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  #16  
Alt 30.09.2003, 19:09
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Standard ich habe schuld

Hallo lieber Rollo,

**bei Dir habe ich allerdings das Gefühl, das ich Dich kenne.

kannst du das näher erklären *sehr neugierig bin*

**Als nach ihrem Tod das Telefon klingelte, hatte ich das ganz starke Gefühl, meine Frau fragt wo ich bleibe

ich weiß nicht, wie das bei deinen Nahtod Erfahrungen war - viele berichten da von einer Bewußtseinserweiterung. Wenn man davon ausgeht, dass nun auch deine Frau eine Bewußtseinserweiterung erfahren hat - vielleicht wollte sie dir mit dem Klingeln auch etwas anderes sagen.

Anja schreibt:
>ein weiterer unterschied ist, ich (wir) sind abgelenkt.<

Ich denke das ist ein sehr großer Unterschied - im Gegenteil zu uns hast du nicht nur einen lieben Menschen verloren, sondern auch alles was eine Zweisamkeit ausmacht - und jeder Moment erinnert dich schmerzlich daran.
Ich denke dein Schmerz ist so besonders tief, weil du eine besonders innige Partnerschaft geführt hast - was andererseits nicht jedem vergönnt ist (wenn ich mir die Scheidungsraten anschaue... eigentlich nur wenigen).

Wie Anja und die anderen würde auch ich dir gerne helfen - dein Schmerz berührt mich sehr - aber ich fürchte im Grunde kannst du das nur selber. Doch wenn dir dabei das eine oder andere Wort von uns hilft, würde mich das sehr freuen.

Ich wünsche dir, dass sowohl deine körperlichen als auch deine seelischen Schmerzen erträglich werden und du deinen Weg hier auf Erden weitergehen kannst.

Alles Liebe, Afra


@Anja W
Danke liebe Anja; weißt du ich habe vor etwas über einem Jahr selbst viel Kraft und Hilfe aus diesem Forum bekommen, als bei meinem Vater plötzlich die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs feststand - mir wurde hart aber herzlich die Meinung gesagt (von der krassen Brigitte = Känguruh). Offenbar hatte ich genau das notwendig - ich habe viel gelernt seit dieser Zeit (nicht zuletzt über mich).
Vielleicht kann ich ein bisschen von dem zurückgeben, was ich bekommen habe :-)

Liebe Grüße auch dir und allen anderen hier.
Afra
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  #17  
Alt 02.10.2003, 14:00
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Standard ich habe schuld

Guten Tag ihr Lieben,
hallo Afra, woher ich Dich kenne. Nein ich kann das nicht erklären. Deine Worte sind mir so vertraut, und das schlimme Schicksal des kleinen Mädchens von dem Du berichtet hast, ich hatte schon davon gehört. Vielleicht irre ich mich aber auch.
Die Nahtod-Erlebnisse. Ich weiß von meiner Frau, daß sie ähnliches wie ich erlebt hatte. Wir haben oft darüber gesprochen. Vielleicht schaffe ich es mal darüber zu schreiben. Zur Zeit kann ich es noch nicht.
Und ja, ich bin dankbar das mir ein Leben mit meiner Frau ermöglicht war. Ich habe es immer als ein Geschenk des Himmels empfunden, daß ich diese, meine Frau bekommen hatte. Aber ohne sie kann ich auch nicht mehr sein. Eine Existenz nur in Erinnerung, das ist kein Leben. Ich frage mich oft warum ich hier bleiben muss, austherapiert krank, ertrage die körperlichen Schmerzen nur mit Morphium, brauche andere Menschen die mich versorgen, kurzum, zu nichts mehr Nutze.
Wisst Ihr darauf eine Antwort?
Viele liebe Grüsse
Rollo
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  #18  
Alt 02.10.2003, 18:15
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Standard ich habe schuld

Lieber Rollo,

mir fällt spontan eine Sache ein zu der wir dich hier brauchen. du zeigst uns allen hier, dass wir nicht alleine sind mit unserem schicksal. das es auch noch andere menschen gibt, die traurig sind und nicht mehr weiter wissen. mir hilft es auch, dir ein paar worte zu schreiben. ob sie helfen weiß ich nicht. aber ich denke du hast das gefühl du bist nicht alleine und wir hören dir zu. und irgendwann wird jemand anders hier schreiben und deine hilfe benötigen und du wirst ihm ein paar tröstende und mitfühlende worte vermitteln. Und irgendwie wird es auch dir wieder helfen. ist das nicht schon eine ganze menge?
noch eins, du erzählst wie wundervoll deine frau war. ohne dich hätten wir hier davon nie erfahren. deine kinder würden noch ihren vater verlieren. denkst du, dass wäre gut für sie. sie trauern schon um ihre mutter. Ich weiß, für dich mag das belanglos sein und verglichen mit deinem seelischen und körperlichen schmerz. es ist schwer einem menschen der seinen lebensmut verloren hat zu helfen, erst recht wenn der geliebte partner nicht mehr da ist. aber überlege und sei ehrlich. würde deine frau wollen, das du aufgibst?????? ich denke nicht. klar, ein mensch kann nur bis zu einem bestimmten punkt schmerzen ertragen, aber trotzdem ist das leben wertvoll. hast du mal mit deinen kindern über deine gefühle geredet oder bist du einfach nur übelgelaunt, wenn sie kommen. verstehen sie wirklich was in dir vorgeht? ich denke, du solltest offen mit ihnen reden, nur dann können sie dir helfen. ich kenne nicht viel über euer verhältniss, aber offen miteinander zu reden, ist immer gut. oder wenn du es, warum auch immer nicht mit deinen kindern sprechen möchtest, gibt es vielleicht jemanden in deiner gemeinde, der dir zuhört. vielleicht ein seelsorger oder ähnliches.

fühle dich gedrückt und umarmt. es ist schön dich kennen gelernt zu haben und freue mich auf deine antwort.

liebe grüße
anja w.
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  #19  
Alt 03.10.2003, 09:30
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Lieber Rollo,

**.....kurzum, zu nichts mehr Nutze. Wisst Ihr darauf eine Antwort?

Anja hat mir die Worte ja schon teilweise aus dem Mund genommen ;-). Aber ich würde noch weiter gehen. DU HILFST BEREITS DIE GANZE ZEIT!!! Schau dir doch mal die Anzahl der Aufrufe deines Threads an, und dann die Anzahl derer, die hier schreiben. Was meinst du wieviele unter den "nur" Lesern sind, die sich bei deinen Texten sagen: ja, da ist einer der beschreibt ganz genau meine Gefühle, der versteht mich (und auch wenn sie nie die Kraft haben werden, selbst hier zu schreiben, aus deinen Zeilen Mut schöpfen) - oder andere, die ihr eigenes Schickal an deinem relativieren können, und dadurch wieder leichter "auf die Beine kommen"...

**Ich frage mich oft warum ich hier bleiben muss, austherapiert krank, ertrage die körperlichen Schmerzen nur mit Morphium, brauche andere Menschen die mich versorgen,...

Aber ich verstehe dich hier auch. Ich denke, wenn man nicht selbst davon betroffen ist, ist es eigentlich unmöglich wirklich nachfühlen zu können, wie es ist ständig große Schmerzen zu haben, austherapiert zu sein (was für ein grauenhaftes Wort), und von der Hilfe, sowie vom Wohlwollen anderer Menschen abhängig zu sein. Und dazu noch der seelische Schmerz um deine Frau.
Doch ich hoffe, du findest den Grund, warum du noch hier sein sollst, welche Aufgabe du hier noch hast - ich bin sicher es gibt eine.

Übrigens: auch ich fühle eine Vertrautheit zu dir - vielleicht magst du mir ja doch mailen?

Liebe Grüße und alles Gute
Afra
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  #20  
Alt 03.10.2003, 11:32
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Lieber Rollo,

ich hoffe dir geht es heute etwas besser. ich denke an dich. und afra hat natürlich recht. du hilfst bereits jetzt schon. soviele menschen, die deine beiträge aufrufen und lesen. wann schenken einem schonmal soviele ihre aufmerksamkeit. du wirst gehört.

wünsche euch einen schönen tag.

liebe grüße
anja.w.
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  #21  
Alt 03.10.2003, 17:24
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Hallo Anja, hallo Afra,
ich nehme Euch ganz fest in den Arm. Mehr kann ich im Moment nicht, jedesmal wenn ich schreiben will, laufen mir die Tränen durchs Gesicht und es gelingt mir einfach nicht ein paar vernünftige Sätze zustande zu bringen. Bitte seid mir nicht böse.
Eigentlich möchte ich Euch soviel mitteilen, und noch mehr von euch wissen, doch ich bin sprachlos. Jedenfalls zur Zeit.
Bis nachher. Alles Liebe,
Rollo
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  #22  
Alt 03.10.2003, 17:27
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lieber rollo,

lass dir zeit. es tut mir leid, dass es dir heute nicht gut geht. bis später.

alles liebe
anja.w
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  #23  
Alt 03.10.2003, 17:52
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Ja Rollo, lass dir soviel Zeit wie du brauchst. Trauer verläuft in Wellen, und ich denke dich hat gerade eine ganz große erwischt. Weine und schrei deinen Schmerz hinaus.

Danke für's in den Arm nehmen, ich drücke dich auch ganz fest!!

Liebe Grüße
Afra
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  #24  
Alt 04.10.2003, 15:25
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Standard ich habe schuld

Liebe Anja, liebe Afra, guten Tag an alle,
es geht mit heute besser. Ich habe vorhin sogar alleine geduscht. Normalerweise verboten, doch ich habe mir die Wunde am Bauch aufgerissen und das hat sich entzündet. War nicht so schön.
Dafür fühle ich mich jetzt auch viel besser.
Ich könnte jetzt gut zum Friedhof fahren, doch am Wochenende und an Feiertagen fahren die öffentlichen Verkersmittel alle in die verkehrte Richtung. Und es hat auch sonst keiner Zeit mich zu fahren.
Die Zeilen die Ihr mir in den vergangenen Tagen geschickt habt, waren wunderbar. Ich habe sie richtig in mich reingesaugt. Ihr helft mir sehr. Es ist schön, zu wissen, das jemand da ist der Verständnis aufbringt.
Liebe Anja, quält Dich der Tinnitus noch sehr? Ich würde Dir auch so gerne helfen, so wie Du mir. Kann ich das?
Ich habe auch eine Frage an Dich und hoffe sie wühlt Dich nicht zu sehr auf.
Du hast am Anfang dieses Thread von Deiner Mutter und von Deinem Vater geschrieben. Du schriebst das Deine Mutter sich auch mit Hep C angesteckt hat und sich daraus, wie bei meiner Frau, Leberkrebs entwickelte. Und das Du und auch Deine Geschwister diese Krankheit nicht hast.
Das Schicksal ist fast identisch mit dem unseren. Meine Frau wurde 1976, nach der Geburt unserer Jüngsten, durch eine Bluttransfusion mit dem Virus infiziert. Damals kannte man Hep C ja noch nicht. Und obwohl, mangels Wissen, wir keine Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, sind auch wir anderen alle gesund geblieben. Wir sind oft gegenseitig mit unserem Blut in Kontakt gekommen. Auch die Kinder und Enkel, wenn sie sich verletzt hatten, wurden ohne Vorsicht behandelt. Keiner ist erkrankt. Doch als meine Frau aus der Klinik zu unserer Friedhofskapelle gebracht wurde, durfte der Sarg nicht mehr aufgemacht werden. Begründung, Schutzmaßnahmen bedingt durch die Seuche Hep C. Ich durfte meine Frau nicht mehr sehen und kann das bis heute nicht verstehen. Vorher, in der Klinik und auch die ganze Zeit, seitdem wir von ihrer Krankheit wussten hat niemand etwas gesagt und den letzten Abschiedskuss hat man mir verwehrt. War bei Euch das Gesundheitsamt auch so unerbittlich?
Liebe Afra, ich hoffe die Anrede ist richtig, ich werde Dir bestimmt eine mail schicken, ein wenig Zeit brauche ich noch.
Viele, viele liebe Grüsse, ich drücke Euch wieder ganz fest und danke das Ihr da seid.
Rollo
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  #25  
Alt 04.10.2003, 17:11
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Lieber Rollo,

wie gut ich Deine Gefühle, Deine Fragen verstehen kann. Du bist
aber tatsächlich nicht alleine. Vielen Betroffenen geht es so.
Es gibt Selbstanklagen, es gibt sehr positive Rückblicke, es gibt unendlich viele Fragen in bezug auf die Gegenwart und die Zukunft.

Ich habe meine Frau um Juni 2000 durch eine sehr seltene Krebsart verloren (Siehe mein Thread in diesem Hinterbliebenen-Forum im Archiv 3 etwa vom Juli 2003 mit dem Titel: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit).

Ich habe Deine Beiträge und die Antworten still verfolgt.

Glaube mir, aus Deinen Schilderungen geht hervor, daß Du sehr liebevoll ALLES getan hast, was Du tun konntest. Es wurde Dir jedoch von unerreichbarer Warte aus bedeutet, daß Deine liebe Frau von nun an einen anderen (höheren) Weg ohne Krankheit und Schmerzen gehen wird. Du hast die Chance weiterzuleben.

Suche die Zwiesprache mit deiner Frau (am Grab, in der Natur, wo auch immer). Spreche laut, klage laut, weine laut. Das ist zunächst schwer, aber dann kannst Du vielleicht auch die Entlastung Deiner Seele dabei spüren.

Suche den Gesprächskontakt mit lieben Freunden über Deine tiefe Trauer.

Was Dir vielleicht jetzt wehtun wird, wenn ich es Dir sage:

Entferne die Kleider Deiner Frau, leere die Schränke mit
den Dingen, die Dich ganz, ganz nah berühren und Dir nur
weh tun. Gib Sie der Diakonie oder ähnlichen Institutionen.
Tu was Gutes damit im Sinne deiner Frau.

Es gibt so viele andere ganz positive Dinge in der Wohnung, die Dich an Sie erinnern werden und NICHT schmerzen.

Entferne (Vernichte) die Krankenakten.

Gehe nochmals die vielen Wege, die Du mit Ihr gegangen bist.
Erinnere Dich an die schönen und auch schweren Dinge dabei.
Weine laut.

Gehe nochmals in die Klinik, wo deine Frau zuletzt war.
Prüfe dabei, was in Dir dabei vorgeht und was sich nun bei
Dir geändert hat. Lasse die Tränen zu.

Lasse zu, daß Du selbst sehr sehr viel GELEISTET hast,
Du warst Ihre beste und liebste Unterstützung bis zum letzten
gemeinsamen Augenblick.

Das unergründliche Schicksal (Gott) hat es anders gewollt, Du hast nun alleine weiter zu leben. Es ist sicher ein Wunsch und eine Aufgabe von Deiner Frau für Dich: Lebe und geniesse bewußt die wertvolle Zeit. Suche das Glück in dieser Zeit.

Tue im Sinne Deiner lieben Frau alles, um ZU LEBEN, bewußt zu
handeln und in Verantwortung in die Zukunft zu schauen.

Wenn Du jeden Tag sehr großen Trauerdruck oder immer noch
sehr viel Niedergeschlagenheit spürst und keine Freunde hast,
denen Du Dein Innerstes offenbaren kannst, so suche eine
Trauergruppe auf (Diakonie, Caritas und andere Institutionen bieten so etwas an ). Es wird Dir sehr helfen, Trauer zu verarbeiten, Dich neu zu öffnen für das Leben und Dir vielleicht auch helfen nicht krank zu werden vor Trauer.

Du wirst es schaffen, denn Sie betrachtet dein Tun liebevoll
und wird Dich weiter wunderbar begleiten, auch wenn Sie nun
unsichtbar an deiner Seite ist.

Habe Vertrauen in Dich selbst, lasse alle Deine Gefühle zu, wie
dunkel sie auch sein mögen

Mit lieben Grüßen
Shalom
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  #26  
Alt 04.10.2003, 18:49
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Hallo Shalom,

deinen Zeilen ist wohl nichts mehr hinzuzufügen; sie sind voller Herzensgüte und Weisheit. Ich freue mich für dich, dass du trotz deines schweren Verlustes deinen Weg gefunden hast.

Du hast in deinem Thread geschrieben: "Das Leben macht Sinn, wenn man es mit Sinn füllt. Das tue ich."
Wie recht du hast!!!

Liebe Grüße
an dich, Rollo, Anja und alle anderen
Afra
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  #27  
Alt 05.10.2003, 13:53
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Lieber rollo,

habe gerade nicht viel zeit. möchte dir aber trotzdem kurz antworten. ob das gesundheitsamt bei uns war, weiß ich nicht, glaube ich eher nicht. ich habe auch erst vor kuzem erfahren, dass meine mutter hep.c hatte und sich daraus der krebs entwickelt hat. die ärzte haben immer gesagt, wenn ich meinte, meine mutter hatte leberkrebs, woher das kommt. wo der krebs angefangen hat. sie meinten immer leberkrebs alleine gäbes nicht. also habe ich vor 2 jahren den obduktionsbericht meiner mutter angefordert und da stand es dann. mein vater hat immer gesagt, er wußte nicht warum sie obudziert werden mußte. man hat ihm mit einem gericht gedroht, wenn er sich weigert, wenigsten dern bauchraum für die obduktion freizugeben. das alles war eben für "leberkrebs" sehr seltsam. verbunden mit dem was die ärtze immer sagten, wurde ich mißtrauisch und habe dann eben den bericht angefordert.

ich freue mich, dass es dir wieder besser geht. es ist wirklich schön,dass zu hören.

lieber shalom, schön das du zu unseren gesprächen dazugekommen bist.

liebe grüße an euch drei.

anja w.
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  #28  
Alt 05.10.2003, 17:13
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Lieber Shalom,
Danke für die Zeilen. Deinen Rat befolgend habe ich den Thread gelesen. Ich schaffe das nicht und schließe mich, weil sie alles gesagt hat den Worten von Jenny an.
Vielleicht, Shalom, ist es bei mir so unmöglich weil wir uns nicht, wie Deine Frau und Du und auch viele andere hier, auf den Tod vorbereitet haben. Auch in diesem Punkt habe ich versagt.
Ich habe es weiter oben schon mal geschrieben, ich habe meine Frau an dem Morgen zur Op. überredet. Es bestand nicht die dringende Notwendigkeit zur sofortigen Transplantation. Meine Frau hätte erst wieder zu Kräften kommen müssen, so wie es eigentlich geplant war. An sterben haben wir nicht gedacht.
Ich habe das Gefühl, ich habe meine Frau im Stich gelassen, sie verraten und im wichtigsten Augenblick versagt. Ich werde mit der Schuld nicht fertig.
Ich war auch nach ihrem Tod in der Klinik. Nach dem Fernsehbericht habe ich versucht die Wahrheit zu erfahren. Das Gefühl, das ich dort hatte, möchte ich nicht beschreiben, aber es war böse.
Auf dem Friedhof, an ihrem Grab, da habe ich Ruhe. Da habe ich das Gefühl ihr ganz nahe zu sein, doch wenn ich zurück nach Hause muss, meine ich es zerreisst mich.
Es sind jetzt mehr als 10 Monate vergangen und der Schmerz ist nicht geringer geworden. Ich habe sogar das Gefühl er ist stärker geworden, und ich bin mir immer mehr darüber im klaren, daß ich ohne meine Frau nicht leben kann und auch nicht will.
Ich bin dankbar das ich hier im Forum meine Gedanken schreiben kann. Auch mit dem Gefühl verstanden zu werden. Ich danke Afra und Anja, die mich immer wieder aufrichten wenn ich meine es geht nicht mehr. Und auch Dir Shalom und allen anderen hier danke ich für ihr Verständnis.
Viele Grüsse
Rollo
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  #29  
Alt 05.10.2003, 18:10
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Lieber Rollo,

dein gefühl, die trauer wird immer schlimmer, kann ich sehr gut nachempfinden. mein papa ist am 8.10 auch 10 monate tot und ich habe tage, da liege ich nur im bett und denke, warum das alles. ich bin niedergeschlagen und deprimiert. aber an anderen tagen, geht es mir besser. es braucht einfach zeit. gerade im dezemder wird es sehr hart werden. mein papa ist am 8.12 gestorben und am 10.12 habe ich geburtstag. das schlimmste ist, das man sovieles nicht mehr mit ihm teilen kann. wenn ich heirate sollte er mich nach vorne bringen. er sollte meine noch nicht geborenen kinder in den arm nehmen, ich wollte das er dabei ist und mir mit rat und tat zur seite steht, wenn wir jetzt ein haus bauen wollen. er war maurer. mir fehlen die gespräche mit ihm. wenn er angerufen hat, sagte er immer:"na mein schatz, wollte nur mal hören, ob du noch lebst". soviele kleinigkeiten bei denen ich an ihn denken muß. wenn ich tauben sehe (er hat sie gezüchtet) oder einen hunde, er hatte einen (wir haben eine sehr liebe neue familie für ihn gefunden). sovieles erinnert an ihn.
so richtig vorbereitet war ich auf seinen tot irgendwie nicht. sie haben zwar gesagt, er wird sterben. aber realisieren kann man sowas nicht. man hofft so sehr. er wird es ihnen zeigen und schon ist es vorbei. man kann nicht nachvollziehen, was passiert ist. jetzt nach und nach, merke ich was ich verloren habe. meinen vater. ähnlich geht es dir sicher auch. trauer wird schlimmer mit der zeit, aber irgendwann wird es auch besser. ich sage mir immer. mein vater hätte nicht gewollt, das ich so traurig bin. er hat immer gesagt, genieße dein leben. und das versuche ich auch. im herzen ist er immer dabei. und wenn ich heirate steht er neben mir und wenn ich ein kinde habe, wird er es beschützen und wenn ich baue, wird er darüber wachen. wir müssen daran glauben, das unsere lieben immer dabei sind und sie wollen, dass wir weiter machen, bis wir an der reihe sind. im sept. war im ort, wo mein vater gewohnt hat schützenfest. er war über 40 jahre aktiv dabei. die schwarzen husaren haben auch an seinem sarg wache gehalten und diesen auch getragen. sie hatten ihre uniform an und die beerdigung war so, wie mein vater es sich gewünscht hatte. es waren soviele leute da und das zeigt, wie sehr mein vater den menschen am herzen lag und das ist mir ein großer trost. jetzt im sept. haben die husaren meinem vater eine blumenschale aufs grab gestellt, mit einer schleife und ein paar weiße handschuhe. als meine nichte mir das erzählt hat (ich wohne ja 200km weg), habe ich geweint. einfach, weil so viele menschen noch an ihn denken. sonntags bei der parade, haben sie ihm zu ehren, eine schwarze armbinde getragen. ich glaube ich schreibe etwas konfus. ich dachte, es hilft dir, wenn ich ein bißchen von meiner trauer schreibe.

p.s habe meinen tinnitus seit 3 jahren. im moment wieder ziemlich stark. mache deswegen gerade eine psychotherapie. wir reden auch viel über meine trauer. und das hilft mir sehr. vielleicht kann dies auch gut für dich sein.

also, ich wünsche dir und allen anderen alles liebe und gute. ich freu mich von dir zu hören.

lieben gruß
anja.w
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  #30  
Alt 06.10.2003, 08:17
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Lieber Rollo,

auch ich habe mir viele Fragen gestellt nach dem WARUM, Was wäre wenn gewesen, wenn ich oder die Ärzte dies oder das getan oder nicht getan hätten usw.

Es war für mich Zeit nötig zu begreifen, daß unser Schicksal nicht primär von uns und den Ärzten bestimmt wird, sondern von höherer Warte. Wir sind lediglich Wegbegleiter, wir können jedoch nicht das Schicksal eines Menschen bestimmen (auch nicht eine einzige Minute). Wir sind nicht Herr über Leben und Tod, es wäre vermessen und es wird auch gar nicht von uns oder den Ärzten verlangt.

Somit ist das Schicksal leben zu dürfen oder schon sterben zu müssen in SEINE Hände gelegt und nicht in die der Ärzte oder Lebenspartner.

Dieses ganz tief in meiner Seele zu begreifen gab mir letzlich eine große Entlastung und auch den inneren Frieden.

Mit lieben Grüßen
Shalom
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