Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

 
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 12.09.2013, 00:13
MyDadMyHero MyDadMyHero ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 11.09.2013
Beiträge: 2
Unglücklich Mein Papa, mein Held.

Hab mich eben erst hier angemeldet und weiß nicht so recht wohin mit meinem Text
Ich weiß gar nicht richtig wo ich anfangen soll...Ich war gerade einfach so verzweifelt, dass ich im Internet nach Leukämieforen für Angehörige gesucht habe und dann auch diese Seite gestoßen bin.
In der Hoffnung, dass es mir etwas bringt, wenn ich mir mal alles von der Seele schreibe, fange ich mal ganz von vorne an.

Wie vielleicht schon zu erkennen war, geht es nicht um mich selber sondern um meinen Vater. Ein regelrechtes Arbeitstier von dem man dachte, er wüsste nicht mal was krank sein bedeutet, da es ihn sehr sehr selten erwischte und wenn, dann nur ein kleiner Schnupfen, von dem er sich aber auch nicht beeindrucken ließ. Meine gesamte Familie und ich haben in der Vergangenheit sehr viel durchgemacht und mussten viele Schicksalsschläge verkraften. Dadurch hing ich mit der Zeit immer mehr an meine Eltern und irgendwann vorallem an meinem Vater.
2012 sind starke Rückenbeschwerden bei ihm aufgetreten weswegen er dann auch krankgeschrieben wurde. Damit begann ein regelrechter Ärzte-Marathon. Angefangen vom Hausarzt zum Orthopäden, über zig MRT's, weiterleitung an Untersuchungen von Ärzten in Krankhäusern, zur Krankengymnastik und einer Reha-Maßnahme, zum Kardiologen und und und. Obwohl ich überall dabei war kann ich mich sogar selbst nicht mehr an alles erinnern. Leider blieb jedoch bei allen Versuchen der Erfolg aus. Ab Januar 2013 fing es aber an immer schlechter zu werden. Wo vorher nur Rückschmerzen das Thema waren, begannen nun extreme Kraftlosigkeit, Abgeschlagenheit, und Appettitlosigkeit in den Vordergrund zu rücken. Kurz danach fing er regelrecht an zu frieren worauf sehr hohes Fieber folgte und daraus extreme Schweißausbrüche entstanden.
Am Anfang hat man sich nicht so viel dabei gedacht und ist einfach von einer starken Grippe ausgegangen. Trotzdem habe ich ihn zum Hausarzt "geschleppt" worauf dieser uns aber auch nicht wirklich weiterbrachte. Eine Erkältung, eine Grippe, das wechselnde Wetter wären dafür verantwortlich. Auch nach einer Blutnahme wurde uns kein Grund zur Sorge gegeben. Jedoch verbesserte sich sein Zustand auch nach diesen Arztbesuchen nicht und er war irgenwann mit seinen Kräften absolut am Ende worauf wir uns entschieden hatten ihn ins Krankenhaus einliefern zu lassen.
Dort wurde er direkt in ein isoliertes Zimmer gebracht, welches man nur mit Schutzkleidung betreten durfte, da sein Immunsystem so am Ende war, das es nicht mehr viel gebraucht hatte damit er völlig K.O ist.
In dem Krankenhaus wurde nach unzähligen Untersuchungen festgestellt, dass er eine Herzmuskelentzündung hat. Diese Entzündung versuchten sie fast 3 Wochen lang mit verschiedenen Antibiotikern zu behandeln. Da kein sichtbarer Erfolg eintrat und sie das Fieber nicht in den Griff bekamen, wurde er in eine Uniklinik eingwiesen.
Dort wurde er sofort auf die Intensivstation verlegt in der er fast 2 Wochen lang blieb mit der Ungewissheit ob er es schafft oder nicht. Das Fieber bekamen die Ärzte dort "sofort" in den Griff und nach langer Zeit sah ich wieder Farbe im Gesicht meines Vaters. Jedoch schien dies nicht alles zu sein denn man merkte den Ärzten an, dass sie noch etwas anderes vermuteten. Viele Untersuchungen und schlaflose Nächte später kam dann die Diagnose mit der niemand nicht mal im Ansatz gerechnet hätte: Haarzellleukämie. Da ich vorher nicht viel über diese Form wusste, sank ich zu Boden als sich nur das Wort "Leukämie" in mein Gedächnis brannte. Man klärte uns zwar ein wenig darüber auf aber das meiste suchte ich mir nach dem Krankenhausbesuch aus dem Internet zusammen. Sie leiteten noch in der Uniklinik die Chemotherapie ein, und entließen ihn danach aus dem Krankenhaus zur Weiterbehandlung beim Hämatologen. Am Anfang waren seine Ergebnisse bei den Blutnahmen eher düfrtig wobei es sich mittlerweile für seine Verhältnisse recht gut hält. Vor Kurzem wurde eine Knochenmarkspunktion durchgeführt um festzustellen, ob die Chemo angeschlagen hat.
Ich hatte bisher regelrecht keine Zeit um das ganze Geschehen zu verarbeiten bzw mich wirklich damit auseinander zu setzten und mich mit meiner Angst auseinanderzusetzten. Das ist dann meiner Meinung nach auch der Grund, warum diese endlos tiefe Trauer und teilweise Panik mich nachts heimsuchen. Mein Vater ist alles für mich und daher ist diese Situation doppelt so schwer für mich. Ich bin die jüngste in der Familie (bin dieses Jahr 19 geworden) und war in den 2 Monaten in denen mein Vater im Krankenhaus lag diejenige, die allen anderen Mut zugesprochen hat und ihnen Kraft und Zuversicht gegeben hat. Ich bin eigentlich recht stark da ich ziemlich früh "erwachsen" werden musste und von meinem Umfeld würde niemand auf die Idee kommen dass es mich wirklich derart belastet da ich es nach Außenhin perfekt verstecken kann. Aber innerlich bin ich eigentlich schon längst mit meinen Kräften am Ende.
Woher auch immer nehme ich mir trotzdem noch die letzten Tropfen Kraft die ich irgendwo in mir habe und lasse mir vorallem vor ihm nichts anmerken. Bis vor kurzem war er eigentlich auch recht positiv gestimmt und stellte die Krankheit in den Hintergrund aber seit ein paar Tagen seh ich ihn nur noch traurig. Teilweise liegt es glaube ich auch daran, dass seine Beine/Füße nicht mitmachen. Sie sind immer kühler als der restliche Körper und halten ihn auch nicht lange wenn er steht oder versucht zu gehen. Ich hab zwar im Internet nachgeschaut aber finde nirgendswo Tipps, wie man da eine Verbesserung erzielen könnte.
Wenn ich dann wieder sehe dass er wieder mehr im Bett liegt kommen die Ängste wieder hoch. Ich würde alles dafür tun ihn nocheinmal so wie früher zu sehen...Ganz sicher auf eigenen Beinen ohne irgendeine Stütze.

Falls sich wirklich jemand die Mühe gemacht hat, diesen Text zu lesen, dann ziehe ich meinen Hut vor ihr/ihm.

Gute Nacht.
Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen

Stichworte
angehörige, angst, leukämie


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 09:56 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55