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  #1  
Alt 21.01.2006, 20:19
sanne2 sanne2 ist offline
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Registriert seit: 17.08.2005
Beiträge: 1.088
Standard Darf man auch als Angehöriger mal schlecht drauf sein?

Hallo,
ich habe mich die letzten Tage hier sehr gut austauschen können, es hat mir wirklich geholfen!
Trotzdem würde ich gerne noch ein paar weitere Meinungen hören!
Es ist ein sehr heikles Thema! Viele Angehörige verlieren ihre Liebsten durch diese miese Erkrankung und ich beschwere mich über den teilweisen Egoismus meines Mannes mir gegenüber. Er erkrankte vor 2,5 Jahren an einem Liposarkom und hat nun nach dieser langen Zeit Folgebeschwerden, wahrscheinlich Strahlenschaden. Ich war immer für ihn da, habe ihm immer zur Seite gestanden, war in meiner freien Zeit, neben meinem Beruf bei fast allen Arztbesuchen anwesend, habe schlaflose Nächte gemeinsam mit ihm verbracht und fühle mich nun einfach leer und ausgebrannt.
Deshalb habe ich nun, seiner Meinung nach, kein Verständnis für ihn!
Ich möchte nicht mehr, das er mich nachts aufweckt, nur weil er durch seinen Sport eine Muskelzerrung davongetragen hat. Ich möchte nicht mehr morgens als erstes von ihm hören, das er Kopfschmerzen hat. Ich möchte von diesen banalen Sachen verschont werden!
Er hat kein Verständnis für meine Bedürfnisse, erwartet dieses aber von mir!
Ich weiß nicht ob diese Erkrankung mich so verändert hat, oder ihn.
Es ist ja meine Entscheidung gewesen, das ich ihn bei sämtlichen Arztbesuchen begleitet habe, so seine Aussage. Ich hätte mich darüber gefreut wenn er mal gesagt hätte, schön das Du immer bei mir warst!
Klinge ich sehr egoistisch oder zerfließe vor Selbstmitleid?
Wie empfinden es Andere?
Klar ist alles Selbstverständlich, aber so?
Liebe Grüße!
Sanne
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  #2  
Alt 21.01.2006, 20:55
manu_k manu_k ist offline
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Ort: Siegen
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Standard AW: Darf man auch als Angehöriger mal schlecht drauf sein?

Eine glückliche Beziehung besteht aus Geben und Nehmen, wobei nicht der eine nur gibt und der andere nur nimmt ;-)
Das ist sehr schlecht , wenn du dabei auf der Strecke bleibst.
Auch mein Lebensgefährte ist krank und ich stehe Ihm bedingungslos bei aber ich bekomme sehr viel Dankbarkeit wieder, er fragt mich auch immer wie es mir geht und ich kann Ihm auch meine Problme erzählen.
Wenn es Ihm schlecht geht fordert er mich enorm aber wenn es Ihm besser geht entlastet er mich wo er kann.
Dein Mann verhällt sich nach deinen Beschreibungen zuurteilen sehr egoistisch und lebt seine Opferrolle.
Er sollte froh sein, dass er Dich hat, er hätte sicher in die Röhre geguckt, wenn er immer allein gewesen.

Alles Gute für die Zukunft.Manuela.
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  #3  
Alt 21.01.2006, 21:07
Benutzerbild von Lady Molly
Lady Molly Lady Molly ist offline
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Standard AW: Darf man auch als Angehöriger mal schlecht drauf sein?

Liebe Sanne,

ich war nur vier Monate Angehörige in der Situation und auch manchesmal sauer auf meinen Mann.
An einem Tag habe ich ihn die ganze Zeit in der Klinik mit dem Rollstuhl von hier nach dort geschoben und als wir auf das Taxi warteten, sprang er aus dem Rollstuhl und schob ihn einer an kommenden Patientin im schnellen Schritt hin.
Ich dachte mir fallen die Augen aus dem Kopf und meine Wut kannte keine Grenzen, ich kam mir ziemlich verschaukelt vor.
Heute sehe ich es anders, für ihn war es damals ein tolles Gefühl nicht der Hilfsbedürftige zu sein, sondern endlich mal wieder helfen zu können.
Ich könnte viele andere Beispiele geben... Wir haben nur eine bestimmte Belastungsgrenze und wenn die erreicht ist, geht das Ventil auf, oft in die falsche Richtung.

Nun bin ich Hinterbliebene und wäre froh noch einmal richtig sauer zu werden auf meinen Mann (und natürlich auch mit ihm lachen zu können). Das hilft dir nicht weiter, aber ich kann euch beiden nur raten das Gespräch zu suchen und eure Zeit gemeinsam und nicht in Vorwürfen miteinander zu verbringen. Sie ist begrenzt, auch für ganz Gesunde, eines Tages ist es rum und dann macht man sich Vorwürfe um die vergebenen schönen Stunden.
Gibt es bei euch eine Selbsthilfegruppe? Oft können sich dort auch Angehörige treffen und austauschen.
Ich glaube nicht das du egoistisch bist, ich denke eher auch dein Mann hat einen Grund für sein Verhalten (Angst?) und gemeinsam müsst ihr "einfach" neu euer Leben wieder ordnen.

Ich hoffe ihr schafft es, denn es wäre doch zu schade einen Kampf zu gewinnen und nun doch noch auf eine andere Art aufzugeben.

Alles Gute,
Susanne
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  #4  
Alt 21.01.2006, 21:27
sanne2 sanne2 ist offline
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Beiträge: 1.088
Standard AW: Darf man auch als Angehöriger mal schlecht drauf sein?

Hallo Manuela und Susanne,
es tut mir leid, das Ihr mit Euren Männern das gleiche Schicksal in bezug auf diese miese Erkrankungen teilen müsst!
Vor allem für Dich Susanne tut es mir wirklich sehr leid, das Du Deinen Mann verloren hast! Deine Geschichte habe ich weitesgehend verfolgt. Eben darum habe ich gezögert so einen Thread zu eröffnen, aber ich bin schon eine ganze Weile dermaßen depremiert, so das ich mir von Euren Antworten etwas Besserung erhoffe.
Mein Mann ist nicht immer so egoistisch! Als meine Mutter zeitgleich mit ihm an Krebs erkrankte, war er trotz seiner eigenen Ängste immer für mich da!
Das rechne ich ihm hoch an!
Aber wir verändern uns! Ich habe keine Lust mehr auf ständige Krankheiten, auch wenn er es ja wirklich nicht mit Absicht macht!
Aber es ist ständig irgendetwas, auch Sachen die nichts mit seiner Vorerkrankung zu tun haben. Er lässt mich nachts nicht schlafen wenn ihn wieder einmal ein Zipperlein quält, auch wenn er weiß, das ich am nächsten Morgen um 5.00 Uhr aufstehen muss! Alles ist selbstverständlich für ihn!
Rede ich mit ihm darüber kommt nicht etwa mal eine Entschuldigung, darauf warte ich jetzt noch, sondern die Antwort er hätte eben Schmerzen gehabt.
Eine Zerrung im Oberschenkel durch seinen Sport!! In der Nacht hat er ein Drama abgezogen, das kann ich gar nicht wiedergeben!
Ich danke Euch für Eure Antworten!
Liebe Grüße! Sanne
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  #5  
Alt 21.01.2006, 21:58
manu_k manu_k ist offline
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Standard AW: Darf man auch als Angehöriger mal schlecht drauf sein?

Ich versteh dich, mir geht es genauso, ich habe auch oft keine Lust mehr. Wir sind beide sehr jung und müssen uns von Morgens bis Abends mit Krankheiten beschäftigen aber ich habe mich entschieden Ihm beizustehen, in der Hoffnung dass es sich lohnt und alles wieder gut wird.
Aber das ist einfacher gesagt als getan. Ich habe auch manchmal echt kein Bock mehr, weil vieles an mir hängen bleibt und ich unfehlbar geworden bin für Ihn.
Aber ich mache das alles gern weil ich Ihn sehr liebe und er mich braucht.
Gerade bekomme ich als dankeschön eine Fussmassage während ich im Forum abhänge.
Ich würde schon zickig werden wenn mich mein Freund mitten in der Nacht wegen Kopfschmerzen wecken würde, ich kann es dann doch nicht ändern und das weiss er aber auch, deswegen würde er mich auch nicht stören, ich muss schliesslich auch früh zur Arbeit.
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  #6  
Alt 22.01.2006, 20:53
Benutzerbild von Peter
Peter Peter ist offline
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Standard AW: Darf man auch als Angehöriger mal schlecht drauf sein?

Hallo Sanne,

ich denke auch wie Susanne schon geschrieben hat, eine Selbsthilfegruppe könnte da eine gute Sache sein um zu sehen wie andere das geschafft haben.

Wenn Du ein gutes Verhältnis zu eurem Arzt hast, könntest Du auch einmal mit ihm darüber reden, das er vielleicht etwas einfluß auf Deinen Mann nehmen kann.
Super wäre es natürlich wenn Ihr beide mal zu einem Psychotherapeuten gehen würdet.
Der könnte Euch bestimmt weiter helfen, allerdings müssen beide dafür bereit sein....

Nur das Gespräch kann diese Schwierigkeiten lösen...und wenn man alleine nicht weiter kommt, ist es legitim Hilfe zu suchen! Denn das leben ist zu kostbar um es einfach laufen zu lassen.


Liebe Grüße

Peter
__________________
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EX-Moderator Forum für Angehörige

Selbsthilfe Hirntumor Trier
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  #7  
Alt 23.01.2006, 09:58
Natchen Natchen ist offline
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Standard AW: Darf man auch als Angehöriger mal schlecht drauf sein?

Hallo zusammen,

ich bin auch Angehörige und mein Mann hat Cup Syndrom mit Halslymphknotenmetas. Nach OP, Chemo und Bestrahlung letzte am 6. Dezember. Ich kann dazu nur sagen, mein Mann hat sehr viel Rücksicht auf mich genommen. Was mir nur manchmal sehr schwer viel war, dass er so wenig darüber gesprochen hat. Ich fühlte mich dann so hilflos, konnte ihm nichts abnehmen. Helfersyndrom??? Ich weiss, ich konnte ihm nichts abnehmen von den Schmerzen etc er musste da alleine durch. Bei mir äusserte sich dies in Wut, da ich keine Gefühle zeigen mochte und konnte. Doch unser Zusammenhalt ist besser geworden, wir sprechen jetzt offener mit einander. Doch oft ist es auch so, dass Manni nicht darüber reden will und das ist auch gut so.

Wir gehen regelmässig zusammen zu einer Krebsberatung und die Dame ist sehr hilfreich und Manni kann dort alles loswerden und ich kann viel daraus lernen. Es hilft uns unheimlich. Es lernt dann nicht nur einer sonder beide.

Schönen Tag noch
Renate
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  #8  
Alt 23.01.2006, 19:25
gewwi gewwi ist offline
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Standard AW: Darf man auch als Angehöriger mal schlecht drauf sein?

Hallo Sanne, genau das ist der Grund, warum ich mich so rar gemacht habe.
Irgentwie bin ich nur noch genervt, müde, gereizt, Lachen ist selten geworden, leider. Will mich nicht immer nur mit der Sch...krankheit beschäftigen. Obwohl, hier im Forum sind Leute, die mich verstehen. Aber manchmal hab ich Alpträume und es macht mich oft sehr betroffen, wenn ich hier lese.
Es wird wieder besser, hoffe ich doch ganz fest.
bis bald petra
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  #9  
Alt 26.01.2006, 15:00
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: Darf man auch als Angehöriger mal schlecht drauf sein?

Hallo,
ich wollte mich noch einmal für die netten Ratschläge und Tipps bedanken!
Bei uns hat sich die Situation nur insofern verändert, das wir wieder miteinander reden!
Wir haben uns über unsere Probleme unterhalten, vielmehr habe ich meinem Mann versucht zu erklären, was mir an unserer Situation missfällt und er hat mir zugehört und zumindest teilweise Zugeständnisse gemacht, wohl eher des lieben Friedens willen!
Also bin ich weiterhin sehr unzufrieden und werde, sobald es meine berufliche Situation erlaubt, eine Kur für mich beantragen. Da ich keine Arztgängerin bin ( bin nie krank) gibt es also keinen Arzt meines Vertrauens, eine Selbsthilfegruppe für Weichteilsarkome gibt es meines Erachtens in unserem Gebiet nicht und psychologische Hilfe möchte ich für uns nicht in Anspruch nehmen, da meine Mutter damals, selbst an Krebs erkrankt, sehr schlechte Erfahrungen damit gemacht hat und mein Mann sowieso nicht mitspielen würde.
Trotzdem hat mir dieser Austausch hier sehr geholfen!
Wir werden sehen was die Zukunft bringt!
Herzliche Grüße!
Sanne
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