am Tag, Tavor 3mg am Tag, Novalminsulfat 2000mg am Tag) und ist völlig durcheinander.

Alle zwei Tage bade ich Sie in einen Ölbad, da die Haut von der Chemo völlig ausgetrocknet ist und teilweise aufspringt. Die Lippen waren schon so trocken, dass diese blutig waren. Die Haut wird aber durch die Ölbäder, eincremen, viel besser. Und auch die Lippen heilen gut zu. Zumindestens brennen die Nahrungsmittel nicht mehr an den Lippen. Zur Nacht hin habe ich ihr die Arme eingecremt und dann bandagiert, dass sie diese nicht mehr blutig kratzt. Die sehen nun viel besser aus.

Zwei mal klingelte morgens dass Telefon, dass Sie einen Blutsturz hat und sofort ins Krankenhaus gefahren muss, zwecks Bluttransfusion.


Ich manage quasi alles: Medikamente, Fahrten zur Chemo, zur Blutentnahme, Haushalt usw. Wenn Sie wach ist, dann zerwühlt sie wieder den halben Haushalt und ich fange von vorne an.
Sie ist bei einem guten Onkologen (?) in ambulanter Behandlung. Der sagt mir, ich mache dies alles sehr gut. Die Ärzte im Krankenhaus, sagten mir, dass ich dies alles sehr gut mache. Vielleicht ist dies mein Problem?

Dass ich die "Dinge" gut mache? Oder mir zuviel Verantwortung auf die Schultern gelegt habe? Und ich keinen "Rückwärtsgang" finde?

Dabei funktioniere ich eigentlich nur noch äußerlich.

Gestern Nacht bin ich erst um ca. 3:30 Uhr eingeschlafen. Um 5 Uhr wieder aufgewacht. Knappe 1,5 Stunden Schlaf - toll ist dass nicht. Komme mir da manchmal vor wie ein "Zombie" der funktioniert. Zumindestens äußerlich - noch.

Heute geht der gleiche Turn bis um 22 Uhr (Nachtmedikation) und morgen um 7:30 Uhr los zur Blutentnahme, dann Arztgespräch, Medikamente besorgen, Essen kochen, Haushalt, Wäsche machen, der Krankenkasse in den Arsch treten, dass die mal aus dem Knick kommen, meine Angelegenheiten regele ich mehr oder weniger Nachts.

Dass Problem ist, dass ihr noch niemand gesagt hat, wie es wirklich um sie steht. Dass sie in wenigen Monaten sterben wird. Vielleicht auch Wochen.
Und dass sie im Grunde genommen moralischen Druck ausübt, dass sie zu Hause bleiben will, nicht in ein "Pflegeheim".

Ich müsste ihr sagen:
"Weißt Du, ich kann nicht mehr Mum."
Wer erklärt einem Krebspatienten die Lebenserwartung eigentlich?
Bis jetzt hat man mir dies nur erklärt, aber kein Arzt ihr.
"Wir können nichts mehr für sie tun, außer ihnen eine Chemo anbieten", war dass direkteste was ihr ein Arzt gesagt hat.

Sie setzt da viel Hoffnung in die Chemo, wobei ich persönlich in dem Stadium nichts davon halte. Dass Ganze gleicht mehr einer lebensverlängerndern - oder quälender Maßnahme.
Sie bekommt Cisplatin mit Gemzar. Sie klagt über Nierenschmerzen, erbricht fast alles wieder und ich habe den Verdacht, dass die "Nebenwirkungen" vom Cisplatin mir verschwiegen werden. Dies würde die "diffusen" Schmerzen in der Nierengegend erklären und auch ihren rapiden Gewichtsverlust, wobei ich versuche soviel Calcium, Magnesium, Vitamine, Kohlenhydrate und Kalorien wie irgendwie möglich in sie reinzubekommen. Ebenso 2,5 l Wasser, wobei dann wieder die Nahrungsaufnahme darunter leidet.

Entschuldigt, wenn ich soviel schreibe.
Ich kann einfach nicht mehr.

Matthias
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  #7  
Alt 13.02.2011, 19:14
Aylene Aylene ist offline
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Hallo Matthias,
wir haben die Diagnose meines Vaters mitte März bekommen. Zuerst sind wir (meine Schwester und ich) und dann in unserem Beisein mein Vater aufgeklärt worden. So hatte er die Möglichkeit sich zu entscheiden, ober er eine palliative Chemo machen will oder nicht. Ich denke mal, wenn ein Mensch gar nicht weiß wie es um ihn steht, nimmt man ihm ja auch die Möglichkeit sich für, oder gegen eine Chemo zu entscheiden. Mein Vater hat sich dagegen entschieden und da bin ich (nachdem ich leider viel zu viele Fälle aus meinem Bekannten- und Verwandtenkreis kenne) sehr froh drum. Ich hätte mir nicht vorstellen können, ihn bei einer Chemo leiden zu sehen und das nur um noch ein wenig Zeit zu schinden. Wir wollen ihn auch zu Hause pflegen wenn es so weit ist, aber ich habe auch Palliativstationen und Hospitze kennen gelernt und kann mir sehr gut vorstellen, deren Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn wir es nicht zu Hause schaffen.
Liebe Grüße
Aylene
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  #8  
Alt 13.02.2011, 20:14
Matthias31 Matthias31 ist offline
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Hallo Aylene,

ja, die Entscheidung wurde meiner Mum quasi genommen. Da sie "neben" dem Krebs im Endstadium psychisch krank ist und auch so behandelt wurde.

Ich wünsche Euch eine gute Zeit, trotz aller Schwere die dies mit sich bringt, mit eurem Dad. Persönlich lehne ich eine palliative Chemo ab, richte mich aber da nach dem Willen meiner Mum. Auch wenn Ihr die Tragweite dieser entscheidung nicht bewußt ist, so hat sie doch Hoffnung, die in Wirklichkeit keine ist. Aber ein Mensch ohne Hoffnung ist ein hoffnungsloser Mensch. Vielleicht verstehst Du, was ich damit sagen möchte?

Ich finde es sehr gut, dass Ihr Euch nach Alternativen zur häuslichen Pflege erkundigt habt. Ich selbst versuche es noch, was es mir schwer macht ist, dass ich da keine familiäre Unterstützung habe (Familie ist sehr zertritten) ich somit 24 Stunden "Dienst" habe, um es mal unschön auszudrücken.
Ich hatte diese Zeit nicht mich nach Alternativen der häuslichen Pflege umzusehen.Dies werde ich nun versuchen nachzuholen.

Ich wünsche euch als Familie Gottes reichen Segen und Beistand in dieser für euch schweren Zeit.
Und vor allem, einen Zusammenhalt, den ihr benötigt.

Gruß

Matthias
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  #9  
Alt 13.02.2011, 20:35
ammi ammi ist offline
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Lieber Matthias!

Deine Geschichte macht mich furchtbar traurig. Sprichst du denn mit Deiner Mutter über die ganze Situation? Oder ist sie nicht mehr wirklich in der Lage, zu begreifen, was du leistest?
Ich finde es so toll, dass du dich so aufopferungsvoll um sie kümmerst. Aber du musst an dich denken! Was bringt es Euch beiden, wenn du nicht mehr kannst. Ich denke, so weit es möglich ist, musst du mit ihr sprechen. Sie kann ja auch nichts unmenschliches von dir abverlangen.

Alles Liebe
ammi
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  #10  
Alt 13.02.2011, 20:38
Aylene Aylene ist offline
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Hi,
Gott sei Dank ist der Zusammenhalt bei uns da. Meine Mutter ist vor 6 Jahren plötzlich gestorben und wir sind uns bis jetzt in allem immer einig gewesen. Tut mir leid, daß es bei Dir nicht so ist. Ich habe es bisher immer so gehalten, daß ich alles annehme wie es kommt, habe aber auch manchmal das Gefühl, daß es zuviel wird. Ich wünsche Dir viel Kraft für die kommende Zeit und mach Dir nicht so viele Gedanken, Du wirst schon die richtige Lösung finden, hast Du ja bisher auch getan. Es ist nicht wichtig zu Hause zu sein, sondern für denjenigen da zu sein und das gerne und mit voller Kraft.
LG
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  #11  
Alt 13.02.2011, 20:52
velinchen velinchen ist offline
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Standard AW: kann einfach nicht mehr

Hallo Matthias,
wir haben das auch gerade in der Familie durch.
Wir haben meine Schwägerin zu Hause gepflegt, Sie war keine Minute alleine, da sie schnell auf den Toilettenstuhl musste oder einfach mal aufstehen wollte obwohl es nicht möglich war, sehr durcheinander war.
Wir sind über die Entscheidung sehr glücklich das sie zu Hause einschlafen konnte.
Wir haben mehrere Schichten am Tag gehabt, diese wurden von der Familie,Freunden und Pflegedienst abgedeckt.
Ich weiß das wir auch über die Palliativstation hätten Hilfe holen können. Die hatten ein "Rundumangebot"- Versorgung des Patienten, Angehörigen, Haushalt,Einkauf....- hatte uns das KH angeboten.
Vielleicht kannst du auch in einer Diakonie/Gemeinde hilfe finden.
Wir haben ganz viel über die Gemeinde abdecken können.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Hilfe und weise Entscheidungen.
Ich wünsche dir Gottes Segen und denke im Gebet an Dich.

velinchen
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  #12  
Alt 13.02.2011, 21:43
Matthias31 Matthias31 ist offline
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Standard @ Ammy

Hi,

meine Mum hat einen ICD Schlüssel mit psychischen Diagnosen und Befunden, der zwei ganze Aktenordner umfässt.
Ich verstehe ihre psychischen Krankheiten, zumal Psychologie Teil meines Studiums war.
Ich glaube, es hat weniger mit etwas unmenschlichem abverlangen zu tun, statt mit diversen postrtraumatischen Erlebnissen. Oftmals sind solche Menschen nicht "Erwachsen" oder "verantwortungsvoll reif" geworden und in manchen Dingen auf einer frühkindlichen Ebene (Trotzverhalten, "Ich-will-aber") stehen geblieben.Ein Teil dieser menschlichen Entwicklungen o. Persönlichkeit ist nicht zu einem erwachsenem Verhalten (realistische Auseindersetzung mit der empirischen Wirklichkeit) durchgedrungen.
Wohingegen andere Persönlichkeitsanteile sehr wohl erwachsen und reif sind.
Hier gilt es zu akzentuieren. Nur dieser "Rollenwechsel" ist verdammt schwer.
Klare Grenzen zu setzen, die Tagesstruktur weitesgehend vorzubestimmen usw.Also was "früher" Deine Eltern für Dich übernahmen, übernimmst Du nun.
Von der Körperhygene, Ernährung, der medizinischen Versorgung, den häuslichen psychosozialen Komponenten usw.

Gruß

Matthias
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  #13  
Alt 13.02.2011, 22:12
irmchen irmchen ist offline
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Hey Matthias, bitte hole dir Hilfe. Bei uns kommt seit 4 Tagen ein palliativ Krankenpflegedienst, die nehmen einem auch die Schei.. mit den Krankenkassen ab. Mein Vater wird, ohne das ich hellseherische Fähigkeiten besitze, in den nächsten Tagen den Gang zur Toilette nicht mehr schaffen. Dann müssen diese Schwestern eben öfter kommen. Ich weiß das mein Vater das nicht will (Windeln ect) ICH WILL DAS ALLES NICHT! Aber danach fragt keiner. Und letztendlich: ich möchte meinem Vater den Wunsch erfüllen zu Hause zu bleiben..aber dann muss er bei gewissen Spielregeln mitspielen.
Schlafen tue ich kaum, ich kenne das. Man ist ausgelaugt, kaputt..und das Kopfkino geht spätestens nach 3 Stunden an. Gerade deswegen hole dir Hilfe. Die "Zombiefunktion"funktioniert nicht endlos, glaube mir.
Trotz allem eine geruhsame Nacht, lg Irmchen
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  #14  
Alt 14.02.2011, 00:37
Elisabethh.1900 Elisabethh.1900 ist offline
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Lieber Matthias!

Ich möchte zuerst meine Hochachtung vor dem, was Du gerade leistest ausdrücken. Allerdings denke auch ich, dass Du Dir Hilfe suchen musst,um nicht an der jetzigen Situation zu zerbrechen.

Du schreibst uns, dass Du studierter Theologe bist und leider zur Zeit arbeitslos. Dein Glaube hilft Dir Deine Mutti zu pflegen und zu betreuen. Trotzdem musst Du Dir Hilfe und Unterstützung suchen, damit Du nicht zerbrichst. In den vergangenen Jahren bist Du für viele Menschen eine Stütze und zuverlässiger Helfer gewesen.

In Deutschland gibt es seit ca. 2 Jahren ambulante Palliativ-und Hospizdienste. Diese haben sich auf die Betreuung von Menschen in der letzten Lebensphase spezialisiert, arbeiten auch mit Palliativmedizinern zusammen. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für die Betreuung der Patienten. Es gibt dort auch ehrenamtliche Helfer, welche die Angehörigen unterstützen und es ermöglichen, dass man z.B. einkaufen gehen kann oder ganz einfach nur mal raus. Um dort als ehrenamtlicher eingesetzt zu werden, benötigt man eine spezielle Fortbildung. Ich denke, man findet auch jemanden, der gut mit Deiner Mutti zurechtkommt, auch wenn sie eine psychische Erkrankung hat. Den meisten Leuten tut es gut,wenn sie andere Menschen kennenlernen und der Personenkreis, der sie betreut, sich erweitert.

Zitat:
wobei ich versuche soviel Calcium, Magnesium, Vitamine, Kohlenhydrate und Kalorien wie irgendwie möglich in sie reinzubekommen. Ebenso 2,5 l Wasser, wobei dann wieder die Nahrungsaufnahme darunter leidet.
Es gibt Situationen, so eine beschreibst Du gerade, wo man nicht mehr essen und trinken kann. Dann ist es einfacher, wenn jemand parenteral (also mit Hilfe von Infusionen) über den Port ernährt werden kann. Er bekommt dann eine bestimmte Menge Flüssigkeit und Kalorien. Dies nimmt erstmal den Druck, essen und trinken zu müssen. Bitte frage den behandelnden Onkologen Deiner Mutti danach!

Im Lungenkrebsforum schreiben viele liebe Menschen über ihre Therapie bzw. die Medikamente, welche sie erhalten haben. Sie sind gern bereit, Deine Fragen zu beantworten.

Über die Deutsche Krebshilfe kannst Du Broschüren mit nützlichen Informationen beziehen, u.a. einen Wegweiser zu Sozialleistungen, die URL der Webseite lautet:http://www.krebshilfe.de/blaue-ratgeber.html

Hier ist noch die URL der Webseite mit den Palliativ -und Hospizdiensten in Deutschland, sie lautet:http://www.wegweiser-hospiz-palliativmedizin.de, auf den Button Adressuchmaschine klicken.

Lieber Matthias, ich hoffe, dass ich Dir mit meinen Zeilen ein Stück weiterhelfen konnte. Ich möchte noch ein großes Kraftpaket auf die Reise schicken!

Tschüß!

Elisabethh.
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  #15  
Alt 14.02.2011, 01:36
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: kann einfach nicht mehr

Lieber Matthias,

von Beruf bin ich Altenpflegerin und kann daher gut einschätzen,
was Du da gerade leistest und durchmachst - Respekt dafür!
Aber noch mehr Respekt habe ich davor, dass Du Deine Grenzen erkannt hast und Dir eingestehen kannst,
dass es so nicht weitergehen kann. Viele Menschen erkennen in sich diese Grenzen nicht und pflegen ihre
Angehörigen aus falsch verstandener Liebe manchmal noch kränker und wir bekommen sie dann letztendlich
mit Kontrakturen und anderen irreversiblen Schädigungen in die Pflegeheime.

Bitte hole Dir Hilfe, Matthias. Dank des Internets kann man gut Anlaufstellen finden und Links dazu hast Du ja auch schon bekommen.

Weshalb ich Dir schreibe ist, dass ich weiß, dass es auch reine Betreuungsdienste gibt (ich arbeite derzeit für einen solchen).
Dort betreue ich derzeit nachmittags eine alte Dame, damit der Mann noch arbeiten gehen kann. Er könnte seine Zeit aber auch anders nutzen
und etwas für sich tun - und wenn es nur 2-3 Stunden schlafen wäre.
Das wäre vielleicht auch zu überlegen neben Hinzuziehung eines Pflegedienstes.

Und was mir auch wichtig ist: Du sollst wissen, dass Menschen au Pflegeheimen in der
gängigen Praxis NICHT in ein Hospiz verlegt werden.
Solltest Du alo irgendwann mit dem Gedanken spielen, Deine Mutter doch in ein Hospiz zu geben,
dann gib sie auf keinen Fall vorher in ein Pflegeheim.
Um einen Hospizplatz zu bekommen, muss der Arzt lediglich "Hospizbedürftigkeit" bescheinigen.

In einem anderen Thread habe ich schon mal auf die Vorzüge eines Hospizaufenthaltes für den
kranken Menschen, aber auch für seine Angehörigen hingewiesen
Übernehmen die Menschen dort die Pflege, so kann das Beisammensein zwischen Dir und Deiner
Mutter zB einen ganz anderen Schwerpunkt bekommen, der eben nicht belastet ist durch "Pflege" -
und trotzdem könntet ihr den ganzen Tag beisammen sein und Du Dich um sie kümmern.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft in dieser schweren Zeit -
pass auf Dich auf.

Angie
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!

Geändert von HeikesFreundin (14.02.2011 um 01:38 Uhr)
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