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  #1  
Alt 18.11.2012, 23:52
G.Sundheit G.Sundheit ist offline
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Standard Wer hat Erfahrungen mit Psychotherapie?(Vegetatives Nervensystem i.d. Griff bekommen)

Hallo ihr Lieben,

pünktlich 4 Wochen nach der Reha, die Einarbeitung war anvisiert, begann mein vegetatives Nervensystem verrückt zu spielen - hoher Puls, hoher Blutdruck, Rhytmusstörungen, "Schmerzen" und Verspannungen im Bereich des Rückens und des Oberbauches, erst links, dann rechts, dann auf beiden Seiten.....Atemnot....

Nach nunmehr DauerEKG, Dopplersono, 24-h-Blutdruckmessung, Belastungsergometrie, Ultraschall, Thorax-Rö......usw, ist gsd klar, daß da NICHTS ist und nur meine Psyche mir heftigst dazwischenfunkt.
Leider nimmt es nicht die Angst, zu wissen, daß es "nur" der Kopf ist...

Mein Hausarzt zuckt die Schultern, ich nehme jetzt blutdrucksenkende Medikamente, atemwegserweiterndes Spray und Betablocker. Seit ca. 2 Wochen bin ich "dank" einer Handvoll Tabletten am Morgen wieder zu halbwegs normaler Leistung (Kinder, Haushalt, Hund, Sport) in der Lage.....und gleichzeitig ziehe ich mich immer mehr zurück und bezweifle, daß ich so in meinen Beruf zurückkehren kann.

Meine Kardiologin (sie findet sich NICHT zufällig in der Focus-Ärzte-Liste) sagte mir nun, ich kann aus diesem Karussell aussteigen in dem ich eine Psychotherapie beginne. Mein Körper zeigt mir durch diese Störungen meine Ängste, er zeigt mir damit wie sinnlos es ist die große Angst vor den Metastasen herunterzubeißen, ach, ihr wißt ja alle selbst wie diese Gedanken einen in die knie zwingen können obwohl man das nie wollte und sich früher nie vorstellen konnte .....

Hat jemand damit Erfahrungen?
Kann mir die Bearbeitung der Krebserkrankung als Thema beim Psychologen wirklich einen rhytmischen Herzschlag, einen normofrequenten Puls und einen annehmbaren Blutdruck zurück bringen?

Hilft euch Psychotherapie und auf was muß ich achten, wenn ich einen Psychologen suche?

Habe hier im Forum herumgesucht aber es steht irgendwie sehr wenig über Psychotherapien, gleich welcher Art, geschrieben.

Danke für euere Erfahrungen,
Gesine
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  #2  
Alt 19.11.2012, 00:02
Nov06 Nov06 ist offline
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Standard AW: Wer hat Erfahrungen mit Psychotherapie?(Vegetatives Nervensystem i.d. Griff bekom

Hallo Gesine,

ach wie kommt mir das bekannt vor!
Nach Ende der Therapien, kurz vor Rückkehr in den Job hab ich auch sowas von Panikattacken und Depressionen bekommen....furchtbar.
Nun das ging 3 Jahre lang! Ich gehe aber davon aus, dass die AHT daran mit Schuld war. Ich habe eine Psychotherapie gemacht, sie hat mir schon geholfen, aber die größte Hilfe war die vergangene Zeit, sobald ich die ersten 2-3 Jahre nach Diagnose geschafft hatte, wurde es besser. Jetzt sind fast 6 Jahre seit Diagnose um, und ich fühle mich wieder ganz okay.
Betablocker sind hilfreich - beruhigen,
l.G.
Kirsten
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  #3  
Alt 19.11.2012, 09:09
I.J. I.J. ist offline
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Standard AW: Wer hat Erfahrungen mit Psychotherapie?(Vegetatives Nervensystem i.d. Griff bekom

Hallo Ihr Lieben,

ich stehe vor derselben Problematik. habe mich auch entschieden professionelle Hilfe in form von Psychotherapie in Anspruch zu nehmen ... ABER ...es ist gar nicht so einfach, den richtigen Therapeuten bzw. Therapieansatz zu finden. Und die Suche danach erschöpft mich mehr, als dass ich bisher irgendeinen Nutzen daraus bekommen hätte.

Verhaltenstherapie ... Therapeutin stocherte in der Kindheit herum und arbeite Dinge und Glaubenssätze heraus, die mich angeblich am Leben hindern. ... Alles gut und schön, aber mit der Krebserkrankung war sie überfordert und bei der Bewältigung der Erkrankung, dem Alleinegelassenwerden durch Freunde, den Erfahrungen bei Ärzten usw. ...dem Fatiguesyndrom und den Folgen und Trauerarbeit konnte sie mir auch nicht helfen. Insgesamt war ich nach der Therapie erheblich schlechter aufgestellt als vor her .

Bin weiter auf der Suche nach der für mich "richtigen" Therapie. Leider sind die Wartezeiten ja auch sehr lang ... bis zu 1 jahr bei manchen Therapeuten.
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  #4  
Alt 19.11.2012, 09:20
joanajo joanajo ist offline
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Standard AW: Wer hat Erfahrungen mit Psychotherapie?(Vegetatives Nervensystem i.d. Griff bekom

Hallo,
ich weiß ja nicht, wo du wohnst.
Ich arbeite in einer Klinik, welche psychoonkologische Betreuung anbietet.
Es gibt diese in Form von Gruppenangeboten, Einzelgesprächen und auch psychiatrischen Arztkontakten.
Das wird von den Patienten sehr gern genutzt und ich hab auch das Gefühl, es hilft ihnen.
Es sind aber speziell auf diesem Gebiet geschulte Psychiater und Psychologen.

Es gibt für die onkologischen Patienten relativ schnell einen Einzelgesprächstermin (spätestens in 2 Wochen), an den Gruppen kann man sofort teilnehmen. In diesen geht es übrigens hauptsächlich um Ressourcen, nicht um einen Austausch bezüglich der Erkrankung.

Viele Grüße
joanajo
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  #5  
Alt 19.11.2012, 19:24
Benutzerbild von bifi65
bifi65 bifi65 ist offline
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Standard AW: Wer hat Erfahrungen mit Psychotherapie?(Vegetatives Nervensystem i.d. Griff bekom

Huhu Gesine,

ach Mann, das ist ja echt blöde... So richtig kann ich dir da nicht weiterhelfen, wollte aber erzählen, dass eine Kollegin von mir nach einem schweren Schicksalsschlag ähnliche Symptome zeigte und durch entsprechende Psychotherapie inclusive Medikamente wieder "in die Spur" gekommen ist. Es geht also und ich drücke dir fest die Daumen, dass du Hilfe findest (sind da nicht auch die Psychoonkos vom BZ für zuständig von wegen schnellem Termin oder so???)

Ganz liebe Grüße von Birgit
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  #6  
Alt 19.11.2012, 22:05
G.Sundheit G.Sundheit ist offline
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Standard AW: Wer hat Erfahrungen mit Psychotherapie?(Vegetatives Nervensystem i.d. Griff bekom

Danke ihr lieben, ich habe mich heute entschlossen, wirklich die Psychologin die am BZ angeschlossen ist zu kontaktieren und sie zumindest zu fragen, ob sie Erfahrungen mit meinen "Symptomen" hat.

Danke Birgit, für den Tipp, ich hatte sie nicht auf dem Schirm weil ich ja weit weg von Zuhause im BZ war, das BZ in das ich gehört hätte (meine ehem. Klinik) habe ich ja gewechselt und so hätte ich einen lagen Weg....den würde ich aber schon in Kauf nehmen weil mich das ganze ziemlich "drückt", auf keinen Fall kann ich so arbeiten gehen.

Außerdem kommt zu der *normalen* Angst noch die Angst, daß die Symptome nochmal Junge kriegen und sich vermehren....auf der Skala nach oben ist ja noch Platz

Vielleicht mag mir noch jemand über den Erfolg (oder auch Mißerfolg) einer Psychotherapie berichten, gern auch per pn.

Gesine
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  #7  
Alt 19.11.2012, 23:34
Roesi01 Roesi01 ist offline
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Standard AW: Wer hat Erfahrungen mit Psychotherapie?(Vegetatives Nervensystem i.d. Griff bekom

Hallo zusammen,

ich bin auch so ein Fall. 5 Jahre nach der Diagnose drehe ich durch!!! Herzrasen, Luftnot, Panik,Schwindel....meistens nachts. Ich hab jetzt eine Therapie begonnen. Und es tut mir gut. Sicherlich nehme ich auch Medikamente die mir helfen wenn es ganz schlimm wird.Leider hab ich während der Reha damals keine Hilfe in Anspruch genommen. Aber vllt. war ich noch nicht soweit. ?Oft denke ich , ich könnte doch glücklich sein das bis jetzt nichts wieder aufgetreten ist.....

Das Unterbewusstsein kann man wohl nicht ausschalten. Leider!

LG Roesi
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  #8  
Alt 20.11.2012, 09:31
Ingrid Ingrid ist offline
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Standard AW: Wer hat Erfahrungen mit Psychotherapie?(Vegetatives Nervensystem i.d. Griff bekom

Ich habe mit einer älteren und erfahrenen Psychologin gesprochen. Sie sagt, dass sie grundsätzlich ihre Patienten am Anfang fragt, ob die Therapie "stützend" oder "tiefergehend" sein soll. Meint, ob man Hilfe möchte, um mit konkreten Problemen klar zu kommen oder eine tiefgehende Analyse, um allem "auf den Grund" zu gehen.
Krebspatienten behandelt sie grundsätzlich NICHT "tiefergehend", das ist ihrer Meinung nach nicht sinnvoll. Wobei sie zugibt, das auch erst im Laufe ihres Berufslebens "gelernt" zu haben. Insbesondere junge Kollegen haben ihrer Meinung nach zu stark nur eine Behandlungsmethode im Kopf, die dann auf alles angewendet wird.

Ihr Rat ist, am Anfang zu fragen, ob/wieviel Erfahrung mit Krebspatienten vorliegen und wie behandelt werden soll.
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  #9  
Alt 20.11.2012, 10:13
I.J. I.J. ist offline
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Standard AW: Wer hat Erfahrungen mit Psychotherapie?(Vegetatives Nervensystem i.d. Griff bekom

Hallo Ingrid,
vielen Dank für Deinen Beitrag!
Ein sehr wichtiger Hinweis.

LG,
I.J.
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  #10  
Alt 20.11.2012, 20:35
Tati P. Tati P. ist offline
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Standard AW: Wer hat Erfahrungen mit Psychotherapie?(Vegetatives Nervensystem i.d. Griff bekom

Hallo Gesine,

ich mache auch eine Therapie, bei der Psychologin bei uns im Krankenhaus, die ich auch schon von den Aufenthalten dort kenne und ich kann nur sagen, dass sie mir sehr hilft.

Manchmal ist es verdammt schmerzhaft und aufwühlend, aber letztlich auch hilfreich.
Mir war wichtig, dass ich nicht nur rede und sie zuhört, sondern dass ich auch Tipps an die Hand bekomme, die sich in der Praxis, im Alltag anwenden lassen.
Und das tut sie.
Durch sie weiß ich mit meinen Panikattacken, die mich manchmal überkommen und mir den Atem rauben besser umzugehen und bei den depressiven Schüben nicht den Boden zu verlieren. Durch sie ist nicht gleich alles bella, aber doch besser als vorher.

Ich gehe alle 2 Wochen zu ihr, wenn es ganz akut ist kann ich auch eher kommen.
Wir haben von der Kasse 25 Stunden genehmigt bekommen, das ist fast ein Jahr, wenn es beim 2 wöchigen Treffen bleibt.
Vorher war ich schon mehrfach da, das hat sie als Beratungsgespräche laufen lassen.

Wichtig ist, dass die Chemie stimmt. Wenn Dir ihre/seine Nase nicht passt, such Dir jemand anderen.
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  #11  
Alt 21.11.2012, 09:03
I.J. I.J. ist offline
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Standard AW: Wer hat Erfahrungen mit Psychotherapie?(Vegetatives Nervensystem i.d. Griff bekom

Hallo,

ich habe mal eine praktische Frage bezüglich Psychotherapie. Vielleicht kann da jemand einen Rat geben.

Ich habe eine Überweisung zur Psychotherappie bekommen. Habe eine Stunde bei einer Therapeutin gehabt und gemerkt, dass dies nicht nicht die richtige Therapie für mich ist. .... Was nun? Es stehen einem ja 5 Stunden zum "Beschnuppern" zu. Muß ich mir nun eine neue Überweisung vom Arzt für eine neue Therapeutin holen? Und habe ich da wieder 5 Schnupperstunden, oder wird die erste angerechnet?

LG,
I.J.
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  #12  
Alt 21.11.2012, 09:42
angie fuerst angie fuerst ist offline
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Standard AW: Wer hat Erfahrungen mit Psychotherapie?(Vegetatives Nervensystem i.d. Griff bekom

Hallo ihr Lieben,
zu erst einmal möchte ich euch allen danken, dass dieses Thema überhaupt öffentlich angesprochen und diskutiert wird (Gesine, das war mutig!) und alle Schreiberinnen offen über ihre Erfahrungen berichten, denn Psychotherapie und Depressionen in Zusammenhang mit Krebs ist ja nun leider immer noch ein bisschen ein Tabu-Thema.
Ich selbst erkrankte vor sieben Jahren an BK und fand damals leider noch nicht dieses Forum. Aber ich machte mich gleich nach der Entlassung aus dem Brustzentrum auf die Suche nach einer Psychoonkologin und kann nur sagen, ich bereue keine einzige Therapiestunde. Es hat mir so gut getan über meine Ängste, meine Trauer über den Verlust der Unversehrtheit meines Körpers, meine Durchschlafschwierigkeiten, meine verminderte Leistungs- und daraus folgende verminderte Erwerbsfähigkeit, meine unendlichen Erschöpfung und die bei mir massiven Nebenwirkungen von Tamoxifen und Zoladex zu sprechen.
Und ich möchte Ingrids Aussage nochmals hervorheben, dass es für uns Tumorpatientinnen wirklich ein guter Weg ist, wenn die Therapie unterstützend, d.h. resourcenorientiert läuft. Davon habe ich sehr, sehr viel mitgenommen und komme mit meinen depressiven Schüben, die sich nach meiner zweiten Tumorerkrankung leider einstellten, viel besser zurecht. Und ich möchte alle dazu ermutigen, falls wirklich Depressionen vorliegen sollten, sie bei einem Facharzt mit Psychopharmaka behandeln zu lassen, denn Depressionen können tödlich sein. Ich musste leider miterleben, dass in meinem beruflichen Umfeld zwei liebe Menschen, die an Depressionen erkrankt waren und sich nicht fachärztlich behandeln ließen, Suizid begangen haben. Aus diesem Grund finde ich es ungemein wichtig, dass dieser Thread eröffnet wurde, denn Depressionen darf man /frau nicht "auf die leichte Schulter nehmen". Und da wir zwar alle Tumorpatientinnen sind, aber jede von uns individuell mit ihrer Erkrankung umgeht, stellt es meines Erachtens kein Problem für uns dar, dass die eine oder andere eben psychoonkologische Betreuung für sich in Anspruch nimmt. Im Gegenteil, ich merke, dass ich durch meine langjährige Therapie jetzt sehr gut mit meiner jetzigen Lebenssituation umgehen kann. Danke nochmals dafür, liebe Gesine, dass du uns diese Diskussion in deinem Thread ermöglichst.
Und was meine Vorschreiberin I.J. betrifft, so ist es jederzeit möglich, nicht alle fünf "Schnupperstunden" wahrzunehmen und zu einer anderen Therapeutin zu wechseln. Entweder besprichst du das mit der Psychotherapeutin, bei der du die Therapie begonnen hast (das geht auch telefonisch) oder mit deiner Krankenkasse.
Liebe Grüße an alle
Angie

Geändert von angie fuerst (21.11.2012 um 09:47 Uhr) Grund: Ergänzung
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  #13  
Alt 21.11.2012, 17:47
G.Sundheit G.Sundheit ist offline
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Standard AW: Wer hat Erfahrungen mit Psychotherapie?(Vegetatives Nervensystem i.d. Griff bekom

Danke Angie, daß du das auch so auf den Punkt bringst, für mich ist eine Psychotherapie auf keinen Fall ein Tabu-Thema sondern eben genau das, was sie ist: eine Therapie.
Die nimmt man in Anspruch wenn sie Besserung/Heilung verspricht.

Dazu kommt, daß ich mit der Unterstützung und Hilfe einer Psychotherapeutin in der Reha sehr gute Erfahrungen gemacht haben, daß es mir sehr geholfen hat und ich ungläubig war, wie gut etwas in so wenigen Stunden in den 3 Wochen Reha "anschlagen" kann.
Leider konnte ich diesen Erfolg wohl nicht hinüberretten und habe mich wieder voll ins Verdrängen und wegbeißen von Gefühlen gestürzt - mit den bekannten Folgen....

Ich will aber alle Zeit, jede Zeit, egal wie lange, die noch kommt genießen können, ich will arbeiten können, mit meiner Familie Alltag leben können und meine Freunde treffen können und mich auf all das auch freuen können - schön langsam geht mir auf, daß mir die Freude darauf schon eine Weile abhanden gekommen ist.
Freundinnen anrufen wurde zur Arbeit die auf einem Zettel abgehakt werden mußte, Unternehmungen mit den Kindern durften auch gern mal ohne mich stattfinden, es "reichte" ja, wenn mein Mann mit war....sms blieben unbeanwortet, Einladungen zum Kaffee oder Abendessen bei Freunden oder Kollegen wurden vorher mit nur ein paar Worten abgesagt und ich wußte oft selbst nicht, warum.

Oh nein, ich bin nicht depressiv! Warum sollte ich Angst haben, die hat doch schließlich jede in meiner Situation, also habe ich auch nicht mehr und nicht weniger Angst als alle Frauen mit BK mit einer schlechten Prognose!
Es kann doch nicht sein, daß ich erst lernen muß mich wieder als gesund und weiterhin in aller Form auch mit den Nebenwirkungen und Einschränkungen als lebensfähig zu betrachten! Es ist doch wieder alles, alles in Ordnung!
Diese Gedanken drehen sich bei mir im Kreis, eigentlich schon seit Ende der Chemo, seit der OP, seit Ende der Bestrahlung. Warum nur verfehlen sie ihre Wirkung so total?

Manchmal habe ich wieder und wieder die posts und pn von meiner lieben Sunschine und von meinem Diagnosezwilling Birgit und von den vielen anderen starken Frauen hier gelesen - einfach losackern, alles hinter sich lassen, Sport treiben, sich des Lebens freuen! Traumhaft!
Ich habe mich wiedererkannt, genauso kann ich das doch auch machen, kein Problem!

Das es ganz genau gar nichts hilft zu wissen, daß es eben "der Kopf" ist, habe ich nun körperlich zu spüren bekommen - ich brauche einen Betablocker der meine Herzfrequenz wieder normalisiert ohne daß ich irgendeine Erkrankung habe die den Puls beschleunigt. Was denkt sich diese verdammte Psyche überhaupt dabei, so in meinen Körper einzugreifen??!?!

Gesine
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  #14  
Alt 21.11.2012, 19:18
angie fuerst angie fuerst ist offline
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Standard AW: Wer hat Erfahrungen mit Psychotherapie?(Vegetatives Nervensystem i.d. Griff bekom

Liebe Gesine,
ja, du hast Recht, wenn du schreibst, dass es verschiedene Wege gibt unsere Tumorerkrankungen „aufzuarbeiten“. Bei einigen klappt es durch viel Sport wieder ins Gleichgewicht zu kommen, denn dadurch werden ja auch die notwendigen Glückshormone ausgeschüttet. Ich habe das auch versucht, aber das Wiederfinden und Aufrechterhalten des ganz „normalen“ Lebens (Familie, Beruf, Haushalt, usw.) nach der BK Erkrankung haben so viel Kraft von mir gefordert, dass für den Sport keine Energie mehr übrig blieb. Ich denke, dass ich mich damals gerade in meinem Beruf gnadenlos überfordert habe in der Bemühung an die „alte Normalität“ und Leistungsfähigkeit wieder anzuknüpfen. Nach außen hin sah ich nach einer gewissen Zeit überhaupt nicht mehr „krank“ aus und so wurde von mir, trotz des auf fünf Jahre zugeschriebenen Schwerbehindertengrades, doch ziemlich schnell wieder erwartet, dass ich überall meine „Frau“ stehe. Die Angst kam zu diesem Zeitpunkt nachts in Form von Durchschlafschwierigkeiten. Und sie kam dann noch massiver nach der zweiten Tumorerkrankung.
Heute bin ich froh, dass ich mithilfe der psychoonkologischen Betreuung gelernt habe, weniger von mir einzufordern, zu akzeptieren, dass vieles eben nur noch in meinem ganz persönlichen Rhythmus geht. Vielleicht hätte ich keine Depressionen bekommen, wenn ich mehr auf die Signale meines Körpers geachtet hätte.
Und das tust du, liebe Gesine und deswegen sage ich, Hut ab! Ich wünsche dir, dass du die guten Erfahrungen, die du in, wie du schreibst, nur wenigen psychoonkologischen Sitzungen in deiner AHB machen konntest, mit deiner neuen Therapeutin wiederholen kannst. Dein Motto ist kurz und bündig formuliert, trifft aber genau ins "Schwarze": Einfach leben!
Alles Liebe wünscht dir
Angie
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