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  #16  
Alt 27.01.2013, 15:49
Flower* Flower* ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Hallo zusammen!

Ich komm grad vom Grab meiner Mutter.. aber ganz ehrlich? Ich hätte mich auch vor nen Baum stellen können, das wär dasselbe gewesen.. Das Grab hat nix, was mich auch nur entfernt an meine Mutter erinnern würde, ich versteh nicht, dass alle so gern dorthin gehen.. hört sich jetzt echt furchtbar an, aber is leider so..

@Gina: Dass ich einfach ungerecht bin, das hab ich anfangs auch gedacht.. aber ich bin inzwischen sicher, dass alle anderen dämlich und falsch sind (jetzt mal ganz überspitzt ausgedrückt).. Wenn Freunde, die noch beide Elternteile haben irgendwas sagen oder helfen wollen, werd ich nur noch aggressiv.. sie können es schlichtweg nicht verstehen und sollten auch nicht so tun, als könnten sies..

@Chrissy: Jetzt hab ich dich das gefragt, was ich nie hören will, fällt mir grad auf.. aber ich hoff hier gehts, hier meint es wenigstens jeder ernst (hoff ich zumindest)..
Ich drück dir ganz fest die Daumen, dass du diesen Teufelskreis irgendwann mal durchbrechen kannst und dass es dir wieder besser geht!

Ich hab übrigens auch schon beobachtet, dass meine "Freunde" jetzt schon denken, mir müsste es wieder gehen wie immer.. mir merkt man ja meistens nichts an, aber manchmal will ich das Haus z.B. nicht verlassen.. das versteht keiner, dass ich einfach allein sein will.. aber egal, wer mich in Zukunft nervt wird das nur einmal tun, dann is Schluss.. früher war ich eh viel zu nett..

So, liebe Grüße an euch und genießt den Sonntag, soweit es möglich is
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  #17  
Alt 27.01.2013, 19:29
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Liebe Flower! Lass dir noch etwas Zeit mit dem Grab gehen! Es ist alles noch so frisch, du hast deine Mama im Herzen und das ist wichtig.
Vielleicht kommt es noch und du hast Sehnsucht danach sie am Friedhof zu besuchen oder es kommt nicht, dann ist es auch okay, das hat ganz und gar nichts zu tun damit wie und ob man traurig ist. Da kann und darf dir keiner was dreinreden, jeder muss für sich seinen Weg finden.
Ja, diese dummen Leute, die sich einmal "Freunde" nannten, die kenne ich auch nur zu gut. Aber es fällt mir sogar bei meinem Papa auf, er hatte als er gesund war immer sehr viele Freunde, die sich auch meldeten. heute kann man sie nicht mal an einer Hand abzählen. Wäre etwas dabei, wenn ihn mal jemand im KH besuchen würde? Nein, niemand! Mit Krankheit und besonders mit Krebs will keiner was zu tun haben - nur es kann jeden treffen, keiner ist ausgeschlossen von dieser Krankheit.
Ich mag auch lieber daheim sein und meine Ruhe haben. Was bringts mir wenn ich mich mit einer "Freundin" treffe und die sudert mich 2 Stunden an über ihre " Miniprobleme" wie etwa abnehmen oder einkaufen. Ich muss das eh in der Arbeit aushalten und mitanhören, das genügt mir.
Mir kommt es so vor als ob ich momentan einfach in einer anderen Welt lebe und ich denke es geht dir genauso!
Wie gesagt, ich habe das schon so oft gehört, dass sich in solchen Situationen automatisch die "Wege" bei manchen Freunden trennen.
Du sagst auch, du warst früher viel zu nett, das war ich auch! Wenn ich eins gelernt habe aus dieser besch.... Situation, dann ist es das, dass ich mir nichts mehr gefallen lasse und nichts mehr mache was ich nicht selber will oder vertreten kann. Früher hab ich viel zu viel gemacht was ich gar nicht wollte , nur weil es jemand anderer wollte! Recht so!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Liebe Grüße und trotzdem noch erholsamen Sonntag abend!!!!!!!
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  #18  
Alt 27.01.2013, 20:09
Codeman Codeman ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Hallo,

lass dir einfach Zeit Flower. Ich glaube, dass man so unmittelbar danach sowieso noch unter Schock steht und daher gewisse Gefühle und Regungen eher nach einer bestimmten Zeit kommen werden.

@Gina

danke du sprichst mir aus dem Herzen. Seit dem ich meine Krebserkrankung hatte, bin ich lieber zu Hause am WE als unterwegs. Ich will nicht mehr in Discos, auf Partys oder sonstwo..lieber lese ich nen Buch oder schaue fern.

Wenn man selber dann mal beim Arzt sitzt, wegen der Auswertung von MRT und CT Bildern und im Wartezimmer unterhalten sich Leute darüber die schlimm doch der Husten ist und das der Rücken weh tut...dann könnte ich auch immer am liebsten was sagen. Mache ich aber nicht.

Denn jeder Mensch wächst an seinen Erlebnissen. Für uns Betroffene oder Angehörige oder Freunde hat sich leider der Erkenntnishorizont durch unsere Erkrankung so dermaßen vergrößert, dass die "Probleme" der anderen dagegen nur noch klein und unbedeutend erscheinen...

Liebe Grüße
Steven
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  #19  
Alt 27.01.2013, 20:33
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Ja, lieber Steven! Und ich denke heute schon, ich begleite meinen Papa ja gerade mit seiner sehr schweren Erkrankung, dass wir uns eigentlich als "glücklicher" bezeichnen können als diese oberflächlichen Menschen.
Nicht falsch verstehen, mit glücklicher meine ich einfach, dass man etwas tiefgründiger und demütiger wird, sich über kleine Dinge im Leben freut und sich aber auch weniger gefallen lässt von anderen.
Ich werde jetzt mit meinen 33 Jahren erst so richtig erwachsen glaube ich.
Ich verurteile die Leute oder meine "Freunde" nicht, sie haben halt sowas noch nie erlebt und ich denke schon, wer so etwas noch nie erlebt hat, der kann da gar nicht mitreden, der hat keine Ahnung wie es wirklich ist. Nur ich wusste es ehrlich gesagt vorher auch nicht.
Ich glaube schon, dass ich für mein restliches Leben sehr viel lerne und die Momente auch sehr schätzen und genießen lerne! Das ist das, was ich aus dieser schwierigen Zeit für mich mitnehmen kann und das ist sehr viel denke ich!
Liebe Grüße und ich hoffe dir geht es einigermaßen gut!
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  #20  
Alt 27.01.2013, 21:09
Codeman Codeman ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Liebe Gina,

danke der Nachfrage. Ja mir geht es gut - dennoch würde ich mich niemals als geheilt ansehen. Wer will mir denn versichern, dass nicht noch irgendwo eine kleine Tumorzelle rumwandert ?

Ich gehe seit der Erkrankung anders durch mein Leben.

Am 1.2. zum Beispiel beginnt ein neuer Job. Früher wäre ich jetzt schon hypernervös gewesen und hätte alle möglichen Szenarien durchgespielt. Heute gehe ich etwas gelassener an die Dinge ran. Was hab ich zu verlieren ?

Ich stimme Dir in deinem Posting zu 100% zu.
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  #21  
Alt 27.01.2013, 21:28
Flower* Flower* ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Hey ihr 2

Dem Friedhof konnte ich noch nie was abgewinnen, werd ich auch mit ziemlicher Sicherheit nie^^ Aber reinreden lass ich mir nicht mehr, keine Sorge

Naja, so schlimm das alles auch ist oder war.. wir sind stärker und erwachsener geworden und wissen das Leben mehr zu schätzen, das is zumindest was positives.. auch wenn der Rest sch.... is^^

Steven, dir auch hier nochmal: Ich wünsch dir alles gute für deinen neuen Job.. vor allem ganz viel Spaß

Liebe Grüße
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  #22  
Alt 28.01.2013, 02:15
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Hallo Flower,

ein Bekannter fragte mich, als ich ihn zufällig im Supermarkt traf "Wie geht es dir?" und ich habe im ehrlich und brutal gesagt: "Absolut sch.....". Er fragte mich nie mehr wieder. Er war geschockt und wusste keine Antwort mehr.

Ich hatte mich genau so wir ihr über solche und ähnliche Fragen geärgert und dachte, sag einfach die Wahrheit. Ich will nicht sagen, das speziell seine Frage damals oberflächlich gemeint war, doch meine Reaktion war einfach zu brutal. Nach diesem Ereignis habe ich mal darüber nachgedacht.

Viele Menschen haben Angst nicht vor der ehrlichen Antwort, sondern davor, wie die Antwort ausfällt. Natürlich gibt es auch viele, die diese Frage tatsächlich nicht ernst meinen. Doch das ist nicht der Punkt. Denn wirklich sofort verstehen, wie und was wir fühlen, können zunächst nur die, die selbst eine zumindest ähnlich Situation erlebt haben. Und selbst da hapert es schon. Jede Trauer ist anders.

Wenn ich z.B. mich mit euch über eure Trauer unterhalte, muss ich sehr genau überlegen, was ich sage. Ich muss dann versuchen, an meine Töchter zu denken und wie sie mit ihrer persönlichen Trauer um ihre Mutter umgehen. Meine Töchter und ich trauern zwar um den gleichen Menschen, doch aus ganz anderer Perspektive. Ich bin oft verblüfft, wenn sie mir erzählen und umgekehrt schauen sie mich oft an wie ein Weltwunder. Selbst unter Trauernden braucht man unter Umständen eine ganze Menge Empathie, um sich in die Lage des anderen zu versetzen. Verstehen und verstehen, das sind manchmal sehr verschiedene Dinge. Zum Verstehen reicht nicht immer, ähnliches erlebt zu haben. Wie schwer ist es dann erst für andere, die gleiches noch nie erlebt haben?

Als frisch Trauernde/r versteht man die Welt nicht mehr. Wieso dreht die sich weiter? Wieso versteht mich niemand? Ich trauere doch, das muss doch jeder sehen, wissen und verstehen? Ich trauere doch, hab das Liebste verloren? Wieso hilft mir niemand?

Hm ... ich weiß jetzt nicht recht, wie ich das ausdrücken soll. OK, ich versuchs. Die Trauer ist für uns der absolute Mittelpunkt. Sie beherrscht alle Bereiche unseres Lebens. Sie trifft uns morgens beim Aufwachen, bei fast jeder Verrichtung am Tag, beim Einschlafen und sogar in unseren Träumen. Alles dreht sich um unsere Trauer ... für uns ... nicht für die Anderen. Um es beim Namen zu nennen: wir fühlen uns als Nabel der Welt. Daß dem nicht so ist, das müssen wir erst mühsam verstehen lernen. Jeder für sich und auf seine eigene Weise. Ich möchte damit niemand auf die Füße treten, nur, so ist meine Erfahrung nach fast 5 Jahren.

Was soll man also tun? Zum ersten, sich mal selbst hinterfragen: wie habe ich das früher gemacht als ich selbst noch keine Ahnung von Trauer hatte? Zum zweiten, meine Gefühle (speziell der Trauer), wie kann ich sie nach außen kommunizieren, daß mich andere auch verstehen? Das muss jeder für sich selbst herausfinden. Nicht leicht, ich weiß. Das dauert. Die eigenen Gefühle zu einem anderen Menschen zu transportieren, daß dieser sie auch versteht, ist sehr schwer. Zumal so ein starkes Gefühl wie die Trauer und oft läuft man damit gegen eine Mauer.

Eines weiß ich ganz genau. Hätte ich nach der Geschichte von oben, nach anfänglich gleicher Reaktion wie hier gelesen, alle Menschen, die mir diese oder ähnliche Fragen gestellt hatten, über einen Kamm geschert und sie für oberflächlich oder schlimmeres erklärt: ich hätte so manche Chance verpasst. Die Chance nämlich, unter den 100 Oberflächlichen den/die Eine/n zu finden, der oder die tatsächlich den Mut hatte, sich auf meine Trauer einzulassen und es auch getan hat. Und ich wurde fündig. Worüber ich sehr glücklich und sehr dankbar bin. Erstaunlicherweise waren es viele. Viele davon waren sogar mir vorher Fremde und das kam oft unvermittelt.

Ich sage nicht, daß das alles leicht ist. Auch nicht, daß du das sofort verstehen musst. Mir reicht es, wenn du darüber nachdenkst. Die Entscheidung musst du selber treffen. Das sind nur meine Erfahrungen und Gedanken.

Zu deinen Zweifeln an dir selbst. Wer weiß schon, was Trauer heißt. Mich eingeschlossen. Ich hatte vorher nicht mal eine Ahnung. Lass dich nicht in ein Korsett zwängen. Weder von anderen, noch von dir selbst. Vor allem nicht von dir selbst. Das Grab deiner Mutter muss dir kein Anlaufpunkt sein. Deine Mutter ist überall, wo auch du bist. Du musst sie nicht suchen. Auch ich gehe nicht oft auf den Friedhof. Ich muss nicht da hin, um zu trauern. Das kann ich überall, denn ich hab Myriam im Herzen. Genau da findest auch du deine Mutter. Schau hin. Konventionen sind was für die, die nicht nachdenken sondern nur auf andere schauen, was die so machen. Habe Vertrauen in dich. Du findest deinen Weg. In dir selbst. Da bin ich mir sicher.


Ich drück dich,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

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  #23  
Alt 03.02.2013, 00:16
Flower* Flower* ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Jetzt ist es schon 4 Wochen her.. die Zeit ging gleichzeitig so schnell vorbei, aber auch irgendwie nicht..
Und die Traurigkeit kommt von Tag zu Tag mehr und bringt immer mehr Verzweiflung mit.. und mehr Wut, als ich je gedacht hätte.. Ich bräuchte einen Weg, zumindest die Wut rauszulassen.. nur wie?
Ich freu mich auf die Woche, da bin ich zumindest abgelenkt.. aber Sonntage? Die hab ich schon immer gehasst und jetzt umso mehr.. -.-
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  #24  
Alt 03.02.2013, 08:15
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Liebe Flower,

ja, leider ist das so... Die Trauer kommt scheibchenweise, so wie unsere Seele sie verkraften kann. Anfangs müssen wir erst einmal begreifen lernen, was da überhaupt geschehen ist und stehen irgendwie unter Schock. Je mehr Zeit vergeht, desto bewusster wird uns, dass der geliebte Mensch nicht zurückkehren wird. Nie wieder. Nie wieder können wir zusammen lachen, ihn / sie in den Arm nehmen, uns Rat und Trost holen oder ganz kleine alltägliche Dinge gemeinsam erledigen. Und diese Erkenntnis des Verlusts ist so schmerzhaft. Und der Verlust macht auch wütend, so wie das bei dir jetzt der Fall ist. Vielleicht kannst du an einem einsamen Ort spazieren gehen und dort einfach ganz laut deine Wut herausschreien? Ich habe oft im Auto geschrien bis ich keine Luft mehr bekam. Das erleichtert zumindest für den Augenblick.

Auch wenn diese Sonntage für dich sehr schmerzhaft sind, es ist gut, wenn du sie aushalten kannst, denn du brauchst diese Zeit, um wieder zu heilen. Und ich kann dir versichern, dass die Trauer und der Schmerz sich ändern werden. Auch deine Wut. Diese Gefühle werden milder und sie werden dich nicht mehr so in die Verzweiflung treiben. Ich will damit jetzt nicht behaupten, dass alles gut wird und sie verschwinden. Nein, deine Trauer wird dich den Rest deines Lebens begleiten, doch irgendwann wirst du sie nicht mehr als fiesen Eindringling empfinden, sondern womöglich als "alten Freund", der die Erinnerungen an deine Mama wach hält. Und dann kannst du mit einem Lächeln im Gesicht an deine Mama denken und an all die schönen Momente, die ihr geteilt habt.

Liebe Grüße
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #25  
Alt 04.02.2013, 22:01
eileenchen eileenchen ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Hallo ihr Lieben,

als ich eure Beiträge gelsen habe, habe ich mich hier sofort verstanden gefühlt. Ich kann so vieles nachvollziehen, was ihr beschreibt. Vor 2,5 Monaten habe ich meine Mutter verloren und bin plötzlich ganz auf mich allein gestellt. Es ging sehr schnell. Es vergingen nur 6 Wochen von der Diagnose bis zum Ende. Ich brauche sie doch noch so sehr...

Auch ich würde so gerne einfach mal raus aus allem, einfach mal woanders sein und ich kann es gut verstehen, wenn Menschen kurz nach dem Tod in den Urlaub fahren. Ich habe oft das Gefühl aus allem fliehen zu wollen. Einfach mal eine kurze Pause von allem zu haben. Wenn man sich früher mal wegen irgendwas nicht gut gefühlt hat oder ein "Problem" hat(solche Kleinigkeiten würde ich heute nicht mehr Problem nennen), war es irgendwann durchgestanden und vorbei. Aber der Tod geht nicht einfach vorbei. Man leidet nicht eine bestimmte Zeit lang und dann ist die geliebte Mutter wieder da. Anfangs hat mich der Gedanke sehr erschreckt. Aber ich habe gemerkt, dass der Körper sich selbst die Pausen verschafft. Bei mir zumindest. Ich habe Phasen, da könnte ich die ganze Zeit nur heulen und tue es auch meistens. In diesen Phasen bin ich die ganze Zeit nur traurig und kann mich kaum davon ablenken. STändig kommen Erinnerungen hoch. Manchmal ist es dann ganz komisch. Dann ist plötzlich alles einigermaßen in Ordnung. Ich kann ganz normal an meine Mama denken und sogar über manche Erinnerungen lachen. ich kann ganz normal meinen Alltag leben und mich über Dinge freuen. Und im Gegensatz zu den shclimmen Phasen, denke ich nicht ständig an die Zeit in der es meiner Mama immer shclechter ging. Im Gegenteil, es fällt mir sogar schwer die Erinnerungen überhaupt abzurufen.

Mich haben auch viele Leute in meiner Umgebung schockiert. Die haben einem dann erzählt, dass sie ja genau wüssten wie es mir geht, ihr Opa sei ja gerade gestorben und so weiter. Natürlich ist das auch sehr traurig, aber ich denke, es ist ein Unterschied, ob der Opa nach glücklichen 90 Jahren sanft einschläft oder ob die Mutter mit 50 Jahren an einer schlimmen Krankheit stirbt. Manche Menschen haben mich auch richtig wütend gemacht. Die bei denen man gemerkt hat, dass es nur geheucheltes Mitleid ist oder die Frage: Hat sie denn gelitten? von fast fremden Menschen... Die sollen ihre unangebrachte Neugier woanders ausleben.
Manchmal muss ich fast lachen, wenn Leute fragen, ob es mir den nun wieder gut geht. Das zeigt nur, dass sie keine Ahnung haben. ABer eig ist das nicht zum Lachen. Manchmal möchte ich sie auch anschreien, wie sie denn denken können, dass es mir nach 2 Monaten wieder gut geht. Nur, weil ich meinen ALltag wieder aufgenommen habe oder was? Ich glaube, viele Menschen, denken es ist wie im Film. Bei manchen Personen hatte ich jedenfalls das Gefühl. Sie verstehen nicht, dass der Tod etwas Reales ist...

Andererseits habe ich auch ganz wunderbare Begegnungen gehabt. Ich habe gemerkt, wie viele Menschen meine Mama gemocht oder gar geliebt haben. SO viele waren zutiefst gerührt und auch Menschen, zu denen sie nur ab und zu mal Kontakt hatte, waren voller Traurigkeit. Oft sind sie sogar in Tränen ausgebrochen, so dass ich das Gefühl hatte sie trösten zu müssen (Ich habe die Beerdigung organisiert, so dass ich viele solcher Begegnungen oder Telefonate hatte). Vor kurzem hat eine flüchtige Bekannte vom Tod meiner Mutter erfahren und auch von der Tatsache, dass ich sonst fast niemanden hatte und auch noch mit ihr zusammen gewohnt habe. (Ich habe weder Vater noch Geschwister). Sie war zu Tränen gerührt. AUf ehrliche Art und Weise. Und sie hat zu mir gesagt: Mach immer nur, was dich glücklich macht. Das Einzige, worum es im Leben geht ist das Glücklich sein und die Liebe.
Und ich muss sagen, sie hat es genau getroffen. Ich habe eine ganz andere Sichtweise auf das Leben. Man hält sich an so vielen Nichtigkeiten auf, macht oft Dinge, die man nicht möchte und verliert die Freude an den Kleinigkeiten. Ich bin froh, dass meine Mama darüber bescheid wusste. SIe wusste, dass das Leben lebenswert ist und hat immer versucht mir das zu vermitteln. Doch erst jetzt habe ich es verstanden.
Ich weiß gar nicht, ob mein Beitrag nun überhaupt in diesen Thread passt, aber ich habe einfach mal drauf los geschrieben. Ich habe mich erst heute hier angemeldet und gemerkt, wie gut es tut sich mit Menschen zu umgeben, die einen verstehen.

Ganz liebe Grüße,
Eileen
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  #26  
Alt 04.02.2013, 22:10
eileenchen eileenchen ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Achso und direkt zu dir liebe Flower:

Auch bei mir kam die Trauer nach ungefähr einem Monat so richtig. Vorher hatte ich so viel zu tun. Ich musste einen Freidhof suchen, einen Sarg aussuchen, Blumen, Menschen benachrichten, die Trauerrede schreiben usw. Es mag makaber klingen, aber das hat mich abgelenkt. Ich wollte, dass es meiner Mama gefällt.
Danach war es so als würde ich in ein Loch fallen. Die Trauer und Verzweiflung waren von Tag zu Tag schwerer zu ertragen. Weihnachten kam und es wurde nur schlimmer. Doch irgendwann im Januar wurde es wieder besser. Wie ich gerade schon geschrieben habe, bei mir kommt es sozusagen in Schüben.
Ich kann auch deine Wut so gut verstehen. Wobei es bei mir eher Verbitterung ist. Manchmal sehe ich glückliche Familien und bin so wütend. Ich denke immer nur, sie sind so glücklich und mir wurde meine Mutter genommen, obwohl ich nicht einmal einen Vater hatte. Das ist alles so unfair. Genauso wütend werde ich, wenn unbeschwerte Menschen an mir vorüber gehen oder ich bin einfach allgemein wütend, dass es gerade meine Mama treffen musste. Ich weiß nicht, wie du diese Wut los werden sollst, denn ich habe auch noch keinen Weg gefunden. Aber für mich ist es zum Beispiel hier der erste Schritt darüber zu schreiben. Ich dennke die wenigsten "normalen" Menschen würden verstehen, wenn man gesteht, dass glückliche Menschen einen wütend machen...
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  #27  
Alt 07.02.2013, 22:05
sanni2404 sanni2404 ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Hallo Eileenchen und all die anderen,
auch ich habe einen geliebten Menschen verloren...vor etwas über 2 Wochen hat mich meine Mama verlassen...ich hatte auch gerade einmal vier Wochen nach Diagnose Zeit, diesen schrecklichen Lungenkrebs und seine Auswirkungen zu verarbeiten und mich mit jedem Tag ein Stückchen mehr von meiner Mama zu verabschieden...aber jetzt habe ich ein totales Tief...vorher habe ich irgendwie funktioniert und versucht, mich mit Alltag, Sport und meinem Hund abzulenken...gestern, nach dem Sport kam dann meine Verzweiflung, viell. weil auch eine Bekannte zusammen mit ihrer Mama dort hinkam und ich da begriffen habe, daß ich niemals mehr die Situation haben werde, daß ich etwas zusammen mit meiner Mama unternehmen werde, mit ihr reden, lachen kann...das hat so weh getan und ich hab auf dem Weg nach Hause im Auto nur noch gebrüllt und mich nicht mehr eingekriegt...und da ist sie wieder, die Frage nach dem WARUM...wie ihr alle auch schon beschrieben habt, so kommt die Trauer stückchenweise...in einem Moment denkt man, man hat alles im Griff und dann kommen Erlebnisse, die einem den Boden unter den Füssen wegzieht...natürlich bin ich absolut dankbar, daß mein Papa da ist und wir viel reden können, aber jeder ist doch irgendwie mit seiner Trauer allein ...viell. werde ich mal in Kur fahren, aber dann denke ich, ich kann meinen Papa nicht alleine lassen, weil irgendwie braucht er mich in dieser schweren Zeit...nur nützt es ja auch nix, wenn meine Gesundheit immer mehr leidet...im Moment fühle ich mich ziemlich leer, aber bin auch sehr froh, daß es euch und dieses Forum gibt!! LG Sandra
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  #28  
Alt 10.03.2013, 20:26
Flower* Flower* ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Wow, schon 1 Monat nichts mehr geschrieben.. die Zeit vergeht so schnell und gleichzeitig doch so langsam..
Und naja, was bleibt zu sagen? Ich bin allein und fühl mich verlassen.. nicht nur, dass meine Mama nicht mehr da ist.. ich kann mit niemandem drüber reden.. kaum schneid ich das mal bei angeblichen Freunden an, blocken sie ab und wechseln das Thema..
Ansonsten komm ich irgendwie auch nicht mehr richtig "zurück".. ich kann mich zu nichts aufraffen und fühl mich einfach leer.. und ich weiß nicht wie ich das überwinden soll.. ich tu eben das nötigste, aber ansonsten wirklich nichts..
Naja, wollte mir das nur mal kurz von der Seele schreiben, das belastet mich schon sehr lang..
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  #29  
Alt 11.03.2013, 07:52
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Liebe Flower,

ich kann dich sehr gut verstehen. Mich hat es auch schockiert, dass mein Vater so plötzlich "ausradiert" wurde... Das Bankkonto musste umgeschrieben werden, sein Name verschwand, er wurde aus dem Einwohnerverzeichnis gestrichen, abgemeldet etc. Das tat irgendwie weh. Und es tat mir auch weh, dass so viele Menschen zusammen zuckten, wenn ich seinen Namen aussprach. Dabei war es für mich und für meine Mutter immens wichtig, über ihn zu sprechen, uns zu erinnern. Wir brauchten das, um verarbeiten zu können, was geschehen war.

Hast du mal versucht, Kontakt zu den Freunden deiner Mama aufzunehmen? Ich könnte mir vorstellen, dass sie gern mit dir über deine Mama reden würden und sich austauschen. Vielleicht erfährst du noch einiges, was du nicht gewusst hast?

Ansonsten kann ich mich Moni nur anschließen. Wir hier verstehen dich und wenn du magst, dann schreib alles auf, was dir durch den Kopf geht. Du kannst auch gern von deiner Mutter schreiben!

Dass du das Gefühl hast, nur noch zu funktionieren und ansonsten eine leere Hülle zu sein... das kommt mir auch sehr bekannt vor. Es hat dich alles so viel Kraft gekostet, dass derzeit einfach nicht mehr übrig ist. Der Schmerz frisst dich sozusagen auf und da fällt das morgendliche Aufstehen oft schon schwer genug. Gib dir mehr Zeit und sei geduldig mit dir selbst! Ein paar Monate sind gar nichts... Zurückblickend kann ich sagen, dass ich persönlich wohl ein Jahr benötigt habe, um mit dem Tod meines Papas leben zu können. Da waren viele finstere Tage und Nächte, ja sogar Wochen dabei. Aber auch die haben mir geholfen, mit dem Verlust umzugehen.

Also, liebe Flower, wenn keiner da ist zum Reden, dann hau in die Tasten! Hier findest du immer jemanden von uns!

Liebe Grüße
Miriam
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  #30  
Alt 11.03.2013, 10:34
Flower* Flower* ist offline
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Standard AW: So schnell vorbei..

Danke ihr 2 für eure Antworten!

Ja, hier schreiben tut wirklich gut.. es fehlt nur eine Sache: im Forum kann man nicht in den Arm genommen werden.. und das würde mir glaub ich mal gut tun..
Aber ansonsten habt ihr Recht, man wird hier verstanden und das tut wirklich gut und hilft auch.. ich bin auch wirklich froh, dass es dieses Forum gibt..

Mit Freunden meiner Mutter red ich manchmal, bzw. mit einer Freundin.. mehr blieb ihr nicht übrig, nachdem sie Depressionen bekam und sich zurückzog.. das macht mich irgendwie zusätzlich traurig.. aber naja, das sind dann eben auch meistens nur kurze Momente, die für ne sehr kurze Zeit gut tun..

Ansonsten denkt ja auch jeder, dass es mir gut geht.. mir hat man noch nie angemerkt, wenn es nicht so war.. es gäbe eine Freundin, mit der ich wohl auch reden könnte, die wohnt aber leider weit weg und wir sehen uns nur alle paar Monate.. anscheinend muss man da aber wirklich allein durch, so wie immer im Leben (naja, so gings nur mir, ich hoff ihr habt immer jemanden um euch rum, der euch unterstützt)..

Ich wünsch euch nen schönen Tag..
Ich probier nochn bisschen mich zum lernen aufzuraffen, aber ich glaub ich verlier mal wieder^^
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