Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Thema geschlossen
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 29.11.2017, 12:32
Nicitzka Nicitzka ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.11.2017
Beiträge: 62
Standard Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Hallo liebe ForumschreiberInnen,

ich bin neu hier, lese aber schon seit ein paar Wochen immer mal wieder mit.
Kommentiert habe ich auch schon. Jetzt möchte ich selber einmal schreiben.

Irgendwie ist es unsinnig, sich Meinungen einzuholen, dazu ist der Verlauf schon zu schwer, denke ich. Es ist schon zu spät, wahrscheinlich.

Was ich mir aber irgendwie erhoffe, Mut, Stütze oder was auch immer.

Meine Mutter hat seit knapp 3 Monaten die Diagnose Leberzirrhose Child C sowie Leberkrebs (2 Geschwulste), bedingt, sicher durch lebenslange Probleme mit den Leberwerten (wie ich es erst jetzt weiß) aber vor allem durch ihre Alkoholsucht.

Es sind im Grunde also gleich zwei schwerwiegende Krankheiten, die zu schaffen machen, wenn auch die eine die andere bedingt bzw. hervorgerufen hat.

Da meine Mutter nie zum Arzt wollte und wir sie nicht dazu überreden konnten, mussten wir den Zerfall über sehr viele Jahre ansehen.
Ich habe als Tochter (un dmein Papa ebenso) ansehen müssen, wie sie sich selbst zerstört. Hilfe habe ich ihr immer wieder angeboten, leider ohne jeden Erfolg.

Es gab mehrere Stürze in den letzten Jahren, die „repariert“ wurden. Die Frage, ob die verschiedenen Abteilungen in den Krankenhäusern nie gesehen haben, dass die Probleme eigentlich anders gelagert waren und nie die Werte genau angeschaut wurden, macht mich rasend.

Der letzte Sturz mit Wunde liegt über ein Jahr zurück und dort haben wir einen Neurologen (ich war mir sicher, dass meine Mutter Polyneuropathie hatte) auf die chirurg. Abteilung kommen lassen, der aber wohl kein Interese hatte.

Durch einen Zufall, (meine Mutter hatte vor kurzem viel Blut verloren), konnten wir sie dazu zwingen ins KH zu gehen. Diese Abteilung stellte dann schnell fest, dass sie nach der Behandlung und Bluttransfusionen, auf die Innere verlegt werden musste, da die Leberwerte katastrophal waren. Dort ging alles seinen Gang. Ab da sprach ich mit den Ärzten und mir als Tochter teilte man auch die niederschmetternde Diagnose mit. Seitdem trinkt sie zum ersten Mal nichts mehr (leider zu spät!)

Der Assistenzarzt teile mir dann jedoch mit, dass sei in der Tumorkonferenz entschieden haben, meine Mutter in einem anderen KH mit einer TACE zu behandeln. Dieses Angebot nahmen wir wahr und so bekam sie schnell 2 TACES innerhalb der letzten 2 Monate, die sie ganz gut vertrug.

Der Zustand besserte sich sogar kurzzeitig. Leider mussten wir letzte Woche erfahren, beim Kontrolltermin, dass sie zwar die Arterien fanden und dort das Chemotherapeutikum einbrachten, dieses aber auf unauffindbare Weise wieder ausgespühlt wurde (abfloss). So habe ich es jedenfalls verstanden.

Es gäbe leider keine Erfolgschance mehr (zu 99%). Sie stellten die Therapie ein und überliessen usn, einen Onkologen aufzusuchen. Dabei rieten sie jedoch noch vor der ersten TACE ab, eine reguläre Therapie (z.B. mit Nexavar) zu machen, wobei ich zustimmte, da der Zustand meiner Mutter nicht gut ist.

Sie schläft sehr viel und ist k.o. Essen tut sie auch nicht sehr viel. Ich habe das Gefühl, der Zustand hat sich seit ein paar Tagen verschlechtert.

Wir haben sie noch einmal zu einem kleinen Geburtstag zu Verwandten mitgeschleppt, wobei es ihr aber nicht gut ging und sie sehr stark gefroren hat. Sie friert übrigens immer. Das kommt wohl von der Blutarmut.

Wir haben nun mit dem Hausarzt beschlossen uns nochmal eine Zweitmeinung in einem anderen KH einzuholen. Ich frage mich allerdings, ob es Sinn macht.
Als Angehörige möchte man nichts unversucht lassen und doch weiss ich nicht, ob es nur Quälerei wäre.

Ich schreibe das so nüchtern runter, bin aber zutiefst traurig und weine viel.

Habt ihr denn Erfahrungen, Tipps, Worte für mich?

Ps. Falls jemand der Meinung ist, Alkoholiker haben es nicht anders verdient,
bitte spart euch den Kommentar.

LG Nicitzka
  #2  
Alt 29.11.2017, 16:45
vintage vintage ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.05.2009
Beiträge: 745
Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

hallo nicitzka,

es ist nicht einfach, menschen, die man mag, an die sucht zu verlieren.

ich habe nicht verstanden, was du im titel meinst mit "bereits im leberkoma(?)"?
ist deine mama schon im leberkoma?
dann ist eigentlich nichts mehr machbar.
sie würde hinüberschlafen.

falls sie es nicht ist:
für eine zweitmeinung reichen ja die befunde auf einer cd oder per email, um sie an ein qualifiziertes KH zu senden.
warum nicht, das kann euch helfen, die situation beurteilen zu können.

frieren kann auch vom schlechten gesamtzustand bzw. vom stadium her kommen,
da ja scheinbar kaum noch ressourcen im körper vorhanden sind.

euch viel kraft!
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
  #3  
Alt 29.11.2017, 19:20
Safra Safra ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.12.2012
Ort: Sachsen-Anhalt
Beiträge: 533
Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Hallo Nicitzka,

ehrliche Meinung? Ich glaube auch, dass da nicht mehr viel zu machen ist. Die Leberzirrhose ist nun mal da. Und dazu noch der Krebs, eine häufige Folge. Natürlich könnt Ihr Euch eine zweite Meinung holen, aber ich habe so Zweifel, ob sich daraus was anderes ergibt.

Bitte überlegt Euch genau, was Ihr Eurer Mutter noch zumuten könnt und wollt. Weiß sie um den Ernst der Lage? Was will sie selber? Hat sie noch großen Kampfgeist? Wichtig ist, dass sie auf alle Fälle eine gute Therapie bekommt, die die Symptome lindert, also z.B. Schmerzen. Sie ist ja schon schwach, so dass sie eine Chemo wahrscheinlich schlecht verkraften und eventuell noch eher sterben würde als ohne.

Viele Grüße! Safra
__________________
"Die Hoffnung ist der Regenbogen über den herabstürzenden Bach des Lebens."
Friedrich Wilhelm Nietzsche

Geändert von gitti2002 (30.11.2017 um 02:01 Uhr) Grund: Nutzungsbedingungen!!
  #4  
Alt 29.11.2017, 19:45
Nicitzka Nicitzka ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.11.2017
Beiträge: 62
Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Vielen Dank für euere Antworten.

@vintage: sie ist sehr sehr müde und schläft viel. Im wachen Zustand ist sie relativ orientiert, aber hat große Gedächtnislücken usw. Ich dachte, ein Leberkoma hat mehrere Stadien. Und ja, sie isst noch etwas (wenig) und steht ab und zu auf. Leider tun ihr auch alle ihre Knochen weh.

Der Allgemeinzustand ist schlecht.
Durch die Tace war kurz eine echte Besserung da. Da die Medikamente aber irgendwie ausgespühlt werden (Ärzte wissen nicht wie genau), unterlässt man jetzt die weitere Behandlung.

Eine Zweitmeinung ist uns wichtig, auch dazu. Eine Chemo würde ich wahrscheinlich ablehnen.

Meine Mutter äußert sich dazu nicht. Sie vergisst entweder was sie hat oder verdrängt es. Sie nickt einfach. Auch wenn ich sie darauf anspreche, mit ihr versuche Dinge zu klären, möchte sie sich damit nicht beschäftigen.
Auch als die Ärzte ihr (sehr nett) ihre Diagnose ausgesprochen haben, hat si enur geschuat und das wars. Schnell wurde nur noch mit mir oder meinemn Papa kommuniziert.

Leider kann ich bei dem Termin nicht dabei sein, werde meinem Papa aber einen Fragenkatalog zusammen schreiben.

Ich möchte was tun und weiß nicht was. Ausser, dass ich einfach da bin.

Was mir besonders wichtig ist, dass in Erfahrung gebracht wird, was palliativ möglich ist. Schmerzlindernd, Allgemeinzustand bessernd, quasi. Also einfach unterstützend.

Leider habe ich im Abschlussbericht des KH lesen müssen, dass ein äußerst aggressiver Krebs (Metastase) in der Lunge gefunden wurde. Wurde uns bisher nicht kommuniziert, sowie Varizen in der Speiseröhre, wo es erst hiess, da wäre nichts.

Wer übernimmt denn diese palliativen Maßnahmen? Der Hausarzt?
Über wen läuft das?

Dank euch. Es ist einfach schrecklich.

LG
  #5  
Alt 29.11.2017, 19:53
vintage vintage ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.05.2009
Beiträge: 745
Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

ich würde mich nach einem platz auf einer palliativstation oder in einem hospiz umzusehen.
man wird als angehörige entlastet und hat zeit für die zwischenmenschlichen /emotionalen "Sachen", also das Abschiednehmen etc.

sie betüteln kann man ja trotzdem dort auch und darauf achten,
dass das Lebensende würdig verläuft. das "dasein", liebe n. , ist tatsächlich das, was du schon machst und was man tun kann aus liebe.
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...

Geändert von gitti2002 (30.11.2017 um 02:02 Uhr) Grund: NB
  #6  
Alt 29.11.2017, 22:13
Nicitzka Nicitzka ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.11.2017
Beiträge: 62
Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Liebe Vintage,

mich würde interessieren, wie Palliativmedizin/Therapie Zuhause angewendet wird und wie ich jemand finde, der sie Zuhause versorgt.

Im Moment hat sie noch keine gravierenden Schmerzen. Das kann natürlich alles kommen und dann kann ein Hospiz die bessere Adresse sein, auch wenn wir uns glaube ich wünschen, dass sie Zuhause bleiben kann.

Wenn aber Schmerzen unerträglich würden, dann wäre ein Hospiz die bessere Adresse. Wir haben in unserem Umkreis allerdings nur Hospizgruppen, Hospize sind alle in 40 km Entfernung.

Ich hoffe so sehr, dass sie ihren letzten Weg nicht in einem KH beschreiten muss.

Wenn ich das schreibe, kommt es mir so vor, als schreibe ich über eine andere Person, nicht aber meine Mutter. Es ist so unglaublich. So surreal.

Insbesondere ich habe jahrelang gegen Windmühlen gekämpft. Ich habe ihr gesagt, was passiert, wenn sie weiter trinkt. Im streit und in in normalen Worten. Ich habe ihr immer wieder Hilfe angeboten, aber nichst half.

Un nun wird meine Mama daran sterben.
  #7  
Alt 06.01.2018, 14:09
Nicitzka Nicitzka ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.11.2017
Beiträge: 62
Standard der Umgang mit dem Leid /Selbstfürsorge

Inzwischen geht meine Kraft aus.
Die letzten Wochen hatte ich noch Hoffnung auf bessere Tage. Darauf, dass es sich hinzieht.

Seit 3 Wochen geht es bergab mit meiner Mama und auch mit meiner Kraft.
Ich habe viel übernommen und entlaste meinen Papa. Neben meiner Trauer zehrt das an mir
und auch mein Papa ist kräftemässig am Ende.
Leider sind seine Werte (hatte Prostatakrebs, P. wurde entfernt, Werte blieben im Rahmen) auf einmal fullminant gestiegen innerhalb von kurzer Zeit!

Das macht ihm zu schaffen und er muss nun sofort zum Facharzt, am Montag.

Wir werden uns auf die Liste (Hospiz) setzen lassen. auch das fällt mir sehr schwer.

Meine Mama ist nur noch schlafend. Ich frage mich, wie kann das sein.
Vor einer Woche hatte sie Knochenschmerzen. Novalgin half nicht, Palliärztin hat ihr ein Morphiumpflaster verordnet. Es war vorher kein Zustand mehr, denn mein Papa musst esie alle 3 Minuten umlagern. Nun hat sie keine Schmerzen mehr, ist aber nicht mehr lange wach.

Die Ärztin meinte, dass sie abgebaut hätte und das es ziemlich sicher nicht am Morphium läge, weil man sich daran gewöhnt. Sie kommt am Montag wieder und möchte das überprüfen.

Mir ist wichtig, dass meine Mama nicht leidet. Das steht über allem. Trotzdem macht es mich traurig, dass sie kaum noch anwesend ist. Sie schreckt manchmal hoch und möchte etwas.

Wortfindungsstörungen kommen dazu und sie sagte neulich, sie glaub, sie wird blöd, ihr entfallen ständig Worte.

Kurz darauf fallen die Augen wieder zu.
Ich weine viel und trauere. Habe Angst vor dem was kommt.

Wie habt ihr denn die Situationen gemeistert?
Ich sollte mir was Schönes gönnen und doch bin ich nicht bei der Sache, sehe den Sinn dahinter nicht.
mir ist einfach elend.

Wenn ich bei meinen Eltern bin, dann tätschle ich meine Mama, übernehme die Tätigkeiten (werde heute dort übernachten, damit mein Papa mal schlafen kann), bin ich zuhause, bricht alles über mich herein.

Ich verliere meine Mama – das tut unendlich weh. Hatte ich in den vielen letzten Jahren so viele Probleme mit ihr, jetzt sind wir und näher denn je, und ich bin so traurig.

Ich danke euch für eure eigenen Beiträge, die ich lese. Ich habe schon sooo viel Gutes mitgenommen und bin dankbar. Denn in meiner Welt hier fühle ich mich zum Teil ziemlich alleine.

LG Nicitzka.
  #8  
Alt 06.01.2018, 16:36
Clea Clea ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.01.2017
Beiträge: 561
Standard AW: der Umgang mit dem Leid /Selbstfürsorge

Liebe Nicole,
ja, es ist ein Elend und es ist kaum zum Aushalten.
Ich habe das jetzt ein Jahr hinter mir und wünsche sie mir zurück, diese elende Zeit. Denn die war sehr intensiv. So nah war ich meiner Mama noch nie wie in dieser elenden Zeit. Und das ist sehr mächtig. Halte fest, solange es noch geht.
Wenn es vorbei ist, kommt es nie zurück!
Aber auch dann wirst du gebraucht, nämlich von deinem Vater. So sehr, wie du ihn dann brauchen wirst.
Ich drücke dich mal aus der Ferne.
__________________
Meine Ma
17.9.1957-19.2.2017, 59 Jahre, Lungenkrebs mit Hirnmetastasen

Geändert von Clea (10.01.2018 um 17:26 Uhr)
  #9  
Alt 06.01.2018, 17:27
Ceddy Ceddy ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.11.2017
Beiträge: 73
Standard AW: der Umgang mit dem Leid /Selbstfürsorge

Liebe Nicole,


ich habe diese Zeit genau wie du auch erlebt. Kann alles nachfühlen.
Meine Mutter ist am 21.112017 gestorben und genau wie Clea, wünschte ich
mir diese harte, schlimme, intensive Zeit zurück.
Es tut unendlich weh, seine Mutter so leiden zu sehen.
Gut ist, das sie Morphium bekommt, so hat sie keine Schmerzen und ist trotzdem bei euch.

Manchmal frage ich mich, wer hat den, .....diesen unseren Tod erfunden. Die Trauer, die Schmerzen, ob körperlich oder auch seelisch, ....warum konnte das nicht anders gehen.
Egal ob es der Sterbende ist, oder die Überlebenden sind, warum müssen wir so leiden. Wäre einfacher, wenn wir keine Emotionen hätten....., aber dann könnten wir auch nichts mehr Schönes empfinden.

Ach es ist so schwer für dich, ich kann dir diesen Schmerz nicht nehmen, aber
ich kann dir sagen, es wird irgendwann besser.
Und in dieser Zeit, wo du da sein musst, entwickelst du große Kräfte, damit du alles schaffst.

Ich drücke dich von hier aus ganz feste

Andrea
  #10  
Alt 06.01.2018, 17:34
Nicitzka Nicitzka ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.11.2017
Beiträge: 62
Standard AW: der Umgang mit dem Leid /Selbstfürsorge

Hallo Clea,

danke für deine Rückmeldung.
auch wenn ich noch nicht da bin, wo du jetzt bist, ich kann das voll und ganz unterstreichen, was Du schreibst. Deswegen übernachte ich dort, deswegen mache ich alles, was ich irgend kann.
Ich hab eaber das Gefühl, dass man gar nicht alles auf einmal nachholen kann. Puzzelteile werden am ende fehlen und man wird sie schmerzlich vermissen(müssen).

Auch Du hast ALLES (gute) getan, was möglich war. In aller Liebe, die Du geben konntest für Deine Mama.

Ich soll nicht zu sehr mitleiden und darin aufgehen. Mich nicht selbst vergessen im Leid. Das sagen andere. Ich weiss auch, was damit gemeint ist und doch schaffe ich es nicht.

Ich muss auf mich aufpassen und hoffe, dass ich die Kurve kriege.
Wenn ich dann bei meiner Mama bin, bin ich dankbar, einfahc nur da zu sein und bin „stark“. Bin ich zuhause, bin ich ein Häufchen Elend oder ungerecht.

Es gibt Menschen in meiner (örtlich) nahen Umgebung, die kommen damit nicht klar, dass ich diese Zeit durchlebe. Die distanzieren sich, weil sie damit nicht umgehen können. Ich habe Verständnis, doch mal nachfragen, ein Kärtchen schreiben, vor die Tür legen ... aber da kommt nichts. Obwohl wir einander gut kennen.
Das enttäuscht mich sehr und ich bin wütend auf das Heile-Welt-Idyll, dass sie so extrem ausleben. Weisst du was ich meine?

Deswegen bin ich dankbar für den Austausch hier. Das stille Mitlesen und ab und zu, nein sogar sehr oft zu nicken und zu sagen, jaaa, genau so fühle ich mich. Irgendwo ist noch jemand anderes, der erlebt etwas ähnliches, denn die meisten Menschen in meinem Umfeld haben das noch nicht erlebt und haben Angst vor der Höhe, Breite und Tiefe, die damit einhergeht.

LG N
  #11  
Alt 06.01.2018, 20:04
Christin12 Christin12 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.06.2012
Beiträge: 141
Standard AW: der Umgang mit dem Leid /Selbstfürsorge

Zitat:
Zitat von Nicitzka Beitrag anzeigen
Es gibt Menschen in meiner (örtlich) nahen Umgebung, die kommen damit nicht klar, dass ich diese Zeit durchlebe. Die distanzieren sich, weil sie damit nicht umgehen können. Ich habe Verständnis, doch mal nachfragen, ein Kärtchen schreiben, vor die Tür legen ... aber da kommt nichts. Obwohl wir einander gut kennen.

Das ist der Grund, sie können damit nicht umgehen.
Das wirst du leider noch öfter erleben. Menschen, von denen man
gewisses Mitgefühl oder wenigstens kleine Zeichen erwartet, ziehen
sich zurück. Es passiert aber auch, dass Menschen, von denen man es
gar nicht denkt, auf einen zukommen, in den Arm nehmen, liebe
Worte finden.

Liebe Nicitzka,

es geht nicht, nicht mitzuleiden.
Man stellt die eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund
bzw. hat man keine eigenen Bedürfnisse in dieser Zeit.
Und auch ich, wie Clea und Ceddy wünsche mir diese
Zeit zurück.
Du wirst jeden Tag erneut die Kraft finden, das
durchzustehen. Ganz bestimmt.

Ein lieber Gruß,
Ch.
  #12  
Alt 06.01.2018, 21:30
fluturi fluturi ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 24.01.2016
Ort: Hamburg
Beiträge: 323
Standard AW: der Umgang mit dem Leid /Selbstfürsorge

Liebe Nicitzka,

ich kann mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen. Ich habe vor knapp einem Jahr meinen Papa verloren und ich würde alles dafür geben, um nochmal diese schrecklich schmerzhafte und unglaublich leidgetragene Zeit vor einem Jahr erleben zu können. Einfach nur, weil er dann wieder da wäre. Für mich fühlt es sich an wie gestern. Ich kann es nicht begreifen. Vielleicht bin ich langsam im verarbeiten, vielleicht geht es dir ganz anders. Aber ich möchte dir meinen Eindruck von dieser Zeit schildern. Für mich gab es in dieser Zeit nur meine Familie. Nur meinen allerliebsten Papa, meine Mama und meinen Mann. Alles andere war mir egal. Diese Floskeln "Pass auf dich auf. Du darfst dich dabei nicht vergessen. Irgendwann kippst du noch um. Tu doch auch mal was für dich." Ich kann und konnte es nicht hören. Ganz ehrlich, meiner Meinung nach, schafft der Körper, was er schafft. Irgendwann kippt man dann vielleicht um. Na und? Ich hätte es mir nie verziehen auch nur eine Stunde weniger bei meinem Vater gewesen zu sein. Lieber wäre ich umgekippt. Ich warte auf diesen Zeitpunkt noch heute. Und ich finde, mein Körper hätte jeden Grund dazu, er tut es aber einfach nicht.

Das ist meine persönliche Meinung. Jeder ist anders und sieht das anders. Aber ich kann dir aus meiner Erfahrung nur sagen, bleib bei deinen Eltern. Mach das, was du für richtig hältst. Nichts anderes ist wichtig.

Ach und die anderen, die sich nicht melden oder nur so tun, als würden sie sich interessieren. Auf die verzichte ich. Von Tag zu Tag mehr. Ich war und bin so enttäuscht von Menschen, von denen ich dachte, sie wären mir nahe. Das merkt man erst, wenn es schlimm wird. Viele können damit nicht umgehen. Das ist schade, aber nicht mein Problem. Ich habe meinen Vater verloren. Klingt egoistisch. Ich glaub, das bin ich inzwischen auch ein Stück weit. Ich habe letztens einen schönen Spruch bei Facebook gesehen: "Geh mit, oder geh beiseite."

Ich wünsche euch viel Kraft.
__________________
Die höchste Form der Hoffnung ist die überwundene Verzweiflung. - Albert Camus

Geändert von fluturi (06.01.2018 um 21:38 Uhr)
  #13  
Alt 06.01.2018, 22:47
Nette1973 Nette1973 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 23.08.2017
Beiträge: 17
Standard AW: der Umgang mit dem Leid /Selbstfürsorge

Zitat:
Zitat von Nicitzka Beitrag anzeigen
I

Meine Mama ist nur noch schlafend. Ich frage mich, wie kann das sein.
Vor einer Woche hatte sie Knochenschmerzen. Novalgin half nicht, Palliärztin hat ihr ein Morphiumpflaster verordnet.

Kurz darauf fallen die Augen wieder zu.
Ich weine viel und trauere. Habe Angst vor dem was kommt.

Wie habt ihr denn die Situationen gemeistert?
Ich sollte mir was Schönes gönnen und doch bin ich nicht bei der Sache, sehe den Sinn dahinter nicht.
mir ist einfach elend.

Wenn ich bei meinen Eltern bin, dann tätschle ich meine Mama, übernehme die Tätigkeiten (werde heute dort übernachten, damit mein Papa mal schlafen kann), bin ich zuhause, bricht alles über mich herein.

Ich verliere meine Mama – das tut unendlich weh. Hatte ich in den vielen letzten Jahren so viele Probleme mit ihr, jetzt sind wir und näher denn je, und ich bin so traurig.

LG Nicitzka.
Liebe Nicitzka

Es ist lange her, dass ich meinen Vater auf diese Weise verloren habe. Es war sehr intensiv und man braucht viel Kraft. Das "Schöne" und das merkt man erst im Nachhinein, ist die Zeit, die man noch miteinander verbringen kann. Abschied nehmen in Frieden. Wenn man es schafft die Situation so anzunehmen wie sie ist. Eine Trauerbegleiterin hat mir damals gesagt, dass es für den Kranken schön ist, wenn man sie Hand unter seine Hand legt. Er hat dann jederzeit die Möglichkeit, seine wegzunehmen, wenn es zu viel ist oder auch, die Hand unten zu drücken.

Deine Mutter kann dir dadurch Kraft geben. Vielleicht will sie das? Tätscheln ist schwierig. Wahrscheinlich bräuchtest du tätscheln im Moment mehr als sie. Einfach ganz ruhig die Hand unterlegen und annehmen. Ich war erstaunt, welche Ruhe und Frieden reinkam, auch in mich, in uns und wie das gewirkt hat. So wie du es beschreibst ist sie ab und zu wahrscheinlich schon weg. Oft bleiben Menschen in diesem Stadium und bei uns, weil sie merken, dass wir Angst haben und sie das Gefühl haben noch bei uns bleiben zu müssen. Werden wir ruhig, können sie gehen.

Das sind nur meine Gefühle, die hier hochkommen. Weil ich es damals so erlebt habe. Als ich aufgehört habe stark zu sein und gesagt habe, dass ich eine scheiss Angst habe, war plötzlich alles "leicht" und ich habe es genossen, dass ich noch Zeit mit meinem Vater verbringen konnte. Auch wenn er fast nur noch weg da. Es gab noch wache und sehr schöne Momente.

Ich wünsche dir alles Liebe!

P.S. ich vermute, dass sie vom Morphium so weg ist. Das ist normal in diesem Krankheitsstadium. Schmerzen nehmen und wach bleiben geht oft nicht. Sie selbst empfindet das weg sein sicher nicht als unangenehm. Du musst keine Angst haben vor dem was kommt. Sie wird gehen und du wirst dein Leben neu ordnen. Mit viel Trauer und deiner Mama im Herzen. Dort kann sie dir niemand nehmen. Du wirst das schaffen.

Geändert von Nette1973 (06.01.2018 um 22:55 Uhr)
Thema geschlossen

Lesezeichen

Stichworte
hcc, leberkoma, tace


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 01:49 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55