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  #1  
Alt 26.07.2004, 13:14
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Standard Hoffnung und neue Wege...

Böblinger Kreiszeitung Artikel vom: 24.07.2004
Vom Himmel hoch, da schweb ich her


Brustkrebsopfer Marion Kittmann feiert mit einem Fallschirmabsprung "Geburtstag"


Der erste Geburtstag ist im Leben eines Menschen kein Datum wie jedes andere. Da wird groß gefeiert. Das hält auch Marion Kittmann so. Mit dem Unterschied, dass die Böblingerin 45 und ein Brustkrebsopfer ist. Eine Krankheit, mit der sie sich jedoch nicht verkriecht. Stattdessen will sie heute um 20 Uhr mit einem Fallschirmsprung auf die Brustkrebsproblematik aufmerksam machen. Nervosität? I wo. Marion Kittmann freut sich, zusammen mit dem Weil der Städter "Sky Diver" Gert Eichinger im Tandemsprung auf die Sportanlage Bussardstraße einzuschweben. Dass sie da mit 200 Sachen zu Boden saust, bis der Schirm aufgeht - davor hat sie keinerlei Angst. "Ich hatte den Boden unter den Füßen ein Jahr lang verloren." Da wird sie die maximal acht Minuten Kontaktlosigkeit aus 3000 Metern Höhe doch zu genießen wissen.

Es war im Mai letzten Jahres, als die EDV-Personalfachfrau beim Duschen eine Verhärtung in ihrer rechten Brust wahrnahm. Also sofortiger Termin beim Gynäkologen. Der sah irrtümlich keinen Grund zur Besorgnis, das gehe "mit der nächsten Periode weg". Von wegen. Marion Kittmann drängte ihren Frauenarzt drei Monate später zu einer Überweisung zu einem Spezialisten, der die Böblingerin bis heute betreut. Rasch war der Knoten untersucht. Ein kirschkerngroßer Tumor war sichtbar geworden. "Das ist im Diagnosebild wie ein Kreis, wie eine Ellipse mit ausgebrochenen Fäden dran", erzählt die 45-Jährige, die auch noch einen Lymphknoten-Befall im rechten Arm verkraften musste. Außerdem stellte man bei einer Knochenmarks-Punktion der Hüfte entartete Zellen fest, die noch zu klein sind, als dass sie sichtbar werden.

Wie sich das auf ihre Lebenserwartung auswirkt, weiß die kleine, kämpferische Frau nicht. Eine Prognose könne ihr zurzeit keiner geben. Dafür hat Marion Kittmann viel gelesen. Medizinische Studien im Internet. Behandlungs-, und Operationsmethoden: Bis hinein in die Fachbegrifflichkeiten weiß die Böblingerin jetzt Bescheid. Der Tumor ist weg operiert, die Chemotherapie überstanden, die Reha in Freiburg gerade beendet.

Gestärkt und ausgeglichen sei sie aus den drei Wochen im Breisgau zurückgekehrt. "Dort wurde ich wie auf Wolke sieben getragen", erzählt sie von Kontakten zu anderen Krebspatienten - und davon, wie sich dieses Schwebe-Bild in ihrem Kopf umsetzte als Idee, zum ersten Mal im Leben einen Fallschirmsprung zu wagen. Zum einen als Geburtstagsfeier ein Jahr nach Beginn der Therapie. Zum anderen als bewusstseinsbildende Aktion vor den Augen der Öffentlichkeit, die ein Tabu brechen soll.

Schon einmal hat Marion Kittmann öffentlich darauf hingewiesen, dass täglich 53 Frauen in Deutschland an Brustkrebs sterben; im Oktober 2003 hatte sie abends auf dem Elbenplatz das biologische Zeichen der Frau mit Kerzenlicht gezeichnet.

Was ihr an Urteilen und Unkenntnis über Brustkrebs-Patientinnen begegnet ist, sei mitunter fast unglaublich. "Was, Sie haben Krebs?", sollen Leute die passionierte Joggerin und Radlerin ungläubig angestaunt haben. Als ob man mit Krebs wie ein Aussätziger aussehen müsste. "Krebs? Da sollten Sie mittags ein Schläfchen machen. Solche und ähnliche Dinge krieg ich da zu hören", schüttelt Marion Kittmann nur so den Kopf.

Seit sie eine Homepage eingerichtet hat (www.aktiv-gegen-brustkrebs.de), weiß sie, dass es entgegen dem Vorurteil auch Frauen mit 20, 30 und 40 treffen kann "und nicht erst im hohen Alter". Knapp 40 Bekannte hat die Mittvierzigerin zu ihrem ersten Geburtstagsfest eingeladen. Mittendrin wird sie sich kurz mal verabschieden, um als Geschenk des Himmels wieder auf die Erde zu kommen. Ein Jahr nach Beginn eines hoffentlich erfolgreichen Kampfes.
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  #2  
Alt 26.07.2004, 14:11
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Standard Hoffnung und neue Wege...

Dieser Bericht - einfach toll. Hut ab.
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  #3  
Alt 26.07.2004, 18:14
Elfe Elfe ist offline
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Beiträge: 525
Standard Hoffnung und neue Wege...

Liebe Marion :-),
herzlichen Glückwunsch zu Deinem "Geburtstag". Ich drücke Dir ganz dolle die Daumen, dass Du noch sehr viele Luftsprünge machen kannst! ;-)
Liebe Grüße Elfe
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  #4  
Alt 26.07.2004, 18:31
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Standard Hoffnung und neue Wege...

Hallo Marion,

ein super MUT-machender-Bericht!
Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft, alles Gute und ganz viele Geburtstage!

Liebe Grüße, Nina
__________________________________________________ _____________________
"Nichts ist so hoffnungslos, dass wir nicht Grund zu neuer Hoffnung fänden!"
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  #5  
Alt 26.07.2004, 19:00
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Standard Hoffnung und neue Wege...

Hallo Marion, war auch schon 2mal In der Freiburger Rehaklinik und kann nur bestätigen:
es ist eine tolle Klinik. Ich wurde dort vor 3 Jahren wieder "hochgepäppelt", nach dem bei mir Knochenmetastasen gefunden hat und bestrahlt wurden. Das war im Juli 2001. Im Dezember 2001 wollte ich mit meiner Familie nach Mexiko fliegen um die Hochzeit unseres Sohnes mit einer Mexikanerin zu feiern. Ich dachte, ich erlebe es nicht mehr. Auch machte ich mir Gedanken um den langen Flug und die Umstellung. Was ist, wenn ich dort einen Arzt brauche?. Aber die " Freiburger" haben das wunderbar hinbekommen. Alle waren sehr besorgt um mich und haben mir wieder Mut und Hoffnung gegeben. Und so bin ich frisch und munter aus der Reha nach Hause(Nähe von Bremen)zurückgekehrt. Übrigens es war super toll in Mexiko und die Hochzeit ein unvergeßliches Erlebnis. Gesundheitlich fühlte ich mich in der 25Millionenstadt pudelwohl. Ich finde es toll, mit dem Fallschirmspringen und wünsche Dir, daß Du weiterhin nicht den Mut verlierst und so toll drauf bist. Alles Gute für Dich und viel Spaß beim Fallschirmspringen. Sonnige Grüße aus dem Norden von Inca
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  #6  
Alt 27.07.2004, 10:10
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Standard Landung in einem neuen Leben

Böblinger Kreiszeitung Artikel vom: 26.07.2004
Geglückter Fallschirmsprung von Marion Kittmann

Landung in einem neuen Leben

Die Erde hat sie wieder, diese Power-Frau Marion Kittmann, die ihrer Krebserkrankung trotzt. Ihr Tandem-Fallschirmsprung samt Landung auf dem Fußballfeld an der Bussardstraße in Böblingen war beeindruckend. Man sah die Maschine einschweben, hörte, dass die Motoren gedrosselt wurden und sah dann diesen winzigen Punkt am Himmel, die beiden Springer Marion Kittmann und Gert Eichinger im freien Fall, dann das beruhigende Öffnen des Fallschirms. Langsam und in großen Kreisen schwebten die beiden ein, gönnten sich kleine Kapriolen, und es gelang die Punktlandung, wie geplant.

Marion Kittmann ist wieder gelandet in einem Alltag, dem sie durch ihre Brustkrebserkrankung für ziemlich genau ein Jahr entrissen worden war. "Nie wieder in einem geschlossenen Flugzeug" wolle sie fliegen, so beeindruckend und schön war dieses Erlebnis für sie. Und "willkommen in meinem neuen Leben", waren ihre Grüße an die zahlreichen Gäste. Sie hat ihre Therapien erfolgreich hinter sich gebracht, sich mit ihrer Krankheit auseinander gesetzt, schlau gemacht und mit anderen Betroffenen zusammengetan. Sie will sich einsetzen für bessere Aufklärung und bessere Versorgung von Brustkrebspatientinnen.

Sie will aber auch ihr eigenes Leben verändern. Deshalb, so erläutert sie, brauchte sie diese Außenlandung, diese Erdberührung, für die etliche Sondergenehmigungen nötig waren. Ihre Familie und ihre Freunde haben sie erwartet, haben ihr zu Ehren Luftballons in den Himmel geschickt, ihr entgegen, als sie einschwebte. Angst, nein, die hat sie gar nicht verspürt, sie ist im Gegenteil da oben immer ruhiger geworden.

Wie es nun weitergeht? Nicht mehr als Personalberaterin, ihr Wertesystem hat sich verändert. Sie will im Gesundheitsbereich aktiv werden, vielleicht mit Entspannungstherapien, denn sie hat Dinge für sich entdeckt, die sie noch vor einem Jahr wohl eher belächelt hätte. Hätten die aufgelegten Kohlblätter ihres Physiotherapeuten nicht so verblüffend gegen den geschwollenen Arm geholfen, hätte sie sein Reiki-Angebot wohl skeptischer gesehen. Da es aber geholfen hat, ihr zum Beispiel auch wieder einen soliden Schlaf beschert hat, hat sie selbst an Reiki-Kursen teilgenommen. Inzwischen verkünden die Diplome auf der Homepage von erfolgreichen Abschlüssen dieser Lehrgänge. Ruhiger will Marion Kittmann noch werden, sich mehr zurücknehmen, nicht überall in der vorderen Reihe stehen müssen. Wer aber im Internet nach ihrem Namen sucht, der weiß, dass das nicht bedeutet, dass sie die Hände in den Schoß legen will. Denn genau so, wie sie sich in ihrem "vorherigen Leben" erfolgreich als Geschäftsfrau betätigt und engagiert hat, so engagiert sie sich jetzt für ihre Initiative "Aktiv gegen Brustkrebs".

Wer erfährt, dass sie diesen Tandemsprung - mit Hilfe der Jump-and-Fun-Factory aus Weil der Stadt - innerhalb von drei Wochen von der ersten Idee bis zur Ausführung zustande gebracht hat, der glaubt ebenso wie diese Powerfrau daran, dass sie ihre Krankheit hinter sich gelassen hat.
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  #7  
Alt 28.07.2004, 17:03
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Standard Hoffnung und neue Wege...

Hallo Ihr Lieben, vielen Dank...ich weiß jede von uns hat Ihren eigenen Weg mit dieser Krankheit umzugehen. Ich würde mich rießig freuen, wenn ich Euch auf www.aktiv-gegen-brustkrebs.de wiedertreffe.
Bis bald Marion
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  #8  
Alt 28.07.2004, 19:00
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Standard Hoffnung und neue Wege...

Ja, schön und mutig, liebe Marion!

Aber was schlägst du denn nun der "Frau Otto-Normalverbraucherin" vor, um aktiv wieder im Leben zu landen und neu zu starten - abseits von Events und Presserummel?? Sollen wir denn nun alle Internet-Sites lancieren, Bücher schreiben und unsere Lebens- und Leidensgeschichten erzählen... immer und immer wieder? Oder Aktionen starten: Schleifchen basteln, Lichtchen anzünden, Fallschirmspringen...

Mich würde interessieren, wie Frauen nach (Brust-) Krebs den Wiedereinstieg in eine (Teilzeit-)Berufstätigkeit geschafft haben, den Alltag mit und ohne Kinder wieder in den Griff bekommen haben, wieder zum normalen Leben zurückgefunden haben.

Vielleicht gibt es mehr davon, als man denkt. Ganz still und leise. Aber vielleicht hast du ja ein paar konkrete Vorschläge und praktische Tipps für uns. Bestimmt wären dir viele dankbar für ein Stückchen von deiner Power.

Alles Gute und lass wieder von dir hören!

Esperanda
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