Metastasen trotz / während Chemo?

[Dark Light]

Das Thema klingt vielleicht etwas naiv, aber zum besseren Verständnis hier in Kurzfassung die "Geschichte" meines Vaters (heute fast 71 Jahre):
Im Oktober 2003 wurde ihm wegen eines Adeno-Ca am gastro-ösophagalen Übergang der Magen, die Milz und die Bauchspeicheldrüse entfernt. Eine weitere Therapie (Chemo, Bestrahlung) erfolgte zunächst nicht.
Trotz des starken Gewichtverlustes und der anfänglichen Schwierigkeiten (Fatigue, Depressionen) hatte er sich sehr gut erholt, bis dann Ende 2005 der Lymphknoten über dem linken Schlüsselbein anschwoll und schließlich im Februar 2006 als bösartig erkannt und entfernt wurde.
Bereits seit Dezember 2005 hatte er starke Rückenschmerzen, die er (und sein Orthopäde) zunächst auf seine Skoliose und Wirbelsäulenversteifung führten. Leider wurde bei einem MRT aber eine Metastase im Gewebe zwischen Lunge und Speiseröhre mit Anwachsungen an zwei Wirbel mit einem Duchmesser von 5 cm festgestellt. Daraufhin folgte eine Bestrahlung mit 25 Sitzungen, die ihn sehr geschwächt hat.
Seit Oktober 2006 bekommt er im Vier-Wochen-Zyklus eine Chemo mit 5-Fluoracil und Carboplatin, die (Gott sei Dank) relativ nebenwirkungsarm ist (von gelegentlicher Übelkeit mal abgesehen).
Jetzt klagt er seit zwei Wochen wieder über starke Rückenschmerzen an einer dem Tumor nahe gelegenen Stelle. Von aussen spürt man dort einen extrem verhärteten Bereich, von dem ich hoffe, dass es "nur" der Muskelstrang ist.
Nun habe ich natürlich Angst, dass es doch wieder ein Tumor sein könnte.
Daher meine Frage: Kann es während einer Chemotherapie zu einer weiteren Metastasenbildung kommen? Sein Onkologe meint, es wäre tatsächlich nur ein orthopädischen Problem. Genaueres wird sich hoffentlich bei einem für Montag geplanten CT zeigen.

Ich möchte jetzt gern allen Teilnehmern des Forums danken. Ich habe im letzten halben Jahr sehr oft eure Beiträge gelesen, viel daraus gelernt und viel Hoffnung bekommen, dass Krebs doch nicht immer ein Todesurteil sein muss.
Allen Betroffenen und deren Angehörigen wünsche ich viel Kraft und Lebensmut und immer jemanden zum Reden oder Zuhören!!

[PapasKind]

Hallo Darkligt,
leider bin ich eine von denen, die relativ pessimistisch sind. Darum habe ich deinen Beitrag vor 2 Tagen schon gelesen und gedacht, dass dir vielleicht jemand antwortet, der das Ganze positiver sieht.
Mein Papa hatte eine sehr schlechte Diagnose T3-T4, No, M0 bei ED. Er hatte es im Magen und in der Speiseröhre. Zuerst wollten sie noch alles rausmachen, nach 4 Monaten Bestrahlung und Chemo, haben sie dann auf und wieder zu gemacht. Es wären schon Metastasen in Bauchfell und Leber zu sehen.
Er hat dann palliativ Chemo bekommen (5FU und c-Platin). Gestorben ist er am 27.11.2006 nicht am Magenkrebs direkt sondern an Lebermetastasten und Bauchfellmetastasen. 4 Wochen vorher hatte er noch eine Magenspiegelung mit der Diagnose. Unverändert bis leicht verkleinert.
Die Chemo hat auch gewirkt, jedoch nur auf Magen und Speiseröhre. Nicht aber auf Leber und Bauchfell. Das ist denke ich immer das Problem. Du brauchst für jeden Krebs eine andere Chemo.
Du kannst aber nicht alle Chemos geben, denn mit diesem Gift im Körper krepierst du auch.
Die Frage ist dann also: Woran stirbt du lieber?

Ich weiss, dass baut euch nicht auf. Ich habe auch gehofft bis zum letzten Tag, wie alle hier, aber gebracht hat es nichts.

Der Schmerz lässt nach, weil die Zeit vergeht, tatsächlich. Ich weiss schon nicht mehr wie er roch, wie er sich anfühlt, aber vergissen kann ich ihn nie. Man sieht ihn jeden Tag aus dem Haus kommen, Fahrrad fahren, lachen, arbeiten...

Sch..... Krankheit.
Trotzdem:
Kopf hoch

Ich denke jeden Tag an euch alle

[Dark Light]

Hallo, PapasKind,
leider hattest du mit deiner negativen Prognose recht. Mein Papa hat uns am 09.06.07 verlassen. Es war tatsächlich ein schnell wachsender Tumor, der dank der Bestrahlung im letzten Jahr nicht mehr empfänglich für die Chemos war. Er verursachte extrem starke Schmerzen, die wir jedoch mittels einer Schmerztherpie mit Morphin gut im Griff hatten. Bis zum Schluss hat er gekämpft. Am 02.06. wollte er dann nicht mehr aus dem Bett aufstehen und verweigerte die normale Nahrung (er bekam seit Mitte April nachts Zusatznahrung über den Port). Er wurde immer schwächer und die Schmerzattacken immer häufiger. Am 07.06. kam dann noch Tumorfieber abwechselnd mit Schüttelfrost hinzu. Am 09.06.2007 nach einer ganz schlimmen Schmerzattacke (die wir aber mit Morphin in den Griff bekamen) ist er dann in seine neue Heimat ohne den Sch...krebs gegangen.
Ich kann es bis heute noch nicht glauben, dass er niemals wiederkommen wird. Manchmal denke ich, er ist im Krankenhaus oder zur Kur und will ihn gerade anrufen, wenn mir die schreckliche Wahrheit wieder bewußt wird.
Der einzige Trost, den ich finden kann, ist der, dass er ohne Schmerzen mit einem Lächeln auf den Lippen einschlafen konnte. Er sah im Moment des Todes so glücklich und erleichtert aus und ich bin dankbar, dass ich dabei sein durfte und er es so leicht hatte.
Ich wünsche allen Kranken und Angehörigen die Kraft, die sie brauchen, um die Zeit durchzustehen.
Mein Papa hat an seinem letzten Tag noch zu uns gesagt, er gehe nur vor und wir würden ihm irgendwann folgen...
Ich freue mich jetzt schon auf dieses Wiedersehen.......

[Christian S.]

Liebe Dark Light,

mein aufrichtiges Beileid zu deinem Verlust. Nun ist seine Qual endlich zu ende und keine Schmerzen quälen ihn. Ich habe leider dieses Thema übersehen sonst hätte ich vielleicht was dazu geschrieben.

Magenkrebs gehört zu den nicht therapierbaren Karzinomen, da ist für eine Heilung der radikale Schnitt die einzige kurative Lösung. Sobald er gestreut hat spricht man nur noch von palliativer Behandlung und nicht mehr kurativ. Chemotherapie bringt bei einem Magenkarzinom keine Heilung. Leider. All diese Tatsachen erfährst du nicht von hiesigen Medizinern oder von wenigen.

Viel Kraft für die kommende Zeit.

Christian S.

[PapasKind]

Hallo Dark ligth,
auch von mir mein herzliches Beileid. Ich weiss, wies dir geht. Auch heute noch denke ich, mein Vater kommt gleich den Berg hochgeradelt zu mir.

Es ist immer noch sehr sonderbar. Meine Tochter hat heute ihren ersten geburtstag gefeiert. Letztes Jahr um die Zeit, war der Opa noch da. Sie wird ihn nie kennenlernen und liebenlernen.

Aber ich werde ihn, wie du deinen Papa sicher niemals vergessen.

Mitfühlende Grüsse.
Silvia


P.S. Danke Christian für deine gefühlvollen Worte
(@Christian: du weisst ja, wie ichs meine)