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  #1  
Alt 25.10.2012, 09:10
Steff1971 Steff1971 ist offline
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Frage Soll ich meine Mama nach hause holen?

Hallo ihr Lieben!Meine Mama(72) hat einen kleinzelliges Bronchialkarzinom mit Metas in den Knochen und der Leber.Es ist nicht heilbar.Vor 4 Wochen hat sie eine Chemo bekommen.Seitdem hatte sie gute und schlechte Tage.Immer wieder kommen Übelkeit und Erbrechen.Sie hat sehr wenig Appetit und der Geschmackssinn ist verändert,so daß sie sehr wenig isst und immer mehr abnimmt.Sie hat die Diagnose Anfang September bekommen und ist seitdem nicht mehr nach hause gekommen(KH,Palliativstation,Kurzzeitpflege,KH).Ic h gehe auf dem Zahnfleisch,weil einfach keine "Ruhe" reinkommt.Zu dem habe ich lange Anfahrtswege.Da sie alleine lebt kann sie nicht mehr zu sich nach hause zurück.Ich habe noch einen Bruder und eine Schwester.Zunächst wollte keiner Mama zu sich nach hause holen,da wir alle Kinder und kein zusätzl.Zimmer haben.Also haben wir angefangen nach Pflegeheimen zu suchen.Ich kann mich mit dem Gedanken nicht wirklich anfreunden und mir wird schlecht, wenn ich mir meine schwerkranke Mutter zwischen dementen und verwirrten alten Leuten sitzen sehe.So habe ich immer wieder darüber nachgedacht,ob sie nicht doch zu mir nach hause kommt.Es müßte ein Pflegebett ins Wohnzimmer und im EG ist nur ein Gäste WC.Wir müßten uns alle umstellen.Wenn sich ihr Zustand verschlimmert würde ich sie ins Hospiz bringen.Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht,besonders wegen der Kinder?
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  #2  
Alt 25.10.2012, 09:32
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Soll ich meine Mama nach hause holen?

Liebe Steff1971,

ich kann sehr gut verstehen, dass du deine Mutter nicht so gern in ein Pflegeheim einziehen lassen willst. Hast du bereits offen mit deiner Mutter gesprochen, wie es weiter gehen soll?

Ich habe den Eindruck, dass du im Innersten schon bereit wärst, deine Mama zu euch zu holen und für sie da zu sein. Hast du das mit deinem Partner und Kind/ern schon besprochen? Ihr müsst euch bewusst machen, dass dies bedeutet, dass die Famile schon zurückstecken muss. Auf der anderen Seite ist es auch eine Bereicherung, für einen schwerkranken Elternteil da sein zu können und ihn oder sie zu begleiten. So schwer und traurig es sein kann, es gibt auch so viele wunderbare Momente der Nähe, der Intensität und der Innigkeit. Auch für Kinder kann das eine Bereicherung sein (ich weiß ja nicht, wie jung dein/e Kinder/er sind). Ich habe meinen Vater bis zum Schluss begleiten dürfen und ich bin sehr dankbar, dass ich dies durfte und konnte. Der größte Wunsch meines Vaters war, daheim sterben zu dürfen und wir sind wirklich froh, dass wir ihm diesen Wunsch erfüllen konnten.

Und die Kinder, nun, sie gehen anders mit Krankheit und deren Konsequenzen um. Sie leben einfach in der Gegenwart und das ist auch gut so. Sie haben eine ganz andere und sehr viel natürlichere Herangehensweise. Meine Tochter (jetzt 14), die ein sehr inniges Verhältnis zu meinem Papa hatte, konnte zum Schluss am besten loslassen. Sie meinte sogar, sie sei froh, dass der Opa nun gestorben sei, denn sie müsse sich nie wieder solche Sorgen um ihn machen und sie sei froh zu wissen, dass er niemals mehr solche Schmerzen erleiden muss. Und sie hat kein seelisches Trauma davon bekommen, obwohl auch sie fast bis zum Schluss dabei war. Das war ihr eigener Wunsch und ich denke, das war okay. Vielleicht nehmen Kinder und Jugendliche den Tod auch nicht so schwer, weil ihnen die eigene Vergänglichkeit noch nicht so bewusst ist. Und wenn eine Oma bzw. ein Opa gehen muss, dann empfinden sie das zwar als sehr, sehr traurig, doch es gehört zum Leben und zum natürlichen Kreislauf dazu.

Du wirst die richtige Entscheidung für euch treffen, dessen bin ich sicher! Alles Liebe
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #3  
Alt 25.10.2012, 09:52
Steff1971 Steff1971 ist offline
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Standard AW: Soll ich meine Mama nach hause holen?

Liebe Mirilena!Danke für deine Antwort.Sie hat mir schon etwas geholfen!Ich habe noch nicht mit meinem Mann und den Kindern gesprochen,ich möchte erstmal für mich sicher sein und ev.die Erfahrungen von anderen hören.Meine Tochter ist 11 und mein Sohn ist 8 Jahre alt.Was mache ich,wenn es ihr plötzlich schlecht geht?Ruf ich dann den Notarzt?Ich hab schon Angst,daß ich mich damit übernehme,oder die Entscheidung bereue.Kann ich sie auch mal kurz alleine lassen,zum Einkaufen oder Kinder rumfahren?
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  #4  
Alt 25.10.2012, 10:47
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Soll ich meine Mama nach hause holen?

Liebe Steff,

ich kann deine Ängst durchaus nachvollziehen. Da du schreibst, dass die Krankheit deiner Mama nicht heilbar ist, gehe ich davon aus, dass sie palliativ behandelt wird. Wenn dem so ist, dann wende dich gern an die Palliativstation des KH, in dem deine Mutter derzeit liegt. Dort wird man die garantiert weiterhelfen können. Für unheilbar kranke Menschen gibt es eine sogenannte SAPV = spezielle ambulante Palliativversorgung. Diese wird von den gesetzlichen Krankenkassen getragen (sie haben sich dazu verpflichtet). Die SAPV beinhaltet, dass deine Mutter auch daheim von Fachkräften versorgt wird und du als Angehörige jederzeit einen Palliativarzt anrufen kannst. Das allein ist schon eine sehr große Hilfe und nimmt viel von der Angst und auch der Verantwortung. Bei uns war es so, dass die Palliativschwester jeden Tag kam und uns bei der medizinischen Versorgung geholfen hat. Wenn etwas Unvorhergesehens eintrat, haben wir umgehend beim Palliativnetzwerk angerufen und entweder mit einem Arzt sprechen können oder jemand ist zu uns bzw. meinem Vater gekommen.
Entweder kann dir die Palliativstation des KH da Infos geben oder aber du müsstest mal schauen, ob in eurer Gegend ebenfalls solch ein Palliativnetzwerk greift. Die koordinieren dann nämlich auch die Personen. Außerdem kann man die Hilfe der ehrenamtlichen Hospizhelfer in Anspruch nehmern. Auch sie unterstützen pflegende Angehörige, damit man etwas einkaufen kann, selbst einen Arzttermin wahrnehmen oder einfach mal zwei Stunden am Stück schlafen kann. Es gibt also durchaus Möglichkeiten der Unterstützung und du brauchst dich auch nicht scheuen, diese anzunehmen. Vor allem sind die Menschen, die im Bereich Palliative Care arbeiten, unglaublich warmherzig und sowohl für den Kranken als auch die Angehörigen da. Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiter helfen!

Liebe Grüße
Miriam
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  #5  
Alt 25.10.2012, 13:26
Julia2000 Julia2000 ist offline
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Registriert seit: 24.10.2012
Beiträge: 19
Standard AW: Soll ich meine Mama nach hause holen?

Liebe Steff 1971,
Ich habe meinen Vater (Magenkrebs) zu Hause gepflegt, allerdings hatte ich medizinische Kenntnisse.
Wenn du einen Palliativarzt an deiner Seite hättest, wäre das ein Weg.
Ich wollte nie ( und auch er nicht) , dass er in einem Heim oder Krankenhaus stirbt. Wir konnten immer da sein, Hand halten, aneinander liegen, Wärme geben, seine Musik hören mit ihm, auch als wir nicht mehr wussten, ob er sie noch hören kann.
ich habe es nie bereut und war zufrieden, alles für ih getan zu haben, so wie er immer für uns da war.

Liebe Grüsse
Julia2000
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  #6  
Alt 29.10.2012, 18:17
Simone1979 Simone1979 ist offline
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Beiträge: 9
Standard AW: Soll ich meine Mama nach hause holen?

Hallo!

Wir hatten unseren Vater auch bis zu letzt zu hause im Wohnzimmer und auch nur ein Gaeste WC unten....es ging alles gut . Wohnzimmer ist super, weil unsere Liebsten dann total in die Familie integriert sind. Und man sich sowieso oft dort auffhaelt. Kinder muessten aber lernen, ab und zu wirklich leise zu sein, besonders wenn das Ende naht.
Du kannst auch einen onkologischen Pflegedienst bestellen, bei denen lernt man auch sehr viel z.B. Spritzen setze, Lagerung (bei Bettlaegerigkeit) u.s.w.

Wichtig...versuch frueh genug eine Pflegestufe zu beantragen, hol dir einen Palliativarzt zur Seite, der rund um die Uhr erreichbar ist.
Lass Dir frueh genug zeigen, wie man Morphin und Beruhigungsmittel sprizt, das ist alles ganz leicht zu lernen....allerdings sind das die praktischen Dinge...stell dich auf schlaflose Naechte ein und die psychische Komponente ist auch nicht ohne, glaub mir, alleine lassen geht in der Endphase schlecht...aber da gibt es auch Hilfe vom Palliativnetz, wenn man mal kurz weg muss.
Ganz zu letzt( die letzten 2 Wochen) war immer jemand zu hause.
Ich bin so gluecklich darueber, dass wir Papa zu Hause haben konnten und wir ihn bis zu seinen letzten Atemzuegen begleiten durften.

Viel Kraft wuensche ich Euch
Simone
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Stichworte
mutter, trotz kinder, zu mir


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