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  #1  
Alt 19.08.2009, 18:34
andrea8 andrea8 ist offline
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Registriert seit: 19.08.2009
Beiträge: 3
Standard Schlechte Erfahrung mit Psychoonkologin

Hallo zusammen,

interessantes Forum! Endlich habe ich es auch hierher geschafft.

Mein Name ist Andrea und ich bin jetzt Mitte 30. Vor zwei Jahren wurde bei mir ein Gebärmutterschleimkrebs völlig überraschend diagnostiziert und die übliche Total-OP mit knapp 40 Lymphknoten raus und anschließende Brachytherapie durchgeführt.

Vor knapp einem Jahr habe ich dann, nachdem ich vorher freiberuflich tätig war, eine Stelle im öffentlichen Dienst angetreten. Ich muss sagen, dass ich nur kurz für OP und Erholung danach pausieren konnte und schon während der Strahlentherapie in Teilzeit arbeiten musste. Andernfalls hätte ich meine Arbeit verloren und hätte es noch viel schwerer gehabt, wieder fest einzusteigen. Es war echt hart, da ich per Zug mehrere Stunden pendeln musste, da ich aufgrund meiner Erkrankung die Wohnungssuche und den Umzug verschieben musste. Irgendwie ging es, auch wenn ich die Bestrahlung als echte Keule empfunden habe.

Nun arbeite ich seit knapp einem Jahr im öffentlichen Dienst und es gibt aufgrund der Spätfolgen meiner Krankheit (u.a. massive Wechseljahrsbeschwerden, aber ich darf keine Hormone nehmen, Schlafstörungen, Fatigue-Syndrom, Lymphödem in beiden Beinen) Probleme in der Arbeit habe. Man möchte, dass ich neben meinem normalen Arbeitspensum gegen Zusatzbezahlung noch weitere Arbeit ausführe, gerade auch am Wochenende (ich arbeite bei einem Bildungsträger). Wegen meiner Arbeit habe ich einen neuen Zweitwohnsitz für unter der Woche, es war ein Glück in meinem Bereich überhaupt eine feste unbefristete Stelle zu bekommen.

Da man mir mein Handicap nicht ansieht und ich vorher ein echtes Energiebündel war, jetzt aber immer noch nur ein Schatten meiner selbst bin, üben die Kollengen eben Druck auf mich aus und ich habe echte Probleme ihnen klar zu machen, wie es mir wirklich geht.

Deswegen habe ich mir von meinem Arzt (mit dem ich sehr zufrieden bin) eine Psychoonkologin empfehlen lassen, weil ich mir erhoffte, dass sie mir ein paar Tipps geben kann, wie ich das am besten kommuniziere, damit das Arbeitsklima möglichst nicht darunter leidet. Ich bin sowieso momentan ziemlich am Ende meiner Kräfte.

Vor einigen Tagen nun das Gespräch und ich dachte ich sitze im falschen Film. Von wegen Unterstützung. Vom ersten Moment war die Frau kalt und fast schon unfreundlich. Auch hat sie mir offenbar keinen Glauben geschenkt und meinte es sei ohnehin besser, seinen Schwerbehindertenstatus zu verschweigen, viele würden ja aus gutem Grund gar keinen beantragen, wegen der Schwierigkeiten, die es damit gibt.

Sie hörte mir gar nicht richtig zu, sondern spulte gleich schematische Antworten ab und ich fühlte mich immer schlechter. Einen auch nur halbwegs akzeptablen Lösungsansatz konnte sie mir nicht anbieten.

Ich kann das alles gar nicht in Worte fassen, aber ich hätte nie gedacht, dass so jemand so hart mit einer Patientin umspringen würde. Ich leide auch sehr unter meiner Kinderlosigkeit, die Arbeit ist alles was mir noch bleibt.

Die Frau hat mich derartig runtergezogen, dass ich gerade die schlimmste Krise seit der Diagnose habe. Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll, ich bin gerade dabei das Vertrauen zu verlieren.

Hat jemand von euch auch schon solche oder ähnliche Erfahrungen machen müssen?

Ich würde mich über eine Antwort freuen.
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  #2  
Alt 19.08.2009, 19:23
schwarzsaga schwarzsaga ist offline
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Registriert seit: 21.12.2008
Beiträge: 60
Standard AW: Schlechte Erfahrung mit Psychoonkologin

Hallo Andrea,

ich habe Gebärmutterhalskrebs und OP/Bestrahlung/Chemo hinter mich gebracht. Habe mir dann ziemlich schnell nach dem Krankenhaus eine Psychologin gesucht, da die Ärzte immer wieder sagten es könnte helfen und es wird von der Kasse übernommen. Naja habe dann über meine Krankenkasse eine Psychoonkologin gefunden und trabe nun so einmal die Woche hin. Ich muss dazu sagen, dass ich nicht depressiv bin, aber die Kinderlosigkeit (bin 30 keine Kinder) mein Jobverlust und vor allem die Angst vor einem Rückschlag sind solche Punkte die ich gerne von der Seele spreche. Wirklich helfen kann sie mir ja auch nicht, da die Ängste ja nicht eingebildet sind sondern leider sehr real. Aber ich denke bevor ich jeden Tag meinen Partner oder meine Freunde zujammere muss sie sich das eben anhören. Also es ist so, dass die ersten fünf Termine normalerweise "Probe" sind ob man sich gut versteht und erst danach du dich festlegen musst. Ich möchte dich ermutigen eine andere Psychologin zu testen, denn das dich jemand zur Schnecke macht ist nicht normal. Ich habe vielmehr das Gefühl nach einer Stunde, dass sie mir Punkte nennt über die ich mir vorher noch keine Gedanken gemacht habe. Also z.B. warum definiere ich mich so sehr über meinen Beruf oder wie geht es eigentlich meinem Partner mit der Diagnose und der Kinderlosigkeit.
Lass dich auf keinen Fall von der schlechten Erfahrung runter ziehen, es kann keiner nachempfinden wie es einem geht, wenn er nicht selber Krebs hatte!!!
Wissen deine Kollegen von deiner Krankheit? Hast du dich mit Behindertenausweis auf deine Stelle beworben?
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  #3  
Alt 20.08.2009, 13:30
andrea8 andrea8 ist offline
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Registriert seit: 19.08.2009
Beiträge: 3
Standard AW: Schlechte Erfahrung mit Psychoonkologin

Vielen Dank für die Antworten und PNs.

@Schwarzsaga: So wie es bei dir läuft hätte ich es mir auch vorgestellt.
Ja, ich habe von Anfang an mit offenen Karten gespielt, aber die PsyOnk meinte, dass man so etwas nie machen sollte. Arbeitgeber würden grundsätzlich faule Ausreden finden. Nun, bei mir im öffentlichen Dienst war es offenbar nicht so. Hat sie das irritiert?

Es ist mir schon klar, dass solche Sitzungen nur Hilfe zur Selbsthilfe sein können. Was mich vor allem so schockiert hat, war die kalte und forsche Art der Frau. Ich war vor vielen Jahren schon mal für wenige Sitzungen bei einem Therapeuten, als ich durch eine schwere Trennung ging. Da ging es mir schon nach einem Mal sowas von deutlich besser, weil dieser Therapeut einfach Mitgefühl gezeigt hat.

Die Dame fing schon nicht nur an, die Sache mit dem Schwerbehindertenausweis sofort als negativ zu werten. Sondern gleich danach am Anfang des Gesprächs, als ich meinte dass EndoCa in meinem Alter ja extrem selten sei (das sagten bisher alle Ärtze inklusive bekannter Professoren), sagte sie ganz dezidiert und unfreundlich: Nein, das ist heute schon recht häufig. Bei der Arztpraxis, die mit der Frau kooperiert bin ich jedenfalls auch der erste Fall.

Dass ich irgendwas an den verbalen und non-verbalen Äußerungen der Frau fehlinterpretiert habe ist aufgrund meines beruflichen Hintergrundes extrem unwahrscheinlich.

Nein, die Frau wollte mich in bestimmte psychologische Schubladen stecken und wahrscheinlich sogar unterstellen, dass ich auf meinen Behindertenstatus pochen will, um mir ein möglichst angenehmes Leben auf Kosten der Allgemeinheit zu machen. Das Gegenteil ist der Fall, ich habe seit der Behandlung permanent gekämpft, nicht berufsunfähig zu werden, um damit der Allgemeinheit Kosten zu ersparen.

Die PsyOnk hat mir auch keine Therapie angeboten, obwohl ich nach ihren harschen Worten gegen Ende der Sitzung in Tränen ausgebrochen bin (zum ersten Mal bei fremden Menschen seit meiner Diagnose, ich konnte bisher insgesamt sehr gut damit umgehen) und ihr sagte, dass ihre Äußerungen bedeuten, dass ich dann wohl berufsunfähig bin. Sie sagte nämlich, dass die normalen Beurteilungskriterien in meinem Beruf wie gutes Auftreten und weitere Soft Skills, in denen ich derzeit von Kursteilnehmern bewertet werden muss auch für mich als Schwerbehinderte uneingeschränkt gelten müssen. Auch dabei kein Mitgefühl, sie reichte mir entnervt ein Taschentuch.

Das ist aber genau das tückische an einem unsichtbaren Handicap: Da ich eben nicht krank oder behindert aussehe (bei Steven Hawking wäre das was anderes) bin ich derzeit meist nicht so dynamisch und Schmerzen im Bein (Ergebnis der OP) tun ihr übriges dazu. Diese Soft Skills die da abgefragt werden, werden meistens durch meine Körpersprache beurteilt. Das führt zu misverständnissen und ich komme nicht so freundlich, selbstsicher und souverän rüber wenn ich immer wieder mal Schmerzen im Bein oder Hitzewallungen habe oder mit Fatigue kämpfe. Die PsyOnk meinte jedoch, dass ich auf jeden Fall auch nach diesen Kriterien wie jeder andere auch beurteilt werden soll. Ich nenne das Diskriminierung und bei anderen Bildungsträgern wird nicht so stark nach Soft skills gefragt.

Ich fand es schon befremdlich, dass sie überhaupt kein Verständnis aufgebracht hat, dass ich das so empfinde.

Wie gesagt, sie hat mir keine Therapie angeboten sondern meinte abschließend lapidar, falls noch etwas sein sollte in Zukunft oder ich ein Gutachten bräuchte könnte ich mich wieder melden.

@Kräuterzucker: Schön, dass mir hier gleich geglaubt wird.
Es freut mich, dass du ab 1.9. wieder zurück in den Beruf kehrst. Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass bei dir alles glatt läuft, die Kollegen und Vorgesetzten vollstes Verständnis für dich aufbringen und das permanent. Und auch, dass du fitter als ich bist, sobald du wieder Vollzeit arbeitest. Vielleicht hast du aber auch das Glück, einen geregelten Routinejob zu haben. Vor einem Jahr hätte ich nie gedacht, dass es mir heute so gehen würde.

Mit geht es heute schon wieder deutlich besser, ich bin schon eine Kämpfernatur und Unternehmungen mit meinem Mann, unsere Katzen und Treffen mit Freunden werden mit weiter nach oben ziehen. Das Leben hat trotzdem viel zu bieten. Ich werde mir gut tuen, um weiter Kraft und Energie zu tanken.

Nochmal danke für die konstruktiven Antworten.
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  #4  
Alt 20.08.2009, 15:18
Benutzerbild von nikita1
nikita1 nikita1 ist offline
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Beiträge: 1.755
Standard AW: Schlechte Erfahrung mit Psychoonkologin

Hallo Andrea,
was ist im Grunde ein Psychologe ? Mal abgesehen von "freudschen Methoden" ist es ein Gesprächspartner, einer, der gelernt hat mit Empathie auf den Klienten einzugehen, Pfarrer und Anwälte sollten auch diese Eigenschaft besitzen.

Wie´s ausschaut, vertritt deine jetzige Psychologin die harte Linie, also kein Jammern..... Wahrscheinlich hilft das auch in vielen Fällen, doch bei einer Krebserkrankung + Nebenzipperlein, von der permanenten Angst ganz zu schweigen...ist das nicht angebracht.
Gehe nie mehr zu dieser Hardlinerin, die zieht dich nur noch mehr runter.

Ich selbst bin kein Freund von Psychologen, hatte eine, als ich dem Nikotin den Kampf angesagt habe und fühlte mich überhaupt nicht wohl, da mein Innerstes rauskehren zu müssen. Die Gute nickte permanent mit dem Kopf, trug aber selbst sehr wenig konstruktives zu meiner Suchtentwöhnung bei, von Krebs haben wir garnicht gesprochen, wollte ich auch nicht, das geht nur mich was an, kein gesunder Aussenstehender kann das nachvollziehen, Krebs zu haben, auch kein Psychologe.
Und meine 80% Schwerbehinderung sieht man mir auch nicht an, eher komme ich voll, rund und rotbackig daher....

Ich rate dir: investiere deine Zeit und dein Geld in eine Reha oder Ferien. Hätschel dich selbst, mach alles, was dir gut tut. Wenn du nur ein Schatten deiner selbst bist: so solltest du alles tun, um wieder auf dein früheres Wohlbefinden zurückzukommen. Egal womit, du weisst, was dir gut tut.(deshalb gebe ich auch keine Tips, denn jeder hat seine eigenen Vorlieben und Interessen)

Ich stehe auch vor Schülern und meine Vorgesetzten fanden meine Wortfindungsstörungen gar nicht lustig (die Kommentare, mündlich und schriftlich waren echt traurig für mich + Karriere), aber inzwischen habe ich es überwunden. Ich shoppe fleissig, um meine 25 Kg zuviel unter irgendwelchem Fummel zu verbergen....mache Yoga, jetzt im September gönne ich mir einen zusätzlichen Monat (unbezahlter) Ferien und ansonsten lebe ich mein Leben . Ein Psychologe hätte mir diese und andere Therapie-Nachwirkungen auch nicht wegblasen können, da muss man selbst duch.
__________________
Liebe Grüße
Nikita


Tapferkeit ist die Fähigkeit, von der eigenen Furcht keine Notiz zu nehmen.
George Patton

Geändert von nikita1 (20.08.2009 um 15:28 Uhr)
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  #5  
Alt 24.08.2009, 20:07
andrea8 andrea8 ist offline
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Registriert seit: 19.08.2009
Beiträge: 3
Standard AW: Schlechte Erfahrung mit Psychoonkologin

Vielen Dank nochmal an euch alle!

@Nikita: Ja, das war wohl eine Hardlinerin, auch wenn sie mir als besonders kompetente Fachkraft angepriesen wurde. Vielleicht geht sie mit anderen Patientinnen anders um, möglich, dass ihr mein Fall nicht schwerwiegend genug erschien, egal. Hatte schon von befreundeten Ärzten und Verwandten gehört, dass Psychologen und Therapeuten oft keinen guten Ruf haben und nicht viel bringen.

Helfen wir uns lieber selbst.


Ich wünsche euch einen schönen Abend
Andrea
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