Ablatio - wie geht ihr mit Fragen dazu um?

[bifi65]

Hallo,

bei mir ist es nach Ablatio beidseits und ohne Prothese für jeden sichtbar, der genau hinschaut. Allerdings schaue ich nicht, ob einer schaut... Mir ist es egal, wer was und warum redet, ich kümmer mich nicht drum. Wer fragt, bekommt eine wahrheitsgemäße Antwort und der Rest soll reden, was er mag. An der Arbeit wissen es alle von Anfang an, das tat mir gut, da ich mich nicht verstellen musste.
So geht jeder seinen Weg. Mit sich im Reinen zu sein, finde ich am wichtigsten!

Liebe Grüße,
Birgit

[Calypso]

Hallo deena,
ich hatte deinen Post so verstanden, dass es dir nicht gefällt, dass viele Unwissende Krebspatienten/Chemopatienten für Todgeweihte halten. Das kann sich natürlich nicht ändern, wenn die Betroffenen (grade die, denen es gut geht) nichts erzählen. Ich habe meine Glatze nicht "zur Schau getragen" aber im heißen Sommer 2003 habe ich überwiegend ein Tuch drumrum gebunden. >ich hatte auch ne tolle Perücke, aber bei meinen echten Haaren (lange, blonde, dicke, lockige Haare) wäre es trotzdem aufgefallen. Wer sehen will, sieht.

Dennoch überlasse ich es jedem selbst, wie er damit umgeht. Aber dieses Forum ist ja auch dazu da, verschiedene Ansichten zu hören, und sich vielleicht auch manchmal dran zu orientieren.

Vielleicht tue ich mich leicht, weil ich (@Jule) sowas wie Sensationsgeilheit nirgends auch nur ansatzweise erlebt habe. Und Mitleid auch nicht, das "intimste" was mich ein relativ außenstehender Mann mal gefragt hat, war: "Wie geht man damit um?" - er meinte allerdings nicht die Ablatio sondern die Metastasen, also das Fortschreiten der Krankheit.
Anscheinend habe ich viel Glück mit meiner Umgebung, wenn ich hier so lese, scheint es doch oft auch anders zu sein.

Dass ich nicht als Frau wahrgenommen werde, oder mich nicht richtig als Frau fühle, kann ich auch nicht sagen. Das fände ich auch traurig, denn ich bin ja nicht eine Frau, weil ich zwei Brüste hab, und wenn eine weg ist, bin ich keine mehr. Klar, am Anfang war das Körpergefühl irgendwie falsch, aber das hat sich gegeben. (Das war übrigens auch so, als ich mein künstliches Hüftgelenk bekommen habe. Das fühlte sich auch am Anfang so falsch an. Inzwischen merke ich nichts mehr davbon).

Ich weiß auch nicht, wovon das nun abhängt - aber vielleicht auch davon, dass ich mich schon vorher nicht unbedingt über mein besonders weibliches Äußeres als Frau definiert habe - das hatte ich nämlich noch nie. Ich war immer ein sehr jungenhafter Typ, extrem sportlich, jetzt bin ich viel weiblicher trotz fehlender Brust.

Wie schon in Euren Posts steht - das muss jeder so handhaben, wie er möchte. Es macht mich nur traurig, wenn ich sehe, dass manche Frauen unter dem Verlust leiden, viele Dinge nicht mehr mit Freude tun - wie saunen, schwimmen etc. Ich hoffe immer sehr, dass sie sich auch daran gewöhnen. Wenn man sich in seinem Körper wohl fühlt, dann glaube ich, strahlt das auch nach außen und man wird vielleicht eher als Frau wahrgenommen, als wenn man traurig über den Verlust herumläuft und keine Lebensfreude mehr hat.

@bifi - das hast du gut formuliert: Ich hätte auch das Gefühl, mich verstellen zu müssen. ich würde auch ungern sagen "das geht dich nix an" wenn mich z. B. ein Kollege fragen würde, warum ich so lang krank geschrieben war. Ich glaube halt immer ans gute im menschen und würde die Frage als Mitgefühl und nicht als Neugierde deuten.

Hoffentlich nicht missverstandene
Calypso

[Gammeltrine]

Hallo, ich hatte Ende April eine subkutane Mastektomie. Da meine Brüste wirklich groß waren, wurde in einer OP direkt links der Expander gelegt und rechts angeglichen, war gut, hätte sonst Schlagseite bekommen . Ich bin sehr offensiv mit meiner Erkrankung umgegangen, trug nie eine Perücke, und ging seit dem es wärmer wurde, grundsätzlich ohne Tuch aus dem Haus. Heute hat mir eine empörte Nachbarin gesagt, wie dreist sie mich findet, ich hätte meinen Zustand doch mehr verstecken sollen, und warum ich so braun wäre, das wär doch das letzte, mich auch noch in der Öffentlichkeit (liege im Badeanzug manchmal in unserem Garten, wir haben ein Eigenheim), zu sonnen. Manche warten doch nur darauf, dass es einem schlecht geht und das man sich versteckt. Ich rede nur mit Menschen über meine Erkrankung, die ich mag, alle anderen lass ich stehen, so wie diese "nette" Nachbarin.

[Calypso]

Ich kanns nicht fassen, was für ätzende Menschen es gibt. Wenn ich sowas höre, kommt mir doch grad das k....

Ich habe echt Glück, dass mir sowas noch nie passiert ist. Naja, außer dass mal eine mam ihrem Töchterchen erklärt hat, warum muslimische Frauen (das war ich) ihre haare unter einem Kopftuch verstecken ich hab sie in ihrem Glauben gelassen.

[Parvati]

Über die Chemo kann ich mit vielen Leuten reden, das geht sogar als Smalltalk auf einer Party. Da waren die Leute immer erstaunt, dass man mir das nicht ansieht. Das hat mir wiederum sehr gut getan.

Über die Ablatio habe ich nur mit engen Freunden (wenn ich ehrlich bin, doch eher Freundinnen gesprochen). Mit männlichen Kollegen wollte ich nicht darüber sprechen (ich habe es auch nur zwei Kolleginnen erzählt).

Aber herzeigen geht gar nicht. Das hat bis jetzt nur mein Freund gesehen. Kürzlich habe ich mit einer sehr guten Freundin in einem Hotelzimmer übernachtet. Aber ich bin ins Bad gegangen, um mich umziehen. Sie hat es verstanden.
Im Fitnessstudio dusche ich nicht mehr.
Letzte Woche habe ich bei einem Yogaworkshop fünf Tage mit anderen Frauen in einem 8-Bett-Zimmer übernachtet. Aber auch hier bin ich zum Umziehen ins Bad gegangen. Man sieht es zwar auch deutlich, wenn ich unter dem T-Shirt keinen BH anhabe. Ich war froh, dass keine gefragt hat.

Überhaupt hatte ich sehr großes Glück mit meiner Umgebung. Keine aufdringlichen Fragen, keine blöden Bemerkungen. Ich finde es in einer Stadt einfacher, da kann man eher in die Anonymität abtauchen und sich aussuchen, wem man was erzählt. Erst vor kurzem habe ich einer Nachbarin von der Chemo erzählt, aber nicht von der Ablatio. Das geht nur meine engsten Freunde was an.

lg
Parvati

[NicoleZ]

Zitat von Gammeltrine

Heute hat mir eine empörte Nachbarin gesagt, wie dreist sie mich findet, ich hätte meinen Zustand doch mehr verstecken sollen, und warum ich so braun wäre, das wär doch das letzte, mich auch noch in der Öffentlichkeit (liege im Badeanzug manchmal in unserem Garten, wir haben ein Eigenheim), zu sonnen.

Alter Schwede, der hätte ich vermutlich gesagt "Wissen Sie, wenn Sie mal Krebs haben, gestatte ich Ihnen schon mal vorab, sich zu sonnen." oder so. Leute gibt's. Ich umfahre den Teil des Dorfes, in dem meine Schwiegermutter ihre vergleichenden Brustkrebs-Studien verbreitet hat (Schwiegertochter-Nachbarin, wem geht es dreckiger ?) weitläufig und die entsprechenden Geschäfte suche ich nicht mehr auf. Et reischt.

Vielleicht muntert es jemanden hier auf, zu hören, dass ich in letzter Zeit schon zweimal auf meine schicke Frisur angesprochen worden bin ? Einmal von meiner neuen Tabakhändlerin und dann am Donnerstag von der Sprechstundenhilfe beim Zahnarzt. Ihr Friseur hat ihre Dauerwelle versaut, sie wollte eigentlich genau so aussehen wie ich auf dem Kopp .

Ich habe ihr halt das Geheimnis verraten : nein, weder Dauerwelle noch Natur, man muss nur eine Chemotherapie machen, dann klappt es mit den Lockenlook. Ich persönlich finde ja, ich sehe aus wie irgendwas aus dem "König der Löwen", aber wenn's scheh macht. Meine Chemo ist jetzt 17 Monate her, circa, und ich lass es friseurlos wachsen wie es will.

Mich hat noch niemand auf den assymetrischen Look meiner Hupen angesprochen (die Operierte ist optisch 20, die andere halt 40 und hängt), obwohl ich noch nie gerne BHs getragen habe und jetzt auch nicht damit anfange.

[Petra71]

Hallo,

vielen Dank nochmals für die Rückmeldungen. Echt Wahnsinn, wie unsensibel die Umgebung doch manchmal sein kann ...

Ich werde dann nach der OP berichten, wie es bei mir weitergeht.

Liebe Grüße
Petra

[ängel]

Hallo Petra,
eigentlich hast du den Thread ja schon abgeschlossen, aber ich war so geschockt über Gammeltrines Nachbarin. Das ist doch unerhört, was es für Leue gibt! Wie schön dass ich hier keine direkten Nachbarn habe und auch mal oben ohne liegen kann.
Ich wollte auch nicht dass meine Brust abkommt und konnte mich beim Primärtumor noch entscheiden, und sie nicht abnehmen lassen.
Was musste ich mir da anhören, warum ich mich dagegen entschieden habe!!! Meine Mutter, Freunde, Bekannte...
Beim Rezidiv hatte ich dann kaum noch eine Wahl. War schlimm am Anfang, aber jetzt ganz normal.
Ziehe mich am Strand problemlos um und ziehe auch mal einen Badeanzug an ohne Prothese, wenn die anderen alle nass sind, weil ich mehr im Wasser bin als am Strand.
Zu Hause gehe ich auch mal, aber selten ohne BH. Sonst immer mit.
Während der Betrahlung bin ich im Hochsommer auch mal ohne Tuch gegangen und eigentlich nur positiven Rücklauf bekommen. Leider sah ich nicht so gut aus ohne Haare, aber was hilfts.
Angesprochen wegen meiner Brust hat mich noch keiner und blöde Fragen gestellt auch nicht.
Ich bin ja auch nicht krank für meine Umwelt.
Alles Gute, Petra, gib uns Bescheid, wie es nach der OP ist.

[Gammeltrine]

Liebe Petra, meine Gedanken sind bei dir, ich drücke dir die Daumen, dass alles gut geht, und du bald wieder fit bist. Melde dich wenn du kannst, wie es dir geht. Ganz liebe Grüße

[Calypso]

Auch von mir alles alles gute, dass du es schnell überstehst!

Danach wünsche ich dir eine nette, freundliche Umgebung - dann wird es bestimmt nicht so schlimm.

Ich bekomme übrigens auch nur positive Rückmeldungen, sowas wie bei Gammeltrine kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. ich glaub, ich wär ausgerastet bei so einer Unverschämtheit.

[Gammeltrine]

Hallo Calypso, nein ich bin nicht ausgerastet, es lohnt sich einfach bei manchen Menschen nicht mehr, ich denke, dass ich meine Kraft noch für schöne Dinge brauche. Wir haben auch nette Nachbarn, und die sind wichtiger.

[ivanina]

Hallo ihr alle,
ich hatte meine Ablatio vor 2 Wochen und komme eigentlich ganz gut zurecht. Allerdings scheuert der Prothesen-BH und meine Haut ist ganz wund. Ich möchte ihn aber eigentlich den ganzen Tag tragen, weil ich mich dann besser fühle. Hat jemand einen Tipp, wie ich mich an das Ding gewöhne? Ich möchte auf keinen Fall ohne vor die Tür.
LG

[Macarena]

Hallo Ivanina,

Du kannst Dir eine BH-Verlängerung besorgen (gibt es z.B. in Drogeriemärkten), das ist so ein Zwischenstück für den Verschluss damit der BH etwas weiter wird.

Mir war außerdem die Erstprothese am Anfang zu hart. Ich habe mir dann aus einem alten Schulterpolster, das ich aufgeschlitzt und mit Watte gefüllt habe, ein noch weicheres Teil gebastelt.

LG Macarena

[Calypso]

Hallo ivanina,

du hast eigentlich Anspruch auf eine erste Prothese aus Stoff, die man selbst mit Watte (spezielle Watte, die nicht klebt wenn sie feucht wird). Die kann man auch in einen normalen BH einlegen, weil sie ganz leicht ist. Eigentlich hättest du die gleich im KH verordnet bekommen müssen. Aber wenn du jetzt Probleme hast, kann die der Gyn bestimmt noch verordnen.

Calypso

@Gammeltrine - ich bin bei sowas (leider?) etwas unbeherrscht. Aber normalerweise wirkt es gut und ich fühle mich erleichtert.

[Gertraud]

Nur 10 Min. von unserem Zuhause entfernt liegt im Wald eine Krebsklinik. Hier gehe ich gerne mit meinem niedlichen kleinen Hund spazieren und treffe natürlich viele "Kolleginnen" denen man die Krankheit (im Gegensatz zu mir nach meiner beids. brusterh. OP) deutlich ansieht.

Oft werde ich gebeten, den kleinen Wuschel streicheln zu dürfen und so kommen wir ins Gespräch. Wenn ich mich dann als Kollegin "oute" spüre ich, wie wohl es mir und meinem Gegenüber tut, sich austauschen zu können mit jemand, der das alles am eigenen Leib erlebt hat ...

Da kann ich auf scheinheilige sensationsgierige Mitmenschen (mit Kommentaren wie : wird schon wieder, halt die Ohren steif") gut verzichten !

Liebe Grüße

Gertraud