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Alt 12.09.2006, 21:44
frankonia frankonia ist offline
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Beiträge: 1
Standard Erst inoperabel und hoffnungslos und dann doch Rettung möglich???!!!

Seit einigen Monaten lese ich in diesem Forum, um Rat, Trost und Hoffnung zu finden. Und es hat mir geholfen, mit der schrecklichen Realität klar zukommen. Meine Mutter hat ganz überraschend die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs erhalten und wir alle standen lange Zeit unter Schock, konnten/ wollten es nicht glauben. Nun ist ein wenig Ruhe eingekehrt und meine Mutter bat mich, ihre Geschichte zu veröffentlichen, um vor allem Hoffnung und Mut zu machen, all jenen, die ähnliches durchstehen müssen.

Glücklich, wer noch hoffen kann, ...

Es begann im Februar diesen Jahres - ungewohnter Druck im Oberbauch, - häufiges Aufstoßen über zwei bis drei Tage. Ein Gang zur Hausärztin war die Folge. Sie schien das Unheil schon zu ahnen und schickte mich sofort zur Magenspiegelung, zum CT und zum Ultraschall.
In einem zehntägigen stationäreren Aufenthalt im Uni-Klinikum stellten Spezialisten einen 4 cm großen Tumor an der Bauchspeicheldrüse fest. Habe ich nun Krebs? Die Diagnose schien bei den Ärzten festzustehen, wenn auch nicht bei allen. Mit dieser Sicherheit wurden die Chirurgen befragt, die – auch in der Überzeugung, einen bösartigen Tumor vorzufinden – die primäre OP ablehnten. Zu großer Befund, inoperabel hieß es, eine Chemo sei das beste. Ich sollte entlassen werden. Ein hoffnungsloser Fall, mein Schicksal damit besiegelt!?
Eine Stunde später – Kommando zurück! Die Biopsie-Probe, die bis dahin noch nicht vorlag, hatte keine bösartigen Zellen enthalten, die eine eindeutige Aussage erlaubten. Doch kein hoffnungsloser Fall? Also nur Wochenendentlassung, dann neue Aufnahmen, neue Biopsie. Allmählich machten meine Nerven sich selbstständig, wer hält das ohne psychische Spuren aus?
Auch die zweite Biopsie brachte kein eindeutiges Resultat. Und nun? Die gleichen Chirurgen, die kurz zuvor nicht operieren wollten, erklärten sich nun bereit, sehr interessiert. Plötzlich war ich „operabel“... Nein, so nun auch wieder nicht. Während der OP würde man sehen. Dieses Hin und Her, heute Leben, morgen Tod, die Uneinigkeit der Ärzte übertrug sich auf mich. Man sollte solche Diskussionen eben nicht im Beisein des Patienten führen. Dies hat in mir das Wichtigste für eine wie auch immer geartete Behandlung zerstört – das Vertrauen in die, denen man sich ausliefert. Das klingt zwar hart, aber ich fühlte mich ausgeliefert. Nur weg von hier!
Nun kam der unschätzbare Rat eines klugen und richtungsweisenden Hausartzes zum Tragen. In meiner Hilf- und Hoffnungslosigkeit nahm meine Hausärztin, Frau M. Weis, sofort mein Schicksal in beide Hände und schaffte das Unmögliche. Sie stieß in den Ärzten des Klinikums Stralsund, allen voran CA Dr. M. Birth, auf kompetente und vor allem sie und mich akzeptierende Partner. Innerhalb einer Woche stand für mich dort ein OP-Termin fest. Dass die OP riskant wird, darüber wurde ich ausreichend aufgeklärt. Mitentscheidend war mein unbedingter Wille dazu. Eine Angiographie ging der OP noch voraus. Mein Fall war nun nicht mehr inoperabel. Glücklich, wer noch hoffen kann, ...
CA Dr. Birth und seine Kollegen, egal ob Assistenzärzte, Anaesthesisten, Internisten oder Schwestern, stellten keinen Vorbefund in Frage, bauten auf vorhandenem auf. Am 21. April erfolgte eine neunstündige OP. Die Pfortader war angegriffen, hier musste ein Patch gesetzt werden. Die OP war schwierig, eine chirurgische Meisterleistung!!! Auch hier zunächst Suche nach dem Tumor im Pankreaskopf – Schnellschnitte – leer! Wieder entschied das Gefühl des Arztes, denn Dr. Birth machte weiter, suchte im Korpus, der ihm suspekt vorkam. Nach zwei intraoperativen negativen Schnellschnitten hätte er ja auch aufhören können... Und da war er, der nun leider doch bösartige Tumor. Und er konnte vollständig entfernt werden. Tumornahe Lymphknoten waren befallen, nur in dem zystisch veränderten Flüssigkeitsareal waren vereinzelt Tumorzellen enthalten, nicht im freien Bauchraum und nirgendwo sonst. Ich hatte bis dato keine Ahnung von Klassifikation von Tumorleiden und erfuhr nun, dass eine R1 – Resektion bei einem Bauchspeicheldrüsenkarzinom etwas ganz seltenes war, größtmögliche Chancen bietet, und plötzlich war da wieder eine!
Das Entscheidende, die größtmögliche Senkung der Tumorlast für meinen Körper durch radikalste OP, war erreicht. Vielleicht doch einer von den 2-3% zu sein, die diese magischen 5 Jahre nach Diagnosestellung schaffen und damit die Aussicht auf Heilung zu haben, diese Chance verdanke ich Dr. Birth und seinem Team und einer konsequenten Hausärztin.
Ich muss mich noch daran gewöhnen, dass mein Leben nun diktiert wird von Chemo, Blutkontrollen, Aufbaupräparaten für Erys, Leukos und das Immunsystem. In der „Praxis um die Ecke“ bei meiner Hausärztin für all das einen Partner zu haben, der verzahnt ist mit dem Klinikum und dort akzeptiert wird, gibt mir das Gefühl einer allseitigen Betreuung und Versorgung, spart viele Wege und Zeit, die für mich plötzlich eine ganz andere Rolle spielt.
Als gesunder Mensch begann ich das Jahr 2006, eine „Standarddiagnose“ machte mich zum Todgesagten, das Gefühl des Operateurs gab mir eine Chance.
Das Leben fühlt sich heute anders an, kostbarer, die Einmaligkeit jedes Tages sind mir und meiner Familie jetzt erst so recht bewusst und ich will noch viele erleben!
Die Lehre aus dem Ganzen: Ergründe, was du selber willst und wofür du bereit bist, zu kämpfen und dann suche dir einen Partner, der dahin führt und leitet – und vertraue, sonst geht gar nichts!

Immanuel Kant sagt:
Der Himmel hat den Menschen gegen die vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.
Ich kann wieder diesen Worten glauben. Dafür danke ich allen zutiefst, die mir dabei geholfen haben.
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