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  #16  
Alt 01.08.2005, 06:55
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Standard Es ging so schnell!

Hallo Anne, so wie Du das Abschiedfest beschreibst, war es bei mir auch. Wir nannten es auch nicht Trauerfeier, sondern Abschiedsparty. Es lag auch so im Sinn meines Mannes. Das Wirrwarr ist ganz normal. Das mit dem Neubeginn war bei mir ganz genauso. Ich habe mich gefühlt, als wäre ich 16. Aufgrund das ich die Arbeit aufgeben mußte, weil ich meinen Mann gepflegt habe, war ich Arbeitslos. Also Mann verloren, ohne Arbeit, keine Perspektive für die Zukunft. Ich habe ganz von vorne angefangen. Ging ja nicht anders. Inzwischen habe ich wieder Arbeit und Zukunftspläne. So langsam komm ich meinem Alter wieder nah. Ich bin 35 und mein Mann wurde leider nur 44. Wir haben keine Kinder. Die Tränen kommen, glaube mir. Ich habe auch irgendwann mal nicht mehr geweint, hab gesagt die Tränen sind alle ausgeweint, ging nicht mehr. Sie kommen wieder. Immer zwischendurch mal, in Situationen wo Du gar nicht drauf kommst, sind sie auf einmal da. Genieße die Tage an denen es Dir gut geht. Es wird Dir auch wieder besser gehen. WEnn Du mal so richtig weinen willst höre das Lied von Glashaus: Haltet die Welt an, es wird Dir aus der Seele sprechen. Ich finde das Du auch eine ganz "Starke" bist. Hut ab! Ich glaube Du kannst Deiner Mutter ein bischen von Deiner Stärke abgeben, sie braucht sie sicherlich jetzt auch. Ich wünsche Dir allles, alles Gute und melde Dich wenn es Dir einfach nur mal schlecht geht. Mir hat es sehr geholfen, ich dachte ich sei die einzige auf der Welt der es so geht. Aber als ich dann irgendwie hier drauf kam, habe ich bemerkt oh jeh wieviele das gleiche doch mitmachen. Vor allem aber, die Betroffenen selbst, was für starke Menschen. Das hat mir wieder Mut gemacht. Ich werde auch weiterhin hier rein schauen und es machen ganz viele andere auch. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft!!!!! LG Manu
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  #17  
Alt 01.08.2005, 19:56
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Standard Es ging so schnell!

Hallo Ihr Lieben!
Danke für Eure Antworten. Bin wirklich überrascht darüber, wie sehr es hilft, auch wenn es nur ein paar Worte sind, mit jemandem, der das alles kennt, zu "reden"! Toll, daß es eine solche Möglichkeit gibt!
Gestern konnte ich dann doch noch weinen. Mein Neffe ist 7 geworden. Wir waren dann also auf der 1. Familienfeier ohne meinen Papa. Er hat so sehr gefehlt!!! Als wir meinem Neffen dann "Wie schön, daß du geboren bist, wir hätten dich sonst sehr vermißt" gesungen haben, gabs kein Halten mehr... Und dann konnte ich eigentlich den ganzen Tag nicht mehr aufhören. Ich fühlte mich so verzweifelt und allein, obwohl ich irgendwie auch froh war, daß es mal rauskam.
Liebe Manu, schön, daß Du Dein Leben wieder so gut "neubeginnen" konntest. Von Dir solche Worte zu hören tut gut. Das Lied von Glashaus kenne ich. Das hab ich schon vor Monaten, als mein Freund mit mir Schluß machte gehört, und dachte dabei noch :"Naja, gut daß niemand gestorben ist..." Tja, was soll man dazu noch sagen. Ich glaube, es ist eine Gnade, daß man vorher niemals so genau weiß, was passieren wird, das könnte man nicht aushalten.
So, das wars von mir für heute. Jedes Mal, wenn ich den PC einschalte und sehe,daß hier jemand geschrieben hat, freue ich mich sehr. Es ist wirklich ein großer Trost, sich mit Leuten auszutauschen, die all das so gut nachempfinden können...
LG, Anne
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  #18  
Alt 02.08.2005, 02:53
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Liebe Anne!
Mein Papa ist am 12.07. gestorben.4 Monate nach seiner Diagnose. Ich weiss ganz genau wie es dir geht!Ich glaube man kann das nur wissen wenn man es selbst miterlebt hat. Ich habe meine Geschichte aufgeschrieben und obwohl ich geschrieben habe und geschrieben habe fehlen noch immer viele Gedanken und Gefuehle, weil es auch einfach zu frisch ist-die ich aber teilweise auf diesen Seiten wiederfinde. Mein Papa ist auch an einem Freitag beerdigt worden...Versuche auchmal die Seite www.elternlos.de
Hier ist meine Geschichte:
2005 - Eigendlich sollte es das schoenste Jahr unseres Lebens werden...

Im September 2004 machte mir mein Freund einen Heiratsantrag in Verona, es war sehr romantisch....
Wir machten uns voller Freude an die Vorbereitungen der Hochzeit, die im grossen Rahmen am 06.07.2005 in Sizilien statt finden sollte. Mein Freund ist wie mein Vater auch aus Sizilien ( sie kommen aus dem gleichen Ort und verstehen sich wirklich gut), wir haben sehr viel Familie dort und meinem Vater gefiel der Gedanke dort zu feiern. Ja - er liebt Feiern jeglicher Art, das gute Essen, den Tanz, das Ausgelassene und unbeschwerte....ja, dachte ich mir, das wird auch sein Tag sein!!!
Noch waehrend die Hochzeitsvorbereitungen liefen, unterschrieben wir einen Kaufvertrag fuer eine Wohnung in der Naehe von Mailand (wo ich seit 2 Jahren wohne und arbeite ).
Im Februar sagte ich zu meinem Verlobten: „Alles laeuft gut bei uns – zu gut. Wir heiraten, haben eine Wohnung gekauft und beide eine Arbeit. Irgendetwas wird passieren. Wir sind zu gluecklich! Ich glaube es wird etwas passieren... (Wie recht sollte ich damit behalten) Mein Freund nahm mich damals in den Arm und wollte mich beruhigen, schaffte es aber nicht.
Nur ein Monat spaeter, wir waren gerade dabei Hochzeitsringe auszusuchen, kam ein Anruf aus Sizilien – der Opa von meinem Freund hatte einen Schlaganfall und lag in einer Art Koma im Krankenhaus! Dieser Opa war wie ein Vater fuer meinen Freund, denn er hatte ihn grossgezogen!
Im Maerz 2005 starb der Opa, er war 76 Jahre alt geworden, hat 4 Kinder, 6 Enkel hinterlassen und bestimmt ein erfuelltes Leben gehabt. Die Beerdigung in Sizilien war sehr schlimm, es war zwar nicht meine erste Erfahrung mit dem Tod, aber es tat so weh meinen Freund und seine Familie leiden zu sehen. Zudem beschlich mich ein seltsames Gefuehl, welches ich nicht deuten konnte, heute weiss ich genau was fuer ein Gefuehl es war...
Trotz aller Trauer beschlossen wir die Hochzeit dennoch statt finden zu lassen. Das er nicht dabei sein konnte war sehr schlimm fuer uns- aber es sollte noch schlimmer kommen. Als wir von seiner Beerdigung kamen erhielten wir einen Anruf von meinem Vater (der seit Oktober eine Erkaeltung und starken Husten hatte). Er rief an um mir zu sagen das er ins Krankenhaus musste um einige Untersuchungen zu machen. Einige Tage spaeter kam ein weiterer Anruf von meiner Mutter die mir erzaehlte das sie einen "Schatten" im Hals von meinem Vater entdeckt hatten. Er muesste noch einige Tage im Krankenhaus bleiben um in weiteren Untersuchungen abzuklaeren was dieser Schatten genau ist. Bei dem Wort „Schatten“ war mir sofort klar ( ich weiss nicht warum ) das es ein boesartiger Tumor sein musste! Ich unterdrueckte dieses Gefuehl aber es kehrte immer wieder...
Nach mir unendlich erscheinenden Tagen der Ungewissheit und des Hoffens das ich mich irre, stellte sich heraus das mein Vater ein Tumor in der Lunge hat. Es war wie ein Schlag ins Gesicht - man sieht ihn kommen, weiss das er weh tun wird und dann trifft er dich mit voller Wucht und es schmerzt noch mehr als man sich vorgestellt hat.
Ich war am Boden zerstoert und dachte immer nur das diese Geschichte nicht gut ausging. Ich fuhr sofort nach Deutschland. Mein Vater war sehr nachdenklich, sprach von seinen Plaenen die er gemacht hatte, in Rente gehen (er arbeitet schon seit dem er 6 Jahre alt war) usw.
Aber er versprach zu kaempfen. Es war sehr schlimm fuer mich als ich wieder nach Mailand musste, ich hatte das Gefuehl nicht fuer meine Eltern da zu sein. Wir hoerten und fast taeglich. Es gab Tage an denen hatte er Schmerzen und es gab Tage da ging es ihm besser. Meine Gedanken waren immer bei ihm und seiner Krankheit. Ich kam mir sehr hilflos vor.
Im April hatte ich dann endlich Ferien und konnte 2 Wochen bei ihm und bei meiner Mama sein. Wir hatten die standesamtliche Hochzeit fuer Deutschland geplant. Es war eine seltsame Feier, Freude und Trauer waren so dicht zusammen. Zudem hatte mein Vater schon Schmerzen und war recht schlapp. Heute bin ich froh das wir gefeiert haben...
Mein Vater sprach eines abends ueber mein Hochzeitsgeschenk, da habe ich ihn unterbrochen und habe ihm gesagt das ich nur ein Geschenk moechte: Das er kaempft und das er mich in Sizilien vor den Traualtar fuehrt! Er hat mir geantwortet:“Du bekommst dein Geschenk, ich werde kaempfen!“
Wenn ich in Mailand war, auf der Arbeit war ich wie in Trance, Nachts weinte ich mich in den Schlaf mit seinem Foto in der Hand.
Von April bis Juni fuhr ich jedes 2. – 3. Wochenende nach Hause um da zu sein. Jedesmal war anders. Einmal war er aggresiv und launisch ( aufgrund des Morphiums ), ein naechstes Mal war er sehr sensibel und weinte bei jeder Kleingkeit. Er bekam auch Chemo und lies sich von mir die Haare abrasieren bevor sie ausfallen konnten. Aber sie wuchsen nach und fielen nicht aus...
Die Chemo vertug er relativ gut, sein Geschmack hatte sich total veraendert, alles schmeckte bitter „wie Gift“, fuer ihn war das schlimm, denn er liebte gutes Essen! Ein paar mal uebergab er sich auch, aber im Grossen und Ganzen ging es und wir dachten es haette schlimmer sein koennen...
Wir sprachen mit den Aerzten und fragten ob er nach Sizilien auf die Hochzeit fahren koenne. Sie sagten es wuerde nichts dagegen sprechen wenn es ihm gut ginge!
Die Hochzeit und die Tatsache das er nach Sizilien wollte hielten ihn aufrecht. Er sagte zu den Aerzten „Ich muss im Juli nach Sizilien, meine Tochter heiratet, wie ihr das hinbekommt ist mir egal!Hauptsache ich kann am 2.Juli fahren“
Anfang Juni fuhr ich nochmal nach Deutschland, alles war vorbereitet fuer die Hochzeit. Meinem Vater ging es erstaunlich gut, er hatte gerade den 2. Zyklus Chemo hinter sich und sein Apetitt war auch wieder da. Er scherzte und war gut gelaunt. So fuhr ich etwas beruhigt nach Mailand und von dort aus (am 20. Juni) nach Sizilien um die letzten Vorbereitungen vor der Hochzeit zu erledigen.
24. Juni, Freitag: Ich kam gerade von der Anprobe fuer mein Hochzeitskleid, da rief meine Mama an und sagte das mein Vater mit Schmerzen ins Krankenhaus gekommen ist, sie haben ihn geroengt - die Aerzte – die haben gesagt das der Papa nicht reisen kann. Der Tumor den er auf der Lunge hat, hatte auf die Knochen gestreut und sie so poroes gemacht, das sogar seine Rippen gebrochen sind – einfach so! Nun, mein Vater musste im Bett liegen bleiben, da sonst auch die Wirbelsaeule oder die Beine brechen konnten...
Ich weinte wie eine Irre den ganzen Abend lang. Ich wollte nur noch zu ihm und bei ihm sein, er hatte starke Schmerzen trotz Schmerzmittel!! Am naechsten Morgen 25.Juni rief mich meine Mutter nocheinmal an und sagte mir das mein Papa veraendert aussehen wuerde, er wuerde „komisch“ atmen. Sie hat eine Krankenschwester gefragt, ob es besser waere wenn ich kommen wuerde, da ich in Sizilien war. Die Schwester riet ihr das ich lieber einmal zuviel, als einmal zu spaet kommen sollte.....
Also nahm ich mir das naechste Flugzeug und kam nach Deutschland. Ich werde nie den Moment vergessen als ich ihn sah...in seinem Bett im Krankenhaus. Es tat so weh. Er war so froh mich zu sehen, seine Augen waren voller Stolz und mir brach es das Herz als er mir sagte er haette mir alles verdorben!!!!Das war aber nicht wichtig, nichts war mehr wichtig. Mein Mann hatte die Hochzeit abgesagt und war ebenfalls auf dem Weg nach Deutschland.
Mein Vater war so tapfer, er hatte so starke Schmerzen das er sich hin und her warf. Trotzdem verlor er nie seinen Sinn fuer Humor, wir haben viel gelacht mit ihm. Er bekam hohe Dosen Schmerzmittel die ihn manchmal wegtreten liesen. Dann phantasierte er oder hatte leichte Halluzinationen, wobei das Schlimmste war das er oft merkte das er wirres Zeug sprach, dann schaute er ganz verwirrt und sagt das er wider Mist erzaehlte.
Mein Vater war sehr beliebt in der Stadt wo er wohnte, es kamen sehr viele Leute ihn besuchen. Ich war jeden Tag von 19.00 Uhr bis 09.00 Uhr da. Tagsueber war meine Mutter und mein Bruder da. Seine besten Freunde kamen ebenfalls jeden Tag. Wie viele andere auch.
Die Aerzte sagten uns das sie nichts mehr fuer meinen Vater tun koennten. Sie wuessten nicht wie lange er noch durchhalten wuerde, Wochen, Tage oder Stunden....
Irgendwann hat mein Vater auch verstanden was los war, die Aerzte sagten ihm lediglich das sie in dem Zustand in dem er sich befand keine Chemo machen koennten, er sei zu schwach. Eines Nachts verabschiedete er sich von mir, sagt „Ciao piccolina“ und viele andere Dinge. Ich dachte er wuerde sterben, aber es war wohl noch nicht so weit....
Meine Mutter und er hatte am 05.07. Hochzeitstag. Ich kaufte in seinem Auftrag ein Strohherz mit kuenstlichen Blumen (damit es meiner Mama erhalten blieb). Auch meine Mutter hatte Gelegenheit sich von ihm zu Verabschieden, sie redeten ueber eine Std. alleine.
Wir wollten das mein Vater nach Hause kam – nach Hause zum Sterben. Also mussten seine Schmerzmittel umgestellt werden (von Infusion auf Pflaster). Das hat er ueberhaupt nicht vertragen. Er wollte aufstehen (was sehr gefaehrlich fuer ihn gewesen waere), schlug und trat um sich und hatte Wahnvorstellungen. Nachts musste er am Bett fixiert werden, weil er sich die Infusion aus dem Arm riss. Also machten sie das Pflaster wieder ab und er beruhigte sich wieder, ja er wurde sogar sehr ruhig. Nachdem er nun 2 Wochen Nachts kaum oder garnicht geschlafen hatte schlief er und schlief.
Nach Hause konnte er nicht, weil das mit dem Schmerzmittel nicht geklappt hatte. Also stand das Krankenbett leer zu Hause im Wohnzimmer, leer und unbenutzt...
Es war mittlerweile Montag, ich war schon ueber 2 Wochen jede Nacht im Krankenhaus und recht fertig, aber ich wollte es so, fuer meinen Vater und auch fuer mich...
Mein Papa schlief immernoch, wachte nur auf wenn er trinken musste oder fragte nach dem Tag oder nach der Uhrzeit. Dann war er immer schockiert weil die Zeit so vergangen war. Von der Nacht als sie die Medizin umgestellt hatten wusste er gluecklicherweise nichts mehr. In der Nacht von Montag auf Dienstag schlief er fast und ich konnte so auch etwas schlafen. Am Morgen, den 12.07., kaufte ich ihm ein Croisant – er hat nur 2 Bissen gegessen. Und war erschrocken das er seit 2 Tagen nichts gegessen hatte weil er staendig schlief...
Ich ging nach Hause, legte mich schlafen, schaute etwas fern, duschte, telefonierte mit meiner Mutter und wollte mich auf den Weg machen. Da kam mir die Idee ihm einen Saft zu kaufen, das trank er zur Zeit am liebsten. Ich ging zum Supermarkt (da war es kurz vor sieben), ich fuhr nochmal kurz zuhause vorbei ,weil ich was vergessen hatte. Ich kam um 19.45 Uhr im Krankenhaus an. Im Flur stand Franco, ein Pfleger den mein Vater und wir ins Herz geschlossen hatte (es beruhte auf Gegenseitigkeit), er schaute mich an und ich wusste sofort was geschehen war und sagte nur –nein Franco, warum-
Mein Vater war um 19.30 Uhr gestorben und ich war zu spaet gekommen. Er waere sehr friedlich eingeschlafen. Ich war fassungslos, ich weinte los als ich ihn dann sah, ganz friedlich. Und ich war nicht da gewesen. Ich bin mir sicher er hatte auf mich gewartet und es nicht mehr geschafft. Um die Zeit war immer meine Mutter, mein Bruder und ich da nur an diesem Tag nicht.....da habe ich gefehlt, weil ich zu spaet kam. Das macht mich so fertig, ich wollte da sein. Dieser Teil wird mir immer und immer fehlen. Viele Leute sagen mir das es vielleicht so sein sollte, ich kann das nicht glauben, weil ich wie gesagt immer da war um diese Uhrzeit....
So seltsam es sich anhoert, aber trotz der schlimmen Zeit im Krankenhaus war das die intensivste Zeit mit meinem Vater, ich konnte ihm etwas geben, meine Liebe, meine Zuneigung, meine Zeit. Ich glaube er hat das verstanden und genossen....
Er hat ein grosses Loch in mein Herz gerissen, der Tod, keiner kann das fuellen keiner es zumachen.Nur die Zeit kann es zudecken, aber nicht verschliessen....
Er wird mir immer fehlen, ich werde immer die Wut spueren, das er noch nichtmal seinen letzten Wunsch bekommen hat, mich zum Altar zur fuehren. All seine Plaene sind geplatzt, zerstoert bevor sie verwirklicht werden konnten. Er wird nie der Opa meiner Kinder sein koennen, nie seinen Ruhestand mit meiner Mama geniessen koennen.
Dieser Bericht ist so lang geworden das ich meine Gefuehle und all die Traenen garnicht reinpacken konnte. Ueber die Zeit nach seinem Tod werde ich ein anderes mal berichten. Angi
PAPA TI AMERO PER SEMPRE
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  #19  
Alt 02.08.2005, 12:45
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Hallo zusammen!
Auch mein Vater (77) ist am 12.7., 6 Monate nach der Diagnose kleinzelliges BK, gestorben. Ich habe bis zuletzt Hoffnung gehabt, innersten wusste ich aber schon, dass es unumgänglich ist. 2 Wochen vor seinem Tod bin ich zu meinen Eltern gefahren, nachdem mein Vater von einem kurzen KKH Aufenthalt zurückkam und die Ärzte gesagt haben, aufgrund seiner schlechten Blutwerte könne die 5-te Chemo nicht mehr gemacht werden. Aufgrund starker Schmerzen musste er schon Morphin nehmen. Er hat fast nur mehr geschlafen, nichts gegessen , nur getrunken. Er wurde auch unwillig, sauer darüber, dass er so krank war und man konnte den Verfall von Tag zu Tag beobachten. Er hat auch viel fantasiert, er sprach immer von Traummenschen, seine Gastgeber hätten sich schon von ihm verabschiedet, er würde sich jetzt aus dem Staub machen. Dann widerum sprach er von Plänen, was er noch alles vor hat und dass er am nächsten Tag aufsteht und wieder gesund ist.In der Nacht, nachdem ich wieder wegfuhr, ist er nachts im Bad gefallen. Er musste ins KKH wegen einer Gehirnerschütterung. Dort fühlte er sich eingesperrt und ist nachts herumgewandert und hat den Ausgang gesucht. Am 12.7. vormittags war meine Mutter dort, er hat noch ein paar Erdbeeren gegessen, dann wollte er schlafen. Morgends sprach mein Bruder noch mit dem Arzt, und der sagte, es wäre alles in Ordnung. Um 13 Uhr, als der Arzt seinen Blutdruck messen wollte, war er ruhig, für immer eingeschlafen. Mein Vater war ein ewig aktiver Mensch und sehr rational. Dass er bettlägerig geworden war und anfing wirres Zeug zu reden, hat ihm den Rest gegeben, das wollte er nicht mehr ertragen. Trotz aller Trauer bin ich froh darüber, dass er nicht so lange ein unwürdiges Dasein ertragen musste. Ich bin auch froh, dass ich mit meinem Bruder kurz vor seinem Tod noch da war, wir waren sogar noch in seinem Lieblingslokal, wo er etwas Suppe essen konnte und einen Wein getrunken hat. Als er mich um eine Zigarette bat ( es war seine letzte), obwohl er seit der Diagnose nicht mehr geraucht hat, da wusste ich, dass er es auch wusste. Mein Vater hat sonst nie über seine Krankheit gesprochen, er hat gekämpft und war der Meinung, dass ihn nichts umbringen kann.
Die Beerdigung habe ich wie in Trance erlebt. Mein Vater war eine bekannte Persönlichkeit in dem Ort, er hat ein paar Generationen musikalisch geprägt. Bei der Beerdigung haben ca. 60-80 ehemalige Musikschüler gespielt, zum Schluss ein jazziges Stück. Ich stand vor dem offenen Grab, die Tränen liefen und da sah ich ihn: mein Vater sass unter einem Baum, auf der Friedhofsbank, Beine übereinandergeschlagen, ein Bein wippte mit, er rauchte eine Zigarette, lächelte zufrieden. Er sah jung aus. Ich musste dann auch etwas lächeln.
Ich bin überzeugt davon, dass mein Vater irgendwo weiter, anders existiert. Er sagte auch mal ganz zum Schluss, als im Fernsehen etwas über das Weltall lief: da bin ich auch bald.
Das letzte halbe Jahr, seit der Diagnose war hart, das Hoffen, die Verzweiflung, täglich Telefonate mit der Mutter, sie trösten, sich selber trösten etc. Allen, die so etwas hinter sich gebracht haben oder es noch vor sich haben, wünsche ich viel Kraft! Das Leben geht weiter, nur anders.
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  #20  
Alt 02.08.2005, 13:09
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Hallo Lucy!

Ich bin froh zu hoeren das es auch andere Menschen gibt die genau das erlebt haben wie ich!!Leider habe ich meinen Vater bei der Beerdigung nicht "gesehen". Ich konnte ihn 3 Tage vor der Beerdigung in einem gekuehlten Raum sehen ( der Sarg war offen). Aber das einzigste was ich gespuert habe und immernoch spuere ist Leere und ein "am Boden zerstoert sein". Ich dachte wenn mein Vater tod waere wuerde ich ihn spueren oder fuehlen, aber nichts davon ist der Fall!!!Das macht mich noch trauriger, es hat so etwas absolut endgueltiges...
Mein Papa starb am 12.07.2005 an einem BK. Er wurde 56 Jagre alt...
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  #21  
Alt 02.08.2005, 14:02
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Liebe Lucy, auch Du wirst sog. "Zeichen" erhalten, bewußt oder unbewußt. Ich hätte dies früher auch nie geglaubt. Sei offen dafür. Alles Liebe für Dich!
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  #22  
Alt 02.08.2005, 16:10
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Hallo Ihr Lieben!
Immer wieder finde ich es erstaunlich, wie viele Menschen das gleiche erleben wie ich!
Angi, in Deiner Geschichte habe ich so viele Gemeinsamkeiten entdeckt, immer wieder dachte ich, ja genau, das kenn ich!
Bevor mein Vater vor 2 Monaten die endgültige Diagnose bekam war auch erst mal von "Schatten" die rede. Auch ich war mir in diesem Moment über das Schlimme dieses Begriffs bewußt. Irgendwie wußten wir alle bereits in dem Moment, was uns dann die endgültige Diagnose bestätigte.
Auch ich habe ein Foto von meinem Papa neben meinem Bett stehen, mit dem ich jeden Abend gesprochen und geheult habe. Mittlerweile, wenn ich es abends angucke, denke ich, mein Papa paßt auf mich auf!
Am letzten Tag vor seinem Sterbetag stand mein Vater so unter Morphium, daß er zwischendurch ganz wirres Zeug geredet hat. Er hielt z.B. meine weiße Handtasche für eine weißhaarige Frau. Was mich sehr bedrückt hat, war, daß auch er das mitbekommen hat. Er hat dann immer kurz gestutzt, abgewunken und gesagt, er könne sich nicht so richtig konzentrieren, ich solle ihn morgen noch mal fragen... Am nächsten Tag konnte ich ihn leider nicht mehr fragen...
Gott sei Dank war diese Phase bei ihm nicht lang. das ist sowieso ein sehr großer trost für mich: daß ich weiß, er war bis ganz kurz vorm Schluß absolut er selber, er ist total aufrecht in seinem Wesen gestorben, hat sich nämlich irgendwie nicht kleinkriegen lassen von diesem Scheißtumor, sondern bevor das geschehen konnte ist mein Vater lieber freiwillig gegangen. So sehe ich das, und das hilft doch ein Stück weit!
Als bei meinem Vater die 3. Chemo nicht gemacht werden konnte, weil er zu schwach war und außerdem erhöhte Entzündungswerte im Blut festgestellt wurden, hat das vor allem ihn sehr getroffen. Irgendwie scheint er in diesem Momemnt gewußt zu haben, daß seine Chancen drastisch kleiner wurden.
Auch wir haben bei meinen Eltern noch ein so gut wie unbenutztes Krankenbett stehen. Zu hause war mein Papa während der 2 Monate insgesamt nur 10 Tage. Zum Glück war das KKH ein sehr tolles. Die Schwestern und Ärzte waren unglaublich liebevoll und sehr menschlich, sodaß mein Vater sich dort sehr sicher und gut aufgehoben fühlen konnte.
Auch ich bin sehr traurig bei dem Gedanken, daß wenn ich mal Kinder habe, die ihren Opa noch nicht einmal kennen lernen werden!
Aber ein Freund sagte zu mir: Dein Vater lebt in dir und deinen Kindern weiter, du trägst deine Erinnerungen weiter. Manche Kinder haben von einem Opa, der zwar lebt, aber doch nicht da ist viel weniger!
Dieser Gedanke tröstet mich. Ab jetzt ist es unsere Aufgabe, unsere Väter lebendig zu erhalten!
Das gelingt mir zum ´Glück zur Zeit auch ganz gut. Ich spüre meinen Papa ganz nah bei mir. Er ist alles andere als fern!!!
Andauernd habe ich ihn in irgendwelchen Alltagssituationen, mit irgendwelchen seiner typischen Marotten oder auch Sprüchen vor meinen Augen! Und dann kann ich auch oft lächeln. Auch weil ich so sehr weiß, daß er sich genau das von mir wünschen würde!!!
Ich denke an Euch und drücke Euch. mit liebem Gruß,
Anne
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  #23  
Alt 03.08.2005, 08:29
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Liebe Anne!
Danke fuer deine Antwort!
Wie alt bist du eigendlich? Ich habe genau die gleichen Gedanken wie du, wenn es darum geht das meine Kinder mal ihren Opa nicht kennenlernen werden. Mein Vater (das haben wir frueher schon immer gesagt) waere ein ganz toller Opa geworden!!
Wie lang hat es genau bei deinem Papa gedauert???Wie geht es dir jetzt?
Ich wuerde mich freuen wenn du mir antwortest! Bis bald!!! Angi
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  #24  
Alt 03.08.2005, 08:40
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Hallo Anne! Ich habe mir gerade nochmal durchgelesen was du weiter oben geschrieben hast!Ich habe festgestellt das wir gleich alt sind!Auch ich habe keine Traenen mehr, es kitzelt zwar oft in der Nase (als ob ich weinen muesste) aber es kommt nicht!Dafuer bin ich voellig lust und kraftlos!
Zu dem kommt, das ich in Italien wohne,also koennen mich meine Freundinnen nicht einfachmal so besuchen um mich abzulenken. So richtig reden will ich auch nicht darueber. Sie sind sehr lieb zu mir aber ich denke sie koennen es nicht nachvollziehen. ( Ich haette es mir auch nur vorstellen koennen - frueher) Ich glaube das geht nur, wenn man wirklich mal selbst in der Situation ist. Wie ist es bei dir???
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  #25  
Alt 04.08.2005, 11:13
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Liebe Angi!
Zu Beginn habe ich mal eine kleine Verständnisfrage: Du bist die Angi, die auch von ihrer geplanten Hochzeit erzählt hat, oder?
War mir nicht so ganz sicher...
Ja, kraftlos fühle ich mich auch sehr. War gestern das 1. Mal wieder arbeiten, 8 Stunden stehen kam mir plötzlich vor wie Leistungssport, fühle mich total ausgelaugt!
Mir hilft es schon, über das geschehene zu reden. Vorgestern abend haben mich meine Mädels ausgeführt, waren Cocktails trinken, und die Mischung aus darüber reden und aber auch einfach mal wieder lachen hat mir gut getan!
Ja, habe jetzt oft gedacht, daß man sich auf solche schlimmen Erlebnisse absolut nicht vorbereiten kann. Noch vor drei Monaten hätte ich, wenn mir jemand erzählt hätte, dein Vater stirbt, denjenigen für total verrückt erklärt. Und das, was ich jetzt fühle, kannte ich vorher nicht, ein solch intensives Gefühl des Verlusts und des Schmerzes... Ich glaube auch, das man das eben nur in einer solchen oder ähnlichen Situation empfinden kann. Grade deshalb tut es ja auch so gut, hier zu schreiben und zu lesen!
Im Moment geht es mir eigentlich relativ gut, was mich irgendwie wundert. Und manchmal frage ich mich, ob das nicht falsch ist, habe dann fast ein schlechtes Gewissen...
Andererseits weiß ich ja, wie traurig ich bin, wahrscheinlich sollte ich eher dankbar um jede gute Stunde sein, anstatt damit zu hadern!
Liebe Angi und die anderen, ich denke an Euch,
Anne
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  #26  
Alt 05.08.2005, 07:59
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Hallo Anne, habe kein schlechtes Gewissen, wenn Du Dich freust und Dinge tust die Dir Spaß machen. Ich hatte auch ein schlechtes Gewissen, aber nein das sollst und darfst Du nicht haben. Was würde Dein Dad dazu sagen, wenn Du keine Freude mehr hättest? Ich glaube das würde ihm gar nicht gefallen. Es war sogar der Wunsch meines Mannes ich soll weitermachen. OK gar nicht so einfach, dachte ich mir. Wie denn ohne ihn, alles so sinnlos. Nein ich bin dann da durch und habe weiter gemacht. Heute habe ich auch ein ganz anderes Verhältnis zum Tod. Früher hatte ich Angst davor, heute nicht mehr. So sanft wie mein Mann entschlafen ist und so zufrieden hat er geschaut als er ging, da kann der Tod nichts schlimmes sein. Schlimmer wäre es gewesen wenn er weiter gelitten hätte. Also habe ich mich zusammen gerissen, gesagt ok wenn er so krank geblieben wäre und noch mehr gelitten hätte, wäre ich zwar froh ihn bei mir zu haben, aber ist das sinnvoll? Nein ist es nicht. So wie es ist, ist es gut. Heute ist er genau 3 Monate tot. Aber ich kann darüber reden, schreiben ohne Tränen. Liebe Anne lass Dich nicht unterkriegen, mach weiter so, habe kein schlechtes Gewissen und mach so wie Du es willst und nicht was andere sagen oder meinen. Mach Dein Ding. Weine, lache, freue Dich, trauere, es gehört alles dazu. Alles Gute und LG Manu
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  #27  
Alt 07.08.2005, 10:25
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Liebe Manu!
Ich denke, da hast Du recht. Und ich glaube, wenn man das so leben kann, ist das der beste Weg, den Tod eines geliebten Menschen zu verarbeiten und mit dieser Tatsache weiterleben zu können!
Ich finde auch, dass der Tod irgendwie "gut" war. Viel viel schlimmer wäre es gewesen, wenn mein Vater dahingesiecht wäre... Das ist ja auch ein sehr großer Trost für mich- das er eben als absolut er selber, aufrecht und immer noch fröhlich, gestorben ist. Das wäre wohl nicht gegangen, wenn er lange hätte leiden müssen! Als er in den Stunden vor seinem Tod ein paar mal sagte: Ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr (das einzige,was man außer meinem Namen noch verstehen konnte) konnten wir ihn auch loslassen. Wir konnten ihm sagen: Du musst auch nicht mehr!
Von daher bin ich schon, wenn man das so sagen kann, mit dem Tod im reinen. Ich hadere nicht damit. Ich kann auch eher den Tod als Erlösung akzeptieren, als diese Scheißkrankheit! Die hat mir meinen Papa genommen, nicht der Tod!
Manu, ich finde das toll, wie Du es offensichtlich geschafft hast, den Tod Deines mannes in Dein Leben zu integrieren und damit umzugehen! Sehr stark! Und es ist doch wohl auch genau das, was die verstorbenen sich von uns wünschen, nicht wahr?!
Ich meinte gestern auch zu meiner Mama, dass wenn sich schon mein Papa als betroffener nicht hat klein kriegen lassen, dann dürfen wir das als weiterlebende erst recht nicht. Und schließlich sollen und möchten wir ja in Papas Sinne weiterleben!
Tja, sind seit dem Tod auch schon wieder 2 Wochen vergangen. Kommt mir vor, als sei die Zeit wie ein Film an mir vorbeigezogen. Und irgendwie schafft man es halt doch immer weiterzumachen. Angst habe ich eher davor, wenn halt einfach in so stinknormalen Alltagssituationen auffällt: Er ist nicht dabei...
Liebe Grüße,
Anne
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  #28  
Alt 16.08.2005, 14:01
SteffiM SteffiM ist offline
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Standard AW: Es ging so schnell!

Hallo Anne, Angi, Manu!

Ich habe eure "Schicksale" gelesen und finde mich auch dort wieder und verstanden.
Uns traf das Unheil am 17.11.04. Meine Mum ging zum Röntgen, wegen eines nervigen Hustens, erzählte mir am Abend von einen Schatten. Ich rastete zunächst total aus und dachte an ein Bronchail-Ca.Dann fuhr ich zu ihr und sagte, dass es sicher nur ne Entzündung wäre und wir die morgige Bronchioskopie abwarten sollte. Diese fand in der Klinik statt, in der ich mal für 2,5 Jahre geabeitet hab, als Krankenschwester.
Der Arzt erzählte bald von einen AdenoCa und von Op usw. Ich was irgendwie skeptisch. Es sollten noch einige Untersuchungen statt finden und schnell gehen. Die Knochenmetastasen wurde ein paar Tage später gefunden!
Ich mußte ihr erzählen, dass sie also nicht operiert werden kann und es sich Chemo geben wird. So war es auch.Sie war immer zuversichtlich. Nach 3 Kursen gab es keine wesentliche Besserung, den 4. Kurs hat sie nicht mehr vertragen, es kam ein starker Infekt. Chemo wurde umgestellt, weitere 3 Kurse haben wieder nix gebracht.Es kamen immer neue Enttäuschungen auf uns zu. Ich hatte nur noch Angst und konnte sie mit niemanden besprechen. Erst als ich mit meinem Freund zusammen gekommen bin, dem konnte ich alles erzählen, dass ich aus Erfahrung weiß, dass sie nicht gesund wird.
Später wurden die Metastasen bestrahlt, das hat allerdings auch nix genützt, im Gegenteil, die Schmerzen wurden immer stärker. Morphin wurde eingesetzt. Die Ärzte erzählten uns im Mai oder so, dass sie nix mehr machen können, weil ja nichts hilft. Der Krebs war hartnäckig!!!
Mein Vater war nun krank geschrieben und war jede Sekunde für sie da. Ich war auch jeden Tag bei ihr und habe Papa abgelöst.Sie hatte allein todesangst.
Sie konnte vor Schmerzen weder sitzen noch liegen, hat im Garten Blumen gezupft und kleine Haufen gefegt, die wir immer aufkehren mußten. Das ging wochenlang so.Sitzen aufstehen, zupfen, fegen, sitzen, liegen, zupfen, fegen....
Am 21. 7 kam sie zur Schmerzeinstellung ins Krankenhaus.
Das klappte dann auch einigermaßen mit Hammerdosen, die für 3 Krebspatienten reichen. 200 DurogesicPflaster, 500 MST und 4x20 Morphium gespritzt.Trotzdem nicht schmerzfrei.
Wir hatten das Bett, den Sauerstoff usw schon alles bestellt und wollten sie nach Hause holen.Sie war einverstanden. Über den Tod wollte sie nicht reden, sie hatte Angst.Wollte es nicht wahr haben oder hat zumindest immer so getan, wobei ich glaube, dass sie es wußte.
Einmal verabschiedete ich mich mit den Worten "bis morgen" und sie sagte :hoffentlich! Ich sagte ihr wie sehr ich sie lieb habe und sie antwortete, dass sie mich auch sehr lieb habe, uns alle.
Ich habe sehr geweint. Ich wußte, dass bald der Abschied für immer kam und redete viel mit meiner Familie darüber. Wir akzepierten.
Am letzten Dienstag, heute vor 1 Woche waren wir da, als mein Dad sagte, nicht erschrecken! Sie war komplett verwirrt, hat das auch zwischendurch gemerkt und erkannte uns auch zeitweise.Angeblich war sie zentral ausgetrocknet, weil sie so viel Wasser in den Beinen hatte und das zu schnell ausgeschwemmt wurde. Morgen sollte es wieder besser sein.Hoffentlich.
Abens telefonierte ich noch mit meinem Dad, ich hatte Nachtdienst. Wir waren uns einig, dass die Situation unerträglich wurde und der Tod nun doch als Erlösung gelten könnte. Wir sprachen darüber, dass wir alles gegeben haben und alles gesagt wäre, was man noch auf dem Herzen hatte.
Um 4.30 Uhr kam der Anruf meines Vater, ich sollte kommen. Ich packte meine Sachen, verschwand wie der Wind und registrierte im Auto erst, dass er sagte, ich solle langsam machen. Sie verstarb bereits um 3.55!Ohne uns,ganz allein.Angeblich mit einer Schwester an ihrem Bett.
Um 6.00 waren wir alle in ihrem Zimmer und sie sah so friedlich und zufrieden schlafend aus.
Die Tränen hörten nicht mehr auf zu fließen.
Am Samstag war Beerdigung, da konnte ich wieder weinen, zwischendurch gíng und geht es einfach nicht, ich fühle mich auch so leer und gefühlskalt.
Aber ich glaube, das ist normal.
Sie war erst 54 Jahre alt und wird ihre Enkelkinder nie kennen lernen, die sie vielleicht mal bekommen hätte.Ich hatte noch so viele Pläne mit ihr. Mein Vater natürlich auch, das Haus ist in 2 Jahen abgezahlt, das Auto neu, Versicherungen bald fällig, es ist so tragisch. Man steht da wie blöde und kann nix machen. Gott sei Dank regelt mein Bruder jetzt die ganzen Formalitäten.
Ich vermisse sie so. Heute vor 1 Woche habe ich sie das letzte mal gesehen und geküsst.
Ich bin froh, dass mein Markus mich so wunderbar tröstet, er ist meine große Liebe, ein ganz wunderbarer Mensch, ohne den ich es nicht so geschafft hätte. Er kannte meine Mutter vor allem nicht gesund, das finde ich sehr bemerkenswert.
So, erstmal genug, hab noch einiges zu tun, gehe gleich erstmal zum Friedhof....

Steffi (27 Jahre alt)

P.S. das war natürlich nur ein kurzer Einblick in die fast 9 monatige Krankheit und unser Leben

mal sehen, wie das Leben ohne meine beste Freundin wird.......
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