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  #1  
Alt 14.07.2008, 23:43
lamar lamar ist offline
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Registriert seit: 14.07.2008
Beiträge: 3
Standard Angehörige während R-CHOP

hallo zusammen,

ich bin neu hier - bisher habe ich eure postings nur aufmerksam gelesen.

kurzversion: ich bin angehörige, mein partner kriegt r-chop alle zwei wochen - und langsam weiss ich nicht mehr weiter. ich poste hier in diesem teil des forums, weil ich denke, dass einige von euch erfahrung mit r-chop haben...

folgendes: wir kennen uns noch nicht allzu lange, knappes jahr. die diagnose haben wir als paar ganz gut überstanden, sehr viel verständnis, sehr offene gespräche, sehr viel wärme. vom tag der ersten chemo an, was schlagartig alles anders. er reagiert mit totalem körperlichem rückzug, keine berührung, keine umarmung, keine nestwärme. dieser aspekt ging von einem moment auf dem andern auf null.

wir reden darüber, und er sieht es auch, nimmt es selbstreflexiv auch so wahr, ist selbst verstört darüber, aber es geht einfach nicht, es sei unmöglich, nicht machbar.

machmal vertrage ich es ganz gut, manchmal könnte ich aber einfach schreien und heulen und denk, ich halt das nicht mehr aus. ich hab dann einmal auch der krebshilfe für angehörige angerufen, und danach ging es mir noch schlechter. die beraterin meinte, das hätte nichts mit der chemo zu tun, sondern mit seinem umgang mit der krankheit, und ob und wie sich das nach der chemo verändert, könne niemand sagen. ich sollte ihm eine psychoonkologische therapie vorschlagen.

in einer broschüre habe ich jedoch gelesen, dass viele während chemo sich körperlich so ausgeliefert fühlen, dass sie nähe überhaupt nicht mehr vertragen.

beides von professioneller seite.... aber sehr verwirrend...

habt ihr (angehörige) ähnliche erfahrungen gemacht? oder kennt ihr (betroffene) diese gefühle?... gehen sie nach der behandlung "von alleine" zurück...?

so viele fragen. manchmal habe ich einfach schiss, dass die beziehung irgendwann das nicht mehr tragen kann, und wir uns irgendwie in einer ausweglosen situation verheddern.

VIELEN, VIELEN LIEBEN DANK für eure antworten.

ps: ich denke, in meinem umfeld kriege ich die einfach nicht, weil sich gar niemand vorstellen kann, was das bedeutet - die diagnose und dann chemo (konnte ich vorher ja auch nicht). eine gute freundin meinte z.b. wenn man so eine krise doch nicht durchsteht, sei die beziehung sowieso nicht auf fester basis gebaut... sehe ich aber irgendwie anders.
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  #2  
Alt 14.07.2008, 23:55
Benutzerbild von Noddie
Noddie Noddie ist offline
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Standard AW: Angehörige während R-CHOP

Hallo Lamar,
erstmal willkommen wenn auch kein schöner Grund.
Also ich kann dir nuraus sicht der Betroffenden das schildern. Habe zwar eine andere Chemo bekommen aber ich glaube welche ist egal.
Am Anfang der Chemo habe ich so ähnlich wie Dein Mann reagiert.
Vorher kannte man zwar die Diagnose aber plötzlich jagen die einem so ein Zeugs durch die Vene erst da habe ich richtig begriffen was los ist.
Habe in meinen Körper gehorcht was passiert da mit mir , schutzlos ausgeliefert so einer blöden Krankheit gegenüber.Es gehen einm so viele Gedanken durch den Kopf auch die des Sterbens oder kann ich meinem Partner das zumuten ,ohne Haare ,total Kraftlos ect,ect,ect.
Ich kann Deinem Mann nur raten sich eine Psychoonkologischen Therapie zu suchen. Dann wird er merken das er mit seinen Ängsten nicht alleine ist.
Wobei Männer es da noch schwerer haen als wir Mädeln ,so mit Ernährer der Familie ect.
dir alles liebe und die anderen melden sich bestimmt auch noch.
Ulli
__________________
auf das unser Krustentier für immer verschwindet !!!!
Bitte Besucht meine Hompage und verewigt Euch im Gästebuch.
http://www.beepworld.de/members25/nodrugs/

Morbus Hodgin 2 a ,August 06
seid 19.3.07 Remission
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  #3  
Alt 15.07.2008, 00:46
flautine flautine ist offline
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Beiträge: 1.053
Standard AW: Angehörige während R-CHOP

Hallo Lamar,

ich bin auch Angehörige, und mein Mann hatte als erste Therapie auch R-CHOP. Die Gesamtsituation kenne ich also gut, hatte aber das Glück, dass mein Mann nicht so reagiert hat wie Deiner. Du schreibst, er bemerke das auch; ich glaube aber, das Verhalten ist unbewusst. Vielleicht kann er sich selbst körperlich nicht mehr so akzeptieren wie vorher, fühlt sich fremd im eigenen Körper; mein Mann hatte teilweise auch Wut, dass sein Körper so versagt hatte. Und wenn jemand sich in seiner Haut sozusagen nicht mehr wohlfühlt, kann er auch nichts Positives damit verbinden (mal überspitzt formuliert). Und dann noch das Bewusstsein, dass der Körper eine Menge Gift abbekommt - da kann es schon sein, dass man sich vom eigenen Körper distanziert, vielleicht auch aus Selbstschutz. Insofern sind die beiden Ansätze, die Dir begegnet sind, durchaus vereinbar. Könnt Ihr denn nach wie vor gut reden, beschränkt sich dieser Rückzug auf das Körperliche? Wenn Ihr Euch ansonsten nah seid, könnt Ihr es schaffen. Eine psychoonkologische Begleitung, die übrigens auch für Angehörige möglich ist, hatten wir zwar nicht; vielen hier hat sie aber sehr geholfen. Gerade wenn es Probleme gibt, mit dem Ganzen klarzukommen, ist das bestimmt eine gute Unterstützung.
Ganz wichtig ist aber wohl im Augenblick, dass Du ihn nicht drängst, sondern versuchst Verständnis aufzubringen und durchzuhalten, so schwer es auch fallen mag. Ihr seid in einer Ausnahmesituation, und darauf würde ich auch sein Verhalten zurückführen - bitte zieh Dir den Schuh nicht persönlich an!

Liebe Grüße
flautine
__________________
Mein Mann hatte diffus großzelliges T-Zell-reiches B-Zell-Lymphom, Stadium IIIB
8 Zyklen R-CHOP ab März 07
August 07 Rezidiv
Dezember 07 BEAM-Hochdosischemo mit anschließender autologer Stammzelltransplantation
08. April 08 allogene Stammzelltransplantation
03. Juli 08 REMISSION

Juli 2014: 6 Jahre Remission!
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  #4  
Alt 15.07.2008, 08:38
Äpfelchen Äpfelchen ist offline
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Registriert seit: 29.04.2007
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Beiträge: 3.065
Standard AW: Angehörige während R-CHOP

Liebe Lamar,

ich bin selbst Betroffene und hatte im letzten JAhr R-Chop. Ich denke wie Ulli, dass es aber egal ist welche Art der Chemo es ist.
Ich möchte meinen beiden Vorgängerinnen hier, aus vollem Herzen zustimmen. Es ist einfach eine totale Ausnahmesituation, man liegt da, sieht wie dieses Zeug in einen hineintropft und alleine zu wissen, dass es Zellgift ist, hat mich zeitweise ziemlich runtergezogen. Ich fühlte mich völlig ausgeliefert, ich die immer auf Probleme anderer eine Antwort, eine Idee, eine Tat hatte, konnte für sich selbst nichts tun, ausser aushalten.
Das war extrem.
Ich hatte oft das Bedürfnis nach Rückzug, ob sich das auch körperlich gezeigt hätte, weiss ich nicht, denn 4 Wochen vor der Diagnose hatte ich mich getrennt und war sowieso Single.
Ich vermute es aber mal, dass ich bestimmt oft hätte alleine sein wollen.
Ich habe eine psychoonkologische Begleitung und kann es nur empfehlen, wenn Dein Mann das (evtl. noch) nicht will, dann nimm es für Dich in Anspruch, zu verstehen und zu wissen, das alles hat mit Dir als Person erstmal nichts zu tun, macht es leichter.
Ich rate Dir, bedränge ihn nicht. Mach gerne Angebote, Gedankenanstösse und bleib selbst im Angebot. Das ist wohl das Beste.
Eine so schwere Erkrankung macht ganz viel mit einem, das eigene Selbstverständnis wird komplett und unwiderruflich ausradiert. Ich der Fels in der Brandung bröckelte...aber nach einer Weile (so geht es mir) erkenne ich die vorhandene positiven Aspekte.
Ich glaube mich hat der Krebs gelassener gemacht. Ich reg mich nicht mehr so schnell auf.
Das Leben mit und nach einer Chemo wird anders sein, und ich vermute es wird reicher und tiefer werden. Ich wünsche es Euch

Lieben Gruss
Beate
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  #5  
Alt 15.07.2008, 10:47
Benutzerbild von Erzangie
Erzangie Erzangie ist offline
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Beiträge: 358
Standard AW: Angehörige während R-CHOP

Hallo Lamar,
ich bin bis jetzt noch nicht von R-Chop betroffen, werde es aber sein, wenn "watch & wait" vorbei ist.

Das von Dir beschriebene "zurückziehen" deines Partners kann ich dennoch nachvollziehen, bei mir war es nämlich schon in der Zeit der Diagnosefindung genauso. Für mich war es so, dass ich mich in meinem eigenen Körper nicht mehr zuhause fühlte. Ich konnte und wollte nichts von mir "abgeben" und habe mich ganz und gar auf mich selbst zurückgezogen. Die einzigen, die diesen Rückzug auch körperlich durchbrechen konnten, waren meine Kinder. Meinen Partner habe ich mich nicht anfassen lassen. Ich konnte es noch nicht mal aushalten, dass er mit mir in einem Bett schlafen wollte. Dazu muss ich aber sagen, dass wir getrennte Wohnungen haben und erst seit acht Monaten ein Paar sind und ich generell lieber allein schlafe.

Nachdem ich mich jetzt in meine neue Lebenssituation gefunden habe, wird es langsam besser. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass sich das unter einer Chemo wieder verändern wird. Für meinen Teil bin ich da sehr egoistisch, ich weiß. Aber meine Kraft brauchte und brauche ich für mich, so hart das klingt. Und den Rest, den ich noch übrig hab, den brauche ich für meine Kinder.

Ich würde dir raten, psychoonkologische Unterstützung anzunehmen, ich glaube nämlich, dass dein Partner in der jetzigen Situation überfordert wäre, auch noch dir helfen zu müssen.

Lieben Gruß

erzangie
__________________

Angie

Nodales Marginalzonenlymphom
Stadium 3A
Diagnose 6/08 (endlich)
Therapie: watch and wait
ab 4.Oktober 2010 STIL-Studie
6x R-Bendamustin + 2x R
KOMPLETTE REMISSION 05/11
Erhaltungstherapie 2 Jahre Rituximab



Panta rhei
...Alles fließt und nichts bleibt; es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln...
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  #6  
Alt 15.07.2008, 14:53
lamar lamar ist offline
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Registriert seit: 14.07.2008
Beiträge: 3
Standard AW: Angehörige während R-CHOP

Hallo Ihr Lieben,

danke vielmal (!!!) für Eure raschen Antworten. Sie helfen mehr als alles, was ich bisher dazu gefunden habe.

ja, drängen liegt mir auf jeden fall fern. ich sehe die situation so, dass ich (auf jeden fall momentan) meine seite der geschichte allein durchstehen muss, und ihn auch gar nicht damit belasten will. deshalb bin ich hier .

und was die psychologische unterstützung angeht. nun ja, da sind die männer wohl wirklich anders als die mädels. vielleicht auch kein zufall, dass wir da gerade unter frauen sind.

das zeitweilige hat sich gelegt. auf jedenfall nochmals herzlichen dank - eure antworten schaffen viel verständnis und raum ums herz.

danke
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  #7  
Alt 15.07.2008, 20:07
Benutzerbild von Rolli95
Rolli95 Rolli95 ist offline
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Registriert seit: 24.05.2008
Ort: LAND BRANDENBURG
Beiträge: 31
Standard AW: Angehörige während R-CHOP

Hallo liebe Lamar, oder darf ich deinen richtigen Namen erfahren(?), auch ich bin mit den,, psychischen" Folgen dieser Erkrankung durch meinen Mann ganz unmittelbar konfrontiert aber ich glaube wir müssen ihnen Zeit geben , so wie auch wir als betroffene Angehörige unsere Zeit brauchen um einen klaren , logischen Gedanken zu fassen. Ich habe dieses Forum gewählt um Fragen und Gedanken austauschen zu können.

Mit wem kann mein oder dein Mann Kontakt aufnehmen,wenn sie stationär sind- Internetanschluss ist meist nicht vorhanden - und wie lange hat es bei dir gedauert ehe du diesen Weg der Kommunikation gefunden hast,den man eigentlich braucht, da Eltern , Freunde usw.ja auch vollkommen überfordert sind und somit keine unmittelbare Hilfe für uns sein können.

Mitlerweile habe ich meinem Mann von meinen Kontakten über dieses Forum erzählt-kostete mich viel Überwindung, weil ich nicht wußte wie er reagieren wird -aber jetzt hilft es auch ihm die vielen Fragen zu beantworten-wenn auch über Umwege da er inzwischen seit 3Monaten im KH ist.

Stelle deine Fragen und alle werden dir versuchen zu helfen und wenn da nur einer ist der dir zuhört(oder liest)- es tut einfach gut.

Viele liebe Grüße und viel Kraft wünscht dir und deinem Mann Grit
__________________
Mein Mann erhielt die ED am 29.Mai 2008

NHL-B-Zelllymphom

Therapie: M-CHOEP mit Antikörper und STZ

Beginn : 02.Juni 2008


Abschlussuntersuchung Dez.08:vollst.Remission

bis heute

Geändert von Rolli95 (15.07.2008 um 20:10 Uhr) Grund: Überarbeitet
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  #8  
Alt 15.07.2008, 23:49
lamar lamar ist offline
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Registriert seit: 14.07.2008
Beiträge: 3
Standard AW: Angehörige während R-CHOP

hallo rolli95,

danke für dein posting. ich schreibe dir eine private message...
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