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  #1  
Alt 23.05.2005, 19:04
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Standard Soll ich zu meiner Mutter ziehen?

Hallo zusammen,

mein über alles geliebter Vater ist im März an Darmkrebs gestorben. Meine Mum und er waren mehr als vierzig Jahre verheiratet. Meine Mutter leidet sehr und es tut mir weh zu sehen, dass sie sich so schlecht fühlt und ich ihr nicht helfen kann.

Sie wohnt jetzt alleine in einem großen Haus und fühlt sich dort nicht wohl. Ich bin Mitte 30 und lebe alleine, habe keinen Partner. Während der ersten vier Wochen nachdem mein Vater gestorben ist, habe ich bei meiner Mutter gewohnt und auch dort geschlafen. Dann bin ich wieder zurück in meine Wohnung und seitdem kümmere ich mich jeden Tag um sie. Mein Job ist aber recht stressig und so bin ich nur noch zum Schlafen und Duschen in meinen eigenen vier Wänden. Für mich selber hab ich kaum Zeit.

Für uns beide wäre in meinem Elternhaus genug Platz. Ich trage mich mit dem Gedanken wieder zu ihr zu ziehen, auch weil sie bald aufhört zu arbeiten und Angst vor dieser Zeit hat. Zudem ist sie momentan selber krank (Ischias und Kehlkopfentzündung). Da es finanziell bei meiner Mum auch nicht gerade üppig aussieht, könnte ich sie finanziell unterstützen, wenn ich zu ihr ziehe.

Allerdings hält mich irgendwas zurück. Ich fühle mich wohl in meiner Wohnung, lebe eigentlich recht gerne hier. Andererseits fühle ich mich auch verpflichtet (meinem Vater und ihr gegenüber), wieder ins Elternhaus zu ziehen.

Ich stecke in einem Dilemma, weiß nicht, wie ich entscheiden soll. Fühle mich, als würde ich meine Mutter im Stich lassen, ziehe ich nicht zu ihr. Andererseits habe ich Angst um mich, wenn ich zu ihr ziehe und meine eigene Wohnung aufgebe. Angst, dass ich mich dann nur noch um sie kümmere und mein eigenes Leben vernachlässige und irgendwann mal ganz alleine dastehe.

Vielleicht gibt’s ja jemanden unter Euch, der mich ein bisschen verstehen kann und was dazu sagen mag? VlG, Karleenkarleen@gmx.de
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  #2  
Alt 23.05.2005, 19:49
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Standard Soll ich zu meiner Mutter ziehen?

Hallo Karleen!

Ich kann dich gut verstehen. ICh habe auch vor kurzen meinen Papa verloren und ich habe überlegt ob ich zu meiner Mama ziehe für eine Zeit zumindest. Aber mein Gefühl sagte mir das es besser ist wenn ich sie alleine lasse. Ich bin zwar jeden Tag auf Besuch und wir telefonieren auch viel miteinander aber schlafen tut sie alleine in ihrer Wohnung. Und ich denke das ist auch gut so. Das Leben soll trotz allem so weiter gehen wie es war. Und wichtig ist für deine Mutter das sie selbständig bleibt. So würde sie sich indirekt abhängig von dir machen und du auch eventuell von ihr. Lebe dein Leben so weiter wie bisher. Sei für sie da wenn sie dich braucht aber du Lebe dein Leben und sie muss ihr eigenes weiter leben so schwer es am Anfang auch erscheinen mag.
Aber wie gesagt das ist meine ganz persönliche Meinung. Andere denken vielleicht anders darüber.
Hoffe ich konnte dir ein wenig helfen

liebe Grüsse
Lollo
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  #3  
Alt 23.05.2005, 20:41
Benutzerbild von AndreaS
AndreaS AndreaS ist offline
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Standard Soll ich zu meiner Mutter ziehen?

Hallo Karleen!

Ich kann mich Lollo nur voll und ganz anschließen. Und irgendwie fühlst du selbst, dass es nicht richtig wäre, das schreibst du ja auch. Manchmal ist es nicht das Verkehrteste, auf das Bauchgefühl zu hören. Ich selbst habe meinen Mann vor fast 8 Monaten verloren und bin seither sehr darauf bedacht, meine Kinder nicht zu sehr in Beschlag zu nehmen. Denn wenn ich es jetzt nicht schaffe, alleine klar zu kommen, wann denn? Deine Mutter würde sich an ein gemeinsames Leben mit dir gewöhnen und später - wenn sich für dich vielleicht eine Veränderung anbahnen würde - wird sie mit der daraus resultierenden Einsamkeit wahrscheinlich überhaupt nicht mehr klar zu kommen. Das stelle ich mir noch um ein Vielfaches schlimmer vor.
So schwer es sein mag, sie muss leider mit der neuen Lebenssituation alleine klar kommen, sie muss ihr Leben neu sortieren. Das heißt ja nicht, dass du nicht für sie da sein sollst, ganz im Gegenteil, es ist wunderbar und sehr tröstlich für eine Mutter zu wissen,dass die Tochter für sie da ist, aber auch du hast nur dieses eine Leben und du musst es leben dürfen.

Du schreibst, deine Mutter fühlt sich in dem großen Haus nicht wohl und es gibt auch einen gewissen finanziellen Engpass. Wäre es nicht denkbar, das Haus, sofern Eigentum, zu verkaufen und sich was Kleineres zu nehmen? So wäre doch zumindest der finanzielle Druck ein wenig weg.

Es ist für alle eine schreckliche Zeit nach dem Tod eines geliebten Menschen, irgendwie muss man versuchen zusammenzurücken, ohne dass einer sein eigenes Leben aufgibt dabei.

Liebe Grüße
Andrea
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  #4  
Alt 23.05.2005, 23:53
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Standard Soll ich zu meiner Mutter ziehen?

Liebe Lollo,
vielen Dank für Deine Zeilen. Sie bestätigen eigentlich meine eigenen Zweifel. Ich weiß nicht, was das beste ist. Anfangs war ich voll davon überzeugt wieder zu ihr ziehen zu wollen. Jetzt hab ich meine Zweifel. Wie Du sagst, jeder hat sein Leben und soll es möglichst weiter leben. Und genau diese indirekte Abhängigkeit, die Du beschreibst, ist es wovor ich Angst habe. Das stellt sich schleichend ein, weniger bewusst, denke ich.

Leider ist sie ziemlich enttäuscht, nachdem ich ihr gesagt habe, dass ich zweifle, ob es das richtige ist und wir erst mal die Füße still halten sollten. Das hat sie, glaube ich, tief getroffen. Ich kann sie ja auch verstehen, im August hört sie auf zu arbeiten und hat Angst vor der Einsamkeit.

Liebe Andrea,
auch Dir, vielen Dank für Deine Meinung! Ja, ich fühle es eigentlich selbst, mein Bauch sagt mir, dass es falsch ist. Aber dann sagt mir mein Bauch auch, dass ich eine herzlose, oberflächliche Tochter bin, bleibe ich in meiner Wohnung. Es ist wirklich nicht leicht.

Was den Verkauf des Hauses betrifft, würde meine Mutter hier niemals zustimmen. Mein heimlicher Plan wäre eine Vermietung, sie könnte bei Verwandten in einer eigenen Wohnung wohnen. Aber so wie ich das sehe, will sie nicht, obwohl sie sich nicht wirklich wohl fühlt.

Es wird wohl das beste sein, wenn ich erst mal nichts in der Richtung unternehme und hier bleibe in meinen eigenen vier Wänden. Irgendwie fühle ich mich auch bei dem Gedanken nicht recht wohl und überzeugt, das richtige zu tun. Es ist so schwer, richtig zu entscheiden.

Liebe Grüße Euch allen und eine Gute Nacht,
Karleen
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  #5  
Alt 24.05.2005, 02:24
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
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Standard Soll ich zu meiner Mutter ziehen?

Liebe Karleen,

Es ist schwer gerade in der Zeit der Trauer eine richtige Entscheidung zu treffen. Und nur Du weißt alleine, ob ein Zusammenleben für Euch Beide in Frage käme, oder nicht.

Meine Mutter zog einige Zeit nach dem Tod meines Vaters zu uns ins Haus, sie gab alles auf, was sie und mein Vater in ihrer langen Ehe erschaffen hatten. Obwohl sie eine sehr selbstständige Frau war, machte ihr die Einsamkeit schwer zu schaffen. Unser Zusammenleben funktionierte, bis auf einige Ausnahmen recht gut, da von vornherein alle wichtigen Fragen abgeklärt waren, und vor allem jeder von uns sein eigenes Reich und eigene Türe hatte.

Bitte mache keine Schritte aus dem Gefühl der Verpflichtung heraus, gebe Euch Beide noch viel Zeit, denn Ihr seid noch in der stärksten Trauerphase. Du darfst nicht vergessen, daß Du bei einem Einzug wieder das "Kind" für sie werden wirst, und Du
nicht ungezwungen Dein Leben leben wirst.
Laß Dir noch Zeit mit Deinen Überlegungen, es hat nichts mit oberflächlich oder herzlos zu tun. Die kommenden Monate werden Dir schon den richtigen Weg aufzeigen.

Unternehme nichts heimlich wegen dem Haus, solche Gedanken und Aktionen würden Deine Mutter zutiefst verletzen können, es soll ihre Entscheidung bleiben.

Ich bereue meinen Schritt nicht, aber habe eben auch die andere Seite erlebt.

Liebe Grüße
Jutta
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  #6  
Alt 24.05.2005, 10:10
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Standard Soll ich zu meiner Mutter ziehen?

Hallo Karleen,

ich kann gut verstehen, dass es eine schwere Entscheidung für Dich ist. ich selbst habe zwar ein so kompliziertes und eher schlechtes Verhältnis zu meiner Mutter, dass ich es nie ernsthaft in Betracht ziehen würde zu ihr zu ziehen, in so einer Situation, aber SCHULDIG würde ich mich trotzdem in jedem Fall fühlen, schuldig, verantwortlich, letzten Endes doch undankbar und herzlos...

Aber das sind "nur" Schuldgefühle, von denen ich im Grunde denke dass sie unberechtigt sind und eigentlich auch nicht sein sollten, meine Mutter hat es nur immer gut verstanden (nicht nur in mir) solche Gefühle zu verursachen, naja und ich war halt auch immer empfänglich dafür....

Trotzdem denke ich, Du solltest lieber bei deinem eigenen Leben bleiben, und sie muss das einfach akzeptieren. Du hast schon ganz viel getan. Aber Du bist nicht dafür verantwortlich, Deine Mutter durch die kommenden jahre zu tragen, es ist trotzdem noch ihr Leben. In der Not zu helfen ist das richtige, aber dann muss sie auch wieder für sich selbst sorgen. Dass Du zur Zeit keinen Partner hast ist doch kein grund dann wieder zur Mutter zu ziehen, zumal Du ja schon Bedenken hast. grundsätzlich kann man das natürlich machen, wenn man es wikrlich WILL. Aber nicht aus Pflichtgefühl und schlechtem Gewissen. Es wäre für beide nicht gut, glaube ich.

Es geht auch nicht, dass deine Mutter sich in dem Haus allein nicht wohlfühlt und Dich so dazu bewegen will, zu ihr zu ziehen, wenn sie die Möglichkeit hätte auch woanders zu wohnen.... SIE wird sich für ihr weiteres Leben entscheiden müssen, das kannst Du ihr nicht abnehmen. Bzw. ich denke Du solltest es nicht. ich finde wirklich Du hast schon ganz viel getan. Du hast das absolute Recht auf deinen eigenen Lebnesraum. Und von dort aus kannst Du Dich ja dann trotzdem gut um sie kümmern.

Auf jeden Fall würde ich auch noch einige Zeit warten. Ist doch klar dass es Deiner Mutter jetzt nicht gut geht und das viellicht erstmal die "einfachste" Lösung für sie wäre, kann man ja auch verstehen. Aber sie muss Dich trotzdem loslassen. Das ist meine Meinung. Vielleicht kannst Du Ihr noch mal versuchen zu erklären wie es für Dich ist. Das hat ja nichts mit Ablehnung zu tun. Vielleicht tut es ihr erstmal weh, aber mit der Zeit wird sie es sicher verstehen.

Alles Gute
Kerstin
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  #7  
Alt 24.05.2005, 10:51
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Standard Soll ich zu meiner Mutter ziehen?

Hallo Karleen und Mitschreiberinnen,

also, hoffentlich werde ich jetzt nicht gesteinigt;-)
Ich sehe das ein bisschen anders.
Warum denn nicht?
Vorrausgesetzt Du hast ein liebevolles Verhältnis zu Deiner Ma.
Vielleicht kann man das Haus auch so einrichten und Du hast dort eine eigene Wohnung?
Ist überhaupt schon geklärt, wer das Haus mal bekommt?
Könntest Du es ertragen, wenn es verkauft wird?

Es kann ja auch ein fruchtbares zusammenleben sein, in dem der Eine den Anderen unterstützt.
Ich denke als Kind hat man auch eine Pflicht. Mein Vater ist schon vor 20 Jahren verstorben und meine Schwester und mein Bruder haben bis zum Tod meiner Ma mit ihren Familien bei Ihr im Haus gewohnt. Wenn noch ein Plätzchen für mich frei gewesen wäre, wäre ich auch gern noch dort eingezogen ;-)
Sie war der Mittelpunkt unserer ganzen Familie.
Allerdings war sie auch ein Mensch der sich nie eingemischt hat und der Sonntagsbraten war immer unübertroffen;-)

Ich würde Dir raten, nicht nur die negativen Aspekte zu betrachten, sondern auch die Vorteile abzuwägen.

Auf jeden Fall würde ich da nichts überstürzen. Viel reden und die Erwartungen die ihr aneinander habt besprechen, also rede mit Deiner Ma.

LG
Sobin
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  #8  
Alt 24.05.2005, 20:14
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Standard Soll ich zu meiner Mutter ziehen?

Hallo!

Wie war denn Euer Verhältnis bisher? Vertrauensvoll, liebevoll oder eher problematisch?
Das Verhältnis zueinander ist die Basis, auf der Ihr das Zusammenleben bauen würdet.

Es ist eine schwierige Entscheidung, und das beste, wenn Du mit ihr ehrlich und sachlich redest. Auch über DEINE Bedenken, von wegen zu starker Vereinnahmung ihrerseits; oder wie es zB. wäre, wenn Du jemanden kennenlernst und mit ihm zusammenziehen willst.

Es hört sich an, als hättest Du sie vor vollendete Tatsachen gestellt, mit Deinen Zweifeln. Das kann sie in der jetzigen Situation schon sehr verletzen.

Vielleicht ist es wirklich das beste, wenn Du sie erst mal einige Zeit alleine leben läßt aber sie häufig besuchst? Damit sie unter Umständen auch selber gut zurecht kommt - und Du siehst, wie Ihr miteinander auskommt. Ob es eine "gesunde" Basis für ein Zusammenwohnen gibt.

Liebe Grüße von Antje
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  #9  
Alt 30.05.2005, 22:37
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Standard Soll ich zu meiner Mutter ziehen?

Hallo ihr Lieben,

sorry, dass ich mich einige Tage nicht gemeldet habe, ich hatte letzte Woche eine Darm- und Magenspiegelung. Soweit alles okay, Verdacht auf Reizdarm und Helicobacter, aber ansonsten ohne Befund.

@Jutta:
Danke für Deine Antwort. Unser Haus, bzw. mein Elternhaus ist zwar ziemlich groß, aber eben ein Einfamilienhaus. Zwar hätte ich meine Räume und auch ein eigenes Bad, aber ohne Toilette, die müsste ich mir mit meiner Mutter teilen.

Das ist eines der Dinge die mich stören, ich möchte mir mit 36 keine Toilette teilen müssen, so blöd es auch klingen mag. Eigener Zugang, abgeschlossen von den Räumen meiner Mutter wäre nur nach Umbauten möglich und die kosten Geld. Und genau das habe ich nicht. Zumindest nicht in ausreichender Menge ;-)

Ich bin es gewöhnt, allein zu leben, mein Leben alleine in die Hand zu nehmen und komme auch mit Anflügen von Einsamkeitsgefühlen mittlererweile sehr gut klar. Meine Mutter nicht, woher auch? Sie war Zeit ihres Lebens nie alleine.

@Kerstin:
Danke auch für Deine Zeilen. Mein Verhältnis zu meiner Mutter war nie richtig schlecht, aber auch nie richtig gut. Als kleines Kind hing ich abgöttisch an ihr. Aber im Lauf der Jahre war ich dann eher ein Papakind. Ich liebe beide, aber eben anders.

Mein Dad hat mir alles wichtige beigebracht, ihn habe ich um Rat gefragt, von ihm habe ich mich verstanden gefühlt, mit ihm hatte ich gute Gespräche. Mit meiner Mutter weniger, sie konnte mich nie richtig verstehen, wenn ich sie wirklich gebraucht habe (als erwachsene Frau) hat sie leider ziemlich versagt. Gebraucht hätte ich sie zum Beispiel mal nachdem mit meinem Ex Schluss war. Sie hat nicht kapiert, dass und warum es mir schlecht geht deswegen. Hat ungeduldig reagiert und spöttisch. Ich wollte aber eigentlich nur mal von ihr in den Arm genommen werden. Sie ist herzlich, ja, aber mehr zu anderen als zu mir ;-) So sehe ich das jedenfalls.

Mit meiner Mutter ist das so eine Sache, ich sehe sie ein bisschen als Märtyrerin, die sich aufopfert, sich selbst zurückstellt und gleichzeitit für das nicht-verlangte Märtyrertum aber eine Gegenleistung erwartet. Kommt diese nicht, reagiert sie mit Frust.

Nach dem Tod meines Vaters hatten wir die erste Zeit eine herzliche Beziehung, bis zu dem Zeitpunkt, als ich ihr mitteilte, ich würde nicht zu ihr ziehen wollen. Gut, ich bin selber schuld an dem Dilemma, sie hatte es anfänglich nicht „verlangt“, nur vorgeschlagen. Ich bin drauf eingegangen ohne mich zu fragen, was es für mich bedeutet.

Dann habe ich die „Notbremse“ gezogen und jetzt fühlt sie sich von mir im Stich gelassen. Ich kann sie verstehen, wirklich. Aber ich will und werde mich nicht aufopfern, für sie nicht und auch für keinen anderen. Dem bin ich Gott sei Dank entronnen. Ein schlechtes Gewissen hatte/habe ich trotzdem, hatte/habe deshalb, weil es langsam verschwindet.

Den Vorwurf des „im-Stich-lassens“ weise ich weit von mir, ich bin jeden Tag bei ihr. Letzte Woche habe ich den Gartenteich gesäubert, die Hecke geschnitten, den Rasen gemäht, Gartenmüll und andere Dinge entsorgt, habe mich um ihre Steuer gekümmert. Ich gehe mit ihr spazieren, essen, Kaffee trinken, shoppen, Lebensmittel einkaufen. An Muttertag war ich mit ihr, zwei Freundinnen und deren Müttern am Abend unterwegs. Ich habe ihr Küche aufgeräumt, geputzt, etc. weil sie dummerweise momentan Ischiasbeschwerden hat. Nein, ich lasse sie sicher nicht im Stich. Aber sie nimmt es nicht an und das macht mir wiederum zu schaffen.

@Sobin:
Steinigen? Nein, warum denn, Du hast ja auch Recht mit Deiner Meinung, genau wie alle anderen. Jede Medaille hat eben zwei Seiten.

Meine Mum hat Eigenheiten, die mit den meinen nicht vereinbar sind. Es sind Kleinigkeiten, aber sie geht da keine Kompromisse ein. Näher will ich da nicht drauf eingehen, wäre zu lang, das zu erklären. Wir haben eben zweierlei Lebensstile. Ich bin auch dem Kaff entwachsen, aus dem ich komme, obwohl ich nur 2 Kilometer entfernt wohne.

Man könnte das Haus schon so herrichten, dass zwei Wohnungen entstehen würden. Aber das kostet Geld und das habe ich nicht. Mit einem Kredit will ich mich jetzt nicht festlegen, da bin ich nicht so risikofreudig, wer weiß was kommt?

Das Haus würde ich bekommen, bzw. erben oder überschrieben bekommen von ihr, das war ihr anfänglicher Vorschlag. Nur davon spricht sie jetzt gar nicht mehr, ist klar, ich lass sie ja im Stich (siehe oben). Ob ich es ertragen würde, wenn es verkauft würde, hm, darüber hab ich auch schon nachgedacht, ich weiß es nicht. Es wäre sicher schwer, aber andererseits will ich dort nicht wirklich wieder hin, zumindest im Moment nicht. Ich schließe aber nicht aus, dass sich das ändert in ein paar Jahren. Momentan bin ich dran, finanziell was zu tun, Bausparer abschließen, andere Geldanlagen, etc. Damit ich eben mal was reinstecken kann, aber das geht halt nicht von heute auf morgen.

Mit meiner Mum reden ist auch wieder so eine Sache, sie lässt niemanden an sich ran. Sie beschwert sich oft bei mir, dass fast keiner der alten Freunde sich bei ihr meldet. Treffen wir aber besagte Freunde unterwegs, tut sie so als ob es ihr blendend ginge, den Umständen entsprechend etc. Ich sag dann oft zu ihr, dass sie nicht erwarten braucht, dass man auf sie zukommt, schon gar nicht wenn sie die Starke spielt. Aber sie meint, es geht keinen was an wie es in ihr aussieht und sie käme schon klar. Sie braucht keinen. Tja, und das stimmt halt nun mal nicht. Da beißt sich die Maus in den Schwanz irgendwie ;-)

@ Antje:
Auch Dir vielen Dank. Ja, ich besuche sie sehr oft, täglich eigentlich.

Die „vollendeten Tatsachen“ treffen nicht ganz zu. Sie hat an Muttertag der Mutter meiner Freundin gegenüber (deren Mann auch erst gestorben ist) geäußert, sie hofft wir machen keinen Fehler. Das habe ich aufgegriffen und sie gefragt warum sie das meint. Und daraufhin meinte sie, sie würde spüren, dass ich Zweifel habe. Die hatte ich bis dahin selber nicht gespürt, ich habe mich zu dem Zeitpunkt „nur“ nicht wohl gefühlt, bin der Ursache aber nicht auf den Grund gegangen. Daraufhin hab ich nachgedacht, was mir den wohl so im Magen liegen mag, tja, und dann kam ich drauf, dass ich eigentlich sehr viel lieber in meiner jetzigen Wohnung meinen jetzigen Lebensstil beibehalten würde anstatt mein Leben „umzukrempeln“.

Meine Antwort ist nun ganz schön lang geworden, aber das Schreiben hilft mir im Kopf klar zu werden. Vielen Dank für Euer Interesse und Anregungen!

Liebe Grüße und Gn8, Karleen
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  #10  
Alt 31.05.2005, 09:33
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Standard Soll ich zu meiner Mutter ziehen?

Hallo Karleen,

einiges was Du über deine Mutter erzählst, kenne ich auch von meiner, es kommt mir jedenfalls ziemlich bekannt vor. Ich bin jetzt 42 und gerade dabei mich davon freizumachen IMMER ein schlechtes Gewissen wegen meiner Mutter zu haben. Ich will es einfach nicht mehr.... das hat zu einer deutlichen Abkühlung unseres ohnehin nicht sehr herzlichen Verhäötnisses geführt... meine Mutter ist da eisern: in dem Masse wie ich mich nicht mehr ihrem Willen beuge, zieht sie sich immer mehr zurück. In einem Streit im letzten Jahr hat sie mir auch gesagt dass sie erwartet dass ICH komme (auch wenn es z.B. darum geht wann + wie oft sie meine Kinder sieht)....

Ich hatte zu meinem Vater auch kein enges Verhältnis, er hat immer nur für seinen Job gelebt und nicht gerade regen Anteil an seinen 5 Enkeln (ich 2, mein Bruder 3)genommen. Das habe ich ihm oftmals vorgeworfen, und erst jetzt begriffen dass meine Mutter vor allem deshalb scheinbar näher an allem dran war, weil sie uns damit auch im Griff hatte. Mein Vater konnt mit kleinen Kindern nun mal nicht so viel anfangen, dafür hat meine Mutter immer dann Probleme auch mit den Enkeln bekommen je grösser und unabhängiger sie wurden, meine sind noch klein aber die von meinem Bruder sind z.T. schon erwachsen. Meine Mutter hat Schwierigkeiten andere Meinungen zu akzeptieren, und ich habe auch das Gefühl dass sie mich als eigene Persönlichkeit eigentlich nie akzeptiert hat (das mit dem Spott oder unverständnis nach Trennungen, eben für MEINEN Kummer, kenne ich auch gut, ihr reichte es z.B. mir zu sagen "habe ich doch gleich gesagt"...weil sie den Typ ohnehin immer sch... fand, anstatt einfach nur hinter mir zu stehen, was ich mir gewünscht hätte). Mein Vater hat mich nur selten kritisiert, und wenn dann hatte ich echt Mist gebaut. Er konnte sich auch einfach für mich freuen, war zwar "oberflächlicher" aber eben auch nicht so streng in seinem Urteil. Über andere konnte er gut lästern aber mich hat er nie mit Geringschätzung behandelt, so wie ich es bei meiner Mutter eigentlich oft empfunden habe bzw. empfinde.

Mein Vater hatte sich vor 15 Jahren endgültig von meiner Mutter getrennt, nachdem die Ehe aber schon viele Jahre sehr schlecht war, die konnten kaum noch an einem Tisch sitzen. Einige Jahre wussetn wir nicht mal wo er wohnte (oder mit wem), im nachhinein hat sich herausgestellt dass er da dann schon mit seiner späteren zweiten Frau zusammen war. Er traute sich nicht es uns zu sagen, aus Angst vor Ablehnung aber auch um uns nicht in den (dann tatsächlich vorhandenen) Gewissenskonflikt gegenüber meiner Mutter zu bringen. In den letzten Jahren war er dann mit der Frau wieder hier in die Gegend gezogen, ich lernte sie auch kennen, aber es blieben immer zwei getrennte Leben für ihn, das alte und das neue.... ich habe mich auch tatsächlich wegen meiner Mutter nie getraut die neue Frau einzuladen usw. Erst als mein Vater im KH lag kamen wir usn näher, zumal mein Bruder sich ausklinkte weil er damit nicht klarkam meinen Vater zu besuchen.... am Ende stand ich mit ihr allein da und wir haben nachher auch die Beerdigung und alles zusammen gemacht, und seitdem gelte ich bei meinem Bruder + meiner Mutter als so eine Art Verräter, es gab viel Streit, auch um das Erbe usw. Aber ich hatte nun (spät..) entschieden die Wahl meines Vaters zu akzeptieren und dazu zu stehen, ausserdem war ich mir sicher dass er gewollt hätte dass ich mich kümmere, so wie er sich immer um sie gekümmert hat, um alles, Finanzen usw., naja und daraus ist dann auch eine Verbundenheit entstanden die ich nicht mehr zur Diskussion stelle, und meine Mutter kann das einfach nicht akzeptieren... so reden wir seit über 1 Jahr nur das nötigste. Es tut mir weh dass es so ist, und ich denke viel darüber nach dass sie ja auch schon älter ist und man nicht weiss wieviel Zeit wir noch haben.... aber trotzdem habe ich das gefühl ich kann mich nicht mehr unterorden, und dass wir uns auf Augenhöhe begegnen kann SIE anscheinend nicht akzeptieren....

Warum schreibe ich das alles hier...? Ich finde es toll dass Du es schaffst, deinen eigenen Weg zu gehen und Dich abzugrenzen, und trotzdem für Deine Mutter da zu sein. Das schaffe ich im Moment leider noch nicht......

Es wäre schön, wenn Du dafür von ihr auch ein bisschen Anerkennung bekommen würdest. Ich finde, Du machst unheimlich viel für sie. Das muss reichen, und ich finde sie müsste es wirklich anerkennen.

Viele Grüsse
Kerstin
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  #11  
Alt 31.05.2005, 11:09
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Hallo Ihr..nun mische ich mich auch noch ein ;-)
Abgrenzung ist etwas sehr wichtiges und heisst ja nicht Ablehnung.. sein eigenes Leben haben/behalten bedeutet zufrieden zu sein und dann eben auch mehr Kraft zu haben für Angehörige.
Schlimm wäre doch nur,wenn Du zu Deiner Mutter ziehen würdest,Ihr merken würdet ,dass es irgendwie nicht klappt und Du dann wieder ausziehen müsstest..das Dilemma wäre perfekt..so aber behälst Du Deine Freiräume und hast Kraft und Freude,sie zu besuchen und ihr dann zu helfen wenn sies wirklich braucht..alles andere MUSS sie früher oder später selbst in die Hand nehmen.

Liebe Grüsse
Claudia S
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  #12  
Alt 31.05.2005, 13:58
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Hallo Ihr Lieben,

darf ich als Mutter auch nochmal :-) ?

@ Karleen, ich finde es ausgezeichnet, wie du selbst das Für und Wider abwägst und beim Lesen deiner Zeilen ist für mich kein Zweifel geblieben, dass du genau weißt, was du willst bzw. was du NICHT willst. Und genau danach musst du dich richten. DU musst glücklich werden/bleiben in deinem Leben, du hast nur das eine.

Ich selbst (44) bin Mutter von 4 Kindern im Alter von 21, 18, 15, und 11 Jahren. Nach einer 28 jährigen, sehr intensiven Beziehung/Ehe fühle ich mich seit dem Tod meines Mannes nicht mehr komplett. Die Anwesenheit meiner Kinder hilft mir sehr über meine Einsamkeit hinweg.

Leider ist meine Einsamkeit an den Wochenenden besonders stark, wahrscheinlich weil der Job einen doch viel mehr ablenkt, als man denkt. Aber die Wochenenden gehören der Jugend. Sie wollen ausgehen, Party machen, die Welt erobern, flirten und lachen... Anfangs kam immer die Frage (von meiner Tochter :-) Söhne können glaube ich "egoistischer" handeln, ohne gleich Gewissensbisse zu haben), ob sie zu Hause bleiben soll. Ich habe immer verneint und gesagt, dass sie ihr Leben leben müssen, die Jugend genießen, die auch bald unwiederbringlich vorbei sein wird. Es ist mir sehr schwer gefallen in den ersten Wochen, hätte ich ihr Angebot sehr gerne angenommen, aber das wäre mehr als egoistisch gewesen...

ICH hatte meine Jugend, meine Unbeschwertheit. Ich habe das Glück, dass meine Eltern heute noch leben, ich musste diesen Schmerz als Kind/Jugendliche um den Vater nicht erleben. Sie wurden um genug betrogen, nicht auch noch um ihre Jugend, die eh nicht mehr so unbeschwert ist, wie sie sein sollte.

Mein Sohn hat mir vor einiger Zeit eröffnet, dass er sich mit dem Gedanken trägt, nach seiner Ausbildung ein Jahr nach Australien zu gehen. Da musste ich um Fassung ringen :-( Schrecklich der Gedanke, dass er ein Jahr weg wäre. ABER ich habe es ihm nicht gesagt, ich werde mich mit diesem Gedanken anfreunden müssen, denn wann soll er eine "Auszeit" nehmen, wenn nicht jetzt solange er jung ist. UND ich muss zugeben, dass, wäre mein Mann noch bei mir und ich wäre nicht alleine, dieser Plan problemlos von uns begrüßt worden wäre. Ich darf ihn doch jetzt nicht festhalten, weil ICH einsam bin.

Auch ich schreibe immer sehr viel mehr, als euch interessieren kann, aber die Gedanken und Gefühle überschlagen sich und werden auf diese Art irgendwie sortiert.

Zusammenfassend möchte ich ganz einfach als Mutter ganz klipp und klar sagen: Wir als Ehepaar haben unser Leben gelebt, so wie wir es wollten und hätten es weiterhin getan. Alles, was unsere Kinder vorgehabt hätten, wäre ok gewesen, ob Australienaufenthalt, Studium in einer anderen Stadt, Umzug in eine eigene Wohnung - im Gegenteil, irgendwie haben wir die Zweisamkeit schon freudig erwartet :-) Nun, da es das Schicksal anders wollte und es für mich keine Zweisamkeit mehr gibt, muss ich trotzdem mein eigenes Leben weiterleben und den Kindern das Recht zugestehen, dass wir - ihr Papa und ich - uns zugestanden haben, nämlich unser Ding zu machen....

Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine. Karleen, bleib in deiner eigenen Wohnung und hilf deiner Mama wie bisher dabei, den Weg zurück in ihr eigenes Leben zu finden..

Ganz liebe Grüße
Andrea
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  #13  
Alt 31.05.2005, 15:29
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Hallo,
möchte mich gern hier auch mal zu Wort melden.
Als erstes, Karleen:
Ich denke, Du hast hier wirklich ganz klar, das Für und Wider abgewogen und das Ergebnis scheint doch eindeutig, es hilft eben oft enorm, seine Gedanken niederzuschreiben. Auch ich habe vor 9 Monaten meinen Vater verloren, was für uns alle ein herber Schlag war. Meine Mutter (61 Jahre) war auch nie allein, hat immer alles gemeinsam mit meinem Vater gemacht und findet sich schwer zurecht ohne ihn. Nun hat sie das Glück, dass wir in getrennten Häusern zwar, aber auf einem Grundstück wohnen, d.h. wir sind meist "greifbar" wenn es Probleme gibt oder eben "mal auf einen Kaffee". Wie du deinen Mama beschreibst, denke ich auch, es könnte auf Dauer Probleme geben so unter einem Dach. Deine Mutter mag jetzt gekränkt sein, aber auch das wird sich geben und dann werdet ihr beide froh sein, dass ihr euch gegenseitig g e r n besucht, und euch nicht tagein tagaus auf den Geist geht und sich dann niemand mal so richtig zurückziehen kann. Ich weiss, man macht sich viele Gedanken, aber du triffst die richtige Entscheidung für DICH und für DEIN Leben. Das wird dein Mutter akzeptieren, wahrscheinlich hat sie es innerlich auch schon verstanden, will es aber nicht so zugeben.
Ich drück dir die Daumen.

Andrea:
Du findest genau die richtigen Worte. Deine Kinder sind sicher froh, eine Mutter zu haben, dei ihre Trauer nicht über die der Kinder stellt. Es muss so schwer für dich sein und dennoch stellst du deinen Kindern keine "Gewissensaufgaben".
Ich hoffe, auch du hast eines Tages wieder Wochenenden, an denen du dich nicht einsam fühlst und glücklich bist.Deine Kinder werden später dankbar sein, dass du sie "ihr Ding" hast machen lassen.
Viele Grüße , viel Kraft für euch
Susanne
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  #14  
Alt 31.05.2005, 23:01
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Standard Soll ich zu meiner Mutter ziehen?

Hallo Kerstin,

ja, da gibt es eindeutig Ähnlichkeiten bei unseren Beziehungen zur Mutter. Ich habe auch oft das Gefühl, sie zieht sich zurück, wenn ich’s nicht so mache, wie sie es für richtig hält. Streiten tue ich mit ihr jedoch schon lange nicht mehr. Früher gab’s oft hitzige Wortfetzereien zwischen uns, wir waren uns sehr ähnlich ;-)

Viele Angewohnheiten hatte ich von ihr irgendwie übernommen: das pessimistische, frustrierte zum Beispiel. Das von anderen zu viel erwarten und immer enttäuscht werden. Meine Mutter hat manchmal eine recht unbeherrschte, laute Art an sich, fährt sehr leicht aus der Haut. Auch das hatte ich an mir. Habe ich mir aber abgewöhnt, war schmerzhaft für mich und langwierig, der Prozess. Die Tendenz dazu habe ich immer noch, man ändert sich schließlich nicht von heute auf morgen. Heute habe ich meine Einstellung aber fast schon um 180 Grad geändert. Und so gefalle ich mir wesentlich besser, ich lebe auch leichter auf diese Art und will nicht in meine alte Art zurück fallen. Unter keinen Umständen!

Leider nimmt sie von mir nicht viel an, jetzt schon gar nicht mehr. Sie verschließt sich, macht dicht. Sie sagt, sie fühlt sich vom Leben ungerecht behandelt. Sie fühlt sich eigentlich von allen ungerecht behandelt. Aus meiner Sicht macht sie es sich selber schwer und behandelt sich selbst nicht gerade sehr nett. Meine Mum akzeptiert andere Meinungen auch nur schwer, wenn überhaupt. Sieht sie selber aber überhaupt nicht so! Sie reflektiert sich da irgendwie sehr wenig.

Auch das „hab ich doch gleich gesagt“ kenne ich bestens. Einmal nach einer Trennung, von der ich ihr heulend erzählt hatte, hat sie letzen Endes nur gesagt: „ Sei doch froh, dass Du Dir die 5 Euro für das Taxi hast leisten können, ich hätte das nicht gekonnt“ (mein Ex und ich stritten oder hatten ein Trennungsgespräch ;-) bis früh um vier und ich bin mit dem Taxi in meine eigene Wohnung gefahren) Daraufhin hab ich zu ihr gesagt: „Mutti, warum kannst Du mich nicht einfach mal drücken anstatt sowas zu sagen?“ Sie daraufhin: „Ach Kind, was soll’s denn?“ Das war vor zwei Jahren und das letzte Mal, das ich ihr was von mir erzählt habe. Mein Dad hat mich da besser verstanden, er war auch kein Meister im Ausdrücken von Gefühlen, zumindest nicht verbal, aber er hat mich nicht noch platt gemacht, ich hatte immer das Gefühl er versteht mich oder versuchts zumindest.

Die Ehe meiner Eltern war trotz allem gut. Bei meinem Vater hab ich mich oft über meine Mutter beschwert, das letzte Mal zwei Wochen vor seinem Tod. Da hat er nur gesagt: „Deine Mutter ist ein guter Kerl, aber manchmal ist sie wirklich sehr garstig. Aber sie ist halt so.“ Tja, und damit hatte er Recht. Ich denke, er würde verstehen, dass ich nicht zu ihr ziehen möchte, wenngleich es ihn vielleicht auch traurig stimmen würde. Überhaupt denke ich mittlererweile, dass ich mich mehr IHM gegenüber verpflichtet fühle als meiner Mutter. Aber vielleicht denke ich ja zu viel und fange an zu spinnen ;-)

Liebe Kerstin, ich glaube Dir gerne, dass es Dir weh tut wie es um Dich und Deine Mutter „steht“ (ungeschickt ausgedrückt, aber ich hoffe Du weißt was ich meine). Vielleicht schaffst Du es ja auch, ihr die Hand zu reichen, ändern kannst Du Deine nicht und ich meine nicht. Wir können lediglich unsere Einstellung dazu ändern, alles andere liegt nicht in unserer Macht. Insgeheim glaube ich schon, dass meine Mutter anerkennt, was ich für sie tue, auch wenn sowas nicht über ihre Lippen kommt im Moment. In der ersten Zeit nach Papa’s Tod, da hat sie schon mehrmals erwähnt, dass sie froh ist mich zu haben und dass sie nicht wüsste, wie sie die erste Zeit ohne mich überstanden hätte. Davon ist jetzt leider nichts mehr zu spüren. Stimmt mich ein bisschen traurig, aber nicht übermäßig.

Liebe Claudia,

stimmt, Abgrenzung heißt nicht Ablehnung, sag das mal meiner Mutter ;-) Auf andere bezogen sieht sie das sicher so, aber nicht auf mich und sich selber bezogen. Ihr Patenkind zum Beispiel (Mitte 20) wohnt ca. 20 Kilometer von ihrem Heimatort entfernt, zufällig gäbe es eine freie Wohnung in der Nähe ihrer Mutter (das Patenkind und ihr Freund suchen gerade nach einer neuen, größeren) aber sie will nicht einziehen, weil im selben Ort. Meine Mutter versteht das in diesem Fall, zumindest geht das aus ihren Gesprächen mit ihrem Patenkind hervor. Seltsam, gell?

Ich glaube, das Grundproblem meiner Mutter ist die Zufriedenheit. Sie ist grundsätzlich kein zufriedener Mensch, war ich auch nicht, noch vor wenigen Jahren. Ich empfinde es so, dass sie sehr oft mit sich hadert, anstatt sich an dem zu freuen, was sie hat (so war ich auch mal). Mein Dad war da genau das Gegenteil, klar hatte er auch einige „Hadereien“, aber grundsätzlich war er mit sich und der Welt im reinen und zufrieden.

Vielleicht ist es ja auch eine Chance für sie, wenn ich nicht zu ihr ziehe, der Gedanke kam mir heute so ins Hirn ... denn Du hast Recht, früher oder später muss sie selber ihr Leben in die Hand nehmen und für ihre eigene Zufriedenheit sorgen. Ich hoffe sie schafft’s.

Liebe Andrea,

gerade Deine „Mutter-Meinung“ interessiert mich sehr! ;-) Ich glaube, meine Mutter würde Dir da mehr zustimmen als entgegen reden, würde sie Deine Zeilen lesen. Ich verstehe sehr gut, was Du meinst und bin Dir sehr dankbar dafür, dass Du mir dazu geschrieben hast.

Das mit dem „sich-nicht-mehr-komplett-fühlen“ kann ich schon nachvollziehen, wenngleich auch nicht bis ins letzte Detail. Als mit meinem Freund Schluss war, eine Beziehung in die Brüche ging, hab ich mich genauso gefühlt, einsam, verlassen und nicht mehr komplett. Und als ich das erste mal nach den vier Wochen, die ich bei meiner Mutter verbracht hatte nach Papa’s Tod, wieder alleine in meiner Wohnung aufgewacht bin, habe ich mich auch wieder genauso gefühlt wie nach der Trennung. Gut, der Vergleich hinkt ein bisschen, wenn man verlassen wird, lebt der Verlassende ja noch, aber vom Feeling her war’s dennoch ähnlich. Und da dachte ich mir, „Siehste, alles hat seinen Sinn im Leben. Damals hast Du Dich genauso Sch... gefühlt, aber Du hast es überlebt“ Für mich war es plötzlich stimmig, dass ich verlassen wurde, war so eine Art Training auf das Loslassen meines Vaters ... ich hoffe Du denkst jetzt nicht ich bin total übergeschnappt.

Mein Vater war der wichtigste Mensch in meinem Leben, ich weiß, dass ich ihn auch ein bisschen idealisiere. Ich hatte immer Angst davor, wie es wohl sein wird, wenn er nicht mehr ist. Hatte mich mit dem Gedanken schon von Anbeginn seiner Krankheit beschäftigt. Der Tumor war sehr groß und hatte bereits die Blase infiltriert, er kam ohne künstlichen Ausgang aus, was ohnehin schon fast ein Wunder war, damals. Er hatte fast noch fünf schöne Jahre. Gestorben ist er letztendlich am Wasser, entweder an einer Lungenembolie oder einem –ödem. Meine Mutter hingegen sagt immer, sie hätte immer gedacht, sie würde vor ihm sterben. Dabei ist sie 9 Jahre jünger als er und hat keine derartige Erkrankung. Für mich steht fest, dass sie das immer verdrängt hat.
Ich selber kann mit so Sprüchen wie „es ist besser so“ und etc. bla bla nix anfangen. Aber ich sehe ganz klar, dass meinem Vater vieles erspart blieb. Und damit auch meiner Mutter und mir. Er hat bis zum Schluss gelebt, weniger gelitten. Klar, wohl auch gelitten, aber zumindest konnte er noch viele Dinge machen und hatte Spaß daran. Am Tag vor seinem Tod hat er noch Tomaten gepflanzt, weil meine Mum und ich die so gerne essen ... die hegen und pflegen wir jetzt natürlich wie unseren Augapfel. Er lag also nicht leidend im Bett unter Schmerzen, wenigstens das nicht. Vielleicht hat er geahnt, was passiert, denn ich glaube der Mensch selber merkt, was mit ihm los ist ...

Ich find’s ungerecht und einfach Sch..., dass es so ist, wie es ist. Aber ich kann es annehmen, weil ich weiß, dass es mir selber besser geht, wenn ich das tue. Damit hadern und sich dagegen auflehnen macht ihn nicht wieder lebendig und uns Lebenden hilft es auch nicht weiter. Schreibt sich leicht, lebt sich aber dennoch nicht soooo easy, wie es klingt.

Liebe Andrea, ich finde du bist eine tolle Mutter!

Hallo Susanne,

danke auch Dir für Deine Antwort, für uns war es auch ein herber Schlag. Euere „Wohnsituation“ ist besser als die unsere ;-) Aber ich bin ja auch immer greifbar, was noch ausbleibt, sind die finanziellen Probleme, die geregelt werden müssen. Da lässt sie mich jetzt aber zur Zeit auch außen vor, leider. Aber ich glaube auch, wie Du, dass sie die emotionale Situation innerlich genauso versteht wie Du und ich, es aber nicht zugeben kann, dass es so besser ist für uns beide.

Letztens hat sie gesagt, sie wolle das Haus verkaufen, nicht mehr dieses Jahr, aber vielleicht im nächsten. Ich halte ihre Entscheidung für übereilt und außerdem für eine Trotzreaktion. Sie müsste die finanziellen Probs nicht haben, Geld ist ja da, als Anlage, müsste halt veräußert werden, zwar mit Verlust, aber sie stünde dann ohne Schulden da, hätte ein Dach über dem Kopf, schuldenfrei und genug Geld zum Leben. Letztlich ist es ihre Entscheidung. Ich bin nicht scharf auf Haus oder Geld, ist für mich Mittel zum Zweck, nicht mehr und nicht weniger.

Euch allen viele liebe Grüße, schöne Träume und eine gute Nacht! Karleen
Karleen@gmx.de
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