Welche Chemo`s gibt es?

[Susanne04]

Hallo!

Ich hab schon mal geschrieben.
Meine Schwiegermutter wurde im Oktober 2010 gewhippelt, es wurde die Bauchspeicheldrüse und die Galle entfernt. Danach bekam sie Chemo, die sie relativ gut vertrug und auch wirkte. Im März 2012 wurden leider Lebermetastasen festgestellt, inoperabel.
Als Chemo bekam sie Xeloda, diese vertrug sie aber überhaupt nicht. Ihr war den ganzen Tag übel, sie war total schwach und zum Schluss mussten wir sie sogar ins Krankenhaus einliefern lassen, da sie kurz vorm Austrocknen war. Sie musste schon würgen, wenn sie nur an die Tabletten dachte.
Im KH wurde sie über den Port 2 Tage künstlich ernährt und danach ging es aufwärts. Im KH wurde auch eine Lungenentzündung festgestellt und mit Antibiotika behandelt. Nach 12 Tagen kam sie wieder nach Hause, das ist jetzt 10 Tage her. Inzwischen geht es ihr körperlich wieder besser, sie ist zwar noch müde, hat aber wieder Appetit und isst auch wieder kleine Mengen. Leider hat sie jetzt Wasser in den Beinen und im Bauch dazubekommen. Am Freitag war sie zur Kontrolle im KH und da bekam sie entwässernde Tabletten. Es wird langsam besser.
Jetzt kommt aber der Hammer. Sie sagt im KH dass sie die Xeloda-Tabletten auf keinen Fall mehr nehmen würde, denn dann würde sie in 2 Wochen wieder in so einem schlechten Zustand sein und das will sie nicht. Leider war der Arzt nicht besonders nett.
Unter anderen fragte sie den Arzt auch, ob sie denn etwas auf der Lunge hätte da sie sich so schwer beim atmen tue. Er sagt, da sehe man schon Schatten aber es wäre noch genug Raum zum atmen da. Auf ihre Frage, ob die Schatten Wasser oder Metastasen seien, sagt er: Egal was es ist, es ist noch genug Raum zum Atmen da.
Also wenn ich dabei gewesen wäre, ich wäre ihm glaub ich an die Gurgel gesprungen.
Zu Hause lese ich mir den Befund durch und da steht doch tatsächlich, dass die Chemotherapie wegen Unverträglichkeit beendet sei.
Tja, das saß. Auf meine Frage, ob es denn keine Alternative gebe, sagte sie mir, dass der Arzt gesagt hätte, nein.
Jetzt hab ich hier im Forum aber gelesen, dass es doch verschiedene gibt.

Könntet ihr mir bitte Tipps bzw. Infos geben?

Vielen Dank und liebe Grüße an alle
Susanne

[Susanne04]

So, heute war ich mit bei der Kontrolle. Es wurde Blut abgenommen.
Beim Arztgespräch, der Arzt war sehr nett und ehrlich, kam raus, dass es keine passende Chemo mehr gibt, da Gemzar (was sie damals beim BSDK bekam) nur eine Zeit lang hilft und danach wird Xeloda "probiert". Bei denjenigen, die Xeloda vertragen, hilft es eine Lebensverlängerung zu erzielen und manche, zu denen leider auch meine Schwiegermutter gehört, vertragen es überhaupt nicht.
Es gibt noch andere Chemo`s, aber die sind lt. seiner Aussage aggressiver als Xeloda und wir sollen abwägen, ob sie sich die Nebenwirkungen noch "antun" will, oder die Zeit die sie jetzt noch hat, so halbwegs genießen möchte.
Er hat auch gemeint, dass es jetzt Woche für Woche schlimmer/schlechter werden wird und das Wasser mehr werden wird. Er war sehr nett und hat ihr Mut gemacht, nicht zu lange zu warten, wenn ihr das Wasser im Bauch unangenehm ist. Sie soll einfach im KH in der Ambulanz anrufen und dann kann sie kommen und sie lassen dann Wasser ab.
Wir werden jetzt auch die 24-Stunden-Pflege in die Wege leiten, sie ist doch schon sehr schwach und ich kann mich durch meine beiden Zwerge (5 und 2 1/2 Jahre) auch nur bedingt um sie kümmern.
Der Arzt sprach davon, dass sie nicht mehr allzu lange Zeit hat, aber es sagte uns auch schon der Hausarzt, dass es fraglich ist, ob sie Weihnachten noch erlebt.

Das ist total Scheiße, wenn ich das Schreiben darf. Ich finde es einfach ätzend. Sie ist 60 und könnte ihre Enkelkinder aufwachsen sehen, Ausflüge machen oder einfach nur ihre Pension genießen, aber es ist ihr leider nicht vergönnt.

Liebe Grüße, Susanne

[theresa_n]

Hallo Susanne,
ich bekomme seit neuestem Tomudex (Raltitrexed), und mein Onkologe hat mir erklärt, dass das die "intravenöse Variante von Xeloda" sei. Vielleicht verträgt deine Schwiegermutter das ja besser? Nachfragen kostet nix....
Ich halte fest die Daumen!
Alles Liebe,
theresa

[Susanne04]

Hallo theresa_n!

Seit wann bekommst du die Chemo und wie verträgst du sie?

Liebe Grüße, Susanne

[theresa_n]

Hallo Susanne,
ich habe letzte Woche zum ersten Mal die halbe Dosis bekommen, weil ich am Vortag bereits den ersten Teil meiner "alten" Chemo erhalten habe. Da die CT zeigte, dass diese nicht mehr griff, hat mir mein Onkologe die Gabe des zweiten Teils erspart und mir gleich Tomudex, dafür eben nur die halbe Dosis, gegeben.
Insofern kann ich jetzt nicht wirklich sagen, welche Nebenwirkungen wovon (Tomudex oder die schräge Kombination) sind. Ich war müde und abgeschlagen, mehr als sonst. Hatte leichte Verstopfung und wenig Appetit. Genauer kann ich es wohl in ein paar Zyklen (Abstand: 3Wochen) sagen.
Alles Liebe,
theresa

[Susanne04]

Hallo theresa_n!

Ich hoffe, dass diese Chemo bei dir wirkt und wünsche dir alles Gute.

Hat vielleicht jemand von euch Tipps bzw. Buchtipps wie man Kinder (5 und 2 1/2 Jahre) auf den Tod der Oma "vorbereitet".
Ich denke, dass es gerade bei der Kleinen besonders schwierig wird und überlege sogar, ob ich sie überhaupt mit auf das Begräbnis nehme, da sie das Ganze, auch mit Vorbereitung, nicht wirklich versteht. Und dass sie dann in der Kirche fragt, wo ist die Oma, davor graut mir jetzt schon.

Liebe Grüße und viel Kraft an alle.
Susanne

[theresa_n]

Hallo Susanne,
ich denke es ist wichtig, dass du ihnen die Wahrheit sagst. Sie spüren ohnehin, dass alle Erwachsenen um sie herum sich Sorgen machen. Aus der Sache ein Geheimnis zu machen, schadet in der Situation wohl mehr als es hilft.
Vielleicht unterschätzt du deine beiden auch ein wenig. Die meisten Kinder haben einen einfachen und klaren Zugang zum Thema sterben, wir werden erst beim Erwachsenwerden immer verkorkster
Vetraue deinen Kindern und erkläre ihnen erstmal, dass die Oma schwer krank ist. Besucht sie, lass deine Kinder Fragen stellen und bitte deine Schwiegermutter, sie einfach zu beantworten, soweit es geht.
Wahrscheinlich kommt dann irgendwann die Frage "musst du jetzt sterben?" und ein "das kann schon sein" wird wohl ausreichen.
Es ist sicher besser, wenn sie bewusst und mit ausreichend Zeit Abschied nehmen können, dann ist das sterben für sie begreifbar und der Trost, dass die Oma dann ein Engel und ihr Schutzengel ist, ein echter. Wir haben alle ein "Ablaufdatum", nur denken wir immer, dass das erst in 100 Jahren ist. Eine solche Erkrankung zwingt uns dazu, genauer hinzusehen. Unangenehm, ich weiß. Aber ihr schafft das schon
Ich halte dir ganz fest die Daumen, dass ihr die richtigen Worte zur rechten Zeit findet. Deine Kinder helfen euch sicher dabei!
Alles Liebe,
theresa

[Susanne04]

Hallo theresa_n!

Die Große versteht es auf jeden Fall, dass die Oma krank ist und sterben wird. Es wird für sie bzw. für beide realer werden, wenn es Oma dann mal schlechter geht, jetzt wo es ihr noch halbwegs gut geht, denken sie wahrscheinlich, die Oma ist halt müde.
Ich muss es sowieso auf mich zukommen lassen.
Ach ja, wir wohnen im selben Haus und besuchen sie daher eh mehrmals am Tag.

Liebe Grüße
Susanne

[orangensaft]

Hallo,
warum sucht ihr für die Oma keine Zweitmeinung Klinik.wenn sie Xeloda nicht vertragen kann, das bedeutet nicht dass Sie die andere Chemos oder Antikörper nicht vertragen kann,versuchen tut's nicht
alles Gute
Orangensaft

[Susanne04]

Hallo Orangensaft!

Meine Schwiegermutter hat abgeschlossen, sie möchte keine Chemo mehr, sie hat inzwischen auch Metastasen in der Lunge und einen kugelrunden Wasserbauch.
Sie liegt ganzen Tag im Bett, steht nur kurz auf, um die wichtigsten Dinge zu erledigen, essen, Toilette, umziehen, waschen, Tabletten nehmen, etc.
Sie ist einfach zu müde. Es ist ihr jetzt schon alles zu anstrengend, sie würde keine Chemo mehr vertragen.

Trotzdem danke und liebe Grüße
Susanne

[Susanne04]

So, ein kurzes Update von uns:

Meiner Schwi-Mu geht es heute garnicht gut, sie ist extrem müde, schlapp, hat sich ganzen Tag nicht aufraffen können um sich zu waschen. Isst ein paar Bissen und das wars. Meistens kommt es etwas später wieder hoch. Ich rechne schon damit, dass sie bald sagt, sie will garnichts mehr essen. Würd ich, ehrlich gesagt, verstehen.
Heute hab ich ihr eine 24-Stunden-Plege organisiert. Die Schwester kommt morgen am vormittag vorbei und ist sogar eine Palliativ-Schwester. Mal sehen.
Jetzt müssen wir noch ihr Zimmer etwas herrichten.

Es ist schon traurig, wenn man zusehen muss, wie ein agiler, lebensfroher Mensch in so kurzer Zeit sich verändern kann (hauptsächlich körperlich). Geistig ist sie sehr gefasst, zumindest nach aussen hin. Ich glaube, ich würde verrückt werden, wenn ich wüsste, dass ich in absehbarer Zeit sterben würde.

Mir läuft gerade eine kalter Schauer über den Rücken und am liebsten würde ich schreiend davonlaufen.

Ich habe vor 6 Jahren meinen Großvater (nicht ihr Mann) beim Sterben begleitet und hatte gehofft, dass ich das nicht so schnell wieder durchmachen muss.

Ich wünsche allen die es brauchen ein großes Kraftpaket. Ihr bzw. wir schaffen das.

Liebe Grüße, Susanne

[lunaka]

Hallo Susanne, ich kann deine Situation sehr gut verstehen. Mein Vater hat BSDK (siehe einen anderen Beitrag von mir), ist auch erst 60 und ich muss auch meiner kleinen Tochter (3), die den Opa über alles liebt, irgendwie von Tod und Sterben berichten.

Jedoch können Kinder damit sehr gut umgehen, wenn man mit Ihnen spricht, sobald sie fragen. Ich habe auch schon gesagt, weil sie fragte, dass man sterben kann, wenn man sehr krank ist. Natürlich weiß sie nicht, was Tod ist, aber wenn es soweit ist, will ich ihr einfach sagen, dass ihr Opa jetzt auch ein Stern am Himmel ist und jeden Tag auf sie schaut.

Zur Chemo möchte ich nur folgendes sagen: mein Vater hat jetzt die 2. Die erste war mit Gemcitabine, jetzt bekommt er eine Kombi aus Gemcitabine und Erlotenib. Nur Gemcitabine war eigentlich ganz ok für ihn, er hat nicht abgenommen, hatte keine Übelkeit, keinen Durchfall. Jedoch hatte er ziemliche Wassereinlagerungen im Knöchel und Fuß und eine starke Entzündung im linken Fuß, so dass er zeitweise sehr schlecht laufen konnte oder gar nicht vor lauter Schmerzen. Er hatte immer Freitags Chemo und der Ablauf bei ihm war meistens gleich: Samstag ok, Sonntag leichtes Fieber bis Montag, Dienstag ging es etwas besser und Mittwoch und Donnerstag waren immer seine "guten Tage". Die Chemo hat 6 Monate gedauert, gebracht hat sie leider nichts.

Nach der OP im Januar 2012 konnte man keine Metastasen feststellen, aber 9 von 18 entnommenen Lymphknoten waren schon befallen. Nach 6 Monaten (September 2012) dann CT und Metastasen in der Leber festgestellt. Er kann jetzt also nur noch mehr oder minder palliativ behandelt werden mit der 2. Chemo. Prognose: durchschnittliche Überlebensdauer 8 Monate in seinem Stadium. (größte Lebermetastase 2,3 cm, 7 Stück in 6 von 8 Leberbereichen).

Deshalb will ich da noch folgendes sagen: eine Chemo muss man sich sehr gut überlegen! Gerade wenn deine Mutter/Schwiegermutter? sehr schlecht darauf reagiert und zahlreiche Nebenwirkungen hat, muss man Aufwand und Nutzen sehr genau überlegen!! Man sollte sich keine Illusionen machen, so hart das klingt. Aber eine Chemo bei Metastasen (in der Leber) verlängert das Leben nur um durchschnittlich 5 Monate! Bei manchen Menschen sogar nur um lächerliche 2 Wochen. Da gibt es etliche Berichte im Internet dazu. Diese kurze Zeit des längeren Lebens lohnt sich meines Erachtens aber NUR, wenn man keine zu starken Chemowirkungen hat. Bei heftigen Nebenwirkungen ist man meines Erachtens besser dran, noch ein paar gute Woche ohne Chemo zu haben, als sich bis in den Tod nur zu quälen.

Das muss natürlich jeder selbst wissen, was er für die Psyche braucht. Jedoch ist es leider bei den palliativen Chemos oft eher was für den Geist (nach dem Motto "wir haben alles versucht"), als dass es dem Körper wirklich was bringt. Natürlich haben auch wir Hoffnung, jeder wünscht sich ein Wunder. Aber sehr realistisch ist das bei BSDK leider meistens nicht.

Genießt jede Minute zusammen, versucht soviel Alltag wie möglich. Alles Gute!

[Susanne04]

Hallo Lunaka!

Danke für deine Antwort. Da haben wir ja das gleiche Schicksal.

Meine "Große" hat mich heute gefragt, warum es Oma jetzt immer schlechter geht. Ich habe gesagt, dass sie sehr krank ist und sie fragte mich dann, ob sie auch daran sterben kann und ich habe gesagt, ja das kann sein.
Mehr wollte sie nicht wissen.
Es ist schon bemerkenswert, wie die Kinder mit dem Thema Tod und Sterben umgehen, es wäre interessant, was in ihren Köpfen so vor sich geht bzw. welche Gedankengänge sie haben.

Meine Schwiegermutter bekam beim Bauchspeicheldrüsenkrebs vor 2 Jahren auch eine reine Gemcitabine-Chemo und die vertrug sie bis auf etwas Übelkeit und Müdigkeit ganz gut. 2 Tage nach der Chemo waren nicht so toll, aber danach wars ok.
Die Xeloda-Chemo, die sie dann wegen der Lebermetas bekam, vertrug sie überhaupt nicht mehr. Es ging soweit, dass sie alles erbrach, auch Wasser und wir sie sogar ins Krankenhaus wegen Dehydration bringen lassen mussten.
Da die ganze Leber von Metas befallen war und eine OP daher nicht möglich war, riet ihr der Arzt von einer anderen Chemo ab, da die Nebenwirkungen noch schlimmer werden würden und das wollte sie nicht.

Inzwischen hat sie auch Lungenmetas und der Verdacht auf Knochenmetas an einer Rippe.

Sie baut körperlich immer mehr ab, ist zu allem zu müde, muss sich zu allem überwinden, auch zum essen, da sie einfach keinen Hunger hat.
Mal sehen, es wird in nächster Zeit noch viel auf uns zukommen und es wird nicht leicht, das weiß ich jetzt schon.

Liebe Grüße, Susanne

[Susanne04]

Meine Schwiegermutter liegt im Sterben, sie kämpft wie eine Löwin. Seit Freitag abend erbricht sie frisches Blut und bekommt inzwischen Vendal gespritzt und Infusionen für die Flüssigkeit, damit sie nicht ganz austrocknet.
Wir müssen jederzeit damit rechnen, dass sie für immer einschläft.

Es schwirren gerade so viele Gedanken durch meinen Kopf, ich weiß garnicht, was ich zuerst machen soll.

Ich wünsche euch trotzdem, vor allem die auch gerade kämpfen bzw. in so einer Situation sind alles Gute und viel Kraft.

Liebe Grüße
Susanne

[mynona67]

Liebe Susanne,

ich schicke dir viel Kraft für die Zeit die nun vor dir liegt.


Gruß Heike