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  #1  
Alt 09.04.2014, 11:05
CSchl CSchl ist offline
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Registriert seit: 09.04.2014
Beiträge: 5
Standard Mein Opa hat Lungenkrebs und gibt sich irgendwie auf

Hallo ihr Lieben,

das hier ist mein erster Beitrag hier im Forum, nachdem ich schon lange still mitgelesen habe.

Das hier wird jetzt ein langer Text, und ich kann es verstehen, wenn ihr darauf eigentlich keine große Lust habt, deswegen dürft ihr auch ruhig wieder wegklicken, aber ich muss das jetzt einfach mal alles los werden, sonst dreh ich noch durch.

Wo fange ich am besten an?
Also, es geht um meinen 77-jährigen Opa. Meinen Lieblingsopa, der, der immer für jeden da ist, der für seine 77 Jahre noch so erstaunlich fit ist (oder schreibe ich besser war?), der sich für seine Mitmenschen interessiert, sich kümmert, unternehmungslustig und für sein Alter auch noch technisch echt up-to-date ist. Er wirkt einfach nicht so alt, was es für mich umso schwerer macht, mit seiner jetzigen Situation umzugehen.

Im August 2013 bekam er die Diagnose: Lungenkrebs. Endstadium. Immerhin nicht kleinzellig, aber mit einer mandarinengroßen Metastase in der Leber.
Nun gut. Er begab sich in ein Krankenhaus, wo alle nötigen Untersuchungen gemacht, und bekam dort anschließend ambulant eine Chemotherapie.

Allerdings waren meine Mutter und ihre Schwester mit der ganzen Arbeitsweise in diesem Krankenhaus sehr unzufrieden, es fand null Aufklärung statt und eigentlich wurde sich kein Stück um ihn gekümmert. Daraufhin wechselten sie die Einrichtung. Er geht jetzt in ein anderes, auf Onkologie spezialisiertes Krankenhaus, wo alles um Längen besser läuft. Es konnte schon zwei Mal festgestellt werden, dass der Lungentumor durch die Therapie geschrumpft ist. Ich meine – das ist super! Was will man mehr?! Selbst die behandelnde Ärztin war davon mehr als erstaunt.

Aber mein Opa erkennt den Ernst der Lage nicht. Er hat für sich noch nicht erkannt, dass diese Krankheit nicht mehr heilbar ist. Im Gegenteil, er glaubt, dass, wenn er jetzt noch 2, vielleicht 3 Zyklen bekommt, eine Operation möglich ist und er geheilt werden kann. Dies ist natürlich eine Hoffnung, die wir ihm weder nehmen können noch wollen.

Für den Sommer hat er mit meiner Oma einen Urlaub geplant, die die letzten zwei Jahre sehr krank war und der sehnlichste Wunsch der beiden ist eben, diesen Urlaub noch zu unternehmen (wobei mein Opa wie gesagt davon ausgeht, dass er nächstes Jahr um diese Zeit wieder gesund ist, oder zumindest noch sehr lange sehr gut leben kann). Wenn er gesundheitlich dann noch in der Lage dazu ist, wofür die Ärzte sorgen wollen, werden die beiden mit meiner Tante und ihrer Familie in ihren Lieblingsurlaubsort fahren. So ist immer jemand von der Familie vor Ort, falls er dort ins Krankenhaus muss, oder was auch immer. Ich halte das für nicht leichtsinnig, denn er ist momentan noch verhältnismäßig gut zurecht. Nur direkt nach der Chemo geht es ihm schlecht, aber darauf komm ich noch.

Um aber auf das eigentliche Problem zu kommen: Zu Beginn hat er die Chemo immer in einem 2-wöchigen Rhythmus bekommen: 2 Wochen Chemo, eine Woche Pause, 2 Wochen Chemo, 1 Woche Pause, usw. (Welches Präparat? Ich hab leider keine Ahnung. Ich wohne nicht mehr zuhause, stehe nur in Kontakt mit meiner Mutter und fahre einmal im Monat hin um selber nach ihm zu sehen und war schon des Öfteren echt erschrocken, da ihnen die Veränderungen und sein "Abbau" weniger auffallen als mir, schätze ich).

Irgendwann ging dies aber nicht mehr, da er körperlich nachließ. Nun bekommt er nur noch alle 3 Wochen eine Chemo, auch mit einem anderen Medikament. Davor und danach muss er niedrigdosiertes Cortison nehmen, um seinen Allgemeinzustand zu verbessern.
Zwischendurch hat er immer wieder das Problem gehabt, dass er extrem wenig Blut hatte, und es ihm dadurch schlecht ging. Die Mitarbeiter im Krankenhaus haben ihm gesagt, er solle sich einfach melden, wenn er sich nicht gut fühlt und er bekäme eine Blutübertragung, oder andere, helfende Maßnahmen würden eingeleitet. Wirklich, die sind sehr engagiert und total gut. Dass ihm zum Beispiel Blut fehlt, wurde im ersten Krankenhaus gar nicht festgestellt (oder zumindest nicht beachtet, das weiß man ja nicht). Na ja, dazu kommt noch, dass er ein sehr schwaches Immunsystem hat. Er hat eine Gürtelrose und war bis vor kurzem noch sehr stark erkältet. Seit dem ist auch seine Stimme so gut wie weg, er ist extrem heiser, aber an sich an den meisten Tag gut zurecht. Geht sogar kleine Stücke spazieren, usw.

Aber wenn er dann wieder Tage hat, an denen es ihm echt schlecht geht, so wie gestern beispielsweise, wo er kaum auf sein kann und es ihm hundeelend geht, müsste er sich einfach nur im Krankenhaus melden, die tun alles für ihn um ihn aufzupäppeln. Aber das tut er nicht! Und ich verstehe einfach nicht warum.
Ich habe solche Angst, dass er damit die ihm verbleibende Zeit verkürzt, das macht mich traurig, und irgendwie auch wütend, weil er so blind, oder beratungsresistent ist. Ich glaube auch, dass das mit seiner Persönlichkeit zusammenhängt. Er als der starke Mann, der immer alle unterstützt hat und jetzt selber Hilfe braucht?! Nein, das geht doch nicht.

Aber wie kann man ihn dazu bringen Hilfe anzunehmen? Lungenkrebs ist doch keine Erkältung, durch die man halt durch muss und die dann auch irgendwann wieder verschwindet. Er muss sich doch nicht quälen, er könnte doch Hilfe bekommen.
Auffällig ist, dass es ihm immer ein paar Tage nach der Chemo so schlecht geht, aber das würde er den Mitarbeitern niemals sagen. Da ist er stur. Wenn er dann allerdings mal wieder richtig schlecht zurecht war und nach Bitten und Betteln von Frau und Kindern doch Hilfe angenommen hat, lobt er die Mitarbeiter im KH immer, sagt, wie gut es ihm wieder ginge, dass er es beim nächsten Mal nicht wieder so weit kommen lassen würde... Und zack bumm, 2 Wochen später wieder das gleiche Spiel...
Ich weiß gar nicht genau, was ich hiermit gerade eigentlich bezwecken will. Hauptsächlich musste ich mir das alles glaube ich mal von der Seele schreiben.
Aber ich würde mich sehr über ein paar Kommentare (und vllt. auch Tipps) freuen!
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  #2  
Alt 09.04.2014, 19:18
cinderella77 cinderella77 ist offline
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Registriert seit: 26.03.2014
Beiträge: 60
Standard AW: Mein Opa hat Lungenkrebs und gibt sich irgendwie auf

Hallo
ja sich alles mal von der seele zu reden, schreiben das tut schon mal gut. Ich hab das auch gemacht und es ändert zwar nichts an der situation, aber es hilft ein klein wenig.
Ich glaub nicht das dein opa sich aufgibt. ich denk einfach er hat für sich die richtige entscheidung getroffen.
Als er noch nicht krank war, habt ihr da mal drüber gesprochen was sein wird wenn er mal krank ist? habt ihr mal im fernsehen was über krebs gesehen und habt anschließend darüber gesprochen? Was hatte er da für eine meinung?
hör dir gern weiter zu , wenn du magst
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  #3  
Alt 09.04.2014, 19:59
CSchl CSchl ist offline
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Registriert seit: 09.04.2014
Beiträge: 5
Standard AW: Mein Opa hat Lungenkrebs und gibt sich irgendwie auf

Oh vielen Dank!
Du glaubst gar nicht wie wichtig es mir gerade ist, dass jemand da ist und antwortet.

Das ist ja das Problem - er spricht ja nicht, zumindest nicht wirklich. Meine Mama hat ihm wohl gestern gesagt, dass sie es für besser hielte, wenn sie ins Krankenhaus fahren würden, weil es ihm wirklich nicht gut ging, daraufhin hat er wohl einfach das Thema gewechselt und quasi über's Wetter geredet.

Ich denke, dass er sich ziemlich hilflos fühlt, dass er auch eine Heidenangst hat, und noch immer gar nicht richtig glauben kann, was diese Diagnose für ihn bedeutet.

Zu deiner Frage, ob wir sonst mal über Krebs/Krankheit gesprochen haben...
Nein, nicht wirklich.

Wie gesagt, ich wohne nicht mehr zuhause, aber jedes Mal, wenn ich zu meinen Eltern fahre besuche ich auch meine Großeltern, die mir sehr wichtig sind, aber über Krankheit kann ich mit meinem Opa nicht reden, da macht er zu.
Zumal das Thema bei uns bis letzten Juni noch eher aufgrund der Krankheit meiner Oma präsent war. Sie war gerade wieder auf dem Damm, da kommt im August seine Diagnose.

Ich weiß nicht, was er sich wünschen würde. Weil er eben nicht darüber spricht.

Ich verstehe nur einfach nicht, warum er die Hilfe, die er 24/7 von der ganzen Familie (meine Tante wohnt mit Mann und Kindern mit meiner Oma und Opa im Haus, meine Mama ca. 3 Minuten mit dem Auto entfernt) bekommen könnte nicht annimmt...

Na ja.
Danke aber erst einmal für's Zuhören! Tut gut, das mal los zu werden. Meinem Freund kann und will ich damit auch nicht immer in den Ohren liegen.

Darf ich fragen, was dein Hintergrund ist, dass du hier angemeldet bist? Wenn Du dich mal auskotzen möchtest - bitte nur zu!
Ich bin zwar noch echt mega unerfahren auf diesem Gebiet (bin zwar "schon" 22, aber außer im entfernteren Bekanntenkreis hab ich bisher Gott sei Dank noch nicht viel mitbekommen, was Krebserkrankungen angeht), aber ein offenes Ohr habe ich natürlich dennoch gern.
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  #4  
Alt 09.04.2014, 20:05
schnaddi schnaddi ist offline
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Registriert seit: 23.02.2014
Ort: Berlin
Beiträge: 298
Standard AW: Mein Opa hat Lungenkrebs und gibt sich irgendwie auf

Hallo Cschl,

was du da schreibst kenne ich nur zu gut.....

Ich denke so oft, das oder das sollte mom jetzt tun, das wird ihr helfen oder gut tun usw. Aber mom will ganz viele Dinge nicht. Sie nimmt Hilfe auch nur da an, wo sie sie auf keinen Fall abschlagen kann. Aber manchmal erscheint sie wirklich unvernünftig. Ich hab mit der Zeit gelernt, sie machen zu lassen, es ist ihre Art mit der Krankheit umzugehen. Das muss auch nicht der richtige Weg sein, und manchmal hab ich sicher auch recht, aber es ist ihre Krankheit, ihr Körper, ihr Weg und das muss man einfach akzeptieren. Selbst wenn dein Vater sich gegen iwelche Medikamente oder sonstiges entscheidet, es ist seine Entscheidung.

Teile ihm deine Gedanken und Ängste mit. Warum du denkst, dass das oder jenes besser für ihn wäre. Aber lass ihn entscheiden und nimm diese Entscheidung dann an. Manchmal ist es auch nur eine Frage der Zeit, bis diese Hilfe dann doch angenommen wird. Hatte ich auch schon.

Dein Vater hat ein recht selbstbestimmt zu bleiben. Und durch die Krankheit und die Hilfe und das ganze "Gebrabbel" von Angehörigen denke ich, fühlt man sich vielleicht auch schnell mal bevormundet. Ist manchmal ein schmaler Grat und erfordert viel Einfühlungsvermögen.

Vertrau darauf, dass dein Vater die für ihn richtigen Entscheidungen trifft.

Wünsch Euch alles Gute
LG
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  #5  
Alt 09.04.2014, 20:13
CSchl CSchl ist offline
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Registriert seit: 09.04.2014
Beiträge: 5
Standard AW: Mein Opa hat Lungenkrebs und gibt sich irgendwie auf

Ja, das haben uns die Ärzte auch gesagt - machen lassen, was er sich zutraut und machen möchte. Klar, wir wollen ihm auf keinen Fall die Selbstbestimmung nehmen, absolut nicht. Nur ist es für alle schwer mit anzusehen, wie er scheinbar kostbare Lebenszeit auf's Spiel setzt.

Aber das scheinst Du ja auch zu kennen...
Man ist doch nur besorgt und möchte, dass sie noch möglichst viel, möglichst "lebenswerte" Zeit haben, denke ich...
Aber du sagst es ja auch selbst, irgendwann nehmen sie die Hilfe von selbst an (das war ja bei uns auch schon in einigen Fällen so) und ich hoffe, dass dies auch bei uns so ist.
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  #6  
Alt 09.04.2014, 21:37
sese sese ist offline
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Registriert seit: 15.12.2012
Beiträge: 21
Standard AW: Mein Opa hat Lungenkrebs und gibt sich irgendwie auf

Hallo,

Es ist schwer zu verstehen. Aber dein Opa ist nicht dumm. Das bekomme ich auch immer zu hören, wenn ich davon erzähle, das mein Mann keine chemo macht.
Wir können uns nicht annähernd in die Lage unserer lieben reinversetzen.
Warum sie was machen. Das mache ich jetzt schon seit einem Jahr mit. Was habe ich gelernt? Die Entscheidungen zu akzeptieren und meinen Mann darin unterstützen.
Er wird schon wissen, warum er was macht. Auch wenn wir es wirklich nicht verstehen. Akzeptiere es und unterstütze ihn darin. Gib ihm dadurch kraft.
Mehr kann ich dir dazu leider auch nicht sagen

Viel kraft und liebe Grüße, silke
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  #7  
Alt 09.04.2014, 21:47
CSchl CSchl ist offline
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Registriert seit: 09.04.2014
Beiträge: 5
Standard AW: Mein Opa hat Lungenkrebs und gibt sich irgendwie auf

Danke auch für deine lieben Worte!
Ich werde wohl versuchen müssen, seine Entscheidungen zu akzeptieren - verstehen muss ich sie nicht. Und er wird schon wissen, warum er was tut, das stimmt...
Aber schwer ist es trotzdem.

Danke cinderella77, schnaddi und sese für eure Antworten und ich wünsche euch und euren Lieben viel, viel Kraft und noch viele schöne Momente miteinander!
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