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  #1  
Alt 07.04.2005, 23:35
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Standard Witwe mit 39 Jahren !

Hallo,

ich heiße Petra und mein Mann ist am 01.04.2005 in meinen Armen eingeschlafen.
Er hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Lebermetastasen und durfte nur 39 Jahre alt werden.

Wir haben fast genau auf den Tag (Diagnosestellung 02.04.2004) ein Jahr gekämpft. Wir haben zusammen gelacht und ich habe leise vor mich hin geweint. Den er war stark, sehr stark mein Pit. Er hat nie geweint und nie gejammert. Er wollte mich immer nur schonen.
Und nun bin ich alleine.

Nächsten Mittwoch, 13.04.2005 ist die Beerdigung. Mir wird schon ganz schlecht wenn ich an diesen Tag denke, hoffe er geht sehr schnell vorbei.

Ich kann fast nicht mehr weinen, was mir von vielen Leuten zum Vorwurf gemacht wird, das ich sehr hart und sehr gefaßt wäre und mich auch schon um finanzielle Dinge kümmere. Wir haben ein Haus, das wir erst 2002 gebaut haben und ich bin halt immer schon der Kontrollfreak gewesen und möchte nun wissen wie es mit mir weiter gehen soll. Aber das wird mir nun angekreidet.

Ich bin 30 Stunden an seinem Bett gesessen, habe ihm die Hand gehalten, ihn gestreichelt, ihn von uns erzählt. Wir waren MItte Februar noch beim Skifahren und hatten einen solchen Spaß auch wenn er schon ziemlich starke Schmerzen hatten, er wollte immer und überall dabei sein. Wir hatten noch ein sehr schönes Jahr und gute Freunde die mit uns alles mitgemacht haben. Wir haben Biken in den Bergen, wir waren Wandern, wir waren Wellnessen, wir waren Ski fahren, wir haben gegrillt, wir haben gefeiert und und und. Es war für ihn sicherlich ein sehr schönes Jahr, nur leider das letzte.

Ich kann fast nicht mehr weinen. Ich denke schon bin ich überhaupt noch normal. Mein Mann ist vor einer Woche gestorben und ich weine nicht mehr ???
Ich habe die letzten Wochen fast jeden Tag mehrfach geweint und die halbe Nacht durch, ich habe nächtelang nicht schlafen können, auch Schlaftabletten haben da nicht geholfen.

Für mich war dieses Jahr sehr sehr schlimm, ich hatte Ängste die mich fast umgebracht haben. Wenn wieder ein CT-Termin anstand, habe ich es nicht zusammengebracht mitzugehen, obwohl ich sonst immer und überall mit ihm hingegangen bin zu sämtliche Ärzte und zu sämtlichen Untersuchung. Nur diese CT-Termine waren für mich fürchterlich. Ich bin zu Hause gesessen habe mir reihenweise Beruhigungsmittel eingeschmissen und mußte in eine Tüte atmen, da ich das Gefühl hatte zu ersticken.

Vielleichte brechte ich ja nach der Beerdigung zusammen, wer weiß das schon.

Wir haben letztes Jahr erst geheiratet, da war Pit schon krank. Wir wollten eigentlich vor 3 Jahren schon heiraten, da er mir damals einen Heiratsantrag gemacht hat. Aber dann wurde meine Oma schwer krank um die ich mich kümmern mußte die dann auch verstarb, danach wurde meine Mutter schwer krank, die ist aber jetzt wieder fit. Dann wurde Pit schwer krank.
Das Leben hat es selten gut mit mir gemeint und ich denke daher kommt auch meine Härte. Aber wenn ich nun von Leuten höre Pit wollte mich gar nicht heiraten könnte ich k......

Wieso gibt es so viele böse Menschen, die nicht im Geringsten nachfühlen können was wir hier mitmachen.

Vielleicht seit Ihr in ähnlicher Situation und könnte mir helfen, ob ich noch normal bin oder demnächst durchdrehe.

Liebe Grüße

Petra
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  #2  
Alt 08.04.2005, 00:41
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Standard Witwe mit 39 Jahren !

Liebe Petra!

Schön, dass du hierher gefunden hast. Auch ich hatte dir in deinem Thread zum Tode von Pit geschrieben. Was du erlebt hast, das ist schlimm. Das ist richtig schlimm! Pits Tod war viel zu früh. Auch ich habe den Tod von meinem Dad als viel zu früh empfunden, obwohl er 69 Jahre alt geworden ist. Aber es gibt Menschen, die werden älter! Ich vermisse ihn sehr: Ich vermisse sein Lachen, seinen Humor, seine Anteilnahme an meinem Leben, das Gefühl den väterlichen Schutz verloren zu haben. Tja, Zeit wirklich erwachsen zu werden! Obwohl ich nun mittlerweile auch 31 Jahre alt bin. Habe das Gefühl, nicht genug Zeit mit meinem Vater bekommen zu haben. Er hat immer viel gearbeitet und hat meine Schwester und mich sicherlich auch lange Jahre sehr vernachlässigt. Erst die letzten Jahre war er der Vater wie im Märchenbuch...Alles war so selbstverständlich...
Und das ist der Punkt: Wir leben, als ob es kein Ende gebe...und das ist leider nicht wahr. Ich habe eine Menge gelernt durch den Tod meines Vaters: Lebe bewusster; lebe intensiver; liebe Menschen, die dir im Leben begegnen, sind ein Geschenk; ich teile Menschen jetzt relativ schnell mit, wenn ich sie mag (wer weiß, ob ich noch einmal die Chance dazu erhalte); Prioritäten im Leben haben sich verschoben; aber auch: Nichts ist für immer. Vielleicht sind Abschiede DIE schwierigsten Aufgaben im Leben, die es zu bewältigen gilt.
Was ich dir damit sagen will: Es gibt auch positive Erkenntnisse, die es aus einem Verlust zu ziehen gibt. Das hört sich erstmal sehr komisch an, aber man kann sie finden! Wenn mich aber jmd. vorher gefragt hätte, ob ich diese Erkenntnisse erlangen möchte oder aber meinen Vater behalten hätte wollen, hätte ich meinen Daddy gewählt. Nur: Wer fragt einen im Leben schon? Leider ist es wohl so: Entweder man macht im Leben das mit, was einem "geboten" wird oder aber man gibt auf...
Ich kann dich gut verstehen, dass du nicht mehr richtig weinen kannst. Ich habe die Zeit der Krankheit meines Dads auch als sehr schlimm empfunden. Ich habe noch nie soviel Angst im Bauch gehabt! Und doch entwickelt man eine ungeheure Kraft. Es geht ja nicht anders! Nach dem Tod stand ich sehr neben mir.Man funktioniert wie eine Maschine. Mein 2. Ich wird wohl auch bei der Beerdigung gewesen sein.
Auch jetzt ist es so, dass ich Gedanken verdränge, wenn ich beginne, an meine Papamaus zu denken. Es tut einfach noch zu weh!
Es ist ein großes Geschenk dabeizusein, wenn jmd. Geliebtes stirbt.
Zum Glück konntest du dabei sein...was gibt es für einen größeren Liebesbeweis als den Weg ganz bis zum Ende gemeinsam zu gehen...??
Liebe Petra, auch wenn der Verlust eines Partners noch einmal eine ganz andere Qualität hat, du wirst das schaffen! Du bist eine starke Frau, ganz sicher! Du konntest mit deinem Pit den ganzen furchtbaren Weg gehen, du kannst auch noch ein Stück alleine weiter gehen!
Da wir von meinem Papa Zeichen bekommen haben (und ich trotzdem zweifele ;-))und er mir versprochen hat, mich abzuholen, wenn ich sterben werde, habe ich die Hoffnung, dass es ein Wiedersehen geben wird. Wer weiß das schon so genau, ob es nicht so ist??
Vielleicht hast du ja noch mehr Zeichen bekommen?
Höre bloß nicht auf den Mist, dass Pit dich nicht heiraten wollte! Er hat es getan und das zählt! Das sind ganz miese Leute, die kein Einfühlungsvermögen besitzen. Auf die kannst du sch***! Suche dir Leute, die dir jetzt gut tun!

Liebe Petra, ich wünsche dir alles Gute, viel Kraft und Vertrauen ins Leben...
Vielleicht sitzen mein Papa und dein Pit schon längst zusammen: Mein Dad hat schon versucht ihm einen Bausparvertrag zu verkaufen und Pit will ihm das Skifahren beibringen ;-) Kann ich mir schon lebhaft vorstellen...;-)
Die beiden sind jetzt sicherlich an einem guten Platz!

Alles Gute, Britta
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  #3  
Alt 08.04.2005, 01:00
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Standard Witwe mit 39 Jahren !

Hallo Petra,
ich fühle mit Dir u. möchte Dir mein Beileid aussprechen.
Ich glaube das in unserer Situation alle Gefühle normal sind. Ich hatte auch riesige Angst vor der Beerdigung meiner Frau Juliane ( 27 J. )am 04.04.05. Während der Predigt des Pfarres kam alles wieder hoch. Doch am Grab, als alle weinend meine Hand schüttelten, war mir auf einmal gar nicht mehr nach weinen.
Petra, ich bin mir sicher Dein Pit wird Dir helfen. Auch wenn es schwer fällt, Du kannst der Kraft Eurer Liebe vertrauen.
Ich bin am Mittwoch in Gedanken bei Euch.

Stephan
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  #4  
Alt 08.04.2005, 09:05
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Standard Witwe mit 39 Jahren !

Hallo,

erst einmal vielen Dank für Eure lieben Worte, aber trotzdem wenn ich an Mittwoch denke wir mir ganz schlecht. Wenn ich diesen Tag doch schon hinter mir hätte.
Heute ist es erst eine Woche her das mein Schatz mich verlassen mußte und es kommt mir wie eine Ewigkeit.
Vielleicht wird es besser wenn ich wieder arbeite. Bin nächste Woche noch krank geschrieben, dann werde ich wieder anfangen zu arbeiten. Irgenwie muß ja wieder Normalität in mein Leben kommen.

Lieber Stephan,

27 Jahr ist doch entschieden zu jung diese Welt zu verlassen. Welche schreckliche Krankheit dieser beschissene Krebs doch ist. Reißt so junge Menschen, die noch so viel vorhatten aus dem Leben. Habt Ihr Kinder ???

Vielleicht habt Ihr Lust (natürlich auch alle anderen) hier einfach mit mir weiter zu schreiben.

Liebe Grüße

Petra
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  #5  
Alt 08.04.2005, 09:27
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard Witwe mit 39 Jahren !

Hallo Petra,

zunächst auch von mir mein herzliches Beileid. Ich kann sehr gut nachempfinden,was in dir vorgeht. Bei uns ist es heute auf den Tag ein halbes Jahr her, dass mein geliebter Mann gestorben ist und wirklich besser ist der Schmerz nicht geworden,ich würde eher sagen, er verändert sich. Man durchlebt ständig ander Phasen. Dass du nicht weinen kannst im Augenblick ist auch eine davon. Irgendwie ist man zeitweise total erstarrt,was einem ermöglicht zu funktionieren, zu erledigen, was getan werden muss.
Du bist wahrscheinlich auch gerade schon dabei, deutlich zu spüren,wie sehr der Spruch wahr ist, dass der Tod das Leben neu sortiert. Du wirst aussortieren, abhaken, was dir in deinem Schmerz und deiner Trauer noch zusätzlich belastet. Übrig bleibt eine verschwindend kleine Anzahl Menschen, die dich und deinen Kummer annehmen, so wie es gerade ist. Was soll so ein Gespräch: Kann man Schmerz an Tränen messen? Keiner kann es wissen, der es nicht selbst erlebt. Wir haben es auch nicht gewusst, nicht in dieser Intensität.
Was die Beerdigung angeht, mein Gott wie schrecklich für uns alle dieser Tag ist. Auch wir hatten Panik davor, waren uns zunächst einig, dass wir es nicht "bräuchten" Mir war wichtig, dass wir meinen Mann mit der "Trauerfeier" nicht "verraten" würden. Wir haben mit Hilfe einer sehr verständnisvollen Pfarrerin die Beerdigung so gestaltet, dass es ihm "gefallen" hätte. Keine Predikten über etwas, was nicht sein Ding war. Und so wurde es ein letzter sympolischer Abschied, der sich "richtig" angefühlt hat.
Die Arbeit wird dir sicher helfen. Es lenkt ab, man hat keine Zeit über das "warum" zu grübeln und der Tag zieht sich nicht wie Gummi.
Wie gesagt, ich denke du wirst aussortieren müssen, du kannst dich mit dem Müll deiner Umwelt nicht belasten, du wirst deine Kraft brauchen für diesen unerträglich schmerzvollen Weg, der vor dir liegt, am besten fängst du gleich mal mit den Menschen an, die jetzt noch meinen, eure Liebe in Zweifel zu ziehen...

Ich wünsche dir und uns viel Kraft

LG
Andrea
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  #6  
Alt 08.04.2005, 10:24
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Liebe Petra,

ich habe dir schon in deinem Thread geschrieben. Mein Schwiegerpapa hatte auch BSDK, wir bekamen die Diagnose im Januar und Ende Februar ist er im Alter von 61 Jahren gestorben. Es ging alles so schnell - unfassbar! Ich bin mit meinem Freund fast 10 Jahre zusammen und für mich war sein Papa wie mein eigener. Ich habe ihn wirklich geliebt.

Mir ging es genauso wie dir, auch ich konnte einfach nicht mehr weinen. Ich habe mir auch oft gedacht, ich bin nicht normal. Und auch seiner Frau ging es nicht anders, sie war genauso stark wie du. Auch sie hat sich nach sehr kurzer Zeit um Finanzen u.ä. gekümmert - sie hat halt "funktioniert". Ich denke, dass dies eine Schutzfunktion des Menschen ist. Nun ist alles "erledigt", die Beerdigung ist ein paar Wochen vorbei und jetzt gibt es Tage, an denen alles wieder hoch kommt - auch die Tränen.

Mein Schwiepa ist im Krankenhaus gestorben, er hat zwei Wochen gekämpt wie ein Löwe - obwohl wir wussten, dass es ausichtslos ist. Ich bin froh um jede Minute, die ich an seinem Bett gesessen bin und seine Hand gehalten habe. Leider war er durch das viele Morphium fast nicht mehr bei uns... Seine Frau war bis zu letzten Atemzug bei ihm. Es hört sich vielleicht blöd an, aber ich war erleichtert, als er gehen durfte. Wir haben noch intensiv Abschied von ihm nehmen können und dafür bin ich dankbar.

Dort, wo unsere Lieben jetzt sind, geht es ihnen gut. Es gibt keinen Schmerz und kein Leid mehr.. Diese Vorstellung ist die einzige, die trösten kann. Ich habe Pit und dich immer für euren Kampfgeist, euren Mut und Optimismus bewundert. Es war wirklich ein Schock von seinem Tod zu lesen - er war ein Vorbild für alle und deshalb wird er auch nie vergessen sein.

Liebe Petra, ich wünsche dir ganz viel Kraft für alles was noch vor dir liegt. Wäre sehr schön, mit dir hier weiter in Kontakt zu bleiben

Ich drücke dich!
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  #7  
Alt 08.04.2005, 18:46
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Standard Witwe mit 39 Jahren !

Hallo,

ja mein Schatzi war ein Kämpfer und er wollte mich immer schonen. Er hat nie gejammert oder sich über sein Schicksal beschwert und er hätte nie aufgegeben, schon mir zu liebe nicht.

Auf seiner Beerdigung möchte ich ein Lied von U2 spielen, das war seine absolute Lieblingsband und er hat schon Karten für das Konzert im August in München. Jetzt werde ich für ihn hinfahren und wahrscheinlich das ganze Konzert über heulen.

Ich werde den Mittwoch auch überstehen, wir haben ja in diesem Jahr so viel miteinander durchgemacht und keiner aber wirklich keiner, der das nicht mitmachen mußte, kann sich nur im Geringsten eine Vorstellung von dieser unsagbaren Angst machen. Ich denke ihr werdet mich verstehen.

Beim Skifahren im Februar diesen Jahres hat er sein Handy (bewußt) im Hotel gelassen. Gleich bei der ersten Abfahrt haben wir ihn verloren. Ich habe wohl meine Freundinnen ganz irre gemacht. Wir drei Frauen und die zwei Männer sind dann alle Hänge abgefahren und haben ihn gesucht, ich wäre fast verrückt vor Angst geworden. Dann sind wir Mittag auf eine Hütte, das haben wir im Lift am morgen schon ausgemacht in welche wir gehen. Da kam er dann mit einem Affenzahn der Berg runtergeschossen und kam zu uns mit einem "Hallo Schatzi". Ich hätte ihm am liebsten eine geklatscht als er gesagt hat, vielleicht habe ich mit ja von euch abgesetzt weil ihr immer so langsam seit.

Liebe Mo, ich denke mir geht es genauso. Vor einer Woche ist mein Schatz gestorben und ein großer Stein, die unsagbare Angst, ist von mir abgefallen. Jetzt bleibt nur noch die Trauer und Abends im Bett die Einsamkeit (obwohl morgens ist es irgendwie schlimmer). Aber die unsagbare Angst ist weg.

Würde mich auch freuen, wieder von Euch zu hören.

Liebe Grüße

Petra
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  #8  
Alt 08.04.2005, 18:47
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liebe petra,

auch wir "kennen" uns aus dem bsdk-thread.
fast von anfang an habe ich mit euch mitgebangt. fast, weil mein und brittas papa erst im mai die diagnose gestellt bekam.

ich habe immer gemerkt, wie wahnsinnig viel liebe zwischen euch beiden besteht.

hey, dein pit liebt dich unendlich stark. und du ihn. was sind das für boshafte schlechte menschen, die dieses in frage stellen. schlimm, dass es so was echt gibt. etwas gemeineres könnte denen nicht einfallen. natürlich liebt dein pit dich. man baut doch nur ein haus mit jemandem, mit dem man am liebsten für immer leben möchte.

sortiere diese menschen unbedingt aus. die guten kommen ins eigene herz, die schlechten ins pfefferland.

oder auf den mond.

es ist so unfair, dass ihr so schnell voneinander getrennt wurdet. wie sagte ein früherer mitazubi zu mir: das leben ist hart, gemein und ungerecht. also kann man sich über alle kleinen schönen dinge freuen, denn die sind das besondere.

lieben gruß,

sonja
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  #9  
Alt 08.04.2005, 20:08
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Liebe Petra,

ich habe alles mit großer Aufmerksamkeit gelesen und möchte Dir zuerst mein Beileid aussprechen.

Sowohl hier, als auch in anderen Beiträgen und natürlich auch in meiner eigenen Trauerbiographie kommt immer wieder der Gedanke, der Satz: ist das noch normal? Ich glaube fast die Frage ob es noch normal ist, ist normal.

Was die Tränen betrifft ist das etwas, was für Außenstehende anscheinend selten zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Quantität ist. Erst ist es schnell zu wenig, zu selten, kaum sind ein paar Wochen vergangen heißt es man müsse jetzt aber aufhören sonst mache man den Toten unglücklich. Ich habe dann gedacht, wer weiß das schon, vielleicht ist es erst gut, wenn ich einen See voll Tränen geweint habe.Ich glaube der eigene Körper regelt es für einen. In den Zeiten der Krankheit, der Sorge, des Kummers um meine Eltern habe ich selten geweint, beim Begräbnis auch nicht. Ehrlich gesagt hab ich mir nicht viel Gedanken darüber gemacht, ich hatte das Gefühl wenn ich jetzt anfange, dann kann ich nicht mehr aufhören und ich brauchte Kraft um Dinge zu erledigen.
Dann habe ich sehr lange und viel geweint. Ich habe fest gestellt daß diese Trauertränen irgendwie anders sind, in ihrer Konsistenz und vielleicht geschieht etwas im Körper, wird etwas abgebaut und ausgeschwemmt.

Ich habe hier im Forum schon einmal geschrieben, ich empfand meine Trauer wie ein wildes Tier, das mich ohne Vorwarnung von der Seite anspringt. Und bei einer so schmerzhaften Attacke bei der ich wieder dachte, mein Gott tut das weh, ist das schrecklich, da kam mir zum ersten Mal der Gedanke, den Du jetzt schon hast. Ich dachte, ja es ist schrecklich, aber die Zeit der Krankheit, der Sorge, der Angst, des Kummers, des Mitleidens, der Ohnmacht die war auch schrecklich.

Der Tod eines nahen Angehörigen ist eine Zäsur.Man ist danach nicht mehr derselbe Mensch. Das ist so. Manchmal verliert man nicht nur den Angehörigen, den Liebsten,manchmal verliert man gleich andere Leute mit. Das ist traurig wie jeder Verlust, aber es kann auch bereinigend sein. Manche Menschen tun einen weh, manchmal so weh, daß man nicht mehr gut sein kann, anderen kann man vielleicht vergeben oder sie verstehen. Und es gibt noch eine Möglichkeit: manchmal treten durch diesen schrecklichen Verlust Menschen in unser Leben, die ein Geschenk sind.

Natürlich sagt man sich, ach, auf das könnte ich alles verzichten. Und Du,liebe Petra, bist derzeit in einer Phase in der es darum geht, daß man erst einmal Tag für Tag einfach überlebt mit seiner Trauer, seinem Schmerz.

Es tut mir schrecklich leid, daß Dein Mann so früh sterben mußte.

Ich wünsche Dir alles Gute und denke an Dich.
Briele
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  #10  
Alt 09.04.2005, 09:40
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Hallo,

danke für Eure lieben Worte.

Bei mir war es eigentlich so, daß ich während Pits Krankheit sehr sehr viel geweint habe. Die letzten Wochen waren es ganz schlimm. Ich glaube ich habe irgenwie gespürt, daß es langsam dem Ende zu ging. Ich habe aber auch letztes Jahr schon oft geweint. Im Bett in der Nacht aber ganz leise, damit er nichts mitbekommt.
Es ist komisch aber seit Pits Tod kann ich wieder durchschlafen.
Ich denke der Druck und die Angst sind weg. Vorher bin ich alle Stunde aufgewacht habe nach ihm gesehen, da er oft auf der Couch eingeschlafen ist. Ich hatte oft Nächte dabei da war ich um eine Stunde Schlaf dankbar und dann am nächsten Tag 10 Stunden arbeiten.... Ich hatte oft das Gefühl als wenn mir jemand den Strom abdreht.

Heute will ich mal unsere Garage aufräumen, muß mich irgenwie beschäftigen. Mein Schatzi dachte immer die Garage ist so eine Art Abstellplatz für leere Kartons und allerhand anderem unnützen Zeug. Wir haben eine Doppelgarage und bekommen mal gerade so eben ein kleines Auto rein.
Irgenwie bin ich froh um das große Haus, da habe ich jetzt viel zu tun und der Garten ist ja auch noch da.

Liebe Grüße

Petra
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  #11  
Alt 09.04.2005, 11:21
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Hallo Petra,

ich möchte dir nur sagen, dass ich in Gedanken bei dir bin. Ich hoffe, es geht dir einigermaßen gut... Lass mal wieder was von dir hören!

Liebe Grüsse
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  #12  
Alt 09.04.2005, 23:51
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Hallo Mo,

heute ist kein so toller Tag.

Heute war die Todesanzeige von Pit in der Zeitung und seine Freunde haben auch eine Anzeige mit einem sehr schönen Bild von Pit reingetan. Das Bild wurde auf unserer Hochzeit aufgenommen und mir ging es echt besch...
Wollte heute nur ganz allein sein.

Meine Mutter hat aber dann so im halbstunden Tack angerufen bis ich ausgerastet bin und schon fast gebrüllt habe.
Sie meinte ja du klingst heute so depremiert. Ich darauf tja heute ist die Todesanzeige von Pit in der Zeitung, soll ich da gut drauf sein.

Ich weiß ja das sie Angst um mich hat und es nur gut meint, aber es kann doch niemand von mir erwarten das ich nach einer Woche wieder die Alte bin. Es war ja noch nicht mal die Beerdigung, die ist erst nächste Woche Mittwoch.
Wieso kann sie das nicht verstehe. Ich trau mich jetzt wieder wetter morgen um spätestens halb neun ruft sie schon wieder an. Ich sage nur sie macht mir das Leben ja noch schwerer sie soll mich einfach mal lassen, irgenwann wird das schon wieder.

Sie wollte jetzt auch für Anfang Mai Urlaub buchen, ich will aber nicht weg und wenn dann ganz alleine. Ich habe im Moment schon Probleme das Haus nur zu verlassen. Dann meint sie wieder das würde dir jetzt gut tun. Ich denke aber nicht ich brauch jetzt halt mal 4, 6 oder 8 Wochen bis ich wieder einigermaßen Boden unter den Füßen habe und dann schau ma mal.

Es ist einfach alles Kacke.

Aber heute habe ich schon einen Weckruf von meinem Schatzi erhalten. Ich liege morgens immer im Bett und brauch so 2 Stunden bis ich mich aufraffen kann und aus dem Bett komme. Ich liege mal wieder so geben halb neuen schon eine Stunde wach und mein Handy, das im Nebenzimmer in meiner Handtasche war, klingelt. Ich geh rüber und da seh ich Handy Mutti. Ich geh ran höre nur ein Rauschen und Krachen. Ich wieder hallo Mutti nix. Ich leg auf und rufe am Handy an.... der Teilnehmer ist nicht erreichbar.
Dann rufe ich bei meiner Mutter am Festnetz an, sie meinte nur nein ihr Handy wäre aus und es hängt an der Ladestation. Sie holt das Handy und da waren tatsächlich zwei Anrufe einer an mich und einer an die Wohnung meiner verstorbenen Oma, da wohnt ihr Freund noch.
Ha, ha ihr zwei da oben. Die sitzen wohl bei einer halben Bier und lachen sich kringeling. Das sieht den Zweien wirklich ähnlich.

Meine Mutter meinte nur das macht mir Angst. Ich nur mir gar nicht, du kennst doch die beiden, die haben doch alle Zwei immer so gern Unsinn gemacht.

So nun geh ich ins Bett, schlaft gut

Petra
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  #13  
Alt 11.04.2005, 10:27
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Liebe Petra,

ich weiß wie´s ist, wenn man die Zeitung aufschlägt und die Todesanzeige (die man noch selbst "verfasst" hat) eines geliebten Menschen sieht. Auch ich hatte vor der Beerdigung furchtbare Angst, konnte mir nicht vorstellen, wie ich diesen Tag überstehen sollte. Aber je näher dann alles kam, umso ruhiger wurde ich. Ich empfand es nur mehr als eine "Formalität", die erledigt gehört. Für mich war mein Schwiepa nicht mehr da drin, nur mehr seine Hülle. Ich habe mir vorgestellt, dass er jetzt von oben zuschaut und auf uns aufpasst.

Ich verstehe, dass du manchmal einfach nur allein sein möchtest. Es gibt Tage, da will man keinen sehen oder hören, sondern nur in Ruhe weinen und trauern. Aber es kommen auch wieder andere Zeiten - und dann ist es gut, wenn man Freunde hat!

Ich habe gelesen, dass du aus Straubing kommst? Bin dort mal zur Schule gegangen und fahre auch jetzt noch ab und zu zum einkaufen hin. Ist ja nicht mal ganz ´ne Stunde von mir weg, komme aus dem "Bay. Wald"

LG
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  #14  
Alt 11.04.2005, 11:37
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Leuchtende Jahre,
nicht weinen, dass sie vorüber,
aber lächeln, dass sie gewesen.

Liebe Petra,

ich bin froh, dass ich Dich hier im Forum gefunden habe, da ich konkret auf der Suche war nach einem Menschen, der genau im Moment das durchmacht, wie ich. Mein Mann wäre in diesem Jahr 48 Jahre alt geworden. Er hatte Speiseröhrenkrebs und ist genau 5 Wochen vor Deinem Pit, in der Nacht vom 25. zum 26. Februar zu Hause in meinen Armen und im Beisein der Kinder eingeschlafen. Ich weiß genau, wie Du Dich heute, 2 Tage vor der Beerdigung fühlst. Erst vor 5 Wochen ging es mir ebenso. Die Tage zuvor hatte ich auch keine Tränen mehr, meine Augen haben gebrannt und ich habe am ganzen Körper gezittert, ich war einfach nur leer. Meine Kinder haben mit mir die Wege erledigt. Im Schlafzimmer konnte ich nicht schlafen. So bin ich abwechselnd zu meinen Kindern, die zum Glück ihre eigene Wohnung in unserem Haus haben, schlafen gegangen. Ich habe in dieser Zeit wie unter einem Schock gestanden und wollte einfach nicht wahrhaben, dass uns das Schicksal so einen schmerzlichen Stempel aufdrücken konnte. In der Nacht vor der Beerdigung hatte ich einen fürchterlichen Alptraum, habe so geschwitzt, dass ich mich zweimal umziehen mußte. An dem Tag selbst habe ich wieder wie im Trance reagiert. Auch ich habe gedacht, dass ich am Grab zusammenbrechen könnte. Von meiner Hausärztin aus sollte ich 2 Stunden zuvor eine viertelste Faustan einnehmen. Ich denke, dass mir das einigermaßen geholfen hat. Ich habe nur die tiefste Verzweiflung gespürt und da ich unsere Musik, Grönemeyer hatte, "Der 7. Sinn" und "Der Weg", in den Texten sehe ich uns wieder, habe ich zeitweise gedacht, er steht zum Anfassen vor mir. Danach war ich froh, dass noch viele mit in unser Haus gegangen sind, ich hatte ein Stehbankett für 40 Personen anliefern lassen, so konnte jeder ungezwungen den ganzen Tag über einen Bissen zu sich nehmen und Erinnerungen an meinen geliebten Mann austauschen.

Liebe Petra, ich möchte jetzt nicht weiterschreiben, Du hast bestimmt gar keine Muse dazu, soviel zu lesen. Wenn Du aber mehr über die ganze Zeit während der Krankheit, wie wir diese durchlebt haben, oder jetzt, wie ich versuche meine Trauer zu verarbeiten, wissen möchtest, dann kannst Du mir gerne antworten. Mir jedenfalls tut Reden und Austauschen gut, die Erfahrung habe ich bereits gemacht. Jetzt umarme ich Dich erst mal und wünsche Dir viel Durchhaltevermögen für diesen nochmals schrecklichen Tag. Ich trauere mit Dir.

Steffi

PS.: Übrigens, lasse die Leute reden, ob Du weinst oder nicht, das sollte denen vollkommen egal sein. Die sollten sich glücklich schätzen, nicht erfahren zu müssen, was Verzweiflung ist, wie es in einem aussieht, wenn man einen geliebten Menschen verliert. Weine wenn Dir so ist, und egal wo Du bist.name@domain.dename@domain.dename@domain.de
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  #15  
Alt 11.04.2005, 14:25
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Liebe Petra,
ich bin es nochmal. Ich habe gerade gesehen, dass ich wahrscheinlich auf irgendetwas gedrückt habe und dadurch eine e-Mail Adresse mitgesendet wurde. Das ist nicht meine. Wenn Du mir aber mailen möchtest, dann kannst Du dies unter Steffi.Bednarski@web.de tun. Nochmals viel Kraft erst mal für Mittwoch. Ich werde in Gedanken bei Dir sein.

Steffi
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