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  #1  
Alt 27.01.2007, 22:12
Ulla Krefeld Ulla Krefeld ist offline
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Registriert seit: 19.01.2007
Beiträge: 520
Standard Glück im Unglück

Hallo Ihr Lieben, will mich hier auch kurz vorstellen und vielleicht dem einen oder anderen ein bisschen Zuversicht vermitteln.
Im September l.J. bekam ich furchtbare Schulterschmerzen. Da ich aber sehr viele Stunden arbeiten musste und keine Vertretung hatte, nahm ich Medikamente. Nach 3 Wochen entdeckte ich unterhalb des Busens ziemlich viele blaue Flecken, erzählte das einer Freundin, die meinte, ich solle doch mal weisse BH`s anziehen, anstatt alles in Schwarz. (Hihi) Zu den blauen Flecken wurde mein Gesicht immer geschwollener. Nach Durchlesen der Medikamentenbeschreibung, war mir schnell klar, dass ich diese so schnell wie möglich absetzen musste, und tat das auch. Die Schmerzen waren unerträglich, ging also zu meiner Hausärztin. Nach gründlicher Untersuchung wurde nichts festgestellt. Mittlerweile bekam ich Mittel gegen Allergien. Ich fühlte mich von Tag zu Tag unwohler, mein Hals schwoll fast auf das Doppelte an, mein Herz raste und ich bekam nach körperlicher Anstrengung kaum noch Luft. Aber - ich war ja gesund. Insgesamt litt ich fast sechs Wochen unter diesem Zustand und entschloss mich dann am 1.10.2006 in die Notaufnahme des hiesigen Krankenhauses zu fahren. Gesagt - getan. Wieder EKG i.O. Ich kam mir schon wie eine Simulantin vor, bekam aber ein Zimmer zugewiesen und da sass ich nun bis zum nächsten Morgen mit Abendessen, Frühstück, etc. Gegen Mittag kommt eine sehr junge Ärztin herein, fragt nach meinem Namen und sagt: Tja, wir haben bei der Notaufnahme eine Aufnahme von Brust und Rücken gemacht und dabei festgestellt, dass sich über ihrem Herzen eine sehr grosse Geschwulst befindet, die auch für die Stauungen und Venenzeichnungen verantwortlich sein kann, sie gehen jetzt sofort ins CT und wenn der Bauchraum auch voll ist, tut es mir sehr leid, sehen wir für Sie keine Chance mehr! ------------DA HAST DU DEINEN KREBS ----------------------
Nachdem ich dann gehorsam das erste CT meines Lebens erduldete und die Unterlagen dieser jungen Ärztin abgeben wollte, meinte sie, das sei Sache des Oberarztes, Aha, also nur er darf mein Todesurteil aussprechen, soso. Aber Glück gehabt, Bauchraum war frei und somit lohnte ja doch noch die Überweisung in die Onkologische Klinik. Das war meine Rettung.
Nach allen wichtigen Untersuchungen versuchte man direkt, mich von meinem Monsteraussehen zu befreien und mir, weil die Geschwulst auf die grosse Vene drückte, einen Stent zu setzen. Das wurde unter einem kleinen CT gemacht. Der Professor meinte, das grösste Problem sei, diesen Stent über das Herz und die Geschwulst zu bekommen. Hat geklappt, aber es wurde hierbei festgestellt, dass mein kompletter rechter Arm nicht mehr durchblutet war. (Höchste Embolie-Gefahr) Es ging dann untersuchungstechnisch weiter, Herz-Echo, Skelett-CT und letztendlich die Gewebeprobeentnahme. Dafür muss man unterschreiben, weil doch einiges passieren kann. Ich sage, Herr Professor, ich bin sehr Gottes gläubig, sollte ich schon hierbei das Zeitliche segnen, lassen sie mich da, wo ich bin, denn der liebe Gott will mir dann einen langen, mühsamen Weg ersparen. Die Antwort des Professors war der Hit.
Pass mal auf Mädchen, ich glaube auch an Gott, aber ich glaube auch daran, dass du mit 52 Jahren zu jung zum Sterben bist. Das war meine psychische Rettung. Ab sofort vertraute ich dem kompletten Ärzteteam und habe eine so wunderbare Behandlung erfahren. Das Zimmer war bildschön, mit eigenem grossen Badezimmer, orangefarbenen Gardinen und Wänden. Neben mir lag Christine, eine süsse alte Dame aus Herongen. Wie wunderbar, Christine kannte alle meine Kindergebete, und wir zwei beteten lauthals und freuten uns wie kleine Kinder. Ich hoffe, es geht ihr gut.

Nun gut, am dritten Tag war das Resultat der Biopsie da. Nicht sehr erfreulich, kleinzelliges Bronchialkarzinom, sehr bösartig. Die richtige Chemotherapie wurde ausgesucht und ab in meine Venen. Wie gern nahm ich diese mit herrlich roter Farbe versehenen Chemoflüssigkeit. Danke, lieber Gott, dass es Chemo gibt, sonst wäre ich mausetot. Durch die Stauung schwoll mein Oberkörper fast bist zum Platzen an. Nachmittags kam eine Schwester und wollte noch 2 Beutel Kochsalzlösung herein bringen. Ich sage, Mädel, für wen soll die denn sein, ja für sie sagt sie. Ich sage, hau ab, ich sehe ja schon aus wie ein Marche Mellow und fliege gleich aus dem Fenster von dannen. Ich sah so schlimm aus, man hätte mir sicher gern einen Job auf der Geisterbahn angeboten. Aber nicht mehr lange, denn die Chemo hat sofort gegriffen und das Gewerbewasser sackte runter zum Busen (wäre die beste Konkurrentin für Pamela Anderson) , dann in den Bauch und nach weiteren zwei Stunden verlor ich 6 kg Gewebewasser. Ich war wieder ein Mensch. Hurra

Der Krankenhausaufenthalt tat mir körperlich sehr gut. Alle Familienmitglieder, Freunde und Bekannte kamen ab sofort in Scharen. Da ich vorher immer sehr viel gearbeitet habe, hatte ich nun endlich mal Zeit. Viele weinten bei meinem jämmerlichen Anblick, so dass ich sie trösten musste. Keine Angst sag ich, so schnell stirbt man nicht. Das einzige, was mich sehr traurig machte, war die Tatsache, dass mein hübscher Sohn mich noch nicht zur Omi gemacht hat. Sobald eine Freundin von diesem Thema anfängt, ist er auf und davon.

Kurz darauf wurde ich nach Hause entlassen. Während des Krankenhausaufenthaltes haben sich gleich mehrere Freundinnen um meine Tiere gekümmert, alles geputzt und gewaschen. Ich war soooo froh, dass ich meine Tiere und mein zu Hause wiedersehen durfte. Ich glaube, dass war mit einer meiner glücklichsten Tage in meinem Leben. Mir blieb keine Zeit über meine Krankheit nachzudenken, weil man sich die Türklinke in die Hand gab. Ich habe so wunderbare Menschen um mich herum, für die ich jeden Tag dem lieben Gott danke.

Nächste Woche erhalte ich die letzte von sechs Chemotherapien. Nach dem
dritten Zyklus wurde ein CT gemacht. Die Geschwulst ist von 6,2 x 5 cm auf nicht mehr sichtbare 1 cm zurückgegangen, keine Metastasen, auch nicht im Skelett. DANKE GOTT - und DANKE ONKOLOGIE. Danach soll drei Wochen lang u.a. das Gehirn sowie der Tumor (der ja wohl jetzt ganz weg ist) prophylaktisch bestrahlt werden. O.k. Ich mach doch alles mit.
Die Aussage eines ansässigen Onkologen, bei dem ich lediglich eine Überweisung für die Ambulanz Onkologie holen musste, hat mich fast meinen Frohsinn gekostet. Ja, sagt er, sind sie mal nicht so euphorisch, denn ihr Krebs ist sehr bösartig und kann jederzeit wiederkommen. Ich sage, darf ich denn erstmal wenigstens so ein bisschen gesund werden, und wenn es soweit ist, komme ich damit auch noch klar. Denn einen Vorteil habe ich dann Ihnen gegenüber. Ich kann meine Beerdigung planen und alles vorbereiten, wenn ich den letzten Weg gehe und Sie, Sie wissen nicht, wann es Sie treffen wird.
Er schaute mich an, als sei ich von einem anderen Stern.

Warum ich so viel schrieb, ja ich möchte Euch sagen: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Habt Vertrauen. Habt keine Angst. Wir müssen durch diese finstere Tal, um die richtige Sonne zu erkennen. Ich möchte diese harte Prüfung bestehen, denn ich weiss, Gott liebt mich und will mein Heil

Alles Liebe Euch allen und Gottes Segen

Eure Ulla Krefeld
 

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