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  #16  
Alt 01.10.2008, 22:07
Ute30 Ute30 ist offline
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Standard AW: Das "normale" Leben ist nicht mehr normal, vor allem im Beruf

Hallo,

und ganz herzlichen Dank für Eure Rückmeldungen.

So habe ich feststellen können, und das war meine Hauptmotivation, dass ich mit dieser Arbeitsgeschichte nicht alleine bin.

Dass es auch gute Ausgänge einer solchen Situation gibt, war mir zu hören ganz wichtig, weil mich die Angst ganz heftig umtrieb.

Wie Du, Nicole geschrieben hast, ist dieses Thema so individuell wie der Verlauf der Erkrankung.

So wie ich "Superfrau" definiere, wäre ich auch gerne eine gewesen:
Stark und aktiv.
Weil ich es nicht war, hatte ich das Gefühl versagt zu haben.
Dabei bin ich gar nicht auf mögliche Unterschiede zwischen "selbständig" und "angestellt" gekommen.

Ich glaube es wird Zeit für mich den Begriff "Superfrau" neu, anders zu definieren.
Der sieht nämlich so aus, dass ich das dann bin, wenn ich klar weiß, welchen Weg ich gehen und ohne Angst vor den Konsequenzen agieren will.

Einfach, weil ich diejenige bin, die am Besten erkennen kann, was mir gut tut und was nicht.

Hatte heute ein Gespräch mit der Ärztin aus dem Brustzentrum, die interessiert war, wie es bei mir weiterging, wie die OP-Resultate vom Januar und Februar waren, wie es mir jetzt geht.
War mehr ein privates Treffen, weil die weiterbehandelnde Ärztin meine Gyn ist.
Ich habe ihr von meiner Verunsicherung wegen der Arbeit erzählt und zwei ganz einfache Sätze von ihr, 'ich müsse mich nicht erklären' und 'ich sei ihr immer als selbstbewußt und zielgerichtet vorgekommen'
haben mich in verblüffender Weise frei gemacht von meinen Befürchtungen und Sorgen.

Meine Horrorfantasien hinsichtlich Mobbing und Kündigung, sind einer Selbstverständlichkeit für die Verfolgung meiner Ziele gewichen, die keinen Raum mehr lassen für Zweifel und Selbstabwertung.

Ich hoffe, das hält an!!!!!!!!!!
Erstmal bis zum Gespräch mit dem AG.

Und dann sehen wir weiter.

Also nochmal herzlichen Dank, Euch allen.


Sonja, schön, dass Du jetzt die richtige Lösung hast. Dein Beispiel zeigt, was geht.

Ulla, ich wünsche Dir eine akzeptable Lösung Deiner Arbeitsgeschichte. Ich denke an Dich. Morgen besonders.

Evi, ob Fatigue schon als richtige Diagnose durchgeht, weiß ich gar nicht. Das Problem beim Schreiben hier ist, dass ich möglichst kurz, viele Fakten rüberbringen will.
Abgelaufen ist es beim Arzt so: Ich bin mit meinen Einschränkungen, geringe Konzentrationsfähigkeit, verliere ständig den Faden, sehe ich eine DIN A 4 Seite Geschriebenes, kommt es mir vor wie ein ganzes Buch, ich lese so gut wie gar nicht mehr, verliere ständig die Erinnerung an gerade begonnene Sachen (ständiges Erwärmen von Teewasser ohne jemals aufzugießen), "vergesse" Töpfe auf dem Herd oder andere Dinge, wenn ich die jeweilige Räumlichkeit verlasse.
Meine Wahrnehmung ist eingeschränkt, ich "sehe" Dinge einfach nicht, die vor mir liegen. Ich finde oftmals die "richtigen" Worte nicht.
(Ehrlich? Habe manchmal schon an beginnende Demenz gedacht! Gibt da nämlich auch eine sehr frühe Form.)

Auf meine Beschreibung sagte dann der Arzt, dass er ein Fatigue im kognitiven (geistigen) Bereich sähe. Soviel zur "Diagnose".
Andererseits, wie soll man sowas untersuchen? Konzentrationstests?
Ach so, zum Arzt: Er ist ein Allgemeinmediziner mit naturheilmedizinischer bzw. anthroposophischer Ausrichtung.

Ja, Nicole, in meiner Arbeit habe ich zuweilen das Problem mich professionell zu verhalten und entsprechend ausgewogen Nähe und Distanz zu üben.
Hatte am Montag, wurde mir dann abgenommen, eine Patientin mit Gehirnmetastasen nach Mamma Ca, operiert und mit Beeinträchtigungen bei der Wortfindung.
Der Kontakt mit dieser Frau war während des Dienstes auch o.k. Der Nachhall kam dann aber am Nachmittag.
Ich werde meine Erfahrungen in meiner Arbeit machen und prüfen und erleben, wie ich damit klarkomme oder auch nicht.

Manuela, wünsche Dir, dass Deine Vorstellungen der terminlichen und inhaltlichen Durchführung der Reha, Wiedereingliederung und Deine Urlaubes gut und zu Deiner Zufriedenheit umsetzen wirst.

Evelin, ich muss lächeln. Ich habe auch so Ideen wie "ein Jahr keinen gelben mehr". Und war schwer getroffen, dass die Korrekturop eine dreiwöchige Krankschreibung nach sich zog.
Jetzt fängt mein Jahr ohne gelb wieder von vorne an. (Ach übrigens: gelb ist out. Die neuen Formblätter sind jetzt bräunlich-rosa, zumindest hier in Ostwestfalen.)

Klara, ich habe auch die ganz große Hoffnung, dass mein Hirn wieder besser funktioniert, das, was mich jetzt einschränkt, verschwindet.

Marianne, es ist bestimmt ein gutes Gefühl, dass der Arbeitgeber an Deinen Fähigkeiten interessiert ist. Und damit Interesse an Deiner Person deutlich werden lässt.

LG
Ute
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  #17  
Alt 02.10.2008, 09:32
Busenfreundin Busenfreundin ist offline
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Standard AW: Das "normale" Leben ist nicht mehr normal, vor allem im Beruf

Liebe Ute!

Ich war diese Superfrau. Wollte mir keine Schwäche erlauben, obwohl der Körper es verlangt hätte. Das war ein riesengroßer Fehler - heute kämpfe ich mit den Folgen meines Stolzes.

Ich finde, daß Du am richtigen Weg bist! Du setzt Dich sehr mit dem Thema auseinander und schaust auf Dich!! Das ist wichtig!! ...und sicher der richtige Weg, um wieder gesund zu werden!

Ich wünsche Dir für das Gespräch das Allerbeste! Lass mich wissen, wie es gegangen ist!!

Schöne Grüße,
Sonja!
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  #18  
Alt 02.10.2008, 11:05
NTH NTH ist offline
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Standard AW: Das "normale" Leben ist nicht mehr normal, vor allem im Beruf

Liebe Ute,

ich möchte die Worte von Sonja nochmal bekräftigen.

Ich habe bis Anfang 2007 ca. 350 Stunden im Monat gearbeitet. Die meisten Projekte in der Begleitung von Langzeitarbeitslosen, zum Teil auch junge Mütter (mit all denen Problemen, die das Leben so hergibt und die ich mir vorher nicht hätte vorstellen können) - also auch mental belastend.

Am 9.1.2007 gegen 15 Uhr bin ich in der Uniklinik langsam wieder zu mir gekommen. Die Zeit ab 9 Uhr fehlt mir bis heute (obwohl ich bei vollem Bewusstsein war).
Man hat nichts körperliches feststellen können und ich bin auf eigene Verantwortung nach Hause.
Obwohl ich völlig erschöpft war, wollte ich am nächsten morgen ganz normal meine geschäftlichen Telefonate entgegen nehmen.
Eine starke Wortfindungsstörung hat mir da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber anstatt mich mal 4 Wochen komplett aus dem Verkehr ziehen zu lassen, bin ich jeden Tag an meine Grenzen gegangen ( das was eben in dem Zustand machbar war). Dies hatte zur Folge, dass ich bis September (!)
immer noch nicht richtig auf dem Damm war. Jede Kleinigkeit hat mich (nervlich) umgehauen.
Gedankt hat mir das niemand. Nicht mein Körper, nicht meine Kunden, erst recht nicht mein damaliger Geschäftspartner. Vielmehr hat er mir immer vorgeworfen, dass ich immer noch angeschlagen bin.

Seit Mai weiss ich, dass ich an BK erkrankt bin. Am Anfang wollte ich auch komplett weiter arbeiten.
Irgendwann hat es aber klick gemacht und ich habe kapiert, dass ich auch das Recht habe, krank zu sein oder etwas nicht zu können.
Und ich habe mit kleinen Schritten angefangen (z.B. nicht als erster melden, wenn ein Teammitglied Urlaub machen möchte und jemand einspringen muss).
Ich war dann ganz erstaunt, als ich gemerkt habe, dass es für meine Mädels ok ist, wenn ich sage, ich kann nicht.
Ich bin dann mutiger geworden und habe sogar gesagt, dass ich für ein Projekt, dessen Leitung ich hatte, nicht an der Pressekonferenz teilnehmen möchte. Die Tatsache, dass die Kundinnen damit gedroht hatten, sich vor der Presse über angebliche "Minderleistungen" von uns Trainern auslassen wollten, bereitete mir echt Stress ( weil ich wusste, dass wir uns den A..... für die Mädels aufgerissen hatten und nur noch die 3 Damen über waren, die so unflexibel wie eine Reihe Feldsalat waren und denen kein Job recht zu machen war). Und siehe da - das war für meinen Auftraggeber auch ok...

Mittlerweile bin ich, wie geschrieben, sogar soweit, dass ich in diesem Bereich derzeit gar nicht arbeite, weil das für mich emotional zu anstrengend ist.
Ich möchte meine Ruhe.
Mein Auftraggeber akzeptiert das und ich kann mich jederzeit wieder "zum Dienst" melden.

Ich finde nicht, dass es unprofessionell ist, wenn man nicht immer Distanz waren kann.
In meinem beruflichen Umfeld (was die Jugendhilfe betrifft) habe ich in all den Jahren niemanden getroffen, der das immer kann.


Ich finde es wichtig, dass du weisst, dass du das Recht hast, "nicht zu können" und du musst dich vor niemandem rechtfertigen, wieviel oder was oder warum.

Und wenn du eine gute Arbeitskraft bist, wird dein Chef schon froh sein dürfen, wenn er dich zu einem viertel oder halb wieder hat. Denn dass ist immer noch besser als "ganz weg".

Ich glaube, wir haben alle gerade andere Probleme, als vor irgendwelchen Chefs oder Auftraggebern ein schlechtes Gewissen zu haben (und das treibt uns ja letztendlich zu diesen "Gefühlen").


Sorry für den Roman, aber ich fand´s wichtig.

Viel Erfolg

Nicole
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  #19  
Alt 02.10.2008, 11:48
Optimistin43 Optimistin43 ist offline
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Standard AW: Das "normale" Leben ist nicht mehr normal, vor allem im Beruf

hihi
so unflexibel wie ne Reihe Feldsalat

den merk ich mir

lacht Marietta
__________________
Leben ist das , was einem zustößt während wir auf die Erfüllung unserer Wünsche und Träume warten !
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  #20  
Alt 02.10.2008, 12:26
Benutzerbild von Christine R.
Christine R. Christine R. ist offline
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Standard AW: Das "normale" Leben ist nicht mehr normal, vor allem im Beruf

Hallo

kann hier Kimmy nur zustimmen.

ich finde hier den Begriff Superfrau etwas "missbraucht"

Hatte zwar Eierstockkrebs mit extrem grosser OP und dann 6 Zyklen harter Chemo, also Eindringling im BK Thread
Bin ebenfalls während der Chemo arbeiten gegangen (Mittwoch war Chemo) und Montag war ich wieder in der Firma.
Ich liebe meinen verantwortungsvollen Beruf sehr (habe BWL studiert), wir haben ein ganz tolles Arbeitsklima und ich wollte vor allem den Anschluss nicht verlieren. Projekte, mit "Tiefgang" bekommt man nur, wenn man auch vorher sehr leistungsbereit war. Und die hatte ich auch im Anschluss wieder
Ich bekam auf Wunsch ein Sofa in mein Büro gestellt, dass es mir möglich war, mich auch mal hinzulegen und zu regenerieren.
Ging es mir mal nicht so, dann bin ich einfach nach Hause gefahren und habe meine Arbeitszeit während der Chemo anders eingeteilt oder verkürzt.
War alles kein Problem

Zuhause stimmte und stimmt alles , mein Mann steht mir jederzeit zur Seite (nur zu dem Kommentar, dass es viele Frauen zuhause nicht aushalten weg. familiärer Probleme) und finanziell wäre es ohne Probleme auch ohne mein Einkommen gegangen

Ich WOLLTE einfach wieder arbeiten, da es für mich ein wichtiger Schritt ins Leben war und mir mein Beruf viel bedeutet.

Ich denke, man muss nicht irgendwelche Argumente finden für die ach so armen Frauen, die wieder arbeiten gehen. Viele wollen es einfach und es hilft Ihnen auf dem Weg der Krankheitsbewältigung

Ich fühlte mich immer bereichert, dass ich wieder arbeiten gehen konnte.

Trotz allem gilt der Satz und das ist meine Meinung:

Jede Betroffene ist ein individueller Mensch, fühlt und empfindet anders, empfindet aufgrund sehr gravierender Nachwirkungen der Krankheit den beruflichen Einstieg als Belastung.
Dann gilt doch die Eigenverantwortung und es genauso legitim zuhause zu bleiben, wie es völlig legitim ist mit Freude wieder arbeiten zu wollen

Lieben Gruss

Christine
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  #21  
Alt 02.10.2008, 12:34
NTH NTH ist offline
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Standard AW: Das "normale" Leben ist nicht mehr normal, vor allem im Beruf

...ich sag ja:

jeder so, wie er WILL und KANN.

und dafür muss man sich vor niemandem rechtfertigen...
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  #22  
Alt 02.10.2008, 12:52
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Standard AW: Das "normale" Leben ist nicht mehr normal, vor allem im Beruf



....wobei wir wieder beim Anfang sind:

w a s ist das "normale Leben"


LG
__________________
Ilse
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  #23  
Alt 02.10.2008, 13:06
NTH NTH ist offline
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Standard AW: Das "normale" Leben ist nicht mehr normal, vor allem im Beruf

Ach ja Ilse,

du liest ja auch gerade "Wer bin ich ? Und wenn ja wieviele?" *grins*

Also da alles relativ ist, wird wohl normal auch relativ sein

Noch was zum Schmunzeln:
ich habe mir gestern meine Infusionen abgeholt.
Das ist immer ganz schick, weil ich mich so 1-2 Stunden gemütlich in aller Ruhe bei sanfter Musik in dem schicken Ledersessel umflötzen kann.
Gestern ertönt nach wenigen Minuten nebenan die Filmmusik von "Tom und Jerry". Ich dachte zunächst, jetzt haben die sich in der Praxis ja wieder mal was charmantes einfallen lassen. Statt Geräte piepsen - Tom und Jerry
Innerhalb kürzester Zeit war aber klar, dass dies das Handy einer Patientin war.
Innerhalb vom 30min. hat das Teil 5x geklingelt. 2 mal hat sie selbst gewählt.
Sie hat einen Termin verschoben, einen ihrem Mann aufgedrückt ( der nicht willig war und deswegen Schimpfe bekam). Dann war noch das Volksbank KOnto nicht gedeckt und das muss sie sich noch was einfallen lassen, da die Löhne bezahlt werden. Material muss bestellt werden.
Ach ja, und zum Schluss hat sie noch jemandem, der ihr offensichtlich nahe stand, mitgeteilt, dass sie neue Metastasen auf der Lunge hat, was aber nichts schlimmes sei.

Normal oder nicht?
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  #24  
Alt 02.10.2008, 14:13
Benutzerbild von Maggy66
Maggy66 Maggy66 ist offline
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Standard AW: Das "normale" Leben ist nicht mehr normal, vor allem im Beruf

Huhu,

wollte auch nochmal kurz etwas dazu 'melden' Ich merke jetzt während der Chemo-Zeit, dass ich neben der neu gewonnen Vergesslichkeit (das mit dem Teewasser kommt mir bekannt vor , hier liegen auch lauter Erinnerungszettel) auch viel weniger belastbar bin. Im Prinzip geht es mir immer nur die eine Woche vor der nächsten 'Dröhnung' wieder halbwegs gut und natürlich könnte man diese Woche mit Arbeit ausfüllen. ABER es ist auch immer die Woche, wo ich liegen gebliebene Dinge erledigen kann, wieder zu Kräften kommen kann und hier im Forum stöbern kann z.B. . Wenn ich immer diese eine Woche arbeiten wäre, wäre niemanden geholfen, mir nicht, meiner Familie nicht und auch meinem AG nicht. Im Gegenteil, da ich vorher schon, was ich zugegebener Maßen erst jetzt erkannt habe, völlig ausgebrannt und erschöpft war, würde mich das genau wieder aus den Latschen kippen. Deshalb habe ich beschlossen, es für mich und meine Familie nicht zu tun. Die letzten Jahre haben mir so ziemlich jegliche Energie geraubt, wenn ich etwas ändern will und vor allem MUSS, dann eben jetzt, auch wenn da erst solch eine Diagnose herhalten muss. Seit ich denken kann, war ich immer arbeiten, arbeiten, arbeiten, habe jede Menge Überstunden gemacht, habe immer 'JA' geschrien und bin immer nur wie ein Huhn hin- und her gepest (schreibt man das so ?!?!?!?) und habe nicht gemerkt, dass die Akkus leiden.
Jetzt wo Kinder, Haus und Garten und die damit verbundenen Aktivitäten noch dazu gekommen sind und ich mich immer und überall für alles zuständig und verantwortlich gefühlt habe, weiß ich, dass man irgendwann einfach nicht mehr kann und sich das eingestehen sollte.

Die Reaktionen der Leute sind sehr unterschiedlich, die einen gucken ein ungläubig an, dass man nach solch einer Diagnose und der damit verbundenen Behandlung ÜBERHAUPT noch normal funktioniert und nicht 24h Stunden am Tag auf dem Sofa liegt und schläft O-Ton: 'Ich würde Rente beantragen und 'Was, du kannst doch jetzt in deinem Zustand nicht joggen gehen!, andere sind der Meinung, ja kein Problem, ist ja nicht mehr so wie früher und überhaupt, gibt ja gegen alles Tabletten und die Haare verliert auch keiner mehr usw., nach dem Motto 'sprich mich bloß nicht an, is ja gar nich so schlimm, nimm deine Medikamente und funktioniere gefälligst wieder wie sonst auch!

Ja und genau da hatte ich dann ein schlechtes Gewissen, wenn ich dann immer wieder gehört habe, dass einige sogar Vollzeit arbeiten gegangen sind, weil ich mir dann auch wie ein Schlaffi, Versager oder eben Weichei *winkewinke* vorgekommen bin, so als wenn ich mir meine Müdigkeit und mangelnde Belastbarkeit nur einreden würde, nur um nicht arbeiten zu müssen. Aber davon muss man sich freimachen, jeder merkt am besten, was er schafft oder nicht.

@Kimmy
Liebe Kimmy, ich denke auch, dass es sehr darauf ankommt, was man arbeitet, wie lange schon, ob es der Traumberuf ist oder zumindest einen gewissen 'Spaßfaktor' beinhaltet oder eben auch, was man sonst noch so für Belastungen hat. Als ich anfing, hatte ich großen Spaß bei der Arbeit, ich habe mich genauso auf das Wochenende gefreut wie auf Montag, bzw. bin ich lange Strecken auch jedes Wochenende arbeiten gewesen und habe mir Hunderte von Überstunden lieber auszahlen lassen, bin von früh bis spät dort fröhlich oder auch krank und auch schon mal Fieber aufgetaucht und war tatsächlich zufrieden, weil ich es gerne gemacht habe. Wenn ich geschafft war, habe ich mich zu Hause hinlegen können, war mein eigener Herr sozusagen, klar ich hatte Freunde, Familie, Haushalt und Sport, aber sonst konnte ich weitgehend alles so einteilen wie ich wollte. DAS ist jetzt anders! Manchmal kam ich (auch schon vor der Diagnose) abends völlig fertig und platt mit den Kindern im Schlepptau nach Hause und dachte 'jetzt bitte 3 Wochen Urlaub oder zumindest 2 Stunden schlafen', GING ABER NICHT! Weil Kinder darauf keine Rücksicht nehmen, wenn sie auch den ganzen Tag hinter sich haben. ALSO musste ich weiter funktionieren!
Die Arbeit hatte sich mittlerweile auch durch Übernahmen, Chef-Wechsel usw. drastisch geändert, also weniger Leute, mehr Arbeit, chaotische Organisation, nicht mehr so viel Freiraum usw., dass ich alleine dadurch schon völlig am Ende war. Alle Pläne wurden ständig über den Haufen geworfen, nichts mehr war wirklich planbar und haute einen im wahrsten Sinne des Wortes aus den Latschen. Manchmal dachte ich, bitte lasst mich bei Aldi an der Kasse sitzen oder Briefe austragen, dann hat alles wenigstens eine gewisse Regelmäßigkeit und ist besser planbar, völlig blöd, ich weiß!
Und dann kommt sowas!

Wer weiß, wenn ich diese Diagnose auch damals bekommen hätte, ohne Kinder und andere Verpflichtungen, wie ich dann gedacht hätte?!?
Ich glaube fast, dass ich tatsächlich arbeiten gegangen wäre, aber nicht aus lauter Langeweile, weil mir die Decke auf den Kopf gefallen wäre (damit hatte ich noch nie Probleme), sondern einfach, weil ich Spaß gehabt hätte und ich abgelenkt worden wäre, so wie du!
Im Prinzip dachte ich immer, wenn ich früher so etwas gehört habe wie 'Burn-Out', 'na der hat ja nur keine Lust zu arbeiten', jetzt weiß ich es besser! Ich denke, dass es kaum Menschen gibt, die sich über Jahrzehnte Doppel- und Dreifachbelastungen aussetzen können, ohne dass irgendwann dafür mal die Quittung kommt!

Fazit von diesem Roman : auch wenn es schwierig ist, ich probiere mich nicht unter Druck setzen zu lassen, dass ich funktionieren müsste wie immer (fällt mir sehr, sehr schwer) und akzeptiere auch, wenn jemand unbedingt arbeiten gehen möchte und für sich die beste Lösung darin sieht, dass das Leben genauso weiter gehen soll wie bisher! Mein Leben soll sich ändern, wenn nicht jetzt, wann dann?

DAS WAR DAS WORT ZUM SONNTAG

LG Maggy, die sich gerade wieder erholt hat (merkt man das?!?!?)
und hier rumhängt statt zu putzen
__________________
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!
(invasiv lobuläres Mamma-Ca T3, G2, ER+, PR+, HER2neu- entdeckt im Juni '08)
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  #25  
Alt 02.10.2008, 21:49
Moma7 Moma7 ist offline
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Standard AW: Das "normale" Leben ist nicht mehr normal, vor allem im Beruf

Hallo Ute!

Meine Gedanken nach der Diagnose kurz vor Weihnachten kreisten auch darum, wann ich wohl nach der OP wieder arbeiten können würde.
Zuerst habe ich gedacht so 3 Wochen nach der OP müsste wieder gehen. Dann kam die 2. OP im Februar, dann die Strahlentherapie im März/April und danach noch AHB im Mai.
Im Juni habe ich entgegen der Empfehlung der Ärzte wieder angefangen zu arbeiten. Ich habe mich noch nie so auf meine Arbeitsstelle gefreut wie nach diesen 5 Krankheitsmonaten. Ich hatte zwischendurch ab und zu etwas gearbeitet, was ich so von zu Hause aus am Computer erledigen konnte oder Kolleginnen beraten, wenn es um mein Arbeitsgebiet ging. Gelegentlich habe ich auch eine Stippvisite an der Arbeitsstelle gemacht.
Die ersten Wochen waren sehr hart und ich bin dabei so manches Mal an meine Grenzen gestoßen, was aber auch daran lag, dass die Arbeit nicht gleichmäßig über die Woche zu verteilen ist, sondern es dazwischen immer mal Tage gibt, an denen ich 8 - 11 Stunden arbeiten muss (trotz Wiedereingliederung). Bis jetzt habe ich es aber nicht bereut, wieder angefangen zu haben, weil ich meine Arbeit sehr gern mache. Ich bin mir im Moment jedoch noch nicht sicher, ob mein Wiedereingliederungsplan aufgeht. Im Moment bin ich bei 60%, ab 27. Oktober bei 80% und ab Februar wieder Vollzeit. Vollzeit kann ich mir im Moment noch nicht wirklich vorstellen. Ich bin doch ganz schön erschöpft, wenn ich Nachmittags nach Hause komme und das mit dem Haushalt habe ich auch noch nicht ganz im Griff.
Ich merke aber auch, dass ich durch die Anforderungen, die die Arbeit mit sich bringt, auch wieder leistungsfähiger werde. Das mit dem Gedächtnis ist schon besser geworden und es gibt auch wieder Tage, an denen ich fast ohne Pause von Morgens bis Abends durchpowern kann.
Ich habe auch gemerkt, dass ich mit meinen Problemen wie rasche Ermüdbarkeit, Vergesslichkeit, eingeschränkte Multitaskingfähigkeit nicht allein bin. Wenn ich meine Kolleginnen so anhöre, geht es ihnen auch ohne Krebserkrankung ähnlich. Meine Kolleginnen sind alle zwischen 51 und 61. Vielleicht empfinden wir die Einschränkungen nur deutlicher, weil der Alterungsprozess durch die AHT abrupter einsetzt.

LG Moma
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  #26  
Alt 03.10.2008, 10:00
Elisabeth60 Elisabeth60 ist offline
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Standard AW: Das "normale" Leben ist nicht mehr normal, vor allem im Beruf

Hallo,

na, da fühle ich mich ja etwas beruhigt, daß es vielen so geht wie mir!!
Aus einem Berufsleben kommend, indem ich machmal Jahre sogar ohne
einen "Schnupfen" hatte,habe ich mich ganz schwer getan mit dem
beruflichen "Abschalten".
Das ging soweit, daß ich schon fast ein schlechtes Gewissen hatte, da die Kolleginnen die entsprechende Mehrarbeit ja übernehmen mußten.
Mein Arzt hat mir sagt: machen sie sich von den Gedanken frei, konzentrieren sie sich auf sich, um die Krankheit in Ruhe zu verarbeiten, der Körper braucht das.
Das habe ich auch beherzigt, aber es gelingt mir nicht immer! Wenn es mir gut geht,meldet sich das Gewissen wieder und macht mir richtig zu schaffen.
Bei mir steht jetzt noch die Reha an (leider nochmal um einen Monat verschoben) und ich habe tatsächlich überlegt, ob ich vorher schon mit der Wiedereingliederung beginne. Wahrscheinlich blöde, gell?
Mich würde interessieren, wie lange bei Euch die durchschnittliche Arbeitsunfähigkeit war (nach OP,Bestrahlungen und AHT).

Einen schönen Sonntag
Lissi
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  #27  
Alt 03.10.2008, 10:53
Moma7 Moma7 ist offline
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Standard AW: Das "normale" Leben ist nicht mehr normal, vor allem im Beruf

Hallo Lissi!

Aus meinem vorherigen Beitrag geht ja schon hervor, dass ich 5 Monate krank geschrieben war. Ich habe 2 OPs (Brust und Eierstöcke), Strahlentherapie und AHB hinter mir und mache jetzt eine AHT. Ich habe mehrmals meinen Ärzten kräftig auf die Füße getreten, um schneller Termine zu bekommen, was außer bei der ersten OP auch funktioniert hat. Im Januar hatte ich die erste OP, im Juni habe ich mit der Wiedereingliederung angefangen. Ab Februar arbeite ich wieder voll (so ist jedenfalls der Plan).

Auch mir wurde gesagt, ich solle mich auf mich konzentrieren und von der Arbeit abschalten. Ich konnte und wollte es nicht. Ich denke, dass es für mich auch so der richtige Weg war. Ich war telefonisch oder per Mail - außer während der Klinikzeiten - für meine Kolleginnen immer ansprechbar, so dass ich bei Problemen intervenieren konnte. Das hat mir, nachdem ich wieder angefangen habe zu arbeiten geholfen, wieder Fuß zu fassen, weil ich über vieles gut informiert war.

Mein Arbeitgeber hatte mich darum gebeten, mich "am Stück" krank schreiben zu lassen, weil er nur dann eine Vertretung einstellen könnte. Das hat auch gut funktioniert. Nach 3 Wochen war die Vertretung da, hat allerdings nicht ganz so viele Stunde wie ich gearbeitet.

Nach meinen Erfahrungen haben Frauen ohne Chemo so nach durchschnittlich 6 Monaten wieder angefangen zu arbeiten, Frauen mit Chemo nach 12 Monaten.

LG Moma
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  #28  
Alt 03.10.2008, 11:51
Elisabeth60 Elisabeth60 ist offline
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Standard AW: Das "normale" Leben ist nicht mehr normal, vor allem im Beruf

Hallo liebe Moma,
da bin ich nochmal. Ich glaube, wir ticken "ähnlich".
Auch ich habe kurzfristig nach der OP mal 3 Wochen normal gearbeitet,war allerdings dann auch entsprechend k.o.
Mit meinen Kolleginnen hatte ich immer Kontakt, gehe auch mal für 2-3 Stunden für Hilfestellungen ins Geschäft.
Dabei habe ich allerdings gemerkt, daß ich für schwierige Problemlösungen
nicht belastbar bin und davon nichts hören möchte.
Mal sehen, wie es sich weiter gestaltet, habe meine Reha ja auch wie Du in I*****, nachdem
ich den ersten zugeteilten Reha-Ort abgelehnt habe.
Dort hätte ich noch zusätzlich Depressionen bekommen.
Mich beunruhigt nur dieses Auf-und Ab und ich hoffe, daß die Zeit es bringt zum normalisieren.
Beste Grüsse
Lissi

Geändert von gitti2002 (25.03.2012 um 23:05 Uhr) Grund: *****
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  #29  
Alt 03.10.2008, 12:12
Benutzerbild von friebe
friebe friebe ist offline
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Standard AW: Das "normale" Leben ist nicht mehr normal, vor allem im Beruf

Hallo Lissi,

ich hatte meine OP Ende Januar und Anfang März, danach Bestrahlung und AHB. Mit der Wiedereingliederung habe ich im August angefangen. Ich wollte eigentlich schon eher beginnen, aber da hat meine Ärztin gestreikt. So im nachhinein gesehen hat sie wahrscheinlich recht gehabt. Früher war es kein Thema für mich 10 und mehr Stunden zu arbeiten, jetzt finde ich 6 Stunden schon ganz beachtlich - noch nicht am Montag oder Dienstag, aber im Laufe der Woche dann schon. Ich denke (hoffe) aber, dass es besser wird. Ab November will ich wieder voll arbeiten.

Einen anderen Aspekt finde ich auch nicht so unwichtig. Ich hatte ausreichend Zeit, mich mit der Tatsache Krebs zu haben, zu arrangieren. Ich habe mich neu sortiert, Prioritäten neu gesetzt. Ich habe gelernt, auch mal zuzugeben, dass mir etwas zu viel ist. Ich habe gelernt, mit den sehr unterschiedlichen Reaktionen auf meine Krankheit umzugehen. Dadurch habe ich eine gewisse Gelassenheit bekommen, die manches leichter macht - klappt nicht immer, aber immer öfter.

Ich denke, man sollte sich nicht zuviel mit anderen vergleichen, sondern rauskriegen, was für einen selbst das Richtige ist. Irgendwie beneide ich Frauen wie Kimmy, aber ich bekomme das so nicht hin. Mittlerweile kann ich das akzeptieren.

Liebe Grüße - Klara
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  #30  
Alt 03.10.2008, 12:19
moneypenny
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Standard AW: Das "normale" Leben ist nicht mehr normal, vor allem im Beruf

Hi,

ich bin Anfang Jan. 2008 erkrankt, habe keine Chemo oder Strahlentherapie sondern eine AHt sowie einen Expander der irgendwann gegen ein Silikonimplantat ausgetauscht werden soll. Der Tenor der Ärzte war, dass ich dieses Jahr arbeitstechnisch abhaken kann und auch nicht zwischen den OP's arbeiten soll. Ich habe mich auch immer wieder im Büro blicken lassen, hab zwischendurch bei Krisen mit angepackt, aber an eine Wiedereingliederung ist noch nicht zu denken. Ich hoffe, dass ich damit Anfang des kommenden Jahres beginnen kann. Ist vielleicht noch zu sagen, dass ich Probleme mit der Wirbelsäule habe und die Nebenwirkungen der AHT sich dahin gezogen haben.

Eine Bekannte von mir ist nach genau einem Jahr wieder angefangen, eine andere hat gar nicht aufgehört sondern um sich die Stelle zu sichern stundenweise gearbeitet.

Es scheint sehr große Unterschiede zu geben.

Gruß
Marianne
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