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  #1  
Alt 06.07.2010, 14:15
busawi busawi ist offline
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Standard nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom

Hallo,
mein Vater, 77 Jahre alt, hat es erwischt. Gestern haben wir von der Lungenärztin das Ergebnis der Biopsie erhalten. Es ist ein 3 x 4 cm großes nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom, welches nicht operabel ist, weil es um die Luftröhre gewachsen ist. Die Ärztin erklärte uns, es gäbe jetzt 2 Möglichkeiten. Entweder lässt er nicht´s machen und man würde ihm dann mit Schmerzmitteln usw. versuchen, ihm das Leben noch so gut wie möglich zu erleichtern oder man würde mit Bestrahlung und Chemo versuchen, noch ein paar Monate zu gewinnen. Mein Vater hat sich für die 2. Variante, also Bestrahlung und Chemo, entschieden und wartet nun auf den Anruf der Ärztin, wann er in´s Krankenhaus muss. Die Tumorkonferenz hätte entschieden, da er so viele andere Krankheiten hat, u. a. Zucker, Niereneinschränkung, mit dem Herzen, dass bei ihm die Bestrahlungen alle stationär gemacht werden sollen.
Ich bin erst einmal so vor den Kopf geschlagen und weiß eigentlich nicht, wie es weitergehen soll. Welche Chancen hat er? Wie lange hat er noch zu leben? Muss er sich endlos quälen? All diese Gedanken jagen mir durch den Kopf und ich kann sie nicht abschalten. Vielleicht könnt Ihr mir ein bisschen dabei helfen, alles zu verstehen und mir Kraft zu geben.
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  #2  
Alt 07.07.2010, 01:48
Boxerhund1 Boxerhund1 ist offline
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Standard AW: nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom

hallo Busawi,

auch wenn es ein trauriger Anlaß ist... erstmal willkommen hier.

Daß du jetzt grad total durcheinander bist, ist völlig normal. So eine Diagnose ist ein fürchterlicher Schock - und den muß man erstmal verdauen.

Dein Vater hat sich für eine palliative Therapie entschieden. In wieweit die anschlägt, und wie lange er noch lebt, das kann dir/euch im Moment keiner sagen. Wochen, Monate, vielleich ein Jahr... das ist momentan nur Spekulation.

Ich kann dich allerdings in sofern beruhigen, daß es heute gute Therapien gibt, um im Endstadium das Leiden deutlich zu lindern, Schmerzen, Atemnot und Angst zu nehmen - und falls erforderlich auch eine entsprechende Sedierung einzuleiten, so daß kein Sterbender mehr unnötig leiden muß.
Dieses zu überwachen - und notfalls auch einzufordern, falls es nicht automatisch passiert - wäre dann deine Aufgabe, wenn dein Vater dann am Ende seines Weges angekommen ist.

Soweit aber seid ihr noch nicht, so wie du es jetzt beschreibst. Noch habt ihr Zeit vor euch.
Eine Sache aber wäre wichtig jetzt. Falls das noch nicht geschehen ist, dann sprich deinen Vater in einer ruhigen Minute darauf an, ob er eine Patientenverfügung machen will und eine Vorsorgevollmacht mit einem Menschen seines Vertrauens, der dann im Zweifelsfall alle Entscheidungen treffen kann im Sinne deines Vaters.

Wünsche dir und deinem Vater alles erdenklich Gute.
__________________
Liebe Grüße, Cori

Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich.

Mama: 4.10.1924 - 29.6.2009
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  #3  
Alt 07.07.2010, 09:34
busawi busawi ist offline
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Standard AW: nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom

Hallo Cori,
vielen Dank für Deine einfühlsamen Worte. Es tut gut, wenn man verstanden wird. Nächsten Mittwoch muss mein Vater in´s Krankenhaus, er soll sich auf eine längere Zeit einrichten, hat die Ärztin gesagt. Ich glaube leider nicht an Wunder. Das mag zwar furchtbar klingen, aber je mehr ich in diesem Forum lese, desto mehr mache ich mir Sorgen. Aber ich glaube, das ist völlig normal. Ich habe mich ja zum Glück noch nie mit diesem Thema befassen müssen. Man schiebt immer alles so weit weg.
Und dann tritt es einen knallhart. Wir müssen jetzt damit leben und meinen Vater, so gut als möglich, versuchen, aufzubauen. Es ist so schwer.
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  #4  
Alt 07.07.2010, 09:35
busawi busawi ist offline
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Standard AW: nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom

Hallo Cori,
vielen Dank für Deine einfühlsamen Worte. Es tut gut, wenn man verstanden wird. Nächsten Mittwoch muss mein Vater in´s Krankenhaus, er soll sich auf eine längere Zeit einrichten, hat die Ärztin gesagt. Ich glaube leider nicht an Wunder. Das mag zwar furchtbar klingen, aber je mehr ich in diesem Forum lese, desto mehr mache ich mir Sorgen. Aber ich glaube, das ist völlig normal. Ich habe mich ja zum Glück noch nie mit diesem Thema befassen müssen. Man schiebt immer alles so weit weg.
Und dann tritt es einen knallhart. Wir müssen jetzt damit leben und meinen Vater, so gut als möglich, versuchen, aufzubauen. Es ist so schwer und das Schlimmste ist die Hilflosigkeit. Ich bin so verzweifelt.
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  #5  
Alt 07.07.2010, 15:58
Mariesol Mariesol ist offline
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Standard AW: nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom

Liebe Busawi,

zunächst möchte ich Dir ein herzliches Hallo sagen.
Mein Vater hatte ein nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom.
Er bekam eine palliative Chemotherapie. Sie sollte ihm noch einige Monate guter Lebensqualität schenken.
Mein Vater hat sehr tapfer und vor allem sehr zuversichtlich alles ertragen, wollte er doch so gerne noch 70 Jahre alt werden. Leider ist er nur 2 Monate nach seinem 69 Geburtstag gestorben.Was ich heute sagen kann ist, dass es ganz wichtig war, dass mein Vater aktiv gegen die Krankheit angegangen ist. Das war unglaublich wichtig für ihn. So fühlte er sich nicht ausgeliefert und hatte das Gefühl noch "frei" zu sein.
Die Chemo hat eine Weile auch positive Ergebnisse gebracht und das hat uns allen gut getan.Die Nebenwirkungen haben uns sehr viel Energie gekostet.
Ich würde sagen...auch sehr viel Lebensqualität genommen. Da waren Haarausfall das aller wenigste.... Ddeser tat nicht weh und hat sein Leben nicht beeinträchtigt.
Natürlich geht es jedem Menschen anders mit der Chemo. Mein Vater ist recht gut gestartet. Hat sonst keine anderen Erkrankungen, war top fit und hatte ein gutes Startgewicht. Leider hat er nie aufgehört zu rauchen und hat auch nicht sehr ausgewogen gegessen. Er lebte alleine und wenn ich nicht wie eine Furie hinterher war, hat er ziemlich geschlampert.
Ich bin jedoch um jeden einzelnen Tag dankbar, welcher uns die Behandlung zusätzlich geschenkt hat...
Alles Liebe und Gute Mariesol
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  #6  
Alt 08.07.2010, 01:02
Boxerhund1 Boxerhund1 ist offline
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Standard AW: nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom

hallo Busawi,

ich kann deine Hilflosigkeit und Verzweiflung gut nachempfinden.

Ich wuchs praktisch auf mit der Diagnose Krebs. Ich war 9 Jahre alt, als meine Mutter zum ersten Mal damit getroffen war. Immer wieder hatte sie es geschafft, viele gute und gesunde Jahre dazwischen - und ich hätte nie gedacht, daß sie es noch ein 4. Mal trifft - und dieses letzte Mal gab es keine Hoffnung - es ging alles ganz schnell innerhalb weniger Wochen. Zum ersten Mal hab ich da auch diese Hilflosigkeit und Verzweiflung gefühlt - diese Hoffnungslosigkeit.

Es dauert, bis man anfängt, es zu begreifen, es dauert noch länger, bis man das Unabänderliche anfängt zu akzeptieren. Man fühlt sich überrollt von den Ereignissen, kommt mit dem Begreifen kaum hinterher.

So geht es dir jetzt auch... du fühlst dich in einem Strudel gefangen, hast das Gefühl, jede Kontrolle verloren zu haben.

Drum solltest du versuchen, euer Leben so gut wie im Moment möglich auf "Normalität" zu trimmen, so gut es irgend geht, an der Normalität festzuhalten - das hilft zumindest ein bißchen, daß man nicht ganz den Boden unter den Füßen verliert. Ich weiß, es hört sich idiotisch an.
Ich weiß ja, daß es grad keine Normalität gibt, daß plötzlich alles infrage gestellt ist, nichts mehr so ist, wie es sein sollte.
Aber es hilft einem wirklich, etwas die tägliche Routine aufrecht zu erhalten - so schwer es auch ist, sich zwingen zu funktionieren im täglichen Ablauf, sich Schritt für Schritt der Situation anzunähern und zu stellen.
Es kostet unendlich viel Kraft, aber irgendwoher kommt auch diese Kraft. Man aktiviert Reserven, von denen man nicht mal wußte, daß man sie hat.
So wird es auch bei dir sein.
__________________
Liebe Grüße, Cori

Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich.

Mama: 4.10.1924 - 29.6.2009
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  #7  
Alt 08.07.2010, 08:11
busawi busawi ist offline
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Unglücklich AW: nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom

Hallo Mariesol,
hallo Boxerhund,
eben habe ich Eure tröstenden Worte gelesen und die Tränen liefen schon wieder unaufhaltsam. Da ich jetzt aber auf Arbeit bin, muss ich die Tränen runterschlucken und einfach weitermachen. Vielen Dank, dass Ihr mich in Euren Kreis aufgenommen habt. Ich weiß ja eigentlich, dass ich jetzt einfach funktionieren muss, weil es immer weitergeht und Ablenkung auf jeden Fall hilft. Diese Erfahrung habe ich schon öfter machen können. Trotzdem habe ich ein schlechtes Gewissen, weil es doch jetzt einfach keine Normalität gibt. Ein mir sehr naher Mensch wird wahrscheinlich bald sterben. Das kann doch einfach nicht wahr sein. Ich will es eigentlich nicht wahr haben einerseits, andererseits sehe ich auch ganz klar, dass mein Vater 77 Jahre lang ein gutes Leben hatte und irgendwann gehen muss. Ich habe immer einmal damit gerechnet, dass meine Mutter mich anruft und sagt, dass mit meinem Vater etwas passiert sei. So war es in unserer Familie immer. Wir wollen nicht, dass jemand Liebes sich quälen muss und wir dabei hilflos zuschauen müssen. Das wünscht man seinem ärgsten Feind nicht. Leider sind wir nicht Gott und können das nicht bestimmen, wer wie zu sterben hat.
Mein Vater war in den letzten Jahren schon sehr oft lungenbelastet, hatte im Herbst letzten Jahres eine Lungenentzündung (war es überhaupt eine oder schon der Anfang vom Krebs?), wurde viel zu früh aus dem Krankhaus entlassen, bekam wenig später einen Rückfall, wurde wieder mit Lungenentzündungsverdacht eingeliefert, der sich dann aber als kleiner Herzinfarkt herausstellte, er in ein anderes Krankenhaus verlegt wurde, wo man den Infarkt besser behandeln konnte. Von der Lunge war ab diesem Zeitpunkt keine Rede mehr. Man konzentrierte sich auf das Herz. Er erholte sich dann etwas, fuhr im Dezember zur Kur, seinen Husten wurde er aber nie richtig los. Die Hausärztin behandelte ihn mit Antibiotika, die Lungenärztin gab ihm einen späten Termin. Wir schimpften schon mit meinem Vater und sagten, er solle doch zu einem anderen Arzt mal gehen, aber wie die alten Leute sind, hat er das nicht gemacht. Erst, als die Hausärztin nicht mehr weiter wusste, überwies sie ihn wieder zur Lungenärztin, als sie hörte, dass er blutigen Auswurf hatte (wusste ich bis zum Gespräch mit der Ärztin am Montag auch nicht), schickte sie ihn dann endlich zur CT. Das Ergebnis ist ein nicht operables nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom.
So, nun habe ich meinen Frust auf die Ärzte runter geschrieben. Gestern konnte ich mit der Lungenärztin nochmals sprechen, sie hatte sich die Röntgenbilder vom Herbst, als er im Krankenhaus war, mal angefordert. Dort war noch nichts zu sehen. Dementsprechend muss der Krebs innerhalb eines halben bis dreiviertel Jahres gewachsen sein. Ständig war er auch heiser und die Ärzte haben ihn nicht gut behandelt. Dabei sollte man doch Vertrauen in seine Ärzte haben.
Jetzt nutzt kein Lamentieren, wir müssen jetzt stark sein, irgendwie. Woher die Kraft dafür kommt, weiß ich noch nicht.
Die Ärztin sagte, dass er ohne Behandlung vielleicht noch ein halbes bis dreiviertel Jahr zu Leben hat. Mit Behandlung vielleicht ein paar Monate länger. Da merkt man, dass das Leben nicht unendlich ist. Aber warum gerade wir. Ich weiß, das klingt bescheiden, aber im Moment bin ich sehr durcheinander. Tut mir leid, dass Ihr das jetzt nun ertragen müsst, wenn Ihr das lest. Liebe Grüße Busawi
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