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  #1  
Alt 26.08.2014, 16:37
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard Geht es euch auch so?

Hallo zusammen!

Gerade komme ich vom Jobcenter, wo ich ein erstes Gespräch mit einem Arbeitsvermittler hatte. Da die Rente meines Mannes nicht zum Leben reicht, bin ich gezwungen ergänzende Sozialleistungen zu beantragen.

Dort wurde mir dann mitgeteilt, dass ich von Beginn der Leistungen an jeden Werktag erreichbar sein muss, und auch lässt man mich noch einen
Monat in Ruhe bevor Arbeitsangebote auch als Ein-Euro-Job verpflichtend angenommen werden müssen.
Außerdem habe ich vor dreißig Jahren eine Ausbildung als Altenpflegerin gemacht und die werden händeringend gesucht.
Ich habe diesen Beruf nie ausgeübt, weil ich damals depressive Probleme hatte und zwei Mal in Psychosomatischen Kliniken eine Therapie machen musste. Zuletzt war ich als Verkäuferin in einem Deko-Geschäft tätig. Da ist der Vermittler nicht drauf eingegangen. Es ist schon zehn Jahre her...
Ich habe auch noch meinen Golden Retriever zu versorgen und auszuführen,und weiß nicht, wie das alles funktionieren soll in Zukunft.
Als ich da raus war fühlte ich mich wie erschlagen von den neuen Verpflichtungen die da auf mich zukommen und habe eigentlich auf dem ganzen Weg nach hause geweint.
Hier ging es dann weiter, konnte mich gar nicht beruhigen, denn mein Mann fehlt mir so sehr, ich finde kaum Worte dafür. Er hat mir in allen Lebenslagen immer sehr viel Kraft und Halt gegeben.
Jetzt muss ich den Weg ohne seine Liebe und Fürsorge weiter gehen und ich fühl mich gerade jetzt mutlos und wenn ich in die Zukunft schau wird mir ganz bang.

Gibt es hier im Forum Menschen denen auch die Altersarmut droht? Vielleicht haben die meisten noch einen Arbeitsplatz oder ihr auskommen mit der Rente?
Über Antworten würde ich mich sehr freuen.

Liebe Grüße

Jutta

Geändert von Yogi 12 (26.08.2014 um 16:46 Uhr)
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  #2  
Alt 26.08.2014, 17:00
mausi69 mausi69 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Liebe Jutta!

Weine nicht!!!!! Ich kann deine Angst vor der Zukunft verstehen. Dein Fels in der brandung ist nicht mehr da und du bist auf dich selbst gestellt. Es ist schwer und natürlich eine RiesenHerausforderung!

Lass dir noch mal einen Termin beim Jobcenter geben, frage nach einem anderen Vermittler. Wenn du deinen erlernten Beruf aus Gesundheitsgründen nicht ausüben kannst, kann man dich dazu auch nicht zwingen! Da fehlte es deinem Gesprächspartner ein wenig an Einfühlungsvermögen!!!

Altersarmut ich werde schon ganz traurig wenn ich das Wort höre! Ich habe letztens erst wider im tv einen Bericht darüber gesehen. Eine Dame von 84 Jahren geht putzen damit sie über die runden kommt! Ich finde es so schlimm!

Ich bin sehr froh das mein Papa nach Mama's Tod finanziell sich keine Sorgen machen muss!

Es tut mir so leid für dich, steckst in mitten der Trauer und musst dir jetzt auch noch sorgen um finanzielle Nöte machen!
Wohnst du zur miete? Wenn ja kannst du Wohngeld beantragen! Ich würde dir so gerne helfen! Bin ganz traurig das es sowas wie altersarmut in Deutschland gibt!!

Viel Kraft zu dir!!!!
Mausi
__________________
Meine Mama
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28.07.1949 - 22.06.2014

Du warst es wert so sehr geliebt zu werden!
Du bist es wert, das so viel Traurigkeit an deiner Stelle geblieben ist!



http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=62514
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  #3  
Alt 26.08.2014, 21:32
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Liebe Mausi!

Vielen Dank für deine mitfühlenden Worte, es hilft gerade wenn ich sie lese.

Ich habe die Krankengeschichte und den Sterbeprozess deiner Mutter-wie du beides eindrucksvoll geschildert hast- häufig mitgelesen und fand es stark wie
intensiv und liebevoll du dich in der langen Krankheitsphase ihr zugewandt hast.

Auch jetzt bewegt es dich noch so sehr, dass du nicht müde wirst anderen Menschen deine Erfahrungen und dein Mitgefühl in dieser schwierigen Zeit
mitzuteilen.

Du bist ähnlich sensibel wie ich,- auch wenn andere das ein wenig skeptisch sehen mögen, weil sie gefasster mit der Situation umgehen oder es sich nicht anmerken lassen,- brauche ich ähnlich wie du noch lange bis ich die ganze schwere Zeit und den Verlust des geliebten Menschen verarbeiten kann.

Liebe Grüße

Jutta
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  #4  
Alt 26.08.2014, 21:42
simi1 simi1 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Jutta,

ich möchte dich ermutigen, den nun unfreiwilligen Neustart ins Berufsleben nicht nur als Last zu sehen, sondern auch als Chance zu begreifen. Es gibt dem Alltag Struktur, schafft neue Kontakte und hilft dabei, sich in der neuen Lebenssituation einzufinden.
Dabei bist du nicht alleine von einem Jobvermittler der Arbeitsagentur abhängig. Du kannst selbst aktiv werden und dich dort bewerben, wo du dir einen Job vorstellen könntest. Gerade im inhabergeführten Einzelhandel oder in kleinen Firmen führt vorbeigehen und nachfragen oft zu einem ersten Gespräch und eventuell - mit Zuversicht und Glück - auch schon zum Ziel.

Nur Mut, du schaffst das!

Herzliche Grüße
Simi
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  #5  
Alt 27.08.2014, 17:30
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Zitat:
Zitat von simi1 Beitrag anzeigen
ich möchte dich ermutigen, den nun unfreiwilligen Neustart ins Berufsleben nicht nur als Last zu sehen, sondern auch als Chance zu begreifen. Es gibt dem Alltag Struktur, schafft neue Kontakte und hilft dabei, sich in der neuen Lebenssituation einzufinden.
Hallo simi.
wenn das mit dem Neustart so einfach wäre würde ich es schon bald tun.Momentan fühle ich mich nicht in der Verfassung nach kurzer Witwenzeit so schnell zu arbeiten. Ich beweg mich auf die sechzig zu und glaube nicht recht daran dass mich (auch wenn ich es will ) noch jemand einstellt.
Mein Herz liegt wie ein Stein in der Brust und ich bin froh, dass ich mich im Alltagsleben mehr schlecht als recht um mich selbst kümmern kann.
Es braucht seine Zeit und ich werde alles vermeiden was mich in Zukunft belasten würde.
Einen Halbtagsjob ( wenn auch nur für einen Euro in der Std.) kann ich mir allerdings in Zukunft vorstellen, wenn ich meinen Golden Retriever- er heißt übrigens Yogi- dort mit hinnehmen kann. Das habe ich gestern schon beim Arbeitsberater kund getan. Ich könnte ihn niemals den ganzen Tag allein zu hause lassen.

Es stimmt, das eine Beschäftigung in der ich unter Menschen bin mir helfen könnte zurück ins Leben zu finden.



Danke für die Gedanken an mich und noch einen schönen Abend.

Liebe Grüße

Jutta

Geändert von Yogi 12 (27.08.2014 um 17:40 Uhr)
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  #6  
Alt 27.08.2014, 17:45
mausi69 mausi69 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Liebe Jutta!

Ich glaube fest an dich du schaffst das! Vielleicht findest du irgendwo im Verkauf einen Minijob frag doch mal in den geschäften!
Mein Papa geht neben der Rente jede Woche einen Tag für 7 Stunden arbeiten!
Dir würde es doch finanziell schon weiter helfen, wenn du einen 400€ Job findest?

Ich wünsche dir ganz ganz doll das du zurück ins Leben findest! Ich sehe an meinem Papa wie schwer es ist, aber glaub an dich!!!!

Lg mausi
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Du warst es wert so sehr geliebt zu werden!
Du bist es wert, das so viel Traurigkeit an deiner Stelle geblieben ist!



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  #7  
Alt 18.05.2015, 08:26
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Ein Montag im Frühling,

Mein Leben - ohne dich - ist nicht nichts, aber weniger und weniger. ( Erich Fried )

Ich habe von dir geträumt, es war ein schwerer Traum.

Schon vor dem Schlaf habe ich viele innere Bilder von dir gesehen und konnte die Tränen nicht aufhalten.

Im Traum haben wir uns lange und Intensiv voneinander verabschiedet.
Deine Mutter hat dir in den letzten Minuten deines Lebens ein Kissen auf das Gesicht gedrückt.
Ich war entsetzt - wollte sie dich schnell erlösen? -
Es gab großen Streit deswegen.

Es bedrückt mich sehr, dass du nicht bei mir bist.
Ablenkung und Betäubung helfen nur bedingt.

Der Schmerz bricht plötzlich mit aller Macht auf....

Gut dass ich heute zu meiner Psychologin gehen kann.

Geändert von gitti2002 (18.05.2015 um 23:06 Uhr) Grund: zusammengeführt
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  #8  
Alt 25.05.2015, 07:09
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Pfingstmontag 2015

Heute vor einem Jahr haben wir uns zwischen hoffen und bangen Gedanken gemacht wie das Arztgespräch am Dienstag nach Pfingsten wegen der Zweitmeinung in Essen für dich ausgehen wird.
Du hast gut ausgesehen, wer von der schrecklichen Krankheit nichts wusste, hätte kaum eine Veränderung bemerkt.
Dein Appetit war immer gut, fast bis ans Ende deiner Tage nahmst du nur wenig an Gewicht ab.

Der Pfingststurm hatte Wälder, Parkanlagen und die Straßen verwüstet.
Wir fuhren so zeitig nach Essen dass wir dennoch pünktlich dort ankamen .

Die erste Chemo hatte nur einmal Wirkung gezeigt, danach sahen wir auf dem CT. das der Tumor wieder wuchs.

Der Arzt in der Uni- Klinik in Essen bestätigte das du " gut " aussiehst und fügte hinzu : Es sieht schlecht aus, aber die Situation ist nicht hoffnungslos.
Du solltest wenn die anstehende Therapie nicht wirkt in Essen weiterbehandelt werden.
Für kurze Zeit konntest du aufatmen, hatten wir einen kleinen funken Hoffnung, auch dass die nächste Therapie Wirkung zeigt.

Die Wirklichkeit sah anders aus......

Die physische Energie infolge der Krankheit reichte schon längst nicht mehr dafür aus, dass du so an der Welt teilhaben konntest, wie es deinen Gewohnheiten entsprach.
Du wolltest Leben, - hast die weniger werdende Kraft immer wieder genutzt um aufzustehen und weiter zu gehen.-

Heute ist mir wehmütig ums Herz.
Sehnsucht und Vermissen stellen sich ein.

Ich gehe meinen Weg weiter, auch wenn alles ganz anders ist als einst.

In Liebe

Jutta
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  #9  
Alt 25.05.2015, 15:59
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Liebe Jutta,
wünsche Dir viel Mut und Kraft. Der Schmerz ist immer wieder groß. Auch ist es schwer zu akzeptieren, dass alles anders ist. Wer so etwas bewusst erlebt hat, verändert sich auch. Es ist richtig, dass Du Deinen Weg gehst, auch wenn es schwer ist. Ich werde auch nach zwei Jahren noch traurig, wenn ich an die damaligen Ereignisse denke. Meine Frau lag Ende Mai auf der Palliativstation, nachdem die zweite Serie Chemo-Therapie mit Topotecan gescheitert war. Auch wir hofften auf eine zweite Meinung, aber es war zu spät. Die Hoffnungen waren Illusionen, Gebete wurden nicht erhört. Sie wurde zwar noch im Juli im Rheinland operiert, aber drei Wochen später war sie tot. Es gibt einige Ärzte, die mit solchen Situationen nicht umgehen können. Als Tanja vierzehn Tage nach der OP aus dem Krankenhaus ins Hospiz kam, hat sich keiner der Ärzte bei ihr sehen lassen. Sie hatten helfen wollen, konnten dann aber die Niederlage nicht akzeptieren. Ich gehe auch meinen Weg, aber ohne Tanja, sondern alleine.. Yes, I walk alone.
Liebe Grüße Hermann

Geändert von hermannJohann (25.05.2015 um 17:11 Uhr)
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  #10  
Alt 28.05.2015, 21:25
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Hermann,
danke für die Antwort.

Die letzten Tage im Krankenhaus dachte ich, dass die Ärzte der onkologischen Ambulanz nur meinen Mann so wenig beachtet haben, weil er sich in seiner misslichen Lage sehr zurückgehalten hat mit allem.
Du berichtest ähnliches wie wir es erlebt haben.
Die meisten Ärzte können mit dem Sterbeprozess nicht gut umgehen, es hat keiner mehr nach ihm gefragt....

Er war schon enttäuscht und beunruhigt darüber und sagte mal in seiner trockenen Art:
" Den Japser wollen sie hier nicht mehr haben."

Du hast Recht, wenn du schreibst, dass schwierige Zeiten die Menschen verändern.

Das stelle ich an mir selbst auch fest.
Ich bin jetzt oft freundlicher und zugewandter meinen Mitmenschen gegen über, als vor der Krise und bekomme viel zurück.
Manchmal treffe ich Bekannte aus der Trauergruppe und wir unternehmen etwas zusammen.
Positiv fällt mir auch auf, dass sich eine gewisse Reife einstellt, indem wichtige Dinge gut von unwichtigen unterschieden werden können - und dadurch viel Ballast wegfällt....

Natürlich ist das Leid und die Not in der sich hauptsächlich mein Mann befand unvergessen.

Wenn es mir schlecht geht - denke ich daran.
Wenn ich krank bin - denke ich daran.

Wenn ich Sehnsucht nach ihm habe denke ich allerdings fast immer an die schönen Momente die wir zusammen erlebt habe.

Wenn du magst kannst du mir gerne berichten wie es dir jetzt aktuell so geht.

Herzliche Grüße

Jutta

Geändert von gitti2002 (29.05.2015 um 00:25 Uhr) Grund: NB
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  #11  
Alt 29.05.2015, 19:10
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Hermann!

Mir fällt gerade auf, dass ich bei meinem letzten Beitrag vergessen habe Omondi zu erwähnen.
Sie fand unseren Austausch im vergangenen Jahr sehr interessant und bat mich dich herzlich von ihr zu Grüßen.

Ihr Mann ist so ziemlich in der selben Zeit gestorben wie deine Frau, nur ein paar Jahre früher.

Liebe Grüße

Jutta
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  #12  
Alt 12.06.2015, 23:48
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Ich möchte meine Sorgen, Hoffnungen und Erfahrungen aufschreiben und gebe das weiter was ich während der Krankheit meines Mannes erlebt, gedacht und gefühlt habe. Wie es mir momentan damit geht und was aus dem negativen Lebensgefühl geworden ist welches ich nach dem Verlust meines Mannes so oft gespürt habe, werde ich weiter beobachten. Ob ich damit andere Hinterbliebenen erreiche weil sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben - oder es ganz anders erlebt haben - bleibt offen.

Das Schreiben und Mitlesen hier im Forum hat mir im vergangenen Spätsommer ( neben anderen wertvollen Hilfestellungen ) geholfen, die erste schlimme Trauerphase so gut wie möglich zu bewältigen.

Die traurigen, aber manchmal auch schönen Episoden kommen immer wieder durch und ich möchte davon erzählen.

Heute wäre mein Vater 80 Jahre alt geworden. Ihr beide hattet die selbe Krebsart und seit relativ schnell daran gestorben.
Ich habe das schwarze Spitzenkleid angezogen - welches ich bei deiner Beerdigung - trug und zündete auf dem Friedhof für euch eine Kerze an.
Ich nahm neben den inneren Bildern die auftauchten wahr, dass ich euch die ewige Ruhe gönne, doch mir wurde bewusst wie alleine ich mich fühl in dieser Welt ohne die vertrauten Menschen die mich lange Zeit meines Lebens begleitet haben.

Wie kann mein Herz offen bleiben wenn Angst und Zweifel mich beunruhigen?
Manchmal möchte ich mich dann zurückziehen, aber ich darf mich auch zu meinem Schmerz bekennen.
Ich bin kein besonders spiritueller Mensch, glaube aber dass das streben nach Kontrolle viel Leid erzeugt.
Die Ereignisse entziehen sich jedoch auf direkte Art der Kontrolle. Mal nehmen sie diesen Verlauf und im nächsten Moment einen anderen.
Ich muss die Dinge hinnehmen die sich nicht ändern lassen. Aber wie?

Das Akzeptieren gelingt mal besser und dann wieder gar nicht gut.

Es ist und bleibt wechselhaft.

In Liebe
Jutta

Geändert von gitti2002 (13.06.2015 um 00:58 Uhr) Grund: Themen zusammengeführt
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  #13  
Alt 14.06.2015, 07:13
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Und wieder ist Sonntag!

Es stellt sich eigentlich täglich die Frage wofür ich aufstehe, meinen Alltag lebe und weiter gehe.
Meist versinke ich am Wochenende in einem Trauerloch.
In der Woche bin ich mit viel Eifer damit beschäftigt mich abzulenken.
Der Körper funktioniert gut nur die Seele hinkt hinterher.

Mein Mann ist der, den ich wollte. Ich lebe mit seinen Erinnerungen mit seinen Vorlieben und seinem Erleben.
Jeder von uns möchte den anderen nicht überleben müssen.
Ich will mein Bestes tun, weiß aber, das nicht alles in meinen Händen liegt.


Wenn du lernst wie man stirbt, dann lernst du, wie man lebt.
Morrie Schwartz
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  #14  
Alt 14.06.2015, 11:31
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

Hallo Jutta,
ich wünsche Dir eine guten Sonntag. Es ist sehr selten, dass ein Paar gleichzeitig stirbt. Daher wird immer eine Hälfte zurück bleiben. Ich hätte nie geglaubt, dass meine Frau vorher stirbt. Aber es ist so gekommen. Nun muss ich alleine mein Leben sinnvoll gestalten. Das wäre auch ganz im Sinne von Tanja. Wenn es richtig ist, dass die Seele nach dem Tod irgendwie weiter lebt, wird sie das auch von mir erwarten. Vor drei Jahren, einige Tage vor meinem Geburtstag, kam die Diagnose, vierzehn Monate später starb sie. Die Erfahrungen waren schlimm, ich habe aber auch daraus gelernt.. "Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen". Ich wünsche Dir, dass Du einen guten Weg findest.
mit besten Grüßen
Hermann
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  #15  
Alt 18.06.2015, 06:14
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Geht es euch auch so?

All zu große Trauer zu zeigen stört. Diesen Eindruck habe ich jetzt manchmal und ich frage mich selbst schon ob das noch normal ist?

Es ging mir ein halbes Jahr nach deinem Tod besser als momentan. Oft träume ich schwer, wache verwirrt auf und wein viel.
Im Traum hängt über allem die Bedrohung der Krankheit, auch ich leide dann unter Atemnot, aber du lebst noch!
Es stellt sich mir dann die Frage was die Intensivmedizin verlängert hat: das Sterben oder das Leben?
Heute gehe ich zur Trauergruppe und kann mir da noch einmal meine Sorgen von der Seele reden. Danach ist Sommerpause, bis es im September weitergeht.
Ich bin dankbar das ich weiterhin die Menschen um mich habe, die geduldig sind, oder ähnlich denken und fühlen wie ich.
Eine große Hilfe ist dein Palliativarzt, der jetzt mein Hausarzt ist. Er geht immer auf meine Bedürfnisse ein, ist freundlich und einfühlsam.

Hermann: Danke für die Mut machenden Worte, aus denen viel Erfahrung spricht.
Wenn ich an das Schicksal von dir und deiner Frau und den vielen anderen hier im Hinterbliebenenforum denke fühle ich manchmal eine unsichtbare Verbundenheit, die mich nicht so allein zurücklässt.
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