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  #16  
Alt 27.01.2002, 09:32
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Liebe Inge,
danke für die schnelle und liebe Antwort. Es tut gut, wenn frau weiß, daß es noch Menschen gibt, die einen verstehen. Ich habe manchmal das Gefühl, dass in unserer leistungsbezogenen Welt auch meine unmittelbaren Mitmenschen und selbst "Freunde" von argem Mißtrauen (=Neid) geprägt sind, wenn jemand "krank feiert". Wobei ich selbst dies keineswegs als "feiern" betrachten kann. Allerdings als Chance, mir auch über Machtstrukturen von Arbeitgebern Gedanken zu machen und mich zu fragen, ob ICH das denn noch will. Mich trifft es sehr, wenn nachbarn und "Freunde" immer als erstes fragen: "Bist du denn noch krankgeschrieben?" Dies scheint die zentrale und alles interessierende Frage zu sein...In solchen Situationen erkennt man wirklich seine Handvoll wirklicher Freunde!
Ich denke wirklich, daß das nur verstehen kann, wer schon in einer solchen Situation war. Ein dickes Fell? Tja, das brauche ich schon bei den Aggressionen und Eskapaden des Kranken, aber auch noch in einem 8STunden-Tag? Kann ich nicht schaffen. - Mir macht überdies eine ungeahnte Schlaflosigkeit zu schaffen - aber auch das nimmt ja niemand wirklich ernst! Die Ärzte verschreiben letztlich auch nur Schlafmittel. von denen ist man dann den ganzen Tag eingelullt, und man muß so schon genug erledigen.
Ich finde es auch schrecklich anstrengend, alle 8-14 Tage wieder zu meinem Arzt zu tapsen und ihm zu sagen, daß es "immer noch nicht geht". Manchmal habe ich Angst, daß er mir auch eine Standpauke hält und sagt, ich müsse mich jetzt allmählich mal zusammenreißen. Ja, das ist es: der Anspruch meiner Außenwelt, ich müsse mich "nur" etwas mehr zusammenreißen!
Mit traurigen Grüßen
Paula
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  #17  
Alt 29.01.2002, 16:47
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an alle, die "nicht mehr können":
hallo,
ich mußte/durfte auch meine Mutter bei ihrer Krebskrankheit begleiten. Unterstützung hatte ich nur von meiner Oma, die aber auch nicht mehr so konnte wie sie wollte.
Ich hatte einen 24-Stunden-Tag. Arbeit, meine Mutter pflegen, meine Oma betreuen, meinen Mann....ich hatte das Gefühl, ich müsse mich zerreissen. Ich war damals gerade in der Ausbildung, und als ich schon wieder krank war oder den x-ten Urlaubstag wollte für meine Mutter, auch für mich, weil ich einfach nicht mehr konnte, durfte ich mir in der Arbeit von meiner Ausbilderin anhören: "meine Mutter hatte auch Krebs. Da tut es ja nur gut, zu arbeiten und mal abzuschalten." Ich habe gedacht, ich höre nicht richtig!!!! Wie um alles in der Welt soll man denn abschalten, wenn die eigene Mutter im Bett dahinvegitiert??? Das Ende vom Lied war, dass ich meine Ausbildung abbrechen mußte, um meine Mutter pflegen zu können und mich nicht selber kaputt zu machen. Denn ich konnte damals ja nicht ahnen, dass 2 Monate später meine Mutter starb.
Danach konnte und wollte ich nicht arbeiten. Das Arbeitsamt hatte dafür natürlich kein Verständnis. Mein Arzt hat mich krank geschrieben, und Gott sei Dank hatte ich einen lieben Mann, der das verstand und mich unterstützte, weil ich nicht arbeiten ging.
Nach dem tod meiner mutter war ich so daneben und ausgelaugt, ich dachte, ich würde ein Jahr durchschlafen.....
Nach 4 Monaten war ich so weit dass ich wieder ins Berufsleben zurückgehen konnte.
Ich verstehe jeden, der sich in so einer Situation krankschreiben läßt, und die Arbeitgeber, die das nicht verstehen wollen, die müssten das erst mal mitmachen, um dann zu urteilen, ob man noch leistungsfähig ist oder nicht!!!!
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  #18  
Alt 29.01.2002, 18:56
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Liebe Sabine,
Du sprichst mir aus der Seele. Was Du da schreibst vom SCHLAFEN! Ich kann seit langem nicht mehr durchschlafen, und inzwischen ist es so, daß ich mich tagsüber wenigstens mal ein wenig hinlegen muss und dann sofort einschlafe. Auch ich fühle mich - mehr von der psychischen Anspannung her - völlig ausgelaugt...Ja, ein Jahr durchschlafen...das wäre derzeit der Traum meines Lebens!
Ich frage mich, wie es kommt, daß man/frau durch die Betreuung so ausgelaugt und angespannt ist. Manchmal habe ich den Eindruck, ich kann einfach das Leid nicht ansehen; ein andermal habe ich das Gefühl, der Kranke steckt mich regelrecht an mit seiner Hilflosigkeit und Ohnmacht. Es ist für mcih so schwer, dabei zu sein und doch bei mir zu bleiben.
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  #19  
Alt 29.01.2002, 20:17
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hallo Paula,
ich denke, dieses Ausgelaugtsein kommt davon, dass man eigentlich nur noch funktioniert, ich kam mir vor wie ne ferngesteuerte marionette, die alles tut. Und das strengt sehr an. Wer hat bei Dir die Krankheit? Wie kümmerst Du Dich? Sind noch andere da, die Dir helfen?
Grüße
Sabine
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  #20  
Alt 31.01.2002, 16:48
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Hallo Paula,
(ich bin eine andere "Sabine", also "Sabine II")
Was Du so schreibst, kann ich so sehr verstehen. Ich habe mich auch oft krankschreiben lassen, hatte dabei ein schlechtes Gewissen, weil, wie Du auch sagst, man hat ja äußerlich nichts, wie andere meinen...
Ich finde es sehr traurig, dass in der Gesellschaft psychische Extrembelastungen wie Trauer nicht für voll genommen werden, sondern immer nur gesagt wird, das ist normal, das geht wieder vorbei und so weiter. Die üblichen Floskeln eben...
Mit Deinem Arbeitgeber ist das ja der Hammer schlechthin ! Der verdient, dass Du noch länger ausfällst, ganz hart ausgedrückt. Ist natürlich auch keine Lösung auf Dauer.
Ich kann nur mehr als froh sein, einen super verständnisvollen Arbeitgeber zu haben. Obwohl ich noch kein halbes Jahr dabei war, habe ich einen 2-monatigen Sonderurlaub für September und Oktober genehmigt bekommen, in der Zeit habe ich dann meine Mutter gepflegt, ab November habe ich dann meinen Vollzeit- auf Teilzeit-Job geändert, da ich dachte, so kann ich beides gut vereinbaren. Aber leider ist meine über alles geliebte Mama am 21. November eingeschlafen, es ging alles so unglaublich schnell bergab.

Seitdem leide ich auch extrem unter Schlaflosigkeit. Wie gesagt, andere, die die Situation nicht kennen, verstehen das nicht ! Und so dachte ich schon selber, ich "stelle mich nur an".
Der Arzt verschreibt auch nur Schlaftabletten, die mir dauerhaft auch nicht sinnvoll erscheinen !

Also, wer hat nützliche Tips, wie man nervlich am Ende wieder zu erholsamen schlafreichen Nächten kommt ???

Danke für Euer "Zuhören",
Gruß an alle,
Sabine
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  #21  
Alt 01.02.2002, 11:09
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hallo Ihr Lieben,

tja einen guten Tip kann ich da auch nicht geben. Wie bei dir Sabine ist meine Ma am 18.November eingeschlafen. Die Diagnose wurde am 31.Mai festgestellt. Darmkrebs + Lebermetastasen auf der ganzen Leber verteilt und somit nicht operabel. Von da an hieß es für uns 3 Geschwister abwechselnd meine Ma zu betreuen, was ich auch sehr gern gemacht habe. Zwischenzeitlich immer wieder ins Krankenhaus, das 25 km entfernt war. Ich bin alleinerziehende und berufstätige Mutter eines 8j. Sohnes, der mit einer wahnsinnigen Liebe an seiner Oma hing und auch immer noch hängt.
Ich kenne auch dieses Gefühl, in dieser Zeit habe ich einfach nur funktioniert, alle zufriedenzustellen war mein Ziel und ich blieb auf der Strecke. Die letzten 4 Tage haben meine Schwester und ich meine Mutter im Hospiz beim Sterben begleitet. Es war grausam mitansehen zu müssen und nicht helfen zu können. Die letzten 2 Tage wurde ihr jede 2 Stunde eine Morpium gegeben. Sie war nicht mehr ansprechbar obwohl sie die Augen auf hatte, es sah so aus wie eine Art Wachkoma. Letztendlich werde ich die letzten Minuten niemals vergessen. Nicht friedlich, nein sondern grausam an ihrem eigenen Wasser erstickt mußte sie von uns gehen. Was danach kam, möchte ich gar nicht erst schreiben. Diese Bilder, das Gluggern der Lunge begleitet mich fast täglich und abends im Bett höre ich es immer noch sehr deutlich. Ich fange langsam an, zu verarbeiten aber es fällt sehr schwer. Ich vermisse sie jeden Tag, sobald ich aufwache denke ich an sie.
Ich habe das große Glück, einen Partner zu haben, der großes Verständis hat und mich oft auffängt.
Auch ich habe mich die letzten 3 Wochen krankschreiben lassen um bei meiner Mutter sein zu können. Denn ich hätte niemals mit dieser innerlichen Unruhe arbeiten könne. Es hätte niemanden geholfen. Und wie gesagt, der für so etwas kein Verständis hat, dem wünsche ich nicht, auch mal in so einer Situation zu kommen denn nur diese Leute können einem das nachempfinden. Wer nicht, der sollte mich dann einfach in Ruhe lassen, denn dann sollte ich mir Gedanken machen, ob es sich überhaupt lohnt, solche sogenannten Freunde zu haben oder ob ich an einem Gespräch mit Bekannten Interesse habe.
So, nun habe auch ich mich mal hier ausgemert. Danke
für´s Zuhören.

Achja, meine Schwester hat auch sehr darunter zu leiden und weint sehr oft.
Auch ich habe seitdem keine Nacht durchgeschlafen, nehme aber überhaupt keine Medikamente. Das will ich nicht.

Gruß an alle und ganz viel Kraft

Nadia
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  #22  
Alt 01.02.2002, 12:33
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Liebe Sabine II!
Es ist gut zu hören, daß andere Ärzte auch nur Schlaftabletten verschreiben. Ich komme soeben vom Arzt, und ich habe ihm ABGERUNGEN, mich eine weitere Woche krankzuschreiben. Dabei bin ich mittlerweile völlig down und frage mich, ob ich wirklich ernsthaft körperlich krank werden muß, damit man mich ernst nimmt. Ja, es scheint ein massives gesellschaftliches Problem zu sein, daß psychische Belastungen (nicht Krankheiten!) nicht ernst genommen werden. Jede wirkliche "Krankheit" ist legitim - psychische Belastung, Trauer, Angespanntheit, Schlaflosigkeit, Ruhelosigkeit sind Dinge, die man einfach, indem man sich mal etwas "zusammenreißt" auf die Reihe zu kriegen hat! Ich habe heute morgen wieder gedacht: wahrscheinlich muß ich erst richtig umkippen, bevor irgendein Mensch mich ernst nimmt. Ich kann einfach nicht mehr. Ich liege abends im Bett und heule...prima, darüber schlafe ich sogar manchmal ein. Aber das dauert allenfalls 3-4 Stunden, und dann bin ich hellwach, und die Gedanken kreisen und kreisen. Auch ich bin eine Gegnerin von allen Schlafmitteln und Beruhigungsmitteln. Inzwischen soll ich noch ein Antidepressivum nehmen! Auch ich lehne die chemische Keule inzwischen ab - zumal sie nichts nutzt und mich nur noch müder sein läßt am Tag. Ich kriege allmählich einen Haß auf die ganze "Gesellschaft", die uns als Angehörige mit zum Teil extremen Belastungen einfach nicht sehen kann oder will. Ich denke, mein Hauptproblem ist nicht unbedingt die schwere Krankheit meines Vaters, sondern diesen langsamen, schleichenden Verfall ansehen zu müssen und nichts TUN zu können. Daneben zu sitzen und zuzugucken...und nichts, aber auch garnichts tun zu können außer DA-SEIN. Und dieses letzte geringe, dieses DA-SEIN, wird uns erschwert durch mir immer weniger wichtig erscheinende und "banale" Dinge.
Ich bin dankbar und froh, dieses Angehörigen-Forum gefunden zu haben. Ich grüße alle, die mir darin geschrieben haben oder die überhaupt schreiben. Es ist hilfreich, viele Beiträge zu lesen, weil man fühlt, daß man nicht allein ist mit seiner Not, seiner Traurigkeit und auch seiner Enttäuschung über viele Menschen. Dennoch wollte ich den Weg,den ich momentan gehe, nicht missen. Die Dinge beginnen andere Wichtigkeiten zu bekommen, und vielleicht sind wir "Angehörigen" allein dadurch auf dem Weg in eine bessere, sensiblere Welt!?
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  #23  
Alt 04.02.2002, 17:24
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hallo Sabine II,
ich bin die andere, deswegen nenne ich mich jetzt Bine.
Bei mir vergingen die schlaflosen Nächte, als ich über die ganze Situation reden konnte. Ich ging zu einer Therapeutin, weil ich das Gefühl hatte, die Schallplatte leiert schon, indem ich meinen Freunden und meinem Mann ständig das gleiche erzählen mußte. Es war nichts neues. Aber dennoch konnte ich nicht richtig darüber reden, nur so beiläufig oder als würde ich von einer dritten sprechen und nicht von mir.
Bei der Therapie war das anders. Ich konnte alles rauslassen, und seitdem ging es besser mit dem Schlafen. Ich hatte vorher auch nie Träume über meine Mutter, aber jetzt schon. Es war richtig erlösend.
Ich weiß natürlich nicht ob Du ähnliche Probleme hast, aber vielleicht hilft Dir ja der Tip.
Noch was: Ein super Tip, um zu schlafen und zu entspannen ist eine Dampfkompresse.
Falls Du oder jemand anderes Interesse daran hast, sag mir bescheid, dann erkläre ich wie die Dampfkompresse geht ( würde jetzt zu lange dauern, das aufzuschreiben...)
Den Tip habe ich vom Krankenhaus bekommen, als ich dort gelernt habe...hilf super.
Ansonsten alles Liebe
bine
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  #24  
Alt 04.02.2002, 17:43
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Hallo Bine,

danke für Deine Tips. An der Dampfkompresse bin ich sehr interessiert, ich möchte so viel wie möglich versuchen, natürliche Hausmittel anzuwenden.

Gehst Du denn inzwischen wieder arbeiten ? Die mehrmonatige Pause tat bestimmt gut, was ? Mein Teilzeitjob ist auch sehr hilfreich zur Zeit, ich habe einfach keine Kraft mehr. Ich bin immer vollzeit arbeiten gegangen, aber das kann ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen...

Jeder Tag ist so oder so ziemlich anstrengend wegen der permanenten Grübelei (hätte..., wäre..., was wäre, wenn.....) und diese unendliche Sehnsucht, die mich wahnsinnig macht ! Dieser Schmerz ist doch unerträglich auf Dauer, oder ? Wie lange ist das mit Deiner Ma schon her ?

Ich komme mir im Alltag und bei sämtlichen Unternehmungen wie eine Marionette vor, als wäre ich das gar nicht, wenn ich dann alleine bin, bricht alles über mir zusammen, alles andere ist nur "Show", damit einen andere überhaupt noch akzeptieren...

Auch auf den Frühling kann ich mich nicht richtig freuen, so wie sonst immer, meine Mama ist doch so gern Fahrrad gefahren, wie soll ich das alles genießen können, wenn sie es nicht mehr kann ???

Jetzt heule ich schon wieder hier rum.

Danke,
Sabine
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  #25  
Alt 04.02.2002, 18:15
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hallo Sabine,
erstmal zu der Dampfkompresse:
Nimm eine Schüssel und breite ein Handtuch darin aus. Dann nimmst irgend ein dünnes Laken oder Lappen, das du zu einem kleinen ca 4-lagigen, ca 20 cm großen Viereck ( Kompresse )falten kannst. Das legst Du auf das Handtuch. Dann bringe Wasser zum kochen ( es muß richtig kochen ), mit dem Wasser machst Du das Viereck naß, mit dem Handtuch wringst Du das Viereck aus.
Dann umwickle die Kompresse noch mal einlagig mit einem dünnen Tuch ( damit deine Haut nicht verbrennt ).
Diese umwickelte Kompresse legst Du dann auf Deinen Solarus Plexus ( Dreieck unter deinem Brustbein, wo Dein Magen anfängt )
Du mußt es ein bischen probieren, bis Du die Hitze auf jDeiner Haut aushälst. Dann umwichle Dich mit einem Tuch oder decke Dich zu. Das hilft prima bei Nervosität, Schlafstörungen, Rücken oder Kopfschmerzen, nervösem Magen.
Viel Glück und Gutes Entspannen!!!!

So, nun zu meiner Mutter: Sie ist vor eineinhalb Jahren gestorben, nach 8 monatigem Dahinvegetieren ( anders kann ich leider nicht sagen.) Sie hatte wie gesagt Speiseröhrenkrebs, konnte nichts mehr essen oder trinken. Hat Chemo bekommen, und darauf Lungenentzündung. Die Speiseröhre ist durchgebrochen zur Luftröhre, sie hat sich ständig verschluckt, Schleim gespuckt und sich übergeben ( es kam aber nichts mehr raus, da der Tumor schon alles verstopfte. Ab der Diagnose ging alles sehr schnell, sie hatte dann noch Leber, Nieren und Knochenmetastasen, war am Schluß verwirrt und nicht mehr ansprechbar. Sie ist einem Hospiz eingeschlafen, ich und meine Oma waren dabei....es war furchtbar...
Ich war noch kein einziges mal an ihrem Grab, hab Angst, dass ich zusammenbreche. Sie fehlt mir auch sehr, zumal viele Ungeklärte Dinge noch im Raum stehen.....
Dass ich danach nicht gearbeitet habe, tat mir wahnsinnig gut. Ich wäre auch nicht ín der Lage gewesen, ich hatte eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht, aber in diesen Beruf konnte und wollte ich nicht mehr zurück.
Ich arbeite seit Oktober halbtags in einem Büro. Da wird man nicht täglich mit Leuten wie meine Mutter konfrontert, im Gegensatz zum Krankenhaus.
Ich werde erstmal weiterjobben, und dann wird sich zeigen was die Zeit bringt.

Liebe Sabine, das mit dem Frühling kann ich sehr gut verstehen. Meine Mum ging sehr gerne zum Flohmarkt verkaufen. Ich bin dann alleine hin, als sie nicht mehr da war. Es fiel mir schwer, aber ich hatte ständig das Gefühl, sie wäre bei mir.
Setz Dich doch einfach auf Dein Fahrrad und mach ne Tour, denke dabei an sie, auch wenn es sehr schwer fällt, vielleicht radelt sie ja mit....rede mit ihr, wie schön es war und auch noch IST!!! Vergiss Dich nicht, es gibt viele schöne Dinge im Leben, die es wert sind, sie zu genießen. Und man DARF auch geniesen, man genießt dann einfach für zwei.
Ich weiß, das das nicht so einfach ist, ich hänge ja selber noch in den Seilen, aber solche gewissen Dinge, die auch unsere Mütter gerne gemacht haben, helfen oft, zu verarbeiten, wenn sie selbst auch macht.

Wenn Du willst, dann erzähl von Deiner Mum, das tut manchmal ganz gut...

Alles liebe
bine
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  #26  
Alt 04.02.2002, 20:53
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Hi Bine... und hallo auch Sabine!
Ich kann euch beide sehr sehr gut verstehen! Wenn ich das alles lese kommen mir echt die Tränen!Meine Mama ist vor einem Jahr gestorben...nach ca. 5 Jahren Krankheit!Das schlimme ist, das sie uns zum Schluss alles verheimlicht hat! Keiner von uns wusste das letzt Jahr das sie wieder krank war...und auf unsere Fragen hat sie uns nie eine Antwort gegeben!Den letzten Tag an dem ich sie gesehen habe werde ich wohl nieeeee vergessen! Sie hatte nur etwas über Kreuzschmerzen geklagt..(was eigentlich schon ein Alarmzeichen gewesen wäre...den sonst hat sie vor uns nie etwas gesagt) und am nächsten Tag so gegen Mittag ist sie einfach umgefallen... und kurze Zeit später gestorben!
Auch mir kommt bei vielen Sachen der Gedanke, das ich mich eigentlich gar nicht freuen darf... jetzt wo sie sich auch nicht mehr freuen kann!
Aber so ist es nicht! Im Gegenteil! Ich weis genau, dass das einzige was meine Mama für uns Kinder wollte ist, daß wir glücklich und zufrieden weiterleben, und unseren eigenen für uns richtigen Weg gehen! Sie war sicherlich die LETZTE die wollte, dass wir um sie trauern! Deswegen wohl hat sie auch alles geheim gehalten! Und das müssen wir einfach respektieren!
Auch bei Euch wird das wohl so sein! Ich z.B. gehe sehr gerne auf den Friedhof... das hilft mir sehr sehr gut! Ich rede dann mit ihr.. und ich weis ganz genau das sie mich hört! Und irgendwann sehen wir uns wieder.... ganz ganz bestimmt! Dann gibt es keine zeit und keinen Raum mehr... dann gibt es nur mehr uns und viel viel Liebe!
Aber bis dahin müssen wir alle unser Leben weiterleben! Und wenn es mal ganz schwer ist... dann einfach immer daran denken, was wohl unsere Mama jetzt wohl gewollt hätte, das wir tun! Glaubt mir, das hilft wirklich!
Und eines kann ich euch auch versichern... Es gibt ein Leben nach dem Tod... ganz ganz bestimmt!
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  #27  
Alt 10.04.2002, 20:55
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Kann nicht mehr weinen,mein Vater hat nun schon seit 17 Jahren Krebs.Bei der ersten Diaknostik war ich 15..Nebennierenrindentumor,die Niere wurde entfernt.Ruhe ,4 Jahre dann erneut ein Tumor.Immer die Angst ihn zu verlieren...dann 1999 Lungentumor,Lebermetastasen...OP, erfolgreich.Wieviele Tränen hat ein Mensch?2001 Gehirntumor...wieder angst ,wieder Tränen...2002,erneuter Tumor,diesesmal keine OP möglich...ich kann nicht mehr weinen,habe nur eine unglaubliche Angst ihn diesmal unbeweint zu verlieren.Wer hat ähnliches erlebt und weiß Rat?Meiner Mutter geht es richtig schlecht,mein kleiner Bruder ist fast hysterisch.Von mir wird Kraft und Ruhe erwartet,aber wenn ich nicht weine denken doch alle ich wäre "kalt"...ich weiss auch nicht mehr weiter.Wer kann mir helfen...
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  #28  
Alt 10.04.2002, 22:11
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Liebe Gaby,

manchmal frage ich mich "mein Gott, wieviel kann ein Mensch aushalten?!?" - dein halbes Leben dreht sich ja um den Krebs - wir haben gerade mal anderthalb Jahre damit zu tun gehabt und waren am Schluss alle fertig... FÜHL DICH GANZ FESTE GEDRÜCKT!!!!!

Als die "Große" erwarten von dir alle Hilfe - das kannst du auf Dauer nicht alleine leisten! Ich kenne das durch einen anderen Zusammenhang - du gehst auf Dauer daran kaputt!!

Ich würde dir zwei Dinge raten: 1. (als Sofortmaßnahme ) schau mal hier in den Chat rein!! Da sind viele Betroffene und Angehörige, die dich verstehen und mit denen du über alles reden kannst. Und wenn du nicht reden magst - auch o.k., lies einfach mal mit, lass dich von dem Unsinn, der teilweise dort verzapft wird (es wird auch gealbert, muss auch mal sein) ablenken, aber alle haben immer ein Ohr, wenn jemand seine Probleme loswerden will! Und dann: such dir einen Therapeuten! Wenn du in einer größeren Stadt wohnst, hast du vielleicht sogar das Glück, einen onkologisch geschulten zu finden (vielleicht haben die Heidelberger da Adressen?) - es ist nichts dabei, sich Hilfe von außen zu suchen, es hat nichts mit Nicht-Stark-Sein zu tun - ich finde, die Stärke liegt gerade darin zu sagen, Leute, ich schaffe es nicht alleine, helft mir! Tu es für dich und auch für deine Familie - du kannst niemandem helfen, wenn du selbst zusammenklappst....

Ich wünsche Dir alles Glück und alle Kraft dieser Erde!
Alles Liebe

Janka.
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  #29  
Alt 10.04.2002, 22:42
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Janka,so schnell Hilfe ,gibt es das?DANKE!!!Deine Anteilnahme,hilft mir schon...Ich bin in der Ausbildung zur Familientherapeutin...das zum Thema Therapie...bin abgedeckt,wissen nur alle nicht um die Dramatik,eine geliebten Menschen so zu verlieren!!!Bin Erzieherin im Behindertenbereich habe auch Kinder im Wachkoma ,aber mein Vater ist für mich BESONDERS...Danke für deine Worte,fühle mich verstanden...!!!!Gaby
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  #30  
Alt 11.04.2002, 17:32
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bei meiner mutter wurde vor 2 wochen brustkrebs festgestellt. sie ist 68 jahre alt und ein kämpfertyp. leider bin ich nicht so stark.
für mich brach eine welt zusammen als ich die diagnose hörte und ich weiß einfach nicht wie ich das bewältigen kann.
man denkt sofort mit schrecken an tod und langes siechtum. leider
hilft mir anteilnahme auch nicht weiter, obwohl wir sehr viel
unterstützung erfahren. außerdem weiß ich genau das unsere mutter
uns wahrscheinlich nicht alles sagen wird, auch wenn es ihr später schlechter gehen sollte, wird sie uns damit zu schützen versuchen.
wenn sie sterben sollte (ich denke immer daran)weiß ich nicht wie es weitergehen soll,da ich damit nicht fertig werden werde. das mag
sich als erwachsener mann blöd anhören aber ich habe jetzt schon schlafstörungen,plötzliche weinkrämpfe und denke ohne unterlaß an ihren tod.keiner wird einer person helfen können die einen geliebten menschen plötzlich verliert, davon bin ich überzeugt auch wenn man
noch so oft sagt, denke an deine familie und an dein kind. es wird einen etwas weggenommen was man sehr liebt und was nie wiederkommen wird. wäre ich ein eifriger christ hätte ich vielleicht hoffnung, aber ich habe keinen glauben mehr, weder an die menschheit noch sonst was. ich bin einfach nur traurig.


gruß

erich
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