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Alt 12.05.2015, 14:57
Christian82 Christian82 ist offline
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Registriert seit: 12.05.2015
Beiträge: 1
Standard Krebs-Beziehungskiller?

Hallo Zusammen,

meine Freundin (27) ist letztes Jahr an Gebärmutterkrebs erkrankt. Wir waren 6 Jahre zusammen und trotz der Nachricht, dass wir beide keine gemeinamen Kinder bekommen können, sowie zwei schwere OP's haben wir diese schwere Zeit gemeinsam überstanden. Sie entschied sich gegen eine Chemotherapie und um der Naturheilkunde zu vertrauen. Auch hier unterstützte ich meine Freundin. Viele im Famielien -und Freundeskreis, versuchten sie zu einer Chemotherapie zu überreden. Ich fungierte dort als Prellbock und habe die Kritik angehört und diese Kritik von meiner Freundin ferngehalten. Während dieser Zeit versuchte ich alles, sie zu schützen und zu unterstützen. Ich war auch selber am Ende meiner Kräfte.

Momentan hat sich meine Freundin gut erholt und befindet sich auf Kur. In der ersten Woche haben wir viel telefoniert, doch nach einiger Zeit,wurde der Kontakt weniger und kürzer. Als dann mein Besuchswochenende war, schickte sie mich eine Nacht früher als geplant nach Hause, sie brauchte Ruhe und sagte mir, sie ist sich ihrer Gefühle nicht mehr sicher. Ich hab Ihr ihre geforderte Zeit gegeben. Nach einer Woche ohne jeglichen Kontakt, beendete sie unsere Beziehung. Sie sagte sie liebt mich nicht mehr. Andere plausible Gründe konnte sie mir nicht wirklich nennen.
Seit dem telefonieren wir aber regelmäßig, schreiben viele sms's und wollen in zwei Wochen noch in den bereits gebuchten Urlaub fahren. Danach will sie den Kontakt abbrechen. Sie sieht mich jetzt als besten Freund und redet sehr viel mit mir über ihre Situation, Motivation und Ziele. Teilweise telefonieren wir 6 Stunden am Stück und reden. Als ich vorsichtig nachfragte, sagte sie aber sie hat weiterhin keine Gefühle mehr und sieht keine gemeinsame Zukunft.
Ich merke, wie sie sich immer mehr zurück zieht und will nur noch alleine sein und vorerst alleine leben. Auch von ihrem Freundeskreis und Familie zieht sie sich zurück. Sie will alleine von vorne anfangen.
Hat jemand auch schon solche Phasen erlebt? Ich habe ja etwas Verständnis,dass sie keine Gefühle hat (aufgrund ihrer schweren Krankheit und Belastung) und aus Liebe zu ihr, bin ich das für sie, was sie sich wünscht: ein guter Freund und mehr nicht.
Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte. Ich liebe sie über alles aber meine Kräfte schinden langsam.
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gesammelt? Soll ich ihr Zeit geben und hoffen, sie kommt zu mir zurück? Oder soll ich sie gehen lassen und unsere Beziehung aufgeben?! Nur das möchte sie ja auch nicht, weil sie mit niemanden so reden kann wie mit mir, das sagt sie zumindest.
Ist es nur eine normale Phase, dass sie sich zurück zieht und alleine leben möchte oder hat der Krebs unsere Liebe besiegt? Ich mache mir große Sorgen um sie und würde ihr so gerne noch mehr helfen und sie zurück gewinnen. Ich bin für jeden Ratschlag dankbar.
Vielen Dank vorab für eure Meinungen.
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  #2  
Alt 12.05.2015, 16:08
Mathias974 Mathias974 ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 26.06.2013
Ort: Bremen
Beiträge: 279
Standard AW: Krebs-Beziehungskiller?

Hallo Christian,

erstmal tut es mir leid was ihr alles durchmachen müsst.


Nun zum eigentlichen Thema und da schreibe ich dir nur meine Meinung und Erfahrungen aus meiner Sicht als Betroffener.

Diese Krankheit bringt einen an den Punkt wo sich alles verändert, nichts mehr ist so wie es vorher war.
Deine Freundin ist sehr jung und es kann viele Gründe haben weshalb sie sich zurückzieht. Keine Kinder, evtl möchtest du welche, oder sie sieht sich als Last. Das kann so viele Ursachen haben und meistens braucht man therapeutische Hilfe. War auf jeden Fall bei mir so.

Als ich in der Krebstherapie war, Operationen, Chemotherapie, AHB u.s.w., gab es nicht viel Zeit zum nachdenken. Danach kam die Zeit zum reflektieren, also was möchte ich und was erwarte ich. Was will meine Partnerin und kann ich dem gerecht werden. Was bedeutet das alles zukünftig, ist mein Leben bald vorbei oder versuche ich durch Rückzug und Trennung, meiner Familie es einfacher zu machen.
Man hat so viele Gedanken, die teilweise echt verwirrend für einen Selbst sind.

Als ich dann in der AHB war, bin ich extra 400km von zuhause weg gewesen, denn ich brauchte Zeit, Zeit für mich und Zeit zum nachdenken. Ich wollte in der ganzen Zeit keinen Besuch und habe das so auch durchgezogen. Denn in erster Linie ging es um mich und darum einen klaren Kopf zu bekommen.
Ich war also im schönen Marburg, viel in der Natur und es war dort sehr ruhig.

Dann kommt die Angst, die "Verständnislosigkeit der Angehörigen", so sieht man es Anfangs. Das ist alles so komplex, dass dir keiner wirklich sagen kann was dich erwartet, oder wie es weitergeht.

Jetzt knapp 18 Monate später habe ich mich gefangen und sehe vieles anders. Natürlich bin ich bei meiner Familie, sie hat immer hinter mir gestanden. Meine Entscheidungen bzgl. Therapie, wurden niemals in Frage gestellt. Denn das war mir immer wichtig "Meine Erkankung / Meine Entscheidungen".

Vllt braucht deine Freundin momentan einfach nur einen Guten und Vertrauten Freund. Ohne jegliche Anforderungen oder ähnlichem.
Ich weiß das es nicht immer fair für den Partner ist, nur solltest auch du dir überlegen, wie weit du gehst und wie weit du gewisse Dinge vertragen kannst.



Wünsche Euch alles Gute
Mathias
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Stichworte
beziehungskiller, gebärmutterhalskrebs


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