Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 20.01.2006, 21:06
Katrin21 Katrin21 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 13.12.2005
Beiträge: 5
Standard Immer stark sein...

Ich habe es noch nicht geschafft hier etwas zu schreiben, obwohl ich schon länger wollte. Ich musste aber immer weinen,wenn ich die ganzen Beiträge und vor allem Gedichte gelesen hab und mich dann an meine Mutter erinnert hab, sodass ich einfach nicht mehr schreiben konnte.

Meine Mama ist am 17.09.2005 gestorben. Es waren die Hirnmetastasen,mit denen sie seit Mai kekämpft hatte. Obwohl es zu dem zeitpunkt zum ersten mal seit der Darmkrebsdiagnose 2001 gut aussah...

Bei der Diagnose im Mai war ich mitten in meinen Abi-Vorbereitungen, nach dem Abitur habe ich mich 3 Monate um meine Mama gekümmert und habe die Hochs-und Tiefs der Bestrahlungen mit Ansehen müssen. Ich musste aber stark bleiben,schließlich musste ich mein Abi schaffen, sie zu den Ärtzen fahren und den Hauhalt schmeißen.

Ich musste mit ansehen,wie sie irendwann beim gehen jemanden zum stützen brauchte und zum Schluß nicht einmal mehr alleine aufstehen konnte.
Ich musste mit dem schlechten Gewissen klarkommen auf Grund meiner beginnenden Ausbildung ab September nicht mehr den ganzen Tag für sie da zu sein.

Ich habe meiner Mama nie gezeigt,dass ich mir sorgen mache oder Angst habe. Ich glaube ich habe in dieser zeit nicht einmal geweint,obwohl ich wusste das ich sie verlieren würde. Jemand musste ja strak sein...
Die letzte Woche vor ihrem Tod musste sie zum xten mal ins Krankenhaus. Sie war nun ein Pflegefall geworden...

Am Montag ist sie rein und ich konnte sei einfach nicht besuchen. Ich wusste von meinem Vater,dass sie in einen schlaf versetzt wurde und ich wollte sie mir so nicht angucken. schließlich war es meine Mutter,die immer an meiner Seite war,die die Starke war und mich gesund gepflegt hat wenn ich krank war.Sie hat mir jeden Mittag,wenn ich aus der Schule gekommen mit Mittag gekocht.Sie hat mich gefragt wie es mir geht,wie es in der Schule läuft...

am Freitag war ich mit meinem Bruder da,weil ich Donnerstag abend das Bedürfnis hatte sie zu sehen.
Ich hab es aber nicht lange ausgehalten...
Am Samstag früh hat mich mein Vater geweckt und erzählt,dass sie in der Nacht gestorben ist.
Ich bin mir ziemlich sicher,dass sie auf mich gewartet hat und ich bin ihr so dankbar dafür!

Jetzt muss ich stark sein um die Ausbildung und Schule gut hinzu bekommen. Aber es ist oft so schwer.

Aber richtig stark sein kann ich nicht.
Ich habe es noch nicht geschafft ihr Grab zu besuchen.Ich bin einfach zu schwach dafür...

Ich danke euch fürs zuhören.

Katrin
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 20.01.2006, 21:51
Benutzerbild von Marinchen
Marinchen Marinchen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.12.2005
Ort: NRW
Beiträge: 93
Standard AW: Immer stark sein...

Hallo Katrin!!!!

Zunächst möchte ich dir mein tiefes Mitgefühl für deinen schmerzhaften Verlust deiner geliebten Mama aussprechen. Ich kann sehr gut nachvollziehen wie groß dein Schmerz und deine Wut auf diesen Schicksalsschlag ist. Mein Vater ist am 07.10.2005 nach kurzer aber heftiger Krebskrankheit von uns gegangen. Er hat die Diagnose Nierenkrebs mit Lügenmetastasen erst am 6.08. 2005 festgestellt. Wir waren alle absolut geschockt, als wir davon erfuhren. Wir wussten zwar, dass es für ihn keine Heilungsmöglichkeiten gab, aber dass er so schnell von uns gehen würde, damit hat keiner von uns gerechnet. Er war erst im März 50 geworden. Und nun ... .

Deine Mutter hat den Kampf gegen den Krebs nicht verloren, sondern sie hat ihn mit ihrem Tod besiegt. Denn jetzt hat sie keine Leiden mehr auszuhalten, alle Medizin konnte nicht mehr helfen. Für uns ist das unvorstellbar, weil wir zurückbleiben müssen und den Schmerz der Trauer und des Verlustes nicht aushalten können. Es dauert lange, wenn nicht sogar ewig, all das zu verkraften. Aber irgendwann wird auch für uns, die einen Verlust verkraften müssen, die Sonne wieder scheinen, anders scheinen.

In dem Sinne wünsche ich Dir Zuversicht und lasse Dich in Verbundenheit drücken, denn auch ich habe mit diesem Schmerz zu kämpfen.
Marinchen
__________________
Jenseits der Zeit, gibt es kein Leid, keine Tränen an dem Ort, den wir Himmel nennen.

(Clemens Bittlinger)

Geändert von Marinchen (22.01.2006 um 13:31 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 20.01.2006, 22:06
Katrin21 Katrin21 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 13.12.2005
Beiträge: 5
Standard AW: Immer stark sein...

Hallo Marinchen!

Vielen dank für dein Mitgefühl und auch dir mein herzlichstes Beileid.

Es hört sich so blöd an, aber ich bin ja froh,dass sie erlöst wurde. Es ist eben nur jetzt dieser Schmerz damit klar zu kommen. Man fühlt sich so oft so allein.

Aber meine mutter war ein Mensch,der niemandem zur last fallen wollte und vor allem nicht ihrer Familie. In meinem ganzen leben habe ich sie nie traurig oder verzweifelt gesehen. Auch wenn sie es vielleicht war,so hat sie sich nichts anmerken lassen und war einfach für ihre Kinder da.
Deshalb war es wahrscheinlich sehr schwer für sie,dass sich ihre jüngste um sie kümmern "musste".
Ich glaube sie ist glücklich gestorben,dass wir unserem Leben wieder nachgehen können und nicht mehr die Sorgen um sie haben (so denke ich jedenfalls wird sie Gedacht haben). Außerdem war sie so stolz auf mich,dass ich mein Abitur geschafft habe und glücklich,dass mir meine Ausbildung so gut gefällt.
Sie ist gestorben als sie wusste,dass mein Vater,mein Bruder, meine Schwester und ich gut versogt und glücklich(mit allen anderen Sachen,die man noch so im leben hat) sind.

Ich danke meiner Mutter für alles,was sie für mich getan und was sie mir beigebracht hat.

Katrin
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 21.01.2006, 05:04
Benutzerbild von GEP
GEP GEP ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.12.2005
Ort: ab 02.12.2006 in Hessen
Beiträge: 135
Standard AW: Immer stark sein...

Hallo Katrin,

auch ich möchte Dir mein tiefes Mitgefühl für den schmerzhaften Verlust Deiner geliebten Mutter übermitteln.

Sei gewiss, das es hier nur liebe Menschen gibt, die Dir zuhören und Dir mit Antworten weiter helfen können und werden.

Liebe Grüße
Gerhard
__________________
Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. B.Brecht
Wir haben gekämpft und trotzdem verloren.

Die Zeit heilt nicht alle Wunden. Sie lehrt uns nur, mit dem Unbegreiflichen zu leben.
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 21.01.2006, 09:07
Benutzerbild von Mela
Mela Mela ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 20.01.2006
Beiträge: 7
Standard AW: Immer stark sein...

Hallo Katrin!
Meine Mutter ist am 05.03.2003 an Krebs gestorben, damals war ich 23. Ich kann auch gut verstehen wie Du Dich fühlst. Als meine Mama damals gestorben ist, habe ich gerade neben meiner Arbeit eine Abendschule besucht und hatte dadurch auch wenig Zeit für sie. Aber sie hätte auch nicht gewollt, dass ich wegen ihr alles hin schmeisse. Auf den Friedhof gehe ich heute noch nicht oft, denn wenn ich ihren Namen auf dem Grabstein lese, kommen alle Gefühle wieder hoch und ich muss daran denken, was sie für Schmerzen gehabt hat. Ich wollte immer Worte hören, die meinen Schmerz aufhören lassen, aber Niemand sprach sie bis heute aus. Ich weine immernoch viel, weil ich sie so sehr vermisse. Ich wünsch Dir alle Kraft der Welt, Deinen Alltag normal weiter zu leben. Wie geht es Deinem Vater?

Geändert von Mela (21.01.2006 um 09:09 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 21.01.2006, 10:12
Katrin21 Katrin21 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 13.12.2005
Beiträge: 5
Standard AW: Immer stark sein...

HAllo Mela!
Wie es meinem Vater geht ist schwer zu sagen. Wir reden nicht drüber...
Aber ich denk mal,dass es ihm auch nicht so gut geht,weil meine Eltern 33 Jahre verheiratet waren.
Was jedoch ganz gut ist, ist,dass meine Eltern eh unser Haus verkaufen wollten und es kurz nach dem Tod meiner mutter geklappt hat. So hat er jetz eine neue Wohnung wo nicht in jeder Ecke erinnerungen stecken.
Er hat vor Weihnachten sogar einen 3-wöchigen Neuseelandurlaub gebucht. Es war immer sein Traum nach Neuseeland zu fahren und jetzt wollte er das tun.

Ich kann auch nicht zu ihrem Grab gehen,weil ich Angst habe den namen zu lesen und es dann so richtig zu realisieren.

Liebe Grüße, Katrin
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 21.01.2006, 10:39
Benutzerbild von Ylva
Ylva Ylva ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 21.10.2005
Ort: Hessen
Beiträge: 3.113
Standard AW: Immer stark sein...

Liebe Katrin,

ich druecke dich gedanklich einfach mal ganz feste

Auch ich bin noch relativ jung und meine Mutter ist an Brustkrebs erkrankt als ich mitten in den Abschlusspruefungen der Realschule war.
Ploetzlich aendert sich dein leben grundlegend und der Mensch, der immer fuer dich da war, der dich auffing - deine mutter - war nun ploetzlich derjenige der Halt brauchte.

Ich finde du kannst stolz auf dich sein! Ich habe grossen Respekt vor dir,dass du deine Mama gepflegt hast und fuer sie da warst. Ich bin mir sicher das sie auch ganz,ganz stolz auf ihre Tochter ist.
Aber Katrin,du warst lange genung stark.
Wir duerfen auch mal schwach sein,DU darfst auch schwach sein...lass den Traenen freien lauf es wirkt manchmal befreient.

Ich wuensche dir alles,alles Liebe

Ylva
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 21.01.2006, 22:33
Moni Hirsch Moni Hirsch ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.08.2005
Beiträge: 254
Standard AW: Immer stark sein...

Hallo Katrin !

Es gibt kein Patentrezept wie man trauert.Jeder muß da seinen eigenen Weg finden (leider).

Ich gehöre zu dennen die es "begreifen" müßen.

2002 starb meine BESTE Freundin im alter von 35 Jahren an .........NICHTS.
Sie wollte sich nur sterilisieren lassen,Kerngesund,verheiratet mit zwei Kindern.
Die Ärztin machte EINIGE Fehler (Tagesklinik).Viel zu spät wurde der NAW gerufen.Nach einer weiteren Stunde war sie Tod.

Auf Ihrer Beerdigung nahm ich ihre Urne fest in den Arm,küsste sie und stellte sie zurück.Keine Ahnung warum,aber ICH brauchte das.Da erst begriff ich es richtig und konnte trauern.
Vergessen habe ich seither NICHTS - Ich vermisse Sie.
Doch seid ihrer Beisetzung war ich nie wieder auf dem Friedhof.Ich kann einfach nicht. Noch nicht.

Ich wünsche Dir das auch Du Deinen Weg wieder findest !
Moni
Mit Zitat antworten
  #9  
Alt 31.01.2006, 11:27
Katrin21 Katrin21 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 13.12.2005
Beiträge: 5
Standard AW: Immer stark sein...

Danke erstmal euch allen für die lieben Worte...
Ich bin froh, dass man hier einen Platz hat wo man mit Leuten reden kann,die einen verstehen.Das hilft schon.
Im Moment geht es mir sogar ganz gut. Habe mir angewöhnt "mein Vater" und nicht mehr" meine Eltern" zu sagen,wenn ich über meine Familie spreche.
Hab heute meine Bestätigung für Halbwaisenrente bekommen,da war es aber schon komisch immer den Namen meiner Mutter zu lesen...

Lasst euch alle Drücken und weiterhin auch viel Kraft für euch.

Liebe Grüße,Katrin
Mit Zitat antworten
  #10  
Alt 31.01.2006, 23:55
Wolke123 Wolke123 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.12.2005
Beiträge: 18
Standard AW: Immer stark sein...

Hallo katrin,

es tut mir sehr leid für dich, was du durchmachen musst. Deine gedanken, gefühle und erlebnisse sind mir sehr vertraut. Meine mutter ist vor 1,5 Jahren verstorben. Ich steckte mitten im Studium, hatte so wenig zeit, habe sie viel zu selten zuhause besuchen können, ich habe mich verrückt gemacht, gegrübelt, was ich tuen kann, und musste doch immer meinen Pflichten nachkommen, IMMER STARK SEIN ....
ich finde es heute auch immer noch merkwürdig, wenn ich auf irgendwelchen Forlmularen vom BaFögamt oder von der Bundesversicherungsanstalt den namen meiner mutter lese, mit Todesdatum..oder wenn ich selber in gesprächen sagen muss, das meine Mutter verstorben ist... Es ist immer so, als ob es jemand anderes sagt, meine Stimme ist mir dann total fremd. Ich weiss nicht, ob sich das je ändern wird, es ist so schwierig, aber ich kann damit leben, ich "funktioniere" immer, und immer öfter kann ich auch mit einem Lächeln an meine mutter zurückdenken, an schöne Dinge, und auch wenn ich daran denke, das meine Mama immer bei mir sein wird, das ich sie immer in meinem Herzen mit mir herumtrage, und wir so noch schöne Dinge gemeinsam erleben können

Alles Gute!
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 12:57 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55