Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 10.02.2013, 20:03
edda7872 edda7872 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.07.2012
Beiträge: 53
Standard Ich habe Dich im Stich gelassen......

Liebster Franz , liebe Leser,


In meiner Trauerarbeit habe ich immer ein Thema verdrängt. Es geht nicht mehr. Mache mir schwerste Vorwürfe!! Viele Menschen hier, die das
Liebste verloren haben, waren anwesend, als der liebe Mensch für immer
die Augen geschlossen hat. Sie sehen es als ein emotionales Reichtum an,
was nachvollziehbar ist. Nur ich habe kläglich versagt, mein Franz war alleine,
als er für immer ging! Franz, es tut mir so Leid. Du warst so lange im Koma,
man nahm die Narkotika heraus, die wolltest und wurdest nicht mehr wach.
Stets saß ich an Deinem Bett, redete ununterbrochen über unsere Zukunft,
paradox, nicht? Redete davon, wie sehr ich Dich liebte, war eigentlich täglich zwischen 6 und 8 Stunden bei Dir. War , als es Dir schlechter ging, auch
"Patientin auf der Intensivstation". Tägliche Zusammenbrüche, starke Medikamente von den dortigen Ärzten halfen mir halbwegs, Deinen Zustand
zu ertragen. Es war erbärmlich und menschenunwürdig. Dein Lenchen, wie
Du mich liebevoll genannt hast, hat Dich im entscheidenden Moment alleine
gelassen.Abends , am 9.1. bin ich spät nach Hause gegangen. du lagst auf
Deinem Bett, still, leidend, im Tiefschlaf, Blutdruck extrem unten. Ich streichelte Dich und sagte: Bis morgen!
Um 6.19 Uhr morgens bist Du eingeschlafen, man sagte mir ruhig, einfach
so eingeschlafen. Aber ohne mein Dabeisein.
Mein Franz, mein Engelchen, ich hasse mich dafür, ich habe versagt!

Heute bist Du einen Monat tot und ich kann mich erst heute für mein
Fehlverhalten bei Dir entschuldigen!
Ich vermisse Dich so sehr!! Meine Trauer nimmt wieder überhand, muss
mich verabschieden!!

Liebe Grüße

Edda
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 10.02.2013, 20:11
simi1 simi1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.11.2011
Beiträge: 551
Standard AW: Ich habe Dich im Stich gelassen......

Nein Edda,
da bist du im Irrtum!
Es gibt zahlreiche Menschen, die "warten", bis sie alleine sind. Erst dann gelingt es ihnen loszulassen. Vermutlich wollte auch Franz seinem Lenchen den Augenblick des Todes ersparen und konnte sich ohne deine Anwesenheit besser lösen.
Bitte hör auf dich zu quälen. Das wollte Franz nicht.
Du hast ihn nicht im Stich gelassen!

Liebe Grüße
Simi
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 10.02.2013, 20:58
Benutzerbild von Myri78
Myri78 Myri78 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.01.2013
Beiträge: 73
Standard AW: Ich habe Dich im Stich gelassen......

Liebe Edda,
ich finde auch, dass Du Dir keine Vorwürfe machen sollst. Er hat gespürt, dass Du immer da warst und viele Menschen warten genau den Moment ab, in dem sie alleine ihren Frieden finden. Als meine Oma starb, war das auch so. Wir waren den Abend zuvor noch bei ihr und am nächsten Morgen hat sie ihre Reise angetreten, alleine - sie hat sogar gewartet, bis die Pflegeschwestern draussen waren. Jeder läßt so los, wie es für ihn gut ist und vielleicht wollte er auch nicht, dass Du es erlebst. Behalte ihn in schöner Erinnerung und Eure schöne, gemeinsame Zeit - mach Dir keine Vorwürfe, das hätte er nicht gewollt, ganz bestimmt nicht !

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft - alles Liebe,

Myri
__________________
Mein Papa - Adenokarzinom mit Knochenmetastasen, Stadium IV, ED 01/2013

in Frieden eingeschlafen am 12.03.2014 - ich werde Dich nie vergessen
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 10.02.2013, 23:33
Benutzerbild von HeikesFreundin
HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.05.2010
Ort: Lüneburg
Beiträge: 917
Standard AW: Ich habe Dich im Stich gelassen......

Liebe Edda,

wie traurig, dass auch Du Deinen geliebten Mann verlieren musstest -
mein herzliches Beleid.

Schau mal:
Zitat:
Du warst so lange im Koma,
man nahm die Narkotika heraus, die wolltest und wurdest nicht mehr wach.
Stets saß ich an Deinem Bett, redete ununterbrochen über unsere Zukunft,
paradox, nicht? Redete davon, wie sehr ich Dich liebte, war eigentlich täglich zwischen 6 und 8 Stunden bei Dir. War , als es Dir schlechter ging, auch
"Patientin auf der Intensivstation".
Was hättest Du noch tun können??????

Ich habe über lange Zeit im Hospiz sterbende Menschen begleitet und auch
in meinem privaten Umfeld. Was ich dabei u.a. gelehrt bekam, entspricht
auch der Meinung meiner damaligen Kollegen, nämlich:
dass wir alle immer wieder den Eindruck hatten, dass sterbende Menschen
den Zeitpunkt ihres Todeseintritts - also den Moment, in dem sie ihr Leben loslassen -
mitbestimmen. Und auch, dass sehr viele Menschen diesen Zeitpunkt wählen, wenn sie alleine sind.

Viele Gespräche habe ich mit Sterbenden geführt, die sagten, dass sie selber längst bereit wären, zu gehen ...
sich aber darüber Sorgen machten, ihre Angehörigen "so traurig und allein zurücklassen zu müssen".
Sie konnten nicht sterben, weil ihre Sorge sie "festhielt" im Leben.

Es sind mir Menschen (Angehörige) begegnet, die immer da waren - sich 24 Stunden am
Bett abwechselten ... und gingen sie dann irgendwann mal gemeinsam wenige Minuten vor die Tür -
ja, dann hat der sterbende Mensch
den Moment genutzt, aus seinem Cocon zu schlüpfen und in die Freiheit zu fliegen ...

Manchmal sogar hat einer der Ärzte sinngemäß zu den Angehörigen gesagt:
"Schauen Sie mal: Können SIE sich vorstellen, wie schwer es sein muss,
wenn da immer jemand sitzt, Sie anschaut und angespannt ist, welcher Ihrer Atemzüge der letzte ist?
Können Sie sich vorstellen, wie schwer es sein muss, wenn man wie auf einer "Bühne" daliegt in dem
Wissen, die "Zuschauer" sind die Menschen, die man liebt und die man verlassen muss?"

Bitte, tu eines nicht: malträtiere Dich nicht selbst mit solchen Vorwürfen!
Es ist schon schlimm genug, mit dem Verlust und all den Bildern und Erinnerungen, die Du sicher an die
Zeit seines Komas hast, zu verkraften.
Du hast soviel Zeit an seiner Seite verbracht -
Du hast ihn alles andere als im Stich gelassen ...
aber Du läßt nun Dich selbst im Stich
und fügst Dir selbst nun noch mehr Schmerz zu!

Lass bitte nicht zu, dass das passiert.

DU wolltest bei ihm sein - ER hat es für sich aber anders entschieden.

Und ich bin überzeugt:
die Liebe, die Du ihm geschenkt hast, hat ihm den Weg erleichtert
SANFT und FRIEDLICH einschlafen zu können.

Sei stolz auf Dich, dankbar und finde Frieden in Dir und Deinem Herzen
und eurer Liebe, die ja für immer bleibt!

Mitfühlende Grüße,
Angie
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!

Geändert von HeikesFreundin (10.02.2013 um 23:38 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 10.02.2013, 23:37
cawo cawo ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.12.2012
Ort: Bayern near Bodensee
Beiträge: 283
Standard AW: Ich habe Dich im Stich gelassen......

Zitat:
Zitat von simi1 Beitrag anzeigen
Nein Edda,
da bist du im Irrtum!
Es gibt zahlreiche Menschen, die "warten", bis sie alleine sind. Erst dann gelingt es ihnen loszulassen. Vermutlich wollte auch Franz seinem Lenchen den Augenblick des Todes ersparen und konnte sich ohne deine Anwesenheit besser lösen.
Bitte hör auf dich zu quälen. Das wollte Franz nicht.
Du hast ihn nicht im Stich gelassen!

Liebe Grüße
Simi
Ich sehe das genau so.
Bitte bitte mach dir keine Vorwürfe... es gibt sich nämlich nichts vorzuwerfen.
DU warst immer für ihn da.

Carmen
__________________
Mein Schatz:
10/2012 Diagnose Pankreaskarzinom mit Metastasen
am 23.02.2013, in meinen Armen eingeschlafen

Hier kann man unseren Weg nachlesen (Achtung, sehr lang)

http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=57813
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 11.02.2013, 07:59
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.05.2011
Ort: Schleswig-Holstein
Beiträge: 1.519
Standard AW: Ich habe Dich im Stich gelassen......

Liebe Edda,

auch ich kann mich den anderen nur anschließen. Du hast deinen Franz nicht im Stich gelassen. Er wollte allein gehen und hat den Moment abgewartet. Er wusste und spürte, wie sehr du ihn liebst und dass du immer an seiner Seite warst. Mehr kann ein Mensch nicht tun. Wärst du in dem Moment, da er gehen musste, bei ihm gewesen, würdest du dir jetzt vielleicht auch Vorwürfe machen. Den Vorwurf, warum du das nicht hast verhindern können... Ich glaube, das geht uns allen so! Es dauert, bis wir das Unbegreifliche begreifen können und ebenfalls unseren Frieden schließen. So viele Fragen, die uns niemand beantworten kann. Niemand hätte verhindern können, dass Franz seine Reise antritt. Und du hast wirklich alles getan, um ihm Trost und Kraft zu spenden während der Krankheit. Nun darfst du dir selbst verzeihen! Denn Franz würde nicht wollen, dass du solche haltlosen Vorwürfe machst. Sicherlich würde er sagen: "Lenchen, alles ist gut! Du warst immer da und ich war von deiner Liebe umgeben. Versuch', nach vorn zu schauen!" Vielleicht so ähnlich!

Ich schicke dir eine Umarmung
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 11.02.2013, 09:49
Benutzerbild von fraunachbarin
fraunachbarin fraunachbarin ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.11.2010
Ort: ulmer ecke
Beiträge: 1.150
Standard AW: Ich habe Dich im Stich gelassen......

liebe edda..
ich stimm meinen vorschreibern komplett zu...
möchte dir aber noch einen gedanken hinzugeben:
du darfst das gehen ohne dich als letzten liebesbeweiß deines mannes sehen. er liebte dich so sehr, daß er dir das nicht antun wollte und ging ohne dein dasein.
welch ein geschenk für dich, so eine liebe.
drückerle von tine
__________________
MISS YOU MAMA
24.02.1944-15.10.2012
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 11.02.2013, 10:51
edda7872 edda7872 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.07.2012
Beiträge: 53
Standard AW: Ich habe Dich im Stich gelassen......

Zitat:
Zitat von simi1 Beitrag anzeigen
Nein Edda,
da bist du im Irrtum!
Es gibt zahlreiche Menschen, die "warten", bis sie alleine sind. Erst dann gelingt es ihnen loszulassen. Vermutlich wollte auch Franz seinem Lenchen den Augenblick des Todes ersparen und konnte sich ohne deine Anwesenheit besser lösen.
Bitte hör auf dich zu quälen. Das wollte Franz nicht.
Du hast ihn nicht im Stich gelassen!

Liebe Grüße
Simi
Liebe Simi!

Ja, das klingt einleuchtend und logisch! Franz hat gekämpft, er konnte
einfach nicht loslassen! Er liebte mich, meinen Hund, meine Mutter.
Er wußte, dass wir ihn brauchen! In jeder Hinsicht. Dass er ein Teil von uns ist.
Danke, Simi, Du hast mir die Augen geöffnet.

Wie geht es Deiner lieben Tochter? Ich habe es mit Entsetzen gelesen!
Es hat mich so traurig gemacht, so niedergeschlagen, da ich damit nicht
gerechnet habe! Ich sende Dir ganz viel Kraft, liebe Simi!

Herzlichst Edda

Geändert von edda7872 (11.02.2013 um 10:53 Uhr) Grund: Schreibfehler
Mit Zitat antworten
  #9  
Alt 11.02.2013, 11:03
edda7872 edda7872 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.07.2012
Beiträge: 53
Standard AW: Ich habe Dich im Stich gelassen......

Guten Morgen, Ihr lieben trauernden Mitmenschen!

Danke für Eure zahlreichen Antworten. Mich hat das Thema wirklich
mürbe gemacht. Aber sehe das nun in einem anderen Licht. Es ist
so, als ob Ihr meinen Franz gekannt habt! Er liebte mich wirklich sehr
unöd wollte mir den Anblick seines Sterbens ersparen. Erst als ich
weg war, konnte er loslassen, zu einer Uhrzeit eigentlich auch, in der
ich nie in der Klinik war.
Liebe Angie!
Du hast -Respekt- viele Menschen in den Tod begleitet. Kannst
Du Dir vorstellen, ob mein Franz noch etwas "gemerkt" hat?
Er war im künstlichen Koma, hatte eine Sepsis, der Körper war voller
Viren, die nicht bekämpft werden konnten (KMT). Hinzu schwere GvhD.
RR nur noch 42/20. Irgendjemand sagte mir, der Mensch hätte Schmerzen
und Panik bei einer Sepsis? Er hatte ja keine Narkosemittel mehr im
Körper. Wenn man aber die Augenlider sanft hochzog, starrte er ins
Leere,,,, eigentlich leblos.....ob er da wirklich so einfach eingeschlafen
ist? Die Ärzte warteten damals förmlich auf die Null-Linie am Monitor.
Reanimiert wurde er auf eigenen Wunsch (Patientenverfügung) nicht.

Euch allen eine dicke Umarmung.
Liebe Grüße
Edda
Mit Zitat antworten
  #10  
Alt 11.02.2013, 12:08
simi1 simi1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.11.2011
Beiträge: 551
Standard AW: Ich habe Dich im Stich gelassen......

Ach Edda,

damit haben wir auch nicht gerechnet. Das Rezidiv wurde bei der planmäßigen Nachsorge im Januar entdeckt. Dabei hatten wir uns zum ersten Mal sicherer gefühlt. :-(

Körperlich geht es ihr durch die Nebenwirkungen der Chemo gar nicht gut. Aber sie ist psychisch unglaublich stark. Sie kämpft und glaubt fest daran, es zu schaffen und dann für immer gesund zu bleiben. Unser Stehaufweibchen ... wir hoffen und kämpfen ... mit ihr ... für sie ... für uns!

Alles Gute, viel Mut und Kraft für dich!
Liebe Grüße
Simi
Mit Zitat antworten
  #11  
Alt 11.02.2013, 19:25
edda7872 edda7872 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.07.2012
Beiträge: 53
Standard AW: Ich habe Dich im Stich gelassen......

Liebe Simi!

Sie wird das schaffen!! Sie glaubt an sich und geht mit Mut an die Sache heran. Sie ist jung, der Körper schafft doch noch viel mehr als ein älterer.
Auch ich habe natürlich nie damit gerechnet, dass ausgerechnet Deine
liebe Tochter ein weiteres Rezidiv bekommt. Unglaublich und unfassbar.

Ich sende Dir, liebe Simi, ganz viel Kraft und Zuversicht. Bin in Gedanken
bei Euch.......
Herzlichst Edda
Mit Zitat antworten
  #12  
Alt 13.02.2013, 19:22
Benutzerbild von HeikesFreundin
HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.05.2010
Ort: Lüneburg
Beiträge: 917
Standard AW: Ich habe Dich im Stich gelassen......

Liebe Edda,
Zitat:
Kannst
Du Dir vorstellen, ob mein Franz noch etwas "gemerkt" hat?
ganz sicher hat er gespürt, dass Du bei ihm warst - denn eine so vertraute
Stimme zB weckt ja auch das vertraute Gefühl und die Sicherheit in einem
Man sagt immer, dass das "Gehör" bzw das Hörzentrum im Gehirn ganz zuletzt
"abschaltet".

Ich kann Dir versichern, dass auch komatöse Menschen etwas wahrnehmen -
eine meiner Freundinnen lag im Koma und schrieb darüber sogar ein Buch.
Pflegerisches nahm sie ziemlich "verquer" wahr, aber ihre Familie und deren Stimmen
wußte sie auch im Koma zuzuordnen.

Zitat:
RR nur noch 42/20. Irgendjemand sagte mir, der Mensch hätte Schmerzen
und Panik bei einer Sepsis?
Zitat:
Wenn man aber die Augenlider sanft hochzog, starrte er ins
Leere
Das alles spricht eher gegen Deine Vermutung, dass er Angst und Panik hatte.

Angst, Panik und auch das Vorhandensein von Schmerzen lassen sich durchaus
auch bei sterbenden, dementen und komatösen Menschen (oder Menschen die
sich aufgrund anderer Erkrankungen nicht mehr äußern oder keine klaren Angaben machen können) feststellen.
Da achtet man unter anderem zB darauf, ob der Blutdruck erhöht ist (passiert bei
Stress - und Schmerz IST Stress!), der Puls oder Atmung beschleunigt ist, der Muskeltonus
erhöht oder auch die Pupillen geweitet ...

Ganz oft ist es so, dass nach und nach die Organe "runterfahren" und dann abschalten.
Hat zB jemand ein kräftiges, gesundes Herz, so wie es bei Heike der Fall war, kann es schon
auch etwas dauern, bis das Herz irgendwann auch nicht mehr schlägt. Wieso sollte es auch
aufgeben, wo es noch jung und gesund war - und doch nur das Gehirn "dieses Ding" hatte?
Aber hier sieht man dann das Zusammenspiel des ganzes Körpers und seiner Organsysteme.

Und ja: nachdem, was Du beschreibst denke ich, dass er wirklich so einfach
eingeschlafen ist.

Ich hoffe, ich konnte Dir etwas helfen.

Herzlichst, Angie
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!

Geändert von HeikesFreundin (13.02.2013 um 19:26 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #13  
Alt 13.02.2013, 20:34
edda7872 edda7872 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.07.2012
Beiträge: 53
Standard AW: Ich habe Dich im Stich gelassen......

Liebe Angie,

Du bist so ein toller Mensch, das muss ich mal sagen!! DANKE!
Lass Dich ganz fest umarmen! Es ist ja entsetzlich, dass Du gleich
zwei Freundinnen verloren hast! Deine Freundin Heike war auch im Koma?
Wie heisst das Buch, das Du geschrieben hast? Du hast mir wirklich geholfen.
Ein Arzt sagte , er würde Panik haben, ein anderer, er würde Tranqulizer
dagegen erhalten. Liebe Angie, warum ist mein Franz nicht mehr wachgeworden?? Warum?????? Er wurde ins Koma gelegt, als die Blut.
Sauerstoff-Zufuhr auf 50 rutschte. An jenem Tag war er ansprechbar.
Ich sagte ihm, er habe keine Blasten mehr, (Biopsie war an jenem Tag da).
Er war eigentlich ganz normal und sagte, das wollten wir ja erreichen.
Er bekam eine Art Maske mit Druckluft, es muss eine unendliche Tortour
gewesen sein, es liefen ihm die Tränen runter........... aber wie gesagt, er
redete ganz normal. Da er die Druckmaske nicht tolerierte, legte man ihn
ins Koma! Nach 4 Tagen schon wollte man ihn wiederholen, da "kam er nicht
wieder". Er wurde nicht wach, die Augen waren starr. So blieb es . 5 Tage
vor seinem Tod machte man noch einen Luftröhrenschnitt. Franz kam nie
wieder zu sich! Er erschien mir so weit weg. Was ist da passiert??
Ich werde es nie begreifen, verstehen oder tolerieren. Es zerfrißt mich.
Mein Franz ist quasi schon am ersten Tag des künstlichen Komas gestorben.

Die Ärzte sagten, das Tacalimus (modernes Antisupressivum wegen
Knochenmarkstransplantation) , habe ihn "irre" gemacht, es scheidet sich
langsam aus und hätte eine Enzephalitis hervorgerufen. Deshalb wurde er
nicht mehr wach. Verstehen muss ich das nicht?,oder?? Er wäre ein Pflegefall#
geworden, hätte er es geschafft, mit schwerster geistiger Behinderung.
Er war aber doch noch normal, bevor er ins Koma gegangen ist. All das quält mich, irgendwie habe ich schwerste Schuldgefühle. Konnte es aber nicht ändern.
LIEBSTER FRANZ, meine Trauer,meine Fassungslosigkeit, meine innere
Zerrrissenheit nehmen stets zu. Ich vermisse Dich so sehr ...... möchte so gerne bei Dir sein. Das Leben ohne Dich schaffe ich einfach nicht.Jeder Tag
ist eine Qual. Es sind so viele Unklarheiten wegen Deines Todes da (siehe oben, Koma).

Liebe Angie, ich danke Dir so sehr fürs Zuhören!

Herzlichst Edda
Mit Zitat antworten
  #14  
Alt 13.02.2013, 22:11
Benutzerbild von HeikesFreundin
HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.05.2010
Ort: Lüneburg
Beiträge: 917
Standard AW: Ich habe Dich im Stich gelassen......

Liebe Edda,

daran, was Du schreibst sehe ich schon sehr,
wie aufgewühlt Du bist - sehr verständlich bei allem,
was Du derzeit trägst.

Zitat:
Deine Freundin Heike war auch im Koma?
Nein, Heike war nicht im Koma.
Zitat:
Wie heisst das Buch, das Du geschrieben hast?
ICH schreibe grad zwar an einem, aber ICH habe nicht DAS Buch geschrieben,
von dem ich hier spreche. Das Buch hat meine Freundin geschrieben, die nach einem
Schlaganfall im Koma lag. Den Titel des Buches schicke ich Dir gleich per PN.
Zitat:
Ein Arzt sagte , er würde Panik haben, ein anderer, er würde Tranqulizer
dagegen erhalten.
Es kann schon sein, dass beide irgendwo recht hatten -
es kommt ja immer darauf an, wohin man den Focus lenkt.
Jeder Mensch, der erfährt oder begreift oder auch mitgeteilt bekommt, dass sein
Weg wahrscheinlich bald zuende sein wird, gerät irgendwann auf seinem Weg in eine
Art Panik - Panik über verschiedenste Dinge.
Da kann so vieles in ihm vorgegangen sein ...

Zitat:
Was ist da passiert??
Ich werde es nie begreifen, verstehen oder tolerieren. Es zerfrißt mich.
Was genau da abläuft, kann ich Dir leider nicht erklären - ich selber lag ja glücklicherweise
nie im Koma. Aber wenn ich meiner Freundin Glauben schenken darf (und das möchte ich,
da sie ne ehrliche Haut ist) dann wäre die Schlussfolgerung: er hat sich so entschieden.
Meine Freundin spricht immer von "der Entscheidung aufzuwachen" und dass sie sich selbst entschieden hat.

Unter diesem Gesichtspunkt wäre es dann so, dass Dein Franz sich so entschieden hat -
sich also angesichts der Prognose (Schwerbehinderung, Pflegefall) entschieden hat, dass
er ein solches Leben für sich und auch Dich nicht möchte. Kannst Du Dir vorstellen, dass
auch Du in seiner Situation vielleicht so entschieden hättest?
Zitat:
Er bekam eine Art Maske mit Druckluft, es muss eine unendliche Tortour
gewesen sein, es liefen ihm die Tränen runter........... aber wie gesagt, er
redete ganz normal.
Es muss ganz furchtbar für Dich gewesen sein, das alles
mit anzusehen . Ich glaube, solche eine Maske wäre auch für mich eine Tortour - auch
wenn sie eigentlich etwas Gutes bewirken soll ...

Zitat:
Die Ärzte sagten, das Tacalimus (modernes Antisupressivum wegen
Knochenmarkstransplantation) , habe ihn "irre" gemacht, es scheidet sich
langsam aus und hätte eine Enzephalitis hervorgerufen.
Das kann aber schon sein ...
Es sind eh schon keine Körpereigenen Abwehrkräfte da, dann Immunsuppressiva - der geschwächte
Körper hat eh schon so viel zu kämpfen. Und dann eine Enzephalitis in diesem Gesundheitszustand zu
behandeln ist sicher alles andere als leicht.

Zitat:
Er wäre ein Pflegefall#
geworden, hätte er es geschafft, mit schwerster geistiger Behinderung.
.... und er
wußte ganz sicher, dass DU ihn dann aufopfernd gepflegt hättest bis Du nicht mehr gekonnt hättest.
Vielleicht wollte er das nicht?

Zitat:
Er war aber doch noch normal, bevor er ins Koma gegangen ist.
Ja, das ist gut möglich und glaube ich Dir auch. Aber nicht Du und auch nicht ICH
(und wahrscheinlich nicht einmal die Ärzte) wissen, ob er die Enzephalitis nicht auch ohne
das künstliche Koma entstanden wäre und ob Dein Schatz es dann überlebt hätte.

Natürlich würde ich Dir und ihm das wünschen, wenn es denn jetzt noch eine Umkehr gäbe ...
aber Du und ich wissen, dass wir uns all das noch so sehr wünschen können ...

Was ich Dir ans Herz legen würde ist:

Wenn Du jemanden hast, der emotional nicht so sehr betroffen oder involviert ist - vielleicht
fährst Du mit demjenigen nochmal zum Krankenhaus
und bittest den Arzt Dir das, was passiert ist nochmal SO zu erklären, dass Du es verstehen kannst.

Rückgängig kann das Geschehene leider niemand machen -
aber vielleicht hilft es Dir, zu akzeptieren, wenn Du besser verstehst,
was da passiert ist?

Dass Dich die Fragen quälen versteh ich
aber:
Zitat:
irgendwie habe ich schwerste Schuldgefühle
Dazu möchte ich Dir noch etwas schreiben:

ich bin überzeugt - wenn Franz das alles schwerstbehindert "überlebt" hätte, bei jeder
Spritze weinen würde, weil er das er Zufügen von Schmerz dabei nicht mehr begreifen
könnte, wenn er ohne Aussicht auf irgendeine Besserung noch 10 Jahre in Deinem/Eurem
Wohnzimmer in einem Pflegebett liegen würde - obwohl er das nie gewollt hat ... wenn also
Dein geliebter Franz "geblieben" wäre, nicht weil er selbst noch Mut hätte, sondern damit Du
nicht so traurig bist ... glaube mir, dann wären Deine Schuldgefühle noch viel schlimmer.
DAS hättest Du ganz sicher alles für ihn in Kauf genommen und in euer Leben integriert -
aber noch viel weniger für ihn gewünscht und gewollt.

Liebe Edda - ich wünsche mir für Dich so sehr,
dass Du Deiner Trauer Ausdruck verleihen lernst
und lernst, Deinen Franz "loszulassen", damit er
und auch Du frei sein könnt von dieser Schwere.

Die Liebe bleibt - für immer.

Dein Franz hat in Dir eine tolle Frau gefunden,
er wußte schon warum

Angie
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!
Mit Zitat antworten
  #15  
Alt 15.02.2013, 17:47
edda7872 edda7872 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.07.2012
Beiträge: 53
Standard AW: Ich habe Dich im Stich gelassen......

Liebe Angie,

danke für Deine Zeit, die Du mir schenkst.

Ich habe mit einem der Ärzten telefoniert, damals schon, als Franz ein
paar Tage tot war. Es ist alles so wahnsinnig kompliziert, so schwer
verständlich, so undurchschaubar! Fast ein wenig suspekt-dubios anmutend.
Banal fing es an . Lt. Arzt. Hochdosis Chemo, Vorbereitung zur KMT.
Alles ganz o.k. Franz war gut drauf. Danach dieses Höllenzeug, das ihn
ins Grab gebracht hat, ATG. Kurz darauf Extremstverschlechterung. Nieren-
insuffizienz bds. ca. 8 L Wasser im Körper. Atmung fiel schwer. Intensivstaton. Alles eigentlich noch ganz o.k., mir fielen nur optische
und akustische Phänomene auf. (Nun fängt die Ambivalenz an).- Einer sagt,
das seien harnpflichtige Substanzen, die eben nicht im Harn , sondern im
Körper seien. Zustand-Verschlechterung. (Psychisch-neurologisch). Er baute sich seine eigene Welt auf, zu ich keinen Zugang hatte. Er redete und brabbelte vor sich hin (dabei fast ununterbrochen an Dialyse). Mich erkannte
er , schickte mich aber weg, da er schwerste Durchgängigkeit hatte (lt. Arzt).
Von Anfang an war es jenes Medikament Tacalimus. (Immunsupressiva).
Das haben die Ärzte recht spät erkannt. Haben es rausgenommen, ein
anderes auch. Franz ging es schlechter. (langsam auch körperlich). Er wolle
die Augen nicht mehr öffnen, ich weiss nun, dass das dieses Höllenmedikam,ent sein mußte (Lichtscheu).Da sich das Durchgangssyndrom
nicht besserte, nahm man noch ein weiteres Immunsupressivum raus.
Dosierte Cortison hoch dafür. Da nahm alles seinen Verlauf. Immer noch auf
der Intensivstation, kam die Atemschwierigkeit,künstl. Koma. Schwerste
Herpes.-Infektion, er wurde von Viren aufgefressen. Alles rausgenommen,
auch Cortison. Es blieb abzuwarten, wie lange die Hvhd auf sich warten
ließ. lange Zeit ... lt. jenes Arztes. Der Rest ist ja bekannt.... Das ist ja
dieses schreckliche Geschehen, mal nüchtern erzählt . Aber ich verstehe es
trotzdem nicht!!!!!!! Warum hat man ihn nicht von der Intensivstation
weggeholt zu Beginn? Lt. Ärzten dort war er nicht intensivpflichtig. Auf der
Dialysestation war er nur eine Last.
Ich verstehe es nicht und werde es nie verstehen, warum er sterben mußte!!

Danke , liebe Angie für die Nachricht. Lese sie gleich in Ruhe und werde es
wohl so handhaben, wie Du geschrieben hast.

Liebe Grüße

Edda
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 17:19 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55