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  #61  
Alt 23.10.2004, 23:37
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo alle zusammen,
ich habe mich ein paar Tage nicht an den Computer gesetzt und jetzt jede Menge nachgelesen. Das ist ja ganz erstaunlich, was Du, liebe Beatrix erlebt hast. Dein Uli wollte sich sicher bei Dir melden und Dir sagen, dass es ihm jetzt besser geht. Ich hoffe, Du schaffst den Tag der Beerdigung. Es ist ein harter Tag, aber er wird auch vorüber gehen. Wenn alles vorbei ist, kehrt etwas Ruhe ein, aber leider auch Einsamkeit und noch mehr Trauer, weil man dann viel Zeit zum Überlegen hat. So blöd es klingt, aber die Arbeit wird Dich ein bißchen ablenken. Ich weiß das von mir. Ich kann mich zwar immer noch nicht so konzentrieren, aber wenigstens am Tag denke ich nicht immer nur an meinen Andreas. Das mit dem blöden Spruch von Deinem Chef ist wirklich ein starkes Stück. Bei mir am Arbeitsplatz wurde über den Tod meines Mannes total geschwiegen. Kein einziges Wort, wie es mir geht. Es wurde sofort wieder volle Leistung verlangt, obwohl ich schon 5 Tage nach dem Tod meines Schatzes wieder arbeiten gegangen bin.
Wie wird es wohl Andrea gehen. Ich habe gesehen, sie hat auch schon ein paar Tage níchts mehr geschrieben. Liebe Andrea, wenn Du mal wieder hier rein schaust, schreibe mal wieder ein paar Zeilen.
Da ihr auch einiges wegen Sterbegeld geschrieben habt, möchte ich Euch kurz erzählen, dass ich diese Woche diesbezüglich Bescheid von der Krankenkasse bekommen habe. Man höre und staune, auch die Krankenkasse gibt zu, dass die Streichung des Sterbegeldes strittig ist und mein Einspruch vorläufig ruht, bis die Gesetzeslage neu überprüft und richterlich entschieden wird. Also ruhig Sterbegeld beantragen und bei Ablehnung Widerspruch einlegen.
Außerdem habe ich diese Woche den Bescheid wegen Schwerbehinderung von meinem Mann bekommen. Ich habe dies im Mai beantragt. Diese Woche habe ich Nachricht erhalten, dass meinem Mann 100 % Schwerbehinderung zugesagt wurde. Er hätte sogar einen Ausweis bekommen, auf Behindertenparkplätzen zu parken. Was hätte uns das früher geholfen, wenn ich oft nicht mehr wusste, wie ich ihn vom Parkplatz zum Arzt oder in die Klinik bringen soll. Alles zu spät.
Wie war Eure Woche so, meine nicht so toll. Fühle mich zur Zeit ziemlich schlecht, bin total depressiv. Mag auch niemanden mehr vorjammern, weil sowieso immer jeder sagt, Du mußt endlich wieder normal weiterleben. Wie soll das nur gehen, wenn ich so traurig und alleine bin. Höre jetzt aber gleich wieder auf zu jammern.
Ich wünsche allen hier eine gute Nacht , vielleicht könnt ihr was schönes von Eurem Schatz träumen. Ich habe letzte Nacht zum ersten Mal was schönes von meinem Andreas geträumt. Habe heute morgen deshalb auch nicht geweint nach dem Aufwachen.
Seid alle lieb gegrüßt
Thekla
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  #62  
Alt 24.10.2004, 16:07
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Zusammen,

Liebe Beatrix,
ich möchte dir für die morgige Beerdigung viel Kraft wünschen. Es wird bestimmt ein sehr schwerer Tag für euch alle, aber bedenke dass er nun nie mehr leiden muss und für immer seinen Frieden hat, vielleicht ist das ein ganz kleiner Trost. Es braucht sehr viel Zeit bis man den Verlust eines geliebten Menschen so einigermaßen verkraftet hat. Wie lange die Zeit allerdings ist, ich weiß es auch nicht. Hab sie auch nach 10 Wochen noch nicht gefunden.
Liebe Thekla,
schön, dass du dich auch in dem anderen Forum zu uns gesellt hast, sei auch dort herzlich willkommen. Wir haben vor, uns im nächsten Frühjahr mal irgendwo zu treffen, vielleicht hättest du auch Interesse daran. Hab es auch Rita geschrieben. Wir schreiben uns regelmäßig in meinem Thread „nun gehöre ich auch zu den Hinterbliebenen“. Vielleicht möchtest du auch da mal reinschauen.
Bei mir ist es auch so, dass mich die Arbeit ablenkt. Natürlich wird auch dort nach jetzt 10 Wochen das Thema überhaupt nicht mehr erwähnt. Im Anfang war es allerdings anders und es hat mir auch gut getan.
Ja, bei mir ist es genau so bin auch mit meinen Gefühlen ganz alleine. Kinder hatten wir keine, obwohl wie ich lese, die auch nicht die große Stütze sind. Kann man aber auch nicht erwarten, sie empfinden anders. Wie gesagt, meine Eltern vermeiden das Thema, obwohl ich sie schon mehrmals drauf angesprochen habe, aber sie sind nach wie vor der Meinung, dass sie froh sind, dass Klaus es überstanden hat. Vielleicht trösten sie sich so über den Schmerz hinweg, ich weiß es nicht. Bekannte und die ganz wenigen Freunde die wir hatten, haben sich schon während der 1-jährigen Krankheit zurückgezogen. Als ich einmal eine langjährige Bekannte anrief, gab sie mir zur Antwort, dass sie gar nicht wisse, was sie mit mir reden soll. Hab das Gespräch dann schnell beendet. Nein, die Leute reden mit uns nicht mehr normal. Kann es zwar auch nicht verstehen, zumal ich ihnen auch nichts vorjammere. Vielleicht sind wir aber auch empfindlicher und dünnhäutiger geworden.
Schön, dass du von Andreas geträumt hast und es dir so gut getan hat. Hab noch nicht von Klaus geträumt.
Zur Trauer kommt leider auch noch das Regeln der finanziellen Dinge hinzu. Schade, dass du so spät den Behindertenausweis bekommen hast. Wahrscheinlich weißt du es aber, möchte dir aber trotzdem vorsorglich mitteilen, dass du bei der Steuererklärung für dieses Jahr den Pauschalbetrag von 1.420 EUR für die 100% Schwerbehinderung ansetzen kannst.

Liebe Grüße auch an alle Mitlesenden und ich wünsche einen erträglichen Abend, eine ruhige Nacht und einen guten Start in die neue Woche.

Irene
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  #63  
Alt 24.10.2004, 18:36
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Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Beatrix,

auch ich wünsche dir für morgen viel Kraft. Sicher wird es ein schwerer Tag, aber vielleicht ist es auch tröstlich, wenn du siehst, wie viele Menschen deinen Schatz gemocht haben. Hoffentlich habt ihr eine schöne Rede.
Liebe Andrea, wie geht es dir? Deine Geschichte fand ich sehr anrührend und tröstlich und ich habe sie schon weiter erzählt. Wie geht es deinen Kindern, vor allem den kleineren? Können sie darüber reden? Mein 16jähriger Sohn spricht nie mit mir über den Tod seines Vaters, er redet nur über Alltägliches und will von mir auch nichts hören.
Liebe Thekla, wie das mit dem Jammern ist, hatte ich im anderen Forum schon geschrieben. Heute habe ich fast den ganzen Tag nur geweint. Man sagt ja, die Trauer muss raus, aber besser fühle ich mich nicht direkt . Morgen muss ich noch zum Gericht wegen des Erbscheines. Als erstes wurde ich aufgefordert 350€ Kostenvorschuß mitzubringen.
Schön, dass du von deinem Andreas geträumt hast und dass es ein schöner Traum war. In meinen Traumen fehlt Ralph genauso wie hier zu Hause.
Liebe Irene, mein Mann war zu 80% schwerbehindert. Danke, dass du das mit dem Pauschbetrag geschrieben hast, ich hätte das nicht gewußt.
Ich wünsche allen eine gute Nacht, mit hoffentlich guten Träumen
Eure Beate
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  #64  
Alt 24.10.2004, 20:26
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo ihr Lieben.
Liebe Irene
Danke für den Tip wegen Steuerfreibetrag Schwerbehinderung. Habe ich auch schon von meiner Tocher und von meiner zukünftigen Schwiegertochter bekommen, sind beide Finanzbeamtinen. Müssen mir im Januar kräftig helfen bei der Steuererklärung. Ich hoffe doch, dass da einiges zurück kommt, obwohl Geld momentan auch nicht glücklich macht, aber wenigstens eine Sorge abnimmt. Ja das mit dem Reden ist halt so eine Sache. Wer das nicht mitgemacht hat, weiß es eben nicht. Ich begreife trotzdem nicht, warum mich Leute, die mir soviel Hilfe versprochen haben, nicht wenigsten mal anrufen können, oder am Wochenende vorbeikommen können. Die wissen doch, wie einsam das meine Wochenenden sind. Aber heute war mein Sohn und seine Freundin ein paar Stunden da, danach bin ich wieder in den Garten. Es war noch so schönes Wetter heute.
Mir gefällt, dass Ihr Euch alle mal treffen wollt. Mich würde mal interessieren, aus welchem PLZ-Gebiet Ihr so kommt. Ich wohne im tiefsten Bayern.Ihr müsst es mir aber nur verraten, wenn ihr wirklich wollt.
Liebe Beate,
laß doch den Schmerz ruhig raus. Ich muss jetzt beim Tag nicht mehr so viel weinen, nur noch abends und nachts. Manchmal schreie ich meine ganze Wut auf mein Schicksal so richtig laut raus, hört ja sowieso keiner und mir tuts gut. Ich habe gelesen, ihr habt Euch homöopathische Schlafmittel verschreiben lassen, was ist das. Ich nehme zur Not, wenns gar nicht mehr geht immer eine halbe Schlaftablette. Bin dann am nächsten Tag aber immer wie zerschlagen. Muß einen anderen Weg finden.
Dass Du beim Hinterlassenschaftsgericht Vorschuss zahlen sollst, finde ich ja stark. Die Gebühr dort richtet sich nach dem vorhandenen Erbe. Davon werden jedoch die Kosten für die Beerdigung, Grabstein usw. abgezogen. Wenn das Konto auf Euer beiden Namen gelautet hat, zählt nur die Hälfte als Erbe. Kredite und andere Verbindlichkeiten können ebenfalls abgezogen werden. Lebensversicherung zählt nicht zum Erbe, wenn Du als Verfügungsberechtige eingetragen bist. Ich habe das schon hinter mir. Das war vielleicht ein ekelhafter Kerl dort. Mein Sohn hat gesagt:"Wenn ich nicht wüsste, dass wir den Kerl bei Diskussionen noch länger ertragen müssen, hätte ich dem aber die Meinung geblasen". Ich muß nicht so viel zahlen, so ungefähr 90 oder 100 Euro. Den genauen Bescheid habe ich aber noch nicht, obwohl es schon lange her ist.
Ich wünsche Dir für diesen Gang morgen viel Kraft. So bringt man schön langsam eins ums andere hinter sich. Wann wird endlich Ruhe mit dem ganzen Behördenkram einkehren ?

Liebe Beatrix.
Ich werde morgen mit dem Gedanken bei Dir sein. Das wird nochmal ein schwerer Gang. Ich bin mir sicher, dass sich Dein Uli schon ein klein wenig freuen würde, wenn er all die vielen Leute sehen würde. Das habe ich bei meinem Andreas auch so gedacht. Es waren knapp 300 Leute auf der Beerdigung. Ich glaube ich habe auch ein paar übersehen, die da waren. Und die vielen, vielen Blumen. Bei Euch dauert das ja ziemlich lange, bis die Beerdigung ist. Mein Andreas ist schon am 3. Tag nach seinem Tod bestattet worden. Das ist ziemlich viel Hektik alles in 2 Tagen zu erledigen. Musste auch noch die meisten Behördengänge dazu machen, weil ich danach gleich wieder gearbeitet habe. (An meinem Stuhl am Arbeitsplatz wurde während der schwierigen Zeit kräftig gesägt). Bin aber froh, dass mit meiner Arbeit jetzt wieder alles klappt. Es wäre für mich nicht so leicht mit fast 5o Jahren nochmal auf Jobsuche zu gehen. Liebe Beatrix, wenn alles vorüber ist und Du wieder kannst, berichte uns ein bißchen vom morgigen Tag, wenn Du magst.
Ich wünsche Euch für den neuen Wochenstart alles Gute, viel Kraft.
Tschüss
Thekla
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  #65  
Alt 24.10.2004, 20:40
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Ihr Lieben alle,
habt vielen Dank für Eure lieben Wünsche. Ja, irgendwie werde ich den morgigen Tag wohl überstehen und ich denke auch, dass Uli sich, da wo er jetzt ist, freut, dass so viele Menschen ihm die letzte Ehre erweisen. Da will ich gar nicht klagen. Diesen Liebesdienst, sie anschließend noch einzuladen, erweise ich meinem Schatz gerne. Ich hätte ihm so gerne noch viel mehr Liebesdienste erwiesen, aber es bleibt mir nur diese Möglichkeit.
Liebe Thekla, wenn Du und die anderen keinen Grund zum Jammern haben, wer dann? Es ist Dein gutes Recht depressiv zu sein und warum nicht weinen, auch wenn es nicht hilft? Ich weine seit 2 Tagen fast unaufhörlich. Irgendwie ist es jetzt schlimmer als am Anfang, obwohl die Beerdigung noch gar nicht vorüber ist. Ich nehme zwar schon Beruhigungspillen, aber irgendwie helfen sie nicht wirklich.
Dass das mit der Schwerbehinderung Deines Andreas so lange gedauert hat, kann ich nicht verstehen. Uli hat im Januar die Schwerbehinderung beantragt und hatte Ende März schon den Bescheid, dass er 100 % hat. Allerdings ohne irgendwelche besonderen Merkmale. Im August haben wir die Verschlimmerung beantragt und er hatte nach 14 Tagen schon Antwort vom Versorgungsamt bekommen, dass er auf Behindertenparkplätzen parken darf. Dann haben wir Ende August Einspruch dagegen eingelegt und hatten weitere 14 Tage später den Bescheid, dass er von den Rundfunk- und Fernsehgebühren befreit ist und auch 7 Euro im Monat Telefonrabatt bekommt. Leider hat er nicht mehr viel davon gehabt, aber er hat sich sehr darüber gefreut, dass ihm alles so ohne Schwierigkeiten zugestanden wurde.
Mir geht es übrigens mit der Pflegestufe ähnlich. Im Juli hat Uli Pflegegeld beantragt, jetzt ist Ende Oktober, er lebt nicht mehr, aber einen Bescheid haben wir immer noch nicht. Dabei war Anfang September schon die Begutachtung und er sollte laut Gutachter in Pflegestufe III eingestuft werden. Es ist ein Skandal, wie lange so was alles dauert.
So Ihr Lieben, jetzt wünsche ich Euch eine gute Nacht, in dem Ihr nur schöne Träume von Eurem Schatz habt und eine schöne Woche. Vielleicht erlebt Ihr etwas Schönes, über das Ihr Euch endlich auch mal wieder freuen könnt.
Lasst Euch alle umarmen und fest drücken.
Alles Liebe
Beatrix
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  #66  
Alt 24.10.2004, 22:37
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Liebe Thekla, Beate, Irene, Beatrix und alle anderen, die wir auf traurige Weise verbunden sind.

Ich weiß nun endlich, was Herbert Grönemeyer in seinem Lied "Mensch" gemeint hat, mit ...es tut gleichmäßig weh. Heute war ein Tag, an dem ich dachte, dass ich das alles nicht ertragen und schaffen kann. Es reißt mir das Herz raus.

Gestern war es anders, ich war mit meiner Tochter und der Hündin spazieren und habe die Sonne genossen und hatte Frieden in mir. Vielleicht lag es daran, dass ich offensichtlich etwas schönes geträumt hatte, denn meine kleine Tochter erzählte mir, dass ich im Schlaf gelächelt hatte. Kann mich aber leider nicht erinnern.

So seltsam es war, die Beerdigung war ok. Wenn die Vokabel nicht so unpassend wäre, müsste man diesen Tag wirklich als schön bezeichnen. Wir waren ein absolut intimer Kreis bei der Trauerfeier und die Pfarrerin ist wirklich auf alles eingeganen, was wir im Gespräch als wichtig erwähnt hatten. Sie erzählte von unserem Leben, wir hörten "der Weg" von Herbert Grönemeyer, meine Tochter las die Geschichte der Traurigkeit vor und dann lief "Nangiala" von Udo Lindenberg. In sein Grab habe ich den Sand gestreut, den wir in unserem einzigen Urlaub ohne Kinder auf Kreta gesammelt hatten, ein Familienfoto, auch auf Kreta entstanden und eine Rose. Anschließend kam ich zwar nicht gänzlich um ein Zusammentreffen mit, aber da ja nur die engsten Angehörigen und besten Freunde bei der Beerdigung waren, saßen wir noch knapp eine Stunde bei uns zu Hause. Das war ok.
Abends hatte ich dann unsere Freunde in die Pizzeria eingealden, in die Claus und ich als letztes gemeinsam essen waren. Ich hatte einen Tisch bestellt und so machten wir uns einen schönen Abend, so wie wir ihn gerne und oft gemeinsam verbracht hatten. Wir lachten über Erlebnisse mit Claus und das einzige, was fehlte, waren seine trockenen Anmerkungen während des Erzählens. Er fehlt so sehr!

Morgen habe ich meinen ersten Arbeitstag vor mir. Ich hoffe, ich übernehme mich nicht, ist vielleicht doch zu früh. Aber, wenn es nicht geht, muss ich mich noch eine Woche oder so krank melden. Aber vielleicht hilft es auch, schließlich sind morgen auch die Kinder wieder in der Schule.

Da wir ja keinen Trubel wollten, stand erst gestern unser Nachruf in der Zeitung. Und heute dachte ich, ich wäre im falschen Film. Da hat ein alter Freund (bzw. ehemaliger Arbetskollege von Claus) angerufen und mir regelrecht Vorwürfe gemacht, dass keiner etwas gewußt hätte. Er hat noch eine Weile von seinem Schock erzählt und als er dann wieder vorwurfsvoll sagte: Ich hätte Claus aber gerne nochmal gesehen, musste ich ihm einfach antworten: er dich aber nicht. Dazu muss ich erzählen, dass dessen Ehefrau im März bei Claus anrief und "Näheres" wissen wollte, weil sie erfahren hatte, dass er krank sei. Sie fragte ihn dann was er habe und er antwortete: Ich habe Krebs. Totenstille an der anderen Leitung. Claus meinte später zu mir, die Leute wollen immer alles wissen, aber hören wollen sie es nicht. Auf die Frage, ob sie ihn besuchen können, verneinte Claus. Und das war bis zum Schluss so. Er wollte keine falschen Zugeständnisse mehr machen, er wollte niemanden ausser seiner Familie um sich haben. Der Anrufer heute war dann auch merklich enttäuscht und meinte: die Beerdigung war ja dann wohl auch schon...

Genau diese Menschen sind es, weshalb ich alles im Stillen gemacht habe. Und trotzdem kommen sie jetzt aus ihren Löchern und wollen Sensationen hören. Muss man da höflich sein? NEIN Ich werde jedem A... sagen, dass er eins ist.

Heute nacht werde ich erstmals versuchen, in unserem Bett zu schlafen. Irgendwann muss ich es riskieren, habe ganz schön Angst davor. Aber wenn es mir nicht gelingt, hol ich ganz schnell mein Bettzeug und verkrümel mich wieder ins Wohnzimmer, so lange bis es geht.

Meine Kinder gehen unterschiedlich damit um. Am besten macht es wohl meine älteste Tochter. Sie ist jetzt dabei, gemeinsam mit dem Kirchenchor eine Aktion vorzubereiten, deren Erlös einer Krebsstiftung zukommen soll. Wir wissen nur noch nicht welcher. Am liebsten würden wir etwas unterstüzten, dass der Forschung bei Nierenkrebs zugute kommt, denn leider sind die medizinischen Möglichkeiten hier sehr begrenzt. Wenn ihr Vorschläge habt....

Mann, jetzt hab ich aber viel gequatscht. Naja, ihr braucht es ja nicht zu lesen. Aber es hat mir gut getan. Wie gesagt heute war kein guter Tag.

Liebe Beatrix, dir wünsche ich besonders alles Gute, viel Kraft für morgen und du wirst sehen, wie gut dir die Gespräche tun werden, die von Uli handeln. Viel Kraft, ich denk an dich.
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  #67  
Alt 25.10.2004, 19:32
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Hallo ihr Lieben,
heute nur kurz.
Liebe Beatrix, hoffe du hast den heutigen Tag einigermaßen überstanden. Es ist wirklich so, es wird immer schlimmer. Es ist ganz gewiss kein Trost, aber du bist nicht alleine, es geht uns allen so.
Liebe Andrea, genau, die Beerdigung war nur für euch, nicht für fremde Menschen, die alles und doch gar nichts wissen wollen. Aber das haben wir ja nun schon erfahren müssen, die Leute wissen mit uns und unserer Trauer nicht umzugehen. Brauchst dich auch nicht zu verstellen, dass sind sie nicht wert. Sag ruhig deine Meinung, dann wird es dir auch etwas leichter. Hast du die Nacht im Bett geschlafen und ging es halbwegs? Wenn nicht, auch nicht schlimm, irgendwann hast du die Kraft, wieder in eurem Bett zu schlafen. Mußt dich nicht selbst unter Druck setzen.
Ich finde es toll, dass deine älteste Tochter etwas für die Krebsstiftung tun will. Guck doch mal bei der Deutschen Krebshilfe oder hier auf der Homepage vom Krebskompass, findest vielleicht eine eMail-Adresse, wo du anfragen kannst.

Euch allen viel Kraft und liebe Grüße
Irene
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  #68  
Alt 25.10.2004, 22:20
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Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Beatrix,
ich hoffe, der heutige Tag war einigermaßen erträglich für dich.
ich habe viel an dich gedacht. Hoffentlich war alles friedlich und harmonisch. Bei der Bestattung meines Schatzes (es war eine Seebestattung) sind meine Schwiegereltern kurzfristig nicht erschienen. Das verstehe ich bis heute nicht.
Liebe Andrea, das Lied Mensch von Grönemeyer höre ich ganz oft und weine dabei, aber das ist ein befreiendes Weinen. Ich verstehe das Lied auch erst jetzt richtig, obwohl ich die CD schon lange besitze. Ich denke, es ist gut, wenn du wieder arbeiten gehst, sofern du es natürlich nervlich durchstehst. ich war eine Woche zu Hause, hatte aber dann zwischenzeitlich nochmal einige Tage, an denen ich zu Hause bleiben musste. Im Großen und Ganzen bringt mich die Arbeit während der Zeit, wo ich dort bin, auf andere Gedanken.
Konntest du in deinem Bett schlafen? Vielleicht hilft es ja auch, wenn eins deiner Kinder bei dir schläft?
Seid lieb gegrüßt von Beate, die euch eine gute Nacht wünscht
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  #69  
Alt 26.10.2004, 15:20
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Liebe Beatrix,

wie geht es dir. Wir alle haben gestern an dich gedacht. Ich hoffe, du hast den Tag einigermaßen rumgebracht.

Sei lieb gegrüßt

Andrea
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  #70  
Alt 26.10.2004, 20:27
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Ihr Lieben,
heute abend melde ich mich nur auf die Schnelle, weil meine Tochter und mein Schwiegersohn auf mich warten. Wir wollen zusammen in aller Ruhe eine Flasche Wein trinken und reden.
Also nur schnell: Die Beerdigung war in Ordnung (schön kann man ja nicht sagen). Es kamen unheimlich viele Leute, zum Teil Menschen, von denen ich es nicht erwartet und an die ich gar nicht gedacht habe, haben Uli das letzte Geleit gegeben. Der Pfarrer hat sehr schön gesprochen. Alles war harmonisch und friedlich. Ich denke, Uli war mitten unter uns und hat sich gefreut, wer alles an ihn gedacht hat. Auch die Feier nachher hat nicht sehr lange gedauert. Wir haben gegessen und jeder hat eine Episode oder eine liebe Bemerkung über Uli erzählt. Ich glaube, wir haben es richtig so gemacht. Nur abends, als ich allein zu Hause saß, da kam das heulende Elend. Die Nacht war schlimm, aber sie ging vorbei. Irgendwann, so gegen 1:00 Uhr habe ich mir ein Oberhemd und ein Sweatshirt von Uli zu mir ins Bett geholt, das Hemd riecht so gut nach ihm, aber leider verflüchtigt sich der Geruch viel zu schnell.
Heute habe ich richtig viel unternommen. Erst war ich auf dem Friedhof, dann bin ich zur Verwaltung gefahren und habe meine Steuerkarte von diesem und nächstem Jahr ändern lassen und dann war ich noch im Baumarkt eine neue Lampe fürs Schlafzimmer kaufen. Für morgen habe ich mir fest vorgenommen, endlich die Gardinen zu waschen. Als Uli so krank war, war mir das alles unwichtig. Aber jetzt ist es, glaube ich, die richtige Beschäftigungstherapie.
Liebe Andrea, Du schreibst, dass die Frau von einem Bekannten auf die Antwort von Deinem Claus, dass er Krebs habe, nicht geantwortet hat. Uli ist das auch passiert. Erst Wochen später hat derjenige mit uns wieder Kontakt aufgenommen und gesagt, dass er so geschockt über die Diagnose war, dass er im Moment nichts antworten konnte und dann erst einmal einige Zeit brauchte, um den Mut zu finden, sich wieder bei uns zu melden. Vielleicht ging es bei Euch genauso?
Uli wollte während seiner Krankheit auch kaum jemanden sehen. Außer dem Besuch einer Freundin und einmal dem Besuch seiner Kollegen hat er alles abgeblockt. Auch er wollte lieber die Zeit mit seiner Familie verbringen und das war gut so, denn alle Besuche kosteten ihn einfach zu viel Kraft.
So, Ihr Lieben, morgen habe ich mehr Zeit und melde mich wieder. Bis dahin wünsche ich allen eine geruhsame Nacht, in der Ihr etwas Schlaf findet und morgen einen schönen Tag.
Bis bald
Beatrix
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  #71  
Alt 27.10.2004, 19:48
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Liebe Beatrix,
es hat Dir sicher "gut getan", dass so viele Leute Deinen Uli auf seinem letzten Weg begleitet haben. Hat es Dir auch die Gewißheit gegeben, dass er ein so beliebter Mensch war? Warst Du danach auch so stolz auf ihn?
Schade, dass uns unsere Männer verlassen mussten, wir vermissen sie doch so sehr. Heute vor 12 Wochen ist mein Andreas gestorben, musste während des Tages immer wieder dran denken. Auch er wollte kaum noch jemanden sehen die letzten Wochen, hatte sich richtiggehend verkrochen. Er hatte auch einfach keine Kraft mehr und wollte das vor anderen nicht zugeben. Aber wir waren ja für unsere Männer Tag und Nacht da, und nur noch das zählt jetzt.
Ich möchte Dich nicht entmutigen. Aber jetzt, wo alles vorbei ist, wird Dein Schmerz wahrscheinlich noch größer werden. Es ist, als ob der Körper erst jetzt registrieren wird, dass er nicht mehr kommt. Ich wünsche Dir dafür alle Kraft. Melde Dich wieder hier im Forum. Ich finde, es tut gut, dass man sich hier mit Gleichgesinnten austauschen kann. Das hilft ein bißchen.
Viele Grüße
Thekla
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  #72  
Alt 27.10.2004, 20:00
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Liebe Beatrix,
es ist gut, daß dieser Tag so harmonisch für euch verlaufen ist. Es ist vollkommen natürlich, daß es dir nicht gut geht. Möchte mich auch Theklas Worten anschließen, aber auch bei mir war es so, daß nun das endgültige Begreifen kommt und der Schmerz größer wird.

Auch von mir viel Kraft und liebe Grüße
Irene
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  #73  
Alt 28.10.2004, 11:58
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Hallo Thekla, hallo Irene,
ja, ich war stolz darauf, dass Uli so beliebt war. Mittlerweile habe ich von etlichen Leuten gehört, die auch noch auf der Beerdigung waren, die ich aber gar nicht wahrgenommen habe. Alle sagen, dass er so liebenswert und so lebensbejahend war, ganz anders als ich, ich bin eher der ernste Typ und neige zur Depression. Wie oft hat er zu mir gesagt: "Sei doch nicht immer so pessimistisch." Im Nachhinein denke ich mir, dass es ihm sehr schwer gefallen sein muß, mit mir zusammenzuleben und doch ist von ihm nie ein böses Wort gefallen.
Gestern habe ich den ganzen Nachmittag bis spät am Abend im Garten und auf der Terrasse gearbeitet und musste immerzu daran denken, dass er das alles im letzten Jahr und auch in diesem Frühjahr mit mir zusammen gemacht hat. Jetzt muss ich alles alleine machen.....
Übrigens war Uli, genau wie Eure Männer, hier der große Handwerker. Er war Kfz.-Meister von Beruf, so dass ich nie mit unserem Auto in die Werkstatt musste. Auch zu Hause hat er sich an alles herangemacht. Alle Türen hier im Haus sind von ihm eingebaut, alle Fußböden sind von ihm gelegt, egal ob Parkett oder Platten. Einbauschränke hat er gebaut. Es erinnert mich alles an ihn, egal wo ich hinsehe. Nur mit dem Bürokram kam er gar nicht zurecht, das musste ich alles machen. Wie sich unsere Männer gleichen.....
Jetzt fahre ich erst einmal zum Friedhof und dann ein wenig einkaufen. Am Samstag kommt ein Onkel und ein Cousin von mir, die mir ein Zimmer, das Uli nicht mehr geschafft hat, umbauen wollen. Das wird ein paar Wochen dauern und so lange muss ich ja wohl samstags für die beiden kochen. Ein Grund zum Einkaufen. Am Sonntag werde ich dann für einige Tage wegfahren. Wir haben ein kleines Ferienhäuschen an einem See im Land Brandenburg, knapp 700 km von hier. Das muss winterfest gemacht werden und mein Schatz und ich wollten schon Ende August dorthin fahren. Leider bekam er dann Bestrahlungen und die Fahrt wurde verschoben, bis es ihm besser ging. Dann hatten wir geplant, Mitte Oktober hinzufahren aber ab dem 3. Oktober verschlechterte sich sein Zustand dann so dramatisch, dass ich nicht mehr mit ihm fahren konnte. Und jetzt fahre ich alleine..... Ich habe ein bisschen Angst davor, nicht mal so sehr vor der langen Autofahrt, nein, einfach, dass mich dann dann der große Schmerz einholt, den ich hier bisher noch - wenigstens über Tag - mit Erfolg verdrängen konnte. Schlimmstenfalls bleibe ich ein bis zwei Nächte und setze mich dann wieder ins Auto und fahre nach Hause.
Alles Liebe und Gute und danke, dass Ihr Euch die Zeit nehmt, Anteil zu nehmen.
Es grüßt Euch ganz herzlich und wünscht einen schönen Tag
Beatrix
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  #74  
Alt 28.10.2004, 17:41
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Aber Beatrix

so wie du Ulli beschreibst hat er das Leben geliebt. Und 35 Jahre war er mit dir verheiratet. Das hätte er ganz gewiss nicht getan, wäre es ihm schwergefallen, mit dir zu leben. Bestimmt nicht! Es sind doch die berühmten Gegensätze, die wir brauchen, um Existieren zu können. Jetzt müssen wir versuchen, diese Gegensätze, die unsere geliebten Partner waren, uns zu eigen zu machen.

Gut, wenn du ein paar Tage wegfährst, aber pass gut auf dich auf!

Liebe Grüße
Andrea
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  #75  
Alt 28.10.2004, 18:16
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Liebe Beatrix,
möchte dir nur aus Erfahrung sagen,versuche, die Trauer zuzulassen und nicht zu verdrängen. Sie holt dich doch ein. Kann mir vorstellen, wie du dich vor der langen Fahrt fürchtest. Die Gefühlsausbrüche kommen unvermittelt und auch mir geht es heute nicht gut, mußte sogar auf der Rückfahrt vom Büro mal wieder weinen. Nur wenn du auf der Autobahn bist, mußt du dich sehr konzentrieren, wenn es gar zu schlimm werden sollte, mußt du auf einem Rastplatz eben anhalten. Es ist schön zu lesen, daß soviele Anteil an Ulis Beerdigung genommen haben. Klaus war auch immer nur optimistisch, ich das krasse Gegenteil, bin auch pessemistisch.
Wie gesagt, bin auch ziemlich unten heute und dazu noch Kopfschmerzen, werde früh zu Bett gehen.

Ich wünsche einen angenehmen Abend und eine ruhige Nacht.
Liebe Grüße
Irene
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