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  #16  
Alt 09.03.2004, 13:07
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Standard Jetzt stirbt Du tatsächlich ...

Ich weiß im Grunde überhaupt nicht, wie ich das, was mein Herz zerreißt, in Worte fassen soll. Mein geliebter Bruder - mein bester Freund, teil meiner Seele, meines Herzens, meines Lebens ist vor 3 Wochen und vier Tagen gegangen. Er ist Inhalt eines jeden Gedanken, den ich seitdem fasse und während das Karussel nicht aufhört sich zu drehen, klingt seine Stimme noch in meinen Ohren, fühle ich noch immer seine kalten Hände, streichel seinen Kopf und bedecke seine Stirn mit meinen Küssen. Immer wollte ich ihm helfen, doch übermächtig sehe ich mich vor seinem Bett stehen, in Tränen aufgelöst, die unabwendbare Wahrheit nicht anzunehmen bereit. Die Gedanken springen völlig konfus durch den Kopf. Ich kann doch nicht vor ihm weinen, kann es so einen übermächtigen Gegner geben? Das Leben liebend und tapfer haben wir alle mit ihm gekämpft, ihn all unsere Liebe spüren lassen, ihn voller Angst, Hoffnung und Wärme zu Hause gepflegt - monatelang im Taumel zwischen Kraftlosigkeit und Zuversicht, hielten jeden Strohhalm fest und nun bin ich die erste an diesem Tag in der Klinik. Ich parke das Auto und laufe voller Sehnsucht betend für ein Wunder auf sein Zimmer zu. Die Tür zu öffnen kommt einem Abenteuer gleich, was wird mich erwarten, warum verdammt noch mal kann ich nichts tun, ich will ihn erlösen, ihm helfen, ihn halten, ihn retten. Mein geliebter Bruder, ich bin immer bei Dir - ich lasse Dich nicht allein. Ich blicke Dich an, will nicht wahrnehmen, was ich sehe - wie ein Kleinkind stehe ich wie im Nebel vor Deinem Bett, verzweifelt, kann gar nicht fassen, was passiert. Du sprichst nicht mehr, röchelst nach Luft. Es geht Dir seit einer halben Stunde so, die Schwester hat Dir einen CD-Player mit sanfter Musik in Dein Zimmer gestellt. Ich streichel Deinen Kopf. Ach könnte ich Dir nur beim Atmen helfen. Dein Gesicht ist so knöchernd, Du bist so zerbrechlich, ich liebe Dich! Weinend greife ich Deine Hand, Du kannst Dich nicht mehr bewegen, Du kannst nichts mehr sagen, nicht mehr schlucken. Deine Augen blicken mich ab und zu an. Ich kann Dir keine Antwort geben, ich würde es so gerne. Ich halte Dich fest, streichel zärtlich Deinen Kopf, Du siehst so zart und ängstlich aus. Mit zitternder Stimme sage ich Dir, dass Du einfach schlafen sollst, wenn Du müde bist. Ich will Dich nicht verlieren, komm her - lass uns aufstehen und nach Hause gehen. Warum nur? Unsere Mama kommt und ich sehe die Welt in ihr zusammenbrechen. Zitternd verlasse ich kurzzeitig Dein Zimmer, ich habe Angst zu spät zurückzusein. Ich greife zur Zigarette und rufe unseren Bruder an, Deinen besten Freund, Deine Frau... Ob sie es rechtzeitig zu Dir schaffen wird? Jetzt sind wir alle bei Dir, wir haben es Dir versprochen. Ich kann meinen Blick nicht von Dir wenden, sehe wie die Metastasen aus Deinem Bauch gucken - unglaublich, Du wirst diesen Kampf wirklich verlieren. Wirst Du? Tu das nicht, Du bist mein bester Freund, mein Lehrer, mein Bruder, wie ein Vater! Alle verlassen das Zimmer, die Krankenschwester will lüften. Ich zögere und gerade so rechtzeitig bin ich zurück bei Dir. Wir beide sind nun ganz alleine... Dein Mund schnappt beim Atmen auf und zu, das röcheln ist so laut, ich möchte Dir so gerne helfen, glaub mir doch! Du hebst die Arme über den Kopf. Nein, nein, nein, bitte nicht, nein, ich schüttel meinen Kopf. Du streckst Dich, holst tief Luft und einen Moment denke ich Du wachst gleich auf. Aber nein, das tust Du nicht. Einmal sollst Du noch tief luftholen, dann wird Dein Blick starr, ich schüttel den Kopf. Über den Flur kommen alle angerannt, zu spät. Du hast jetzt keine Schmerzen mehr, Du bist jetzt ein Engel. Bist Du doch oder? Natürlich bist Du das! Ich kann nicht sprechen, mein Herz ist zerrissen, ein Teil von mir bei Dir. Ich trage Dich auf Händen in meiner Erinnerung. Bist Du jetzt tod? Kann ich Dich jetzt nicht mehr besuchen, für Dich da sein, Dich drücken und abkitzeln, mit Dir reden und spazieren gehen, mit Dir weinen und lachen? Unsere Mama, unser Bruder, Dein bester Freund, ich sehe die Gesichter aber stehe wie im Nebel, kann und will meinen Blick nicht von Dir wenden, es wird das letzte Mal sein, dass ich Deine kalte Hand gehalten hab, das letzte Mal, dass ich Dich geküsst habe, dass letzte Mal, dass ich Dir gesagt habe, dass ich Dich liebe und niemals vergessen werde, dass ich Dich immer in meinem Herzen tragen werde - auf Händen und die Stirn mit Küssen bedeckt...

Wenn Du doch bloß hier bei mir wärst! Du hast mein Leben komplett gemacht, dafür danke ich Dir! Darf ich Dich morgen wieder besuchen, mit Dir kuscheln, fernsehen, gemütlich zusammensitzen? Ich möchte so gerne bei Dir sein. Das ist doch unglaublich, das kann nicht sein. Meine Gedanken stehen nie still, Du - Teil meines Lebens, voller Liebe blicke ich in die Vergangenheit. Warum konnte ich Dir nicht helfen? Warum bin ich so machtlos, warum konnte ich Dir Deine Schmerzen nicht nehmen, Dir Gesundheit und ein langes Leben geben? Nun bist Du eine Woche und vier Tage nach Deinem 35. Geburtstag nicht mehr da. Ich spüre Dich bei jedem Gedanken und jedem Windstoß. Nun wird der Frühling kommen und Du fehlst mir so. So viele Schmerzen. Ich liebe Dich!
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  #17  
Alt 09.03.2004, 16:15
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Standard Jetzt stirbt Du tatsächlich ...

Sunny,
Danke! Ich umarme Dich.
Nicole
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  #18  
Alt 09.03.2004, 17:14
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Standard Jetzt stirbt Du tatsächlich ...

Hallo Sunny

ja, ich glaube ganz fest daran, das dein Bruder jetzt ein Engel ist. So wie meine Schwester auch. Habe schon lange nicht mehr so viele Tränen geweint, wie jetzt gerade. Deine Worte, ich erlebe sie gerade wieder. Sie war auch erst 38 Jahre.
Aber sie ist immer bei mir - irgendwie. Ich spüre es wirklich. Kann auch mit ihr reden. Und ich weiß, das es ihr dort, wo sie jetzt ist, sehr sehr gut geht. Sie hat mich einmal mitgenommen in ihr Reich - im Traum. Sie wollte mir zeigen, das es ihr gut geht. Denn ich konnte es nicht glauben und konnte sie nicht gehen lassen, sie wirklich loslassen , obwohl sie schon ein paar Monate nicht mehr da gewesen ist. Dieser Traum hat mir geholfen, sie loszulassen. Und ich glaube fest daran, das sie es gewesen ist - die mir damit helfen wollte endlich wieder zu leben.

Aber es zeigt mir noch etwas ganz wichtiges Sunny. Denn ich weiß jetzt wieder, wie es ist - um einen Menschen Angst zu haben. Traurig zu sein, so machtlos daneben zu stehen. Und mein kleiner Bruder hat mächtig Angst um mich. Man kann es sehen, an seinen Augen. Auch wenn er nicht weinen mag, wenn es wieder einmal schlechte Nachrichten gibt. Er ist mein kleiner Bruder, ich seine große Schwester und ein wenig seine Ersatz-Mutter, denn seine richtige Mutter hat er sehr früh durch Krebs verloren. Das Verhältnis mag so sein, wie Deines zu Deinem Bruder.
Ich weiß jetzt, das ich wieder mehr mit ihm reden muß, ihm auch zu helfen, mal das weinen zu zu lassen. Und trotzdem den Glauben und die Hoffnung nicht zu verlieren.

Danke für Deinen Eintrag.

Ich wünsche Dir so sehr, das Dein Bruder einen Weg finden wird, Dir zu zeigen - das er immer da ist, und es ihm dort jetzt wirklich gut geht, egal - wo das dort jetzt ist.
Ich glaube, das meine Schwester und einige andere sehr wichtige Leute in meinem Leben im Regenbogenland leben, und wir uns dort alle wiedertreffen werden.

Wünsche Dir alles Gute

viele Grüße
elisabeth
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  #19  
Alt 10.03.2004, 07:38
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Standard Jetzt stirbt Du tatsächlich ...

Liebe Elisabeth,

danke, dass Du geschrieben hast. Deine Worte bringen einen Sonnenstrahl mit Hoffnung zu mir, auch wenn ich sehr viel geweint habe, als ich sie gelesen habe. So wie Du über Deine Geschwister sprichst, genau so ist es auch bei uns. Ein Gedanke gibt soviel Nähe und Geborgenheit, dass es mich beinahe um den Verstand bringt, zu erkennen, dass wir den Kampf endgültig verloren haben. Es gibt kein Zurück, mein Bruder hat alles versucht, er hat nichts ausgelassen und das tut so wahnsinnig weh. Dass man diesen Gegner niemals hätte besiegen können. Niemals. Dieses Wort macht mir große Angst, denn Hoffnung gibt einem soviel Lebensmut, doch wenn man weiß, es ist vorbei, es gibt kein Zurück, steht man ohnmächtig daneben und kann nichts dagegen tun. Er war noch nicht so weit. Immernoch klingen seine Worte in meinen Ohren, als er zu unserer Mama sagte: "Mutti, Du kannst mich doch nicht zu den fremden Leuten schicken, ich kenne doch dort niemanden. Ich will wieder zurück in mein altes Leben" Es tut so unendlich weh, mitzuerleben, wie jeden Tag ein bisschen mehr Leben aus ihm ging, wo er doch so lebensfroh und mutig war, so kraftvoll und doch zerbrechlich.

Es fällt mir so schwer, die Tage zu überstehen. Jeder Tag erscheint mir wie eine unendliche Last, denn immer weiter rückt die Zeit mit ihm in die Vergangenheit. Ich wünschte, ich hätte ihm helfen können. Ich wünschte, ich könnte bei ihm sein und ihn ganz fest drücken und in seine Augen sehen!

Liebe Grüße
Sunny
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  #20  
Alt 10.03.2004, 07:44
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Standard Jetzt stirbt Du tatsächlich ...

Liebe Nicole,

danke für Deine Umarmung. Sie gibt mir Kraft auch den nächsten Tag zu überstehen und sie zeigt mir, dass ich nicht alleine bin. Erst durch Deinen Beitrag habe ich den Mut gefunden, meine Gedanken aufzuschreiben. Auch wenn es mir sehr schwer fällt, hilft es gleichzeitig ein bisschen, die unabänderbare Wahrheit hinzunehmen...

Vielen Dank.
...und liebe Grüße
Sunny
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  #21  
Alt 10.03.2004, 14:47
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Standard Jetzt stirbt Du tatsächlich ...

Liebe Nicole, liebe Sunny,
ich habe diese Berichte heute Vormittag gelesen und ich habe nur geweint. Man geht alles noch einmal durch. Jede einzelne Sekunde die ihr so ausführlich mit Euren Worten beschrieben habt. Es ist so schrcklich traurig für uns und doch so schön für unsere Lieben, die uns viel zu früh verlassen haben.
Ich habe keine Angst mehr vor dem Tod, nachdem mein Mann mit nur 30 Jahren verstorben ist. Ich weiß er wartet dort oben auf mich, doch ich habe hier noch einiges zu erledigen. Unsere kleine Tochter von 6 Jahren muß groß gezogen werden und unser Haus will ich noch so einrichten, wie wir es uns vorgestellt haben.
Man hat auf einmal keine Träume und Wünsche mehr, nur noch Verpflichtungen. Man funktioniert nur noch wie ein Roboter. Ich lebe noch, aber nicht wie sonst.

Liebe Grüße

Nancy
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  #22  
Alt 11.03.2004, 10:35
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Standard Jetzt stirbt Du tatsächlich ...

Liebe Nancy,

ich habe seit gestern ein paar mal angefangen Dir zu antworten, aber irgendwie fehlen mir die richtigen Worte, um Dir zu schreiben, was ich fühle.

*Man funktioniert nur noch wie ein Roboter*

Genauso fühle ich mich auch. Mir fällt es auch unheimlich schwer, über den Tod meines Bruders zu sprechen, ich finde keine Worte für den Schmerz. Nur das Schreiben hilft irgendwie, auch wenn ich dann immer weinen muss, weil ich ihn vor mir sehe, sein Lächeln, seine Wärme, sein hoffnungsvoller Blick.

Irgendwie - ich glaube es war hier im Forum - habe ich etwas gelesen, das mich froh macht und mir die Angst vor'm Tod nimmt. Nämlich, dass eintausend Jahre auf der Erde, wie eine Sekunde im Regenbogenland sind. Dann muss mein Bruder gar nicht auf mich warten, dann bin ich ja gleich bei ihm und sehe ihn bald wieder.

Seit dem 13. Februar steht meine Welt still. Auch ich habe keine Träume und Wünsche mehr, bin froh, wenn ein Tag vorüber ist, aber habe gleichzeitig Angst, denn nachts ist es am schlimmsten, wenn ich die Augen schließen... Dann sehe ich die letzten Stunden mit ihm zusammen, dann durchlebe ich alles aufs neue - jede Nacht.

Er ist der einzige Mensch, der mich immer versteht, diese Innigkeit habe ich noch nie erlebt. Ein Blick genügt und wir wissen, was der andere denkt und fühlt. Ohne ihn ist alles so sinnlos und leer, das Leben nicht mehr lebenswert. Meine Mama ertränkt ihren Kummer mit Alkohol, alles bricht zusammen, seit dem Ralfi fort ist.

Ich finde keine Ruhe ohne meinen größten Schatz, so allein gelassen.

Ich habe ihm vor einem Jahr zu Weihnachten eine kuschelige Strickjacke geschenkt, die hatte er in der Klinik immer an. Sie riecht noch nach ihm, sie ist so leer ohne ihn und doch ist sie das letzte, was ich von ihm hab.

Liebe Nancy, ich denke an Dich, auch wenn ich Dir nicht helfen kann. Ich finde nicht die richtigen Worte um Dir Mut zu machen, Dir Kraft zu geben, denn alles was ich fühle ist Einsamkeit und unendlicher Schmerz. In Deiner Tochter wird Dein Mann weiterleben, sie ist ein Teil von ihm!

Ich drücke Dich
Sunny
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  #23  
Alt 12.03.2004, 08:44
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Standard Jetzt stirbt Du tatsächlich ...

Liebe Sunny,
meine Schwägerin hat auch noch ganz schön zu tun, um mit dem Schmerz und der Trauer richtig umzugehen. Keiner redet mit Ihr über ihren Lieblingsbruder der doch schon so früh gehen mußte. Ich rufe ab und an bei ihr an und wir reden dann sehr viel über ihn.
Jeder muß seinen Weg finden um mit dem Schmerz richtig umzugehen. Deshalb heißt es bei mir viel, viel Reden. Und das hilft mir sehr. Wir sehen unsere Lieben irgendwann wieder in einem schöneren Leben, umgeben nur von Schönheit und Liebe, ohne Trauer.

Bis dahin
Nancy
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  #24  
Alt 12.03.2004, 19:49
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Standard Jetzt stirbt Du tatsächlich ...

Ich bin so froh, dass ich euch gefunden habe!
Meine Mam ist am 4.2.2004 gestorben und ich fühle mich so unendlich einsam. Bin zwar schon 34 aber was sagt dass schon? Mein Vater frisst alles in sich hinein und mein Freund hat mich verlassen weil ihm alles zu viel wurde. Ich bin selbst nämlich auch erkrankt(kein krebs).

Meine Mutter war 2Jahre krank und vorher immer fit und fidel. Ich kann es nicht fassen-sie war immer mein Fels in der Brandung.

Zuerst dachte ich dass ich die Situation nicht ertragen könnte bei ihr zu sein wenn es soweit ist. Aber dann war ich doch dort und habe ihre Hand gehalten und dass erfüllt mich mit viel Trost.

Die beziehungen zur außenwelt habe ich bis auf die arbeit gekappt-ich kann niemand mehr sehen.

schön dass es euch gibt

ich wünsche mir viel kraft für uns alle

eure claudia
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  #25  
Alt 12.03.2004, 22:57
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Hallo Claudia, mein herzliches Beileid .
Ja, hier findest du bestimmt Leute mit denen du dich austauschen kannst.
Es gibt hier viele Töchter die ihre Mutter entweder schon verloren haben oder andere deren Mutter erkrankt sind.
Ich wünsche dir auch viel Kraft und kapsele dich nicht zu sehr ab.
ganz liebe Grüße , Amy .
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  #26  
Alt 13.03.2004, 14:36
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Hallo Amy!

deanke für deine Antwort!

Ich bin jetzt auf das forum von jungen Frauen die ihr e Mütter verloren haben gewechselt.
Treibst du dich auchrum ?
alles gute
Claudia
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  #27  
Alt 13.03.2004, 14:36
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Hallo Amy!

deanke für deine Antwort!

Ich bin jetzt auf das forum von jungen Frauen die ihr e Mütter verloren haben gewechselt.
Treibst du dich auchrum ?
alles gute
Claudia
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  #28  
Alt 13.03.2004, 21:15
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Hallo Claudia , ich versuch überall mal ein wenig reinzuschaun, habe aber nicht immer so viel Kraft auch alles zu verarbeiten.
Wünsche dir viel Glück und Kraft .
In dem Thread findest du immer Gleichgesinnte.
Gruß Amy.
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  #29  
Alt 15.03.2004, 13:55
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Hallo an alle hier!

es fällt mir unsagbar schwer auszudrücken was ich empfinde wenn ich Eure Beträge lese. Einerseits ist es gut zu sehen das man nicht alleine ist, dennoch kann es mich nicht wirklich trösten. Andererseits bin auch ich, wenn ich diese Zeilen lese nur am Weinen, denn es tut immer noch so sehr weh. Mein geliebter großer Bruder ist im August an seinem Hirntumor verstorben. Es waren furchtbare Monate die er, aber auch wir erleben mussten. Er konnte seid ca. einem Jahr nicht mehr spechen, was für mich das Schlimmste war. Es fehlten einfach so viele Gespräche. Ab März letzten Jahres ging es dann rapide bergab. Er sollte nach der Chemo bestrahlt werden, aber es half einfach nichts mehr. Innerhalb 2-3 Wochen kontte er lediglich seinen Kopf und den linken Arm bewegen. Alles andere war gelähmt. Er trug Windeln und Kathedar, es war einfach ein so schrecklicher Anblick. Mein geliebter Bruder, 2 m groß, immer sportlich aktiv, gerade mal 35 Jahre alt und dann das. Er hat so gelitten, ich konnte es kaum ertragen ihn so zu sehen. Und nie konnte er sich uns mitteilen. Mein Mann und ich wollten dann unsere, für den 02. August 03 geplante, Hochzeit ausfallen lassen. Doch mein Bruder bedeutete mir das er mich unbedingt als Braut sehen wollte. Also planten wir die Hochzeit so gut es eben mit dem Gedanken an den Tod geht. Eine Woche vor der Hochzeit fing es ann meinem Bruder immer schlechter zu gehen. Am Montag vor der Hochzeit war ich schon früh bei ihm und fragte ihn, wie schon so oft ob er denn wirklich wollte das wir die Hochzeit so durchziehen. Er sah mir tief in die Augen, hielt meinen Arm fest und brachte ein wirklich ein JA zu Ausdruck. Drei Stunden später hat mein Bruder zum letzten Mal in seinem Leben Nahrung zu sich genommen. Ich fütterte ihn wieder mal mit Melone, die liebte er. Und plötzlich beim dritten Stück konnte er nicht mehr schlucken. Ich bettelte und flehte ihn an doch zu schlucken, oder aber es wieder aus zu spucken. Aber er war so weit weg. Er hatte die Augen zwar noch offen aber er war einfach nicht mehr da. Am Mittwoch schließlich lag er nur noch mit geschlossenen Augen da, als ich ihm von den Hochzeitsvorbereitungen erzählte sah er mich plötzlich mit riesigen Augen an. Es war als wollte er nir etwas sagen. Mittwoch Abend haben mein Mann und ich beschlossen die ganze Hochzeit abzusagen. Mein 2. Bruder machte mir die Hölle heiß das ich aus Pietätsgründen doch in solch einer Situation nicht heiraten könne. Doch meine Schwägerin schimpfte mit uns und meinte wir hätten es meinem Bruder schließlich versprochen. Also wollten wir es doch wagen. Am 2. August wurden wir nun denn getraut. Es war eine merkwürdige Hochzeit. Teils wurde aus Freude geweint, aber größten Teils doch aus trauer. Nach der Trauung fuhren meine Schwägerin, meine 2. Bruder und ich dann ins Hospiz. Ich wollte meinem Bruder unbedingt meinen Brautstrauß ans Bett stellen. Doch als ich in sein Zimmre kam tarf es mich wie ein Schlag. Mein Bruder hatte nun auch noch Wasser in der Lunge. Nie werde ich dieses merkwürdige Gurgeln vergessen können. Und obwohl mein Bruder seit nunmehr drei Tagen kein Auge mehr geöffnet hatte, wusste ich das er mich sieht. es dauerte lange bis ich mich wieder etwas beruhigt hatte, denn dieser Anblick sitzt noch heute sehr, sehr tief. Meine Schwägerin blieb bei meinem Bruder und obwohl ich auch lieber bei ihm geblieben wäre, schickte sie mich zurück zu unseren Hochzeitsgästen. Ich war wie erstarrt, was sollte ich denn nur machen? Kann ich jetzt einfach so meine Hochzeit feiern? Ich konnte nicht, aber ich musste. Mein Mann war bei unseren Gästen geblieben, sah mir aber sofort an wie es um meinen Bruder stand. Aber wir schlugen uns tapfer durch diesen Abend. Um 0.30 Uhr sah ich meinen Mann plötzlich mit dem Handy am Ohr und wusste genau was los ist. Mein Neffe fuhr meinen Mann, meinen anderen Bruder und mich so schenll er konnte ins Hospiz. Um 1.20 Uhr stürzten wir aus dem Fahrstuhl wo uns bereits eine Schwester empfing. Mein Bruder ist um 1.15 Uhr für immer eingeschlafen. Wir waren zu spät gekommen. Mein anderer Bruder brach total zusammen, konnte es nicht begreifen das wir zu spät da waren. Ich fühlte mich unendlich schuldig deswegen. Hätten wir doch nur nicht geheiratet, dann wären wir vielleicht bei ihm gewesen. Denn auch meine Schwägerin war kurz nach Hause gefahren um sich um ihre Tochter zu kümmern. Und, als ob er darauf gewartet hat, ist mein geliebter Bruder genau in dem Moment von uns gegangen wo er alleine war. Ich ging in sein Zimmer und nun brach auch ich endlich zusammen. Ich konnte die Tränen nicht mehr halten. Ich weiß nicht wie lange ich mich an der Brust meines Bruders ausgeweint habe, irgendwann kam dann auch meine Schwägerin und ich ließ sie mit ihrem Mann allein. Am nächsten Morgen hatten dann die Schwestern meinem Bruder seinen Lieblingsanzug angezogen. Wie er so da lag, in seinem nunmehr viel zu großem Anzug, meinen Brautstrauß auf der Brust und den Anstecker meines Mannes am Kragen konnte ich mich wieder nicht halten und weinte, weinte, weinte. Ich wollte einfach nicht geheh. Die Vorstellung, wenn ich dieses Zimmer verlasse ihn dann nie wieder zu sehen zerriß mich schier. Ich weiß heute nicht mehr wie lange ich bei meinem Bruder war und auch nicht wie ich den Rest des Tages überstanden habe. Aber ich weiß wenigstens habe ich meinem Bruder einen seiner letzten Wünsche erfüllt, nämlich mich als Braut und somit in guten Händen zu wissen. Auch wenn ich für den Rest meines Lebens meinen Hochzeitstsag immer in trauriger Erinnerung haben werde, weiß ich mein Bruder hat für mich so lange tapfer durchgehalten.

MEIN BRUDER

Es braucht nicht vieler Worte und er weiß wie es um mich steht.

Er hilft mir jederzeit und weiß worum es mir geht.

Es ist ein unsichtbares Band aus Liebe die wir uns gegenseitig geben, auch wenn wir wenig Zeit haben uns zu sehen in unser beider Leben.

Was auch geschieht, niemals lass ich Dich allein.

Wir werden immer durch dieses Band verbunden sein.

Ich liebe Dich Stephan

Deine kleine Schwester

Danke an alle hier für Eure Beiträge.

Silke
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  #30  
Alt 15.03.2004, 20:35
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Standard Jetzt stirbt Du tatsächlich ...

Liebe Silke,

man weiß nicht was man sagen soll, warum müssen die Menschen so leiden?
Das eigene Leben wird nie wieder so unbeschwert wie früher sein können, die tage sind voller Gedanken an die furchtbare Zeit voller Schuldgefühle und voller Vorwürfe-hätte ich dies und das, warum kann ich ihm/ihr nicht helfen....

Ich versuche immer so zu denken und zu handeln wie meine Mutter es jetzt wollen würde-aber das geht natürlich nicht immer.Ich lebe jeden Tag ab und warte dass es am nächsten Tag besser wird.

Du hast eine große Familie die dich stützen kann, dafür kannst du froh und dankbar sein!

Mir grauts vor diesem Sommer:der Garten ohne Mama.Wie soll man das ertragen?

Elfie
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