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  #16  
Alt 30.08.2004, 07:46
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Standard Seit Jahren nur noch Angst !!!

Liebe Alexandra,

ich verstehe Dich sehr gut. Ich hatte lange mit den gleichen Ängsten zu kämpfen. Mein Papa ist 1993 an Darmkrebs erkrankt und ich war damals erst 18 Jahre alt und mit der Situation total überfordert.

Mein Vater hat es geschafft und ist heute gesund. Allerdings war seine Schwester bereits ein paar Jahre vor ihm sehr jung an Krebs verstorben und ich konnte damals garnicht glauben, daß Papa den Krebs besiegt (wurde aber eines Besseres belehrt ). Diese Angst hat mich fast aufgefressen und ... naja.... irgendwann waren sie dann auch bei mir da, die Symptome des Krebses. Genau wie bei Papa. Blut im Stuhl, Krämpfe, .... und ich war sicher: so, jetzt ist es soweit.

Heute hört sich das für mich alles total unrealistisch an, aber diese Angst hat mich damals krank gemacht. Und - NEIN, ich hatte keinen Krebs. Aber durch diese Angst habe ich eine psychosomatische Erkrankung bekommen, Colitis ulcerosa nennt sie sich. Ich war acht Wochen im Krankenhaus, aber erst, nachdem ich mir fast ein halbes Jahr lang sicher war Krebs zu haben und mir die Angst verbot zum Arzt zu gehen .... eben wiederum aus Angst vor der Diagnose.

Heute lebe ich prima mit meiner Krankheit. Vielleicht hätte ich sie auch so irgendwann bekommen, aber die Spezialisten sagten damals, daß es durch meine Panik zumindest erst so schlimm wurde, daß ich letztendlich acht Wochen wirklich außer Gefecht gesetzt war.

Ich habe gelernt, daß jeder Tag zählt und daß jeder Tag, an dem Du morgens aufstehst und Dich gut fühlst, ein Geschenk ist. Und dies nicht im Negativen, sondern im Positiven. Egal, was morgen ist, lebe im heute. Wenn Du noch so oft an Deinen Opa denkst, dann tu Dinge, die er z. B. vielleicht gerne gemacht hätte.

Ich habe meinen besten Freund gerade durch Krebs verloren und mir hilft es, ihn immer ein bißchen mitleben zu lassen. Dinge zu tun, die in seinem Sinne wären. Das zaubert ein Lächeln aufs Gesicht. Aber vergiß dabei niemals, auch gut für Dich selbst zu sorgen! Das ist das Allerwichtigste!

Und wenn es morgen früh hell wird, versuche schöne Musik anzumachen, Dir nen Kaffee zu kochen und einfach ganz ruhig und glücklich zu sein. Ein Versuch ist es wert, oder?

Mir hat das geholfen. Ich wünsche Dir alles Liebe!

Vida
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  #17  
Alt 30.08.2004, 16:16
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Standard Seit Jahren nur noch Angst !!!

Hallo Alexandra,

ich kann Dich glaube ich ganz gut verstehen. Ich trage auch viele Ängste mit mir herum, schon seit Jahren, und seit der Erkrankung und dem Tod meines Vaters haben die Ängste in Bezug auf eine (eigene) Krebserkrankung natürlich noch zugenommen. Ich befinde mich noch in Therapie (nicht ursprünglich deswegen) und da ist das natürlich auch manchmal Thema. Es tut mir leid, dass dir die Theras bisher nicht geholfen haben, aber wenn es Dein Leben so sehr beeinträchtigt solltest Du evtl. überlegen ob Du da noch einen Anlauf nimmst, denn man kann etwas dagegen tun. Es hat doch tatsächlich mehr mit einem selbst zu tun als mit der tatsächlichen "Wahrscheinlichkeit" nun auch selbst an Krebs zu erkranken. Natürlich spielen die beängstigenden + z.T. schockierenden Erinnerungen an Krankheit, Leid, Krankenhaus usw. mit hinein, aber sie sind meiner Ansicht nach nicht der wirkliche Auslöser für diese Ängste. Ich denke die Angst benutzt diese Bilder sozusagen nur. Versteh mich bitte nicht falsch. Keiner kann Dir Deine Trauer absprechen. Aber wenn die Angst in einem selbst Überhand nimmt hat es nicht mit der Trauer zu tun - sondern mit Angst. Und dagegen kann man etwas tun. Ich hatte mit meinem thera uf Anhieb Glück, aber ich weiss von vielen anderen die auch oft Pech hatten. Ich denke wenn der Leidensdruck und die Beeinträchtigung im Leben gross genug ist muss man einfach noch einen Versuch wagen.... Das muss natürlich jeder selbst wissen, aber Du fragtest ja nach Meinungen....

Alles Gute
Kerstin
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  #18  
Alt 30.08.2004, 16:25
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Standard Seit Jahren nur noch Angst !!!

P.S. an Alexandra
Wenn Du mal speziell über Ängste reden willst schau doch auch mal in diese Foren (das ersetzt natürlich keine Therapie...), mir hat das mal geholfen.
www.psychotherapiepraxis.at
www.psychologie.de
www.medizin-forum.de (psychotherapie-Forum)
und es gibt noch viele andere.....
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  #19  
Alt 30.08.2004, 17:09
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Standard Seit Jahren nur noch Angst !!!

Hallo nochmal,

ich danke nochmals allen hier, die mir so lieb geschrieben haben. Es tut mir wahnsinnig gut, einfach nur verstanden zu werden. Mein tiefstes Beileid all denen, die schon mehrere Menschen am K.... verloren haben. Euch wünsche ich alles alles gute. Es ist schön zu wissen, das es Menschen gibt, die fühlen was man selbst gerade fühlt.
Speziell an KERSTIN:
Danke für deine liebe Antwort. Ja, was du sagst stimmt schon. Ich bin noch immer sehr sehr traurig über den Verlust meines Opas, aber die Angst an den K.... ist mindestens genau so groß. Ich wußte damals nicht so ganz was eigentlich diese Krankheit ist. Erst vor ca. 3 Jahren habe ich mich so richtig damit auseinander gesezt, und seither ist meine Angst so schlimm. Ich stelle mir bei dieser Krankheit immer nur das schlimmste vor, den Tod, aber das es auch viele Menschen gibt, die den K.... überwunden haben, das als positiv zu sehen, das kann ich nicht. Gerade dann kommen diese Bilder von damals, ich denke dann so, es wäre alles erst gestern gewesen.
Ich versuche immer und immer wieder positiv zu denken (mein Opa hätte das gewollt), manchmal klappt es für eine kurze Zeit, manchmal aber wieder über Monate nicht. Jemand hat mal zu mir gesagt, wenn du immer nur so denkst, dann wirst du es auch bekommen. Ich hoffe nicht das das stimmt. Das macht mir auch wieder Angst.
Ich versuche die Ängste in den Griff zu bekommen, evtl. doch nochmal mit einem anderen Therapeuten.

Viele liebe Grüße
Alexandra
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  #20  
Alt 30.08.2004, 17:42
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Standard Seit Jahren nur noch Angst !!!

@Alexandra: Natürlich ist Sterben nicht schön. Der Tod aber, den musst du nicht fürchten. Lies mal Bücher von Elisabeth Kübler-Ross. Die helfen dir mit deiner Angst. Man muss den Tod genau wie Geburt annehmen. Dann verliert er seinen Schrecken. Ich bin davon überzeugt, dass unser Verweilen auf der Erde nur ein Bruchteil unseres Daseins ist.
Ein Zitat eines Philosophen:
Am Tod ist die Stunde schuld, in der ich geboren wurde.
LG, Sonja
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  #21  
Alt 30.08.2004, 21:35
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Standard Seit Jahren nur noch Angst !!!

Hallo Alexandra,

Du bist bestimmt traurig wegen deinem Opa und keiner kann Dir die Trauer absprechen. Aber ich denke was Dich wirklich beeinträchtig sind Ängste. Versuche, Dich nicht so sehr unter Druck zu setzen: von der Angst vor Krebs bekommst Du diese Krankheit bestimmt nicht. Es mag sein (keine Ahnung ob das erwiesen ist???) dass eine "negative" oder ängstliche Lebenseinstellung irgendwie so auf den Organismus wirkt dass es bestimmte Krankheiten begünstigt. Aber die Aussage die Du da widergibst halte ich auf jeden Fall für grob vereinfachend und bestimmt nicht hilfreich, denn dadurch setzt Du Dich ja wieder unter Drucke, am Ende (wenn es das Schicksal so wollte...) wärest Du dann ja auch noch "selbst schuld"... Nein, so funktioniert das bestimmt nicht!

Wie gesagt, mit Ängsten kenne ich mich aus... heute hatte ich meine erste Darmspiegelung, wegen des evtl. familiären Risikos. Was meinst Du wie ich mich da vorher verrückt gemacht hatte, denn mein Vater ist aus seiner OP ja auch nicht mehr richtig erwacht. Natürlich wusste ich dass man seine schwere Erkrankung und die schwere OP nicht mit so einer Untersuchung vergleichen kann aber ich hatte solche Angst vor der Narkose und davor (so wie er) nicht mehr zu erwachen bzw. mich in einem nicht enden wollenden Alptraum auf der Intensiv wieder zu finden.... Es war nicht realistisch aber die Angst hatte mich trotzdem umklammert. Und dennoch habe ich es gemacht, mich der Angst gestellt. Ich gehe auch wenn mich die Panik packt zum Arzt, meine Gyn verdreht schon fast genervt die Augen wenn sie mich sieht - mag sie mich für hysterisch halten aber manchmal kann ich nicht anders. Trotzdem versuche ich die Ängste zu bewältigen, so dass sie nicht derart überhand nehmen dass mein Leben davon beeinträchtig wird. Aber es ist schon viel besser geworden, die Ängste nehmen sehr viel weniger Raum in meinem Leben ein. Eine Zeitland hatte ich vor so vielen Dingen Angst - das würde hier den Rahmen sprengen und gehört auch nicht hierher. Was ich nur sagen will: mir hilft es wenn ich mich meinen Ängsten stelle und auch mal versuche sie rational zu sehen, wenn ich mal überlege WIE wahrscheinlich dass eigentlich ist was ich mir da ausmale, das bringt mich dann auch mal wieder auf den Boden zurück. Man muss auch seine Ängste mal loslassen können. Hört sich jetzt für Dich vielleicht zu einfach an, ich habe es ja auch nicht allein geschafft (und es überfällt mich immer noch - aber es ist eben nicht mehr so überwältigend).

Ich mache eine Verhaltenstherapie - welche Therapien hast Du denn gemacht?

A Propos Büchertipp: lies doch mal wenn Du magst "Dienstags bei Morrie" von Mitch Albom. Das hat mir viel von meinen Ängsten genommen.

Kerstin
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  #22  
Alt 31.08.2004, 12:13
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Standard Seit Jahren nur noch Angst !!!

An KERSTIN,

ich grüße dich nochmal ganz lieb u. danke dir für den letzte Antwort. Ich muß dir sagen, wenn ich deine Antworten lese, fange ich an, dich ein wenig zu beneiden, ich meine damit, deine Art, wie du mit deinen Ängsten usw. umgehen kannst. Ich wünschte sehr, ich könnte das auch mal wieder.
Zu meinen Therapien: die erste war eine ganz normale, ohne ein spezielles Fachgebiet, das war im Feb.99, diese ging etwas 3 Monate. Die zweite war eine konfrontations-Therapie, das war im Nov.99 bis Ende Jan.00, das war sehr schlimm für mich, ich sollte da ständig mit dem Thema rund um K.... konfrontiert werden, ich habe das dann nicht mehr ausgehalten, meine Eltern waren auch dagegen das ich das weitermache. Die Dritte war erst im letzten Sommer (2003), das fing eigentlich ganz gut an, ich wurde viel ruhiger, konnte auch zeitweise meine Angst in den Griff kriegen, doch dann hatte ich das Gefühl, der Therapeut versteht meine eigentliche Angst nicht. Er meinte dann ich solle im sagen, warum ich diese Angst habe, von was sie kommt usw., ich habe dann gesagt, ich weiß es nicht, wenn ich es wüßte, so wäre ich nicht hier bei Ihnen. Ich fühlte mich dort nicht zu 100% in guten Händen. Im September letzten Jahres war ich dann das letzte mal dort. Seitdem nicht mehr in Therapie. Manchmal ist das so bei mir, ich habe dann auch wieder Angst, noch mal einen Versuch zu wagen, oft war es so, da ging es mir gerade mal wieder besser, und durch die Therapie wurde das erstmal wieder schlimmer, und das blieb dann über Monate wieder so.
Z.B. jetzt, seit ich hier im Forum bin, geht es mir ein Stückchen weit besser, besonders deine Beiträge haben mir etwas Mut gemacht.
Ich bin was die Krankheit angeht eigentlich nicht vorbelastet, von der Seite meiner Mutti hatte und hat das Niemand, bei meinem Daddy war es nur sein Vater, und ich glaube dessen Vater auch, sonst Niemand, von den 4 Geschwistern meines Vaters auch Niemand. Bei meinem Opa hätte man schon früh etwas tun können, schon 1987 hatte man ihm gesagt, er solle seine Lunge röntgen lassen, 1990 und 1994 nochmals der Hinweis, aber er tat es nicht (warum auch immer), 1998 dann das was ich geschildert habe.
Also, hätte er den Rat befolgt, nehme ich an, könnte er heute noch da sein. (aber jeder entscheidet selbst).
Ich bete und hoffe immer zu Gott, das unsere Familie noch lange lange beieinander sein kann und weitgehenst gesund bleiben wird. Das wünsche ich mir von ganzem Herzen.

Ich wünsche auch Dir immer nur das beste, und vorallem wahnsinnig viel Gesundheit.
Vielen Dank das ich dich habe kennenlernen dürfen.

Liebe Grüße
Alexandra
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  #23  
Alt 06.09.2004, 23:19
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Standard Seit Jahren nur noch Angst !!!

Hallo an alle hier! Habe mit großem Interesse eure Berichte verfolgt und möchte gerne was dazu sagen.
Ich finde es einfach wichtig Ängste, egal wie viele Menschen man bei was und wodurch etc. verloren hat, ausdrücken zu dürfen. Jeder Mensch reagiert eben anders und das sollte man respektieren!!! Ich habe vor drei Monaten meinen Mann verloren, er hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs und war 49J. alt. Wir waren noch nicht mal 5J. verheiratet und haben 2kl. Kinder. Aber auch meine Schwester mußte ich gehen sehen, das ist schon längere Zeit her. Ja, auch ich habe Angst (manchmal mehr manchmal weniger) an so einer grausamen Erkrankung zu sterben. Aber nicht um meines Lebens Willen, sondern weil die Kinder noch so klein sind. Ich hoffe, der liebe Gott läßt mich meine Kinder großziehen!!
Letztlich hat mir in all der schweren Zeit nur mein Glaube geholfen, auch Bücher gaben mir Kraft (siehe Sonja A.). Ich muß annehmen, wie mein Leben verläuft und wann und wie ich gehen muß. Und so blöd es auch klingt: durch das Sterben meines Mannes habe ich intensiver zu leben gelernt. Jeden Tag morgens aufzustehen, meine Kinder zu sehen ist wie ein sechser im Lotto bzw. noch viel mehr. Die Angst verschiebe ich dann auf wann anders, wenn sie Sinn macht. Er da oben wir uns unseren Weg zeigen!!!
Alles Liebe für euch, bis bald, Cornelia
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