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  #106  
Alt 20.05.2011, 23:56
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

Deinem 1. Jahrestag entgegendenkend frage ich mich im Moment oft, was wir genau HEUTE vor einem Jahr gemacht haben, wie es Dir ging.

Ich hätte mehr aufschreiben sollen, dann könnte ich es jetzt nachlesen .

Am Dienstag bist Du schon ein ganzes Jahr unser schönster Stern am Himmel
und wir alle werden an diesem Tag noch viel näher bei Dir sein ...

Vielleicht wird nach diesem einen Jahr auch für mich der Stress ein wenig weniger - das könnte ich gebrauchen.

Im Moment laufen 2 Anträge auf gesetzliche Betreuung für 2 deiner Kinder, bei denen ich über das Jahr bemerkt habe, dass sie längerfristige Betreuung und Hilfen brauchen, als ich sie noch leisten kann. Außerdem haben die Betreuer viel mehr rechtliche Möglichkeiten und auch andere "Töpfe", zu denen sie für deine Kinder Zugang haben - als ich es als "Privat"-Person habe.
Deshalb kann es nur gut sein.
Natürlich bin ich - wie versprochen - auch weiterhin IMMER für deine Kinder da, aber es ist wichtig, dass ich mehr der schwierigen Aufgaben delegiere.

Ich bin müde und ausgepowert - und wenn Du jetzt nicht da wärest wo du bist sondern erreichbar, dann würd ich jetzt glatt einen kleinen Urlaub bei dir einlegen wollen ;-) mit dir klönen und Käffchen trinken.

Wenn die Betreuung durch ist, dann kümmere ich mich um die Unterbringung deiner beiden kleinen Hunde, die ja seit geraumer Zeit nun auch bei mir leben. Ich werde ein schönes und liebevolles Zuhause für sie suchen, wo sie zusammen mit vielen Streicheleinheiten ihren Lebensabend auf einem kuscheligen Sofa verbringen können, die beiden Süßen.

Aber erstmal werden wir am Dienstag alle zusammen wieder bei dir sein ;-)
und du bei uns.
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... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


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  #107  
Alt 24.05.2011, 00:32
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

... bis morgen bei dir.

Traurige Grüße.
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  #108  
Alt 24.05.2011, 10:05
Lilli44 Lilli44 ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

Angie,ich denke heute ganz doll an dich die ihre Freundin und deren Kinder die ihre Mutter vor einem Jahr verloren haben.

Heike,wäre sicherlich sehr stolz auf dich,was du in dem einem jahr alle geschafft hast und wie sehr du für deren kinder da bist.
Aber Angie,ich glaube auch Heike würde sicherlich sich wünschen,das du dir auch kleine Auszeiten mal nimmst,denn es geht alles sehr an deine Substanz.


Lilli44
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  #109  
Alt 24.05.2011, 20:23
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

Liebe Lilli - die "Auszeit" nehme ich mir morgen,
ist mein Geschenk für mich selbst )

Danke für Dein "an uns denken"

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Heute war der Tag eigentlich ganz schön.
Um 7 Uhr habe ich schon Kuchen gebacken für unser Zusammensein
am Nachmittag, denn wir hatten ja noch einen Termin in der Institutsambulanz.
Meine Bitte von heute morgen, die Wolken beiseite zu schieben an diesem schweren
Tag wurde erhört. Komisch, wir wollten um 15 Uhr bei dir
am Grab sein - haben wir nicht pünktlich geschafft. Um viertel nach 3 begann es dann ganz
dunkel zu werden und zu regnen, genau als wir losgingen.
Am Friedhof angekommen war der Regen auf einmal weg und der Himmel strahlend blau und die Sonne schien :-))
Ich sagte zu den Kindern:"Das macht Mama extra - vielleicht schickt sie uns einen Regenbogen" )
aber keiner hat mehr darauf geachtet, ob wirklich ein Regenbogen da war - wir alle waren zu beschäftigt.

Scheint jedenfalls so, als hättest du unser "Zuspätkommen" doch noch entschuldigt.

War schon komisch irgendwie und man könnte es als "Zeichen" deuten und denken, du bist wirklich noch da,
hier unter uns ... Irgendwie bist du das ja sowieso, aber ich meine es anders -
du bist da, nur nicht mehr körperlich sichtbar.

1 Jahr, so lange und widerum so kurz und so schnell vergangen ...

Eigentlich wäre ich heute gern ins Hospiz gefahren - aber der Tag war zu vollgestopft und
verging wie im Fluge. Vielleicht fahre ich morgen hin und hole
wenigstens an diesem Geburtstag unser Vorhaben nach, das wir im letzten Jahr schon an meinem
Geburtstag hatten: wir wollten zusammen Schokoladeneis mit Sahne essen - leider kam es dazu nicht mehr.

Nun geht es auf ins "nächste" Jahr ohne dich und ich hoffe, dass Kevin übermorgen den 1. Teil
seiner Prüfung zum Beikoch schafft *hoff dolle* und ich drücke ihm ganz fest die Daumen -
für dich drücke ich natürlich mit!

Hoffe, es geht dir gut da, wo du jetzt bist - aber wenn ich die "Wettergeschichte" wirklich auf dich beziehe,
dann geht es dir da so richtig gut!




Ganz doll liebe Grüße gen Himmel,
Deine Angie - manchmal so und manchmal so
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  #110  
Alt 06.06.2011, 18:49
Sabrina. Sabrina. ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

Liebe Angie,

ich bewundere Dich und deine Kraft so sehr.
Ich selbst bin erst 17 und also fast auch noch ein Kind, dass leider vor 1 Jahren sehr erwachsen werden musste.
Meine Mutter erkrankte an einem Glioblastom und wurde innerhalb des einen Jahres nun schon 3 mal operiert. Momentan sieht es nicht so gut aus und ihr geht es jeden Tag schlechter. Auch die Ärzte können kaum helfen.
Ich habe so große Angst vor dem was passiert. Wir sind so alleine. Mein Vater verließ uns, da er nicht mit der Krankheit umgehen könnte und nur selbst daran kaputt gehen würde und suchte sich eine Neue.
Aber wie es uns Kindern dabei geht ist ihm egal.. nur meine Mutter sorgt sich natürlich, obwohl dies das Letzte es um was sie sich kümmern soll.

Sie will hier bleiben und ich habe mir geschworen sie solang hier zubehalten und sie zu pflegen, wie sie bei uns dieses Leben leben will, doch Angst habe ich sehr.

Liebe Grüße
Sabrina
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  #111  
Alt 06.06.2011, 23:54
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

.... so lange nichts mehr geschrieben ... aber das Leben fordert momentan mehr Raum und das ist auch gut so. Musste erstmal lesen was ich selbst zuletzt geschrieben hatte. Kevin hat entgegen aller Leutes Anraten seine schriftliche Prüfung doch gemacht - und sie mit 2 bestanden!!!!!!!!!!! Wer hätte das gedacht? Ich bin richtig stolz!

Am letzten Mittwoch (?) habe ich Heikes Tochter Sandra ins Krankenhaus verfrachtet - eine Zerrung hätte sie, sagte der Hausarzt. Soso - nur von was eigentlich? Mein Gedanke, dass sie eine Beckenvenenthrombose haben könnte war dann der richtige und ich bin froh dass ich abends auf mein Bauchgefühl gehört habe ... es sah nicht gut aus, kurz vor Lungenembolie. Inzwischen ist sie wieder zuhause mit ner schicken Thrombosestrumpfhose .... bei der Wärme, aber was muss das muss. Pille und Rauchen - keine gute Kombination, die ihr das alles eingebrockt hat ... nun erstmal für 1/2 Jahr die Strumpfhose und Marcumar, eigentlich eher was für alte Leute und nicht für eine 22-jährige. Naja, es ist wie es ist.

Inzwischen hatten meine Tochter und ich Geburtstag, wobei ich mir einen freien Tag geschenkt habe und ganz allein gemütlich umhergelaufen, war zwar langweilig, tat aber auch gut. Ich wollte nicht feiern und auch niemanden sehen - vielleicht ists im nächsten Jahr ja anders.

In dieser woche sind noch viele Termine und ich hoffe, dass dann etwas Ruhe einkehrt. Morgen ist der letzte Gerichtstermin für die Einrichtung der 1. gesetzlichen Betreuung. Die Betreuerin ist eine nette Frau, schon etwas älter und ein mütterlicher Typ - ich glaube das ist ganz gut. Und wenn das alles endlich läuft bin ich etwas entlastet.

Zum 1.7. miete ich die Wohnung über mir, ab dem 3. ziehen wir dann um, wird auch nochmal viel Arbeit vor der ich jetzt am liebsten schon weglaufen würde. Aber der Umzug ist auch ein neuer Anfang - vielleicht.

Nur für die beidenHunde von Heikes hab ich noch nix gefunden - sie sind noch immer bei mir.Und solange das so ist wirds nix mit Arbeiten weil sie nicht gewohnt sind allein zu sein und dann kläffen was das Zeug hält. Aber auch das wird sich zeitnah regeln. Mir fehlt meine Arbeit und ich will wieder was tun - etwas außerhalb von all dem was ich im letzten Jahr ausschließlich getan hab, etwas für mich.

Vielleicht fahre ich am Wochenende um den 25.6. zu einem Klassentreffen, es ist das dritte und ich war noch nie da. Das könnte ich mit einem Übernachtungsbesuch bei einer Schulfreundin verbinden weil es im selben Ort ist und ich könnte endlich mal zum Grab meiner Mutter gehen, was in 300km Entfernung ja nicht mal so eben zwischendurch geht. Ich glaube es ist fast 8 Jahre her dass ich dort gewesen bin .... in Gedanken allerdings bin ich oft dort.

Ja, das ist der Stand derzeit und ich hoffe, dass mit dem Wachsen des Babies im Bauch von Heikes Tochter auch für uns alle eine neue andere Zeit beginnt, in der Schönes wieder etwas mehr Platz findet.

Seid alle ganz herzlich gegrüßt,
Angie
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  #112  
Alt 07.06.2011, 00:04
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

Liebe Sabrina,

ich glaube ich kann mehr als gut verstehen was ihr da gerade durchmacht,
so blutjung und in einer so schweren Situation so allein zu sein ist schlimm - es ist ja schon schlimm, wenn man im Erwachsenenalter solch ein Schicksal tragen muss.

Gibt es niemanden der euch zur Seite steht? Wer ist "wir" - Deine Geschwister und Du? Wer versorgt euch aktuell - machst all das Du alleine?
Deine Geschwister versorgen, Deine Mutter pflegen usw .....? Du gehst doch noch zur Schule, hm?

Ich würde mich freuen, wenn Du etwas mehr zu eurer Situation schreiben kannst - vielleicht kann ich Dir mit etwas Rat zur Seite stehen?
Das würde ich gerne tun!

Wenn Du magst kannst Du mir auch gerne per PN schreiben, vielleicht kann ich etwas Hilfe für euch anleihern ... denn dass ihr das ganz allein durchsteht
darf ja wohl überhaupt nicht sein.


Also, wenn Du etwas Kraft hast - schreib gerne,
hier oder eben per PN.


Alles Liebe,
Angie
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  #113  
Alt 08.06.2011, 12:44
Sabrina. Sabrina. ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

Hallo Angie,

Ich habe noch einen Bruder der 2 Jahre älter ist. Er hat dieses Jahr sein Abi gemacht und ich bin dann nächstes Jahr dran.
Wir versuchen das alles möglichst ohne Hilfe zu schaffen, doch nun sind wir an einem Punkt angelangt, an welchem dies einfach nicht mehr geht. Wir können nicht jede Minute auf Mama aufpassen, da wir auch sehr daran kaputt gehen..

Aus diesem Grund kommt morgen ein Palliativ-Team zu uns nach Hause und spricht mit uns und Mama über alles. Diese wären dann immer sofort da, wenn irgendwas passieren sollte und Mama kann bei uns bleiben und muss nicht ins Krankenhaus. Das will sie nicht und dann wollen wir das auch nicht und hoffen, dass wir die Kraft aufbringen sie zu pflegen und einfach bei ihr zu sein.

In unsrer Nähe wohnen auch noch Mamas Schwester und ihr Bruder. Sie kümmern sich jetzt um die Finanzen, da dieses Problem auf Grund unseres Vaters nun auch noch hinzukommt.

Ich habe einfach nur große Angst vor dem was passieren soll. Momentan geht es meiner Mutter recht gut außer, dass sie Sprachprobleme hat und naja einfach sehr alt und vergesslich erscheint. Ich habe nun schon gemerkt, dass das rechte Bein schleift und unsere Hausärztin meinte, dass das nun alles schnell gehen kann. Das weitere Lehmungen eintreten, dass die Sprache noch schlechter wird und dass sie dann bald nicht mehr alleine Schlucken kann.
Ich will meine Mutter nicht leiden sehen.. und sie macht sich auch noch Gedanken um uns Kinder, was das Letzte ist was sie brauch... aber so sind Mütter denke ich.
Auf der einen Seite habe ich irgendwie aufgegeben auf der anderen Seite möchte ich das nicht und ich habe noch Hoffnung...
Wie lange musste denn Heike richtig leiden? Ich weiß nicht genau wie man das fragen soll aber davor habe ich am meisten Angst.

Liebe Grüße
Sabrina
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  #114  
Alt 09.06.2011, 00:45
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

Liebe Sabrina,

Du fragst, wie lange Heike "richtig" leiden musste.
Psychisch hatte sie unterschiedliche Phasen. Als die Ärzte ihr sagten dass sie für sie nichts mehr tun können ist natürlich klar, dass wir geschockt waren, denn uns beiden war klar dass mit dieser Aussage die letzte Phase ihres Lebens beginnen würde ...

Die wollten wir so optimal und gut verbringen für alle Beteiligten, wie nur irgend möglich - bzw ICH wollte das - für Heike und für ihre Kinder, weil ich wußte, was da auf sie zukommen würde.
Heike wollte auch erst nach Hause und die Kinder wollten das um jeden Preis auch. Ich konnte das mehr als verstehen, aber mir war bewußt, dass es für sie individuell nicht die Entscheidung war, die richtig gewesen wäre.

Heike wohnte damals in einer kleinen Wohnung im 2. Stock ohne Fahrstuhl und schon das Begleiten zur Toilette wurde schwierig, als sie noch etwas laufen konnte. Und mir war klar, dass Heike, wenn sie vom Krankentransport in ihre Wohnung gebracht würde, diese niemals mehr würde verlassen können - keinen Spaziergang mehr, kein Einkaufen mehr .... nur noch da liegen und warten auf das Lebensende.

Mir war auch klar, dass, wenn Heike dann sterben würde irgendwann die Geschwister untereinander sich wahrscheinlich Vorwürfe machen würden, dass Heike noch leben könnte, wenn nicht dieser oder jener etwas zu früh oder zu spät oder zu viel oder zu wenig gemacht hätte. Das passiert oft, wenn man den Schmerz nicht verkraftet.
Also sprach ich mit Heike ganz offen - noch im Krankenhaus - darüber, dass ich es als besser empfinde, wenn sie in ein Hospiz ginge, weil ich mir dabei gedacht habe:
- die Kinder sind keinen "Notfällen" ausgesetzt
- die Kinder können die Zeit mit Heike intensiver verbringen - und sie mit ihnen, wenn die Zeit nicht durch Pflege belastet ist, die ja nicht ohne ist
- und ich wußte (da ich selbst in dem Hospiz gearbeitet hatte), dass sowohl Heike als auch ihre Kinder die Möglichkeit des "Rückzugs" haben müssen, damit sie die Situation und die damit verbundenen Eindrücke irgendwie für sich verarbeiten können.

Nachdem ich ihr all das offen gesagt habe und ihr beschrieben habe, wie es im Hospiz aussieht und wie es dort ist, verlor sie ihre Bedenken, in - wie sie es nannte - ein "Sterbehaus" zu gehen. Sie entschied sich dafür und war in ihrer Entscheidung frei, denn ich hatte ihr versichert: wie sie sich auch entscheide - ich würde auch zuhause für sie da sein.
Also teilte sie ihren Kindern ihre Entscheidung mit und bat sie darum, sie zu respektieren. Auch Heike konnte zu dem Zeitpunkt kaum noch sprechen und hat immer wieder geweint. Sie hatte ja auch allen Grund dazu.

Das war eine Phase in der es ihr psychisch wirklich nicht gut ging, aber wer kann ihr das verdenken ...
Das war Freitags.

Am Samstag bekam ich einen Anruf vom Hospiz, dass Heike am Sonntag kommen könne. Ich fuhr nachts um halb 5 los, um den Transport um 9 Uhr begleiten zu können, das hatte ich ihr versprochen.
Auf der Fahrt wirkte sie sehr nachdenklich und ich merkte ihre Aufregung.
Wir sprachen kein Wort.

Im Hospiz angekommen, wurde sie sehr lieb begrüßt - wirklich laufen ging da nur noch mit Hilfe über 3-5- Meter und so schob die Schwester sie mit ihrem Rollstuhl durch das Zimmer, direkt auf die Terrasse. Die SOnne schien, die Mandelbäumchen blühten und wir bekamen einen Cappuccino und einen Ascher gebracht ;-)

Nach gefühlt endlos langer Zeit (es waren in echt vielleicht 5 Minuten) , in der Heike nachdenklich erschien und ich total angespannt war, sagte sie dann "ich fühle mich sauwohl hier".
Das war am 18. April letzten Jahres.

Von da an, war ich von morgens bis abends bei ihr - jeden Tag - und ihre Kinder besuchten sie. Es gab viel zu klären untereinander, zwischendurch immer wieder Tränen, denn jeder musste für und in sich einen Abschied finden.
Die traurigen Momente aber waren meist nicht so lang - es überwog eine Ausgeglichenheit. Oft gab es sogar Phasen, in der jeder zu vergessen schien, wo sie da war und auch warum. Ich weiß dass es unmöglich erscheint, aber wir hatten auch Zeiten da haben wir soooo sehr miteinander gelacht!

Am 8.5. hatten wir "hohen" Besuch von Heikes Jugendfreundin, die ich überall in Deutschland gesucht hatte - denn wir wußten nicht wie sie genau hieß. Aber Menschen mit Hirn und Seele bei verschiedenen Meldeämtern halfen wo sie konnten - und so konnte ein Treffen stattfinden. Es war einer von Heikes Herzenswünschen ihre Tina noch einmal zu sehen. Und Heike hat einen Bruder in Amerika, mit dem sie noch nie gesprochen hatte ... auch den haben wir gefunden und er sprach am Telefon mit ihr, auch wenn sie nichts mehr sagen konnte - sie freute sich.

Das war am 21. Mai.

Zwischendurch hatte Heike immer mal Kopfweh, aber das konnten sie gut behandeln mit Medikamenten.
Sie merkte dass sie schwächer wurde, nicht mehr rauchen mochte, keinen Appetit mehr hatte ... sie mochte nicht mehr aus dem Bett
und schlief viel.
Der Palliativarzt hatte bei unserer Ankunft gesagt:
"Frau M. - wenn Sie ihren Zustand oder Grübelei oder irgendetwas nicht mehr aushalten können, dann geben Sie mir ein Zeichen - dann lege ich Sie schlafen", was bedeutete, dass sie Medikamente bekam, damit sie überwiegend in einer Art Dämmerzustand war - aber auch immer wieder aufwachte. Diese Medikation bekam sie 3 Tage, genauer gesagt 2 1/2 Tage, dann machte sie sich ganz entschlossen und ich glaube bis heute, auch ganz bewußt "auf den Weg".

Also kann ich Dir alles in allem sagen:
psychisch ging es ihr öfter mal nicht so gut, wobei sie die Sorge um ihre Kinder mehr belastete als die Tatsache dass sie bald sterben wird.
Als sie merkte, dass sie das Wasser nicht mehr wirklich halten kann und eine Einlage brauchte, darunter hat sie sehr gelitten.
Die Sorge um die Kinder konnten wir in gemeinsamen "Gesprächen" weitestgehend ausräumen und so war viel Raum für Ruhe und Zeit mit ihren Kindern.

Und körperlich hatte sie wie gesagt ab und zu mal Kopfschmerzen, wobei wir dann immer schnell geklingelt haben und sie was dagegen bekam.

Das Ganze begann bei ihr mit einem Krampfanfall am 5. April letzten Jahres
und genau einen Monat später - am 5. Mai, bekam sie einen weiteren Krampfanfall. Und auch wenn ich von Beruf Altenpflegerin bin und so einiges weiß und sehe aus meiner Arbeit im Hospiz - ich war froh, dass ich den Notalarm drücken konnte und nicht allein damit gewesen bin.

Heike hat in der Zeit im Hospiz mal zum Ausdruck gebracht:
noch niemals in ihrem Leben habe sie sich so sicher gefühlt, so würdevoll behandelt und trotz aller Wut und Verbittertseins soviel Glück und Freude in sich gespürt.

Wir waren so oft mit dem Rolli unterwegs, haben uns beim E*eka um ie Ecke Eis gekauft, Sonnenstrahlen genossen, Wald und Wiesen geschnuppert, uns nassregnen lassen, am Teich gesessen und die Fische und Frösche beobachtet, auf der Terrasse gefrühstückt usw usw usw ........... das alles hätte sie in ihrer Wohnung nicht mehr erlebt.
Von den 36 Tagen im Hospiz hat Heike 31 Tage noch wirklich "gelebt" und sie selbst sagte: mehr und intensiver als jemals zuvor.

Es ist unsere Geschichte, aber ich hoffe,
dass Dir all das zu wissen ein wenig hilft.

Alles Liebe und vielleicht bis bald

Angie
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Geändert von HeikesFreundin (09.06.2011 um 00:50 Uhr)
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  #115  
Alt 09.06.2011, 19:05
Lilli44 Lilli44 ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

Angie,mich berrühren deine Zeilen sehr.Bin gerade voller Traurigkeit.


Lilli44
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  #116  
Alt 09.06.2011, 19:19
Enya09 Enya09 ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

Liebe Angie,

ich sitze hier und heule.Und verneige mich vor Dir und Heike.
So würdevoll und geliebt gehen zu dürfen.....ich hätte es mir so sehr für
meine Eltern gewünscht.

Liebe Grüße
Andrea
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  #117  
Alt 10.06.2011, 10:44
parigo parigo ist offline
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Salut Angie

sende Dir nach langer Zeit , wiedermal Liebe Grüsse

Pascal
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Diana ist am 04.10.2010 um 7:30 gestorben
Diana Du bist immer noch meine Grosse Liebe, Dich als Frau zu haben war das Grösste Geschenk auf Erden, ich vermisse Dich und wünsche mir jeden Tag das wir so schnell wie möglich wieder vereint werden
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  #118  
Alt 10.06.2011, 20:31
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Danke, lieber Pascal
denke oft an Dich und Diana
und freue mich sehr über Deine Grüße!

Auch wenn es mich interessiert:
weil ich weiß, wie schwer es ist frage ich nicht,
wie es Dir geht - wünsche Dir aber, dass
Du Zuversicht und Kraft an Deiner Seite hast
und Menschen, die auch jetzt noch immer
euer Schicksal mit Dir tragen.


Von Herzen liebe Grüße zurück,

Angie
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  #119  
Alt 15.06.2011, 02:00
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

Liebe Gabriela,

ich glaube, die Liebe eines Menschen ist das Einzige, was trägt.
Sie trägt alles, wenn sie aufrichtig ist -
läßt sensibel und unglaublich stark sein, wenn sie
denn aufrichtig ist. Sie läßt Menschen über sich
selbst hinauswachsen.

Und auch die Liebe ist es, die schlussendlich irgendwann
vom eigenen Egoismus weglenkt
und einen dahin führt, dem Menschen, den man als Kind,
als Freund oder auch als Partner liebt, das Ende jeglicher
Quälerei zu gönnen - ihn loszulassen,
aus seinem zu eng gewordenen Cocon schlüpfen zu lassen
und ihm die Flügel zu verleihen, mit denen er
fortfliegen kann und die er als braucht ...

Das Sterben eines Menschen zeigt uns soviel von uns selbst,
auch Positives - wenn wir es wagen, uns genau anzuschauen
und uns selbst anzunehmen. In solchen Momenten wachsen wir,
lernen uns und das Leben mit anderen Augen zu sehen, werden sensibel
für Schmerz, Abgründen in uns selbst und vielem mehr.

Die Krankheit unserer Lieben zeigt uns auch wie man kämpft -
"wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, der hat schon verloren"
ist das nicht auch außerhalb von Krankheit so?

Die Liebe in uns öffnet Türen und tragen wir die Liebe in uns weiter,
öffnen sich auch Menschen - auch sie werden sensibler, helfen plötzlich
wo sie früher niemals geholfen hätten.

Das Sterben bringt uns uns selbst nahe - näher, als irgendetwas anderes.
Es läßt uns reifen und wird immer eine Lehre für das ganze Leben sein.

Wir sind der Mittelpunkt unseres Schmerzes und das ist für eine Weile
auch gut und wichtig so -
aber wagt man es irgendwann wieder, den Blick zu heben und die Augen
zu öffnen so merkt man - es geht immer noch schlimmer, als es einem selbst wiederfahren ist.

Und dann kann man anderen helfen, weil man die Trauer und den Schmerz selbst durchlitten hat und weiß dass JEDER die Fähigkeit in sich trägt,
wieder aufzustehen und einen Berg um die Welt zu tragen.

Zitat:
Dein selbstloses Handeln und Hilfsbereitschaft verdienen äußersten Respekt.
Ich denke, nicht ich verdiene Respekt sondern die Kinder, die ihre Mutter so früh verloren haben verdienen die Hilfe und auch Liebe, die sie brauchen um weiterzumachen und die ihnen leider sonst niemand zuteil werden läßt. Dennoch danke für die Blumen.

Und ich wünsche Sabrina und allen, die eine solche Situation betrifft, dass
sie jemanden an ihrer Seite haben der ihnen unbürokratisch Hilfe und Unterstützung zuteil werden läßt.

Ich glaube, das nannte man früher "Nächstenliebe" und die kann man auch ohne
die Institution Kirche leben :-)

Zitat:
Ich hoffe, das meine Liebe mir auch Flügel verleiht, im Kampf um und für meinen lieben Mann.
Das wird sie - sei Dir gewiß.


Alles Liebe und Gute für euch,

Angie
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  #120  
Alt 15.06.2011, 02:16
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.... ich möchte noch 2,3 Werke hierlassen, die mein Leben begleiten - für den ein oder anderen, der vielleicht etwas damit anfangen kann ....

Zitat:
Wenn an einem Morgen die Sonne nicht
aufgeht,
dann male Dir eine.
Und fliegt Dein Lachen davon wie ein
Luftballon,
dann lasse ihn fliegen und winke ihm nach.

Und schweigen die anderen um Dich,
dann forme aus Zärtlichkeit einen Schlüssel
und öffne sie.
Und wenn sich Einsamkeit wie eine Glasglocke
über Dich stülpt,
bemale die Wände mit bunten Blumen, die Dich
verzaubern

Und wenn Du traurig bist, zieh einen
Regenbogen am Himmel.
Und wenn die Traurigkeit dir das Wasser in
die Augen treibt,
dann sammle es zu einem See und schwimme
Dich frei !
- Verfasser unbekannt -
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~
Einladung

Zitat:
Es interessiert mich nicht, womit Du Deinen Lebensunterhalt verdienst.
Ich möchte wissen, wonach Du innerlich schreist
und ob Du zu träumen wagst, der Sehnsucht Deines Herzens zu begegnen.
Es interessiert mich nicht, wie alt Du bist.
Ich will wissen, ob Du es riskierst, wie ein Narr auszusehen, um Deiner Liebe willen, um Deiner Träume willen und für das Abenteuer des Lebendigseins.
Es interessiert mich nicht, welche Planeten im Quadrat zu Deinem Mond stehen.
Ich will wissen, ob Du den tiefsten Punkt Deines eigenen Leids berührt hast, ob Du geöffnet worden bist von all dem Verrat,
oder ob Du verschlossen bist aus Angst vor weiterer Qual.
Ich will wissen, ob Du mit dem Schmerz - meinem oder Deinem - dasitzen kannst, ohne zu versuchen,
ihn zu verbergen oder zu mindern oder ihn zu beseitigen.
Ich will wissen, ob Du mit der Freude - meiner oder Deiner - dasein kannst,
ob Du mit Wildheit tanzen und Dich von der Ekstase erfüllen lassen kannst, von den Fingerspitzen bis zu den Zehenspitzen,
ohne uns zur Vorsicht zu ermahnen, zur Vernunft oder die Grenzen des Menschseins zu bedenken.
Es interessiert mich nicht, ob die Geschichte, die Du erzählst, wahr ist.
Ich will wissen, ob Du jemanden enttäuschen kannst, um Dir selber treu zu sein.
Ob Du den Vorwurf des Verrats ertragen kannst und nicht Deine eigene Seele verrätst.
Ich will wissen, ob Du vertrauensvoll sein kannst und von daher vertrauenswürdig.
Ich will wissen, ob Du Schönheit sehen kannst, auch wenn es nicht jeden Tag schön ist und ob Du Dein Leben aus Gottes Gegenwart speisen kannst.
Ich will wissen, ob Du mit dem Scheitern - meinem und Deinem - leben kannst
und trotz allem am Rande des Sees stehen bleibst und zu dem Silber des Vollmondes rufst: "Ja!"
Es interessiert mich nicht, zu erfahren, wo Du lebst und wieviel Geld Du hast.
Ich will wissen, ob Du aufstehen kannst nach einer Nacht der Trauer und der Verzweiflung,
erschöpft und bis auf die Knochen zerschlagen, und tust, was für Deine Kinder getan werden muss.
Es interessiert mich nicht, wer Du bist und wie Du hergekommen bist.
Ich will wissen, ob Du mit mir in der Mitte des Feuers stehen wirst und nicht zurückschreckst.
Es interessiert mich nicht, wo oder was oder mit wem Du gelernt hast.
Ich will wissen, was Dich von innen hält, wenn sonst alles wegfällt.
Ich will wissen, ob Du allein sein kannst und in den leeren Momenten wirklich gerne mit Dir zusammen bist.
(Oriah Mountain Dreamer, Indian Elder)
- indianischer Stammesältester -

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Von der Liebe

Zitat:
Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil.

Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin,
Auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann.

Und wenn sie zu dir spricht, glaube an sie,
auch wenn ihre Stimme deine Träume zerschmettern kann
wie der Nordwind den Garten verwüstetet.

Denn so, wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich.
So wie sie dich wachsen lässt, beschneidet sie dich.
So wie sie emporsteigt zu deinen Höhen
und die zartesten Zweige liebkost, die in der Sonne zittern,
steigt sie hinab zu deinen Wurzeln
und erschüttert sie in Ihrer Erdgebundenheit.

Wie Korngarben sammelt sie dich um sich.
Sie drischt dich, um dich nackt zu machen.
Sie siebt dich, um dich von deiner Spreu zu befreien.
Sie mahlt dich, bis du weiß bist.
Sie knetet dich, bis du geschmeidig bist;
Und dann weiht sie dich ihrem heiligem Feuer,
damit du heiliges Brot wirst für Gottes heiliges Mahl.

All dies wird die Liebe mit dir machen,
damit du die Geheimnisse deines Herzens kennenlernst
und in diesem Wissen ein Teil vom Herzen des Lebens wirst.

Aber wenn du in deiner Angst nur die Ruhe und die Lust der Liebe suchst,
dann ist es besser für dich, deine Nacktheit zu bedecken
und vom Dreschboden der Liebe zu gehen.
In die Welt ohne Jahreszeiten,
wo du lachen wirst, aber nicht dein ganzes Lachen,
und weinen, aber nicht all deine Tränen.

Liebe gibt nichts als sich selbst und nimmt nichts als von sich selbst.

Liebe besitzt nicht, noch läßt sie sich besitzen;

Denn die Liebe genügt der Liebe.

Und glaube nicht, du kannst den Lauf der Liebe lenken,
denn die Liebe, wenn sie dich für würdig hält, lenkt deinen Lauf.

Liebe hat keinen anderen Wunsch, als sich zu erfüllen.

Aber wenn du liebst und Wünsche haben mußt, sollst du dir dies wünschen:
Zu schmelzen und wie ein plätschernder Bach zu sein,
der seine Melodie der Nacht singt.

Den Schmerz allzu vieler Zärtlichkeit zu kennen.
Vom eigenen Verstehen der Liebe verwundet zu sein;
Und willig und freudig zu bluten.

Bei der Morgenröte
mit beflügeltem Herzen zu erwachen
und für einen weiteren Tag des Liebens dankzusagen;

Zur Mittagszeit zu ruhen
und über die Verzückung der Liebe nachzusinnen;

Am Abend mit Dankbarkeit heimzukehren;
Und dann einzuschlafen
mit einem Gebet für den Geliebten im Herzen
und einem Lobgesang auf den Lippen.


Khalil Gibran
(* 06.01.1883 , † 10.04.1931)
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!
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