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Alt 27.11.2010, 13:00
patafix patafix ist offline
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Beiträge: 17
Standard AW: PEB Chemo: 1 vs. 2 Zyklen ???

Hallo Tom,

ich habe Deinen Beitrag beim Googlen gefunden, da mich die gleiche Frage beschäftigt hat. Für Dich mag also meine Meinung nicht mehr relevant sein, aber vielleicht für zukünftige Patienten.

Bei mir wurde mit Mitte 30 Hodenkrebs diagnostiziert (Nichtseminomatöser Keimzellentumor, embrionales Karzinom) und operativ entfernt. Tumormarker waren weder vorher noch nachher vorhanden, die restliche Diagnostik nach OP war weitestgehend ohne Befund (zwei Lymphknoten leicht geschwollen, sonst nichts). Mein behandelnder Urologe hat mich über die best practices der Weiterbehandlung aufgeklärt (zwei Zyklen PEB vs. "wait and see") und ich habe mir eine Zweitmeinung von einer mir empfohlenen Uniklinik eingeholt.

Die Zweitmeinung hat mir dringend zu einer Chemo geraten, da aller Erfahrung nach mit 90% Wahrscheinlichkeit die Lymphknoten in den kommenden Monaten metastisieren würden, und mich ebenfalls auf die aktuelle Studie "1x PEB vs. 2xPEB" hingewiesen. Ich habe mich nach langer Überlegung für einen geplanten Zyklus PEB entschieden (an der Studie konnte ich aufgrund der Randomisierung nicht mehr teilnehmen) und bin da seit einiger Zeit auch durch. Der Zyklus wurde normal mit einer Woche stationär und zwei ambulanten Nachbehandlungen organisiert.

Die Entscheidung, welche Behandlung Du machen willst, kann Dir leider niemand abnehmen. Ich habe mich selbst, trotz allen Ratschlägen von Familie und Freunden, bei der Entscheidung auch sehr alleine gefühlt, aber genau das ist es: Du triffst für Dich die Enscheidung und egal wie sie ausfällt, geh in dem Moment davon aus, dass es die richtige Entscheidung war. Wenn ich in einem Jahr feststelle, dass ich noch mal durch muss, dann hat das für mich keine Auswirkung auf meine heutige Entscheidung, weil hinterher weiß man immer mehr.

Im Endeffekt dreht sich die Medizin auch nur um Wahrscheinlichkeiten. Eine absolute Sicherheit hast Du selbst bei 2x PEB nicht. Wenn Du gute Ärzte hast, die Dir verantwortungsvoll Rat geben können (und die mehr als einen Hodenkrebspatienten im Jahr sehen! --> Zentren!), kannst Du die Angaben über Wahrscheinlichkeiten berücksichtigen. Ich hatte so viel Vertrauen in meinen Arzt, dass ich das Risiko eines Zyklus PEB statt zwei Zyklen für mich persönlich, in meiner damaligen Situation und Lebensplanung, vertretbar fand. Hätte mir der Arzt davon abgeraten und zwingend zu zwei Zyklen geraten, hätte ich beispielsweise den einen Zyklus bei aller Erleichterung nicht in Betracht gezogen.

Die Wahrscheinlichkeiten und die Risiken musst Du selbst abwägen. Wenn für Dich die Lösung 1x PEB in Betracht kommt, wenn Du Dich mit Deiner Entscheidung wohl fühlst, wenn Dir eine verkürzte PEB in Deiner aktuellen Lebenssituation entgegen kommt, dann klingt das nach einer guten Entscheidung. Wenn Du Dir nicht sicher bist, dann geht den bewährten Standardweg.

Was mich hier an einigen Antworten geradezu entsetzt hat, ist die "Menschenversuch", "Versuchskaninchen", "Experiment" Geisteshaltung. Wer so einen Quark von sich gibt, sollte sich vielleicht mal überlegen, auf was für einer Basis die heutige Medizin entstanden ist und auf welcher Basis seine jeweilige Heilung mit einer Standardprozedur stattgefunden hat. Ohne Studien, wie auch die derzeitig laufenden 1xPEB vs 2xPEB, würde die heutige Behandlung von Hodenkrebs vermutlich wie vor zwanzig Jahren noch in Kotzorgien und kaputten Körpern enden.

Natürlich ist es jedem freigestellt, an Studien teilzunehmen. Freiwilligkeit ist ein Wesensmerkmal einer kontrollierten klinischen Studie. Aber Grundlage für die Entscheidung sollte die persönliche Risikoabwägung sein, eine klare Aussage der Mediziner, eine adäquate Betreuung, (wie auch von anderen bereits bemerkt) und nicht Angst vor "Menschenversuchen".
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