Arztwechsel - ja oder nein?

Hallo,
ich bin 34 Jahre alt. In Januar 1999 wurde bei mir nach der Entfernung eines Tumors am Dünndarm die Diagnose NHL, Stadium IV, festgestellt. Nach 8 Zyklen CHOP mit anschließender Inteferon-Erhaltungstherapie habe ich geglaubt, dass ich es geschafft habe. Dann nach einem Umzug und zwangsläufigem Arztwechsel, wurde 2001 festgestellt, dass noch nichts geschafft ist. Wieder ging es los mit Chemo und weil auch das nichts genützt hat, wie sich nach ein paar Monaten rausstellte, kam noch die Strahlentherapie hinterher. Auch die brachte nicht den gewünschten Erfolg. Nach wochenlangem Leiden, weil das alles an die Substanz ging und sich am Dünndarm wieder etwas gebildet hatte, wurde ich erneut operiert (Nov. 2002). Prophylaktisch wurde auch noch eine Antikörpertherapie angesetzt, weil es könnte ja sein, dass... Diesmal Diagnose, es konnte nichts mehr festgestellt werden. Ich hatte das Gefühl, irgendwie im falschen Film zu sein. Warum dann nochmal Therapie? Warum diese wagen Aussagen der Ärzte? Wieso, weshalb, warum? Dann wieder Routine-Untersuchung im Mai 2003. Aussage des Arzes "Frau S. sie machen mir Sorgen!" Blutuntersuchung, CT, Dünndarmröntgen. Nicht zuletzt folgte wieder eine Operation und jetzt befinde ich mich wieder in der Therapie (Antikörper). Manchmal könnte ich alles hinschmeissen. Aber ich habe einen ganz tollen Lebensgefährten, der mich auffängt und mir Kraft und Halt gibt. Er hat sich bisher mehr mit meiner Krankheit beschäftigt als ich. Er ist es aber auch, der mich dazu drängt, noch andere Ärzte hinzuzuziehen bzw. den Arzt zu wechseln, weil er zu meinem bisherigen nicht so viel Vertrauen hat. Jedesmal bekommt er andere Antworten auf ein und die selbe Frage, naja und noch so einige andere Dinge, die ihn stutzig machen. Ich war bisher ganz zufrieden mit meinem Arzt und habe alles geglaubt, was er mir gesagt hat und alles hübsch brav über mich ergehen lassen. Hat mein Lebensgefährte recht, wenn er sagt, ich sollte mal noch andere ärztliche Meinungen hinzuziehen? Spreche ich meinem Arzt damit mein Vertauen ab, wenn ich mich an einen Kollegen wende? Wäre toll, wenn mir jemand einen Rat geben könnte. In dieser Beziehung bin ich total unsicher. Danke!

Hallo Silke!
Dieses Gefühl der Hilflosigkeit und Unsicherheit kann ich sehr gut nachvollziehen. Auch bei meiner Mutter sagte jeder Arzt etwas anderes. Meiner Meinung nach kann es doch wohl nicht Schaden, noch einen anderen Arzt nach seiner Meinung zu fragen.
Das hat nichts mit Verrat oder Vertrauensbruch gegen Deinen Arzt zu tun. Es ist schon komisch, wenn der Arzt immer wieder was anderes auf die selbe Frage antwortet. Da fühlt man sich dann total verunsichert und versteht die Welt nicht mehr. Es geht hier schließlich um Dich und du hast ein Recht darauf, genau zu wissen, was los ist.
Bei was für eine Art Arzt bist Du denn?
Ich finde es ganz toll, daß Du jemanden hast, der diesen steinigen Weg mit Dir geht und versucht, ihn Dir so gut wie möglich zu ebnen.
Ich wünsche euch beiden viel Kraft und alles Liebe
Manu

Hallo Manu,
vielen Dank für deine Antwort und deinen Rat. Es fällt mir nur so schwer diesen Schritt zu gehen. Und um ehrlich zu sein, ich scheue mich hauptsächlich wohl auch davor, weil dann wieder jede Menge Untersuchungen, leider auch unangenehme, auf mich zukommen würden. Knochenmarkspunktion usw. Wer das alles selbst schon mal durchgemacht hat, weiss wovon ich rede. Aber ich werde all meinen Mut zusammennehmen und es durchstehen. Wie hast du so schön geschrieben, hier geht es schließlich um mich und nicht zuletzt auch um uns, meinen Partner und mich. Ich bin wirklich froh, dass ich ihn habe. Auf solche Menschen wie ihn trifft man nicht oft. Er hat mich "genommen", obwohl er von Anfang an wusste, dass ich Krebs habe und er nicht auch nur im geringsten ahnen konnte, worauf er sich da einlässt. Ich bin ihm so unendlich dankbar.
Vielen lieben Dank auch dir und noch einen schönen Nachmittag!
Silke

Hallo Silke!!
Wenn du das Vertrauen zu deinem Arzt verloren hast oder es auch nur anzweifelst,dann solltest du dir in jedem Fall eine Zweitmeinung einholen.
Es geht schließlich nicht um das Ego des Arztes sondern um Dich.Also,von daher bloß keine Hemmungen.Ich hatte auch 1999 ein NHL Stad.4a mit KM und im Jan.2002 ein Rezidiv.Ich hole mir gerade von drei verschiedenen Ärzten alle infos zusammen von denen ich glaube das sie wichtig sind.(Auch wenn sie einen am Anfang irritieren)Jeder Arzt hat schließlich seine eigenen Erfahrungen und Methoden.Und da versuch ich halt das Beste herrauszuziehen.
Also,hab bloß keine Hemmungen.Wenn du weitere Fragen hast melde dich ruhig wieder!!
Ich wünsche dir und deinem Partner alles Liebe und alle Kraft die ihr braucht.
Alles Gute
Martin

Hallo Martin,
vielen Dank auch dir für deine Antwort.
Wie ist denn das bei dir, wenn du zu verschiedenen Ärzten gehst, bekommst du da die Untersuchungsergebnisse vom jeweils anderen Arzt mit oder macht da jeder seine eigenen Untersuchungen? Um ehrlich zu sein, ich scheue mich auch davor meinen Arzt darum zu bitten, mir seine bisherigen Unterlagen auszuhändigen bzw. zu kopieren. Ich weiß auch garnicht, ob ich darauf einen Anspruch hätte.
Auch dir ganz viel Kraft. Ich hoffe du hast auch eine Partnerin, die das alles mit dir durchsteht.
Lieben Gruß
Silke

Halo Silke!
Die Ärzte machen natürlich alle ihre eigenen Untersuchungen.Ich habe mir alle Blutwerte und ergebnisse für meine Private Statistik aushändigen lassen.Damit hatten die Ärzte kein Problem.Ich habe ihnen natürlich nicht gesagt das ich zwei,bzw.nun dreigleisig fahre.Wichtig ist nur das du das alles Quartalsweise machst,da ich nicht weiß wie deine Krankenkasse darauf reagiert.
Wenn du die Unterlagen haben willst dann hast du das Recht drauf.
Ich wümsche dir/euch alles Gute
Martin
Ps.:Ich habe genau wie du einen Partner/in auf die ich mich bedingungslos verlassen kann.Und das tut einfach nur gut!(Das sag ich ihr aber nicht,ist mein Geheimnis!:-):-):-)).)

Hallo Silke,
So, wie Martin hab ich es auch gemacht. Bei jeder Untersuchung hab ich eine Kopie der Unterlagen gemacht. Alle Arztberichte und Laboruntersuchungen sind dann bei mir abgeheftet. Die Sprechstundengehilfin bei uns macht das sogar schon unaufgefordert für uns.Aber ich gehe die Arztbriefe auch mit dem Arzt kurz durch und lasse mir alle Fremdwörter so weit es geht erklären.
Alles Gute für euch
Manu

Liebe Manu, lieber Martin,
ihr habt mir mit euren Ratschlägen wirklich sehr geholfen. Ich kann jetzt zwar nicht sagen, dass alle meine Bedenken, andere Ärzte hinzuzuziehen weg sind, aber der Gedanke daran fällt mir wesentlich leichter. Wahrscheinlich hätte ich diesen Schritt schon viel früher tun sollen. Ich danke euch beiden und wünsche euch und euren Familien alles Gute.
Lieben Gruß
Silke